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07-08/14 GEMMA BODN! GEMMA BODN!

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P.b.b., Verlagspostamt 1<strong>07</strong>0, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

www.dasbiber.at<br />

Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />

mit scharf<br />

SOMMER<br />

20<strong>14</strong><br />

kost soviel<br />

du willst<br />

POSEN IN<br />

BADEHOSEN<br />

PANDA-<br />

RAPPER CRO<br />

BETTELN<br />

UNDERCOVER<br />

<strong>GEMMA</strong> <strong>BODN</strong>!<br />

<strong>GEMMA</strong> <strong>BODN</strong>!<br />

MEIN BURKINI UND ICH


DER NEUE<br />

NISSAN JUKE.<br />

NACHWEISLICH AUFREGEND.<br />

AB € 15.990,– *<br />

www.nissan.at<br />

Gesamtverbrauch l/100 km: gesamt von 6,5 bis 4,0; CO 2 -Emissionen: gesamt von 153,0 bis 104,0 g/km.<br />

Abb. zeigt Symbolfoto. *Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, gilt für den NISSAN JUKE VISIA. NISSAN CENTER EUROPE GMBH, Postfach, 1101 Wien.


3min mit<br />

CRO<br />

MIT SCHARF<br />

3‘ 3<br />

Spätestens seit 2012<br />

ist die Pandamaske in<br />

aller Munde – Cro ist<br />

ein absoluter Superstar!<br />

Mit seinem brandneuen<br />

Album „Melodie“ landet<br />

der King of Raop (Mischung<br />

aus Rap und Pop)<br />

jetzt wieder auf der Eins.<br />

Von Vanessa Spanbauer<br />

Gewinne ein Cro-Fan-<br />

Package. Sende uns<br />

eine Mail mit dem<br />

Betreff „Cro“ an<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

H&M / Action Press / picturedesk.com<br />

biber: Du feierst aktuell einen Erfolg nach dem<br />

anderen. – Ist das mittlerweile Standard bei<br />

dir oder bist du immer noch nervös vor Chartplatzierungen?<br />

CRO: Ich bin trotz allem immer noch nervös!<br />

Es sind ja immer neue Songs und man weiß<br />

nie, wie es bei den Leuten draußen ankommt.<br />

Vielleicht habe ich später vor die Welt zu erobern<br />

und auf Englisch zu rappen - mal sehen<br />

was passiert.<br />

Kannst du dir vorstellen auch noch mit 40 der<br />

Typ mit der Maske zu sein?<br />

Klar, warum denn nicht?! Solange ich Musik<br />

mache, bleibt die Maske auf meinem Kopf.<br />

Ich finde es ganz angenehm so. Wenn ich auf<br />

der Straße ohne Maske und ohne meine Band<br />

unterwegs bin, erkennt mich fast nie jemand.<br />

Möglicherweise will ich allerdings mit 40<br />

nicht mehr auf der Bühne stehen, sondern nur<br />

noch im Hintergrund als Produzent arbeiten.<br />

Einige sehen dich als kindgerechte Version von<br />

Sido. – Hörst du eigentlich Straßenrap?<br />

Na klar! Haftbefehl und seine Jungs feiere ich!<br />

Mit den ganzen Aggro Berlin-Sachen bin ich<br />

groß geworden. SSIO ist einfach nur geil! Ich<br />

höre mir das gerne an.<br />

Du sagst selbst, dass du noch nicht ganz erwachsen<br />

bist. – Welche Eigenschaft aus Kindertagen<br />

muss man sich unbedingt behalten?<br />

Ich bin schon erwachsen, wenn es darauf<br />

ankommt. Aber ich denke, man darf dieses<br />

kindliche „einfach mal machen“ nicht verlieren.<br />

Man muss sich nicht an alle Regeln halten,<br />

nur weil es alle machen. Als Kind ist es dir<br />

zum Beispiel egal, dass ein Auto in Wirklichkeit<br />

keinen Rüssel hat. Wenn du Bock darauf<br />

hast, malst du ein Auto mit Rüssel und packst<br />

vielleicht noch ein paar Flügel mit dazu.<br />

Mit VIOVIO hast du dein eigenes Modelabel<br />

am Start. – Was geht style-mäßig gar nicht?<br />

Jeder soll tragen, was er will! Wichtig ist, dass<br />

man sich selbst darin wohlfühlt. Allerdings<br />

finde ich Crocs – diese Sandalen aus Plastik<br />

– richtig schräg!<br />

Wer ist er<br />

Name: Carlo Waibel alias Cro<br />

Alter: 24, begann mit 10 Jahren<br />

Musik zu machen und ist seit 2006<br />

als Rapper aktiv<br />

Wurzeln: Stuttgart<br />

Besonderes: Machte eine Ausbildung<br />

zum Mediengestalter und arbeitete<br />

als Cartoonist bei einer Stuttgarter<br />

Zeitung, betreibt das Modelabel<br />

VIOVIO


4<br />

INHALT<br />

JULI 20<strong>14</strong><br />

3_3 Minuten mit Panda-Rapper Cro<br />

10_Ivanas Welt<br />

„Kroatin, Bosnierin, was bin ich nun?“<br />

Auf gehts ins kühle<br />

Nass! Menerva<br />

macht das mit<br />

ihrem neuen<br />

Burkini. Schiefe<br />

Blicke sind ihr<br />

garantiert, aber<br />

zum Glück gibt es<br />

da noch den Bademeister,<br />

der ihr<br />

zur Hilfe eilt.<br />

12<br />

12_Stoff des Monats:<br />

Menerva und ihr Delphin-Burkini<br />

POLITIKA<br />

16_Einen Tag betteln:<br />

Marina begleitete zwei Bulgaren während<br />

ihres täglichen Überlebenskampfes<br />

22_Fake-Diplom: Die Uni-Wien kämpft<br />

mit gefälschten Sprachzeugnissen. Die<br />

Täter sind schwer zu fassen.<br />

24_Interview in Zahlen: biber stellt<br />

Fragen, Umweltminister Rupprechter darf<br />

nur mit einer Zahl antworten<br />

„Wofür soll ich dir<br />

was geben?! Spinnst<br />

du? Schleich dich!“<br />

Unsere Redakteurin<br />

Marina ging mit zwei<br />

bulgarischen Bettlern<br />

auf die Straße. Am<br />

Ende des Tages<br />

war sie schmutzig,<br />

durstig, kraftlos.<br />

16<br />

26_Zünglein an der Waage: Kurden sind<br />

die einzigen, die das radikale Gebaren der<br />

ISIS-Truppen stoppen können. Interview<br />

mit Kurdenvertreter Ali Can.<br />

28_Meinungsmache über Burka-Verbot<br />

und Wohnungssuche auf Türkisch.<br />

RAMBAZAMBA<br />

30_Mingles: Vier Portraits von Menschen,<br />

die gern rummachen, aber am nächsten<br />

Morgen nicht wissen, woran sie sind.<br />

34_Casanovas überall: Melisa möchte nur<br />

Zeitung lesen und nicht dauernd von Flirt-<br />

Schülern angelabert werden.<br />

Umwelt- und Landwirtschaftsminister<br />

Andrä Rupprechter hat<br />

zehn schwule Freunde,<br />

betet sieben Mal in der<br />

Woche und wünscht<br />

sich in jeder Landeshauptstadt<br />

eine Moschee<br />

mit Minarett.<br />

24


5<br />

40_Kurpark Oberlaa: Welche Leckereien<br />

landen im Korb der Picnic-wütigen<br />

Favoritner?<br />

Gibt es Menschen,<br />

die für<br />

ein Beratungsgespräch<br />

1500<br />

Euro hinblättern?<br />

Ja, unsichere<br />

Männer, die sich<br />

durch Hilfe von<br />

Flirtexperten<br />

mehr Erfolg bei<br />

Frauen versprechen.<br />

Melisa<br />

lernte unfreiwillig<br />

einen kennen.<br />

34<br />

In Wien wird<br />

gepoppt, was das<br />

Zeug hält. Ohne<br />

Verpflichtungen,<br />

Liebesbekundungen<br />

oder<br />

Kennenlernen der<br />

Eltern. Mingles<br />

genießen den Moment.<br />

Doch was<br />

kommt dann?<br />

30<br />

44_Wett-Verhängnis: Warum unser<br />

Redakteur Alex Kords sich um drei Uhr<br />

morgens den Wecker stellt.<br />

KARRIERE<br />

46_Karriere-News:<br />

Weiterbildungstausender,<br />

überdurchschnittliche Migranten und<br />

Migranten-Mentoring<br />

TECHNIK<br />

52_Technik und Mobil: Adam Bezeczky<br />

über abhörsichere Handys, den Boom der<br />

Fitnesstracker und Watch_Dogs auf der<br />

PS4.<br />

LIFE & STYLE<br />

56_Badehosen: Endlich durften die<br />

Männer im Kongressbad ihren hart<br />

antrainierten Körper zeigen.<br />

64_Inside AUT: Sasha und Jacky sind in<br />

Pflegefamilien aufgewachsen, um große<br />

Stars der klassischen Musik zu werden.<br />

76_Fejkbook: Chefanalytiker Herbert<br />

„Schneckerl“ Prohaska<br />

78_Die Leiden des jungen Todor<br />

Christoph Liebentritt, Marko Mestrović, Julie Brass


6 EDITORIAL<br />

Liebe Speedo-Boys<br />

und Bikini-Girls,<br />

Ihr lest diese Zeilen, während ihr gemütlichst auf der „Oiden“ oder im<br />

Schwimmbad chillt. Vielleicht sitzt ihr auch gerade im Auto auf dem Weg<br />

nach „unten“ und wollt euch mit Reise-Lektüre die 349 Mal abgefahrene<br />

Route abkürzen oder den Streit zw. Mama und Tata über Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

nicht hören.<br />

Wir beneiden euch darum, wissen aber selber: Gleich nach dem Erscheinen<br />

des Sommer-Biber-Babys geht es für die Redaktion ab ins Freibad!<br />

Damit euch in der Zwischenzeit nicht fad wird, haben wir ein paar abkühlende<br />

Sommer-Geschichten in die Hitze der Stadt gesprenkelt.<br />

Redakteurin Menerva hat ihren Burkini im Kongress-Bad spazieren getragen.<br />

Bilanz: Im Kinderbecken wurde sie mit einem Delphin verwechselt,<br />

ein Badegast wollte sie in die Türkei zurückschicken (Anm.: Menervas<br />

Eltern sind aus Ägypten), doch der Bademeister eilte ihr heldenhaft zur<br />

Hilfe. Ab S. 12<br />

Selber Ort, selbe Zeit, auf der Liegewiese: Stv. Chefica Delna hielt nach den<br />

flippigsten Badehosen Ausschau und kapierte ziemlich schnell: Es geht<br />

nicht um den Stoff, sondern um die über den Winter hart antrainierte und<br />

stündlich eingeölte Käsereibe eine Etage höher. Ab S. 56<br />

Dass das ganze Leben kein Planschbecken ist – davon kann Akademieleiterin<br />

Marina Delcheva ein Lied singen. Sie begleitete zwei bulgarische<br />

Landsmänner auf ihrer täglichen Suche nach Geld und Nahrung. (Der<br />

Boulevard nennt sie „Bettelmafia“.) Am Ende des Tages war Marina müde,<br />

schmutzig, und um ganze acht Euro „reicher.“<br />

Wir wünschen euch viele Wasserbomben, leckere Melonen, heiße Flirts,<br />

kühle Nächte und wenig Stau auf dem Heimweg. Wir sind mal weg!<br />

Bussi, eure Redaktion<br />

Florian Wieser<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1<strong>07</strong>0 Wien<br />

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />

Delna Antia<br />

ONLINE:<br />

Amar Rajković<br />

AKADEMIELEITUNG:<br />

Marina Delcheva<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />

Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper<br />

Cetin, Amélie Chapalain, Amra Ducić, Ali Cem<br />

Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Menerva<br />

Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal,<br />

Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Maria Matthies,<br />

Marko Mestrović, Ivana Martinović, Marie-Noel<br />

Ntwa,Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena<br />

Pantic, Michele Pauty, Marian Smetana, Vanessa<br />

Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić,<br />

Teoman Tiftik, Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />

LEKTORAT: Christina Gaal<br />

ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />

BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1<strong>07</strong>0<br />

Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

abo@dasbiber.at<br />

INTERNET: www.dasbiber.at<br />

AUFLAGE: 65.000 Stück<br />

biber fotografiert Badehosen statt Bikinis.


Servus Wien!<br />

Meine Stadt. Meine Bank.


8 MIT SCHARF<br />

IVANAS<br />

WELT<br />

HEIMATSTATUS: ES IST KOMPLIZIERT!<br />

In Ivanas WELT<br />

berichtet biber-<br />

Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

Bosnien und Herzegowina ist zu bedauern, wenn ich an Menschen denke,<br />

die in diesem Land geboren sind und dennoch die Nachbarländer als Heimat<br />

sehen. Als Geburtsland empfunden, als Heimat verleugnet - so kommt es mir<br />

vor, wenn einer mir erzählt, er sei Kroate oder Serbe und dann in der Geburtsurkunde<br />

Brkco, Banja Luka oder Sarajevo stehen hat. Ich selbst erklärte oft,<br />

ich wäre bosnische Kroatin, ohne jemals in Kroatien gelebt zu haben oder von<br />

Vorfahren zu wissen, die mal aus Kroatien nach Bosnien eingewandert wären.<br />

Nein, nichts davon trifft zu und das nicht nur bei mir. Mein Urgroßvater war<br />

Ungar. Er wanderte irgendwann nach Bosnien ein, heiratete eine bosnische<br />

Katholikin, die heute als bosnische Kroatin definiert werden würde. Aus deren<br />

Linie kam dann irgendwann ich. Was macht mich dann historisch gesehen<br />

zur Kroatin? Auch dazu gab’s viele Erklärungen. Kroatische Könige, die mal<br />

in Bosnien herrschten, bevor die Osmanen das Land eingenommen haben,<br />

das alles irgendwann paar Jahrhunderte nach Christus. Bei den Orthodoxen,<br />

sprich Serben, müsste es ähnlich abgelaufen sein. Gemeinsame Religion,<br />

zurückzuführen auf irgendeinen serbischen Herrscher, macht also die bosnischen<br />

Serben zu Serben, obwohl sie nie in Serbien gelebt haben oder ihre<br />

Vorfahren eventuell durch Völkerwanderung paar Jahrhunderte vorher in Bosnien<br />

landeten. Dieser kleine Zusatz der Herkunft scheint manchen so wichtig<br />

zu sein, dass sie sich nie Bosnier nennen würden, ihre Kinder nach Serbien<br />

und Kroatien zum Studieren schicken oder sich ein Stückchen Land in der<br />

neuen “Heimat” nach dem Krieg kauften, um serbischer oder kroatischer zu<br />

sein. Wenn sie hinfahren, heißt’s auf Facebook “Wir fahren in die Heimat!”<br />

Verdammt, was ist Heimat? Welche Gemeinsamkeiten machen uns zur Ethnie?<br />

Sprache? Tradition? Kultur?<br />

Als Jugoslawien zerfiel, erzählte mir meine Oma wir seien Kroaten. Schön und<br />

gut. Ich war ja noch ein Kind, und dachte nicht viel darüber nach, warum ich<br />

auf einmal Kroatin war. Schön! Seine Wurzeln, Traditionen pflegen, Volkstänze<br />

lernen ist vielleicht ein Stückchen Heimat. Aber vertrauter waren mir<br />

die Musik, die Volkstänze der bosnischen “Kroaten”. Tamburica aus Kroatien<br />

war nie so meins, dafür das traditionelle Zupfinstrument “sargija” - made in<br />

Bosnia. “Kolo”, den Reigen, tanzen die “anderen” Bosnier auch, mit bisschen<br />

anderen Schrittfolgen. Und dennoch scheint ein gemeinsames Bosnisch nicht<br />

möglich zu sein. Wenn ich “echte” Kroaten reden hörte, war mir der bosnische<br />

Akzent vertrauter. Es war meine Gefühlssprache. Bosnische Witze über<br />

Mujo und Haso (jedes Land hat seine Witzfiguren) waren etwas, was mehr zu<br />

mir gehörte als Perica in der kroatischen Version. Aber eines erzählte mir meine<br />

Oma auch. “Für die Kroaten über der Grenze waren wir schon immer die<br />

dummen Bosnier.” Also doch keine Landsleute, wenn es nach den “Echten”<br />

geht? Nun frage ich mich, Oma, was wäre, wenn du mir nie gesagt hättest,<br />

dass wir Kroaten wären? Hätte ich mich jemals so genannt oder wäre ich einfach<br />

nur aus Bosnien, da Jugoslawien zerfiel und wir keine Jugos mehr waren?<br />

Ich will keinem das Recht absprechen zu sein, was er sein will. Ich habe für<br />

mich entschieden: Ich bin Ich, geboren in Bosnien, in Österreich lebend und<br />

ohne komplizierten Heimatstatus. Das ganze ihr seid ihr und wir sind wir und<br />

die sind die, ist mir echt zu blöd. Meine Oma ist kürzlich verstorben. Am Ende<br />

ist man ein Mensch, den es irgendwann nicht mehr gibt.<br />

martinovic@dasbiber.at


MIT SCHARF<br />

9<br />

Hallo Ottakring!<br />

Mein Grätzl. Meine Bank.


www.dasbiber.at<br />

GESUNDHEIT<br />

E sen.<br />

umso klarer und verheerender.<br />

E sgestörte?<br />

Portraits.<br />

Hannas Körper ist von den Folgen<br />

der Magersucht gezeichnet.<br />

Hanna, 23, 162cm, 38kg<br />

GESUNDHEIT<br />

10 MIT SCHARF<br />

REAKTIONEN AUF BIBER<br />

Deine Meinung ist wichtiger als unsere!<br />

Schreib uns eine E-Mail an: redaktion@dasbiber.at<br />

P.b.b., Verlagspostamt 1<strong>07</strong>0, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />

