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P.b.b., Verlagspostamt 1<strong>07</strong>0, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />
mit scharf<br />
SOMMER<br />
20<strong>14</strong><br />
kost soviel<br />
du willst<br />
POSEN IN<br />
BADEHOSEN<br />
PANDA-<br />
RAPPER CRO<br />
BETTELN<br />
UNDERCOVER<br />
<strong>GEMMA</strong> <strong>BODN</strong>!<br />
<strong>GEMMA</strong> <strong>BODN</strong>!<br />
MEIN BURKINI UND ICH
DER NEUE<br />
NISSAN JUKE.<br />
NACHWEISLICH AUFREGEND.<br />
AB € 15.990,– *<br />
www.nissan.at<br />
Gesamtverbrauch l/100 km: gesamt von 6,5 bis 4,0; CO 2 -Emissionen: gesamt von 153,0 bis 104,0 g/km.<br />
Abb. zeigt Symbolfoto. *Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers, gilt für den NISSAN JUKE VISIA. NISSAN CENTER EUROPE GMBH, Postfach, 1101 Wien.
3min mit<br />
CRO<br />
MIT SCHARF<br />
3‘ 3<br />
Spätestens seit 2012<br />
ist die Pandamaske in<br />
aller Munde – Cro ist<br />
ein absoluter Superstar!<br />
Mit seinem brandneuen<br />
Album „Melodie“ landet<br />
der King of Raop (Mischung<br />
aus Rap und Pop)<br />
jetzt wieder auf der Eins.<br />
Von Vanessa Spanbauer<br />
Gewinne ein Cro-Fan-<br />
Package. Sende uns<br />
eine Mail mit dem<br />
Betreff „Cro“ an<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
H&M / Action Press / picturedesk.com<br />
biber: Du feierst aktuell einen Erfolg nach dem<br />
anderen. – Ist das mittlerweile Standard bei<br />
dir oder bist du immer noch nervös vor Chartplatzierungen?<br />
CRO: Ich bin trotz allem immer noch nervös!<br />
Es sind ja immer neue Songs und man weiß<br />
nie, wie es bei den Leuten draußen ankommt.<br />
Vielleicht habe ich später vor die Welt zu erobern<br />
und auf Englisch zu rappen - mal sehen<br />
was passiert.<br />
Kannst du dir vorstellen auch noch mit 40 der<br />
Typ mit der Maske zu sein?<br />
Klar, warum denn nicht?! Solange ich Musik<br />
mache, bleibt die Maske auf meinem Kopf.<br />
Ich finde es ganz angenehm so. Wenn ich auf<br />
der Straße ohne Maske und ohne meine Band<br />
unterwegs bin, erkennt mich fast nie jemand.<br />
Möglicherweise will ich allerdings mit 40<br />
nicht mehr auf der Bühne stehen, sondern nur<br />
noch im Hintergrund als Produzent arbeiten.<br />
Einige sehen dich als kindgerechte Version von<br />
Sido. – Hörst du eigentlich Straßenrap?<br />
Na klar! Haftbefehl und seine Jungs feiere ich!<br />
Mit den ganzen Aggro Berlin-Sachen bin ich<br />
groß geworden. SSIO ist einfach nur geil! Ich<br />
höre mir das gerne an.<br />
Du sagst selbst, dass du noch nicht ganz erwachsen<br />
bist. – Welche Eigenschaft aus Kindertagen<br />
muss man sich unbedingt behalten?<br />
Ich bin schon erwachsen, wenn es darauf<br />
ankommt. Aber ich denke, man darf dieses<br />
kindliche „einfach mal machen“ nicht verlieren.<br />
Man muss sich nicht an alle Regeln halten,<br />
nur weil es alle machen. Als Kind ist es dir<br />
zum Beispiel egal, dass ein Auto in Wirklichkeit<br />
keinen Rüssel hat. Wenn du Bock darauf<br />
hast, malst du ein Auto mit Rüssel und packst<br />
vielleicht noch ein paar Flügel mit dazu.<br />
Mit VIOVIO hast du dein eigenes Modelabel<br />
am Start. – Was geht style-mäßig gar nicht?<br />
Jeder soll tragen, was er will! Wichtig ist, dass<br />
man sich selbst darin wohlfühlt. Allerdings<br />
finde ich Crocs – diese Sandalen aus Plastik<br />
– richtig schräg!<br />
Wer ist er<br />
Name: Carlo Waibel alias Cro<br />
Alter: 24, begann mit 10 Jahren<br />
Musik zu machen und ist seit 2006<br />
als Rapper aktiv<br />
Wurzeln: Stuttgart<br />
Besonderes: Machte eine Ausbildung<br />
zum Mediengestalter und arbeitete<br />
als Cartoonist bei einer Stuttgarter<br />
Zeitung, betreibt das Modelabel<br />
VIOVIO
4<br />
INHALT<br />
JULI 20<strong>14</strong><br />
3_3 Minuten mit Panda-Rapper Cro<br />
10_Ivanas Welt<br />
„Kroatin, Bosnierin, was bin ich nun?“<br />
Auf gehts ins kühle<br />
Nass! Menerva<br />
macht das mit<br />
ihrem neuen<br />
Burkini. Schiefe<br />
Blicke sind ihr<br />
garantiert, aber<br />
zum Glück gibt es<br />
da noch den Bademeister,<br />
der ihr<br />
zur Hilfe eilt.<br />
12<br />
12_Stoff des Monats:<br />
Menerva und ihr Delphin-Burkini<br />
POLITIKA<br />
16_Einen Tag betteln:<br />
Marina begleitete zwei Bulgaren während<br />
ihres täglichen Überlebenskampfes<br />
22_Fake-Diplom: Die Uni-Wien kämpft<br />
mit gefälschten Sprachzeugnissen. Die<br />
Täter sind schwer zu fassen.<br />
24_Interview in Zahlen: biber stellt<br />
Fragen, Umweltminister Rupprechter darf<br />
nur mit einer Zahl antworten<br />
„Wofür soll ich dir<br />
was geben?! Spinnst<br />
du? Schleich dich!“<br />
Unsere Redakteurin<br />
Marina ging mit zwei<br />
bulgarischen Bettlern<br />
auf die Straße. Am<br />
Ende des Tages<br />
war sie schmutzig,<br />
durstig, kraftlos.<br />
16<br />
26_Zünglein an der Waage: Kurden sind<br />
die einzigen, die das radikale Gebaren der<br />
ISIS-Truppen stoppen können. Interview<br />
mit Kurdenvertreter Ali Can.<br />
28_Meinungsmache über Burka-Verbot<br />
und Wohnungssuche auf Türkisch.<br />
RAMBAZAMBA<br />
30_Mingles: Vier Portraits von Menschen,<br />
die gern rummachen, aber am nächsten<br />
Morgen nicht wissen, woran sie sind.<br />
34_Casanovas überall: Melisa möchte nur<br />
Zeitung lesen und nicht dauernd von Flirt-<br />
Schülern angelabert werden.<br />
Umwelt- und Landwirtschaftsminister<br />
Andrä Rupprechter hat<br />
zehn schwule Freunde,<br />
betet sieben Mal in der<br />
Woche und wünscht<br />
sich in jeder Landeshauptstadt<br />
eine Moschee<br />
mit Minarett.<br />
24
5<br />
40_Kurpark Oberlaa: Welche Leckereien<br />
landen im Korb der Picnic-wütigen<br />
Favoritner?<br />
Gibt es Menschen,<br />
die für<br />
ein Beratungsgespräch<br />
1500<br />
Euro hinblättern?<br />
Ja, unsichere<br />
Männer, die sich<br />
durch Hilfe von<br />
Flirtexperten<br />
mehr Erfolg bei<br />
Frauen versprechen.<br />
Melisa<br />
lernte unfreiwillig<br />
einen kennen.<br />
34<br />
In Wien wird<br />
gepoppt, was das<br />
Zeug hält. Ohne<br />
Verpflichtungen,<br />
Liebesbekundungen<br />
oder<br />
Kennenlernen der<br />
Eltern. Mingles<br />
genießen den Moment.<br />
Doch was<br />
kommt dann?<br />
30<br />
44_Wett-Verhängnis: Warum unser<br />
Redakteur Alex Kords sich um drei Uhr<br />
morgens den Wecker stellt.<br />
KARRIERE<br />
46_Karriere-News:<br />
Weiterbildungstausender,<br />
überdurchschnittliche Migranten und<br />
Migranten-Mentoring<br />
TECHNIK<br />
52_Technik und Mobil: Adam Bezeczky<br />
über abhörsichere Handys, den Boom der<br />
Fitnesstracker und Watch_Dogs auf der<br />
PS4.<br />
LIFE & STYLE<br />
56_Badehosen: Endlich durften die<br />
Männer im Kongressbad ihren hart<br />
antrainierten Körper zeigen.<br />
64_Inside AUT: Sasha und Jacky sind in<br />
Pflegefamilien aufgewachsen, um große<br />
Stars der klassischen Musik zu werden.<br />
76_Fejkbook: Chefanalytiker Herbert<br />
„Schneckerl“ Prohaska<br />
78_Die Leiden des jungen Todor<br />
Christoph Liebentritt, Marko Mestrović, Julie Brass
6 EDITORIAL<br />
Liebe Speedo-Boys<br />
und Bikini-Girls,<br />
Ihr lest diese Zeilen, während ihr gemütlichst auf der „Oiden“ oder im<br />
Schwimmbad chillt. Vielleicht sitzt ihr auch gerade im Auto auf dem Weg<br />
nach „unten“ und wollt euch mit Reise-Lektüre die 349 Mal abgefahrene<br />
Route abkürzen oder den Streit zw. Mama und Tata über Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
nicht hören.<br />
Wir beneiden euch darum, wissen aber selber: Gleich nach dem Erscheinen<br />
des Sommer-Biber-Babys geht es für die Redaktion ab ins Freibad!<br />
Damit euch in der Zwischenzeit nicht fad wird, haben wir ein paar abkühlende<br />
Sommer-Geschichten in die Hitze der Stadt gesprenkelt.<br />
Redakteurin Menerva hat ihren Burkini im Kongress-Bad spazieren getragen.<br />
Bilanz: Im Kinderbecken wurde sie mit einem Delphin verwechselt,<br />
ein Badegast wollte sie in die Türkei zurückschicken (Anm.: Menervas<br />
Eltern sind aus Ägypten), doch der Bademeister eilte ihr heldenhaft zur<br />
Hilfe. Ab S. 12<br />
Selber Ort, selbe Zeit, auf der Liegewiese: Stv. Chefica Delna hielt nach den<br />
flippigsten Badehosen Ausschau und kapierte ziemlich schnell: Es geht<br />
nicht um den Stoff, sondern um die über den Winter hart antrainierte und<br />
stündlich eingeölte Käsereibe eine Etage höher. Ab S. 56<br />
Dass das ganze Leben kein Planschbecken ist – davon kann Akademieleiterin<br />
Marina Delcheva ein Lied singen. Sie begleitete zwei bulgarische<br />
Landsmänner auf ihrer täglichen Suche nach Geld und Nahrung. (Der<br />
Boulevard nennt sie „Bettelmafia“.) Am Ende des Tages war Marina müde,<br />
schmutzig, und um ganze acht Euro „reicher.“<br />
Wir wünschen euch viele Wasserbomben, leckere Melonen, heiße Flirts,<br />
kühle Nächte und wenig Stau auf dem Heimweg. Wir sind mal weg!<br />
Bussi, eure Redaktion<br />
Florian Wieser<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1<strong>07</strong>0 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia<br />
ONLINE:<br />
Amar Rajković<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Marina Delcheva<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />
Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper<br />
Cetin, Amélie Chapalain, Amra Ducić, Ali Cem<br />
Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Menerva<br />
Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal,<br />
Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Maria Matthies,<br />
Marko Mestrović, Ivana Martinović, Marie-Noel<br />
Ntwa,Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena<br />
Pantic, Michele Pauty, Marian Smetana, Vanessa<br />
Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić,<br />
Teoman Tiftik, Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Christina Gaal<br />
ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1<strong>07</strong>0<br />
Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
abo@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
AUFLAGE: 65.000 Stück<br />
biber fotografiert Badehosen statt Bikinis.
Servus Wien!<br />
Meine Stadt. Meine Bank.
8 MIT SCHARF<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
HEIMATSTATUS: ES IST KOMPLIZIERT!<br />
In Ivanas WELT<br />
berichtet biber-<br />
Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
Bosnien und Herzegowina ist zu bedauern, wenn ich an Menschen denke,<br />
die in diesem Land geboren sind und dennoch die Nachbarländer als Heimat<br />
sehen. Als Geburtsland empfunden, als Heimat verleugnet - so kommt es mir<br />
vor, wenn einer mir erzählt, er sei Kroate oder Serbe und dann in der Geburtsurkunde<br />
Brkco, Banja Luka oder Sarajevo stehen hat. Ich selbst erklärte oft,<br />
ich wäre bosnische Kroatin, ohne jemals in Kroatien gelebt zu haben oder von<br />
Vorfahren zu wissen, die mal aus Kroatien nach Bosnien eingewandert wären.<br />
Nein, nichts davon trifft zu und das nicht nur bei mir. Mein Urgroßvater war<br />
Ungar. Er wanderte irgendwann nach Bosnien ein, heiratete eine bosnische<br />
Katholikin, die heute als bosnische Kroatin definiert werden würde. Aus deren<br />
Linie kam dann irgendwann ich. Was macht mich dann historisch gesehen<br />
zur Kroatin? Auch dazu gab’s viele Erklärungen. Kroatische Könige, die mal<br />
in Bosnien herrschten, bevor die Osmanen das Land eingenommen haben,<br />
das alles irgendwann paar Jahrhunderte nach Christus. Bei den Orthodoxen,<br />
sprich Serben, müsste es ähnlich abgelaufen sein. Gemeinsame Religion,<br />
zurückzuführen auf irgendeinen serbischen Herrscher, macht also die bosnischen<br />
Serben zu Serben, obwohl sie nie in Serbien gelebt haben oder ihre<br />
Vorfahren eventuell durch Völkerwanderung paar Jahrhunderte vorher in Bosnien<br />
landeten. Dieser kleine Zusatz der Herkunft scheint manchen so wichtig<br />
zu sein, dass sie sich nie Bosnier nennen würden, ihre Kinder nach Serbien<br />
und Kroatien zum Studieren schicken oder sich ein Stückchen Land in der<br />
neuen “Heimat” nach dem Krieg kauften, um serbischer oder kroatischer zu<br />
sein. Wenn sie hinfahren, heißt’s auf Facebook “Wir fahren in die Heimat!”<br />
Verdammt, was ist Heimat? Welche Gemeinsamkeiten machen uns zur Ethnie?<br />
Sprache? Tradition? Kultur?<br />
Als Jugoslawien zerfiel, erzählte mir meine Oma wir seien Kroaten. Schön und<br />
gut. Ich war ja noch ein Kind, und dachte nicht viel darüber nach, warum ich<br />
auf einmal Kroatin war. Schön! Seine Wurzeln, Traditionen pflegen, Volkstänze<br />
lernen ist vielleicht ein Stückchen Heimat. Aber vertrauter waren mir<br />
die Musik, die Volkstänze der bosnischen “Kroaten”. Tamburica aus Kroatien<br />
war nie so meins, dafür das traditionelle Zupfinstrument “sargija” - made in<br />
Bosnia. “Kolo”, den Reigen, tanzen die “anderen” Bosnier auch, mit bisschen<br />
anderen Schrittfolgen. Und dennoch scheint ein gemeinsames Bosnisch nicht<br />
möglich zu sein. Wenn ich “echte” Kroaten reden hörte, war mir der bosnische<br />
Akzent vertrauter. Es war meine Gefühlssprache. Bosnische Witze über<br />
Mujo und Haso (jedes Land hat seine Witzfiguren) waren etwas, was mehr zu<br />
mir gehörte als Perica in der kroatischen Version. Aber eines erzählte mir meine<br />
Oma auch. “Für die Kroaten über der Grenze waren wir schon immer die<br />
dummen Bosnier.” Also doch keine Landsleute, wenn es nach den “Echten”<br />
geht? Nun frage ich mich, Oma, was wäre, wenn du mir nie gesagt hättest,<br />
dass wir Kroaten wären? Hätte ich mich jemals so genannt oder wäre ich einfach<br />
nur aus Bosnien, da Jugoslawien zerfiel und wir keine Jugos mehr waren?<br />
Ich will keinem das Recht absprechen zu sein, was er sein will. Ich habe für<br />
mich entschieden: Ich bin Ich, geboren in Bosnien, in Österreich lebend und<br />
ohne komplizierten Heimatstatus. Das ganze ihr seid ihr und wir sind wir und<br />
die sind die, ist mir echt zu blöd. Meine Oma ist kürzlich verstorben. Am Ende<br />
ist man ein Mensch, den es irgendwann nicht mehr gibt.<br />
martinovic@dasbiber.at
MIT SCHARF<br />
9<br />
Hallo Ottakring!<br />
Mein Grätzl. Meine Bank.
