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Gegenrichtung angeht, so hatte ich seit meiner Kindheit den Orchesterklang im Kopf und habe<br />

immer versucht, diesen beim Klavierspielen nachzubilden.“<br />

Ashkenazy sitzt hoch und nah an den Tasten, er vermeidet unnötige Bewegungen und überflüssige<br />

physikalische „Projektion“; seine gesamte Energie konzentriert sich auf den musikalischen Inhalt. In<br />

diesem Fall hebt das kleine BBC-Studio die puristische Klarheit seines Ansatzes hervor, während die<br />

Kameraführung hinreichende Gelegenheit gibt, die (in seinem Fall überraschend kleinen) Hände<br />

eines Meisterpianisten bei der Arbeit zu studieren.<br />

Das Schubert-Rezital beginnt mit den ersten beiden der drei späten Klavierwerke D946, welche<br />

manchmal als Impromptus und manchmal als Klavierstücke bezeichnet werden. Beide sind sektional<br />

und basieren auf extremen Kontrasten. Nr. 1 kontrastiert eine fieberhafte Tarantella mit introspektiven<br />

Passagen, wobei die vielschichtigen Akkordstrukturen an die Liederzyklen Winterreise und<br />

Schwanengesang des Komponisten erinnern. Das zweite Stück beginnt mit einer volksliedhaften<br />

Melodie, der dann deutlich unruhigere Episoden gegenübergestellt werden. Als Nächstes folgt<br />

Schuberts Wanderer-Fantasie, eine große Sonate mit vier Sätzen ohne Pause. Ihr Kernstück bildet die<br />

Melodie des Liedes Der Wanderer (D493), die zu Beginn des langsamen Satzes auftaucht. „Ich bin<br />

ein Fremdling überall“ lautet der Text aus einem Gedicht von Georg Philipp Schmidt von Lübeck.<br />

Ashkenazy erzeugt einen samtenen Klang, der hervorragend zum liederartigen Charakter dieser<br />

Stücke passt, und gleichzeitig konzentriert er sich völlig auf die Atmosphäre des Beginns der<br />

Wanderer-Fantasie und dessen krönender Schlussfuge, wobei seine äußerlich ruhige<br />

Aufführungsweise den Kokon für leidenschaftlich hingebungsvolles Musizieren bildet.<br />

der Sonate eher durch die klangliche Bandbreite hervor als durch extreme Tempi. Sein kraftvoller,<br />

tiefer Anschlag drückt die stürmische Turbulenz der Eröffnung aus, während der langsame Satz sich<br />

durch außergewöhnliche Sensibilität und eine strahlende Schönheit auszeichnet, welche die Zuhörer<br />

völlig fesselt.<br />

Die frühe Romantik von Schubert und Schumann harmoniert hervorragend mit Ashkenazys sanfter<br />

und zurückhaltender Klavierkunst. Diese Filmaufnahmen geben einer weiteren Generation von<br />

Musikliebhabern die Möglichkeit, sein musikalisches Können zu genießen.<br />

Jessica Duchen<br />

Übersetzung: Leandra Rhoese<br />

Das Schumann-Programm besteht aus der beliebten Arabeske op. 18, gefolgt von der Sonate Nr. 1<br />

in fis-Moll op. 11. Die Arabeske stammt von 1839 und die fließende Unvorhersehbarkeit ihrer Form<br />

verweist auf die experimentelleren Strukturen, denen Schumann sich später widmete. Auch wenn<br />

Schumanns Metronomangabe ein rasches Tempo vorgibt, ist dies von vielen als zu schnell<br />

empfunden worden. Ashkenazy nimmt sich auf dieser Aufnahme die Zeit, die inneren Feinheiten<br />

Schumanns vielschichtiger Komposition herauszuarbeiten, und konzentriert sich gleichzeitig auf das<br />

poetische Anschwellen und Abebben des Werkes.<br />

Der Klaviersonate Nr. 1 liegt Schumanns leidenschaftliche Zuneigung zur jungen Pianistin Clara<br />

Wieck zugrunde – deren Vater sich heftigst weigerte, ihrer Heirat zuzustimmen. Er veröffentlichte es<br />

anonym unter dem Titel „Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius“. Diese beiden Charaktere<br />

repräsentierten entgegengesetzte Seiten seiner Persönlichkeit: Florestan war extrovertiert und<br />

stürmisch, Eusebius sanftmütig, nachdenklich und poetisch. Große Teile der Sonate lassen sich<br />

diesen beiden Charakteren zuordnen, doch es gibt auch eine Verbindung zu Clara: Im ersten Satz<br />

nahm Schumann eine Figur aus einem Klavierstück, das sie komponiert hatte, und kombinierte es<br />

mit einem seiner eigenen Themen. Dieser Satz schien zu sagen: Wenn es ihnen nicht möglich war,<br />

im Leben zusammen zu sein, so konnten sie doch zumindest in der Kunst vereint sein. Letztendlich<br />

trotzte das Paar Claras Vater und sie heirateten im September 1840. Ashkenazy hebt die Kontraste in<br />

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