BALKAN<br />

mit scharf<br />

JUNI<br />

20<strong>14</strong><br />

kost soviel<br />

du wi lst<br />

+ BRAZIL 20<strong>14</strong><br />

GEHEIMTIPP BOSNIEN<br />

+ SEBASTIAN KURZ<br />

INTERVIEW IN ZAHLEN<br />

+GAVRILO PRINCIP<br />

HELD ODER HUND?<br />

LAND UNTER<br />

DAS LEBEN NACH DER FLUT<br />

Liebes Biber Team<br />

Ich habe mir jetzt endlich Zeit genommen um euch<br />

zu schreiben , was ich von eurer Zeitschrift halte.<br />

Da ich mich für kein Wort entscheiden konnte,<br />

muss ich es in einem Satz sagen:<br />

„Ich kann es kaum erwarten bis der nächste Biber<br />

gedruckt wird“.<br />

Die Zeitung ist für mich nicht nur der Inbegriff für<br />

Immigration, sondern auch für Akzeptanz und<br />

Weltoffenheit.<br />

Keine Frage, ein gewisses Maß an Selbstironie<br />

und Toleranz braucht man schon wenn man den<br />

Biber liest, aber das ist genau das, was ich mir für<br />

die zukünftige Generation erwarte. (Ich selbst bin<br />

schon die 3.Generation hier) Ganz desorientiert<br />

bin ich, wenn ich die letzte Seite aufschlage, in der<br />

Hoffnung, dass man noch irgendwie weiterlesen<br />

kann, so passiert es mir und das nicht selten, dass<br />

ich die Zeitung sprichwörtlich tot lese.<br />

Um nicht nur zu prahlen möchte ich auch einen<br />

Verbesserungsvorschlag machen, und zwar:<br />

Man könnte eine Rubrik mit internationalen Rezepten<br />

unterbringen, das wäre echt toll . Sogleich<br />

würde man die Zeitung viel länger im jeweiligen<br />

Monat im Auge behalten.<br />

Aber (um Himmels willen) keine Rezepte die uns<br />

schon allen aus dem Hals hängen, eher etwas Traditionelles<br />

(etwas ECHTES!!!).<br />

Um die 5 Rezepte pro Ausgabe und jedes Mal aus<br />

einem anderen Land bzw. noch besser : aus einem<br />

anderen Kulturkreis. Würde sicherlich gut ankommen.<br />

(auch Kontinent übergreifend wie z.B. Afrikanisch)<br />

Was soll man da noch sagen, eure Zeitschrift ist<br />

für mich preisverdächtig und ihr seid die Größten.<br />

Weiter so.<br />

Liebe Grüße<br />

Zeljko Cvetkovic<br />

biber 05/<strong>14</strong>: „Alles dreht<br />

sich um die Dicken!“<br />

Liebe Frau Antia,<br />

Zuallererst einmal: Das, was man<br />

Ihnen über Ihren Körper sagt,<br />

finde ich entsetzlich. (…) Ihre<br />

Figur und Ihr Gewicht ist ganz alleine ihre Sache,<br />

und ich finde es gut, dass man das auch von schlanker<br />

Seite thematisiert. (…)Hier kommt allerdings<br />

auch schon mein aber: Ich würde mir wirklich<br />

wünschen, zumindest ein einziges Mal einen Artikel<br />

zum Thema “stop the skinny bashing” zu lesen,<br />

ohne Phrasen wie “den Dicken gegenüber würde<br />

man solche Kommentare nie machen / die Dicken<br />

lässt man in Frieden / die Dicken werden mit<br />

Samthandschuhen angefasst.” Wissen Sie, warum?<br />

Weil es schlicht und ergreifend nicht stimmt, und<br />

ich mich frage, wie Sie zu diesem Schluss kommen.<br />

(…) Abgesehen davon: Phrasen wie “Haltet die fette<br />

Pappen”, das Wort Speckrollen und das unglaublich<br />

ausgelutschte Bild des trampelnden Elefanten<br />

lassen den Schluss zu, dass Ihre Samthandschuhe<br />

beim Schreiben des Artikels offenbar gerade in der<br />

Waschmaschine waren. (…) Ich finde es jedenfalls<br />

schade, dass Sie sich über schlechte Behandlung<br />

durch andere Frauen beschweren, es aber nicht<br />

schaffen, einen Kommentar zu schreiben, ohne<br />

selbst Gift zu versprühen. Und das dient der Sache<br />

nicht. Eine Konversation zum Thema Körperbewusstsein<br />

und Selbstliebe ist längst überfällig, vor<br />

allem in den heimischen Medien.<br />

Rhea Krcmárová, B.A.<br />

Hi!<br />

Dein Beitrag im letzten Biber hat mir sehr gut<br />

gefallen. Endlich setzt sich mal jemand für die<br />

Dünnen ein! Es geht mir schon so extrem auf die<br />

Nerven, dass es überall heißt „ echte Frauen haben<br />

Kurven“ u.s.w. Wenn eine Frau dünn ist heißt es<br />

gleich, sie ist magersüchtig! Das stimmt überhaupt<br />

nicht und das reden sich die Dicken nur ein, damit<br />

sie sich besser fühlen. Also lass dich von niemandem<br />

ärgern, die sind ja alle nur neidisch!<br />

Viktoria<br />

Vielen Dank<br />

für diese tolle Kolumne - spricht mir wirklich aus<br />

der Seele!<br />

Endlich schreibt mal jemand darüber, was wir<br />

Dünnen uns tagtäglich denken.<br />

Liebe Grüße<br />

Julia<br />

Von Facebook-User Jack Jana:<br />

…wenn dicke Menschen schon beim<br />

Bachmannpreis als „Fettsack“ tituliert<br />

werden und solche Bezeichnungen im<br />

allgemeinen Sprachgebrauch tagtäglich<br />

zum Einsatz kommen, kann ich<br />

diesen Beitrag maximal als satirischen Versuch<br />

werten diesen vorherrschenden „Lookismus“ als<br />

weitere Form des Rassismus zu diffamieren. Ich<br />

selbst hab zahlreiche Übergriffe erlebt als ich selbst<br />

noch übergewichtig war und ich weiss dass das<br />

bei Frauen nochmal so extrem ist. Erzählt mir von<br />

einem Liebesfilm in dem die geliebte Frau auch<br />

wirklich übergewichtig sein darf, es war ja schon<br />

Bridget Jones für alle Karl Magerhelden am Rande<br />

des Nervenzusammenbruchs…<br />

72 GESUNDHEIT<br />

GESTÖRTES<br />

ESSEN<br />

Sie haben sich fast zu Tode gehungert oder jede<br />

Mahlzeit wieder erbrochen. Heute gelten sie als<br />

gesund. Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?<br />

Vier Frauen erzählen ihre Geschichte.<br />

Von Fedora Chudoba und Marko Mestrović (Fotos)<br />

„IN SCHWIERIGEN LEBENSPHASEN<br />

greife ich auch heute noch auf meine<br />

Krankheit zurück, um mit meinen Problemen<br />

klarzukommen. Dann gehe ich<br />

in den Supermarkt und kaufe für meine<br />

Fre sa tacke ein. Meistens Süßigkeiten<br />

und am liebsten solche, die leicht zu erbrechen<br />

sind“, erzählt Anna (Anm.: Name<br />

von der Redaktion geändert). Warum sie<br />

das macht? „Um mein Gewicht zu kontro<br />

lieren, Druck und Sorgen zu betäuben.<br />

Es gibt viele Gründe.“ Solange sie ihr<br />

Gewicht hält, gilt sie als klinisch gesund.<br />

Ihre Gedanken drehen sich trotzdem nur<br />

um das Eine, immer und immer wieder:<br />

ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />

Wie Anna erkranken jährlich tausende<br />

Menschen an einer E störung: Magersucht,<br />

Bulimie oder Binge Eating, das<br />

ist eine Esssucht, sind inzwischen weit<br />

verbreitete und bekannte Krankheiten.<br />

Besonders betroffen sind dabei Frauen.<br />

Über 90 Prozent aller Erkrankten sind<br />

Mädchen und junge Frauen. Die Gründe<br />

für eine Erkrankung sind vielfältig, unklar<br />

und individue l, die Auswirkungen dafür<br />

Angefangen vom Ausbleiben der Regelblutung<br />

und Rissen in der Speiseröhre,<br />

bis hin zu Osteoporose, Herzrhythmusstörungen,<br />

chronischen Magen-Darm-<br />

Problemen oder gar zum Tod. Dr. O sege,<br />

Leiter der Psychosomatischen Station am<br />

Wiener AKH, erklärt, wieso das so ist:<br />

„E störungen sind wie ganz ganz schwere<br />

Suchterkrankungen. Deswegen gibt es<br />

weder die perfekte Heilmethode, noch<br />

ist es leicht zu sagen, da s jemand geheilt<br />

ist. Vielmehr versuchen wir unseren Patienten<br />

beizubringen mit ihrer Krankheit<br />

umzugehen und Alternativprogramme zu<br />

Aber wie sehen diese Alternativprogramme<br />

aus? Gibt es überhaupt geheilte<br />

„Schon“, meint Dr. O sege. „Denn<br />

auch wenn ein gewi ses Risiko bestehen<br />

bleibt, ist es doch möglich dem Patienten<br />

eine gute Lebensqualität wiederzugeben.“<br />

Ob das die „geheilten“ Betroffenen genauso<br />

sehen, erzählen sie in ihren anonymen<br />

biber 06/<strong>14</strong>: Gestörtes Essen<br />

„WER WILL SCHON MIT EINER FRAU INS BETT,<br />

AN DER MAN NUR KNOCHEN SPÜRT?“<br />

Ich war ab meiner frühen Kindheit magersüchtig.<br />

Auch heute bin ich noch sehr dünn, weil mein<br />

Körper einfach nicht zunehmen kann. Dabei fühle<br />

ich mich gesund und esse ständig! Solange ich mir<br />

denke, es ze reißt mich noch nicht, da geht noch<br />

was rein, e se ich. Mindesten sechs Mal am Tag<br />

und mindestens 3.500 Kilokalorien, selbst wenn<br />

ich nicht hungrig bin. Sonst laufe ich Gefahr abzunehmen<br />

un das wi l ich nicht! Ich möchte sogar<br />

unbedingt zunehmen und weibliche Rundungen<br />

annehmen. Besonders, weil ich mir inzwischen einen<br />

Freund wünsche und das einfach nicht klappt.<br />

Wer wi l schon mit einer Frau ins Bett, an der man<br />

nur Knochen spürt? Ich mag meinen Körper eigentlich,<br />

aber ich weiß, was für eine Einste lung die<br />

Leute haben und wie sie auf mich reagieren. Wenn<br />

ich dann auch noch erzähle, da s ich mal Anorexie<br />

ha te, kann ich richtig sehen, wie sich die Leute<br />

denken: „Na, so wie die au sieht, ist sie sicher noch<br />

nicht gesund.“ Deswegen überlege ich mir auch<br />

immer sehr genau, was ich anziehe. Ich würde total<br />

gern enganliegende, schicke Kleider tragen oder<br />

dunkl enge Hosen. Leider sehen meine Beine darin<br />

aus wie Solettis und dann la se ich es doch sein,<br />

aus Angst vor der Reaktion der anderen. Gewi se<br />

Kurven sind einfach was Schönes und ich möchte<br />

eben auch gerne weiblich au sehen. Eine weitere<br />

Nachwirkung meiner Krankheit ist, da s ich meine<br />

Tage noch nie ha te. Deswegen nehme ich jetzt seit<br />

einigen Wochen Hormone und habe nun endlich<br />

zum ersten Mal meine Regel bekommen. Ich habe<br />

gejubelt und das Bauchziehen ist fast aufregend. Ich<br />

fühle mich erwachsener, fraulicher, sicherer mit<br />

mir selbst und glaube in Zukunft auch Männern<br />

selbstbewu ster gegenüber treten zu können!<br />

Liebe Fedora Chudoba, liebes Redaktionsteam!<br />

Als Biber Fan und aufmerksame Leserin eurer Zeitung,<br />

möchte ich zu dem Artikel „Gestörtes Essen“<br />

(vom Juni <strong>14</strong>) Stellung nehmen.<br />

Schon in der Einleitung bin ich an eurer Frage:<br />

„Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?“<br />

hängengeblieben. Die Antwort: „Ja, selbstverständlich<br />

gibt es gesunde Frauen – und Männer, aber die<br />

sind sehr selten, da Essstörungen nach wie vor<br />

häufiger auf junge Mädchen und Frauen zutreffen<br />

– die einmal Essprobleme hatten! (Ex-Essgestörte<br />

würde ich vermeiden, da kein Mensch gerne mit<br />

einer Diagnose beschrieben werden möchte)<br />

Die körperlichen Folgen der Essstörungen sind<br />

sehr unterschiedlich, bitte diese also nicht in einen<br />

„Topf “ werfen. Richtig schockierend fand ich dann<br />

aber die Aussage von Dr. Ossege „.....Deswegen<br />

gibt es weder die perfekte Heilmethode, noch ist es<br />

leicht zu sagen, dass jemand geheilt ist. Vielmehr<br />

versuchen wir unseren Patienten beizubringen mit<br />

ihrer Krankheit umzugehen und Alternativprogramme<br />

zu ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />

Es stimmt, Essstörungen sind zum Teil schwere<br />

psychosomatische Erkrankungen, die verheerende<br />

73


MIT SCHARF<br />

11<br />

körperliche Folgen mit sich bringen können. Doch,<br />

dass Menschen sterben können, hilft niemandem<br />

weiter, alle Betroffenen wissen darüber Bescheid.<br />

So wie das auch für andere Suchterkrankungen<br />

gilt, beispielsweise beim Rauchen, weiß jede/r, dass<br />

sie /er sterben kann, doch das ist scheinbar kein<br />

Grund damit aufzuhören....<br />

Ich sehe gerne kleine Fortschritte in der Behandlung<br />

von Essstörungen! Ich muss das Positive in<br />

den Vordergrund stellen um weiterzukommen und<br />

ja, es gibt genug Menschen, die wieder ganz gesund<br />

werden! Das habe ich oft genug erlebt!<br />

Wichtig ist, die Erkrankung nicht als Ernährungsstörung<br />

zu sehen, sondern den psychischen Anteil<br />

wahr und ernst zu nehmen! Also, was ist es, was ich<br />

von einer Essstörung auch habe? „Weshalb hungere<br />

ich mich auf einen kindlichen Körper hinunter?“<br />

oder „Was ist es, was wortwörtlich in meinem<br />

Leben zum Kotzen ist?“ oder „Was muss ich runterschlucken,<br />

weil es unerträglich ist?“<br />

In der Heilung geht es also darum, die Person ernst<br />

zu nehmen und zu versuchen, sie in all ihren Anliegen,<br />

Ängsten und Sorgen zu verstehen. Dann<br />

werde ich auch einen Weg finden, dass das Leben<br />

wieder schmeckt!<br />

Romana Wiesinger, Psychotherapeutin in freier<br />

Praxis und langjährige Mitarbeiterin der Hotline<br />

für Essstörungen in Wien.<br />

biber 06/<strong>14</strong>: „Warum die österreichische<br />

Gesellschaft versagt hat.“<br />

Inserat BIBER 2<strong>07</strong>x135mm abf Sujet Polizeiaufnahme V20<strong>14</strong>0428 druck.pdf 1 28.04.20<strong>14</strong> 11:<strong>14</strong>:54<br />

Liebe Solmaz Khorsands<br />

Dein Bericht über die Syrien Kämpfer hat mich<br />

etwas erstaunt. Die Gesellschaft für das eigene<br />

Versagen Verantwortlich zu machen ist natürlich<br />

der einfachste Weg etwas zu entschuldigen.Auch<br />

ich habe das öfters in erwägung gezogen als ich<br />

jung war. Fakt ist im Österreichischen Schulungslehrplan<br />

ist kein Lehrfach zur Ausbildung als<br />

Djihaddist vorgesehen . Auch werden Imame nicht<br />

von Österreichern ausgebildet um Djihaddisaten<br />

zu Radikalisieren das wird von Muslimischen Imamen<br />

gemacht. Auch verspricht der Österreichische<br />

Schulungslehrplan keine 99 Jungfrauen für diejenigen<br />

die als Märtyrer sterben dafür ist der Koran<br />

zuständig und nicht die Bibel falls Du schon einmal<br />

etwas über dieses Buch gehört hast. Wie weit kann<br />

man die eigenen Eltern dafür zur Rechenschaft ziehen<br />

? Falls sie sich unwissend zeigen ist das eine<br />

Vernachlässigung der Aufsichtspflicht .<br />

Ich würde Dir raten etwas tiefer in diese<br />

Materie einzutauchen und nicht so unqualifizierte<br />

Äusserungen von dir zu geben. Die<br />

eigene Pespektivlosigkeit hat eher mit Phantasielosigkeit<br />

zu tun weniger mit dem Staat und<br />

der Gesellschaft .Bitte dich etwas mehr nachzudenken<br />

bevor Du solche Statements von Dir<br />

gibst, ok?<br />

Viele Dank für deine Aufmerksamkeit<br />

MFG<br />

Karl Hofer<br />

ENTGELTLICHE SCHALTUNG<br />

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12<br />

MIT SCHARF<br />

„WIR SIND HIER NICHT<br />

IN DER TÜRKEI!“<br />

Was passiert, wenn Redakteurin Menerva in ihrem neuen Burkini<br />

im Kongressbad schwimmen geht? Alle glotzen, ein Badegast will<br />

sie in die Türkei schicken, doch der Bademeister eilt zu Hilfe.<br />

Julie Brass


MIT SCHARF 13<br />

„Diese Frau muss hier raus! Ich kann das nicht länger ansehen!<br />

Wie können Sie zulassen, dass hier jemand in einem Burkini<br />

schwimmt?!“ Mit dieser Aussage, einem Zeigefinger in meine<br />

Richtung ausgestreckt und einer wütenden Miene kam eine mir<br />

unbekannte Frau im Freibad auf mich zu. Sie hatte zwei Bademeister<br />

an ihrer Seite und mit der Beschwerde gerufen, eine Dame – in<br />

dem Fall war das ich – sei vollständig bekleidet im Wasser.<br />

POSTLEITZAHL AUF POBACKE<br />

Alle Leute im Wasser schauten mich fragend an, die Bademeister<br />

waren verwirrt und ich ging aus dem Wasser. Die Dame konnte<br />

nicht aufhören mit ihrem drohenden Zeigefinger vor meiner Nase<br />

zu fuchteln und schimpfte mit mir:“Ich habe Sie gesehen, Sie kamen<br />

mit diesem Gewand schon hier herein! Das ist unhygienisch!“<br />

Ich versuchte mich zu verteidigen:“Schauen Sie, das ist ein Burkini,<br />

und der Stoff aus dem der gemacht wurde, ist wie der von<br />

einem stinknormalen Badeanzug, es ist nur mehr Stoff dran.“ Sie<br />

sah mich unglaubwürdig an und fasste meinen Burkini ohne mich<br />

zu fragen an. Als sie bemerkte, dass ich Recht hatte, kam die nonplusultra<br />

Aussage von ihrer Seite :“ Trotzdem, wir sind hier nicht<br />

in der Türkei! Sie müssen SOFORT gehen!“<br />

Das regte mich so sehr auf, zumal meine Eltern aus Ägypten<br />

sind, dass mir nur diese Antwort einfiel: “Ich verstehe, ich muss<br />

mich also ausziehen, um Österreicherin zu sein? Schön! Was wollen<br />

Sie denn von mir sehen? Meine Brüste, davon könnte ich Ihnen<br />

zwei anbieten, eine Pobacke, davon hätt ich eine ganze Postleitzahl,<br />

so groß ist mein Hintern! Oder vielleicht lieber ein bisserl Wampe?<br />

Ich habe viel Wampe, man sieht das nur nicht. Ich kann Ihnen aber<br />

leider nichts zeigen, was Sie nicht ohnehin schon kennen und wenn<br />

Sie sich hier umsehen, dann werden Sie viel Brust und vor allem<br />

Wampe sehen, ist es denn so schlimm, wenn das dann eine Person<br />

nicht von sich zeigt?“ Sie ignorierte meine zu direkte Antwort, lief<br />

rot an und drehte sich zum Bademeister:“Ich möchte, dass diese<br />

junge Dame geht!“ Der Bademeister sah sie an und meinte ganz<br />

gelassen:“Diese junge Dame hat Eintritt gezahlt, keinem was getan<br />

UND ich sehe ihre Badekleidung nicht als unpassend. Sie dagegen<br />

haben für Aufruhr gesorgt, unsere Schwimmgäste belästigt und jemanden<br />

beleidigt. Ich bitte nun Sie zu gehen.“<br />

MEIN HELD, DER BADEMEISTER<br />

Die Frau und ich waren sehr verwundert, sie, dass sie gehen musste<br />

und ich, dass ich bleiben durfte. Ich bedankte mich sehr bei ihm<br />

und sah sie nicht einmal mehr an. Als ich später in der Umkleidekabine<br />

das Geschehen gedanklich vor Augen hatte, musste ich<br />

kurz überlegen. Im Prinzip ist es egal was ich tue, was meine Eltern<br />

durchgemacht haben, um in dieses Land zu kommen, wie<br />

viele Jobs mein Vater hatte, damit er sich meine Ausbildung leisten<br />

konnte, was ich studiert habe, was ich arbeite, wie sehr ich<br />

mich anstrenge, oder was ich für dieses Land tue, ich bleibe immer<br />

die Ausländerin. Und wenn mich mein äußeres Erscheinungsbild<br />

nicht verrät, dann tut das mein Name. Ich frage mich, ob es jemals<br />

besser sein wird, denn einfach ist es nicht, nein, einfach ist es nicht.<br />

Aber solange es Menschen wie meinen Bademeister gibt, die sich<br />

für den Menschen im Menschen einsetzen, sich von keinerlei Äußerlichkeiten<br />

täuschen lassen und keine Angst haben gegen den<br />

Strom zu schwimmen, stirbt meine Hoffnung nicht. Als ich mich<br />

auf den Heimweg machte, bat ich ihn noch um ein Selfie mit mir,<br />

denn auch wenn ich nicht auf den Mund gefallen bin und immer<br />

meine Frau stehe, so war ich heute ein hilfloses Mädchen und habe<br />

durch ihn gelernt, dass Helden nicht immer maskiert sind.<br />

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15<br />

Foto von Sebastian Freiler<br />

…HATTE ICH NUR 8 EURO<br />

POLITIKA


16<br />

POLITIKA<br />

Biiite, kleine Spende…<br />

Redakteurin Marina Delcheva wird ihren Tag als Bettlerin niemals vergessen.


POLITIKA<br />

17<br />

UNSERE REDAKTEURIN MARINA DELCHEVA WAR MIT<br />

ZWEI MITGLIEDERN DER OMINÖSEN BETTEL-BANDEN<br />

UNTERWEGS. ALS UNDERCOVER-BETTLERIN WURDE<br />

SIE BESCHIMPFT, VERJAGT, HAT EIN UNMORALISCHES<br />

ANGEBOT UND DREI LÄCHELN BEKOMMEN.<br />

VON MARINA DELCHEVA UND CHRISTOPH LIEBENTRITT (FOTOS)<br />

ehrlich, du bist die<br />

schlechteste Bettlerin, die ich<br />

„Mädchen,<br />

je gesehen habe“, sagt Kosta,<br />

während er seinen Rollstuhl durch<br />

den Resselpark schiebt. Meine ersten<br />

Bettelversuche sind tatsächlich wenig<br />

überzeugend. Ich halte unsicher meine<br />

rechte Hand auf und sage ganz leise<br />

„Biete“, ohne dabei stehenzubleiben. Ich<br />

habe Hemmungen die Menschen auf<br />

den Bänken und die Passanten um Geld<br />

zu bitten. „Und sieh dich mal an, keiner<br />

kauft dir ab, dass du eine Bettlerin bist.<br />

Dein T-Shirt riecht nach Seife und deine<br />

Fingernägel sind ganz sauber. Ich weiß<br />

nicht, ob das was wird“, sagt Hristo, der<br />

jetzt Kostas Rollstuhl schiebt, weil es<br />

bergauf geht. Ich begleite heute die beiden<br />

bulgarischen Roma beim Betteln.<br />

Genauer gesagt betteln wir gemeinsam.<br />

Am Ende des Tages riecht mein T-Shirt<br />

nicht mehr nach Seife und auf meinen<br />

Händen hat sich eine staubig-feuchte<br />

Dreckschicht gebildet.<br />

Am Mittwochmorgen treffe ich<br />

Hristo, 30, und Kosta, 24, vor dem<br />

Alfred-Grünwald-Park auf der Linken<br />

Wienzeile. Im Park selbst hat sich schon<br />

eine kleine Gruppe bulgarischer Roma<br />

versammelt. Sie genießen noch kurz die<br />

Morgenfrische im Schatten, bevor sie<br />

zum Betteln auf den Naschmarkt und in<br />

die umliegenden Bezirke ausschwirren.<br />

Manche haben hier geschlafen, andere<br />

wohnen in den Randbezirken in winzigen<br />

Quartieren und kommen morgens<br />

in die Innenstadt. Es sind auch zwei<br />

Buben dabei, vielleicht zehn oder zwölf<br />

Jahre alt. Aber die bleiben im Park und<br />

auf dem Spielplatz, während ihre Eltern<br />

unterwegs sind. „Es ist Kindern verboten<br />

zu betteln und ich will auch nicht,<br />

dass mein Sohn das machen muss“, sagt<br />

die Mutter des einen. Als ich<br />

frage, warum er nicht in die<br />

Schule geht, lächelt sie mich<br />

zynisch an und geht.<br />

Kosta, Hristo und ich<br />

starten unsere Runde über<br />

den Naschmarkt in Richtung<br />

Margaretenstraße und dann<br />

weiter zur TU. Um diese Zeit<br />

sind noch kaum Besucher auf<br />

dem Markt und in den Lokalen.<br />

Die Route der beiden<br />

Männer ist fast immer gleich:<br />

Vom Resselpark gehen sie<br />

weiter über den Ring in den<br />

ersten Bezirk. „Aber nur in<br />

die Seitengassen, wo es ruhig<br />

ist und es wenig Polizei gibt.<br />

Und du darfst die Leute nicht zu aufdringlich<br />

ansprechen oder ihnen nachlaufen,<br />

sonst hält dich gleich die Polizei<br />

auf“, gibt mir Kosta noch ein paar Anweisungen.<br />

DIE LEGENDE VOM BETTELN IN WIEN<br />

Die jungen Männer kommen aus Pravets,<br />

einer Kleinstadt im Nordwesten<br />

Bulgariens, der strukturschwächsten<br />

Region des Landes. In den bulgarischen<br />

Armenvierteln hat sich herumgesprochen,<br />

dass man in Wien und anderen<br />

westeuropäischen Städten als Bettler<br />

ganz gut über die Runden kommt. Deshalb<br />

kommen einige, vor allem während<br />

der Sommermonate, zum Betteln nach<br />

Wien. Es sind vorwiegend Männer, die<br />

ihren Frauen und Kindern zu Hause<br />

etwas Geld schicken, wenn sie können.<br />

Manchmal kommt die ganze Familie.<br />

„Es gibt zu Hause keine Arbeit.<br />

Uns Roma nehmen sie höchstens als<br />

Straßenkehrer für 150 Euro im Monat.<br />

Davon kann doch keiner leben. Hier<br />

„<br />

IN DEN BULGA-<br />

RISCHEN ARMEN-<br />

VIERTELN HAT<br />

SICH HERUM-<br />

GESPROCHEN,<br />

DASS MAN IN<br />

WIEN ALS BETT-<br />

LER GUT ÜBER<br />

DIE RUNDEN<br />

KOMMT.<br />

“<br />

bekommen wir wenigstens<br />

20, manchmal 30 Euro am<br />

Tag“, sagt Kosta. Seine Beine<br />

sind kaum ausgebildet und er<br />

kann nur schwer stehen. Deshalb<br />

sitzt er im Rollstuhl. In<br />

Bulgarien hat er nur drei Jahre<br />

lang die Schule besucht und<br />

mit <strong>14</strong> geheiratet. Zehn Jahre<br />

später hat er vier Kinder und<br />

keine Ausbildung. Auch Hristo<br />

hat zwei Kinder, denen er<br />

Geld schickt, sobald er etwas<br />

angespart hat. „20, höchsten<br />

40 Euro. Über Western Union“,<br />

sagt er.<br />

Vor eineinhalb Jahren<br />

sind die Beiden das erste Mal<br />

nach Wien gekommen, auf Anraten<br />

eines Bekannten aus dem Viertel. Hier<br />

wohnen sie im 22. Bezirk und teilen sich<br />

mit fünf anderen Männern ein kleines<br />

Zimmer. Sie bezahlen insgesamt 300<br />

Euro Miete, 42 Euro pro Person. „Der<br />

Vermieter ist ein Serbe. Wir haben<br />

von Bekannten gehört, dass er auch an<br />

Roma vermietet. Er ist sehr nett und<br />

nicht böse, wenn er die Miete zwei oder<br />

drei Tage später bekommt“, erzählt Hristo.<br />

Mitnehmen wollen sie mich in ihr<br />

Quartier aber nicht. „Wir wollen keinen<br />

Ärger und die anderen werden böse,<br />

wenn wir eine Journalistin mitnehmen.“<br />

Wir gehen durch den Gastgarten<br />

des Café Wolfbauer. Kosta grinst einen<br />

Lokalgast an und sagt freundlich: „Guten<br />

Tag! Wie geht es Ihnen?“ Plötzlich<br />

stürmt die Kellnerin heraus und verjagt<br />

uns: „So, ihr verschwindets da jetzt ganz<br />

schnell. Verstehst mich nicht? Gemma!“<br />

Ich starre sie verunsichert an und tue so,<br />

als würde ich sie nicht verstehen. Zwei<br />

Gassen weiter versuche ich wieder mein


18<br />

POLITIKA<br />

Bettelglück bei einem Passanten:<br />

„Bitte, kleine Spende“, sage ich<br />

leise und traue mich nicht ganz<br />

ihm meine Hand entgegen zu<br />

strecken. „Wofür soll ich dir was<br />

geben?! Spinnst du? Schleich<br />

dich!“, er hat sich vor mir aufgebäumt<br />

und schreit mir ins Gesicht.<br />

Beim Reden spuckt er auch<br />

noch. „Das darfst du dir nicht<br />

zu Herzen nehmen. Das passiert<br />

ständig. Wenn sie nicht wollen,<br />

lass sie“, beruhigt mich Hristo.<br />

„ICH WÄRE GERN MAFIOSO“<br />

Ich erzähle den beiden, dass hiesige<br />

Medien oft von einer „Bettel-Mafia“ und<br />

von organisierten Bettel-Banden berichten.<br />

Kosta fängt laut zu lachen an. „Das<br />

denken die von uns? Ehrlich? Wenn ich<br />

von der Mafia wäre, würde ich doch<br />

nicht den ganzen Tag in der Hitze durch<br />

die Gegend fahren und um Almosen<br />

bitten. Dann hätte ich wahrscheinlich<br />

ein teures Auto mit verdunkelten Fensterscheiben.“<br />

Und das erbettelte Geld<br />

würde er sich sicher nicht freiwillig wegnehmen<br />

lassen. Aber gut organisiert sind<br />

sie schon, Kosta und Hristo. Sie sind oft<br />

zu zweit unterwegs. Am Abend teilen<br />

sie ihr Geld und helfen sich gegenseitig<br />

aus, wenn einer mal nichts eingenommen<br />

hat.<br />

„<br />

WÄRE ICH<br />

MAFIOSO,<br />

WÜRDE ICH<br />

NICHT UM<br />

ALMOSEN<br />

BETTELN.<br />

“<br />

Marina Delcheva auf Tour mit den bulgarischen Bettlern Kosta und Hristo.<br />

Plötzlich drückt mir eine<br />

Frau im Vorbeigehen 50 Cent<br />

in die Hand. Mein erstes Geld<br />

heute. Das passiert mir nur noch<br />

zwei Mal den ganzen Tag. Wir<br />

sind mittlerweile in der Nähe<br />

des Schwedenplatzes und gehen<br />

in Richtung Stephansplatz. Vor<br />

dem Stephansdom will ich in<br />

der Touristenmenge wieder betteln.<br />

„Nicht hier, das ist verboten.<br />

Womöglich läufst du noch einem<br />

Zivilbullen in die Arme. Dann tut er so,<br />

als würde er dir Geld geben und holt<br />

aber seine Marke heraus und nimmt dir<br />

dein ganzes Geld weg“, warnen mich die<br />

beiden. Von der Polizei würden sie mindestens<br />

ein Mal pro Woche kontrolliert.<br />

Wenn sie dabei erwischt werden, wie<br />

sie Leute um Geld bitten oder ihnen gar<br />

nachgehen, würden ihnen die Polizisten<br />

ihr ganzes Geld abnehmen. „Einem<br />

Bettler das Geld wegnehmen, Sachen<br />

gibts“, schüttelt Hristo den Kopf.<br />

Gegen Mittag sind wir wieder beim<br />

Naschmarkt. Wir rasten kurz im Schatten<br />

hinter der Sezession. Es ist mittlerweile<br />

unerträglich heiß und ich merke<br />

jetzt, dass ich nichts zum Trinken habe.<br />

Kosta bietet mir einen Schluck seines<br />

warmen Colas an. Ich lehne ab und<br />

plötzlich schäme ich mich, dass es mir<br />

graust, aus einer Flasche mit den beiden<br />

zu trinken. Hier trennen wir uns. Ich<br />

halte die Männer auch eher auf und sie<br />

haben heute noch zwei große Runden<br />

vor. Ich schenke ihnen meine Ausbeute<br />

von ein paar Euro. „Aide, viel Glück,<br />

Mädchen!“<br />

WIE EIN GEIST<br />

Jetzt gehe ich alleine weiter, auf dem<br />

Naschmarkt in Richtung U4-Station<br />

„Kettenbrückengasse“. Auch wenn die<br />

Bettler sofort sehen, dass ich nicht dazu<br />

gehöre, für Passanten, Standler und Lokalgäste<br />

bin ich nur ein „Biete, danke!“-<br />

Mädchen wie alle anderen auch. Ich<br />

halte wieder meine Hand auf und sage<br />

in Richtung einer Touristengruppe leise<br />

„Biete, kleine Spende“. Ich hatte mir am<br />

Tag davor eigentlich mehr Phrasen ausgedacht,<br />

aber am Ende bringe ich doch<br />

nur diesen einen Satz heraus, immer<br />

wieder. Eine Frau in weißem Leinenkleid<br />

mit roten Mohnblumen darauf beschimpft<br />

mich auf Slowakisch und ich<br />

gehe etwas verängstigt weiter.<br />

Ein paar Lokale weiter nickt mir ein<br />

Mann zu. Ich bleibe kurz stehen und<br />

starre ihn wortlos an. Sein Sakko hängt<br />

über dem Sessel nebenan und er hat seine<br />

Krawatte gelockert. „Nix verstehen,<br />

ha? Abgeschoben gehört ihr. Ab nach<br />

Hause!“, lacht er. Am liebsten würde<br />

ich ihn anschreien, ihn schlagfertig<br />

zurechtw eisen. Aber ich sage nur mit<br />

einem Kloß im Hals: „Kleine Spende?“<br />

Den Naschmarkt kenne ich eigentlich<br />

von der anderen Seite, als Lokalbesucherin<br />

nach der Arbeit, die mit Freunden<br />

bei einem Hugo über soziale Ungerechtigkeit<br />

diskutiert. Jetzt kommt mir das<br />

alles verlogen und heuchlerisch vor.<br />

Die meisten Lokalbesucher tun so, als<br />

würden sie mich nicht sehen, als wäre<br />

ich überhaupt nicht da. Andere winken<br />

nur verächtlich mit ihrer Hand ab oder<br />

werden sogar beleidigend. Mein Pech,<br />

dass ich eigentlich alles verstehe. Irgendwann<br />

sage ich nicht einmal mehr bitte<br />

oder danke, sondern trage nur noch<br />

wortlos meine offene Hand vor mich<br />

hin. Ich habe Durst, die Sonne brennt<br />

mir auf den Kopf und ich werde immer<br />

trauriger. Bei meinem Streifzug habe ich<br />

keinen einzigen Cent bekommen.<br />

„BIST DU GUT ZU MIR,<br />

BIN ICH GUT ZU DIR“<br />

Nur ein Standbetreiber scheint Mitleid<br />

mit mir zu haben und schenkt mir eine<br />

Dattel. Er will wissen, wo ich herkomme,<br />

wie es mir geht. Ich tue so, als würde ich<br />

ihn nicht verstehen und sage nur „Bulgaria,<br />

betteln“. Dann will er wissen, wo


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20<br />

POLITIKA<br />

Nur wenige Passanten zeigten sich barmherzig. 8 Euro blieben am Ende des Tages übrig.<br />

ICH KÖNNTE<br />

JEDEN<br />

AUGENBLICK<br />

ZU WEINEN<br />

BEGINNEN.<br />

ich wohne, ob ich eine Nummer<br />

habe und ob ich verheiratet bin.<br />

Ich schüttle nur den Kopf. „Du<br />

kommst zu mir. Du gut zu mir,<br />

ich gut zu dir“, sagt er und grinst<br />

schmutzig. Ich gehe wortlos<br />

weiter.<br />

Auf dem Parkplatz setze ich<br />

mich vor den U-Bahn-Aufgang<br />

in den Schatten und lege einen<br />

Plastikbecher vor meine Füße. Ich<br />

schwitze, habe Kopfweh von der Hitze<br />

und bin frustriert, weil ich den ganzen<br />

Tag kein nettes Wort gehört habe. Hier<br />

ist es wenigstens ruhig. Ein leichter<br />

Windzug stellt mir die verschwitzten<br />

Nackenhaare auf. Meine Jogginghose<br />

hat unten schon einen dreckigen Rand.<br />

Eine Menschengruppe kommt die Treppe<br />

hinauf. Keiner von ihnen sieht mich<br />

an, während sie aus der Station gehen.<br />

Aber das ist mir mittlerweile egal. In<br />

den nächsten Stunden werfen vier Leute<br />

etwas in meinen Becher: eine<br />

junge Mutter mit Kinderwagen,<br />

eine Frau mit Glatze, Tattoos<br />

und Piercings und zwei Männer.<br />

Als sie mir zulächeln und ihre<br />

Ein-Euro-Stücke in meinen Becher<br />

werfen, freue ich mich richtig<br />

und lächle zurück.<br />

ZWEI EURO UND EIN LÄCHELN<br />

Ein Mann mit weißem Hemd, roter<br />

Samtkrawatte und schwarzer Hose<br />

bleibt sogar stehen und fragt mich<br />

freundlich, wie es mir gehe und woher<br />

ich komme. Als ich Bulgarien sage, antwortet<br />

er: „Ah, Sofia. Kenne ich.“ Seine<br />

zwei Euro und seine Freundlichkeit<br />

heben meine Laune wieder etwas. Nur<br />

mein Durst wird langsam unerträglich.<br />

Warum habe ich nicht an eine Wasserflasche<br />

gedacht?<br />

Am Nachmittag halte ich die Hitze<br />

und den Durst nicht mehr aus. Ich<br />

wollte eigentlich noch eine Runde auf<br />

dem Markt drehen, aber dazu fehlt mir<br />

jetzt die Kraft und ich habe das Gefühl,<br />

dass ich jeden Augenblick zu weinen beginnen<br />

könnte. Ich kaufe mir um fünfzig<br />

Cent mit meinem Erbettelten ein<br />

kleines Mineralwasser im Billa. Als ich<br />

aus dem Geschäft komme, steht eine alte<br />

Frau ohne Zähne, aber mit Gehstock<br />

und Buckel neben dem Eingang. Ihr Plastikbecher<br />

ist leer und ich will ihr meinen<br />

schenken. 3,80 Euro sind nach dem<br />

Einkauf noch drin. Sie will das Geld<br />

zuerst nicht nehmen und sieht mich an,<br />

als wäre ich nicht ganz dicht. Ich lächle<br />

sie an und schiebe ihr den Becher in<br />

die Hände. Sie nimmt ihn unsicher und<br />

geht kopfschüttelnd weiter. Nicht ganz<br />

acht Euro habe ich heute bekommen.<br />

Für einen ganzen Tag betteln. Ich hoffe,<br />

Kosta und Hristo hatten mehr Glück.