www.dasbiber.at<br />
GESUNDHEIT<br />
E sen.<br />
umso klarer und verheerender.<br />
E sgestörte?<br />
Portraits.<br />
Hannas Körper ist von den Folgen<br />
der Magersucht gezeichnet.<br />
Hanna, 23, 162cm, 38kg<br />
GESUNDHEIT<br />
10 MIT SCHARF<br />
REAKTIONEN AUF BIBER<br />
Deine Meinung ist wichtiger als unsere!<br />
Schreib uns eine E-Mail an: redaktion@dasbiber.at<br />
P.b.b., Verlagspostamt 1<strong>07</strong>0, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
Magazin für neue ÖsterreicherInnen<br />
BALKAN<br />
mit scharf<br />
JUNI<br />
20<strong>14</strong><br />
kost soviel<br />
du wi lst<br />
+ BRAZIL 20<strong>14</strong><br />
GEHEIMTIPP BOSNIEN<br />
+ SEBASTIAN KURZ<br />
INTERVIEW IN ZAHLEN<br />
+GAVRILO PRINCIP<br />
HELD ODER HUND?<br />
LAND UNTER<br />
DAS LEBEN NACH DER FLUT<br />
Liebes Biber Team<br />
Ich habe mir jetzt endlich Zeit genommen um euch<br />
zu schreiben , was ich von eurer Zeitschrift halte.<br />
Da ich mich für kein Wort entscheiden konnte,<br />
muss ich es in einem Satz sagen:<br />
„Ich kann es kaum erwarten bis der nächste Biber<br />
gedruckt wird“.<br />
Die Zeitung ist für mich nicht nur der Inbegriff für<br />
Immigration, sondern auch für Akzeptanz und<br />
Weltoffenheit.<br />
Keine Frage, ein gewisses Maß an Selbstironie<br />
und Toleranz braucht man schon wenn man den<br />
Biber liest, aber das ist genau das, was ich mir für<br />
die zukünftige Generation erwarte. (Ich selbst bin<br />
schon die 3.Generation hier) Ganz desorientiert<br />
bin ich, wenn ich die letzte Seite aufschlage, in der<br />
Hoffnung, dass man noch irgendwie weiterlesen<br />
kann, so passiert es mir und das nicht selten, dass<br />
ich die Zeitung sprichwörtlich tot lese.<br />
Um nicht nur zu prahlen möchte ich auch einen<br />
Verbesserungsvorschlag machen, und zwar:<br />
Man könnte eine Rubrik mit internationalen Rezepten<br />
unterbringen, das wäre echt toll . Sogleich<br />
würde man die Zeitung viel länger im jeweiligen<br />
Monat im Auge behalten.<br />
Aber (um Himmels willen) keine Rezepte die uns<br />
schon allen aus dem Hals hängen, eher etwas Traditionelles<br />
(etwas ECHTES!!!).<br />
Um die 5 Rezepte pro Ausgabe und jedes Mal aus<br />
einem anderen Land bzw. noch besser : aus einem<br />
anderen Kulturkreis. Würde sicherlich gut ankommen.<br />
(auch Kontinent übergreifend wie z.B. Afrikanisch)<br />
Was soll man da noch sagen, eure Zeitschrift ist<br />
für mich preisverdächtig und ihr seid die Größten.<br />
Weiter so.<br />
Liebe Grüße<br />
Zeljko Cvetkovic<br />
biber 05/<strong>14</strong>: „Alles dreht<br />
sich um die Dicken!“<br />
Liebe Frau Antia,<br />
Zuallererst einmal: Das, was man<br />
Ihnen über Ihren Körper sagt,<br />
finde ich entsetzlich. (…) Ihre<br />
Figur und Ihr Gewicht ist ganz alleine ihre Sache,<br />
und ich finde es gut, dass man das auch von schlanker<br />
Seite thematisiert. (…)Hier kommt allerdings<br />
auch schon mein aber: Ich würde mir wirklich<br />
wünschen, zumindest ein einziges Mal einen Artikel<br />
zum Thema “stop the skinny bashing” zu lesen,<br />
ohne Phrasen wie “den Dicken gegenüber würde<br />
man solche Kommentare nie machen / die Dicken<br />
lässt man in Frieden / die Dicken werden mit<br />
Samthandschuhen angefasst.” Wissen Sie, warum?<br />
Weil es schlicht und ergreifend nicht stimmt, und<br />
ich mich frage, wie Sie zu diesem Schluss kommen.<br />
(…) Abgesehen davon: Phrasen wie “Haltet die fette<br />
Pappen”, das Wort Speckrollen und das unglaublich<br />
ausgelutschte Bild des trampelnden Elefanten<br />
lassen den Schluss zu, dass Ihre Samthandschuhe<br />
beim Schreiben des Artikels offenbar gerade in der<br />
Waschmaschine waren. (…) Ich finde es jedenfalls<br />
schade, dass Sie sich über schlechte Behandlung<br />
durch andere Frauen beschweren, es aber nicht<br />
schaffen, einen Kommentar zu schreiben, ohne<br />
selbst Gift zu versprühen. Und das dient der Sache<br />
nicht. Eine Konversation zum Thema Körperbewusstsein<br />
und Selbstliebe ist längst überfällig, vor<br />
allem in den heimischen Medien.<br />
Rhea Krcmárová, B.A.<br />
Hi!<br />
Dein Beitrag im letzten Biber hat mir sehr gut<br />
gefallen. Endlich setzt sich mal jemand für die<br />
Dünnen ein! Es geht mir schon so extrem auf die<br />
Nerven, dass es überall heißt „ echte Frauen haben<br />
Kurven“ u.s.w. Wenn eine Frau dünn ist heißt es<br />
gleich, sie ist magersüchtig! Das stimmt überhaupt<br />
nicht und das reden sich die Dicken nur ein, damit<br />
sie sich besser fühlen. Also lass dich von niemandem<br />
ärgern, die sind ja alle nur neidisch!<br />
Viktoria<br />
Vielen Dank<br />
für diese tolle Kolumne - spricht mir wirklich aus<br />
der Seele!<br />
Endlich schreibt mal jemand darüber, was wir<br />
Dünnen uns tagtäglich denken.<br />
Liebe Grüße<br />
Julia<br />
Von Facebook-User Jack Jana:<br />
…wenn dicke Menschen schon beim<br />
Bachmannpreis als „Fettsack“ tituliert<br />
werden und solche Bezeichnungen im<br />
allgemeinen Sprachgebrauch tagtäglich<br />
zum Einsatz kommen, kann ich<br />
diesen Beitrag maximal als satirischen Versuch<br />
werten diesen vorherrschenden „Lookismus“ als<br />
weitere Form des Rassismus zu diffamieren. Ich<br />
selbst hab zahlreiche Übergriffe erlebt als ich selbst<br />
noch übergewichtig war und ich weiss dass das<br />
bei Frauen nochmal so extrem ist. Erzählt mir von<br />
einem Liebesfilm in dem die geliebte Frau auch<br />
wirklich übergewichtig sein darf, es war ja schon<br />
Bridget Jones für alle Karl Magerhelden am Rande<br />
des Nervenzusammenbruchs…<br />
72 GESUNDHEIT<br />
GESTÖRTES<br />
ESSEN<br />
Sie haben sich fast zu Tode gehungert oder jede<br />
Mahlzeit wieder erbrochen. Heute gelten sie als<br />
gesund. Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?<br />
Vier Frauen erzählen ihre Geschichte.<br />
Von Fedora Chudoba und Marko Mestrović (Fotos)<br />
„IN SCHWIERIGEN LEBENSPHASEN<br />
greife ich auch heute noch auf meine<br />
Krankheit zurück, um mit meinen Problemen<br />
klarzukommen. Dann gehe ich<br />
in den Supermarkt und kaufe für meine<br />
Fre sa tacke ein. Meistens Süßigkeiten<br />
und am liebsten solche, die leicht zu erbrechen<br />
sind“, erzählt Anna (Anm.: Name<br />
von der Redaktion geändert). Warum sie<br />
das macht? „Um mein Gewicht zu kontro<br />
lieren, Druck und Sorgen zu betäuben.<br />
Es gibt viele Gründe.“ Solange sie ihr<br />
Gewicht hält, gilt sie als klinisch gesund.<br />
Ihre Gedanken drehen sich trotzdem nur<br />
um das Eine, immer und immer wieder:<br />
ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />
Wie Anna erkranken jährlich tausende<br />
Menschen an einer E störung: Magersucht,<br />
Bulimie oder Binge Eating, das<br />
ist eine Esssucht, sind inzwischen weit<br />
verbreitete und bekannte Krankheiten.<br />
Besonders betroffen sind dabei Frauen.<br />
Über 90 Prozent aller Erkrankten sind<br />
Mädchen und junge Frauen. Die Gründe<br />
für eine Erkrankung sind vielfältig, unklar<br />
und individue l, die Auswirkungen dafür<br />
Angefangen vom Ausbleiben der Regelblutung<br />
und Rissen in der Speiseröhre,<br />
bis hin zu Osteoporose, Herzrhythmusstörungen,<br />
chronischen Magen-Darm-<br />
Problemen oder gar zum Tod. Dr. O sege,<br />
Leiter der Psychosomatischen Station am<br />
Wiener AKH, erklärt, wieso das so ist:<br />
„E störungen sind wie ganz ganz schwere<br />
Suchterkrankungen. Deswegen gibt es<br />
weder die perfekte Heilmethode, noch<br />
ist es leicht zu sagen, da s jemand geheilt<br />
ist. Vielmehr versuchen wir unseren Patienten<br />
beizubringen mit ihrer Krankheit<br />
umzugehen und Alternativprogramme zu<br />
Aber wie sehen diese Alternativprogramme<br />
aus? Gibt es überhaupt geheilte<br />
„Schon“, meint Dr. O sege. „Denn<br />
auch wenn ein gewi ses Risiko bestehen<br />
bleibt, ist es doch möglich dem Patienten<br />
eine gute Lebensqualität wiederzugeben.“<br />
Ob das die „geheilten“ Betroffenen genauso<br />
sehen, erzählen sie in ihren anonymen<br />
biber 06/<strong>14</strong>: Gestörtes Essen<br />
„WER WILL SCHON MIT EINER FRAU INS BETT,<br />
AN DER MAN NUR KNOCHEN SPÜRT?“<br />
Ich war ab meiner frühen Kindheit magersüchtig.<br />
Auch heute bin ich noch sehr dünn, weil mein<br />
Körper einfach nicht zunehmen kann. Dabei fühle<br />
ich mich gesund und esse ständig! Solange ich mir<br />
denke, es ze reißt mich noch nicht, da geht noch<br />
was rein, e se ich. Mindesten sechs Mal am Tag<br />
und mindestens 3.500 Kilokalorien, selbst wenn<br />
ich nicht hungrig bin. Sonst laufe ich Gefahr abzunehmen<br />
un das wi l ich nicht! Ich möchte sogar<br />
unbedingt zunehmen und weibliche Rundungen<br />
annehmen. Besonders, weil ich mir inzwischen einen<br />
Freund wünsche und das einfach nicht klappt.<br />
Wer wi l schon mit einer Frau ins Bett, an der man<br />
nur Knochen spürt? Ich mag meinen Körper eigentlich,<br />
aber ich weiß, was für eine Einste lung die<br />
Leute haben und wie sie auf mich reagieren. Wenn<br />
ich dann auch noch erzähle, da s ich mal Anorexie<br />
ha te, kann ich richtig sehen, wie sich die Leute<br />
denken: „Na, so wie die au sieht, ist sie sicher noch<br />
nicht gesund.“ Deswegen überlege ich mir auch<br />
immer sehr genau, was ich anziehe. Ich würde total<br />
gern enganliegende, schicke Kleider tragen oder<br />
dunkl enge Hosen. Leider sehen meine Beine darin<br />
aus wie Solettis und dann la se ich es doch sein,<br />
aus Angst vor der Reaktion der anderen. Gewi se<br />
Kurven sind einfach was Schönes und ich möchte<br />
eben auch gerne weiblich au sehen. Eine weitere<br />
Nachwirkung meiner Krankheit ist, da s ich meine<br />
Tage noch nie ha te. Deswegen nehme ich jetzt seit<br />
einigen Wochen Hormone und habe nun endlich<br />
zum ersten Mal meine Regel bekommen. Ich habe<br />
gejubelt und das Bauchziehen ist fast aufregend. Ich<br />
fühle mich erwachsener, fraulicher, sicherer mit<br />
mir selbst und glaube in Zukunft auch Männern<br />
selbstbewu ster gegenüber treten zu können!<br />
Liebe Fedora Chudoba, liebes Redaktionsteam!<br />
Als Biber Fan und aufmerksame Leserin eurer Zeitung,<br />
möchte ich zu dem Artikel „Gestörtes Essen“<br />
(vom Juni <strong>14</strong>) Stellung nehmen.<br />
Schon in der Einleitung bin ich an eurer Frage:<br />
„Aber gibt es überhaupt gesunde Ex-Essgestörte?“<br />
hängengeblieben. Die Antwort: „Ja, selbstverständlich<br />
gibt es gesunde Frauen – und Männer, aber die<br />
sind sehr selten, da Essstörungen nach wie vor<br />
häufiger auf junge Mädchen und Frauen zutreffen<br />
– die einmal Essprobleme hatten! (Ex-Essgestörte<br />
würde ich vermeiden, da kein Mensch gerne mit<br />
einer Diagnose beschrieben werden möchte)<br />
Die körperlichen Folgen der Essstörungen sind<br />
sehr unterschiedlich, bitte diese also nicht in einen<br />
„Topf “ werfen. Richtig schockierend fand ich dann<br />
aber die Aussage von Dr. Ossege „.....Deswegen<br />
gibt es weder die perfekte Heilmethode, noch ist es<br />
leicht zu sagen, dass jemand geheilt ist. Vielmehr<br />
versuchen wir unseren Patienten beizubringen mit<br />
ihrer Krankheit umzugehen und Alternativprogramme<br />
zu ihrem Suchtverhalten zu entwickeln.“<br />
Es stimmt, Essstörungen sind zum Teil schwere<br />
psychosomatische Erkrankungen, die verheerende<br />
73
MIT SCHARF<br />
11<br />
körperliche Folgen mit sich bringen können. Doch,<br />
dass Menschen sterben können, hilft niemandem<br />
weiter, alle Betroffenen wissen darüber Bescheid.<br />
So wie das auch für andere Suchterkrankungen<br />
gilt, beispielsweise beim Rauchen, weiß jede/r, dass<br />
sie /er sterben kann, doch das ist scheinbar kein<br />
Grund damit aufzuhören....<br />
Ich sehe gerne kleine Fortschritte in der Behandlung<br />
von Essstörungen! Ich muss das Positive in<br />
den Vordergrund stellen um weiterzukommen und<br />
ja, es gibt genug Menschen, die wieder ganz gesund<br />
werden! Das habe ich oft genug erlebt!<br />
Wichtig ist, die Erkrankung nicht als Ernährungsstörung<br />
zu sehen, sondern den psychischen Anteil<br />
wahr und ernst zu nehmen! Also, was ist es, was ich<br />
von einer Essstörung auch habe? „Weshalb hungere<br />
ich mich auf einen kindlichen Körper hinunter?“<br />
oder „Was ist es, was wortwörtlich in meinem<br />
Leben zum Kotzen ist?“ oder „Was muss ich runterschlucken,<br />
weil es unerträglich ist?“<br />
In der Heilung geht es also darum, die Person ernst<br />
zu nehmen und zu versuchen, sie in all ihren Anliegen,<br />
Ängsten und Sorgen zu verstehen. Dann<br />
werde ich auch einen Weg finden, dass das Leben<br />
wieder schmeckt!<br />
Romana Wiesinger, Psychotherapeutin in freier<br />
Praxis und langjährige Mitarbeiterin der Hotline<br />
für Essstörungen in Wien.<br />
biber 06/<strong>14</strong>: „Warum die österreichische<br />
Gesellschaft versagt hat.“<br />
Inserat BIBER 2<strong>07</strong>x135mm abf Sujet Polizeiaufnahme V20<strong>14</strong>0428 druck.pdf 1 28.04.20<strong>14</strong> 11:<strong>14</strong>:54<br />
Liebe Solmaz Khorsands<br />
Dein Bericht über die Syrien Kämpfer hat mich<br />
etwas erstaunt. Die Gesellschaft für das eigene<br />
Versagen Verantwortlich zu machen ist natürlich<br />
der einfachste Weg etwas zu entschuldigen.Auch<br />
ich habe das öfters in erwägung gezogen als ich<br />
jung war. Fakt ist im Österreichischen Schulungslehrplan<br />
ist kein Lehrfach zur Ausbildung als<br />
Djihaddist vorgesehen . Auch werden Imame nicht<br />
von Österreichern ausgebildet um Djihaddisaten<br />
zu Radikalisieren das wird von Muslimischen Imamen<br />
gemacht. Auch verspricht der Österreichische<br />
Schulungslehrplan keine 99 Jungfrauen für diejenigen<br />
die als Märtyrer sterben dafür ist der Koran<br />
zuständig und nicht die Bibel falls Du schon einmal<br />
etwas über dieses Buch gehört hast. Wie weit kann<br />
man die eigenen Eltern dafür zur Rechenschaft ziehen<br />
? Falls sie sich unwissend zeigen ist das eine<br />
Vernachlässigung der Aufsichtspflicht .<br />
Ich würde Dir raten etwas tiefer in diese<br />
Materie einzutauchen und nicht so unqualifizierte<br />
Äusserungen von dir zu geben. Die<br />
eigene Pespektivlosigkeit hat eher mit Phantasielosigkeit<br />
zu tun weniger mit dem Staat und<br />
der Gesellschaft .Bitte dich etwas mehr nachzudenken<br />
bevor Du solche Statements von Dir<br />
gibst, ok?<br />
Viele Dank für deine Aufmerksamkeit<br />
MFG<br />
Karl Hofer<br />
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12<br />
MIT SCHARF<br />
„WIR SIND HIER NICHT<br />
IN DER TÜRKEI!“<br />
Was passiert, wenn Redakteurin Menerva in ihrem neuen Burkini<br />
im Kongressbad schwimmen geht? Alle glotzen, ein Badegast will<br />
sie in die Türkei schicken, doch der Bademeister eilt zu Hilfe.<br />
Julie Brass
MIT SCHARF 13<br />
„Diese Frau muss hier raus! Ich kann das nicht länger ansehen!<br />
Wie können Sie zulassen, dass hier jemand in einem Burkini<br />
schwimmt?!“ Mit dieser Aussage, einem Zeigefinger in meine<br />
Richtung ausgestreckt und einer wütenden Miene kam eine mir<br />
unbekannte Frau im Freibad auf mich zu. Sie hatte zwei Bademeister<br />
an ihrer Seite und mit der Beschwerde gerufen, eine Dame – in<br />
dem Fall war das ich – sei vollständig bekleidet im Wasser.<br />
POSTLEITZAHL AUF POBACKE<br />
Alle Leute im Wasser schauten mich fragend an, die Bademeister<br />
waren verwirrt und ich ging aus dem Wasser. Die Dame konnte<br />
nicht aufhören mit ihrem drohenden Zeigefinger vor meiner Nase<br />
zu fuchteln und schimpfte mit mir:“Ich habe Sie gesehen, Sie kamen<br />
mit diesem Gewand schon hier herein! Das ist unhygienisch!“<br />
Ich versuchte mich zu verteidigen:“Schauen Sie, das ist ein Burkini,<br />
und der Stoff aus dem der gemacht wurde, ist wie der von<br />
einem stinknormalen Badeanzug, es ist nur mehr Stoff dran.“ Sie<br />
sah mich unglaubwürdig an und fasste meinen Burkini ohne mich<br />
zu fragen an. Als sie bemerkte, dass ich Recht hatte, kam die nonplusultra<br />
Aussage von ihrer Seite :“ Trotzdem, wir sind hier nicht<br />
in der Türkei! Sie müssen SOFORT gehen!“<br />
Das regte mich so sehr auf, zumal meine Eltern aus Ägypten<br />
sind, dass mir nur diese Antwort einfiel: “Ich verstehe, ich muss<br />
mich also ausziehen, um Österreicherin zu sein? Schön! Was wollen<br />
Sie denn von mir sehen? Meine Brüste, davon könnte ich Ihnen<br />
zwei anbieten, eine Pobacke, davon hätt ich eine ganze Postleitzahl,<br />
so groß ist mein Hintern! Oder vielleicht lieber ein bisserl Wampe?<br />
Ich habe viel Wampe, man sieht das nur nicht. Ich kann Ihnen aber<br />
leider nichts zeigen, was Sie nicht ohnehin schon kennen und wenn<br />
Sie sich hier umsehen, dann werden Sie viel Brust und vor allem<br />
Wampe sehen, ist es denn so schlimm, wenn das dann eine Person<br />
nicht von sich zeigt?“ Sie ignorierte meine zu direkte Antwort, lief<br />
rot an und drehte sich zum Bademeister:“Ich möchte, dass diese<br />
junge Dame geht!“ Der Bademeister sah sie an und meinte ganz<br />
gelassen:“Diese junge Dame hat Eintritt gezahlt, keinem was getan<br />
UND ich sehe ihre Badekleidung nicht als unpassend. Sie dagegen<br />
haben für Aufruhr gesorgt, unsere Schwimmgäste belästigt und jemanden<br />
beleidigt. Ich bitte nun Sie zu gehen.“<br />
MEIN HELD, DER BADEMEISTER<br />
Die Frau und ich waren sehr verwundert, sie, dass sie gehen musste<br />
und ich, dass ich bleiben durfte. Ich bedankte mich sehr bei ihm<br />
und sah sie nicht einmal mehr an. Als ich später in der Umkleidekabine<br />
das Geschehen gedanklich vor Augen hatte, musste ich<br />
kurz überlegen. Im Prinzip ist es egal was ich tue, was meine Eltern<br />
durchgemacht haben, um in dieses Land zu kommen, wie<br />
viele Jobs mein Vater hatte, damit er sich meine Ausbildung leisten<br />
konnte, was ich studiert habe, was ich arbeite, wie sehr ich<br />
mich anstrenge, oder was ich für dieses Land tue, ich bleibe immer<br />
die Ausländerin. Und wenn mich mein äußeres Erscheinungsbild<br />
nicht verrät, dann tut das mein Name. Ich frage mich, ob es jemals<br />
besser sein wird, denn einfach ist es nicht, nein, einfach ist es nicht.<br />
Aber solange es Menschen wie meinen Bademeister gibt, die sich<br />
für den Menschen im Menschen einsetzen, sich von keinerlei Äußerlichkeiten<br />
täuschen lassen und keine Angst haben gegen den<br />
Strom zu schwimmen, stirbt meine Hoffnung nicht. Als ich mich<br />
auf den Heimweg machte, bat ich ihn noch um ein Selfie mit mir,<br />
denn auch wenn ich nicht auf den Mund gefallen bin und immer<br />
meine Frau stehe, so war ich heute ein hilfloses Mädchen und habe<br />
durch ihn gelernt, dass Helden nicht immer maskiert sind.<br />
HELFEN SIE DEN<br />
FLUTOPFERN MIT<br />
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Alle Informationen unter<br />
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© 20<strong>14</strong> McDonald’s. Solange der Vorrat reicht.
15<br />
Foto von Sebastian Freiler<br />
…HATTE ICH NUR 8 EURO<br />
POLITIKA
16<br />
POLITIKA<br />
Biiite, kleine Spende…<br />
Redakteurin Marina Delcheva wird ihren Tag als Bettlerin niemals vergessen.
POLITIKA<br />
17<br />
UNSERE REDAKTEURIN MARINA DELCHEVA WAR MIT<br />
ZWEI MITGLIEDERN DER OMINÖSEN BETTEL-BANDEN<br />
UNTERWEGS. ALS UNDERCOVER-BETTLERIN WURDE<br />
SIE BESCHIMPFT, VERJAGT, HAT EIN UNMORALISCHES<br />
ANGEBOT UND DREI LÄCHELN BEKOMMEN.<br />
VON MARINA DELCHEVA UND CHRISTOPH LIEBENTRITT (FOTOS)<br />
ehrlich, du bist die<br />
schlechteste Bettlerin, die ich<br />
„Mädchen,<br />
je gesehen habe“, sagt Kosta,<br />
während er seinen Rollstuhl durch<br />
den Resselpark schiebt. Meine ersten<br />
Bettelversuche sind tatsächlich wenig<br />
überzeugend. Ich halte unsicher meine<br />
rechte Hand auf und sage ganz leise<br />
„Biete“, ohne dabei stehenzubleiben. Ich<br />
habe Hemmungen die Menschen auf<br />
den Bänken und die Passanten um Geld<br />
zu bitten. „Und sieh dich mal an, keiner<br />
kauft dir ab, dass du eine Bettlerin bist.<br />
Dein T-Shirt riecht nach Seife und deine<br />
Fingernägel sind ganz sauber. Ich weiß<br />
nicht, ob das was wird“, sagt Hristo, der<br />
jetzt Kostas Rollstuhl schiebt, weil es<br />
bergauf geht. Ich begleite heute die beiden<br />
bulgarischen Roma beim Betteln.<br />
Genauer gesagt betteln wir gemeinsam.<br />
Am Ende des Tages riecht mein T-Shirt<br />
nicht mehr nach Seife und auf meinen<br />
Händen hat sich eine staubig-feuchte<br />
Dreckschicht gebildet.<br />
Am Mittwochmorgen treffe ich<br />
Hristo, 30, und Kosta, 24, vor dem<br />
Alfred-Grünwald-Park auf der Linken<br />
Wienzeile. Im Park selbst hat sich schon<br />
eine kleine Gruppe bulgarischer Roma<br />
versammelt. Sie genießen noch kurz die<br />
Morgenfrische im Schatten, bevor sie<br />
zum Betteln auf den Naschmarkt und in<br />
die umliegenden Bezirke ausschwirren.<br />
Manche haben hier geschlafen, andere<br />
wohnen in den Randbezirken in winzigen<br />
Quartieren und kommen morgens<br />
in die Innenstadt. Es sind auch zwei<br />
Buben dabei, vielleicht zehn oder zwölf<br />
Jahre alt. Aber die bleiben im Park und<br />
auf dem Spielplatz, während ihre Eltern<br />
unterwegs sind. „Es ist Kindern verboten<br />
zu betteln und ich will auch nicht,<br />
dass mein Sohn das machen muss“, sagt<br />
die Mutter des einen. Als ich<br />
frage, warum er nicht in die<br />
Schule geht, lächelt sie mich<br />
zynisch an und geht.<br />
Kosta, Hristo und ich<br />
starten unsere Runde über<br />
den Naschmarkt in Richtung<br />
Margaretenstraße und dann<br />
weiter zur TU. Um diese Zeit<br />
sind noch kaum Besucher auf<br />
dem Markt und in den Lokalen.<br />
Die Route der beiden<br />
Männer ist fast immer gleich:<br />
Vom Resselpark gehen sie<br />
weiter über den Ring in den<br />
ersten Bezirk. „Aber nur in<br />
die Seitengassen, wo es ruhig<br />
ist und es wenig Polizei gibt.<br />
Und du darfst die Leute nicht zu aufdringlich<br />
ansprechen oder ihnen nachlaufen,<br />
sonst hält dich gleich die Polizei<br />
auf“, gibt mir Kosta noch ein paar Anweisungen.<br />
DIE LEGENDE VOM BETTELN IN WIEN<br />
Die jungen Männer kommen aus Pravets,<br />
einer Kleinstadt im Nordwesten<br />
Bulgariens, der strukturschwächsten<br />
Region des Landes. In den bulgarischen<br />
Armenvierteln hat sich herumgesprochen,<br />
dass man in Wien und anderen<br />
westeuropäischen Städten als Bettler<br />
ganz gut über die Runden kommt. Deshalb<br />
kommen einige, vor allem während<br />
der Sommermonate, zum Betteln nach<br />
Wien. Es sind vorwiegend Männer, die<br />
ihren Frauen und Kindern zu Hause<br />
etwas Geld schicken, wenn sie können.<br />
Manchmal kommt die ganze Familie.<br />
„Es gibt zu Hause keine Arbeit.<br />
Uns Roma nehmen sie höchstens als<br />
Straßenkehrer für 150 Euro im Monat.<br />
Davon kann doch keiner leben. Hier<br />
„<br />
IN DEN BULGA-<br />
RISCHEN ARMEN-<br />
VIERTELN HAT<br />
SICH HERUM-<br />
GESPROCHEN,<br />
DASS MAN IN<br />
WIEN ALS BETT-<br />
LER GUT ÜBER<br />
DIE RUNDEN<br />
KOMMT.<br />
“<br />
bekommen wir wenigstens<br />
20, manchmal 30 Euro am<br />
Tag“, sagt Kosta. Seine Beine<br />
sind kaum ausgebildet und er<br />
kann nur schwer stehen. Deshalb<br />
sitzt er im Rollstuhl. In<br />
Bulgarien hat er nur drei Jahre<br />
lang die Schule besucht und<br />
mit <strong>14</strong> geheiratet. Zehn Jahre<br />
später hat er vier Kinder und<br />
keine Ausbildung. Auch Hristo<br />
hat zwei Kinder, denen er<br />
Geld schickt, sobald er etwas<br />
angespart hat. „20, höchsten<br />
40 Euro. Über Western Union“,<br />
sagt er.<br />
Vor eineinhalb Jahren<br />
sind die Beiden das erste Mal<br />
nach Wien gekommen, auf Anraten<br />
eines Bekannten aus dem Viertel. Hier<br />
wohnen sie im 22. Bezirk und teilen sich<br />
mit fünf anderen Männern ein kleines<br />
Zimmer. Sie bezahlen insgesamt 300<br />
Euro Miete, 42 Euro pro Person. „Der<br />
Vermieter ist ein Serbe. Wir haben<br />
von Bekannten gehört, dass er auch an<br />
Roma vermietet. Er ist sehr nett und<br />
nicht böse, wenn er die Miete zwei oder<br />
drei Tage später bekommt“, erzählt Hristo.<br />
Mitnehmen wollen sie mich in ihr<br />
Quartier aber nicht. „Wir wollen keinen<br />
Ärger und die anderen werden böse,<br />
wenn wir eine Journalistin mitnehmen.“<br />
Wir gehen durch den Gastgarten<br />
des Café Wolfbauer. Kosta grinst einen<br />
Lokalgast an und sagt freundlich: „Guten<br />
Tag! Wie geht es Ihnen?“ Plötzlich<br />
stürmt die Kellnerin heraus und verjagt<br />
uns: „So, ihr verschwindets da jetzt ganz<br />
schnell. Verstehst mich nicht? Gemma!“<br />
Ich starre sie verunsichert an und tue so,<br />
als würde ich sie nicht verstehen. Zwei<br />
Gassen weiter versuche ich wieder mein
18<br />
POLITIKA<br />
Bettelglück bei einem Passanten:<br />
„Bitte, kleine Spende“, sage ich<br />
leise und traue mich nicht ganz<br />
ihm meine Hand entgegen zu<br />
strecken. „Wofür soll ich dir was<br />
geben?! Spinnst du? Schleich<br />
dich!“, er hat sich vor mir aufgebäumt<br />
und schreit mir ins Gesicht.<br />
Beim Reden spuckt er auch<br />
noch. „Das darfst du dir nicht<br />
zu Herzen nehmen. Das passiert<br />
ständig. Wenn sie nicht wollen,<br />
lass sie“, beruhigt mich Hristo.<br />
„ICH WÄRE GERN MAFIOSO“<br />
Ich erzähle den beiden, dass hiesige<br />
Medien oft von einer „Bettel-Mafia“ und<br />
von organisierten Bettel-Banden berichten.<br />
Kosta fängt laut zu lachen an. „Das<br />
denken die von uns? Ehrlich? Wenn ich<br />
von der Mafia wäre, würde ich doch<br />
nicht den ganzen Tag in der Hitze durch<br />
die Gegend fahren und um Almosen<br />
bitten. Dann hätte ich wahrscheinlich<br />
ein teures Auto mit verdunkelten Fensterscheiben.“<br />
Und das erbettelte Geld<br />
würde er sich sicher nicht freiwillig wegnehmen<br />
lassen. Aber gut organisiert sind<br />
sie schon, Kosta und Hristo. Sie sind oft<br />
zu zweit unterwegs. Am Abend teilen<br />
sie ihr Geld und helfen sich gegenseitig<br />
aus, wenn einer mal nichts eingenommen<br />
hat.<br />
„<br />
WÄRE ICH<br />
MAFIOSO,<br />
WÜRDE ICH<br />
NICHT UM<br />
ALMOSEN<br />
BETTELN.<br />
“<br />
Marina Delcheva auf Tour mit den bulgarischen Bettlern Kosta und Hristo.<br />
Plötzlich drückt mir eine<br />
Frau im Vorbeigehen 50 Cent<br />
in die Hand. Mein erstes Geld<br />
heute. Das passiert mir nur noch<br />
zwei Mal den ganzen Tag. Wir<br />
sind mittlerweile in der Nähe<br />
des Schwedenplatzes und gehen<br />
in Richtung Stephansplatz. Vor<br />
dem Stephansdom will ich in<br />
der Touristenmenge wieder betteln.<br />
„Nicht hier, das ist verboten.<br />
Womöglich läufst du noch einem<br />
Zivilbullen in die Arme. Dann tut er so,<br />
als würde er dir Geld geben und holt<br />
aber seine Marke heraus und nimmt dir<br />
dein ganzes Geld weg“, warnen mich die<br />
beiden. Von der Polizei würden sie mindestens<br />
ein Mal pro Woche kontrolliert.<br />
Wenn sie dabei erwischt werden, wie<br />
sie Leute um Geld bitten oder ihnen gar<br />
nachgehen, würden ihnen die Polizisten<br />
ihr ganzes Geld abnehmen. „Einem<br />
Bettler das Geld wegnehmen, Sachen<br />
gibts“, schüttelt Hristo den Kopf.<br />
Gegen Mittag sind wir wieder beim<br />
Naschmarkt. Wir rasten kurz im Schatten<br />
hinter der Sezession. Es ist mittlerweile<br />
unerträglich heiß und ich merke<br />
jetzt, dass ich nichts zum Trinken habe.<br />
Kosta bietet mir einen Schluck seines<br />
warmen Colas an. Ich lehne ab und<br />
plötzlich schäme ich mich, dass es mir<br />
graust, aus einer Flasche mit den beiden<br />
zu trinken. Hier trennen wir uns. Ich<br />
halte die Männer auch eher auf und sie<br />
haben heute noch zwei große Runden<br />
vor. Ich schenke ihnen meine Ausbeute<br />
von ein paar Euro. „Aide, viel Glück,<br />
Mädchen!“<br />
WIE EIN GEIST<br />
Jetzt gehe ich alleine weiter, auf dem<br />
Naschmarkt in Richtung U4-Station<br />
„Kettenbrückengasse“. Auch wenn die<br />
Bettler sofort sehen, dass ich nicht dazu<br />
gehöre, für Passanten, Standler und Lokalgäste<br />
bin ich nur ein „Biete, danke!“-<br />
Mädchen wie alle anderen auch. Ich<br />
halte wieder meine Hand auf und sage<br />
in Richtung einer Touristengruppe leise<br />
„Biete, kleine Spende“. Ich hatte mir am<br />
Tag davor eigentlich mehr Phrasen ausgedacht,<br />
aber am Ende bringe ich doch<br />
nur diesen einen Satz heraus, immer<br />
wieder. Eine Frau in weißem Leinenkleid<br />
mit roten Mohnblumen darauf beschimpft<br />
mich auf Slowakisch und ich<br />
gehe etwas verängstigt weiter.<br />
Ein paar Lokale weiter nickt mir ein<br />
Mann zu. Ich bleibe kurz stehen und<br />
starre ihn wortlos an. Sein Sakko hängt<br />
über dem Sessel nebenan und er hat seine<br />
Krawatte gelockert. „Nix verstehen,<br />
ha? Abgeschoben gehört ihr. Ab nach<br />
Hause!“, lacht er. Am liebsten würde<br />
ich ihn anschreien, ihn schlagfertig<br />
zurechtw eisen. Aber ich sage nur mit<br />
einem Kloß im Hals: „Kleine Spende?“<br />
Den Naschmarkt kenne ich eigentlich<br />
von der anderen Seite, als Lokalbesucherin<br />
nach der Arbeit, die mit Freunden<br />
bei einem Hugo über soziale Ungerechtigkeit<br />
diskutiert. Jetzt kommt mir das<br />
alles verlogen und heuchlerisch vor.<br />
Die meisten Lokalbesucher tun so, als<br />
würden sie mich nicht sehen, als wäre<br />
ich überhaupt nicht da. Andere winken<br />
nur verächtlich mit ihrer Hand ab oder<br />
werden sogar beleidigend. Mein Pech,<br />
dass ich eigentlich alles verstehe. Irgendwann<br />
sage ich nicht einmal mehr bitte<br />
oder danke, sondern trage nur noch<br />
wortlos meine offene Hand vor mich<br />
hin. Ich habe Durst, die Sonne brennt<br />
mir auf den Kopf und ich werde immer<br />
trauriger. Bei meinem Streifzug habe ich<br />
keinen einzigen Cent bekommen.<br />
„BIST DU GUT ZU MIR,<br />
BIN ICH GUT ZU DIR“<br />
Nur ein Standbetreiber scheint Mitleid<br />
mit mir zu haben und schenkt mir eine<br />
Dattel. Er will wissen, wo ich herkomme,<br />
wie es mir geht. Ich tue so, als würde ich<br />
ihn nicht verstehen und sage nur „Bulgaria,<br />
betteln“. Dann will er wissen, wo
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20<br />
POLITIKA<br />
Nur wenige Passanten zeigten sich barmherzig. 8 Euro blieben am Ende des Tages übrig.<br />
ICH KÖNNTE<br />
JEDEN<br />
AUGENBLICK<br />
ZU WEINEN<br />
BEGINNEN.<br />
ich wohne, ob ich eine Nummer<br />
habe und ob ich verheiratet bin.<br />
Ich schüttle nur den Kopf. „Du<br />
kommst zu mir. Du gut zu mir,<br />
ich gut zu dir“, sagt er und grinst<br />
schmutzig. Ich gehe wortlos<br />
weiter.<br />
Auf dem Parkplatz setze ich<br />
mich vor den U-Bahn-Aufgang<br />
in den Schatten und lege einen<br />
Plastikbecher vor meine Füße. Ich<br />
schwitze, habe Kopfweh von der Hitze<br />
und bin frustriert, weil ich den ganzen<br />
Tag kein nettes Wort gehört habe. Hier<br />
ist es wenigstens ruhig. Ein leichter<br />
Windzug stellt mir die verschwitzten<br />
Nackenhaare auf. Meine Jogginghose<br />
hat unten schon einen dreckigen Rand.<br />
Eine Menschengruppe kommt die Treppe<br />
hinauf. Keiner von ihnen sieht mich<br />
an, während sie aus der Station gehen.<br />
Aber das ist mir mittlerweile egal. In<br />
den nächsten Stunden werfen vier Leute<br />
etwas in meinen Becher: eine<br />
junge Mutter mit Kinderwagen,<br />
eine Frau mit Glatze, Tattoos<br />
und Piercings und zwei Männer.<br />
Als sie mir zulächeln und ihre<br />
Ein-Euro-Stücke in meinen Becher<br />
werfen, freue ich mich richtig<br />
und lächle zurück.<br />
ZWEI EURO UND EIN LÄCHELN<br />
Ein Mann mit weißem Hemd, roter<br />
Samtkrawatte und schwarzer Hose<br />
bleibt sogar stehen und fragt mich<br />
freundlich, wie es mir gehe und woher<br />
ich komme. Als ich Bulgarien sage, antwortet<br />
er: „Ah, Sofia. Kenne ich.“ Seine<br />
zwei Euro und seine Freundlichkeit<br />
heben meine Laune wieder etwas. Nur<br />
mein Durst wird langsam unerträglich.<br />
Warum habe ich nicht an eine Wasserflasche<br />
gedacht?<br />
Am Nachmittag halte ich die Hitze<br />
und den Durst nicht mehr aus. Ich<br />
wollte eigentlich noch eine Runde auf<br />
dem Markt drehen, aber dazu fehlt mir<br />
jetzt die Kraft und ich habe das Gefühl,<br />
dass ich jeden Augenblick zu weinen beginnen<br />
könnte. Ich kaufe mir um fünfzig<br />
Cent mit meinem Erbettelten ein<br />
kleines Mineralwasser im Billa. Als ich<br />
aus dem Geschäft komme, steht eine alte<br />
Frau ohne Zähne, aber mit Gehstock<br />
und Buckel neben dem Eingang. Ihr Plastikbecher<br />
ist leer und ich will ihr meinen<br />
schenken. 3,80 Euro sind nach dem<br />
Einkauf noch drin. Sie will das Geld<br />
zuerst nicht nehmen und sieht mich an,<br />
als wäre ich nicht ganz dicht. Ich lächle<br />
sie an und schiebe ihr den Becher in<br />
die Hände. Sie nimmt ihn unsicher und<br />
geht kopfschüttelnd weiter. Nicht ganz<br />
acht Euro habe ich heute bekommen.<br />
Für einen ganzen Tag betteln. Ich hoffe,<br />
Kosta und Hristo hatten mehr Glück.