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TEURE<br />

SPRACHE<br />

picturedesk.com


POLITIKA<br />

23<br />

„S<br />

par dir den Kurs. Ich kenne da<br />

jemanden, der Deutschzeugnisse<br />

fälscht“, mit dieser Aussage eines Arbeitskollegen<br />

haben Hüsseins (Anm.:<br />

Name von der Redaktion geändert)<br />

Probleme so richtig begonnen. Hüssein<br />

war nach Österreich gekommen, um<br />

an der Uni Wien zu studieren. Weil er<br />

nicht ausreichend gut Deutsch gesprochen<br />

hat, besuchte er drei Semester lang<br />

erfolgreich als außerordentlicher Student<br />

die Deutschkurse des Sprachenzentrums<br />

der Uni Wien. Ihm fehlte nur noch eine<br />

Prüfung für das B2/2-Niveau (siehe Infokasten),<br />

damit er als ordentlicher Student<br />

sein Studium beginnen konnte.<br />

Und dann kam Hüsseins Arbeitskollege,<br />

der ihm von Bircan (Anm.: Name von<br />

der Redaktion geändert) erzählt hat. Dieser<br />

soll schon mehreren Bekannten geholfen<br />

haben und B2/2-Zeugnisse für die<br />

Studienzulassung gefälscht haben. „Eigentlich<br />

kostet das 1.200 Euro, aber du bekommst<br />

es um 1.000 Euro. Und du sparst<br />

dir den Kurs und die Prüfung“, sagte er.<br />

Immerhin kostet ein Semesterkurs 810<br />

Euro, ohne Erfolgsgarantie. Hüssein willigte<br />

ein, sich mit Bircan zu treffen. Er gab<br />

ihm das Geld und ein paar Tage später<br />

hat er ein täuschend echtes Sprachzeugnis<br />

mit Unterschrift und Stempel von der<br />

Uni Wien bekommen. Er hat es der Studienzulassungsstelle<br />

vorgelegt, wurde als<br />

ordentlicher Student angemeldet und ein<br />

paar Wochen später wegen Dokumentenfälschung<br />

wieder exmatrikuliert. Jetzt<br />

ist er für ein Studium an der Uni Wien<br />

bis auf weiteres gesperrt.<br />

MIT FOTOSHOP<br />

ZUR INSKRIPTION<br />

Wie genau die Fälschung vonstattengegangen<br />

ist, weiß Hüssein nicht. Er<br />

habe das Geld übergeben und dann den<br />

Sprachnachweis mit seinem Namen und<br />

seinen Personendaten darauf bekommen.<br />

„Er sagte noch, wenn du jemanden kennst,<br />

der auch ein Zeugnis braucht, bekommst<br />

du 200 Provision“, erzählt Hüssein. „Ich<br />

kann ausschließen, dass bei uns Zeugnisse<br />

gefälscht werden“, sagt Bernhard<br />

Wundsam vom Sprachenzentrum der<br />

Uni Wien. Dort werden Deutschkurse<br />

für ausländische Studierende angeboten.<br />

Um Missbrauch vorzubeugen, ist<br />

die Abschlussprüfung zentralisiert und<br />

eine unabhängige Kommission bewertet<br />

sowohl den schriftlichen, als auch den<br />

mündlichen Teil. Die Studenten werden<br />

also nicht vom Kursleiter benotet. Außerdem<br />

sind alle Teilnehmerdaten digital<br />

gespeichert. Das Institut weiß also, wer,<br />

wann und mit welchem Erfolg welche<br />

Kurse besucht hat.<br />

Deshalb versuchen manche ihr Glück<br />

mit Fotoshop. So würden beispielsweise<br />

auf einem echten Sprachdiplom im<br />

Bildbearbeitungsprogramm die Personendaten<br />

ausgetauscht. Im Vorjahr hat<br />

die Studienzulassung der Uni Wien zehn<br />

Personen mit gefälschten Deutschdiplomen<br />

erwischt. Die Folgen: Exmatrikulation,<br />

eine Studiumssperre und eine Anzeige<br />

wegen Urkundenfälschung. Von einem<br />

Massenphänomen kann hierbei nicht<br />

die Rede sein. Insgesamt haben 4.000<br />

ausländische Studierende von insgesamt<br />

15.000 Studienanfängern haben mittels<br />

Sprachnachweis inskribiert. Die Fälschungen<br />

sind oft leicht erkennbar. Außerdem<br />

ermittelt die Uni Wien auch auf<br />

Verdacht. So seien manchmal Zeugnisse<br />

von Personen vorgelegt worden, die nie<br />

einen Deutschkurs am Sprachenzentrum<br />

belegt hatten. „Oder Personen, die den<br />

Kurs besucht haben, aber die Prüfung<br />

dann nicht bestanden haben“, erzählt<br />

Nicola Kraml, Leiterin des Sprachenzentrums<br />

der Uni Wien. Sie sei im Vorjahr<br />

zwei oder drei Mal wegen eines gefälschten<br />

Diploms kontaktiert worden.<br />

„Eines vorweg, mit der Masse der Studierenden<br />

haben wir überhaupt keine<br />

Probleme“, erzählt Siegfried Haas, Generalsekretär<br />

der „Österreichischen Orient-<br />

Gesellschaft“. Das Institut bietet ebenfalls<br />

als eines von drei Deutschkurse für den<br />

Vorstudienlehrgang an, führt aber nicht<br />

die zentralisierte Abschlussprüfung<br />

durch. Vereinzelt würden allerdings Kursteilnehmer<br />

versuchen, die benoteten<br />

Zwischentests zu manipulieren. „Das betrifft<br />

vor allem Leute, die eigentlich nicht<br />

studieren wollen, sondern das Visum<br />

brauchen“, sagt Haas. Mit der Studienzulassung<br />

bekommen nämlich Studierende<br />

aus dem EU-Ausland auch ein Visum für<br />

Österreich und können so hier bleiben<br />

und sich eine Arbeit suchen.<br />

SPRACHPROBLEME<br />

IM UNTERRICHT<br />

„In den meisten Fällen kommen wir<br />

drauf, dass ein Zeugnis gefälscht ist“,<br />

sagt Kraml. Wie viele Studierende mit<br />

gefälschten Diplomen durch die Studienzulassung<br />

gekommen sind, ist nicht<br />

bekannt. Lektoren der Universität Wien<br />

beklagen allerdings, dass sie vereinzelt<br />

Studierende in ihren Kursen haben, die<br />

kaum Deutsch sprechen. „Ich habe ab<br />

und zu Leute in meinem Kurs sitzen, die<br />

kein Wort verstehen“, erzählt eine Lektorin,<br />

die in diesem Zusammenhang nicht<br />

namentlich genannt werden möchte. Die<br />

Personen hätten in Folge auch Schwierigkeiten,<br />

Referate zu halten, Seminararbeiten<br />

zu schreiben und würden meist<br />

durch den Kurs fallen.<br />

„Wer sich Zeit sparen möchte, sollte so<br />

viel Zeit wie möglich in den Sprachkurs<br />

und das Erlernen der Sprache investieren.<br />

Denn gute Sprachkenntnisse sind die beste<br />

Voraussetzung, um im Studium dann<br />

unmittelbar Studienerfolge zu erzielen“,<br />

sagt Cornelia Blum von der Uni Wien.<br />

Mit der Exmatrikulation muss Hüssein<br />

jetzt auch eine Strafanzeige fürchten und<br />

wurde für ein Studium gesperrt. Unter<br />

Umständen könnte er auch sein Visum<br />

verlieren. Die 1.000 Euro für den gefälschten<br />

Sprachnachweis sind jedenfalls<br />

weg. Bircan ist außer Landes auf Tauchstation.<br />

Eine Garantie auf Dokumentenfälschung<br />

gibt es eben nicht.<br />

STUDIEREN IN ÖSTERREICH<br />

Ausländische Studierende, die an einer österreichischen<br />

Universität studieren möchten, müssen<br />

nachweisen, dass sie Deutsch auf dem sogenannten<br />

B2/2-Niveau beherrschen, das ist Maturaniveau.<br />

EU-Bürger müssen gleich bei der Inskription den<br />

Sprachnachweis mittels internationalem Diplom oder<br />

Maturazeugnis vorlegen. Studierende aus EU-Drittstaaten<br />

müssen das nicht. Sie können sich auch als<br />

außerordentliche Studierende an der Uni inskribieren<br />

und müssen dann im Rahmen der Vorstudienlehrgänge<br />

Deutsch lernen. Sobald sie die Prüfung zum<br />

B2/2-Niveau erfolgreich bestanden haben, können<br />

sie mit dem Studium beginnen. In Wien sind nur das<br />

Sprachenzentrum der Uni Wien, die Österreichische<br />

Orient-Gesellschaft und der Vorstudienlehrgang des<br />

ÖAD berechtigt, Deutschkurse für außerordentliche<br />

Studierende anzubieten. Die Abschlussprüfungen<br />

werden dann zentralisiert abgehalten und benotet.


24<br />

POLITIKA<br />

HERR MINISTER,<br />

WIE VIELE<br />

MINARETTE SOLL<br />

ES GEBEN?<br />

Wie viele<br />

Milchkühe gibt<br />

es in Österreich?<br />

Wie viel Liter<br />

Milch gibt eine<br />

Kuh so pro Tag?<br />

Wie viel Euro<br />

kostet ein Bio-<br />

Huhn pro Kilo?<br />

INTERVIEW IN ZAHLEN:<br />

IN DER POLITIK WIRD SCHON GENUG<br />

GEREDET. BIBER FRAGT IN WORTEN,<br />

ANDRÄ RUPPRECHTER, ÖVP-MINISTER<br />

FÜR LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT,<br />

ANTWORTET MIT EINER ZAHL.<br />

Simon Kravagna, Muamer Becirović und<br />

Marko Mestrović (Fotos)<br />

527.000<br />

20<br />

8<br />

Andrä Rupprechter hat zehn (!) Geschwister.<br />

Sieben Mal in der Woche wendet sich der Umweltminister an Gott.<br />

Wie oft haben<br />

Sie bereits<br />

geheiratet?<br />

2<br />

Wie viele<br />

Sünden verzeiht<br />

Gott?<br />

∞<br />

Das ist das mathematische<br />

Zeichen für unendlich<br />

Wie viele<br />

Geschwister<br />

haben Sie?<br />

10<br />

Wie oft waren<br />

Sie als Kind auf<br />

Urlaub?<br />

0<br />

4Wie viele Kinder<br />

haben Sie selbst?


POLITIKA<br />

25<br />

Wie oft im Jahr<br />

gehen Sie zu<br />

McDonalds?<br />

10<br />

Wie viel Prozent<br />

Bio ist auf Ihrem<br />

persönlichen<br />

Speiseplan?<br />

20<br />

Wie oft in der<br />

Woche essen Sie<br />

Honig?<br />

7<br />

7Wie oft beten Sie<br />

pro Woche?<br />

1Wie viele Götter<br />

gibt es?<br />

Der ÖVP-Minister glaubt an einen Gott.<br />

Rupprechter hat zwei Parteien in seinem Leben gewählt.<br />

Auf wie vielen<br />

Metern liegt<br />

der Bauernhof,<br />

auf dem Sie<br />

aufgewachsen<br />

sind?<br />

Wie viele Kälber<br />

haben Sie<br />

geholfen auf die<br />

Welt zu bringen?<br />

Wie viele<br />

homosexuelle<br />

Freunde haben<br />

Sie?<br />

Wie viele<br />

Moscheen mit<br />

Minarett sollte<br />

jedes Bundesland<br />

zumindest<br />

haben?<br />

Wie viele<br />

Parteien haben<br />

Sie in Ihrem<br />

Leben bereits<br />

gewählt?<br />

927<br />

100<br />

10<br />

1<br />

2


26<br />

POLITIKA<br />

IM ZUGE DER KRISE IM NAHEN OSTEN KÖNNTE ERSTMALS<br />

IM NORDIRAK EIN KURDISCHER STAAT ENTSTEHEN.<br />

KURDENSPRECHER ALI CAN ÜBER EIN NEUES KURDISTAN,<br />

ERDOGANS INTERESSEN IM NORDIRAK UND WIESO DIE<br />

KURDEN DIE REGION VOR DEN RADIKALEN ISLAMISTEN<br />

VERTEIDIGEN KÖNNEN. VON MARINA DELCHEVA<br />

BÖSE KURDEN, GUTE KURDEN<br />

Ali Can ist Sprecher des Dachverbands<br />

der kurdischen Vereine in<br />

Österreich FEYCOM<br />

biber: Seit dem Siegeszug der ISIS-Kämpfer<br />

in Syrien und im Irak ist erstmals die Rede<br />

davon, dass im Nordirak ein Kurdistan entstehen<br />

soll. Halten Sie das für realistisch?<br />

ALI CAN: Das ist sicher ein historischer<br />

Moment für die Kurden, dass es zumindest<br />

zu einem Teil-Kurdistan kommen<br />

könnte. Aber dort gibt es praktisch seit<br />

15 Jahren ein Selbstverwaltungsgebiet<br />

von Kurden. Das Ziel der Kurden war es<br />

eigentlich, dass ein einheitlicher, demokratischer<br />

Irak entsteht. Aber anscheinend<br />

kommt das nicht zustande und es<br />

bleibt den Kurden dort nichts anderes<br />

übrig als ihr Territorium diesen radikalen<br />

Islamisten (Anm.: die ISIS-Kämpfer) gegenüber<br />

zu schützen. Auf internationaler<br />

diplomatischer Ebene gibt es in diese<br />

Richtung auch positive Meldungen dazu.<br />

Die Kurden haben bewiesen, dass sie politisch<br />

stabil sind und ein freies Kurdistan<br />

im Norden Iraks sollte unterstützt werden.<br />

Im Gegensatz zur irakischen Armee konnten<br />

die Peschmerga, die kurdischen Kämpfer,<br />

zumindest im Norden das Fortschreiten<br />

der ISIS-Kämpfer stoppen…<br />

Wir bekämpfen diese radikalen Islamisten<br />

seit drei Jahren in der Region, vor allem<br />

in Syrien mit der JPG (Anm.: Volksverteidigungseinheiten<br />

der syrischen Kurden).<br />

Wir leisten dort seit zwei Jahren Widerstand,<br />

sodass sie aus der kurdischen Region<br />

draußen sind. Etwa 1.500 Kurden<br />

sind bei diesem Krieg umgekommen.<br />

Und dabei wurden die Kurden nicht geholfen,<br />

im Gegenteil. ISIS und Al-Nusra<br />

wurden vermutlich von Saudi-Arabien,<br />

Katar und der Türkei mit Waffen und mit<br />

Geld unterstützt. Dort findet man diese<br />

internationalen Dschihadisten aus Bosnien,<br />

Tschetschenien, Albanien, die dort<br />

kämpfen. Man hat einfach Grenzen offen<br />

gehalten für Verwundete von Al-Nusra,<br />

aber den Kurden die humanitäre Hilfe<br />

an den Grenzen verweigert. Natürlich ist<br />

die Gefahr immer noch da – das Geld, die<br />

RICK FINDLER / AFP / picturedesk.com


POLITIKA<br />

27<br />

Technologie, die sie haben. Kein einziges<br />

arabisches Land hat diese Organisation<br />

als terroristisch bezeichnet. Man weiß<br />

auch nicht genau, von wem die Unterstützung<br />

kommt.<br />

Sogar der türkische Premier Recep Erdogan<br />

hat gesagt, er könne sich einen kurdischen<br />

Staat im Nordirak vorstellen. Er pflegt politische<br />

Beziehungen zum irakischen Kurdenführer<br />

Masoud Barzani. Woher kommt<br />

das plötzliche Interesse Erdogans?<br />

Ihm bleibt nichts anderes übrig. Ich würde<br />

behaupten, die Kurden sind im Nahen<br />

Osten die einzige demokratische Gruppe.<br />

Es ist so weit gekommen, dass diese Systeme<br />

anerkennen müssen, dass es, ohne die<br />

Kurden zu inkludieren, in Zukunft nicht<br />

mehr geht. Bis vor zehn Jahren haben<br />

sie die Kurden im Nordirak auch nicht<br />

anerkannt. Sie wurden als Feudalherren,<br />

als Separatisten bezeichnet.<br />

Aber mit der Zeit hat sich<br />

die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

so weit entwickelt,<br />

dass sie sie nicht mehr<br />

politisch bekämpfen können.<br />

Dann haben sie angefangen,<br />

gute Kurden, böse<br />

Kurden zu spielen: Ich bin<br />

mit den Kurden im Irak gut,<br />

aber mit meinen eigenen<br />

Kurden gehe ich anders um.<br />

Und das funktioniert auch<br />

nicht mehr. Daher ist es im<br />

Interesse der Türkei mit den Kurden zu<br />

kooperieren. Ich glaube nicht, dass das ein<br />

freiwilliger Herzenswunsch von Erdogan<br />

ist. Es geht auch um Erdöl und Wasser,<br />

das darf man nicht vergessen. Wir haben<br />

im Nordirak die Flüsse Euphrat und Tigris<br />

und reiche Ölfelder. Pipelines gehen<br />

durch Kurdistan. Ohne uns funktioniert<br />

es nicht mehr so wie früher.<br />

Wieso ist gerade jetzt die Rede von einem<br />

freien kurdischen Staat?<br />

Naja, die Kurden kämpfen seit über 100<br />

Jahren für ihre Freiheiten. Kurdistan ist<br />

eine internationale Kolonie. Ein eigenständiges<br />

Kurdistan würde bedeuten,<br />

sechs Länder zu teilen – Türkei, Iran, Irak,<br />

Syrien, Teile Armeniens und Aserbaidschans<br />

– und das ist nicht so einfach. Jetzt<br />

gibt es geopolitische, wirtschaftliche Interessen<br />

im Nahen Osten, wo manche sagen,<br />

ok, jetzt ist die Zeit gekommen. Aber<br />

für uns Kurden ist die Zeit schon längst<br />

da. Dass jetzt die internationale Gemeinschaft<br />

mitspielt, ist erfreulich, aber die<br />

Kräfte, die jetzt plötzlich ein freies Kurdistan<br />

befürworten, sind schuld am Schicksal<br />

der Kurden.<br />

Mosul<br />

Erbil<br />

Kirkuk<br />

Tikrit<br />

Bagdad<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Kurdistan wurde damals aufgrund wirtschaftlicher<br />

Interessen geteilt. Nach dem<br />

Ersten Weltkrieg haben sie, ohne Kurden<br />

und andere Ethnien zu fragen, einfach das<br />

Lineal genommen und auf der Landkarte<br />

Länder geschaffen. Und dabei haben<br />

Franzosen, Engländer und andere Mächte<br />

mitgetan. 40 Millionen Menschen haben<br />

keinen eigenen Staat. So gesehen ist das<br />

kein Geschenk, das man uns gibt. Die sollen<br />

keinen Handkuss von uns erwarten.<br />

Es ist unsere Autonomie und wir haben<br />

dafür bezahlt. Es hat 30 bis 40 Aufstände<br />

gegeben, jeder wurde blutig niedergeschlagen.<br />

Stichwort Öl: im Nordirak gibt es gut erschlossene<br />

Öl-Quellen. Eine der zwei Pipelines<br />

verbindet Kirkuk im Nordirak und<br />

Ceyhan in der Türkei. Ist das Öl ein Grund<br />

für erste Zugeständnisse,<br />

weil man dieses nicht an ISIS<br />

verlieren möchte?<br />

Gut, Erdöl war auch ein<br />

Grund, warum wir kein<br />

Land haben. Früher war<br />

es so, dass die Mächte dort<br />

in Kooperation mit dem<br />

Westen standen. Damals<br />

hatten sie es nicht nötig,<br />

Basra<br />

die Kurden zu fragen. Aber<br />

jetzt, nachdem die radikalen<br />

Islamisten die Macht<br />

übernommen haben, sind<br />

die Quellen nicht so sicher. Jetzt suchen<br />

sie nach vertrauenswürdigen Partnern.<br />

Und die Kurden haben bewiesen, dass<br />

sie eigenständig handeln können und realpolitisch<br />

in der Lage sind, die eigenen<br />

Ölfelder selbst zu verwalten.<br />

Wie bewertet die kurdische Community<br />

diesen Vorstoß?<br />

Also türkischstämmige Kurden sehen das<br />

nicht anders als irakische. Für uns Kurden<br />

in der Türkei ist Kurdistan Eins. Über diesen<br />

Vorstoß freuen wir uns, wir werden<br />

ihn unterstützen. Im Herzen sehen wir<br />

uns alle als Kurden. Die Kurden im Irak<br />

haben schon einen eigenen Status und es<br />

ist wichtig für uns alle, dass der bestehen<br />

bleibt und es weitergeht.<br />

Wie ist das Verhältnis zwischen dem türkischen<br />

Kurdenführer Abdullah Öcalan<br />

und dem irakischen Kurdenführer Masoud<br />

Barzani?<br />

Phu, gut… Sie haben politisch unterschiedliche<br />

Ansichten. Öcalan denkt in<br />

Richtung Gesamt-Kurdistan, Herr Barzani<br />

denkt eher regional. Man darf nicht<br />

vergessen, dass Herr Öcalan noch immer<br />

gefangen ist und Herr Barzani hat die Verantwortung,<br />

gemeinsam mit der PKK und<br />

der PYD in Syrien, die kurdischen Interessen<br />

zu vertreten.<br />

Kommt es da nicht zu Interessenskonflikten?<br />

Natürlich kommt es zu Konflikten. Rein<br />

ideologisch kommt es zu Unterschieden.<br />

Im Großen und Ganzen sind sich alle<br />

einig, bei demokratischen Grundprinzipien<br />

und auch dass Kurden ihre Rechte<br />

bekommen sollen. Was zum Beispiel ein<br />

Unterschied ist zwischen Kurden im Irak<br />

und in der Türkei, ist die absolute Geleichberechtigung<br />

von Mann und Frau.<br />

Diese praktizieren wir auch im syrischen<br />

Teil und im Norden, in der Türkei – also<br />

eine Doppelführung von Mann und Frau<br />

und eine 40-prozentige Geschlechterquote<br />

in allen öffentlichen Ämtern. Was<br />

die Frauenrechte betrifft, muss noch viel<br />

getan werden bei den Kurden im Süden<br />

(Anm.: im Nordirak). Man darf nicht<br />

vergessen, unter welchen Systemen sie<br />

bis jetzt gelitten haben. Aber das braucht<br />

noch Zeit dort. Der Einfluss der Religion<br />

darf nicht vergessen werden.<br />

Halten Sie in Zukunft ein Kurdistan über<br />

die Grenzen des Nordirak hinaus für möglich?<br />

Wenn man sich in den letzten 20 Jahren<br />

anschaut, wie oft sich Grenzen geändert<br />

haben, dann ist das durchaus möglich<br />

und realistisch. Aber das ist nicht die zentrale<br />

Forderung der Kurden. Das ist anders<br />

als vor 20 Jahren. Also wir sind vom<br />

Nationalstaat abgerückt und wir fordern<br />

jetzt eine demokratische Nation. Und diese<br />

bezieht sich nicht nur auf eine Ethnie,<br />

sondern ist ein gesellschaftliches Konzept.<br />

Jetzt hat ISIS ein Kalifat ausgerufen. Wer<br />

will mit so einem Nachbarn leben? Es ist<br />

gegen das Interesse jeder vernünftigen Sache,<br />

was die dort aufführen. Wir warnen<br />

davor, man darf das nicht unterschätzen.<br />

Das ist ein Angstsystem und die Menschen<br />

haben keine Möglichkeit sich zu<br />

wehren. Ich glaube nicht, dass sich die<br />

dortigen Araber und die Sunniten dem<br />

freiwillig unterstellen.<br />

BUCHTIPP: „Syrien.<br />

Hintergründe, Analysen,<br />

Berichte.“ von Fritz<br />

Edlinger und Tyma Kraitt.<br />

Promedia-Verlag, € 17,90.