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POLITIKA<br />
23<br />
„S<br />
par dir den Kurs. Ich kenne da<br />
jemanden, der Deutschzeugnisse<br />
fälscht“, mit dieser Aussage eines Arbeitskollegen<br />
haben Hüsseins (Anm.:<br />
Name von der Redaktion geändert)<br />
Probleme so richtig begonnen. Hüssein<br />
war nach Österreich gekommen, um<br />
an der Uni Wien zu studieren. Weil er<br />
nicht ausreichend gut Deutsch gesprochen<br />
hat, besuchte er drei Semester lang<br />
erfolgreich als außerordentlicher Student<br />
die Deutschkurse des Sprachenzentrums<br />
der Uni Wien. Ihm fehlte nur noch eine<br />
Prüfung für das B2/2-Niveau (siehe Infokasten),<br />
damit er als ordentlicher Student<br />
sein Studium beginnen konnte.<br />
Und dann kam Hüsseins Arbeitskollege,<br />
der ihm von Bircan (Anm.: Name von<br />
der Redaktion geändert) erzählt hat. Dieser<br />
soll schon mehreren Bekannten geholfen<br />
haben und B2/2-Zeugnisse für die<br />
Studienzulassung gefälscht haben. „Eigentlich<br />
kostet das 1.200 Euro, aber du bekommst<br />
es um 1.000 Euro. Und du sparst<br />
dir den Kurs und die Prüfung“, sagte er.<br />
Immerhin kostet ein Semesterkurs 810<br />
Euro, ohne Erfolgsgarantie. Hüssein willigte<br />
ein, sich mit Bircan zu treffen. Er gab<br />
ihm das Geld und ein paar Tage später<br />
hat er ein täuschend echtes Sprachzeugnis<br />
mit Unterschrift und Stempel von der<br />
Uni Wien bekommen. Er hat es der Studienzulassungsstelle<br />
vorgelegt, wurde als<br />
ordentlicher Student angemeldet und ein<br />
paar Wochen später wegen Dokumentenfälschung<br />
wieder exmatrikuliert. Jetzt<br />
ist er für ein Studium an der Uni Wien<br />
bis auf weiteres gesperrt.<br />
MIT FOTOSHOP<br />
ZUR INSKRIPTION<br />
Wie genau die Fälschung vonstattengegangen<br />
ist, weiß Hüssein nicht. Er<br />
habe das Geld übergeben und dann den<br />
Sprachnachweis mit seinem Namen und<br />
seinen Personendaten darauf bekommen.<br />
„Er sagte noch, wenn du jemanden kennst,<br />
der auch ein Zeugnis braucht, bekommst<br />
du 200 Provision“, erzählt Hüssein. „Ich<br />
kann ausschließen, dass bei uns Zeugnisse<br />
gefälscht werden“, sagt Bernhard<br />
Wundsam vom Sprachenzentrum der<br />
Uni Wien. Dort werden Deutschkurse<br />
für ausländische Studierende angeboten.<br />
Um Missbrauch vorzubeugen, ist<br />
die Abschlussprüfung zentralisiert und<br />
eine unabhängige Kommission bewertet<br />
sowohl den schriftlichen, als auch den<br />
mündlichen Teil. Die Studenten werden<br />
also nicht vom Kursleiter benotet. Außerdem<br />
sind alle Teilnehmerdaten digital<br />
gespeichert. Das Institut weiß also, wer,<br />
wann und mit welchem Erfolg welche<br />
Kurse besucht hat.<br />
Deshalb versuchen manche ihr Glück<br />
mit Fotoshop. So würden beispielsweise<br />
auf einem echten Sprachdiplom im<br />
Bildbearbeitungsprogramm die Personendaten<br />
ausgetauscht. Im Vorjahr hat<br />
die Studienzulassung der Uni Wien zehn<br />
Personen mit gefälschten Deutschdiplomen<br />
erwischt. Die Folgen: Exmatrikulation,<br />
eine Studiumssperre und eine Anzeige<br />
wegen Urkundenfälschung. Von einem<br />
Massenphänomen kann hierbei nicht<br />
die Rede sein. Insgesamt haben 4.000<br />
ausländische Studierende von insgesamt<br />
15.000 Studienanfängern haben mittels<br />
Sprachnachweis inskribiert. Die Fälschungen<br />
sind oft leicht erkennbar. Außerdem<br />
ermittelt die Uni Wien auch auf<br />
Verdacht. So seien manchmal Zeugnisse<br />
von Personen vorgelegt worden, die nie<br />
einen Deutschkurs am Sprachenzentrum<br />
belegt hatten. „Oder Personen, die den<br />
Kurs besucht haben, aber die Prüfung<br />
dann nicht bestanden haben“, erzählt<br />
Nicola Kraml, Leiterin des Sprachenzentrums<br />
der Uni Wien. Sie sei im Vorjahr<br />
zwei oder drei Mal wegen eines gefälschten<br />
Diploms kontaktiert worden.<br />
„Eines vorweg, mit der Masse der Studierenden<br />
haben wir überhaupt keine<br />
Probleme“, erzählt Siegfried Haas, Generalsekretär<br />
der „Österreichischen Orient-<br />
Gesellschaft“. Das Institut bietet ebenfalls<br />
als eines von drei Deutschkurse für den<br />
Vorstudienlehrgang an, führt aber nicht<br />
die zentralisierte Abschlussprüfung<br />
durch. Vereinzelt würden allerdings Kursteilnehmer<br />
versuchen, die benoteten<br />
Zwischentests zu manipulieren. „Das betrifft<br />
vor allem Leute, die eigentlich nicht<br />
studieren wollen, sondern das Visum<br />
brauchen“, sagt Haas. Mit der Studienzulassung<br />
bekommen nämlich Studierende<br />
aus dem EU-Ausland auch ein Visum für<br />
Österreich und können so hier bleiben<br />
und sich eine Arbeit suchen.<br />
SPRACHPROBLEME<br />
IM UNTERRICHT<br />
„In den meisten Fällen kommen wir<br />
drauf, dass ein Zeugnis gefälscht ist“,<br />
sagt Kraml. Wie viele Studierende mit<br />
gefälschten Diplomen durch die Studienzulassung<br />
gekommen sind, ist nicht<br />
bekannt. Lektoren der Universität Wien<br />
beklagen allerdings, dass sie vereinzelt<br />
Studierende in ihren Kursen haben, die<br />
kaum Deutsch sprechen. „Ich habe ab<br />
und zu Leute in meinem Kurs sitzen, die<br />
kein Wort verstehen“, erzählt eine Lektorin,<br />
die in diesem Zusammenhang nicht<br />
namentlich genannt werden möchte. Die<br />
Personen hätten in Folge auch Schwierigkeiten,<br />
Referate zu halten, Seminararbeiten<br />
zu schreiben und würden meist<br />
durch den Kurs fallen.<br />
„Wer sich Zeit sparen möchte, sollte so<br />
viel Zeit wie möglich in den Sprachkurs<br />
und das Erlernen der Sprache investieren.<br />
Denn gute Sprachkenntnisse sind die beste<br />
Voraussetzung, um im Studium dann<br />
unmittelbar Studienerfolge zu erzielen“,<br />
sagt Cornelia Blum von der Uni Wien.<br />
Mit der Exmatrikulation muss Hüssein<br />
jetzt auch eine Strafanzeige fürchten und<br />
wurde für ein Studium gesperrt. Unter<br />
Umständen könnte er auch sein Visum<br />
verlieren. Die 1.000 Euro für den gefälschten<br />
Sprachnachweis sind jedenfalls<br />
weg. Bircan ist außer Landes auf Tauchstation.<br />
Eine Garantie auf Dokumentenfälschung<br />
gibt es eben nicht.<br />
STUDIEREN IN ÖSTERREICH<br />
Ausländische Studierende, die an einer österreichischen<br />
Universität studieren möchten, müssen<br />
nachweisen, dass sie Deutsch auf dem sogenannten<br />
B2/2-Niveau beherrschen, das ist Maturaniveau.<br />
EU-Bürger müssen gleich bei der Inskription den<br />
Sprachnachweis mittels internationalem Diplom oder<br />
Maturazeugnis vorlegen. Studierende aus EU-Drittstaaten<br />
müssen das nicht. Sie können sich auch als<br />
außerordentliche Studierende an der Uni inskribieren<br />
und müssen dann im Rahmen der Vorstudienlehrgänge<br />
Deutsch lernen. Sobald sie die Prüfung zum<br />
B2/2-Niveau erfolgreich bestanden haben, können<br />
sie mit dem Studium beginnen. In Wien sind nur das<br />
Sprachenzentrum der Uni Wien, die Österreichische<br />
Orient-Gesellschaft und der Vorstudienlehrgang des<br />
ÖAD berechtigt, Deutschkurse für außerordentliche<br />
Studierende anzubieten. Die Abschlussprüfungen<br />
werden dann zentralisiert abgehalten und benotet.
24<br />
POLITIKA<br />
HERR MINISTER,<br />
WIE VIELE<br />
MINARETTE SOLL<br />
ES GEBEN?<br />
Wie viele<br />
Milchkühe gibt<br />
es in Österreich?<br />
Wie viel Liter<br />
Milch gibt eine<br />
Kuh so pro Tag?<br />
Wie viel Euro<br />
kostet ein Bio-<br />
Huhn pro Kilo?<br />
INTERVIEW IN ZAHLEN:<br />
IN DER POLITIK WIRD SCHON GENUG<br />
GEREDET. BIBER FRAGT IN WORTEN,<br />
ANDRÄ RUPPRECHTER, ÖVP-MINISTER<br />
FÜR LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT,<br />
ANTWORTET MIT EINER ZAHL.<br />
Simon Kravagna, Muamer Becirović und<br />
Marko Mestrović (Fotos)<br />
527.000<br />
20<br />
8<br />
Andrä Rupprechter hat zehn (!) Geschwister.<br />
Sieben Mal in der Woche wendet sich der Umweltminister an Gott.<br />
Wie oft haben<br />
Sie bereits<br />
geheiratet?<br />
2<br />
Wie viele<br />
Sünden verzeiht<br />
Gott?<br />
∞<br />
Das ist das mathematische<br />
Zeichen für unendlich<br />
Wie viele<br />
Geschwister<br />
haben Sie?<br />
10<br />
Wie oft waren<br />
Sie als Kind auf<br />
Urlaub?<br />
0<br />
4Wie viele Kinder<br />
haben Sie selbst?