28 MIT SCHARF<br />

MEINUNGSMACHE<br />

BURKA<br />

VERBOT HAT NICHTS MIT<br />

RASSISMUS ZU TUN<br />

Normalerweise bin ich der Meinung, dass<br />

Verbote wenig bringen und jeder das tun sollte,<br />

was er oder sie möchte, solange niemand dabei<br />

zu Schaden kommt. Die Debatte um ein Burka-<br />

Verbot nur dem rechten Lager zu überlassen,<br />

finde ich aber falsch. Wenn uns jemand in der<br />

U-Bahn auf das Dekolleté starrt, schreien wir<br />

(zu Recht) gleich auf und fordern mehr Respekt<br />

für Frauen ein. Aber aus politischer Korrektheit<br />

anderen Religionen und Kulturen gegenüber<br />

dürfen wir nicht darüber diskutieren, ob ein Niqab<br />

– der Gesichtsschleier wird hierzulande als<br />

Burka bezeichnet – einen Platz im öffentlichen<br />

Raum bekommen soll? Das ist scheinheilig und<br />

verlogen.<br />

Denn so überlassen wir diese Debatte allein<br />

den FPÖ-Plakaten. Und die kommen immerhin<br />

bei einem Drittel der Wähler gut an. Der Grüne<br />

Efgani Dönmez fragt in der Wiener Zeitung zu<br />

Recht: „Warum soll die Gesellschaft das (Anm.:<br />

die Burka) unterstützen?“ Die Vollverschleierung,<br />

bei der man im besten Fall die Augen<br />

durch einen winzigen Schlitz sieht, stellt eine<br />

De-Personalisierung und Entmündigung der<br />

Frau optisch dar. Niemand sieht, welche Person<br />

sich hinter diesem Schleier versteckt, ob sie<br />

lächelt, selbstbewusst den Kopf hebt oder eine<br />

geschwollene Lippe hat. Das ist kein Kopftuch,<br />

das man sich selbstbewusst jeden Tag als<br />

Ausdruck der eigenen Identität und Religion<br />

bindet. Wir haben leider in der gesamten Debatte,<br />

die seit Jahren immer wieder aufkeimt,<br />

kein einziges Mal eine selbstbestimmte,<br />

stolze Niqab-Trägerin gehört, die sich aktiv zu<br />

Wort meldet und sagt: „Ich trage dieses Ding<br />

freiwillig und ihr habt absolut kein Recht über<br />

mich zu bestimmen.“ Immerhin soll es etwas<br />

mehr als 100 von ihnen in Österreich geben.<br />

Vielleicht stimmt mich ja diese eine Frau um.<br />

Ich bin nicht sicher, ob ich einem Burka-Verbot<br />

zustimmen kann. Aber ich möchte in einer<br />

Gesellschaft leben, die öffentlich darüber diskutiert,<br />

ob die Vollverschleierung der Frau eine<br />

Art der Unterdrückung darstellt oder nicht und<br />

wie der Staat damit umgehen soll.<br />

delcheva@dasbiber.at<br />

Heute Morgen<br />

bekam ich einen<br />

Anruf von einer Immobilienmaklerin.<br />

Ich hatte<br />

sie davor für eine Wohnung im 16. Bezirk<br />

angeschrieben. Sie wollte anfragen, ob<br />

ich noch Interesse habe. Sichtlich erstaunt<br />

über meine weibliche Stimme, hat<br />

sie sich höflich über die falsche „Herr“-<br />

Anrede in ihrer Mail entschuldigt.<br />

So weit, so gut! Dann aber der Knall:<br />

„Ich höre, Sie sind Österreicherin! Oder<br />

sind Sie etwa Deutsche?“ Was bin ich<br />

denn nun? Ich antworte wie immer mit<br />

einem wackeligen „Ich hab noch den<br />

türkischen Pass. Bin aber in Österreich<br />

aufgewachsen und somit eher eine<br />

Österreicherin!“ Die Antwort ist für die<br />

Meisten befriedigend. In diesem Fall<br />

nicht. Mit einer spürbaren Enttäuschung<br />

antwortet sie mir: „Ah. Dann müssen<br />

wir das anders angehen. Sie benötigen<br />

einen österreichischen Bürgen! Verstehen<br />

Sie mich nicht falsch, das ist nicht<br />

ausländerfeindlich gemeint. Nur haben<br />

wir so viele Wohnungen und schon viele<br />

Räumungsklagen gehabt. Die kann ich<br />

in der Türkei nicht durchbringen!“ Okay.<br />

Aber wieso genau Türkei? Ich bleib<br />

gencel@dasbiber.at<br />

Und wieder mal kommt es mir vor, als ob Österreich keine größeren<br />

Probleme hätte. Grund dafür ist der Schlagerstar Gabalier, der die<br />

„Töchter“ beim Singen der Bundeshymne ausgelassen hat. Na und?<br />

Söhne, Töchter, bald werden dann auch Tanten, Onkel, Omas, Opas<br />

und Conchitas eine Revolution starten, weil man ihnen in der Bundeshymne<br />

nicht die Ehre erweist.<br />

Als ob sich eine Frau damit was kaufen könnte, wenn der Begriff „Töchter“ in der Bundeshymne<br />

mit dabei ist. Bei dieser Aussage werden so einige sicher empört nach Luft<br />

schnappen, weil ich das „Emanzipierungskonzept“ nicht verstanden habe. Wichtiger wäre<br />

es für die gerechten Löhne aufzuschreien. Oder für gleiche Chancen im Berufsleben.<br />

Und dann gibt´s noch Leute wie HC Strache. Der will eine Volksabstimmung daraus<br />

machen. Da wird das Geld der Steuerzahler für etwas Lächerliches aus dem Fenster geschmissen.<br />

Lieber das Geld in die Bildung unserer Töchter und Söhne investieren, anstatt<br />

darüber zu diskutieren, ob Männlein oder Weiblein oder beide in der Hymne erwähnt<br />

werden sollen. Vorschlag: Vergesst die Töchter und Söhne, machen wir Kinder draus!<br />

khelifi@dasbiber.at<br />

WOHNUNGSSUCHE<br />

KEIN ÖSI, KEINE WOHNUNG<br />

doch in Wien. Wenn ich mich mit einem<br />

Millionenkredit absetzen will, dann wohl<br />

auch eher auf den Philippinen als in der<br />

Türkei. Also nochmal von vorne: „Ich bin<br />

hier aufgewachsen und bin mit meinem<br />

Aufenthaltstitel rechtlich quasi gleichgestellt!“<br />

„Na. Rechtlich gleichgestellt sind<br />

Sie nur mit einem österreichischen Pass.<br />

Visum ist nix!“, entgegnet sie und betont,<br />

dass sie es nicht böse meine. Klar. „Ich<br />

weiß Österreicher zahlen auch nicht. Aber<br />

gegen die kann ich hier vorgehen – in der<br />

Türkei kann ich nichts machen!“<br />

Ich bedanke mich und mach ihr klar, dass<br />

ich für eine Wohnung sicherlich keine/n<br />

Außenstehende/n organisieren werde,<br />

der/die für mich bürgt. Sie ganz traurig:<br />

„Ah – sie haben keine Österreicher, die<br />

bürgen könnten! Na, dann kann ich leider<br />

nichts machen. Viel Glück noch auf Ihrer<br />

Suche!“ Mir bleibt nur ein „Danke!“. Mit<br />

einem Anruf hat sie sowohl meinen legitimierten<br />

Anspruch auf eine Wohnung und<br />

dann auch noch meinen Integrationsstatus<br />

und meinen österreichischen Umgang<br />

in Frage gestellt. Ein Mail an ZARA mit<br />

genauen Angaben ist schon verfasst! Ob’s<br />

mehr bringt als eine registrierte Zahl mehr<br />

in der Statistik, ist eine andere Frage!<br />

HYMNE<br />

„HEIMAT BIST DU GROSSER KINDER“<br />

Marko Mestrović


29<br />

Foto von Marko Mestrović<br />

ZU SEICHT FÜR EINEN KÖPFLER<br />

RAMBAZAMBA


30 RAMBAZAMBA<br />

FIX ZAM<br />

ODER WAS?!<br />

DAS MINGLE-<br />

KONZEPT IST<br />

NICHT ÜBERALL<br />

GELIEBT, DESWE-<br />

GEN MÜSSEN SICH<br />

DIE TURTELTAU-<br />

BEN VERSTECKEN.


RAMBAZAMBA<br />

31<br />

ZUSAMMEN INS KINO, ZUSAMMEN<br />

AUF PARTIES UND ZUSAMMEN<br />

IM BETT, ABER SICHER NICHT<br />

ZUSAMMEN IN EINER BEZIEHUNG.<br />

VOR ALLEM JUNGE MENSCHEN<br />

SEHNEN SICH NACH FREIHEIT<br />

UND FLEXIBILITÄT - KEIN GUTER<br />

NÄHRBODEN FÜR EINE FESTE<br />

BEZIEHUNG. „MINGLE“ IST DAS NEUE<br />

TRENDWORT, DAS SINGLEDASEIN<br />

UND BEZIEHUNG VEREINEN SOLL.<br />

TEXT: FREDERIKA FERKOVA<br />

FOTOS: MARKO MESTROVIĆ, PORTRÄTS: CHRISTOPH LIEBENTRITT<br />

HAARE & MAKEUP: SABINE REITER<br />

„U<br />

nd, seid ihr jetzt fix zusammen?“ Trendforschern ist aufgefallen,<br />

dass immer mehr junge Erwachsene bei dieser Frage Bauchweh<br />

bekommen. Beziehungsstatus „Ich weiß es nicht“ also. Und schwupps,<br />

der neue Trendbegriff, der sich aus „mixed“ und „single“ zusammensetzt,<br />

war erfunden. Man ist schon solo, aber eben auch nicht ganz. Im<br />

besten Fall sind beide auf der Suche nach etwas längerfristig Unverbindlichem.<br />

Zusammen schlafen, zusammen Filmschauen und zusammen<br />

auf Parties gehen- ohne den ganzen Stress drum herum. Eltern<br />

vorstellen nicht nötig. Gemeinsame Zukunftsplanung? Pff, nein danke!<br />

„Man fühlt sich nicht eingesperrt und es wird nicht so schnell langweilig.<br />

Der Reiz bleibt einfach länger erhalten“, erzählt unser Mingle Alessa.<br />

MINGLE WERDEN IST NICHT SCHWER,<br />

MINGLE SEIN DAGEGEN SEHR…<br />

So optimal läuft es in der Realität aber nicht immer. Viele landen in der<br />

sogenannten Mingle-Falle. Zuerst kommt das klassische Kennenlernen<br />

mit Dates, das erste Mal miteinander schlafen und eventuell ins Kino<br />

gehen. Noch wird nichts besprochen, es ist ja zu früh. Plötzlich sind ein<br />

paar Wochen vergangen und man merkt, dass irgendwie wenig weitergeht.<br />

Den anderen ansprechen? Zu peinlich, zu stressig und immer zu<br />

unpassend. Und so leidet derjenige, der in der Falle ist, dahin. Derjenige,<br />

der sie aufgestellt hat, genießt sie in vollen Zügen und weiß meistens<br />

nicht, dass er dem Gegenüber wehtut.<br />

Egal ob besprochen oder nicht, das Mingletum entfaltet seine Tücken<br />

erst beim Bestehen. Regelmäßiger Sex schürt Erwartungen, die am<br />

Anfang gar nicht vorhanden waren. Plötzlich ist alles nicht mehr ganz<br />

so locker, schnell fühlt man sich als Lückenbüßer für das Gegenüber.<br />

Wir schreiben doch, wir haben tollen Sex, wir lachen viel und verstehen<br />

uns doch sehr gut. Warum will er nicht mehr von mir? Warum ist<br />

sie heute mit diesem Idioten fort? „Ich wünschte, ich hätte gleich was<br />

gesagt. Es war ja nicht so, dass es mir besser ging, als ich nichts gesagt<br />

habe“, sagt Michi, der weniger gute Erfahrungen als Mingle gemacht<br />

hat.<br />

Wer sich also bewusst für diese Beziehungsform entscheidet, muss<br />

wissen, dass er im Notfall nichts weiß. Langzeitstudien gibt es immerhin<br />

keine, Erfahrungsberichte von unseren drei (Ex-) Mingles aber sehr<br />

wohl.<br />

DIE VERSPIELTE<br />

ALESSA, 21, STUDENTIN<br />

Erfahrung: Mingle bedeutet für mich kein schlechtes<br />

Gewissen, keine Verantwortung und emotional<br />

nicht ganz so abhängig zu sein. Neben festen Beziehungen<br />

habe ich auch ungewollte Mingleerfahrung,<br />

vor allem früher, sammeln können. Ich hatte da immer<br />

Hoffnung auf eine Beziehung, wollte aber nie<br />

stressen. War eine ziemlich beschissene Erfahrung.<br />

Nichts desto trotz finde ich das Konzept super, vor<br />

allem wenn man jung ist. Meine letzte Mingle-Beziehung<br />

habe ich beendet. Anfangs haben wir uns nur<br />

bei ihm gesehen und von Anfang an klar gestellt,<br />

dass wir keine Beziehung wollen. Also ich habe das<br />

gesagt und er hat mir zugestimmt. Wir haben auch<br />

zusammen darüber gesprochen und gesagt, dass wir<br />

es besser fänden, wenn es keine Nebenprotagonisten<br />

gibt. Wir haben uns dann ein bis drei Mal die Woche<br />

gesehen, Fern geschaut, geredet und Sex gehabt.<br />

Nach einem halben Jahr wurde es schon richtig<br />

beziehungsmäßig, er wollte mit mir verreisen und<br />

schenkte mir auf einmal viel mehr Zuwendung als<br />

am Anfang. Ich war auch zwischendurch verwirrt,<br />

ob und was ich denn von ihm möchte. Also habe ich<br />

quasi Schluss gemacht. Es war viel angenehmer als<br />

das Schlussmachen in einer richtigen Beziehung. Ich<br />

habe ja das Problem, dass wenn ein Mann mich will,<br />

ich ihn nicht mehr haben mag. Und wenn er mich<br />

nicht will, dann mag ich ihn umso mehr. Immer<br />

wenn ich merke, dass ich gerade will, weil ich nicht


32 RAMBAZAMBA<br />

gewollt werde, versuche ich zu chillen und diese Gefühle<br />

zu ignorieren. Ein Mal hat ein Typ geich zu Beginn<br />

zu mir gesagt, dass er keine Beziehung möchte.<br />

Was ich ja auch nicht möchte, da ich flexibel sein<br />

will, vor allem da ich viel verreise, aber an meinem<br />

Ego hat es trotzdem gekratzt.<br />

Die guten Seiten des Mingletums: Das Festlegen<br />

bleibt einem erspart. Auch bleibt der Reiz länger in<br />

der Beziehung. Man bleibt flexibel und frei bis jemand<br />

Perfektes kommt.<br />

Die schlechten Seiten des Mingletums: Es gibt nie<br />

ein vollständiges Vertrauen und man fühlt sich sehr<br />

schnell nicht wertgeschätzt. Ich idealisiere meine<br />

Partner auch schnell nach dem Sex. Es bleibt die Gefahr,<br />

dass man sich früher oder später ineinander<br />

verknallt.<br />

Tipps für (zukünftige) Mingles: Auf gar keinen Fall<br />

täglich melden oder alles was im Leben so passiert erzählen,<br />

das kann schnell nerven. Ehrlichkeit ist aber<br />

sehr wichtig und auch dass man zusammen alles abklärt.<br />

BEI DER TRAUM-<br />

FRAU BLEIBEN ODER<br />

DOCH LIEBER DIE<br />

BEKANNTSCHAFT<br />

VOM WOCHENENDE<br />

ANRUFEN…<br />

DER MACHO<br />

MICHI, 23, FUSSBALLER<br />

Erfahrung: Meine erste Minglebeziehung hatte ich<br />

mit 17. Wir haben uns ein oder zwei Mal die Woche<br />

gesehen und miteinander geschlafen. Relativ bald<br />

fing sie an für mich zu kochen und ich blieb immer<br />

länger bei ihr. Nach einem Monat habe ich das dann<br />

beendet, weil sich bei ihr Gefühle entwickelt haben.<br />

Mittlerweile hatte ich so an die 25 bis 30 Minglebeziehungen,<br />

alle etwa ein bis drei Monate lang. Trennungsgrund?<br />

Die Mädels haben Gefühle entwickelt<br />

und wurden eifersüchtig. Oder sie waren einfach<br />

nicht gut im Bett. Einmal habe ich Gefühle entwickelt,<br />

da hat sie sich dann distanziert. Ich habe einen<br />

Teil meiner Jugend in Novi Sad verbracht, da sind die<br />

Mädels sowieso anders als in Wien. Dort musste ich<br />

extrem aufpassen, dass niemand etwas von uns mitbekommt,<br />

weil sich in der kleinen Stadt alles herumspricht.<br />

Die Minglebeziehungen waren alle ganz unterschiedlich:<br />

Mit ein paar habe ich mich nach dem<br />

Fortgehen gesehen, mit anderen nur mit dem Auto<br />

auf einen Parkplatz gefahren. Treue wurde nicht<br />

wirklich besprochen, über diese Dinge redet man ja<br />

nicht. Jüngere Frauen wollen schnell mehr, ein paar<br />

Jährchen ältere sind da schon gechillter. Ich denke,<br />

wir Männer fühlen uns nicht so schnell benutzt und<br />

machen uns auch nicht so viele Gedanken. Ich hatte<br />

auch schon ernste Beziehungen, suchen tue ich<br />

weder nach dem Mingletum, noch nach einer Beziehung.<br />

Was sich ergibt, das ergibt sich. Ob ich schon


RAMBAZAMBA<br />

33<br />

mal in eine Minglebeziehung ging, obwohl ich<br />

wusste, dass sie mehr will? Ja.<br />

Die guten Seiten des Mingletums: Du hast Sex<br />

wenn du Lust hast Sex zu haben und das ohne Beziehungsstress.<br />

Außerdem isst man nicht nur aus<br />

einem Teller.<br />

Die schlechten Seiten des Mingletums: Wenn es<br />

ans Licht kommt, können Dritte die Beziehung belasten.<br />

Und wenn man keine Gefühle geplant hat<br />

und sie doch passieren, ist es für beide nicht angenehm.<br />

Tipps für (zukünftige) Mingles: Grundsätzlich<br />

nicht darüber reden. Wenn sie von Anfang an sagt,<br />

dass sie sowas möchte, dann klappt es auch am besten.<br />

Am besten direkt sein und nicht zu viel kuscheln.<br />

Nur mit jemand etwas anfangen, von dem<br />

ich wirklich nicht mehr will. Und auf gutem Sex<br />

basiert auch eine gute (Mingle-)Beziehung.<br />

MICHI: „DIE MÄ-<br />

DELS HABEN GE-<br />

FÜHLE ENTWI-<br />

CKELT. ODER SIE<br />

WAREN EINFACH<br />

NICHT GUT IM<br />

BETT.“<br />

Joseph an der Tür.<br />

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34<br />

RAMBAZAMBA<br />

DER VERDROSSENE<br />

TOMEK, 21, STUDENT<br />

Erfahrung: Mingle ist für mich, wenn man miteinander<br />

schläft, aber nicht offiziell sagt, dass man zusammen ist.<br />

Ich hatte schon ein paar Mingle-Beziehungen. Das waren<br />

immer Frauen, die irgendwie in der Freundschafts- oder<br />

Fortgehgruppe mit uns fortgegangen sind. Wir waren dann<br />

eben fort und der Abend hat öfters bei ihr oder bei mir geendet.<br />

Es waren sehr spontane Treffen und die Frauen waren<br />

mir auch ein bisschen egal, da gab es nichts mit „wir<br />

sind uns jetzt treu“. Jedenfalls habe ich mich in die Letzte<br />

verliebt. Sie war auch in unserer Freundesgruppe unterwegs<br />

und wir haben uns nicht mal so gut verstanden, aber irgendwie<br />

fand ich sie trotzdem super. Wir haben geschmust<br />

und gekuschelt nach dem fortgehen, aber wir hatten nie<br />

Sex. Ich fing an sie zu idealisieren und war vor allem gegen<br />

Ende richtig verliebt in sie. Dann, nach viel zu langer Zeit,<br />

habe ich ihr meine Gefühle gestanden. Sie wusste nicht, was<br />

sie dazu sagen soll. Sie meinte, sie möchte keine Beziehung,<br />

ich habe sie dann aber ein paar Wochen später mit ihrem<br />

Ex-Freund gesehen. Das hat ordentlich an meinem Ego gekratzt<br />

und auch mein Herz gebrochen. Jetzt haben wir keinen<br />

Kontakt mehr. Sie ist ja auch eigentlich nicht mein Typ<br />

Frau und richtig anstrengend, ich weiß nicht warum ich so<br />

reingekippt bin. Ich denke, dass wir Männer Jäger sind. Ich<br />

habe mich oft gefragt, ob sich solche Gefühle entwickelt<br />

hätten, wenn wir Sex gehabt hätten.<br />

Die guten Seiten des Mingletums: Es ist unkompliziert und<br />

man ist frei.<br />

Die schlechten Seiten des Mingletums: Wenns schief läuft,<br />

dann läufts so richtig schief. Und im allerschlimmsten Fall<br />

ist eine gute Freundschaft auch zerstört.<br />

Tipps für (zukünftige) Mingles: Genau überlegen, was man<br />

von dem Gegenüber möchte und dann auch dabei bleiben.<br />

Das wichtigste bleibt aber: Nicht herumscheissen! Sollten<br />

sich Gefühle entwickeln, dann lieber gleich sagen als ewig<br />

warten. Man leidet ja nicht weniger in der Zeit.<br />

DIE AUSSTEIGERIN<br />

BABSI, 34, JUGENDARBEITERIN<br />

Erfahrung: Unter Mingle verstehe ich so etwas wie eine Bekanntschaft<br />

plus. Man muss nicht zwangsläufig befreundet<br />

sein, miteinander reden sollte man aber schon können. Ich<br />

habe ausreichend Erfahrung in meiner Studienzeit sammeln<br />

können. Natürlich habe ich auch ernste und längere Beziehungen<br />

geführt, aber gerade wenn die beendet waren, hatte<br />

ich keine Lust auf etwas Festes. Ich war da aber immer fair<br />

und habe es im Vorhinein immer gesagt, wenn ich keine Beziehung<br />

wollte. Umgekehrt war das nicht so oft der Fall. Jede<br />

Minglebeziehung war ein bisschen anders, mit einem ging ich<br />

auf Festivals, mit dem anderen war ich nur bei ihm zuhause.<br />

Es gab auch Situationen, da ist der Typ reingekippt und sehr<br />

anhänglich geworden, das habe ich dann aber beendet. Auch<br />

ich bin schon gegangen worden, weil sich bei mir Gefühle entwickelt<br />

haben. Ob wir uns in der Minglebeziehung treu waren,<br />

war immer von meinem Gegenüber abhängig. Die letzte Mingle-Beziehung,<br />

die ich geführt habe, hat vor ein paar Jahren<br />

begonnen. Wir haben uns bei unserem Maturatreffen nach<br />

zehn Jahren wiedergesehen und sofort verstanden. Schnell<br />

war klar, dass wir beide es eher locker angehen möchten und<br />

alles offen lassen. Nach zwei Monaten hab ich dann laut festgestellt,<br />

dass wir die ganze Zeit miteinander Sachen unternehmen<br />

und uns mögen. Und dass wir eh zam sind. Er hat bejaht<br />

– jetzt haben wir drei Kinder zusammen, wohnen in einem<br />

Haus und einen Familienzuwachs in Form von zwei Hunden<br />

bekommen wir auch.<br />

Die guten Seiten des Mingletums: Freiheit. Es gibt keinen Beziehungsstress<br />

und man muss niemandem Rechenschaft ablegen.<br />

Die schlechten Seiten des Mingletums: Das Reinkippen. Ständig<br />

darauf aufpassen zu müssen zehrt an den Nerven.<br />

Tipps für (zukünftige) Mingles: Wenn du merkst, dass du am<br />

reinkippen bist, direkt und offen sagen. Sei zu deinem Gegenüber<br />

ehrlich und sage klar, wenn jemand anderes im Spiel ist.


5 JAHRE<br />

„PILLE DANACH“<br />

REZEPTFREI<br />

Entgeltliche<br />

Einschaltung<br />

EIN STÜCK<br />

VERANTWORTUNG<br />

für dich<br />

WAS HEISST NOTFALLVERHÜTUNG?<br />

Notfallverhütung („Pille danach“) ist eine Methode, eine ungewünschte<br />

Schwangerschaft nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder bei<br />

Versagen einer Verhütungsmethode (wie z. B. einem gerissenen Kondom) zu<br />

verhindern. Die Notfallverhütung ersetzt aber in keinem Fall eine reguläre<br />

Empfängnisverhütungsmethode wie Anti-Baby-Pille, Kondome etc.<br />

WIE FUNKTIONIERT DIE NOTFALLVERHÜTUNG?<br />

Die „Pille danach“ unterbindet den Eisprung und verhindert damit<br />

eine Befruchtung. Voraussetzung ist eine möglichst frühe Einnahme,<br />

innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr.<br />

SCHÜTZT MICH DIE NOTFALLVERHÜTUNG VOR KRANKHEITEN?<br />

Nein! Die „Pille danach“ schützt nicht vor sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten wie zum Beispiel einer HIV- oder HPV-Infektion, Hepatitis<br />

oder Gonorrhoe (Tripper). Vor einer Infektion schützt nur ein Kondom!<br />

DIE PILLE DANACH.<br />

REZEPTFREI IN DER<br />

APOTHEKE FÜR FRAUEN<br />

ALLER ALTERSGRUPPEN.<br />

WO FINDE ICH NÄHERE<br />

INFORMATIONEN?<br />

Genaue Informationen<br />

zur richtigen Anwendung<br />

der „Pille danach“, zu<br />

Gegenanzeigen und möglichen<br />

Nebenwirkungen geben<br />

Ärztin, Arzt oder Apotheke.<br />

Nähere Informationen unter:<br />

www.notfallpille.at<br />

WAS IST, WENN ICH BEREITS SCHWANGER BIN?<br />

Wenn eine Befruchtung bereits stattgefunden hat, verliert die<br />

Notfallverhütung ihre Wirkung (siehe „Was heißt Notfallverhütung“).<br />

Es kommt aber nicht zum Abbruch der Schwangerschaft, wenn<br />

doch unwissentlich eine „Pille danach“ eingenommen wird. Auch ist<br />

für den Fötus keine Gefahr von Missbildungen zu erwarten.<br />

WANN SOLLTE ICH ZU MEINER ÄRZTIN ODER MEINEM ARZT GEHEN?<br />

Es empfiehlt sich prinzipiell, nach der Einnahme der „Pille<br />

danach“ eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.<br />

Insbesondere empfiehlt sich ein ärztliches Beratungsgespräch, wenn<br />

die Menstruationsblutung zum erwarteten Zeitpunkt ausbleibt.<br />

Blutungen außerhalb des normalen Zyklus auftreten.<br />

die „Pille danach“ öfter eingenommen wurde, um über eine<br />

geeignete Methode der Empfängnisverhütung zu sprechen.


36<br />

RAMBAZAMBA<br />

DER<br />

VON MELISA ALJOVIC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />

CASANOVA<br />

CODE<br />

IM SOMMER STEIGT MIT DEN TEMPERATUREN AUCH<br />

DIE FLIRTLAUNE. ABER KOMMT MANN MIT EINEM<br />

PLUMPEN ANMACHSPRUCH WIRKLICH WEITER?<br />

UNSERE REDAKTEURIN MELISA MUSSTE ALS<br />

WEIBLICHES VERSUCHSOBJEKT HERHALTEN.<br />

Ich sitze am Bahnhof, lese ein Klatschmagazin<br />

und warte auf meinen Zug. Vertieft in<br />

die Zeitschrift, bemerke ich gar nicht, wie<br />

sich ein junger Mann neben mich setzt. Erst als<br />

er „Oh, das ist Brad Pitt“ ruft und auf das Foto<br />

von Ryan Gosling in meinem Magazin deutet,<br />

werde ich auf ihn aufmerksam. Ich denke, er<br />

will mich verarschen und gehe nicht weiter auf<br />

seine Aussage ein. Erst als er anfängt mich zu<br />

fragen, was ich so mache, werde ich unruhig.<br />

Soll das jetzt eine Anmache sein? „Ich warte<br />

gerade auf meinen Freund“, sage ich sicherheitshalber.<br />

„Oh, ich hab auch viele Freunde“,<br />

entgegnet er. Allmählich geht mir der Typ auf<br />

die Nerven und ich werde klarer: „Schau, ich


RAMBAZAMBA<br />

37<br />

würde mich ja wegsetzen, aber es gibt nirgends<br />

einen freien Platz. Es ist also das Beste,<br />

wenn du einfach gehst“, kontere ich. „Das wird<br />

wohl stimmen“, meint er und verschwindet<br />

so schnell wie er auch gekommen war. „Komischer<br />

Typ“, denke ich nur und blättere weiter<br />

in meiner Zeitschrift.<br />

VERFÜHRUNGSCOACHING FÜR ANFÄNGER<br />

Eine Woche später bin ich wieder am Bahnhof.<br />

Ich stehe auf der Rolltreppe, als plötzlich<br />

ein Mann an mir vorbeihuscht und sich eine<br />

Stufe über mich stellt. Er öffnet seinen Mund,<br />

um etwas zu sagen und stockt dann, schließlich<br />

fällt es ihm ein: „Dein Gesicht kenne ich<br />

doch woher!“ „Ja, weil du mich letzte Woche<br />

hier angemacht hast“, komme ich ihm zuvor.<br />

Während er überlegt, was er darauf sagen soll,<br />

streift mich ein Geistesblitz: „Der Casanova-<br />

Code!“ Ein Bekannter hatte mir neulich von<br />

dem Verführungscoaching-Buch für Männer<br />

erzählt. „Sag mal, kann es sein, dass du dieser<br />

Gruppe Männer angehörst, die mit Tipps<br />

vom Fachmann Frauen anmachen?“, frage ich.<br />

Plötzlich verändert sich die Mimik meines Gegenübers.<br />

Vorhin hielt er noch Augenkontakt,<br />

nun blinzelt er an mir vorbei. „Ähm, ja klar,<br />

ich gehöre zu einer Sekte“ – er versucht auszuweichen.<br />

„Hör zu, mir scheint, als würde sich<br />

hinter deiner Anmache eine Story verstecken“,<br />

sage ich. Seine blauen Augen suchen unruhig<br />

die Umgebung ab: „Ja, wir sind eine Gruppe<br />

von Männern, die sich gegenseitig pushen. Wir<br />

haben versteckte Facebook-Gruppen, in denen<br />

wir uns Tipps geben, der Initiator von all dem<br />

ist Maximilian Pütz, kontaktiere ihn, wenn du<br />

mehr wissen willst“, (Siehe Kommentar S. 34)<br />

sagt er endlich. Als ich ihn frage, wieso er solche<br />

Tipps braucht, fällt die Maske des Hobby-<br />

Casanovas ab. Er ist nun wie ausgewechselt,<br />

keine Spur mehr vom selbstbewussten Macker<br />

von vorhin. Er blinzelt ständig, schaut an mir<br />

vorbei und auch seine Stimme klingt zittrig<br />

als er sagt: „Man lernt dadurch einfach mehr<br />

Frauen kennen. Selbst wenn sich aus den Bekanntschaften<br />

nichts ergibt, hat man wenigstens<br />

ein nettes Gespräch gehabt.“ Als ich aber<br />

unser nettes Gespräch fortsetzen will, hat er es<br />

plötzlich eilig: „Erwähne meinen Namen nicht<br />

in deinem Blog, wende dich einfach an Maximilian<br />

Pütz“, und weg ist der Casanova.<br />

500€ FÜR EIN COACHING<br />

Als ich meinem Bekannten Erdem von diesem<br />

Vorfall erzähle, ist er sich sicher: „Der ist fix<br />

vom Casanova-Club. Dieser Maximilian Pütz<br />

hat schon gute Tipps, was Frauen angeht“, sagt<br />

Erdem. Da ist er wieder, dieser Name: Maximilian<br />

Pütz. Eine kurze Internetrecherche<br />

ergibt: Pütz ist DER deutsche Pick-Up Artist.<br />

Seit 2005 gibt er in Büchern und kostspieligen<br />

Seminaren (500€) Tipps, wie man Frauen verführt.<br />

Man kann sogar ein Telefoncoaching<br />

buchen (99€ pro Telefonat). Im Frühjahr 20<strong>14</strong><br />

kam Pützs neuestes Werk auf den Markt: „Das<br />

Gesetz der Eroberung. Perfekte Strategien wie<br />

sie jede Frau verführen.“ Der Hype erreichte<br />

auch die Single-Männer Wiens – einer davon<br />

ist Erdem, der sonst eigentlich nicht viel liest,<br />

aber Pützs Werke binnen zwei Tagen verschlingt.<br />

Erdem ist seit drei Jahren single, fast<br />

genauso lang liest er Bücher von Pick-Up Artists<br />

– ein Zufall? Denn bei den Frauen scheinen<br />

die Strategien nicht so gut anzukommen,<br />

aber Erdem lässt sich dadurch nicht beirren.<br />

Seit er vor Jahren das Buch „Die perfekte Masche“<br />

des amerikanischen Journalisten, Pick-<br />

Ups und Bestsellerautors Neil Strauss gelesen<br />

hat, ist er fasziniert von der Kunst der Eroberung.<br />

Strauss mauserte sich durch Tipps von<br />

Dating-Coaches vom Mauerblümchen zum<br />

Aufreißer und lässt in seinem Werk die breite<br />

Masse an seinen Verführungsstrategien teilhaben.<br />

DAS EGO ZERSTÖREN<br />

Erdem hofft auch so zu werden und verinnerlicht<br />

jeden Tipp der Pick-Up Artists. Euphorisch<br />

berichtet er: „Du musst immer etwas Auffallendes<br />

anziehen, rote Schuhe oder einen Hut,<br />

das beweist, dass du mutig bist. Du fällst damit<br />

auf und bist besonders.“ Außerdem sollte<br />

man in Begleitung vieler Frauen sein, das lockt<br />

weitere Frauen an, erklärt Erdem. „Wenn man<br />

die Frau dann anspricht, sollte man sie miteinbeziehen,<br />

fragen, welchen Drink sie empfehlen<br />

könnte“, weiht mich Erdem ein. Naja, das hört<br />

sich aber nicht gerade nach einem Geniestreich<br />

an. Erdem will das nicht auf sich sitzen lassen<br />

und verrät mir das größte Geheimnis, die Taktik,<br />

wie man angeblich jede Frau rumkriegt:<br />

„Strauss schreibt, dass man die Frauen runtermachen<br />

muss. Ihr Ego zerstören. Also habe<br />

ich neulich im Club eine richtige Bombe angesprochen.<br />

Ich habe sie gefragt, was mit ihrer<br />

Nase los ist, die sei so schief. Naja, das ist dann<br />

nach hinten losgegangen, sie hat sogar die Türsteher<br />

gerufen.“ Aber sonst klappt der Trick<br />

eigentlich ganz gut, versichert mir Erdem. Ja,<br />

klar. Als ich zwei Tage später wieder auf den<br />

Zug warte, kommt mir ein junger Mann entgegen,<br />

er trägt ein grelles, gelbes Cappy und<br />

begrüßt mich mit den Worten: „Weißt du, wo<br />

man hier was Leckeres zu Essen kriegt?“ Ich<br />

schüttle nur den Kopf und gehe. Naja, zumindest<br />

hat er nichts gegen meine Nase gesagt.<br />

Nö, lieber nicht. Hoffentlich<br />

haben die anderen Casanova-<br />

Jünger mehr Erfolg als der<br />

arme Kerl bei Melisa.


38<br />

RAMBAZAMBA<br />

„HEY, DU BIST MIR<br />

AUFGEFALLEN.“<br />

GÖKHAN (30), SINGLE, IST DATING-COACH. ER HILFT ANDEREN MÄNNERN DABEI<br />

FRAUEN RUMZUKRIEGEN. EIN EINZELDATE MIT IHM KOSTET 1.499,00 EURO.<br />

Wer er ist:<br />

Gökhan Erdoğdu, Lebens- und<br />

Sozialberater, Dating Coach,<br />

nlp-Coach (neurolinguistisches<br />

Programmieren: Wie<br />

man mit verschiedenen Techniken<br />

Persönlichkeit und Verhalten<br />

verändern kann)<br />

Alter: 30<br />

Beziehungsstatus:<br />

seit zwei Jahren single<br />

Längste Beziehung:<br />

3 1/2 Jahre<br />

Besonderes:<br />

ein Einzelcoaching mit ihm<br />

kostet 1.499,00€, ein Coaching-Telefonat<br />

99€<br />

Kontakt:<br />

www.casanovacoaching.de/goekhan/<br />

biber: Kann man als Casanova-Coach seinen Lebensunterhalt<br />

verdienen?<br />

Wenn man sich richtig reinhängt, ja. Bedarf ist ja da.<br />

Es geht in dem Job nicht nur darum, Frauen aufzureißen,<br />

sondern auch darum, seine Ängste zu besiegen<br />

und Kommunikationstechniken zu erlernen.<br />

Wie wird man Casanova Coach?<br />

Man kann sich einfach auf der casanovacoaching.de<br />

Homepage bewerben. Selbstbewusstsein sollte man<br />

mitbringen. Ich habe dreimal bei den Seminaren von<br />

Maximilian mitgemacht und wurde von den Kunden<br />

bewertet. Die Bewertungen waren so gut, dass ich seit<br />

2012 als Coach dabei bin. Jetzt halte ich durchschnittlich<br />

einmal pro Monat ein Seminar in Österreich.<br />

(500€ pro Teilnehmer)<br />

Was lernt man bei euren Casanova Coachings?<br />

Das Know-How. Letzens war ein 47-Jähriger dabei,<br />

der seit 18 Jahren single ist. Es freut mich dann solchen<br />

Menschen beizubringen, wie man Frauen ansprechen<br />

kann. Dazu braucht man Mut. Wir bringen<br />

die einfachsten Schritte bei: Wie kann man ein Gespräch<br />

anfangen und fortführen – Theorie also. Dann<br />

kommt der Praxisteil: Die Seminargruppe zieht los<br />

und spricht Frauen an. Zunächst fangen sie klein an<br />

und sagen einfach nur Hallo. Da geht es darum, die<br />

Angst zu besiegen. Am zweiten Workshop-Tag halten<br />

die Teilnehmer in einem vollen Café eine Rede, um<br />

ihre Scheu zu bekämpfen – auch im Beruflichen. Es<br />

geht also nicht nur darum zu lernen, wie man Mädls<br />

aufreißt und flachlegt.<br />

Wo und wie spricht man Frauen am besten an?<br />

Direkt sagen: „Du bist voll mein Typ.“ Das geht überall,<br />

auch im Einkaufszentrum.<br />

Was ist ein No-Go beim Frauen ansprechen?<br />

Man kann alles bringen, solange man authentisch,<br />

locker und sympathisch ist. Auch Anmachsprüche,<br />

wenn du sie humorvoll rüberbringst.<br />

Machst du türkische Frauen anders an als österreichische?<br />

Türkische Frauen sind härter. Europäische Frauen<br />

sind offener und lockerer.<br />

Wie viele Frauen machst du am Tag an?<br />

Immer, wenn es sich ergibt - ich bin ja single. Am Anfang<br />

habe ich mehrere Frauen am Tag angemacht, um<br />

die Techniken zu erproben.<br />

Wie hoch ist deine Erfolgsquote bei Frauen?<br />

Unterschiedlich. Gestern habe ich eine beim Public-<br />

Viewing angesprochen. Sie war voll offen, wir haben<br />

uns super verstanden. Aber sie war bisexuell und bereits<br />

an eine Frau vergeben. Manchmal aber kriege<br />

ich von zehn Frauen acht Telefonnummern.<br />

Dein Lieblingsanmachspruch?<br />

Einfach direkt sagen: „Hey, du bist mir aufgefallen.“<br />

„LIEBE CASANOVAS<br />

DA DRAUSSEN, BITTE<br />

IGNORIERT MICH!“<br />

von Melisa Aljović<br />

Der Autor Maximilian Pütz erhält täglich berührende<br />

Nachrichten von Männern, die mit seiner<br />

Hilfe ihre Traumfrau gefunden haben - schon<br />

tausende Herren hat er nach eigenen Angaben<br />

mit seinen Tipps glücklich gemacht. Ich traf<br />

unfreiwillig auf einen von Pützs hartnäckigen<br />

Jüngern, wies ihn ab und schrieb einen Blog<br />

über diese Begegnung. Doch dass Mr. Casanova<br />

höchstpersönlich, Maximilian Pütz, DER<br />

deutsche Dating-Coach, aufgebracht auf meinen<br />

Blog reagiert, hatte ich nicht erwartet. Eine arrogante<br />

Feministin sei ich, grob zusammengefasst.<br />

Ein Herr warnte gleich die gesamte Männerwelt<br />

vor mir: „Liebe Männer, ignoriert diese Dame<br />

mal zwei Party-Nächte, sie wird darum betteln<br />

von so jemanden wie euch angesprochen zu<br />

werden.“ Pütz distanziert sich zwar von solchen<br />

Aussagen, findet aber ich hätte durchaus<br />

freundlicher mit dem jungen Mann umgehen<br />

sollen: „Wenn Frauen schon Prinzessinnen sein<br />

wollen und wir sie ansprechen sollen, dann müssen<br />

sie auch damit rechnen, dass sich manche<br />

ungeschickt anstellen – sie üben ja noch.“<br />

NEIN HEISST NEIN<br />

Jetzt soll ich Typen auch noch loben, die mich<br />

weiter angraben, obwohl ich sie klar abwies? Zu<br />

oft habe ich mitbekommen, wozu manche Männer,<br />

die kein Nein akzeptieren, fähig sind. „Ich<br />

stehe auf die Unnahbarkeitsmasche“, sagten<br />

sie dann. Wenn Frauen „Nein“ sagen, meinen<br />

sie das so. Trotzdem meint Pütz: „Wenn Frauen<br />

sagen, sie hätten einen Freund, wollen sie den<br />

Mann womöglich nur testen, ob er sich weiter<br />

bemüht.“ „Mit einigen, die zuerst meinten, sie<br />

hätten einen Freund, habe ich danach geschlafen“,<br />

ergänzt er. Pütz betont aber, dass es in<br />

seinen Coachings nicht nur ums Rumkriegen,<br />

sondern um ernste Beziehungen gehe - er selbst<br />

sei schon seit über vier Jahren vergeben.<br />

Okay, wahrscheinlich gibt es wirklich schüchterne<br />

Typen, denen die Tipps vom Dating-Coach<br />

weiterhelfen, aber die Kommentare von Pützs<br />

Unterstützern auf meinem Blog klingen mehr<br />

nach Macho als nach Mauerblümchen: „Ihr „armen“,<br />

„ahnungslosen“ Frauen, die ihr auf der<br />

Straße angemacht werdet“, schrieb ein weiterer<br />

Herr sarkastisch. Ein anderer schlussfolgerte:<br />

„Give this girl attention, she needs it desperately“.<br />

Ja, genau - ich brauche Aufmerksamkeit<br />

– so sind wir Frauen eben. Wir tun alles für die<br />

durchdringenden Blicke, erniedrigenden Pfiffe<br />

und plumpen Anmachen der Männer – denn das<br />

ist es, was wir Frauen wollen! Soll ich euch etwas<br />

verraten? Ich habe nie wirklich auf den Zug<br />

gewartet, sondern auf einen Mann, der mich anmacht.<br />

So, jetzt muss ich auch wieder los zum<br />

Bahnhof - hoffentlich spricht mich einer an.<br />

aljovic@dasbiber.at


Wiener Campus:<br />

Lernen und Freizeit<br />

unter einem Dach<br />

Bezahlte Anzeige<br />

Lernen und Freizeit. Individuelle Förderung und<br />

Arbeiten in unterschiedlichen Kindergruppen.<br />

Das Wiener Campus-Modell, wo Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik<br />

zusammengefasst werden, macht’s möglich. In den nächsten Jahren wird<br />

Wien elf dieser neuen multifunktionalen, ganztägig und ganzjährig geführten<br />

Bildungseinrichtungen haben. Künftig wird es am „Campus plus“ auch<br />

altersgemischte Bereiche geben, wo Kinder von null bis zehn Jahren den Tag<br />

miteinander verbringen.<br />

Infos zum Wiener Campus: www.schulbau.wien.at


40 RAMBAZAMBA<br />

ZEIG MIR DEINEN KORB!<br />

SONNTAGNACHMITTAG, KURPARK OBERLAA, 27 GRAD. HIER, WO DU DIE WIESE VOR<br />

LAUTER DECKEN NICHT MEHR SIEHST, LEBT DIE KULTUR DES GEPFLEGTEN PICKNICKS.<br />

WAS HAT DAS WIESENKULINARIK-VOLK ZU BIETEN? Von Nour Khelifi und Mafalda Rakoš (Fotos)<br />

CAY IN STRÖMEN<br />

KEIN PICKNICK OHNE SÜSSIGKEITEN<br />

„Die werden uns dann alle in der Schule sehen!“<br />

Glauben wir auch, deswegen brav lächeln!<br />

In der einen Minute laufen sie schreiend herum,<br />

in der anderen sitzen sie brav da. Schlingel!<br />

Hatice und Fadima sind alte Picknick-Profis. Deswegen beantworten<br />

die beiden Mädchen unsere Fragen, während die Mama Tupperware<br />

rausholt, um uns zu zeigen, was noch übriggeblieben ist. Neben<br />

Sarma, Mehlspeisen und Salaten darf der Cay (dt.: Schwarztee) nicht<br />

fehlen. Der wird entweder zuhause vorbereitet oder vor Ort frisch<br />

zubereitet, und zwar „literweise“, erzählen die zwei süßen Türkinnen<br />

lachend. Dazu Cekirdeg (Sonnenblumenkerne) und der Tag im Freien<br />

kann nicht besser sein. „Wollt ihr Teigtaschen kosten?“, fragen sie<br />

uns. Wir sind ganz entzückt und lassen uns die übriggebliebenen<br />

Teigtaschen mit Spinat und Käse auf der Zunge zergehen. Danke,<br />

Mädels. Das nächste Mal bei uns auf der biber-Terrasse!<br />

Emina hat heute ihre Kinder und die der Nachbarn im Kurpark versammelt.<br />

Ihr Geheimnis: Die kleinen, feinen Sandwiches mit Wurst<br />

und Argeta-Pastete. Was sie sonst im Korb versteckt hat? „Naschereien<br />

und Getränke“, schreit das süße Mädchen von hinten. Und<br />

natürlich Obst, damit die Eltern der Kids nichts zu meckern haben.<br />

Kein Grund dazu, wie auch unser Beweisfoto zeigt. „Njam, die Tomate<br />

ist lecker.“


RAMBAZAMBA<br />

41<br />

PICKNICK DER GENERATIONEN<br />

BIG LEBOWSKI UND SEINE BRATSPIESSCHEN<br />

Picknickdecken? Nur für Amateure, Profis nehmen Klappstühle mit!<br />

Diese Familie hier haben wir sofort in unser Herz eingeschlossen.<br />

Wenn sie picknicken, dann RICHTIG. Drei bis vier Familien, an die 25<br />

Personen, ziehen mit ihren Einkaufswagen und Picknickkörben los.<br />

Sevgi packt für uns alles aus, was von der Essens-Orgie übriggeblieben<br />

ist: Erdbeeren, Sesamringe, Nudelsalat. Das Motto: „Unser Essen ist<br />

für alle da!“, worauf Sevgi einen Sesamring auseinanderbricht. „Hier,<br />

essen!“, befiehlt sie uns lachend. Wenn das Wetter es zulässt, dann<br />

picknicken sie jedes Wochenende, verrät mir Habibi Mahmut. Das<br />

nenn ich mal Hardcore-Picknicker! Der jüngste unter ihnen, Mert, ist<br />

gerade mal drei Wochen alt. Was er wohl gegessen hat? „Nur Milch“,<br />

lacht seine Mutter Melek.<br />

So alt ist er doch noch gar nicht, um gefüttert zu werden, oder?<br />

Laut Mama Marlin kommt die Familie gern und oft in den Kurpark<br />

picknicken, allerdings bleiben sie am liebsten unter sich. Aufgetischt<br />

wurden diesmal Rosmarinkartoffeln, Bratspießchen, Cola und Süßigkeiten.<br />

Das Essen hat unser Jeff Bridges-Double Martin heute selbst<br />

zubereitet, ansonsten „macht das meine Frau“, gibt der „Dude“ zu.<br />

Ihm ist es wichtig, dass die Sachen dann auch noch schmecken, wenn<br />

sie kalt werden. Routine oder eine fixen Bestandteil gibt es nicht, je<br />

nachdem, worauf die Familie gerade Lust hat, wird auch dementsprechend<br />

gekocht. Das einzige, was immer gleich bleibt, ist die Picknickdecke.<br />

Moizeit!


42<br />

RAMBAZAMBA<br />

RAMADAN IS.Chuck<br />

Norris, Mundgeruch und Kopfschütteln.<br />

Unsere vier Redakteure fasten im Ramadan und<br />

verraten euch, wie ihr die enthaltsame Zeit ohne<br />

Turbulenzen übersteht. Ramadan Mubarak!<br />

Menerva, die<br />

Quasselstrippe<br />

Schadi, der Mundi<br />

Muhamed, der<br />

Philosoph<br />

Normalerweise bin ich, was Reden<br />

betrifft, ein nicht enden wollender<br />

Wasserfall. All meine Gedanken teile ich<br />

mit meinem Umfeld – und das tagtäglich.<br />

Deswegen fällt es mir so schwer, mich<br />

im Ramadan bewusst auszudrücken. Im<br />

Gegensatz zu gewöhnlichen Tagen strukturiere<br />

ich während des Ramadans meine<br />

Gedanken. Dann werden sie gefiltert<br />

und erst dann verlassen sie in Form von<br />

Wörtern meinen Mund. Leider ertappe<br />

ich mich manchmal beim Fluchen, wenn<br />

etwas nicht so klappt, wie ich es gerne<br />

hätte. Dies versuche ich Jahr für Jahr aufs<br />

Neue zu vermeiden. Bis Sonnenuntergang<br />

wird weder gegessen noch getrunken und<br />

die Gespräche zu Allah werden durch<br />

Gebete intensiver. Besonders schön sind<br />

die täglichen Abendessen, zu denen die<br />

ganze Familie kommt. Zu Ramadan essen<br />

wir nicht nur zusammen, es hat auch<br />

keiner am Tisch Interesse an seinem iPhone.<br />

Alles, was zählt, sind wir – und diese<br />

Abwechslung macht mich glücklich.<br />

Es ist Ramadan! Yeah! Tolles Essen, tolle<br />

TV-Serien und einen Monat lang ist<br />

jeder Muslim in feierlicher Stimmung. Alles<br />

schön und gut. Es gibt aber eine Sache,<br />

die vielen Muslime während des Fastens<br />

beschäftigt. Der Mundgeruch.<br />

Mundgeruch oder in Fachkreisen auch<br />

Mundi genannt, ist im Ramadan der Feind<br />

Nummer 1! Ganze Gesundheitskonferenzen<br />

besprechen Möglichkeiten zur Bekämpfung<br />

dieser alles-wegätzenden Luftsubstanz.<br />

Menschen schämen sich zu reden, weil<br />

sie Angst haben, dass das Gegenüber den<br />

Mundi riecht. Es werden ausgeklügelte<br />

Taktiken entwickelt, wie man diesen umgehen<br />

kann, viele reden einfach gar nicht<br />

mehr. Andere nur mit vorgehaltener Hand.<br />

Andere mit Atemmasken und wieder andere<br />

nur im Beisein ihres Anwalts! Ich habe die<br />

Weltformel zur Bekämpfung von Mundi in<br />

der Fastenzeit gefunden. Nicht mehr Mund<br />

zu, sondern Mund auf! Ab dem Zeitpunkt<br />

wo man aufwacht soll man nur noch reden<br />

und reden und seinen Mund permanent<br />

offen lassen. Der Wind, der in euren Mund<br />

kommt, lüftet und lässt ihn normal und<br />

frisch riechen. Falls ihr also Menschen mit<br />

offenen Mündern in der U-Bahn seht, bitte<br />

ich, euch keine Papierkugeln etc. reinzuwerfen,<br />

auch wenn die Versuchung groß ist.<br />

an trainiert nicht für einen Marathon.<br />

Man läuft ihn einfach“, sagte<br />

„M<br />

der Neuzeit-Philosoph Barney Stinson<br />

(aus der Fernsehserie „How I met your<br />

Mother“) in einem seiner legendären<br />

Monologe. Wenn es ums Ramadan-Fasten<br />

geht, stimme ich mit ihm überein. Ich<br />

reduziere meine Wasser- und Nahrungseinahmen<br />

in den Tagen vor Fastenbeginn<br />

nicht im Geringsten. Wozu auch? Ich<br />

verstehe nicht, warum sich Menschen auf<br />

den Ramadan vorbereiten und manchmal<br />

in den zwei Wochen vor dem heiligen Fastenmonat<br />

halbfasten. Kommt schon! Ehrlich,<br />

das Fasten ist gar nicht so kompliziert.<br />

Schritt 1, man beginnt zu fasten. Schritt 2,<br />

es gibt keinen zweiten Schritt. Menschen,<br />

die sich auf Ramadan vorbereiten, sind<br />

wie die Leute, die vor dem Schwimmen<br />

eine Stunde in der Badewanne verbringen.<br />

Seid mutig wie Chuck Norris und fastet<br />

Ramadan ohne Vorbereitung. Wenn du<br />

ein richtig harter Kerl oder Kerlin sein<br />

möchtest, dann such dir noch ein Hobby<br />

aus, das du während der knapp 30 Tage<br />

aufgibst. Manche verzichten auf Facebook,<br />

andere auf Musik. Ich - als bekennender<br />

TV-Junkie - werde einen Monat lang auf<br />

Fernsehserien verzichten. Chuck Norris<br />

Style, Baby!<br />

Mafalda Rakoš


Nour, die Heilige<br />

I<br />

n meinem nicht-fastenden Freundeskreis ist die Verwunderung um den Monat<br />

Ramadan alljährliches Ritual. Was ihnen gar nicht in den Kopf geht: „Wie kann man<br />

im Sommer fasten? Die Sonne geht doch voll spät unter!“ Richtig erkannt, Sherlock,<br />

die Tage im Sommer sind länger. Das ist der Grund, warum wir entsprechend länger<br />

ohne Essen, Trinken, Kauen und böse Flüche auskommen müssen. Wenn man fastet,<br />

sollte man all seine körperlichen Gelüste im Zaum halten. Das bedeutet nicht nur den<br />

Verzicht auf Sex, sondern auch die Fähigkeit, nicht bei jeder Ungereimtheit gleich<br />

auszuflippen und zu Hulk zu mutieren. Deswegen versuche ich im Ramadan gechillt zu<br />

bleiben. Was ein Witz ist, da ich eine tickende Zeitbombe und auch ein Nervenbündel<br />

bin. Besonders, wenn mein Blutzucker niedrig ist, kommt mein Freundeskreis mit<br />

folgenden Intelligenzfragen: „Ist dir nicht heiß? Du hast sicher Durst, oder? Was ist mit<br />