POLITIKA<br />
25<br />
Wie oft im Jahr<br />
gehen Sie zu<br />
McDonalds?<br />
10<br />
Wie viel Prozent<br />
Bio ist auf Ihrem<br />
persönlichen<br />
Speiseplan?<br />
20<br />
Wie oft in der<br />
Woche essen Sie<br />
Honig?<br />
7<br />
7Wie oft beten Sie<br />
pro Woche?<br />
1Wie viele Götter<br />
gibt es?<br />
Der ÖVP-Minister glaubt an einen Gott.<br />
Rupprechter hat zwei Parteien in seinem Leben gewählt.<br />
Auf wie vielen<br />
Metern liegt<br />
der Bauernhof,<br />
auf dem Sie<br />
aufgewachsen<br />
sind?<br />
Wie viele Kälber<br />
haben Sie<br />
geholfen auf die<br />
Welt zu bringen?<br />
Wie viele<br />
homosexuelle<br />
Freunde haben<br />
Sie?<br />
Wie viele<br />
Moscheen mit<br />
Minarett sollte<br />
jedes Bundesland<br />
zumindest<br />
haben?<br />
Wie viele<br />
Parteien haben<br />
Sie in Ihrem<br />
Leben bereits<br />
gewählt?<br />
927<br />
100<br />
10<br />
1<br />
2
26<br />
POLITIKA<br />
IM ZUGE DER KRISE IM NAHEN OSTEN KÖNNTE ERSTMALS<br />
IM NORDIRAK EIN KURDISCHER STAAT ENTSTEHEN.<br />
KURDENSPRECHER ALI CAN ÜBER EIN NEUES KURDISTAN,<br />
ERDOGANS INTERESSEN IM NORDIRAK UND WIESO DIE<br />
KURDEN DIE REGION VOR DEN RADIKALEN ISLAMISTEN<br />
VERTEIDIGEN KÖNNEN. VON MARINA DELCHEVA<br />
BÖSE KURDEN, GUTE KURDEN<br />
Ali Can ist Sprecher des Dachverbands<br />
der kurdischen Vereine in<br />
Österreich FEYCOM<br />
biber: Seit dem Siegeszug der ISIS-Kämpfer<br />
in Syrien und im Irak ist erstmals die Rede<br />
davon, dass im Nordirak ein Kurdistan entstehen<br />
soll. Halten Sie das für realistisch?<br />
ALI CAN: Das ist sicher ein historischer<br />
Moment für die Kurden, dass es zumindest<br />
zu einem Teil-Kurdistan kommen<br />
könnte. Aber dort gibt es praktisch seit<br />
15 Jahren ein Selbstverwaltungsgebiet<br />
von Kurden. Das Ziel der Kurden war es<br />
eigentlich, dass ein einheitlicher, demokratischer<br />
Irak entsteht. Aber anscheinend<br />
kommt das nicht zustande und es<br />
bleibt den Kurden dort nichts anderes<br />
übrig als ihr Territorium diesen radikalen<br />
Islamisten (Anm.: die ISIS-Kämpfer) gegenüber<br />
zu schützen. Auf internationaler<br />
diplomatischer Ebene gibt es in diese<br />
Richtung auch positive Meldungen dazu.<br />
Die Kurden haben bewiesen, dass sie politisch<br />
stabil sind und ein freies Kurdistan<br />
im Norden Iraks sollte unterstützt werden.<br />
Im Gegensatz zur irakischen Armee konnten<br />
die Peschmerga, die kurdischen Kämpfer,<br />
zumindest im Norden das Fortschreiten<br />
der ISIS-Kämpfer stoppen…<br />
Wir bekämpfen diese radikalen Islamisten<br />
seit drei Jahren in der Region, vor allem<br />
in Syrien mit der JPG (Anm.: Volksverteidigungseinheiten<br />
der syrischen Kurden).<br />
Wir leisten dort seit zwei Jahren Widerstand,<br />
sodass sie aus der kurdischen Region<br />
draußen sind. Etwa 1.500 Kurden<br />
sind bei diesem Krieg umgekommen.<br />
Und dabei wurden die Kurden nicht geholfen,<br />
im Gegenteil. ISIS und Al-Nusra<br />
wurden vermutlich von Saudi-Arabien,<br />
Katar und der Türkei mit Waffen und mit<br />
Geld unterstützt. Dort findet man diese<br />
internationalen Dschihadisten aus Bosnien,<br />
Tschetschenien, Albanien, die dort<br />
kämpfen. Man hat einfach Grenzen offen<br />
gehalten für Verwundete von Al-Nusra,<br />
aber den Kurden die humanitäre Hilfe<br />
an den Grenzen verweigert. Natürlich ist<br />
die Gefahr immer noch da – das Geld, die<br />
RICK FINDLER / AFP / picturedesk.com
POLITIKA<br />
27<br />
Technologie, die sie haben. Kein einziges<br />
arabisches Land hat diese Organisation<br />
als terroristisch bezeichnet. Man weiß<br />
auch nicht genau, von wem die Unterstützung<br />
kommt.<br />
Sogar der türkische Premier Recep Erdogan<br />
hat gesagt, er könne sich einen kurdischen<br />
Staat im Nordirak vorstellen. Er pflegt politische<br />
Beziehungen zum irakischen Kurdenführer<br />
Masoud Barzani. Woher kommt<br />
das plötzliche Interesse Erdogans?<br />
Ihm bleibt nichts anderes übrig. Ich würde<br />
behaupten, die Kurden sind im Nahen<br />
Osten die einzige demokratische Gruppe.<br />
Es ist so weit gekommen, dass diese Systeme<br />
anerkennen müssen, dass es, ohne die<br />
Kurden zu inkludieren, in Zukunft nicht<br />
mehr geht. Bis vor zehn Jahren haben<br />
sie die Kurden im Nordirak auch nicht<br />
anerkannt. Sie wurden als Feudalherren,<br />
als Separatisten bezeichnet.<br />
Aber mit der Zeit hat sich<br />
die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
so weit entwickelt,<br />
dass sie sie nicht mehr<br />
politisch bekämpfen können.<br />
Dann haben sie angefangen,<br />
gute Kurden, böse<br />
Kurden zu spielen: Ich bin<br />
mit den Kurden im Irak gut,<br />
aber mit meinen eigenen<br />
Kurden gehe ich anders um.<br />
Und das funktioniert auch<br />
nicht mehr. Daher ist es im<br />
Interesse der Türkei mit den Kurden zu<br />
kooperieren. Ich glaube nicht, dass das ein<br />
freiwilliger Herzenswunsch von Erdogan<br />
ist. Es geht auch um Erdöl und Wasser,<br />
das darf man nicht vergessen. Wir haben<br />
im Nordirak die Flüsse Euphrat und Tigris<br />
und reiche Ölfelder. Pipelines gehen<br />
durch Kurdistan. Ohne uns funktioniert<br />
es nicht mehr so wie früher.<br />
Wieso ist gerade jetzt die Rede von einem<br />
freien kurdischen Staat?<br />
Naja, die Kurden kämpfen seit über 100<br />
Jahren für ihre Freiheiten. Kurdistan ist<br />
eine internationale Kolonie. Ein eigenständiges<br />
Kurdistan würde bedeuten,<br />
sechs Länder zu teilen – Türkei, Iran, Irak,<br />
Syrien, Teile Armeniens und Aserbaidschans<br />
– und das ist nicht so einfach. Jetzt<br />
gibt es geopolitische, wirtschaftliche Interessen<br />
im Nahen Osten, wo manche sagen,<br />
ok, jetzt ist die Zeit gekommen. Aber<br />
für uns Kurden ist die Zeit schon längst<br />
da. Dass jetzt die internationale Gemeinschaft<br />
mitspielt, ist erfreulich, aber die<br />
Kräfte, die jetzt plötzlich ein freies Kurdistan<br />
befürworten, sind schuld am Schicksal<br />
der Kurden.<br />
Mosul<br />
Erbil<br />
Kirkuk<br />
Tikrit<br />
Bagdad<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Kurdistan wurde damals aufgrund wirtschaftlicher<br />
Interessen geteilt. Nach dem<br />
Ersten Weltkrieg haben sie, ohne Kurden<br />
und andere Ethnien zu fragen, einfach das<br />
Lineal genommen und auf der Landkarte<br />
Länder geschaffen. Und dabei haben<br />
Franzosen, Engländer und andere Mächte<br />
mitgetan. 40 Millionen Menschen haben<br />
keinen eigenen Staat. So gesehen ist das<br />
kein Geschenk, das man uns gibt. Die sollen<br />
keinen Handkuss von uns erwarten.<br />
Es ist unsere Autonomie und wir haben<br />
dafür bezahlt. Es hat 30 bis 40 Aufstände<br />
gegeben, jeder wurde blutig niedergeschlagen.<br />
Stichwort Öl: im Nordirak gibt es gut erschlossene<br />
Öl-Quellen. Eine der zwei Pipelines<br />
verbindet Kirkuk im Nordirak und<br />
Ceyhan in der Türkei. Ist das Öl ein Grund<br />
für erste Zugeständnisse,<br />
weil man dieses nicht an ISIS<br />
verlieren möchte?<br />
Gut, Erdöl war auch ein<br />
Grund, warum wir kein<br />
Land haben. Früher war<br />
es so, dass die Mächte dort<br />
in Kooperation mit dem<br />
Westen standen. Damals<br />
hatten sie es nicht nötig,<br />
Basra<br />
die Kurden zu fragen. Aber<br />
jetzt, nachdem die radikalen<br />
Islamisten die Macht<br />
übernommen haben, sind<br />
die Quellen nicht so sicher. Jetzt suchen<br />
sie nach vertrauenswürdigen Partnern.<br />
Und die Kurden haben bewiesen, dass<br />
sie eigenständig handeln können und realpolitisch<br />
in der Lage sind, die eigenen<br />
Ölfelder selbst zu verwalten.<br />
Wie bewertet die kurdische Community<br />
diesen Vorstoß?<br />
Also türkischstämmige Kurden sehen das<br />
nicht anders als irakische. Für uns Kurden<br />
in der Türkei ist Kurdistan Eins. Über diesen<br />
Vorstoß freuen wir uns, wir werden<br />
ihn unterstützen. Im Herzen sehen wir<br />
uns alle als Kurden. Die Kurden im Irak<br />
haben schon einen eigenen Status und es<br />
ist wichtig für uns alle, dass der bestehen<br />
bleibt und es weitergeht.<br />
Wie ist das Verhältnis zwischen dem türkischen<br />
Kurdenführer Abdullah Öcalan<br />
und dem irakischen Kurdenführer Masoud<br />
Barzani?<br />
Phu, gut… Sie haben politisch unterschiedliche<br />
Ansichten. Öcalan denkt in<br />
Richtung Gesamt-Kurdistan, Herr Barzani<br />
denkt eher regional. Man darf nicht<br />
vergessen, dass Herr Öcalan noch immer<br />
gefangen ist und Herr Barzani hat die Verantwortung,<br />
gemeinsam mit der PKK und<br />
der PYD in Syrien, die kurdischen Interessen<br />
zu vertreten.<br />
Kommt es da nicht zu Interessenskonflikten?<br />
Natürlich kommt es zu Konflikten. Rein<br />
ideologisch kommt es zu Unterschieden.<br />
Im Großen und Ganzen sind sich alle<br />
einig, bei demokratischen Grundprinzipien<br />
und auch dass Kurden ihre Rechte<br />
bekommen sollen. Was zum Beispiel ein<br />
Unterschied ist zwischen Kurden im Irak<br />
und in der Türkei, ist die absolute Geleichberechtigung<br />
von Mann und Frau.<br />
Diese praktizieren wir auch im syrischen<br />
Teil und im Norden, in der Türkei – also<br />
eine Doppelführung von Mann und Frau<br />
und eine 40-prozentige Geschlechterquote<br />
in allen öffentlichen Ämtern. Was<br />
die Frauenrechte betrifft, muss noch viel<br />
getan werden bei den Kurden im Süden<br />
(Anm.: im Nordirak). Man darf nicht<br />
vergessen, unter welchen Systemen sie<br />
bis jetzt gelitten haben. Aber das braucht<br />
noch Zeit dort. Der Einfluss der Religion<br />
darf nicht vergessen werden.<br />
Halten Sie in Zukunft ein Kurdistan über<br />
die Grenzen des Nordirak hinaus für möglich?<br />
Wenn man sich in den letzten 20 Jahren<br />
anschaut, wie oft sich Grenzen geändert<br />
haben, dann ist das durchaus möglich<br />
und realistisch. Aber das ist nicht die zentrale<br />
Forderung der Kurden. Das ist anders<br />
als vor 20 Jahren. Also wir sind vom<br />
Nationalstaat abgerückt und wir fordern<br />
jetzt eine demokratische Nation. Und diese<br />
bezieht sich nicht nur auf eine Ethnie,<br />
sondern ist ein gesellschaftliches Konzept.<br />
Jetzt hat ISIS ein Kalifat ausgerufen. Wer<br />
will mit so einem Nachbarn leben? Es ist<br />
gegen das Interesse jeder vernünftigen Sache,<br />
was die dort aufführen. Wir warnen<br />
davor, man darf das nicht unterschätzen.<br />
Das ist ein Angstsystem und die Menschen<br />
haben keine Möglichkeit sich zu<br />
wehren. Ich glaube nicht, dass sich die<br />
dortigen Araber und die Sunniten dem<br />
freiwillig unterstellen.<br />
BUCHTIPP: „Syrien.<br />
Hintergründe, Analysen,<br />
Berichte.“ von Fritz<br />
Edlinger und Tyma Kraitt.<br />
Promedia-Verlag, € 17,90.
28 MIT SCHARF<br />
MEINUNGSMACHE<br />
BURKA<br />
VERBOT HAT NICHTS MIT<br />
RASSISMUS ZU TUN<br />
Normalerweise bin ich der Meinung, dass<br />
Verbote wenig bringen und jeder das tun sollte,<br />
was er oder sie möchte, solange niemand dabei<br />
zu Schaden kommt. Die Debatte um ein Burka-<br />
Verbot nur dem rechten Lager zu überlassen,<br />
finde ich aber falsch. Wenn uns jemand in der<br />
U-Bahn auf das Dekolleté starrt, schreien wir<br />
(zu Recht) gleich auf und fordern mehr Respekt<br />
für Frauen ein. Aber aus politischer Korrektheit<br />
anderen Religionen und Kulturen gegenüber<br />
dürfen wir nicht darüber diskutieren, ob ein Niqab<br />
– der Gesichtsschleier wird hierzulande als<br />
Burka bezeichnet – einen Platz im öffentlichen<br />
Raum bekommen soll? Das ist scheinheilig und<br />
verlogen.<br />
Denn so überlassen wir diese Debatte allein<br />
den FPÖ-Plakaten. Und die kommen immerhin<br />
bei einem Drittel der Wähler gut an. Der Grüne<br />
Efgani Dönmez fragt in der Wiener Zeitung zu<br />
Recht: „Warum soll die Gesellschaft das (Anm.:<br />
die Burka) unterstützen?“ Die Vollverschleierung,<br />
bei der man im besten Fall die Augen<br />
durch einen winzigen Schlitz sieht, stellt eine<br />
De-Personalisierung und Entmündigung der<br />
Frau optisch dar. Niemand sieht, welche Person<br />
sich hinter diesem Schleier versteckt, ob sie<br />
lächelt, selbstbewusst den Kopf hebt oder eine<br />
geschwollene Lippe hat. Das ist kein Kopftuch,<br />
das man sich selbstbewusst jeden Tag als<br />
Ausdruck der eigenen Identität und Religion<br />
bindet. Wir haben leider in der gesamten Debatte,<br />
die seit Jahren immer wieder aufkeimt,<br />
kein einziges Mal eine selbstbestimmte,<br />
stolze Niqab-Trägerin gehört, die sich aktiv zu<br />
Wort meldet und sagt: „Ich trage dieses Ding<br />
freiwillig und ihr habt absolut kein Recht über<br />
mich zu bestimmen.“ Immerhin soll es etwas<br />
mehr als 100 von ihnen in Österreich geben.<br />
Vielleicht stimmt mich ja diese eine Frau um.<br />
Ich bin nicht sicher, ob ich einem Burka-Verbot<br />
zustimmen kann. Aber ich möchte in einer<br />
Gesellschaft leben, die öffentlich darüber diskutiert,<br />
ob die Vollverschleierung der Frau eine<br />
Art der Unterdrückung darstellt oder nicht und<br />
wie der Staat damit umgehen soll.<br />
delcheva@dasbiber.at<br />
Heute Morgen<br />
bekam ich einen<br />
Anruf von einer Immobilienmaklerin.<br />
Ich hatte<br />
sie davor für eine Wohnung im 16. Bezirk<br />
angeschrieben. Sie wollte anfragen, ob<br />
ich noch Interesse habe. Sichtlich erstaunt<br />
über meine weibliche Stimme, hat<br />
sie sich höflich über die falsche „Herr“-<br />
Anrede in ihrer Mail entschuldigt.<br />
So weit, so gut! Dann aber der Knall:<br />
„Ich höre, Sie sind Österreicherin! Oder<br />
sind Sie etwa Deutsche?“ Was bin ich<br />
denn nun? Ich antworte wie immer mit<br />
einem wackeligen „Ich hab noch den<br />
türkischen Pass. Bin aber in Österreich<br />
aufgewachsen und somit eher eine<br />
Österreicherin!“ Die Antwort ist für die<br />
Meisten befriedigend. In diesem Fall<br />
nicht. Mit einer spürbaren Enttäuschung<br />
antwortet sie mir: „Ah. Dann müssen<br />
wir das anders angehen. Sie benötigen<br />
einen österreichischen Bürgen! Verstehen<br />
Sie mich nicht falsch, das ist nicht<br />
ausländerfeindlich gemeint. Nur haben<br />
wir so viele Wohnungen und schon viele<br />
Räumungsklagen gehabt. Die kann ich<br />
in der Türkei nicht durchbringen!“ Okay.<br />
Aber wieso genau Türkei? Ich bleib<br />
gencel@dasbiber.at<br />
Und wieder mal kommt es mir vor, als ob Österreich keine größeren<br />
Probleme hätte. Grund dafür ist der Schlagerstar Gabalier, der die<br />
„Töchter“ beim Singen der Bundeshymne ausgelassen hat. Na und?<br />
Söhne, Töchter, bald werden dann auch Tanten, Onkel, Omas, Opas<br />
und Conchitas eine Revolution starten, weil man ihnen in der Bundeshymne<br />
nicht die Ehre erweist.<br />
Als ob sich eine Frau damit was kaufen könnte, wenn der Begriff „Töchter“ in der Bundeshymne<br />
mit dabei ist. Bei dieser Aussage werden so einige sicher empört nach Luft<br />
schnappen, weil ich das „Emanzipierungskonzept“ nicht verstanden habe. Wichtiger wäre<br />
es für die gerechten Löhne aufzuschreien. Oder für gleiche Chancen im Berufsleben.<br />
Und dann gibt´s noch Leute wie HC Strache. Der will eine Volksabstimmung daraus<br />
machen. Da wird das Geld der Steuerzahler für etwas Lächerliches aus dem Fenster geschmissen.<br />
Lieber das Geld in die Bildung unserer Töchter und Söhne investieren, anstatt<br />
darüber zu diskutieren, ob Männlein oder Weiblein oder beide in der Hymne erwähnt<br />
werden sollen. Vorschlag: Vergesst die Töchter und Söhne, machen wir Kinder draus!<br />
khelifi@dasbiber.at<br />
WOHNUNGSSUCHE<br />
KEIN ÖSI, KEINE WOHNUNG<br />
doch in Wien. Wenn ich mich mit einem<br />
Millionenkredit absetzen will, dann wohl<br />
auch eher auf den Philippinen als in der<br />
Türkei. Also nochmal von vorne: „Ich bin<br />
hier aufgewachsen und bin mit meinem<br />
Aufenthaltstitel rechtlich quasi gleichgestellt!“<br />
„Na. Rechtlich gleichgestellt sind<br />
Sie nur mit einem österreichischen Pass.<br />
Visum ist nix!“, entgegnet sie und betont,<br />
dass sie es nicht böse meine. Klar. „Ich<br />
weiß Österreicher zahlen auch nicht. Aber<br />
gegen die kann ich hier vorgehen – in der<br />
Türkei kann ich nichts machen!“<br />
Ich bedanke mich und mach ihr klar, dass<br />
ich für eine Wohnung sicherlich keine/n<br />
Außenstehende/n organisieren werde,<br />
der/die für mich bürgt. Sie ganz traurig:<br />
„Ah – sie haben keine Österreicher, die<br />
bürgen könnten! Na, dann kann ich leider<br />
nichts machen. Viel Glück noch auf Ihrer<br />
Suche!“ Mir bleibt nur ein „Danke!“. Mit<br />
einem Anruf hat sie sowohl meinen legitimierten<br />
Anspruch auf eine Wohnung und<br />
dann auch noch meinen Integrationsstatus<br />
und meinen österreichischen Umgang<br />
in Frage gestellt. Ein Mail an ZARA mit<br />
genauen Angaben ist schon verfasst! Ob’s<br />
mehr bringt als eine registrierte Zahl mehr<br />
in der Statistik, ist eine andere Frage!<br />
HYMNE<br />
„HEIMAT BIST DU GROSSER KINDER“<br />
Marko Mestrović
29<br />
Foto von Marko Mestrović<br />
ZU SEICHT FÜR EINEN KÖPFLER<br />
RAMBAZAMBA
30 RAMBAZAMBA<br />
FIX ZAM<br />
ODER WAS?!<br />
DAS MINGLE-<br />
KONZEPT IST<br />
NICHT ÜBERALL<br />
GELIEBT, DESWE-<br />
GEN MÜSSEN SICH<br />
DIE TURTELTAU-<br />
BEN VERSTECKEN.