Eis? Wenigstens Kaugummi darfst<br />

du kauen, oder? Schlägt ein Blitz<br />

auf dich ein, wenn du heimlich was<br />

isst?“<br />

Vor lauter Kopfschütteln habe ich<br />

schon ein Schädelhirn-Trauma.<br />

Bevor mich meine Freunde lynchen<br />

- es gibt auch Lob: Abends checken<br />

sie ihre Handys und Uhren, damit<br />

ich auch pünktlich mein Fasten<br />

brechen kann. Sehr fürsorglich.<br />

RAMADAN: Im Ramadan fasten Muslime<br />

weltweit 29 bzw. 30 Tage. Das<br />

heißt: Von Sonnenaufgang bis<br />

Sonnenuntergang wird weder<br />

gegessen, getrunken oder geraucht.<br />

SUHUR: Die Zeitspanne vor dem<br />

Sonnenaufgang, bei der noch<br />

gespeist werden darf.<br />

IFTAR: Zeitpunkt des Sonnenuntergangs,<br />

wenn wieder gegessen, getrunken<br />

und geraucht werden darf.<br />

BAYRAM: Das dreitägige Zuckerfest ist<br />

der Abschluss des Fastenmonats<br />

Ramadan (28-30.7).<br />

43<br />

RAMBAZAMBA MIT SCHARF 3<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

WIR BERATEN SIE IN<br />

IHRER MUTTERSPRACHE!<br />

WER KRANK IST oder gesundheitliche Unterstützung<br />

braucht, dem hilft es Beratung und Auskunft<br />

in seiner Muttersprache zu erhalten. Die Wiener Apotheken<br />

setzen daher auf verstärkte Sprachenvielfalt. Im<br />

Durchschnitt werden pro Apotheke sechs verschiedene<br />

Sprachen gesprochen. Insgesamt beraten die Apothekenmitarbeiterinnen<br />

und –mitarbeiter ihre Kunden in<br />

47 Sprachen, wie eine aktuelle Erhebung zeigt. Diese<br />

Sprachenvielfalt wird jetzt mit dem Projekt „Gesundheit<br />

spricht viele Sprachen“ in die Auslage gestellt.<br />

Fotos: ALDO, Sanderson<br />

WIENER APOTHEKEN:<br />

47 SPRACHEN<br />

FÜR MEHR GESUNDHEIT<br />

Neues Projekt fördert Integration<br />

und Therapietreue<br />

MUTTERSPRACHE<br />

Ziel des neuen Projekts ist es, durch die Sprache einen<br />

besseren Zugang zu Kunden, die nicht Deutsch als<br />

Muttersprache sprechen, und so auch zu deren Gesundheitsbewusstsein<br />

zu erlangen. „Wir versuchen die<br />

Kunden in ihrer Sprache zu erreichen, um sie damit zu<br />

mehr Therapietreue zu bewegen“, so Mag. pharm. Viktor<br />

Hafner, Vizepräsident der Apothekerkammer Wien.<br />

Ab sofort ist auf einen Blick erkennbar, welche Sprachen<br />

in welcher Apotheke gesprochen werden. Die Apotheken<br />

bringen in den Auslagen Kleber mit Flaggen und<br />

Sprachhinweisen an.<br />

www.apotheker.or.at


44<br />

RAMBAZAMBA<br />

ALLES<br />

AUF<br />

SIEG!<br />

ES FÄNGT GANZ HARMLOS AN: EIN BISSCHEN<br />

SPIELGELD, EINE LEICHT ZU BEDIENENDE INTER-<br />

NETSEITE UND JEDE MENGE MÖGLICHKEITEN, AUF<br />

SPORTEREIGNISSE ZU WETTEN. WIE SCHNELL DA-<br />

RAUS EINE ZEITINTENSIVE BESCHÄFTIGUNG WER-<br />

DEN KANN, ZEIGEN DIE ERFAHRUNGEN UNSERES<br />

REDAKTEURS ALEXANDER KORDS.<br />

biber ist schuld. Schuld daran, dass ich 20 Euro verloren habe. Und<br />

auch daran, dass ich für einige Tage süchtig war. Und das kam so:<br />

Auf der Rückseite des letzten Hefts klebt der Gutschein eines Sportwetten-Anbieters.<br />

Fünf Euro, so der Betrag, den ich auf den Ausgang von<br />

Spielen und Rennen setzen kann. Also schnell Wettkonto anlegen und<br />

loslegen.<br />

Nur ein Mal zuvor, vor zehn Jahren, habe ich Geld auf Sport gesetzt.<br />

Damals musste ich den Wettschein schon Tage vor den Partien in der<br />

Trafik abgeben. Heute, zu Zeiten des allgegenwärtigen Internets, kann<br />

ich sogar während des Spiels meine Tipps platzieren. Und ich bin von<br />

den Möglichkeiten regelrecht überwältigt. Ich kann nicht nur auf Sieg,<br />

Niederlage oder Unentschieden setzen, sondern auch darauf, welches<br />

Team mehr Tore in der ersten Viertelstunde schießt. Oder darauf, welche<br />

Mannschaft als erste drei Eckbälle hat. Oder welche die meisten<br />

gelben Karten bekommt. Vor Spielbeginn kann ich sogar darauf wetten,<br />

welches Team den Anstoß durchführt. Aber in dem Fall kann ich<br />

genauso gut ins Casino gehen und beim Roulette alles auf Rot setzen.<br />

Nein, ich will das Geld durch Expertenwissen mehren.<br />

SYRIANSKA GEGEN VÄRNAMO<br />

Genauso vielfältig wie die Wettoptionen sind auch die Partien, aus<br />

denen ich wählen kann. Mir begegnen Teams und Ligen, von denen<br />

ich noch nie zuvor gehört habe. In der Liga Superettan (die zweite<br />

schwedische Liga, danke Google!) setze ich 2,50 Euro auf einen Sieg<br />

von Syrianska FC gegen IF Värnamo, mit der anderen Hälfte meines<br />

Gutschein-Guthabens unterstütze ich Inter Turku gegen MyPa Kouvola<br />

in der finnischen Veikkausliiga. Beide Wetten gewinne ich – und bin<br />

am Haken.<br />

In den kommenden Tagen habe ich immer die Wettseite im Hintergrund<br />

offen, um die Spielverläufe verfolgen zu können. Selbst in der<br />

Mittagspause starre ich auf den Bildschirm und fixiere zwei durch einen<br />

Doppelpunkt getrennte Zahlen. Dann werde ich übermütig und<br />

setze mein gesamtes Guthaben auf ein einziges Spiel. Ich liege falsch<br />

und verliere meine Kohle. Doch ich habe längst nicht genug, ich will<br />

weitermachen. Ich zahle 20 Euro ein, wäre doch gelacht, wenn ich die<br />

nicht verdoppeln kann.<br />

FÜHLT SICH SO LEICHT AN<br />

Mittlerweile stehe ich sogar nachts auf, um zu schauen, wie ein Damen-<br />

Basketballspiel in den USA ausgegangen ist, auf das ich gesetzt habe.<br />

Und auch sonst erkenne ich eindeutige Zeichen einer Sucht an mir: Ich<br />

bin nervös, wenn ich nicht auf dem Laufenden bin, bin wütend, wenn<br />

„meine“ Mannschaft verliert, und euphorisch, wenn ich ein Ereignis<br />

richtig vorausgesagt habe. Es fühlt sich so leicht an, auf diese Weise<br />

Geld zu verdienen. Zumal ich mir klugerweise immer eine eiserne Reserve<br />

aufspare. Aber schon wieder bin ich mir zu sicher und setze einen<br />

Großteil meines Geldes, immerhin über 30 Euro, auf irgendein Spiel in<br />

Spanien. Als mein Team in Rückstand gerät, werde ich nervös und setze<br />

den Rest meines Guthabens auf den Gegner. Das Spiel endet 1:1, ich<br />

habe nichts mehr. Im Gegensatz zum biber-Herausgeber Simon Kravagna.<br />

Er hat als absolute Fußball-Null mit 5 Euro seine Kohle verachtfacht.<br />

Jetzt kann er mir zumindest mehr Geld für diesen Text zahlen.<br />

Marko Mestrović


KARRIERE<br />

45<br />

Fotos: MVOTAVA/PID, bereitgestellt<br />

KARRIERE<br />

&Kohle<br />

Hochlesen statt<br />

hochschlafen. Von<br />

Marina Delcheva<br />

Meinung:<br />

Herkunft zählt, nicht Leistung!<br />

Eine Studie der Uni Linz zeigt, dass Gülsah und Zoran<br />

seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden<br />

als Anna und Jakob – auch wenn alle österreichische<br />

Staatsbürger sind und Ausbildung und Berufserfahrung<br />

ident sind. Forscher haben dabei über 2.000 Fake-Bewerbungen<br />

an österreichische Unternehmen ausgesandt<br />

und dabei lediglich Name und Foto variiert. Das Ergebnis:<br />

Bewerber mit ausländisch klingenden Namen hatten<br />

eine um 25 bis 30 Prozent geringere Chance zu einem<br />

Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Die Studie<br />

zeigt, dass die Integrationsbemühungen, die in den<br />

letzten Jahren auf politischer Eben durchgesetzt werden,<br />

nicht beim gemeinen Bürger bzw. beim Arbeitgeber angekommen<br />

sind. Eine andere Studie der Arbeiterkammer<br />

zeigt auch, dass ausländische Bildungsabschlüsse, trotz<br />

der mittlerweile einfacheren Nostrifizierung, am Arbeitsmarkt<br />

noch immer weniger Wert sind. Und das ist das<br />

schlechteste Signal, das man Menschen, die zufällig woanders<br />

geboren wurden, senden kann. Der eigene Name<br />

zählt also mindestens so viel wie Ausbildung und Fähigkeiten.<br />

Wozu dann die Liebesmühe? Alle Integrationsbemühungen<br />

und Zugeständnisse sind nämlich umsonst,<br />

wenn sie nicht zum beruflichen Erfolg führen. Denn es<br />

ist wahnsinnig frustrierend für Menschen, nicht für ihre<br />

Mühen belohnt zu werden und ständig beweisen zu müssen,<br />

dass man „eh zu den guten Ausländern gehört“.<br />

delcheva@das biber.at<br />

Ganz schön erfolgreich<br />

Ercan Nik Nafs ist seit<br />

Juni neuer Kinder- und<br />

Jugendanwalt in Wien.<br />

Der studierte Politikwissenschaftler<br />

arbeitete jahrelang<br />

als Jugendbetreuer<br />

und leitete die Jugendeinrichtung<br />

„Back on Stage<br />

10“ in Favoriten.<br />

ZAHL DES MONATS<br />

18,6%<br />

3 Fragen an Johann Sollgruber<br />

Leiter der Vertretung der Europäischen<br />

Kommission in Österreich<br />

Warum braucht es einen Sitz der<br />

Europäischen Kommission in Österreich?<br />

Wir sind der Link zwischen Wien<br />

und Brüssel. Die Vertretung der<br />

Kommission ist notwendig, um<br />

Vorhaben und Initiativen der EU<br />

dem österreichischen<br />

Publikum verständlicher<br />

zu machen.<br />

Wie kommt man zu<br />

einem Job in der EU?<br />

Was sollte man mitbringen?<br />

Das Interesse an<br />

Sprachen und Reisen<br />

ist wichtig. Ich habe<br />

Jus und BWL studiert,<br />

Damit kann man Geld verdienen?<br />

Das Pizza Mobile tourt als mobiler Steinofen durch<br />

Wien und die Bundesländer und verkauft frische<br />

Pizza auf Rädern. Die Unternehmer Omar Shoukry<br />

und Thomas Kuhn haben zwei alte Lastwägen zu<br />

einer Pizzaküche umgebaut.<br />

der migrantischen Unternehmer in<br />

Wien stammen aus der Slowakei.<br />

Das ist die größte migrantische<br />

Unternehmergruppe.<br />

Italienisch, Französisch und Englisch<br />

gelernt und mich sehr früh<br />

schon mit europäischer Integration<br />

beschäftigt, in meinem Studium vor<br />

allem mit internationalem Handel.<br />

Was sind die Ziele der Europäischen<br />

Kommission in Österreich?<br />

Neue Menschen für Europa zu<br />

begeistern und den Dialog mit<br />

MigrantInnen, aber<br />

auch Lehrlingen<br />

über die sozialen<br />

Medien verstärken.<br />

Die duale Lehrlingsausbildung<br />

ist ein<br />

Vorbild. Ähnliche<br />

Modelle könnten<br />

helfen, die Jugendarbeitslosigkeit<br />

in Süd-europa zu<br />

bekämpfen.


46 KARRIERE<br />

KARRIERE NEWS<br />

HOL’ DIR DEN ZWEITAUSENDER!<br />

Ab 1. Juli können alle beschäftigten Menschen in Wien<br />

bis zu 2.000 Euro für ihre berufliche Weiterbildung beantragen.<br />

Voraussetzung: Du darfst nicht mehr als 1.800<br />

Euro netto verdienen. Das heißt, egal, ob du einen Personalverrechnungskurs,<br />

eine Zusatzausbildung als Fitnesstrainierin<br />

oder ein Einführung in Social-Media brauchst<br />

– Check dir die Kohle und los geht’s, „denn berufliche<br />

Aus- und Weiterbildung sind eine Versicherung gegen<br />

Arbeitslosigkeit und die Voraussetzung für bessere Berufsperspektiven.“,<br />

so Wirtschaftstadträtin Renate Brauner.<br />

Mehr Info auf www.waff.at<br />

ERSTE TÜRKISCH- UND<br />

BKS-ABSOLVENTEN AM BFI<br />

Auf Türkisch kann man in Österreich noch nicht maturieren.<br />

Das bfi bietet allerdings BKS- und Türkisch-<br />

Kurse auf Maturaniveau an. Die ersten 18 Teilnehmer<br />

haben diese im Juni abgeschlossen. „Ich möchte den Absolventinnen<br />

und Absolventen herzlich zu dieser hervorragenden<br />

Leistung gratulieren“, sagt Valerie Höllinger,<br />

Geschäftsführerin des BFI Wien.<br />

ISO 29990 certified<br />

Englisch für Ihren Erfolg<br />

www.cambridge.at<br />

Terminvereinbarung zur<br />

kostenlosen Einstufung: 01/5956111<br />

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• Online und zeitflexibel lernen<br />

THE CAMBRIDGE INSTITUTE<br />

E n g l i s h f o r L i f e<br />

Gut ausgebildet und schlecht bezahlt: Migrantische Unternehmer<br />

verdienen wesentlich weniger als österreichische.<br />

TOP AUSGEBILDET,<br />

ABER NIEDRIGES EINKOMMEN<br />

Jeder dritte Wiener Selbstständige wurde nicht in<br />

Österreich geboren, zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie<br />

der Arbeiterkammer (AK) Wien. 44 Prozent der migrantischen<br />

Unternehmer stammen aus den neuen EU-Staaten, 16 Prozent<br />

aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und Albanien<br />

und jeder zehnte Selbstständige ist Türke. Die Studie zeigt<br />

auch, dass migrantische Selbstständige überdurchschnittlich gut<br />

ausgebildet sind – mehr als ein Drittel hat einen Uni-Abschluss.<br />

Das schlägt sich allerdings nicht im Einkommen nieder – fast die<br />

Hälfte der in der Studie befragten Unternehmer gab an, weniger<br />

als 1.000 Euro netto monatlich zu verdienen. Viele Unternehmer<br />

hätten zudem ihre im Ausland erworbenen Bildungsabschlüsse<br />

hier nostrifiziert, aber das würde am Arbeitsmarkt noch nicht<br />

so angenommen. Viele würden deshalb in die Selbstständigkeit<br />

gehen, weil es trotz Nostrifizierung schwierig sei, entsprechend<br />

seiner Qualifikation einen Job zu finden, schlussfolgert<br />

AK-Präsident Rudi Kaske. Außerdem liegt die Wertschöpfung<br />

von migrantischen Betrieben mit 33.000 Euro pro Betrieb weit<br />

unter jener von österreichischen Firmen, die vier Mal höher ist.<br />

Das liege aber daran, dass zwei Drittel der Betriebe Klein- und<br />

Kleinstunternehmen sind. Während türkische Unternehmer<br />

und jene aus den neuen EU-Staaten vorwiegend im Handel tätig<br />

sind, arbeiten Unternehmer aus Ex-Jugoslawien vor allem als<br />

Freiberufler.<br />

Fotos: Christoph Liebentritt, VWFI/Magdalena Possert, David Bohmann, Caro / picturedesk.com


KARRIERE<br />

47<br />

Türkische<br />

Unternehmer dürfen<br />

bei WK-Wahl antreten<br />

Künftig dürfen auch Unternehmer<br />

mit türkischer Staatsbürgerschaft zu<br />

Wahlen der Wirtschaftskammer antreten.<br />

Neben Österreichern und EU-Bürgern<br />

dürfen auch Unternehmer aus Serbien, der<br />

Schweiz, Albanien, Montenegro, Mazedonien<br />

und Chile zur WK-Wahl antreten.<br />

Derzeit haben 33 Prozent der Wiener<br />

Unternehmer keine österreichische<br />

Staatsbürgerschaft und stammen<br />

aus 120 Ländern.<br />

Marianna Risetto und Paula Gomez-Mara Lopez<br />

MENTORING FÜR MIGRANTEN<br />

Im Rahmen eines Mentorings der<br />

Wirtschaftskammer Österreich helfen<br />

Mentoren Migranten beim Job-Einstieg.<br />

Von Frederika Ferkova<br />

Marianna Risetto verließ Argentinien vor fast zwei<br />

Jahren, um nach Wien zu kommen. Sie absolvierte als<br />

studierte Juristin ein paar Praktika, jedoch fehlten ihr<br />

Kontakte und das nötige Wissen über die Arbeitswelt,<br />

um in Österreich einen guten Job zu finden. Durch einen<br />

Bekannten erfuhr sie vom Mentoring-Projekt. Ein<br />

Gespräch später wurde sie mit ihrer Mentorin, Paula<br />

Gomez-Mora Lopez, bekannt gemacht. Ein halbes<br />

Jahr trafen die beiden einander in Kaffeehäusern und<br />

auf Skype, um Marianna auf Bewerbungsgespräche<br />

vorzubereiten, sie mit potenziellen Arbeitgebern bekannt<br />

zu machen oder beim Lebenslauf schreiben zu<br />

helfen. „Das Programm verspricht keinen Job, auf die<br />

Suche musste ich selbst. Die Infos und Hilfe, die ich<br />

von Paula bekam, haben mich dabei aber sehr unterstützt“,<br />

sagt Marianna. Heute ist sie im Vertrieb einer<br />

Firma angestellt und trifft weiterhin Paula. Aus ihnen<br />

sind gute Freundinnen geworden.<br />

„Ich mag es, wie Mentees vom Programm gestärkt<br />

werden. Es wird ihnen gezeigt, dass es keine Schwäche<br />

ist, Ausländer zu sein, sondern eine Stärke“, erzählt<br />

Paula, die selbst einmal Mentee war. Heute ist sie ehrenamtliche<br />

Mentorin. Fünf Stunden im Monat wird<br />

sie auch dieses Jahr ihrem Mentee widmen, ein halbes<br />

Jahr lang. „Das ist einfach ein schönes und vor allem<br />

sehr hilfreiches Konzept - für Mentoren sowie auch für<br />

Mentees“, sagt Paula.<br />

WIEN ALS<br />

„SOCIAL CITY“<br />

„Die Plattform wurde entwickelt, um Ideen und Innovationen<br />

zu realisieren – entweder durch das nötige Know-how<br />

oder durch entscheidende Kontakte“, sagt SPÖ–Gemeinderätin<br />

Tanja Wehsely. Aktuell entwickelt das Projekt „Social<br />

City Wien“ (SCW) gemeinsam mit dem Unternehmensgründungsprogramm<br />

des Arbeitsmarktservice (AMS) und dem<br />

„Impact Hub Wien“ ein Gründungsprogramm für Social<br />

Business und Entrepreneurship in Wien. Dabei werden Startups<br />

in den Phasen ihrer Unternehmungsgründung begleitet<br />

und unterstützt. Die Kosten für die Unternehmensberatung<br />

und die Weiterqualifizierung trägt das AMS. Durch den<br />

großen Pool an Experten, Partnern und Unterstützern will<br />

die SCW vorhandenes Wissen und Erfahrung vernetzen<br />

und somit nachhaltige Projekte garantieren. Wenn du mehr<br />

darüber erfahren möchtest, klicke auf www.socialcity.at.<br />

Jetzt gratis<br />

LESETRAINING<br />

am WIFI Wien<br />

buchen.<br />

www.wifiwien.at/lesen<br />

Tel. 01 476 77-5555


48 KARRIERE<br />

2.000 EURO FÜR MUTIGE PROJEKTE<br />

Bewirb dich selbst oder nominiere eine andere Person für den Preis „Wiener Mut“.<br />

TIPPS<br />

Ausschreibung<br />

Die Preisverleiher von v.l.n.r.: Meri Disoski (VWFI-Geschäftsführerin, „Wiener Mut“-Jurysprecherin),<br />

Georg Kraft-Kinz (VWFI-Obmann), Franz Wohlfahrt (Generaldirektor Novomatic AG),<br />

Brigitte Wolf (Direktorin ORF Landesstudio Wien), Ali Rahimi (stv. VWFI-Obmann), Paulus<br />

Stuller (Vizepräsident Wirtschaftskammer Wien) und Elisabeth Vogel (ORF-Journalistin,<br />

„Wiener Mut“-Jurysprecherin).<br />

Unter dem Motto „Vielfalt findet Stadt“ werden<br />

dieses Jahr mutige Wiener und Wienerinnen<br />

für ihr Tun und Engagement in der<br />

Stadt ausgezeichnet. Der Verein „Wirtschaft<br />

für Integration“ und der ORF-Wien initiieren<br />

den Preis „Wiener Mut“ und laden zur<br />

Bewerbung ein – in den Kategorien Wirtschaft,<br />

Küche & Kulinarik, Sport, Bühne,<br />

Wissenschaft und Bildung. Wer in einer der<br />

Kategorien gewinnt, wird bei einer feierlichen<br />

Preisverleihung am 21. Oktober 20<strong>14</strong><br />

ausgezeichnet, erhält 2000€ Preisgeld, sowie<br />

eine weitere professionelle Begleitung in seinem<br />

Bereich. Der ORF stellt alle Sieger im<br />

Portrait vor.<br />

Bewerben soll und darf sich jeder, ob mit<br />

oder ohne internationalem Background.<br />

Oder man nominiert seine Schwester, seinen<br />

besten Freund oder den Friseur von nebenan.<br />

Bewerbungen und Nominierungen<br />

sind ab sofort bis 21. September 20<strong>14</strong> unter<br />

www.wienermut.at möglich!<br />

Fotos: VWFI/Magdalena Possert


Annerkennung erleichtern<br />

Qualifikationen nutzen!<br />

MigrantInnen sind oft sehr gut ausgebildet.<br />

Die berufliche Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen<br />

Qualifikationen ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für eine ausbildungs- und leistungsgerechte<br />

Teilnahme am Erwerbsleben.<br />

Neue zentrale Anlaufstellen bieten MigrantInnen<br />

mehrsprachige Information und eine umfassende<br />

Beratung an und unterstützen sie im Verfahren zur<br />

Anerkennung ihrer Qualifikationen.<br />

Die Anlaufstellen begleiten kostenlos bei allen notwendigen<br />

Schritten des Anerkennungsverfahrens.<br />

Die Adressen der Beratungszentren in ganz Österreich<br />

und umfassende Informationen zur Berufsanerkennung<br />

finden Sie im Internet:<br />

www.berufsanerkennung.at


Das neue Pensionskonto<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

IHRE KONTOERSTGUTSCHRIFT KOMMT MIT DER POST!<br />

Es geht los!<br />

Jetzt beginnt die Zusendung von täglich ca. 30.000 Kontoerstgutschriften. Damit bekommen Sie Ihre erste persönliche Information über<br />

den aktuellen Stand Ihres Pensionskontos. Die Kontomitteilung wird ab sofort bis Ende des Jahres an alle Versicherten, die 1955 oder<br />

danach geboren wurden, verschickt; beginnend mit Jahrgang 1955. Für alle bis 1954 Geborenen ändert sich in der Pensionsberechnung<br />

nichts – deshalb ist auch keine Zusendung erforderlich. All jene, die nach 2005 ins Berufsleben eingestiegen sind, bekommen voraussichtlich<br />

erst zu Jahreswechsel eine Mitteilung über Ihre Ansprüche.<br />

DAS NEUE PENSIONSKONTO<br />

Das Pensionskonto ist keine Reform, sondern lediglich eine andere, nämlich vereinfachte Berechnung der Pension und eine andere<br />

Darstellungsform. Damit wird die Pensionsberechnung verständlich und transparent.<br />

Das neue Pensionskonto Juni 20<strong>14</strong><br />

Sehr geehrte/r Herr/Frau!<br />

Die österreichische Pensionsversicherung führt für alle Versicherten, die ab 1. Jänner 1955 geboren sind,<br />

ein Pensionskonto. Damit wird die Pensionsberechnung verständlich und transparent.<br />

Die Kontoerstgutschrift stellt Ihr bisheriges Pensionsguthaben dar. Dabei sind alle von Ihnen bis<br />

31. Dezember 2013 erworbenen und von uns registrierten Versicherungszeiten berücksichtigt.<br />

Zum 1. Jänner 20<strong>14</strong> wurde auf Ihr Pensionskonto Ihre Kontoerstgutschrift verbucht. Der folgende Betrag<br />

ist ein Bruttowert. Krankenversicherungsbeiträge und Steuern sind davon noch nicht abgezogen.<br />

Wenn Sie bis zum Regelpensionsalter* keine weiteren<br />

Pensionszeiten mehr erwerben, würden Sie als<br />

Bruttopension <strong>14</strong> × jährlich diesen Betrag erhalten:<br />

Ihre Kontoerstgutschrift zum 1. Jänner 20<strong>14</strong> beträgt:<br />

€ 2.000,--<br />

€ 28.000,--<br />

So lesen Sie Ihre Kontoerstgutschrift!<br />

Ihre bisher erworbene monatliche Bruttopension. Dies wäre<br />

der Betrag, wenn Sie keine weiteren Pensionszeiten mehr<br />

erwerben. Ab 20<strong>14</strong> werden jährlich die neu erworbenen<br />

Ansprüche dazugerechnet.<br />

Mit Ihrer Kontoerstgutschrift ist Ihr Pensionskonto am aktuellen Stand.<br />

Mit dem Pensionskontorechner können Sie die weitere Entwicklung<br />

Ihres Pensionskontos und Ihre künftige Pension berechnen.<br />

Diesen finden Sie unter www.pensionskontorechner.at.<br />

WEITER ARBEITEN LOHNT SICH<br />

Je später der Pensionsantritt, desto höher die Pension.<br />

Wer vor dem Regelpensionsalter in Pension geht, den erwarten Abschläge.<br />

Später in Pension zu gehen lohnt sich dagegen auf jeden Fall: Jedes<br />

Monat länger im Erwerbsleben erhöht die Pension.<br />

€ 2.500,--<br />

€ 2.000,--<br />

€ 1.500,--<br />

WEITERE AUSKÜNFTE<br />

www.neuespensionskonto.at<br />

Nach Erhalt der Kontoerstgutschrift können Sie Ihr Konto<br />

online unter www.pension.gv.at mit<br />

Handysignatur oder Bürgerkarte einsehen.<br />

€ 1.000,--<br />

62 J. 63 J. 64 J. 65 J.<br />

Alter Bruttopension Zuwachs<br />

62 Jahre € 1.560,--<br />

63 Jahre € 1.694,-- + 8,6 %<br />

64 Jahre € 1.833,-- + 17,5 %<br />

65 Jahre € 1.978,-- + 26,8 %<br />

BITTE UM VERSTÄNDNIS<br />

In den kommenden Monaten werden wir insgesamt 3,6 Mio. Schreiben in ganz Österreich versenden. Bei dieser Menge kann es leider<br />

auch zu fehlerhaften Zusendungen kommen, etwa wenn sich Wohnadressen oder Personenstände geändert haben. Falls ein Schreiben<br />

falsch zugestellt wird, bitten wir um Verständnis und eine formlose Rücksendung. Wir korrigieren dann die Daten und stellen die Kontoerstgutschrift<br />

erneut aus. Das Pensionskonto bleibt davon unbeeinflusst und voll funktionsfähig.