RAMBAZAMBA<br />
31<br />
ZUSAMMEN INS KINO, ZUSAMMEN<br />
AUF PARTIES UND ZUSAMMEN<br />
IM BETT, ABER SICHER NICHT<br />
ZUSAMMEN IN EINER BEZIEHUNG.<br />
VOR ALLEM JUNGE MENSCHEN<br />
SEHNEN SICH NACH FREIHEIT<br />
UND FLEXIBILITÄT - KEIN GUTER<br />
NÄHRBODEN FÜR EINE FESTE<br />
BEZIEHUNG. „MINGLE“ IST DAS NEUE<br />
TRENDWORT, DAS SINGLEDASEIN<br />
UND BEZIEHUNG VEREINEN SOLL.<br />
TEXT: FREDERIKA FERKOVA<br />
FOTOS: MARKO MESTROVIĆ, PORTRÄTS: CHRISTOPH LIEBENTRITT<br />
HAARE & MAKEUP: SABINE REITER<br />
„U<br />
nd, seid ihr jetzt fix zusammen?“ Trendforschern ist aufgefallen,<br />
dass immer mehr junge Erwachsene bei dieser Frage Bauchweh<br />
bekommen. Beziehungsstatus „Ich weiß es nicht“ also. Und schwupps,<br />
der neue Trendbegriff, der sich aus „mixed“ und „single“ zusammensetzt,<br />
war erfunden. Man ist schon solo, aber eben auch nicht ganz. Im<br />
besten Fall sind beide auf der Suche nach etwas längerfristig Unverbindlichem.<br />
Zusammen schlafen, zusammen Filmschauen und zusammen<br />
auf Parties gehen- ohne den ganzen Stress drum herum. Eltern<br />
vorstellen nicht nötig. Gemeinsame Zukunftsplanung? Pff, nein danke!<br />
„Man fühlt sich nicht eingesperrt und es wird nicht so schnell langweilig.<br />
Der Reiz bleibt einfach länger erhalten“, erzählt unser Mingle Alessa.<br />
MINGLE WERDEN IST NICHT SCHWER,<br />
MINGLE SEIN DAGEGEN SEHR…<br />
So optimal läuft es in der Realität aber nicht immer. Viele landen in der<br />
sogenannten Mingle-Falle. Zuerst kommt das klassische Kennenlernen<br />
mit Dates, das erste Mal miteinander schlafen und eventuell ins Kino<br />
gehen. Noch wird nichts besprochen, es ist ja zu früh. Plötzlich sind ein<br />
paar Wochen vergangen und man merkt, dass irgendwie wenig weitergeht.<br />
Den anderen ansprechen? Zu peinlich, zu stressig und immer zu<br />
unpassend. Und so leidet derjenige, der in der Falle ist, dahin. Derjenige,<br />
der sie aufgestellt hat, genießt sie in vollen Zügen und weiß meistens<br />
nicht, dass er dem Gegenüber wehtut.<br />
Egal ob besprochen oder nicht, das Mingletum entfaltet seine Tücken<br />
erst beim Bestehen. Regelmäßiger Sex schürt Erwartungen, die am<br />
Anfang gar nicht vorhanden waren. Plötzlich ist alles nicht mehr ganz<br />
so locker, schnell fühlt man sich als Lückenbüßer für das Gegenüber.<br />
Wir schreiben doch, wir haben tollen Sex, wir lachen viel und verstehen<br />
uns doch sehr gut. Warum will er nicht mehr von mir? Warum ist<br />
sie heute mit diesem Idioten fort? „Ich wünschte, ich hätte gleich was<br />
gesagt. Es war ja nicht so, dass es mir besser ging, als ich nichts gesagt<br />
habe“, sagt Michi, der weniger gute Erfahrungen als Mingle gemacht<br />
hat.<br />
Wer sich also bewusst für diese Beziehungsform entscheidet, muss<br />
wissen, dass er im Notfall nichts weiß. Langzeitstudien gibt es immerhin<br />
keine, Erfahrungsberichte von unseren drei (Ex-) Mingles aber sehr<br />
wohl.<br />
DIE VERSPIELTE<br />
ALESSA, 21, STUDENTIN<br />
Erfahrung: Mingle bedeutet für mich kein schlechtes<br />
Gewissen, keine Verantwortung und emotional<br />
nicht ganz so abhängig zu sein. Neben festen Beziehungen<br />
habe ich auch ungewollte Mingleerfahrung,<br />
vor allem früher, sammeln können. Ich hatte da immer<br />
Hoffnung auf eine Beziehung, wollte aber nie<br />
stressen. War eine ziemlich beschissene Erfahrung.<br />
Nichts desto trotz finde ich das Konzept super, vor<br />
allem wenn man jung ist. Meine letzte Mingle-Beziehung<br />
habe ich beendet. Anfangs haben wir uns nur<br />
bei ihm gesehen und von Anfang an klar gestellt,<br />
dass wir keine Beziehung wollen. Also ich habe das<br />
gesagt und er hat mir zugestimmt. Wir haben auch<br />
zusammen darüber gesprochen und gesagt, dass wir<br />
es besser fänden, wenn es keine Nebenprotagonisten<br />
gibt. Wir haben uns dann ein bis drei Mal die Woche<br />
gesehen, Fern geschaut, geredet und Sex gehabt.<br />
Nach einem halben Jahr wurde es schon richtig<br />
beziehungsmäßig, er wollte mit mir verreisen und<br />
schenkte mir auf einmal viel mehr Zuwendung als<br />
am Anfang. Ich war auch zwischendurch verwirrt,<br />
ob und was ich denn von ihm möchte. Also habe ich<br />
quasi Schluss gemacht. Es war viel angenehmer als<br />
das Schlussmachen in einer richtigen Beziehung. Ich<br />
habe ja das Problem, dass wenn ein Mann mich will,<br />
ich ihn nicht mehr haben mag. Und wenn er mich<br />
nicht will, dann mag ich ihn umso mehr. Immer<br />
wenn ich merke, dass ich gerade will, weil ich nicht
32 RAMBAZAMBA<br />
gewollt werde, versuche ich zu chillen und diese Gefühle<br />
zu ignorieren. Ein Mal hat ein Typ geich zu Beginn<br />
zu mir gesagt, dass er keine Beziehung möchte.<br />
Was ich ja auch nicht möchte, da ich flexibel sein<br />
will, vor allem da ich viel verreise, aber an meinem<br />
Ego hat es trotzdem gekratzt.<br />
Die guten Seiten des Mingletums: Das Festlegen<br />
bleibt einem erspart. Auch bleibt der Reiz länger in<br />
der Beziehung. Man bleibt flexibel und frei bis jemand<br />
Perfektes kommt.<br />
Die schlechten Seiten des Mingletums: Es gibt nie<br />
ein vollständiges Vertrauen und man fühlt sich sehr<br />
schnell nicht wertgeschätzt. Ich idealisiere meine<br />
Partner auch schnell nach dem Sex. Es bleibt die Gefahr,<br />
dass man sich früher oder später ineinander<br />
verknallt.<br />
Tipps für (zukünftige) Mingles: Auf gar keinen Fall<br />
täglich melden oder alles was im Leben so passiert erzählen,<br />
das kann schnell nerven. Ehrlichkeit ist aber<br />
sehr wichtig und auch dass man zusammen alles abklärt.<br />
BEI DER TRAUM-<br />
FRAU BLEIBEN ODER<br />
DOCH LIEBER DIE<br />
BEKANNTSCHAFT<br />
VOM WOCHENENDE<br />
ANRUFEN…<br />
DER MACHO<br />
MICHI, 23, FUSSBALLER<br />
Erfahrung: Meine erste Minglebeziehung hatte ich<br />
mit 17. Wir haben uns ein oder zwei Mal die Woche<br />
gesehen und miteinander geschlafen. Relativ bald<br />
fing sie an für mich zu kochen und ich blieb immer<br />
länger bei ihr. Nach einem Monat habe ich das dann<br />
beendet, weil sich bei ihr Gefühle entwickelt haben.<br />
Mittlerweile hatte ich so an die 25 bis 30 Minglebeziehungen,<br />
alle etwa ein bis drei Monate lang. Trennungsgrund?<br />
Die Mädels haben Gefühle entwickelt<br />
und wurden eifersüchtig. Oder sie waren einfach<br />
nicht gut im Bett. Einmal habe ich Gefühle entwickelt,<br />
da hat sie sich dann distanziert. Ich habe einen<br />
Teil meiner Jugend in Novi Sad verbracht, da sind die<br />
Mädels sowieso anders als in Wien. Dort musste ich<br />
extrem aufpassen, dass niemand etwas von uns mitbekommt,<br />
weil sich in der kleinen Stadt alles herumspricht.<br />
Die Minglebeziehungen waren alle ganz unterschiedlich:<br />
Mit ein paar habe ich mich nach dem<br />
Fortgehen gesehen, mit anderen nur mit dem Auto<br />
auf einen Parkplatz gefahren. Treue wurde nicht<br />
wirklich besprochen, über diese Dinge redet man ja<br />
nicht. Jüngere Frauen wollen schnell mehr, ein paar<br />
Jährchen ältere sind da schon gechillter. Ich denke,<br />
wir Männer fühlen uns nicht so schnell benutzt und<br />
machen uns auch nicht so viele Gedanken. Ich hatte<br />
auch schon ernste Beziehungen, suchen tue ich<br />
weder nach dem Mingletum, noch nach einer Beziehung.<br />
Was sich ergibt, das ergibt sich. Ob ich schon
RAMBAZAMBA<br />
33<br />
mal in eine Minglebeziehung ging, obwohl ich<br />
wusste, dass sie mehr will? Ja.<br />
Die guten Seiten des Mingletums: Du hast Sex<br />
wenn du Lust hast Sex zu haben und das ohne Beziehungsstress.<br />
Außerdem isst man nicht nur aus<br />
einem Teller.<br />
Die schlechten Seiten des Mingletums: Wenn es<br />
ans Licht kommt, können Dritte die Beziehung belasten.<br />
Und wenn man keine Gefühle geplant hat<br />
und sie doch passieren, ist es für beide nicht angenehm.<br />
Tipps für (zukünftige) Mingles: Grundsätzlich<br />
nicht darüber reden. Wenn sie von Anfang an sagt,<br />
dass sie sowas möchte, dann klappt es auch am besten.<br />
Am besten direkt sein und nicht zu viel kuscheln.<br />
Nur mit jemand etwas anfangen, von dem<br />
ich wirklich nicht mehr will. Und auf gutem Sex<br />
basiert auch eine gute (Mingle-)Beziehung.<br />
MICHI: „DIE MÄ-<br />
DELS HABEN GE-<br />
FÜHLE ENTWI-<br />
CKELT. ODER SIE<br />
WAREN EINFACH<br />
NICHT GUT IM<br />
BETT.“<br />
Joseph an der Tür.<br />
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34<br />
RAMBAZAMBA<br />
DER VERDROSSENE<br />
TOMEK, 21, STUDENT<br />
Erfahrung: Mingle ist für mich, wenn man miteinander<br />
schläft, aber nicht offiziell sagt, dass man zusammen ist.<br />
Ich hatte schon ein paar Mingle-Beziehungen. Das waren<br />
immer Frauen, die irgendwie in der Freundschafts- oder<br />
Fortgehgruppe mit uns fortgegangen sind. Wir waren dann<br />
eben fort und der Abend hat öfters bei ihr oder bei mir geendet.<br />
Es waren sehr spontane Treffen und die Frauen waren<br />
mir auch ein bisschen egal, da gab es nichts mit „wir<br />
sind uns jetzt treu“. Jedenfalls habe ich mich in die Letzte<br />
verliebt. Sie war auch in unserer Freundesgruppe unterwegs<br />
und wir haben uns nicht mal so gut verstanden, aber irgendwie<br />
fand ich sie trotzdem super. Wir haben geschmust<br />
und gekuschelt nach dem fortgehen, aber wir hatten nie<br />
Sex. Ich fing an sie zu idealisieren und war vor allem gegen<br />
Ende richtig verliebt in sie. Dann, nach viel zu langer Zeit,<br />
habe ich ihr meine Gefühle gestanden. Sie wusste nicht, was<br />
sie dazu sagen soll. Sie meinte, sie möchte keine Beziehung,<br />
ich habe sie dann aber ein paar Wochen später mit ihrem<br />
Ex-Freund gesehen. Das hat ordentlich an meinem Ego gekratzt<br />
und auch mein Herz gebrochen. Jetzt haben wir keinen<br />
Kontakt mehr. Sie ist ja auch eigentlich nicht mein Typ<br />
Frau und richtig anstrengend, ich weiß nicht warum ich so<br />
reingekippt bin. Ich denke, dass wir Männer Jäger sind. Ich<br />
habe mich oft gefragt, ob sich solche Gefühle entwickelt<br />
hätten, wenn wir Sex gehabt hätten.<br />
Die guten Seiten des Mingletums: Es ist unkompliziert und<br />
man ist frei.<br />
Die schlechten Seiten des Mingletums: Wenns schief läuft,<br />
dann läufts so richtig schief. Und im allerschlimmsten Fall<br />
ist eine gute Freundschaft auch zerstört.<br />
Tipps für (zukünftige) Mingles: Genau überlegen, was man<br />
von dem Gegenüber möchte und dann auch dabei bleiben.<br />
Das wichtigste bleibt aber: Nicht herumscheissen! Sollten<br />
sich Gefühle entwickeln, dann lieber gleich sagen als ewig<br />
warten. Man leidet ja nicht weniger in der Zeit.<br />
DIE AUSSTEIGERIN<br />
BABSI, 34, JUGENDARBEITERIN<br />
Erfahrung: Unter Mingle verstehe ich so etwas wie eine Bekanntschaft<br />
plus. Man muss nicht zwangsläufig befreundet<br />
sein, miteinander reden sollte man aber schon können. Ich<br />
habe ausreichend Erfahrung in meiner Studienzeit sammeln<br />
können. Natürlich habe ich auch ernste und längere Beziehungen<br />
geführt, aber gerade wenn die beendet waren, hatte<br />
ich keine Lust auf etwas Festes. Ich war da aber immer fair<br />
und habe es im Vorhinein immer gesagt, wenn ich keine Beziehung<br />
wollte. Umgekehrt war das nicht so oft der Fall. Jede<br />
Minglebeziehung war ein bisschen anders, mit einem ging ich<br />
auf Festivals, mit dem anderen war ich nur bei ihm zuhause.<br />
Es gab auch Situationen, da ist der Typ reingekippt und sehr<br />
anhänglich geworden, das habe ich dann aber beendet. Auch<br />
ich bin schon gegangen worden, weil sich bei mir Gefühle entwickelt<br />
haben. Ob wir uns in der Minglebeziehung treu waren,<br />
war immer von meinem Gegenüber abhängig. Die letzte Mingle-Beziehung,<br />
die ich geführt habe, hat vor ein paar Jahren<br />
begonnen. Wir haben uns bei unserem Maturatreffen nach<br />
zehn Jahren wiedergesehen und sofort verstanden. Schnell<br />
war klar, dass wir beide es eher locker angehen möchten und<br />
alles offen lassen. Nach zwei Monaten hab ich dann laut festgestellt,<br />
dass wir die ganze Zeit miteinander Sachen unternehmen<br />
und uns mögen. Und dass wir eh zam sind. Er hat bejaht<br />
– jetzt haben wir drei Kinder zusammen, wohnen in einem<br />
Haus und einen Familienzuwachs in Form von zwei Hunden<br />
bekommen wir auch.<br />
Die guten Seiten des Mingletums: Freiheit. Es gibt keinen Beziehungsstress<br />
und man muss niemandem Rechenschaft ablegen.<br />
Die schlechten Seiten des Mingletums: Das Reinkippen. Ständig<br />
darauf aufpassen zu müssen zehrt an den Nerven.<br />
Tipps für (zukünftige) Mingles: Wenn du merkst, dass du am<br />
reinkippen bist, direkt und offen sagen. Sei zu deinem Gegenüber<br />
ehrlich und sage klar, wenn jemand anderes im Spiel ist.