KARRIERE<br />

51<br />

„LIEBER EIN PAAR<br />

KUGELN EIS WENIGER“<br />

Kaufst du nur oder sparst du schon? Ali Eralp, Vorstand von FINUM.Private.Finance über<br />

unnötigen Konsum, teure iPhones und die wahren Prioritäten bei der Finanzplanung.<br />

Von Dudu Gencel<br />

Ali Eralp plädiert für fi nanzielle<br />

Unabhängigkeit – auf Kosten von<br />

einigen Jeans weniger im Schrank.<br />

Wird deine Pension nur 800 Euro betragen?<br />

Oder doch 1800 Euro? Antworten auf diese<br />

Fragen kommen derzeit von der Pensionsversicherung.<br />

Diese informiert in den kommenden<br />

Monaten auch biber-Leser darüber, mit welcher<br />

Pension sie rechnen können. Gerade bei jungen<br />

Menschen wird die ausgewiesene Summe sehr<br />

bescheiden ausfallen. In Panik muss deshalb niemand<br />

ausbrechen, sagt Ali Eralp, Vorstand des<br />

Finanzplanungsunternehmens FINUM.Private.<br />

Finance.<br />

biber: Herr Eralp, auch viele biber-Leser werden darüber<br />

informiert, wie viel Pension sie erwartet. Das<br />

wird wohl ein Schock werden.<br />

Eralp: biber wird überwiegend von jüngeren<br />

Menschen gelesen, daher können die bisher erworbenen<br />

Pensionsansprüche nicht sehr hoch<br />

sein. Es wird also für viele eine böse Überraschung<br />

sein. Aber: Je früher man anfängt, sich<br />

über seine Altersvorsorge Gedanken zu machen,<br />

umso besser.<br />

Fotos: MVOTAVA/PID<br />

biber: Also schnell in die nächste Bank und eine Pensionsvorsorge<br />

abschließen?<br />

Eralp: Genau das würde ich nicht empfehlen.<br />

Viele Banken oder Versicherungen verkaufen<br />

Produkte, bei denen 20 Euro pro Monat eingezahlt<br />

werden. Das ist nett. Aber ob das am Ende<br />

reichen wird? Das bezweifle ich sehr. Da werden<br />

viele sehr arm sein. Vor allem aber fehlt eine<br />

Sparstrategie.<br />

biber: Gut, aber gerade junge Menschen können nicht<br />

hunderte Euro zur Seite legen.<br />

Eralp: Viele Leute geben hohe Summen für Konsumgüter<br />

aus, kaufen sich wöchentlich eine neue<br />

Jeans und müssen immer das neueste iPhone<br />

haben. Da spielt Geld interessanterweise keine<br />

Rolle.<br />

biber: Ist sparen wirklich so wichtig?<br />

Eralp: Es geht nicht ums Sparen. Es geht darum,<br />

wie finanziell unabhängig jeder von uns sein will.<br />

Wenn ich einen Rat geben darf: Zuerst sollte sich<br />

jeder einmal gegen eine Berufsunfähigkeit absichern.<br />

Lieber ein paar Kugeln Eis pro Monat weniger<br />

essen, als das Risiko durch einen Unfall oder<br />

einer Erkrankung in völlige Armut abzurutschen.<br />

Auch auf einen Notgroschen in der Höhe einiger<br />

Monatsgehälter sollte niemand verzichten, um<br />

kurzfristig Geld zu haben, wenn man es braucht.<br />

Dann kann man anfangen über Einkommensaufbau,<br />

Vermögensverwaltung und die Pension<br />

nachzudenken. Welchen finanziellen Spielraum<br />

habe ich? Auf wie viel Konsum kann ich verzichten?<br />

Und generell: Wie wirtschaftlich unabhängig<br />

und zahlungsfähig möchte ich sein?<br />

Zur Person:<br />

Ali Eralp leitet FINUM.<br />

Private.Finance, ein<br />

Finanzplanungsunternehmen.<br />

Der 47-Jährige<br />

absolvierte das österreichische<br />

St. Georgs Kolleg<br />

in Istanbul, studierte im<br />

Anschluss an der WU in<br />

Wien und arbeitet seit<br />

19 Jahren im Finanzdienstleistungsbereich.


52 TECHNIK<br />

Abhörsicheres Handy<br />

Silent Circle, ein auf sichere Kommunikation spezialisiertes<br />

Unternehmen, bringt ein angeblich abhörsicheres<br />

Handy auf den Markt, das selbst der NSA<br />

standhalten soll. Das „Blackphone“ getaufte Gerät ist<br />

voll verschlüsselt und ermöglicht sicheres Surfen und<br />

Telefonieren. Kostenpunkt 629 Dollar.<br />

TECHNIK<br />

&Mobil<br />

Alt+F4 und der<br />

Tag gehört dir.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

ZAHL DES MONATS<br />

35 Jahre<br />

hat der Walkman nun auf<br />

dem Buckel. Mit ihm begann<br />

die tragbare Musikrevolution.<br />

Meinung:<br />

Achtung, fertig, track!<br />

Jahrzehntelang waren Nerds das Gespött der fitnessbegeisterten<br />

Menschen. „Die interessieren sich doch nur für<br />

ihre Mikrochips und nicht für Muckis“, hieß es. Mit der<br />

Welle an Fitness-Gadgets und Apps, die unter anderem<br />

von Apple (Healthbook), Samsung (Gear Live) und Google<br />

(Google Fit) vorgestellt und angekündigt worden sind,<br />

werden jetzt diese Sportler zu Nerds – jede Aktivität muss<br />

aufgezeichnet, analysiert und geshared werden. Und die<br />

Nerds kommen auch hinter den Monitoren hervor, weil sie<br />

die Gadgets ja irgendwie ausprobieren müssen – am besten<br />

beim Workout. So kommen Menschen aus zwei Gruppen<br />

zusammen, die eigentlich wenig gemeinsam haben – da<br />

soll noch einer sagen, Technik trenne die Menschen und<br />

lasse sie sozial verkümmern! bezeczky@dasbiber.at<br />

BlackBerry Passport<br />

John Chen, Chef von Blackberry<br />

(BB), hat für 2015<br />

drei neue Modelle angekündigt.<br />

Das spannendste<br />

ist dabei sicherlich das<br />

Blackberry Passport:<br />

ein fast quadratisches<br />

Smartphone mit einer<br />

echten Tastatur. Das Gerät<br />

ist ein Mittelding zwischen<br />

Tablet, Handy und Laptop<br />

und könnte durchaus<br />

eine ungenutzte Nische<br />

besetzen.<br />

OO0ldschool<br />

Google I/O<br />

Viel zu sehen gabs auf der<br />

heurigen Entwicklerkonferenz<br />

von Google. Eine neue Android<br />

Version (Android L getauft)<br />

wurde vorgestellt (verbesserte<br />

Benachrichtigungen und neues<br />

Design), Android Wear (werkelt<br />

in den Smartwatches von LG,<br />

Samsung und Motorola), Android<br />

TV mit Unterstützung für Spiele<br />

(Google möchte in Konkurrenz<br />

zu Sony, Microsoft und Nintendo<br />

treten) und Android Auto (Apps<br />

bedienbar über das Lenkrad und<br />

LCD ). Gefehlt haben nur Google<br />

Glass und Produkte aus der<br />

frisch gekauften Roboterschmiede<br />

Boston Dynamics.<br />

3 Fragen an Karin<br />

Kosina, Computerspezialistin<br />

und Attachée der<br />

Österreichischen<br />

Botschaft in der<br />

Islamischen Republik<br />

Iran.Welches<br />

Handy verwenden<br />

Sie?<br />

iPhone 5 – und<br />

ein Nokia 7500 Prism (manchmal sind<br />

Smartphones zu smart!)<br />

Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr<br />

Handy geladen und warum?<br />

oPenGP – damit ich auch mobil verschlüsselte<br />

Emails lesen und senden<br />

kann<br />

Welches Gadget haben Sie gekauft aber<br />

nie verwendet?<br />

Mikrocomputer „Raspberry Pi“<br />

Fotos: watchdogs, Sony, Blackberry, bereitgestellt


COMPUTER KNACKEN<br />

DURCH HACKEN<br />

TECHNIK<br />

53<br />

Das Chicago der nahen Zukunft ist<br />

digital. CtOS, ein mächtiges Computernetzwerk,<br />

steuert das ganze<br />

Leben der Stadt. Hacker Aiden<br />

Pearce nimmt als Ein-Mann-Armee<br />

den Kampf gegen das Verbrechen<br />

auf. Der Action-Kracher „Watch_<br />

Dogs“ von Ubisoft im Review.<br />

LEBENDIGE WELT<br />

Die offene Welt von Watch_Dogs ist glaubwürdig.<br />

Nichtspieler-Charaktere gehen ihrem<br />

digitalen Alltag nach, sie machen Selfies vor<br />

Sehenswürdigkeiten oder knutschen in dunklen<br />

Ecken. Der Spieler treibt mit den Hauptmissionen<br />

die Story weiter oder kann mit<br />

Nebenaufträgen Erfahrungspunkte sammeln.<br />

So werden Fertigkeiten erlernt, die Aidens Arsenal<br />

vergrößern: Durch „Fokus“ – wie in<br />

Max Payne – läuft die Zeit langsamer ab,<br />

mit dem Skill „Überladen von Transformatoren“<br />

werden gleich mehrere Gegner<br />

auf einmal erledigt. Durch das Einklinken<br />

in Überwachungskameras können wir<br />

Feinde ablenken, verhindern dass sie<br />

Verstärkung rufen oder ihre Granaten<br />

fernzünden.<br />

SMARTE KI<br />

Das Gameplay ist unterhaltsam, allerdings<br />

ist die Fahrdynamik leider etwas schwammig<br />

geworden. Die Gegner sind smart:<br />

gehen wir in Deckung, werfen sie mit<br />

Granaten und versuchen uns in die Zange<br />

zu nehmen. Das Auto-Speichersystem<br />

ist nützlich, sorgt aber bei Schleichmissionen<br />

manchmal für Frust. Grafisch zieht<br />

Watch_Dogs alle Register: spektakuläre<br />

Explosionen zerreißen Fahrzeuge und<br />

die Umgebung und auch die Charaktere<br />

sehen fotorealistisch aus. Watch_Dogs<br />

bricht die Dominanz der GTA-Serie und<br />

bringt durch das Hacken taktische Elemente<br />

wie in „Splinter Cell“ ins Spiel.<br />

www.wgkk.at<br />

Du wirst im Urlaub krank? Keine Panik!<br />

Mit der blauen Seite deiner e-card bist du in den meisten<br />

europäischen Ländern krankenversichert.<br />

Aber Achtung, für einige Staaten Europas gilt die<br />

e-card nicht! Dazu gehören: die Türkei,<br />

Montenegro und Bosnien-Herzegowina.<br />

Wenn du in eines dieser Länder reist, brauchst du<br />

einen Auslandsbetreuungsschein.<br />

Nähere Informationen unter www.wgkk.at <br />

Leistungen Versicherungsschutz <br />

Auslandsbetreuungsschein


54 LIFESTYLE<br />

LIFE &<br />

AntiaStyle<br />

Shoppen senkt den<br />

Blutdruck.<br />

Von Delna<br />

Gesund!!!!<br />

Ayurveda Tipp<br />

MEHR MELONE<br />

Meine Leber ist ja ein Sensibelchen.<br />

Wer wie ich also ein<br />

bisschen Schadensbegrenzung<br />

hinsichtlich der Afterwork-Spritzer<br />

und den Caipirinhas im Urlaub<br />

betreiben will, dem sei geraten zur<br />

Wassermelone zu greifen. Ihr Wassergehalt<br />

und ihr roter Farbstoff<br />

machen sie zur Entgiftungsbombe.<br />

Dreimal vorm Essen ein großes<br />

Stück verschlingen und damit<br />

Galle, Leber und Nieren reinigen.<br />

3 FRAGEN AN<br />

Sibel Sibi,<br />

Wimpernstylistin<br />

in Wien.<br />

Eis-Tipp<br />

LECKAAA<br />

Einmal eine Badewanne<br />

voll Piccini, bitte!<br />

Amarettini-Geschmack<br />

wohl gemerkt. Ist Italien-<br />

Gaumenschmaus pur.<br />

DieEissorten der Wiener<br />

Naschmarkt-Legende<br />

„Piccini“ gibt es jetzt<br />

nämlich beim Spar um<br />

die Ecke.<br />

MEINUNG<br />

She can do better!<br />

Amal Alamuddin ist die Frau meines kleinen Ichs meiner<br />

Träume. Orientalische Schönheit, britische Top-Anwältin,<br />

eine Frau, die mirnichtsdirnichts George Clooneys Ring am<br />

Finger hat und dabei das Gefühl hinterlässt, dass er sich glücklich<br />

schätzen kann – nicht umgekehrt. „She can do better“,<br />

befand immerhin ihre Mutter, die sich einen Schwiegersohn<br />

aus der muslimischen „Druze“-Gemeinschaft gewünscht<br />

hätte, nicht so einen „Clooney“. Für George ist Amal<br />

ein neues Kaliber: Weder Unterwäschenmodel, noch<br />

Stripperin oder sexy Moderatorin. Amal kommt aus<br />

einflussreichem libanesischem Haus und ist Menschenrechtsanwältin<br />

in London. Sie wurde von<br />

Kofi Annan als Beraterin engagiert und hat<br />

Julia Timoschenko und Julien Assange vertreten.<br />

Daher hat die 37-Jährige normalerweise<br />

keine Zeit sich zum Business-Meeting<br />

in Sachen „Hollywood engagiert sich für<br />

die Welt“ zu treffen. George wurde zweimal<br />

abgeblitzt, erst beim dritten Mal sagte<br />

sie zu. Dass ein Mann, der buchstäblich<br />

jede Frau haben kann – inkl. drei biber-<br />

Redakteurinnen – nicht wie Fußballstars<br />

oder Kollege di Caprio zum immer<br />

gleich-perfekten Supermodel im<br />

Giselle Bündchen-Format greift, zeigt,<br />

dass die Welt noch nicht verloren ist.<br />

Also Amal, bist du sicher, dass du<br />

George Clooney und nicht besser<br />

Ryan Gosling heiraten willst?<br />

antia@dasbiber.at<br />

Modetipp<br />

FÜR WÖLFINNEN<br />

Durch Stadt und Steppe in<br />

„Shades of grey“, Cut-Out und<br />

Leder streunen. Das lässige<br />

Wiener Jung-Label YLVA liebt<br />

Wölfe. Pro verkauftem Teil<br />

wird 1€ an das Wolf Science<br />

Center in Niederösterreich<br />

gespendet. Nicht umsonst<br />

heißt der nordische Name<br />

YLVA übersetzt „Wölfin“.<br />

Kleid: 89,90 EUR, Bandeau:<br />

21,90 EUR, Armband: 26,90<br />

EUR, Kette: 24,90 EUR.<br />

Erhältlich im Online-Shop:<br />

www.ylva.cc<br />

Wow-Frau<br />

Amal<br />

Wie verschönerst<br />

du Wimpern?<br />

Ich verlängere<br />

oder verdichte Wimpern, indem ich<br />

auf die Naturwimper, 1 Millimeter<br />

weg von der Haut, eine synthetische<br />

oder Seidenwimper aufklebe. Über<br />

Form, Farbe oder Länge kann die<br />

Kundin entscheiden. Lila ist heuer<br />

sehr gefragt.<br />

Wie lang werden die Wimpern?<br />

Es kommt darauf an, was die eigene<br />

Wimper an Gewicht aushält. Um<br />

das Doppelte der eigenen Länge ist<br />

möglich, aber mehr meist nicht. Weil<br />

die eigenen Wimpern nicht in ihrem<br />

Wachstum gestört werden, muss man<br />

nach 3-5 Wochen zum „Refill“. Pro<br />

Auge klebe ich 80-100 Wimpern.<br />

Warum ist das Wimpernverlängern so<br />

im Trend?<br />

17-60-jährige Frauen kommen zu<br />

mir, von der Angestellten bis zur<br />

Ärztin und Polizistin. Durch das<br />

Wimpernstyling ersparen sie sich<br />

die Tusche und bekommen einen<br />

schöneren Augenaufschlag. Es ist eine<br />

Alltagserleichterung und wer einmal<br />

anfängt, mag nicht mehr ohne.<br />

Kosten: 1. Sitzung 60-90min 120€/<br />

Refill nach 3-5 Wochen 40-50min für<br />

50€ www.sibelle.at<br />

Fotos: FACUNDO ARRIZABALAGA / EPA / picturedesk.com, Piccini, Julie Brass, bereitgestellt


56 LIFESTYLE<br />

Nnamdi, 25<br />

Badehosen-Typ: „Ich will doch<br />

nur spielen“<br />

Style-Facts: Poolblau, beinfrei<br />

aber nicht kurz, sexy Kordelbund<br />

„Eigentlich wollte ich eine<br />

Rosane, aber die gab es nicht<br />

mehr in meiner Größe!“ Gut,<br />

dass Nnamdi so ein Witzbold ist,<br />

das Posen am Beckenrand nimmt<br />

er sichtlich gelassen. „Speedos<br />

gehen gar nicht! Wenn die Badehose<br />

praktisch ist, ist das gut –<br />

aber eigentlich soll sie nur super<br />

aussehen!“ Preis? „Maximal 30€.<br />

Die hab ich im Sale vor zwei<br />

Jahren um 15€ ergattert!“ Toll,<br />

sieht aus wie neu. Meint auch<br />

seine Freundin, die gerade die<br />

Beinlänge „Mitte Oberschenkel“<br />

optimal findet.


LIFESTYLE<br />

57<br />

PACK DIE<br />

BADEHOSE AUS<br />

Freibad-Saison ist Showtime.<br />

Gerade für Männer. Endlich<br />

zeigen, wofür man im Fitnessstudio<br />

monatelang geschwitzt<br />

hat. Weil nur ein einziges Kleidungsstück<br />

die Gesamtwirkung<br />

untermalt, ist die richtige Wahl<br />

das A und O: Die Badehose.<br />

Von Delna Antia und Julie Brass (Fotos)<br />

Nicht zu kurz! Alles ab Mitte Oberschenkel<br />

runter ist okay. Aber auch<br />

nicht zu lang! Ich will ja nicht das halbe<br />

Becken mit mir aus dem Pool ziehen und<br />

nass an meinen Beinen klatschen haben.<br />

„Features“ für Schlüsselanhänger sind<br />

einsame spitze, Taschen natürlich immer<br />

praktisch. Klar, das Netz innen soll auch<br />

gut sitzen und das Bauchbündchen schön<br />

eng sein, damit beim Köpfler hinterher<br />

auch alles noch am alten Platz sitzt. Aber<br />

ehrlich, der ganze Schnickschnack ist eigentlich<br />

Nebensache, denn Hauptsache:<br />

Sie sieht gut aus! Nein, warte, ICH sehe in<br />

ihr gut aus. In meiner Badehose!<br />

„Gut aussehen“ – das ist die Quintessenz,<br />

fragt man Männer nach der Wahl<br />

ihrer Badehose. Sobald sie das auf den<br />

Punkt gebracht haben, gibt es dann auch<br />

nichts mehr hinzuzufügen, außer eventuell,<br />

dass sie Blau gerne mögen. Kein ausgeprägter<br />

Analysebedarf wie in der weiblichen<br />

Bademodewelt. Schön und fertig,<br />

so einfach ist das!<br />

BIBER war im Kongressbad auf der<br />

Pirsch und hat die schönsten Exemplare<br />

für euch eingefangen. Dass endlich mal<br />

Badehosen und nicht Bikinis vors Objektiv<br />

genommen wurden, kam allseits gut an.<br />

Jusuf, 30<br />

Badehosentyp: „Ich bin Mitch, Babe!“<br />

Style-Facts: Baywatch-Look, normale<br />

Länge, praktische Taschen<br />

„Meine Freundin wollte heute spontan<br />

schwimmen gehen. Also bin ich<br />

schnell zum Hervis und habe mir diese<br />

gekauft. Warum? Sie hat mir gefallen<br />

und ich mag das Rot! Hat auch nur 20€<br />

gekostet“, lacht Jusuf und muss schnell<br />

weiter, die Freundin wartet am Becken.<br />

Daher hatte er auch keine Zeit zum<br />

Schuhe ausziehen vorm Posieren.


58 LIFESTYLE<br />

Patrik, 16<br />

Badehosen-Typ: „Stolz und schön“<br />

Stylefacts: Guter Mix aus Look und<br />

Heimatliebe, kürzere Länge<br />

Dreimal raten? Exakt, Patrick ist Kroate!<br />

„Ich habe mir die Badehose vor einem<br />

Monat gekauft. Weil sie gut aussieht!<br />

Dass Badehosen nicht rutschen ist<br />

mir schon wichtig. Welche mir nicht<br />

gefallen sind die langen, die übers Knie<br />

gehen.“ Hier ist aber alles wie angegossen.<br />

Das fanden auch die Alt-Wiener auf<br />

den Liegen rund herum, die beim Posen<br />

kräftig angefeuert haben. (Dann aber<br />

selbst nicht aufs Foto wollten. Typisch!)


MIT LIFESTYLE SCHARF 59<br />

Nemanja, 21 (links)<br />

Badehosen-Typ: „Eine für immer“<br />

Style-Facts: Älteres Modell, lenkt nicht vom Oberkörper<br />

ab, bisserl weit<br />

„Eine Badehose muss gut aussehen. Nein eher, sie muss<br />

mir gut stehen! Und auffällig sein.“ findet Nemanja, der<br />

seit Jahren ins Kongressbad geht, aber noch nie für ein<br />

Shooting angesprochen wurde. „Wurde aber auch Zeit,<br />

wofür geh’ ich sonst trainieren?!“ lacht er schelmisch,<br />

schmiert seinen Prachtkörper mit Öl ein und zieht an<br />

der Zigarette. „Aber zu kurz darf die Badehose auch<br />

nicht sein!“ grinst er noch und deutet auf die von seinem<br />

serbischen Freund Nikola.<br />

Nikola, 20 (rechts)<br />

Badehosen-Typ: „Weniger ist mehr“<br />

Style-Facts: tiefes Blau, schlicht,<br />

verlangt knackigen Untergrund<br />

„Meine Badehose habe ich vor 3<br />

Monaten gekauft. Sie muss gut zum<br />

Schwimmen sein. Warum die? Weil<br />

sie mir gefallen hat und ich das Blau<br />

mag! Kurz?“ Nikola schaut irritiert<br />

und signalisiert: In Sachen Badehose<br />

gibt es hier nichts mehr zu sagen.<br />

Dann lacht er und kickt weiter mit<br />

dem Ball.