5 JAHRE<br />
„PILLE DANACH“<br />
REZEPTFREI<br />
Entgeltliche<br />
Einschaltung<br />
EIN STÜCK<br />
VERANTWORTUNG<br />
für dich<br />
WAS HEISST NOTFALLVERHÜTUNG?<br />
Notfallverhütung („Pille danach“) ist eine Methode, eine ungewünschte<br />
Schwangerschaft nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder bei<br />
Versagen einer Verhütungsmethode (wie z. B. einem gerissenen Kondom) zu<br />
verhindern. Die Notfallverhütung ersetzt aber in keinem Fall eine reguläre<br />
Empfängnisverhütungsmethode wie Anti-Baby-Pille, Kondome etc.<br />
WIE FUNKTIONIERT DIE NOTFALLVERHÜTUNG?<br />
Die „Pille danach“ unterbindet den Eisprung und verhindert damit<br />
eine Befruchtung. Voraussetzung ist eine möglichst frühe Einnahme,<br />
innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr.<br />
SCHÜTZT MICH DIE NOTFALLVERHÜTUNG VOR KRANKHEITEN?<br />
Nein! Die „Pille danach“ schützt nicht vor sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten wie zum Beispiel einer HIV- oder HPV-Infektion, Hepatitis<br />
oder Gonorrhoe (Tripper). Vor einer Infektion schützt nur ein Kondom!<br />
DIE PILLE DANACH.<br />
REZEPTFREI IN DER<br />
APOTHEKE FÜR FRAUEN<br />
ALLER ALTERSGRUPPEN.<br />
WO FINDE ICH NÄHERE<br />
INFORMATIONEN?<br />
Genaue Informationen<br />
zur richtigen Anwendung<br />
der „Pille danach“, zu<br />
Gegenanzeigen und möglichen<br />
Nebenwirkungen geben<br />
Ärztin, Arzt oder Apotheke.<br />
Nähere Informationen unter:<br />
www.notfallpille.at<br />
WAS IST, WENN ICH BEREITS SCHWANGER BIN?<br />
Wenn eine Befruchtung bereits stattgefunden hat, verliert die<br />
Notfallverhütung ihre Wirkung (siehe „Was heißt Notfallverhütung“).<br />
Es kommt aber nicht zum Abbruch der Schwangerschaft, wenn<br />
doch unwissentlich eine „Pille danach“ eingenommen wird. Auch ist<br />
für den Fötus keine Gefahr von Missbildungen zu erwarten.<br />
WANN SOLLTE ICH ZU MEINER ÄRZTIN ODER MEINEM ARZT GEHEN?<br />
Es empfiehlt sich prinzipiell, nach der Einnahme der „Pille<br />
danach“ eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.<br />
Insbesondere empfiehlt sich ein ärztliches Beratungsgespräch, wenn<br />
die Menstruationsblutung zum erwarteten Zeitpunkt ausbleibt.<br />
Blutungen außerhalb des normalen Zyklus auftreten.<br />
die „Pille danach“ öfter eingenommen wurde, um über eine<br />
geeignete Methode der Empfängnisverhütung zu sprechen.
36<br />
RAMBAZAMBA<br />
DER<br />
VON MELISA ALJOVIC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />
CASANOVA<br />
CODE<br />
IM SOMMER STEIGT MIT DEN TEMPERATUREN AUCH<br />
DIE FLIRTLAUNE. ABER KOMMT MANN MIT EINEM<br />
PLUMPEN ANMACHSPRUCH WIRKLICH WEITER?<br />
UNSERE REDAKTEURIN MELISA MUSSTE ALS<br />
WEIBLICHES VERSUCHSOBJEKT HERHALTEN.<br />
Ich sitze am Bahnhof, lese ein Klatschmagazin<br />
und warte auf meinen Zug. Vertieft in<br />
die Zeitschrift, bemerke ich gar nicht, wie<br />
sich ein junger Mann neben mich setzt. Erst als<br />
er „Oh, das ist Brad Pitt“ ruft und auf das Foto<br />
von Ryan Gosling in meinem Magazin deutet,<br />
werde ich auf ihn aufmerksam. Ich denke, er<br />
will mich verarschen und gehe nicht weiter auf<br />
seine Aussage ein. Erst als er anfängt mich zu<br />
fragen, was ich so mache, werde ich unruhig.<br />
Soll das jetzt eine Anmache sein? „Ich warte<br />
gerade auf meinen Freund“, sage ich sicherheitshalber.<br />
„Oh, ich hab auch viele Freunde“,<br />
entgegnet er. Allmählich geht mir der Typ auf<br />
die Nerven und ich werde klarer: „Schau, ich
RAMBAZAMBA<br />
37<br />
würde mich ja wegsetzen, aber es gibt nirgends<br />
einen freien Platz. Es ist also das Beste,<br />
wenn du einfach gehst“, kontere ich. „Das wird<br />
wohl stimmen“, meint er und verschwindet<br />
so schnell wie er auch gekommen war. „Komischer<br />
Typ“, denke ich nur und blättere weiter<br />
in meiner Zeitschrift.<br />
VERFÜHRUNGSCOACHING FÜR ANFÄNGER<br />
Eine Woche später bin ich wieder am Bahnhof.<br />
Ich stehe auf der Rolltreppe, als plötzlich<br />
ein Mann an mir vorbeihuscht und sich eine<br />
Stufe über mich stellt. Er öffnet seinen Mund,<br />
um etwas zu sagen und stockt dann, schließlich<br />
fällt es ihm ein: „Dein Gesicht kenne ich<br />
doch woher!“ „Ja, weil du mich letzte Woche<br />
hier angemacht hast“, komme ich ihm zuvor.<br />
Während er überlegt, was er darauf sagen soll,<br />
streift mich ein Geistesblitz: „Der Casanova-<br />
Code!“ Ein Bekannter hatte mir neulich von<br />
dem Verführungscoaching-Buch für Männer<br />
erzählt. „Sag mal, kann es sein, dass du dieser<br />
Gruppe Männer angehörst, die mit Tipps<br />
vom Fachmann Frauen anmachen?“, frage ich.<br />
Plötzlich verändert sich die Mimik meines Gegenübers.<br />
Vorhin hielt er noch Augenkontakt,<br />
nun blinzelt er an mir vorbei. „Ähm, ja klar,<br />
ich gehöre zu einer Sekte“ – er versucht auszuweichen.<br />
„Hör zu, mir scheint, als würde sich<br />
hinter deiner Anmache eine Story verstecken“,<br />
sage ich. Seine blauen Augen suchen unruhig<br />
die Umgebung ab: „Ja, wir sind eine Gruppe<br />
von Männern, die sich gegenseitig pushen. Wir<br />
haben versteckte Facebook-Gruppen, in denen<br />
wir uns Tipps geben, der Initiator von all dem<br />
ist Maximilian Pütz, kontaktiere ihn, wenn du<br />
mehr wissen willst“, (Siehe Kommentar S. 34)<br />
sagt er endlich. Als ich ihn frage, wieso er solche<br />
Tipps braucht, fällt die Maske des Hobby-<br />
Casanovas ab. Er ist nun wie ausgewechselt,<br />
keine Spur mehr vom selbstbewussten Macker<br />
von vorhin. Er blinzelt ständig, schaut an mir<br />
vorbei und auch seine Stimme klingt zittrig<br />
als er sagt: „Man lernt dadurch einfach mehr<br />
Frauen kennen. Selbst wenn sich aus den Bekanntschaften<br />
nichts ergibt, hat man wenigstens<br />
ein nettes Gespräch gehabt.“ Als ich aber<br />
unser nettes Gespräch fortsetzen will, hat er es<br />
plötzlich eilig: „Erwähne meinen Namen nicht<br />
in deinem Blog, wende dich einfach an Maximilian<br />
Pütz“, und weg ist der Casanova.<br />
500€ FÜR EIN COACHING<br />
Als ich meinem Bekannten Erdem von diesem<br />
Vorfall erzähle, ist er sich sicher: „Der ist fix<br />
vom Casanova-Club. Dieser Maximilian Pütz<br />
hat schon gute Tipps, was Frauen angeht“, sagt<br />
Erdem. Da ist er wieder, dieser Name: Maximilian<br />
Pütz. Eine kurze Internetrecherche<br />
ergibt: Pütz ist DER deutsche Pick-Up Artist.<br />
Seit 2005 gibt er in Büchern und kostspieligen<br />
Seminaren (500€) Tipps, wie man Frauen verführt.<br />
Man kann sogar ein Telefoncoaching<br />
buchen (99€ pro Telefonat). Im Frühjahr 20<strong>14</strong><br />
kam Pützs neuestes Werk auf den Markt: „Das<br />
Gesetz der Eroberung. Perfekte Strategien wie<br />
sie jede Frau verführen.“ Der Hype erreichte<br />
auch die Single-Männer Wiens – einer davon<br />
ist Erdem, der sonst eigentlich nicht viel liest,<br />
aber Pützs Werke binnen zwei Tagen verschlingt.<br />
Erdem ist seit drei Jahren single, fast<br />
genauso lang liest er Bücher von Pick-Up Artists<br />
– ein Zufall? Denn bei den Frauen scheinen<br />
die Strategien nicht so gut anzukommen,<br />
aber Erdem lässt sich dadurch nicht beirren.<br />
Seit er vor Jahren das Buch „Die perfekte Masche“<br />
des amerikanischen Journalisten, Pick-<br />
Ups und Bestsellerautors Neil Strauss gelesen<br />
hat, ist er fasziniert von der Kunst der Eroberung.<br />
Strauss mauserte sich durch Tipps von<br />
Dating-Coaches vom Mauerblümchen zum<br />
Aufreißer und lässt in seinem Werk die breite<br />
Masse an seinen Verführungsstrategien teilhaben.<br />
DAS EGO ZERSTÖREN<br />
Erdem hofft auch so zu werden und verinnerlicht<br />
jeden Tipp der Pick-Up Artists. Euphorisch<br />
berichtet er: „Du musst immer etwas Auffallendes<br />
anziehen, rote Schuhe oder einen Hut,<br />
das beweist, dass du mutig bist. Du fällst damit<br />
auf und bist besonders.“ Außerdem sollte<br />
man in Begleitung vieler Frauen sein, das lockt<br />
weitere Frauen an, erklärt Erdem. „Wenn man<br />
die Frau dann anspricht, sollte man sie miteinbeziehen,<br />
fragen, welchen Drink sie empfehlen<br />
könnte“, weiht mich Erdem ein. Naja, das hört<br />
sich aber nicht gerade nach einem Geniestreich<br />
an. Erdem will das nicht auf sich sitzen lassen<br />
und verrät mir das größte Geheimnis, die Taktik,<br />
wie man angeblich jede Frau rumkriegt:<br />
„Strauss schreibt, dass man die Frauen runtermachen<br />
muss. Ihr Ego zerstören. Also habe<br />
ich neulich im Club eine richtige Bombe angesprochen.<br />
Ich habe sie gefragt, was mit ihrer<br />
Nase los ist, die sei so schief. Naja, das ist dann<br />
nach hinten losgegangen, sie hat sogar die Türsteher<br />
gerufen.“ Aber sonst klappt der Trick<br />
eigentlich ganz gut, versichert mir Erdem. Ja,<br />
klar. Als ich zwei Tage später wieder auf den<br />
Zug warte, kommt mir ein junger Mann entgegen,<br />
er trägt ein grelles, gelbes Cappy und<br />
begrüßt mich mit den Worten: „Weißt du, wo<br />
man hier was Leckeres zu Essen kriegt?“ Ich<br />
schüttle nur den Kopf und gehe. Naja, zumindest<br />
hat er nichts gegen meine Nase gesagt.<br />
Nö, lieber nicht. Hoffentlich<br />
haben die anderen Casanova-<br />
Jünger mehr Erfolg als der<br />
arme Kerl bei Melisa.
38<br />
RAMBAZAMBA<br />
„HEY, DU BIST MIR<br />
AUFGEFALLEN.“<br />
GÖKHAN (30), SINGLE, IST DATING-COACH. ER HILFT ANDEREN MÄNNERN DABEI<br />
FRAUEN RUMZUKRIEGEN. EIN EINZELDATE MIT IHM KOSTET 1.499,00 EURO.<br />
Wer er ist:<br />
Gökhan Erdoğdu, Lebens- und<br />
Sozialberater, Dating Coach,<br />
nlp-Coach (neurolinguistisches<br />
Programmieren: Wie<br />
man mit verschiedenen Techniken<br />
Persönlichkeit und Verhalten<br />
verändern kann)<br />
Alter: 30<br />
Beziehungsstatus:<br />
seit zwei Jahren single<br />
Längste Beziehung:<br />
3 1/2 Jahre<br />
Besonderes:<br />
ein Einzelcoaching mit ihm<br />
kostet 1.499,00€, ein Coaching-Telefonat<br />
99€<br />
Kontakt:<br />
www.casanovacoaching.de/goekhan/<br />
biber: Kann man als Casanova-Coach seinen Lebensunterhalt<br />
verdienen?<br />
Wenn man sich richtig reinhängt, ja. Bedarf ist ja da.<br />
Es geht in dem Job nicht nur darum, Frauen aufzureißen,<br />
sondern auch darum, seine Ängste zu besiegen<br />
und Kommunikationstechniken zu erlernen.<br />
Wie wird man Casanova Coach?<br />
Man kann sich einfach auf der casanovacoaching.de<br />
Homepage bewerben. Selbstbewusstsein sollte man<br />
mitbringen. Ich habe dreimal bei den Seminaren von<br />
Maximilian mitgemacht und wurde von den Kunden<br />
bewertet. Die Bewertungen waren so gut, dass ich seit<br />
2012 als Coach dabei bin. Jetzt halte ich durchschnittlich<br />
einmal pro Monat ein Seminar in Österreich.<br />
(500€ pro Teilnehmer)<br />
Was lernt man bei euren Casanova Coachings?<br />
Das Know-How. Letzens war ein 47-Jähriger dabei,<br />
der seit 18 Jahren single ist. Es freut mich dann solchen<br />
Menschen beizubringen, wie man Frauen ansprechen<br />
kann. Dazu braucht man Mut. Wir bringen<br />
die einfachsten Schritte bei: Wie kann man ein Gespräch<br />
anfangen und fortführen – Theorie also. Dann<br />
kommt der Praxisteil: Die Seminargruppe zieht los<br />
und spricht Frauen an. Zunächst fangen sie klein an<br />
und sagen einfach nur Hallo. Da geht es darum, die<br />
Angst zu besiegen. Am zweiten Workshop-Tag halten<br />
die Teilnehmer in einem vollen Café eine Rede, um<br />
ihre Scheu zu bekämpfen – auch im Beruflichen. Es<br />
geht also nicht nur darum zu lernen, wie man Mädls<br />
aufreißt und flachlegt.<br />
Wo und wie spricht man Frauen am besten an?<br />
Direkt sagen: „Du bist voll mein Typ.“ Das geht überall,<br />
auch im Einkaufszentrum.<br />
Was ist ein No-Go beim Frauen ansprechen?<br />
Man kann alles bringen, solange man authentisch,<br />
locker und sympathisch ist. Auch Anmachsprüche,<br />
wenn du sie humorvoll rüberbringst.<br />
Machst du türkische Frauen anders an als österreichische?<br />
Türkische Frauen sind härter. Europäische Frauen<br />
sind offener und lockerer.<br />
Wie viele Frauen machst du am Tag an?<br />
Immer, wenn es sich ergibt - ich bin ja single. Am Anfang<br />
habe ich mehrere Frauen am Tag angemacht, um<br />
die Techniken zu erproben.<br />
Wie hoch ist deine Erfolgsquote bei Frauen?<br />
Unterschiedlich. Gestern habe ich eine beim Public-<br />
Viewing angesprochen. Sie war voll offen, wir haben<br />
uns super verstanden. Aber sie war bisexuell und bereits<br />
an eine Frau vergeben. Manchmal aber kriege<br />
ich von zehn Frauen acht Telefonnummern.<br />
Dein Lieblingsanmachspruch?<br />
Einfach direkt sagen: „Hey, du bist mir aufgefallen.“<br />
„LIEBE CASANOVAS<br />
DA DRAUSSEN, BITTE<br />
IGNORIERT MICH!“<br />
von Melisa Aljović<br />
Der Autor Maximilian Pütz erhält täglich berührende<br />
Nachrichten von Männern, die mit seiner<br />
Hilfe ihre Traumfrau gefunden haben - schon<br />
tausende Herren hat er nach eigenen Angaben<br />
mit seinen Tipps glücklich gemacht. Ich traf<br />
unfreiwillig auf einen von Pützs hartnäckigen<br />
Jüngern, wies ihn ab und schrieb einen Blog<br />
über diese Begegnung. Doch dass Mr. Casanova<br />
höchstpersönlich, Maximilian Pütz, DER<br />
deutsche Dating-Coach, aufgebracht auf meinen<br />
Blog reagiert, hatte ich nicht erwartet. Eine arrogante<br />
Feministin sei ich, grob zusammengefasst.<br />
Ein Herr warnte gleich die gesamte Männerwelt<br />
vor mir: „Liebe Männer, ignoriert diese Dame<br />
mal zwei Party-Nächte, sie wird darum betteln<br />
von so jemanden wie euch angesprochen zu<br />
werden.“ Pütz distanziert sich zwar von solchen<br />
Aussagen, findet aber ich hätte durchaus<br />
freundlicher mit dem jungen Mann umgehen<br />
sollen: „Wenn Frauen schon Prinzessinnen sein<br />
wollen und wir sie ansprechen sollen, dann müssen<br />
sie auch damit rechnen, dass sich manche<br />
ungeschickt anstellen – sie üben ja noch.“<br />
NEIN HEISST NEIN<br />
Jetzt soll ich Typen auch noch loben, die mich<br />
weiter angraben, obwohl ich sie klar abwies? Zu<br />
oft habe ich mitbekommen, wozu manche Männer,<br />
die kein Nein akzeptieren, fähig sind. „Ich<br />
stehe auf die Unnahbarkeitsmasche“, sagten<br />
sie dann. Wenn Frauen „Nein“ sagen, meinen<br />
sie das so. Trotzdem meint Pütz: „Wenn Frauen<br />
sagen, sie hätten einen Freund, wollen sie den<br />