60 LIFESTYLE<br />

Jürgen, 30<br />

Badehosen-Typ: „I am from Austria“<br />

Style-Facts: Hingucker, tolle Kombi zu Wald-<br />

Tattoos, hinterlässt weiße Knie<br />

„Das ist meine Lieblingsbadehose. Ich habe sie<br />

mir vor zwei Jahren bei Bluetomato gekauft, für<br />

ca. 70€.“ Stolzer Preis, aber der Lederhosenprint<br />

passt ja auch perfekt zu Look und Tattoos des<br />

gebürtigen Burgenländers. „Grundsätzlich sind<br />

bei Badehosen Taschen natürlich nett zu haben,<br />

muss aber nicht sein.“<br />

Didi, 31<br />

Badehosen-Typ: „Retro ist mein Style“<br />

Style-Facts: Gewagter Schnitt, schöne Marine-Farben,<br />

erinnert an „Magnum“ der 80er<br />

„Das ist meine erste weitere Badehose. Normalerweise habe<br />

ich sie eng anliegen.“ Weit?! Im ersten Moment sieht sie<br />

„kurz“ aus. „Ja,“ sagt Didi, „ich mag es gar nicht, wenn die so<br />

lang sind und ich das halbe Becken mit rausziehe.“ Die am<br />

Foto hat er sich vor zwei Jahren gekauft, um 40€. „Ich würde<br />

aber auch 60€ ausgeben, wenn sie mir gefällt. Hauptsache<br />

nicht einfärbig, das ist langweilig.“


BEZAHLTE ANZEIGE<br />

AB INS WASSER:<br />

SPORT, SPASS UND<br />

EINFACH MAL ABTAUCHEN<br />

Ein wesentliches Erfolgsrezept der Wiener<br />

Bäder sind die vielfältigen Freizeitangebote,<br />

die neben dem Spaß im Becken angeboten<br />

werden: Ein umfangreiches Animationsprogramm<br />

sorgt auch heuer wieder für Spaß<br />

und Sport bei allen Altersgruppen.<br />

ENDLICH SOMMER, endlich im Freien<br />

schwimmen, am Bikiniabdruck arbeiten und<br />

sich mit Freunden im Freibad zum Abkühlen,<br />

Abhängen und Flirten treffen. Aber das ist<br />

längst nicht alles, wozu die Wiener Bäder auch<br />

diesen Sommer einladen. Unter dem Titel „Bäder-Sommerzauber“<br />

wird auch heuer wieder ein<br />

Animationsteam die Badegäste unterhalten und<br />

kräftig zu Sport und Spaß im Bad animieren.<br />

FUSSBALL & VOLLEYBALL<br />

In den Bädern Laaerbergbad, Simmering,<br />

Döbling, Strandbad Alte Donau, Höpflerbad<br />

und Strandbad Gänsehäufel (werden die Badegäste<br />

unterhalten. Schwerpunkt der heurigen<br />

Animation ist eine Veranstaltungsreihe mit<br />

Fußball- und Volleyballturnieren, die von 15.<br />

Juni bis 17. August in diesen Bädern stattfindet.<br />

SUN & FUN<br />

Im Kongreßbad wird vom 28. Juni bis 24. August<br />

die „Sun & Fun“-Bäderanimation durchgeführt<br />

und in einigen Familienbädern gibt es<br />

an abwechselnden Tagen einen Kinderclub.. In<br />

den Sommerbädern Höpflerbad, Ottakring und<br />

Großfeldsiedlung werden an den Ferienwochenenden<br />

bei Schönwetter Kindernachmittage<br />

mit Spielen und Wettbewerben angeboten.<br />

WASSERGYMNASTIK &<br />

BEACHVOLLEYBALL<br />

Im Ottakringerbad, Schafbergbad und im<br />

Höpflerbad finden vom 21. Juni bis 24. August<br />

täglich jeweils drei Wassergymnastikeinheiten<br />

um 11.30 Uhr, <strong>14</strong> und um 15.15 Uhr statt. Ein<br />

gesondertes Beachvolleyballprogramm wird<br />

in den Sommerferien in den Sommerbädern<br />

Hietzing, Kongreßbad, Schafbergbad, Krapfen-<br />

Fotos: MVOTAVA/PID


waldlbad, Döbling und Höpflerbad angeboten.<br />

Von Montag bis Freitag findet in der Zeit von<br />

15 bis 18 Uhr (abwechselnd neun Termine pro<br />

Woche) ein Training mit ausgebildeten Trainern<br />

statt. Und an sechs Sonntagen steigen Turniere<br />

in verschiedenen Klassen.<br />

„ENGLISH FOR KIDS“<br />

Spielend die Englischkenntnisse verbessern<br />

können Kinder jeden Donnerstag in den Schulferien<br />

in den Familienbädern Herderpark, Reinlgasse<br />

und Strebersdorf (nur bei Schönwetter).<br />

GYMNASTIKKURSE<br />

Während der Sperre des Hallenbades Floridsdorf<br />

von 30.Juni bis 27.Juli 20<strong>14</strong> verlegt der dort<br />

ansässige Fitnessverein TSA eine Reihe von<br />

Gymnastikkursen in das Strandbad Alte Donau<br />

und bietet den Badegästen die kostenlose Möglichkeit<br />

zur Teilnahme.<br />

Auch die Fans der Poolgymnastik in den Hallenbädern<br />

kommen in diesem Sommer nicht zu<br />

kurz. Die beliebte Aktion wird in den Hallenbädern<br />

Amalienbad, Jörgerbad und Floridsdorf<br />

auch von Mai bis September (ausgenommen an<br />

Feiertagen und während der Betriebssperren)<br />

zu den gewohnten Terminen durchgeführt.<br />

Alle Infos unter: www.wienerbaeder.at<br />

DIE WIENER<br />

BÄDER-GESCHICHTE:<br />

VOM KINDERSPASS BIS ZUM VERGNÜGEN FÜR DIE<br />

GANZE FAMILIE<br />

Bereits 1917 wurde im Hütteldorfer Staubecken des Wienflusses die<br />

erste kostenlose Bademöglichkeit für Kinder eröffnet. Es war das erste<br />

Kinderfreibad Wiens. Der Andrang der kleinen Badegäste war schon<br />

damals so groß, dass die Wiener Stadtverwaltung nach Ende des ersten<br />

Weltkrieges beschloss, vor allem innerhalb des verbauten Stadtgebietes<br />

weitere Kinderfreibäder zu errichten.<br />

Mit der Errichtung dieses neuen und bis dahin unbekannten Bädertyps<br />

setzte die Stadt Wien eine soziale Leistung, die internationale Anerkennung<br />

erreichte. Grundgedanke war, der Großstadtjugend im Alter von<br />

6-<strong>14</strong> Jahren eine unentgeltliche Bademöglichkeit ohne gesellschaftliche<br />

Unterschiede zu schaffen.<br />

Bis zu Beginn des 2. Weltkrieges gab es bereits 25 Bäder. Doch kaum<br />

eines davon überstand den Krieg unbeschädigt. In der Zeit danach<br />

wurde vor allem auf Wiederaufbau und Renovierung gesetzt. Im Jahr<br />

1972 betrieb die Stadt Wien schon insgesamt 40 Kinderfreibäder, bis<br />

zu 33 davon gleichzeitig im Jahr. Im Weiteren wurde ein Attraktivierungsprogramm<br />

ausgearbeitet und schrittweise umgesetzt. 2002 wurde<br />

die in einigen Bädern noch aufrechte Mittagssperre aufgehoben und ein<br />

Wochenendbetrieb eingeführt.<br />

Im Jahr 2003 waren dann auch Erwachsene willkommen: Das Kinderbad<br />

wurde zum Familienbad – die bereits in fünf Bädern bestehende<br />

Möglichkeit des Zutritts für erwachsene Begleitpersonen wurde auf alle<br />

Bäder ausgeweitet. Eine wesentliche Steigerung der Besucherfrequenz<br />

in beiden Jahren war die Folge und es hat sich gezeigt, AIHIT, OPTATUR dass die ACEPERF Beliebtheit<br />

der kleinen Naherholungsoasen nach ERITIOS wie vor NONET vorhanden VOLUPTATET, ist.<br />

Ab 2004 haben alle Familienbäder nicht nur von CONSEQUO Juni bis DOLORRUM August, sondern,<br />

wie die Sommerbäder, vom 2. Mai bis QUE Anfang SUNT ADITA September VOLOREHENIS geöff-<br />

QUE<br />

net. Und ab 20<strong>07</strong> wurde die Badebetriebszeit allgemein an jene der<br />

Sommerbäder von 18 auf 19 bzw. 20 Uhr angeglichen. Die generelle<br />

Öffnungszeit ist um 10 Uhr.


64 MIT SCHARF<br />

SPIEL MIR DAS<br />

LIED VON ZUHAUSE<br />

SACHA UND JACKY WURDEN ALS KINDER VON ZUHAUSE WEGGESCHICKT, UM IN WIEN GROSSE<br />

KLASSIK-STARS ZU WERDEN. SIE SIND IN PFLEGEFAMILIEN AUFGEWACHSEN UND HABEN TÄGLICH<br />

STUNDENLANG VIOLINE GEÜBT, UM DEN ERWARTUNGEN IHRER ELTERN GERECHT ZU WERDEN.<br />

TEXT: STEFAN POSCH<br />

FOTOS: CHRISTOPH LIEBENTRITT UND AMÉLIE CHAPELAIN<br />

or einiger Zeit hätte ich gar nicht<br />

„V darüber reden können, ohne in Tränen<br />

auszubrechen“, sagt die 29-jährige<br />

Musikerin Ja Kyoung Kim beim Treffen<br />

in einer Weinbar. Auch wenn sie gefasst<br />

redet, merkt man Jacky – so wird sie in<br />

Wien genannt – an, wie nahe das Thema<br />

der Südkoreanerin geht. „Warum setzt<br />

man ein Kind in die Welt, wenn man es<br />

mit sechs wieder wegschickt?“, diese Frage<br />

begleitet die freischaffende Musikerin<br />

schon seit ihrer Kindheit.<br />

Jacky mit ihrer Pflegemutter Ulla Schulz<br />

MÜTTERTRÄUME<br />

Ihre Mutter ist in Südkorea Pianistin.<br />

Den großen Durchbruch schaffte sie aber<br />

nie. Ihrem Kind solle es da besser gehen.<br />

Jacky wurde mit sechs Jahren zu ihrer<br />

Tante nach Wien geschickt. Damals galt<br />

ein Musikstudium in Österreich als besonders<br />

schick. Nach nur einem Jahr ging<br />

die Tante wieder zurück nach Korea, um<br />

zu heiraten. Um den Traum nicht platzen<br />

zu lassen, fanden die Eltern eine andere<br />

Lösung: Jackys Geigen-Lehrerin, Ulla<br />

Schulz, war bereit das damals siebenjährige<br />

Kind in Pflege zu nehmen. Jacky war<br />

das dritte Pflegekind der Familie und das<br />

fünfte neben ihren zwei leiblichen Kindern.<br />

Heute sind alle Musiker.<br />

Ob sie in eine andere Familie möchte,<br />

wurde die junge Südkoreanerin nie<br />

gefragt. „Ich sagte auch nie, dass ich das<br />

nicht will“, meint sie heute, „das war die<br />

Entscheidung meiner Eltern, die ich akzeptierte.“<br />

Das Heimweh war für sie anfangs<br />

fast nicht auszuhalten. „Die Mutter<br />

wollte unbedingt, dass ihre Tochter Solistin<br />

wird. Schon damals sagte ich ihr, dass<br />

Jacky nicht der Typ dafür ist“, sagt Ulla,<br />

Jackys Pflegemutter. Sie war eine bekannte<br />

Geigenpädagogin und unterrichtete<br />

auf der Musikuniversität. Der Pflegevater,<br />

Wolfgang Schulz, war der beste Flötist in<br />

Wien und Solist bei den Wiener Philharmonikern.<br />

Für Pflegemutter Ulla war Jacky sofort<br />

wie ihr eigenes Kind: „Wir hatten von<br />

Anfang an eine Mutter-Tochter-Beziehung.“<br />

Auch heute noch kann Jacky mit<br />

ihrer Pflegemutter alles besprechen. „Ich<br />

hatte sehr viel Glück. Ihr war es wichtig,


Jacky wurde mit sechs Jahren<br />

nach Wien geschickt.<br />

MIT SCHARF 65


66 MIT SCHARF<br />

Schöne Erinnerungen: Jacky, Ulla und die Violine.<br />

dass ich glücklich bin. Meine leibliche<br />

Mutter interessierte vor allem, dass sie<br />

mir einmal meinen Geigenkoffer bei den<br />

Tourneen nachtragen kann“, erklärt Jacky.<br />

Heute sei sie eigentlich froh, dass sie nach<br />

Wien geschickt wurde. In Südkorea hätte<br />

sie eine noch härtere Kindheit gehabt.<br />

„Eigentlich gehe ich gar nicht so gerne<br />

zurück nach Korea. Alle zu Hause wissen,<br />

dass ich früh nach Wien gegangen bin,<br />

um Geige zu lernen. Die Erwartungshaltung<br />

ist enorm“, erklärt Jacky den Druck.<br />

Dass die Familie viel für die Karriere der<br />

Tochter geopfert hat, bekommt sie oft zu<br />

hören.<br />

„<br />

ES GAB<br />

KINDER<br />

UNTER<br />

ZEHN, DIE<br />

SCHON<br />

WEITER<br />

WAREN<br />

ALS ICH.<br />

“<br />

WUNDERKINDER AUS DEM AUSLAND<br />

Mit elf besuchte Jacky einen Vorbereitungslehrgang<br />

der Musikuniversität. „Da<br />

fühlte ich mich schon alt“, erklärt sie den<br />

Leistungsdruck in der Klasse. „Es gab<br />

Kinder unter zehn, die schon weiter waren<br />

als ich.“ Vor allem Kinder aus Asien<br />

und Osteuropa waren unter diesen Wunderkindern.<br />

Einige von ihnen sind ganz<br />

jung nach Wien gekommen, um hier<br />

ein Instrument zu lernen. Viele sind mit<br />

ihren Familien nach Österreich gezogen.<br />

Andere waren in Internaten oder manchmal<br />

in Pflegefamilien, wie Jacky, untergebracht.<br />

Fast die Hälfte der Studenten auf der<br />

Universität für Musik und darstellende<br />

Kunst sind Ausländer. Im Konservatorium<br />

ist die Quote noch höher. Auch die<br />

Wiener Spitzenorchestren können ihr<br />

Niveau längst nicht mehr allein mit österreichischen<br />

Musikern halten. Die Wiener<br />

Philharmoniker etwa haben Mitglieder<br />

aus 16 Nationen.<br />

BLOSS NIEMANDEN ENTTÄUSCHEN<br />

Nicht nur einmal wollte Jacky das Violinspiel<br />

schmeißen, denn die Violine sah sie<br />

als Grund für die Trennung von ihrer Familie.<br />

„Zu verkrampft war sie“, meint ihre<br />

Pflegemutter und ehemalige Lehrerin.<br />

Nach der Matura am Musikgymnasium<br />

inskribierte sie Medizin; nicht aus Interesse.<br />

„Eine Ärztin als Tochter. Das wäre<br />

das Einzige gewesen, was meine Mutter<br />

noch akzeptiert hätte, wenn ich nicht<br />

Musikerin geworden wäre“, erzählt Jacky.<br />

Nach nur zwei Wochen schmiss sie das<br />

Studium. „Ich habe mir gedacht, bevor<br />

ich das alles lerne, übe ich lieber Geige.“<br />

Vor ein paar Jahren spielte sie mit<br />

einem Ensemble auf einem Festival in<br />

Südfrankreich. Jacky war so stolz, dass sie<br />

ihre Mutter aus Südkorea einlud. Doch<br />

von Stolz war bei dieser nichts zu bemerken.<br />

Nach dem Konzert durfte Jacky nicht<br />

einmal ein Glas Wein mit ihren Kollegen<br />

trinken und wurde gleich ins Bett geschickt.<br />

Disziplin fehle ihr. Deswegen sei<br />

sie auch nicht Solistin geworden, sagte<br />

ihre Mutter damals. „Sie behandelt mich<br />

immer noch wie ein Kleinkind. Es ist so,<br />

als wäre ich immer noch sechs“, erklärt<br />

Jacky ihre schwierige Beziehung zu ihrer<br />

leiblichen Mutter. Vorwerfen will Jacky<br />

ihr trotzdem nichts. Sie hätte ja nur das<br />

Beste für sie gewollt.<br />

Stolz auf Jacky ist hingegen ihre Pflegemutter<br />

Ulla: „Sie ist eine ausgezeichnete<br />

Ensemble-Musikerin geworden und<br />

ist ein ganz toller Mensch“, freut sich die<br />

Pensionistin. „Mir war bei allen meinen<br />

Kindern wichtig, dass sie auch Interessen<br />

außerhalb der Musik entwickeln“, erklärt<br />

sie, „Ich bin keine, die die Kinder mit der<br />

Peitsche zum Üben bringt.“<br />

RUSSISCHER DRILL UND<br />

WIENER WOHLBEHAGEN<br />

Die russische Französin Alexandra<br />

Soumm hat den großen Durchbruch<br />

als Sologeigerin geschafft. Sacha – wie<br />

sie sich nennt – spielt etwa 50 Konzerte<br />

im Jahr in den renommiertesten Konzerthäusern<br />

weltweit. Ihr Vater und erster<br />

Lehrer, ein russischer Geiger, der in<br />

einem Orchester in Montpellier spielt,<br />

war hart und streng. Für ihn gab es auch<br />

nur einen Weg für Sacha: Sologeigerin.<br />

Um seiner hochtalentierten Tochter den<br />

richtigen Schliff zu geben, kam für ihn<br />

nur ein Lehrer in Frage: Professor Boris<br />

Kuschnir. Er unterrichtet am Wiener<br />

Konservatorium, gilt in der Musikwelt als<br />

Schmiede für Sologeiger und ist ein Vertreter<br />

der berüchtigten russischen Violinschule,<br />

bei der eine makellose Technik im<br />

Vordergrund steht.


MIT SCHARF<br />

67<br />

Sacha mit ihren Pflegeeltern in Wien.<br />

Bis sie zwölf war jettete Sacha zwischen<br />

Frankreich und Wien, um Stunden<br />

bei Kuschnir zu nehmen. Dann zog sie<br />

nach Wien. Die ersten zwei Jahre verbrachte<br />

Sacha im Haus des Professors.<br />

„Er war wie mein Vater“, sagt die heute<br />

25-Jährige, „Auch sehr streng. Manchmal<br />

weckte er mich mitten in der Nacht, um<br />

mich Geige spielen zu lassen.“ Methoden,<br />

die gerade in Russland nicht ungewöhnlich<br />

sind. Über längere Sicht wäre es aber<br />

nicht gut gewesen bei ihrem Lehrer zu leben,<br />

meint sie. Deswegen suchte sie nach<br />

Alternativen.<br />

Über einen Kollegen erfuhr der Hornist<br />

Volker Altmann, dass Sacha eine<br />

Familie suchte. Kurz davor hatte sie den<br />

Eurovision-Young-Musicians-Wettbewerb<br />

gewonnen, einer der bedeutendsten<br />

internationalen Musikwettbewerbe. Nach<br />

einer zweiwöchigen Probezeit nahm die<br />

Familie Altmann die junge Musikerin auf.<br />

„Ich war sofort hin und weg von der Sacha.<br />

Nicht nur von ihrem unglaublichen Geigenspiel,<br />

sondern auch von ihrer Persönlichkeit“,<br />

sagt der pensionierte Philharmoniker<br />

heute. Die drei eigenen Kinder<br />

waren schon ausgezogen und Platz hatten<br />

sie im mondänen Haus in Währing genug.<br />

Auch für Sasha war die Familie Altmann<br />

ein Glücksfall. „Meine Eltern haben<br />

mich nie gefragt, wie es mir geht. Von<br />

ihnen gab es natürlich viel Druck“, sagt<br />

die Geigerin, „Bei den Altmanns war das<br />

ganz anders. Sie interessieren sich für<br />

mich.“ Pflegemutter Marika erklärt die<br />

unterschiedliche Herangehensweise so:<br />

„Nach einem Konzert sagen wir ihr, wie<br />

toll es war. Von ihren leiblichen Eltern bekommt<br />

sie nur zu hören, was ihnen nicht<br />

gefallen hat. Das geht so weit, dass ihr Vater<br />

einmal sagte, dass sie zu dick sei.“<br />

EIN OFFENES HAUS DER MUSIK<br />

Marika war es auch, die Sacha zeigte,<br />

dass nicht nur Musik wichtig im Leben<br />

ist. „Marika ist eine Philanthropin“, sagt<br />

Sacha, „Als ich in ihr Haus zog, kam immer<br />

wieder ein Obdachloser vorbei, der<br />

Geld und was zu essen bekam.“ Daneben<br />

unterstützt die Familie Altmann zahllose<br />

Hilfsorganisationen. Diese Vorbildwirkung<br />

veranlasste Sacha auch Menschen<br />

helfen zu wollen. Zusammen mit zwei<br />

Freundinnen gründete sie 2012 die Charity<br />

Foundation „Esperanz‘Arts“. Mit ihren<br />

Kolleginnen veranstaltet sie Konzerte<br />

in Krankenhäusern, Gefängnissen und<br />

für Obdachlose. „So viele Menschen haben<br />

mir so viel gegeben. Meine Eltern, die<br />

Familie Altmann, mein Lehrer. Ich habe<br />

das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen“,<br />

erklärt sie.<br />

Heute lebt Sacha in Paris, kommt<br />

aber öfter nach Wien, um ihren Abschluss<br />

zu machen. „Danach werden wir<br />

die Sasha nicht mehr so oft sehen“, meint<br />

ihre Gastmutter Marika etwas wehmütig.<br />

Dem wiederspricht die junge Musikerin:<br />

„Natürlich werde ich sie immer in<br />

meinem Herzen haben und sie besuchen.<br />

Sie sind für mich meine zweiten Mama<br />

und Papa.“<br />

BIS SIE ZWÖLF WAR,<br />

JETTETE SACHA ZWI-<br />

SCHEN FRANKREICH UND<br />

WIEN, UM STUNDEN ZU<br />

NEHMEN.


68 MIT SCHARF<br />

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Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />

Pinnwand<br />

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EA-Sports Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />

Lieber Herr Prohaska! Wir hätten Sie gerne bei Fifa 15 als<br />

Co-Kommentator. Wir würden uns freuen, wenn sie vor jedem<br />

Spiel Ihre Tipps abgeben, die dann vielleicht zutreffen oder<br />

eben auch nie zutreffen.<br />

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Informationen<br />

Beruf: Austrianer, Held,<br />

Hawara und Profiexperte<br />

Weitere Berufsfelder: Sänger,<br />

Comedian, Eigentümer<br />

des ORF<br />

Beziehung: On / Off Beziehung<br />

mit Hans Krankl<br />

Motto: Ein gerechtes<br />

Unentschieden geht immer<br />

in Ordnung und spucken<br />

ist eines der schlimmsten<br />

Dinge. Vor allem im Sport,<br />

aber auch im Leben.<br />

Freunde<br />

119.000 Alle anzeigen<br />

Rainer<br />

Pariasek<br />

Toni<br />

Polster<br />

Fotos<br />

Roman<br />

Mählich<br />

Maradonna<br />

Fatih<br />

Terim<br />

Schoko<br />

Schachner<br />

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Ich mit Bart<br />

vor 52 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Ich ohne Bart<br />

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Klicken Sie 1x auf Gefällt mir, wenn Sie das Angebot annehmen.<br />

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<strong>08</strong>. Juli 20<strong>14</strong> um 12:21 Uhr<br />

Frank Buschmann, Schoko Schachner, Hans Krankl<br />

und 12 anderen<br />

gefällt das.<br />

Ivica Vastic Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />

Braaaateeee. Wie geht’s? Lange nix gehört! Habe dich im Tv<br />

gesehen, bei Sendung: Wir leben im Gemeindebau. Hattest du<br />

super schöne lila Krawatte gebunden!<br />

06. Juni 20<strong>14</strong> m 17:45 Uhr<br />

Herbert „Analysenprofi“ Prohaska: Ich ärgere mich, dass ich<br />

mich nach außen hin nicht so freuen kann, wie ich mich fühle.<br />

6. Juni 20<strong>14</strong> um 19:16 Uhr<br />

A poar Huankinder und 92 anderen gefällt das<br />

Marouane Fellaini Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />

Herbert, ich bin dein größter Fan. Ich liebe dich.


Delna Antia,<br />

biber-Akademie 2012<br />

stv. Chefredakteurin<br />

„das biber“<br />

Marian Smetana,<br />

biber-Akademie 2011<br />

Innenpolitikredakteur<br />

„Salzburger Nachrichten“<br />

Amra Ducic,<br />

biber-Akademie 2012,<br />

Pressereferentin im<br />

Außenministerium<br />

MIT SCHARF<br />

JOURNALISMUS MIT SCHARF<br />

Die biber-Akademie bringt das dritte<br />

Jahr in Folge junge, internationale und<br />

ehrgeizige Menschen in die Medienund<br />

Kommunikationsbranche.<br />

DU WILLST IN DER HARTEN MEDIEN- UND KOMMUNIKATI-<br />

ONSWELT Fuß fassen? Das Ziel der „mit scharf “-Akademie ist es, die<br />

nächste Journalistengeneration der “Neuen Österreicher” zu rekrutieren. In<br />

einem zweimonatigen, journalistischen Grundkurs werden talentierte Jungredakteure<br />

mit internationalem Background zwischen 18 und 28 Jahren auf<br />

den Alltag in der Medienwelt vorbereitet. Innerhalb der biber-Redaktion<br />

bekommen die Stipendiaten und Stipendiatinnen ein intensives Text- und<br />

Recherchecoaching, einen Fotografie-Workshop und bekommen die Möglichkeit,<br />

eigene Geschichten im biber-Magazin und auf www.dasbiber.at zu<br />

veröffentlichen. Nach den zwei Monaten werden die Stipendiaten in ein größeres<br />

Medium oder in eine Kommunikations-Abteilung für ein weiterführendes<br />

Praktikum vermittelt. Die biber-Akademie ist mit einem Stipendium<br />

von monatlich 600 Euro dotiert.<br />

WEN WIR SUCHEN:<br />

Junge, engagierte Menschen zwischen<br />

18 und 28 Jahren mit migrantischen bzw.<br />

internationalen Wurzeln und Interesse am<br />

Mediengeschehen<br />

Deutsch als Muttersprache ist kein Muss,<br />

allerdings setzten wir ausgezeichnete<br />

Deutschkenntnisse voraus<br />

Interesse und ein Gespür für gute Geschichten,<br />

Leistungsbereitschaft<br />

Lust auf die Medienwelt bekommen? Bewirb<br />

dich unter delcheva@dasbiber.at. Die Auswahl<br />

erfolgt durch die Chefredaktion und die<br />

Akademie-Leitung.<br />

Wir freuen uns auf deine Geschichten!<br />

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Fotos: Marko Mestrović<br />

mit scharf


70 MIT SCHARF<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

SCHWARZMEER-<br />

UTOPIE<br />

Irkaklibewohner<br />

Ich habe keine Ahnung, was ich diesen Sommer mache. Ich weiß<br />

aber, was ich letzten Sommer gemacht habe. Ich fuhr zu meinem<br />

Lieblingsstrand auf der bulgarischen Schwarzmeerküste – Irkali.<br />

Ich besuchte ihn zum ersten Mal vor acht Jahren. Ich verliebte<br />

mich sofort in diesen Ort wegen des kristallklaren Meers und wegen<br />

des Strands aus Samt. Es gab kein einziges festes Gebäude. Nur<br />

Zelte im Wald und am Strand. Viele der Leute hatten nicht mal<br />

Zelte. Sie schliefen auf dem weichen Sand und bedeckten sich mit<br />

dem Sternenhimmel. Es gab nur eine Kneipe, gebaut in den 70-er<br />

Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dort versammelten sich die<br />

Zeltmenschen, um Mastika mit Tarator zu trinken. Die Bulgaren<br />

können den Sommer ohne Tarator nicht aushalten. Das ist die berühmte<br />

bulgarische Sommersuppe aus Gurken, Knoblauch, Dill,<br />

Joghurt und Wasser. Eine Art flüssiger Tsatsiki. Und die Mastika ist<br />

der bulgarische Ouzo. Tätowierte Jugendliche, die nach Salz und<br />

Sand rochen, fuhren zur letzten Stelle auf der Schwarzmeerküste<br />

in Bulgarien, wo sie sich frei fühlen konnten. Das Kulturleben in<br />

Irakli fand ganz selbständig und unorganisiert statt. Strandbarden<br />

durchkreuzten die Lagerfeuer und verzauberten die Mädchen<br />

mit ihrem unendlichen Repertoire. Namenlose Bildhauer bauten<br />

ihre Skulpturen aus allem, was das Meer am Ufer hinausgeworfen<br />

hatte – Steine, Muscheln und seltsam aussehende Baumäste. Die<br />

verließen für ein paar Wochen die traditionelle<br />

Gesellschaft und bildeten eine eigene Utopie. Eine Utopie, wo alle<br />

gleich waren.<br />

DICKE RUSSEN<br />

Im letzten Sommer sah der Strand ganz anders aus. Die alte Kneipe<br />

gab es nicht mehr. Am Strand hatten sie eine neue leuchtende<br />

Bar gebaut. Aus den Boxen erklangen die neusten Sommerhits.<br />

Die Strandbarden waren verschwunden. Statt Mastika und Tarator<br />

verkauften sie nur Mojitos. Am Strand lagen dicke Russen<br />

und noch dickere Deutsche. Üblicherweise ist das Bebauen der<br />

Strandstreifen mit großen finanziellen Interessen verbunden. So<br />

wurde die bulgarische Schwarzmeerküste von Mafiosi und dubiosen<br />

Geschäftsmännern mit dicken Regierungsverbindungen bebaut.<br />

Dieses Mal wollen aber nicht nur sie den letzten freien Ort<br />

am Schwarzen Meer bebauen. Die Bewohner der benachbarten<br />

Stadt Bjala haben nichts dagegen, wenn der Pardiesstrand Irakli<br />

verschwindet und sich in eine Geldmaschine verwandelt. So wie<br />

der Rest der bulgarischen Schwarzmeerküste. Die Menschen, die<br />

sich mit dem Sternenhimmel bedecken, sind nicht wirtschaftlich<br />

nützlich. Freiheit kostet gar nichts. Die Menschheit macht alles,<br />

um von der Freiheit zu fliehen. Sie dürsten nach der Unfreiheit.<br />

Man sagt die Unfreiheit bringe ihnen Arbeitsplätze. Was sind das<br />

für Arbeitsplätze? Tellerwäscher und Stubenmädchen in den zukünftigen<br />

Hotels? Das ist eindeutig ein Riesengewinn.<br />

Те правят всичко възможно да си осигурят несвобода. Те<br />

жадуват несвободата. Казват, че ще им се осигурят работни<br />

места. А какво ще работат те в бъдещите хотели? Ще мият<br />

чинии и ще чистят стаите. Това ще е голямата им печалба.<br />

„Gott vergib ihnen. Sie wissen nicht was sie tun“.


DER SCHNELLSTE WEG ZU<br />

VOLLEM HAAR.<br />

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