Mann womöglich nur testen, ob er sich weiter<br />
bemüht.“ „Mit einigen, die zuerst meinten, sie<br />
hätten einen Freund, habe ich danach geschlafen“,<br />
ergänzt er. Pütz betont aber, dass es in<br />
seinen Coachings nicht nur ums Rumkriegen,<br />
sondern um ernste Beziehungen gehe - er selbst<br />
sei schon seit über vier Jahren vergeben.<br />
Okay, wahrscheinlich gibt es wirklich schüchterne<br />
Typen, denen die Tipps vom Dating-Coach<br />
weiterhelfen, aber die Kommentare von Pützs<br />
Unterstützern auf meinem Blog klingen mehr<br />
nach Macho als nach Mauerblümchen: „Ihr „armen“,<br />
„ahnungslosen“ Frauen, die ihr auf der<br />
Straße angemacht werdet“, schrieb ein weiterer<br />
Herr sarkastisch. Ein anderer schlussfolgerte:<br />
„Give this girl attention, she needs it desperately“.<br />
Ja, genau - ich brauche Aufmerksamkeit<br />
– so sind wir Frauen eben. Wir tun alles für die<br />
durchdringenden Blicke, erniedrigenden Pfiffe<br />
und plumpen Anmachen der Männer – denn das<br />
ist es, was wir Frauen wollen! Soll ich euch etwas<br />
verraten? Ich habe nie wirklich auf den Zug<br />
gewartet, sondern auf einen Mann, der mich anmacht.<br />
So, jetzt muss ich auch wieder los zum<br />
Bahnhof - hoffentlich spricht mich einer an.<br />
aljovic@dasbiber.at
Wiener Campus:<br />
Lernen und Freizeit<br />
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Lernen und Freizeit. Individuelle Förderung und<br />
Arbeiten in unterschiedlichen Kindergruppen.<br />
Das Wiener Campus-Modell, wo Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik<br />
zusammengefasst werden, macht’s möglich. In den nächsten Jahren wird<br />
Wien elf dieser neuen multifunktionalen, ganztägig und ganzjährig geführten<br />
Bildungseinrichtungen haben. Künftig wird es am „Campus plus“ auch<br />
altersgemischte Bereiche geben, wo Kinder von null bis zehn Jahren den Tag<br />
miteinander verbringen.<br />
Infos zum Wiener Campus: www.schulbau.wien.at
40 RAMBAZAMBA<br />
ZEIG MIR DEINEN KORB!<br />
SONNTAGNACHMITTAG, KURPARK OBERLAA, 27 GRAD. HIER, WO DU DIE WIESE VOR<br />
LAUTER DECKEN NICHT MEHR SIEHST, LEBT DIE KULTUR DES GEPFLEGTEN PICKNICKS.<br />
WAS HAT DAS WIESENKULINARIK-VOLK ZU BIETEN? Von Nour Khelifi und Mafalda Rakoš (Fotos)<br />
CAY IN STRÖMEN<br />
KEIN PICKNICK OHNE SÜSSIGKEITEN<br />
„Die werden uns dann alle in der Schule sehen!“<br />
Glauben wir auch, deswegen brav lächeln!<br />
In der einen Minute laufen sie schreiend herum,<br />
in der anderen sitzen sie brav da. Schlingel!<br />
Hatice und Fadima sind alte Picknick-Profis. Deswegen beantworten<br />
die beiden Mädchen unsere Fragen, während die Mama Tupperware<br />
rausholt, um uns zu zeigen, was noch übriggeblieben ist. Neben<br />
Sarma, Mehlspeisen und Salaten darf der Cay (dt.: Schwarztee) nicht<br />
fehlen. Der wird entweder zuhause vorbereitet oder vor Ort frisch<br />
zubereitet, und zwar „literweise“, erzählen die zwei süßen Türkinnen<br />
lachend. Dazu Cekirdeg (Sonnenblumenkerne) und der Tag im Freien<br />
kann nicht besser sein. „Wollt ihr Teigtaschen kosten?“, fragen sie<br />
uns. Wir sind ganz entzückt und lassen uns die übriggebliebenen<br />
Teigtaschen mit Spinat und Käse auf der Zunge zergehen. Danke,<br />
Mädels. Das nächste Mal bei uns auf der biber-Terrasse!<br />
Emina hat heute ihre Kinder und die der Nachbarn im Kurpark versammelt.<br />
Ihr Geheimnis: Die kleinen, feinen Sandwiches mit Wurst<br />
und Argeta-Pastete. Was sie sonst im Korb versteckt hat? „Naschereien<br />
und Getränke“, schreit das süße Mädchen von hinten. Und<br />
natürlich Obst, damit die Eltern der Kids nichts zu meckern haben.<br />
Kein Grund dazu, wie auch unser Beweisfoto zeigt. „Njam, die Tomate<br />
ist lecker.“
RAMBAZAMBA<br />
41<br />
PICKNICK DER GENERATIONEN<br />
BIG LEBOWSKI UND SEINE BRATSPIESSCHEN<br />
Picknickdecken? Nur für Amateure, Profis nehmen Klappstühle mit!<br />
Diese Familie hier haben wir sofort in unser Herz eingeschlossen.<br />
Wenn sie picknicken, dann RICHTIG. Drei bis vier Familien, an die 25<br />
Personen, ziehen mit ihren Einkaufswagen und Picknickkörben los.<br />
Sevgi packt für uns alles aus, was von der Essens-Orgie übriggeblieben<br />
ist: Erdbeeren, Sesamringe, Nudelsalat. Das Motto: „Unser Essen ist<br />
für alle da!“, worauf Sevgi einen Sesamring auseinanderbricht. „Hier,<br />
essen!“, befiehlt sie uns lachend. Wenn das Wetter es zulässt, dann<br />
picknicken sie jedes Wochenende, verrät mir Habibi Mahmut. Das<br />
nenn ich mal Hardcore-Picknicker! Der jüngste unter ihnen, Mert, ist<br />
gerade mal drei Wochen alt. Was er wohl gegessen hat? „Nur Milch“,<br />
lacht seine Mutter Melek.<br />
So alt ist er doch noch gar nicht, um gefüttert zu werden, oder?<br />
Laut Mama Marlin kommt die Familie gern und oft in den Kurpark<br />
picknicken, allerdings bleiben sie am liebsten unter sich. Aufgetischt<br />
wurden diesmal Rosmarinkartoffeln, Bratspießchen, Cola und Süßigkeiten.<br />
Das Essen hat unser Jeff Bridges-Double Martin heute selbst<br />
zubereitet, ansonsten „macht das meine Frau“, gibt der „Dude“ zu.<br />
Ihm ist es wichtig, dass die Sachen dann auch noch schmecken, wenn<br />
sie kalt werden. Routine oder eine fixen Bestandteil gibt es nicht, je<br />
nachdem, worauf die Familie gerade Lust hat, wird auch dementsprechend<br />
gekocht. Das einzige, was immer gleich bleibt, ist die Picknickdecke.<br />
Moizeit!
42<br />
RAMBAZAMBA<br />
RAMADAN IS.Chuck<br />
Norris, Mundgeruch und Kopfschütteln.<br />
Unsere vier Redakteure fasten im Ramadan und<br />
verraten euch, wie ihr die enthaltsame Zeit ohne<br />
Turbulenzen übersteht. Ramadan Mubarak!<br />
Menerva, die<br />
Quasselstrippe<br />
Schadi, der Mundi<br />
Muhamed, der<br />
Philosoph<br />
Normalerweise bin ich, was Reden<br />
betrifft, ein nicht enden wollender<br />
Wasserfall. All meine Gedanken teile ich<br />
mit meinem Umfeld – und das tagtäglich.<br />
Deswegen fällt es mir so schwer, mich<br />
im Ramadan bewusst auszudrücken. Im<br />
Gegensatz zu gewöhnlichen Tagen strukturiere<br />
ich während des Ramadans meine<br />
Gedanken. Dann werden sie gefiltert<br />
und erst dann verlassen sie in Form von<br />
Wörtern meinen Mund. Leider ertappe<br />
ich mich manchmal beim Fluchen, wenn<br />
etwas nicht so klappt, wie ich es gerne<br />
hätte. Dies versuche ich Jahr für Jahr aufs<br />
Neue zu vermeiden. Bis Sonnenuntergang<br />
wird weder gegessen noch getrunken und<br />
die Gespräche zu Allah werden durch<br />
Gebete intensiver. Besonders schön sind<br />
die täglichen Abendessen, zu denen die<br />
ganze Familie kommt. Zu Ramadan essen<br />
wir nicht nur zusammen, es hat auch<br />
keiner am Tisch Interesse an seinem iPhone.<br />
Alles, was zählt, sind wir – und diese<br />
Abwechslung macht mich glücklich.<br />
Es ist Ramadan! Yeah! Tolles Essen, tolle<br />
TV-Serien und einen Monat lang ist<br />
jeder Muslim in feierlicher Stimmung. Alles<br />
schön und gut. Es gibt aber eine Sache,<br />
die vielen Muslime während des Fastens<br />
beschäftigt. Der Mundgeruch.<br />
Mundgeruch oder in Fachkreisen auch<br />
Mundi genannt, ist im Ramadan der Feind<br />
Nummer 1! Ganze Gesundheitskonferenzen<br />
besprechen Möglichkeiten zur Bekämpfung<br />
dieser alles-wegätzenden Luftsubstanz.<br />
Menschen schämen sich zu reden, weil<br />
sie Angst haben, dass das Gegenüber den<br />
Mundi riecht. Es werden ausgeklügelte<br />
Taktiken entwickelt, wie man diesen umgehen<br />
kann, viele reden einfach gar nicht<br />
mehr. Andere nur mit vorgehaltener Hand.<br />
Andere mit Atemmasken und wieder andere<br />
nur im Beisein ihres Anwalts! Ich habe die<br />
Weltformel zur Bekämpfung von Mundi in<br />
der Fastenzeit gefunden. Nicht mehr Mund<br />
zu, sondern Mund auf! Ab dem Zeitpunkt<br />
wo man aufwacht soll man nur noch reden<br />
und reden und seinen Mund permanent<br />
offen lassen. Der Wind, der in euren Mund<br />
kommt, lüftet und lässt ihn normal und<br />
frisch riechen. Falls ihr also Menschen mit<br />
offenen Mündern in der U-Bahn seht, bitte<br />
ich, euch keine Papierkugeln etc. reinzuwerfen,<br />
auch wenn die Versuchung groß ist.<br />
an trainiert nicht für einen Marathon.<br />
Man läuft ihn einfach“, sagte<br />
„M<br />
der Neuzeit-Philosoph Barney Stinson<br />
(aus der Fernsehserie „How I met your<br />
Mother“) in einem seiner legendären<br />
Monologe. Wenn es ums Ramadan-Fasten<br />
geht, stimme ich mit ihm überein. Ich<br />
reduziere meine Wasser- und Nahrungseinahmen<br />
in den Tagen vor Fastenbeginn<br />
nicht im Geringsten. Wozu auch? Ich<br />
verstehe nicht, warum sich Menschen auf<br />
den Ramadan vorbereiten und manchmal<br />
in den zwei Wochen vor dem heiligen Fastenmonat<br />
halbfasten. Kommt schon! Ehrlich,<br />
das Fasten ist gar nicht so kompliziert.<br />
Schritt 1, man beginnt zu fasten. Schritt 2,<br />
es gibt keinen zweiten Schritt. Menschen,<br />
die sich auf Ramadan vorbereiten, sind<br />
wie die Leute, die vor dem Schwimmen<br />
eine Stunde in der Badewanne verbringen.<br />
Seid mutig wie Chuck Norris und fastet<br />
Ramadan ohne Vorbereitung. Wenn du<br />
ein richtig harter Kerl oder Kerlin sein<br />
möchtest, dann such dir noch ein Hobby<br />
aus, das du während der knapp 30 Tage<br />
aufgibst. Manche verzichten auf Facebook,<br />
andere auf Musik. Ich - als bekennender<br />
TV-Junkie - werde einen Monat lang auf<br />
Fernsehserien verzichten. Chuck Norris<br />
Style, Baby!<br />
Mafalda Rakoš
Nour, die Heilige<br />
I<br />
n meinem nicht-fastenden Freundeskreis ist die Verwunderung um den Monat<br />
Ramadan alljährliches Ritual. Was ihnen gar nicht in den Kopf geht: „Wie kann man<br />
im Sommer fasten? Die Sonne geht doch voll spät unter!“ Richtig erkannt, Sherlock,<br />
die Tage im Sommer sind länger. Das ist der Grund, warum wir entsprechend länger<br />
ohne Essen, Trinken, Kauen und böse Flüche auskommen müssen. Wenn man fastet,<br />
sollte man all seine körperlichen Gelüste im Zaum halten. Das bedeutet nicht nur den<br />
Verzicht auf Sex, sondern auch die Fähigkeit, nicht bei jeder Ungereimtheit gleich<br />
auszuflippen und zu Hulk zu mutieren. Deswegen versuche ich im Ramadan gechillt zu<br />
bleiben. Was ein Witz ist, da ich eine tickende Zeitbombe und auch ein Nervenbündel<br />
bin. Besonders, wenn mein Blutzucker niedrig ist, kommt mein Freundeskreis mit<br />
folgenden Intelligenzfragen: „Ist dir nicht heiß? Du hast sicher Durst, oder? Was ist mit<br />
Eis? Wenigstens Kaugummi darfst<br />
du kauen, oder? Schlägt ein Blitz<br />
auf dich ein, wenn du heimlich was<br />
isst?“<br />
Vor lauter Kopfschütteln habe ich<br />
schon ein Schädelhirn-Trauma.<br />
Bevor mich meine Freunde lynchen<br />
- es gibt auch Lob: Abends checken<br />
sie ihre Handys und Uhren, damit<br />
ich auch pünktlich mein Fasten<br />
brechen kann. Sehr fürsorglich.<br />
RAMADAN: Im Ramadan fasten Muslime<br />
weltweit 29 bzw. 30 Tage. Das<br />
heißt: Von Sonnenaufgang bis<br />
Sonnenuntergang wird weder<br />
gegessen, getrunken oder geraucht.<br />
SUHUR: Die Zeitspanne vor dem<br />
Sonnenaufgang, bei der noch<br />
gespeist werden darf.<br />
IFTAR: Zeitpunkt des Sonnenuntergangs,<br />
wenn wieder gegessen, getrunken<br />
und geraucht werden darf.<br />
BAYRAM: Das dreitägige Zuckerfest ist<br />
der Abschluss des Fastenmonats<br />
Ramadan (28-30.7).<br />
43<br />
RAMBAZAMBA MIT SCHARF 3<br />
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
WIR BERATEN SIE IN<br />
IHRER MUTTERSPRACHE!<br />
WER KRANK IST oder gesundheitliche Unterstützung<br />
braucht, dem hilft es Beratung und Auskunft<br />
in seiner Muttersprache zu erhalten. Die Wiener Apotheken<br />
setzen daher auf verstärkte Sprachenvielfalt. Im<br />
Durchschnitt werden pro Apotheke sechs verschiedene<br />
Sprachen gesprochen. Insgesamt beraten die Apothekenmitarbeiterinnen<br />
und –mitarbeiter ihre Kunden in<br />
47 Sprachen, wie eine aktuelle Erhebung zeigt. Diese<br />
Sprachenvielfalt wird jetzt mit dem Projekt „Gesundheit<br />
spricht viele Sprachen“ in die Auslage gestellt.<br />
Fotos: ALDO, Sanderson<br />
WIENER APOTHEKEN:<br />
47 SPRACHEN<br />
FÜR MEHR GESUNDHEIT<br />
Neues Projekt fördert Integration<br />
und Therapietreue<br />
MUTTERSPRACHE<br />
Ziel des neuen Projekts ist es, durch die Sprache einen<br />
besseren Zugang zu Kunden, die nicht Deutsch als<br />
Muttersprache sprechen, und so auch zu deren Gesundheitsbewusstsein<br />
zu erlangen. „Wir versuchen die<br />
Kunden in ihrer Sprache zu erreichen, um sie damit zu<br />
mehr Therapietreue zu bewegen“, so Mag. pharm. Viktor<br />
Hafner, Vizepräsident der Apothekerkammer Wien.<br />
Ab sofort ist auf einen Blick erkennbar, welche Sprachen<br />
in welcher Apotheke gesprochen werden. Die Apotheken<br />
bringen in den Auslagen Kleber mit Flaggen und<br />
Sprachhinweisen an.<br />
www.apotheker.or.at
44<br />
RAMBAZAMBA<br />
ALLES<br />
AUF<br />
SIEG!<br />
ES FÄNGT GANZ HARMLOS AN: EIN BISSCHEN<br />
SPIELGELD, EINE LEICHT ZU BEDIENENDE INTER-<br />
NETSEITE UND JEDE MENGE MÖGLICHKEITEN, AUF<br />
SPORTEREIGNISSE ZU WETTEN. WIE SCHNELL DA-<br />
RAUS EINE ZEITINTENSIVE BESCHÄFTIGUNG WER-<br />
DEN KANN, ZEIGEN DIE ERFAHRUNGEN UNSERES<br />
REDAKTEURS ALEXANDER KORDS.<br />
biber ist schuld. Schuld daran, dass ich 20 Euro verloren habe. Und<br />
auch daran, dass ich für einige Tage süchtig war. Und das kam so:<br />
Auf der Rückseite des letzten Hefts klebt der Gutschein eines Sportwetten-Anbieters.<br />
Fünf Euro, so der Betrag, den ich auf den Ausgang von<br />
Spielen und Rennen setzen kann. Also schnell Wettkonto anlegen und<br />
loslegen.<br />
Nur ein Mal zuvor, vor zehn Jahren, habe ich Geld auf Sport gesetzt.<br />
Damals musste ich den Wettschein schon Tage vor den Partien in der<br />
Trafik abgeben. Heute, zu Zeiten des allgegenwärtigen Internets, kann<br />
ich sogar während des Spiels meine Tipps platzieren. Und ich bin von<br />
den Möglichkeiten regelrecht überwältigt. Ich kann nicht nur auf Sieg,<br />
Niederlage oder Unentschieden setzen, sondern auch darauf, welches<br />
Team mehr Tore in der ersten Viertelstunde schießt. Oder darauf, welche<br />
Mannschaft als erste drei Eckbälle hat. Oder welche die meisten<br />
gelben Karten bekommt. Vor Spielbeginn kann ich sogar darauf wetten,<br />
welches Team den Anstoß durchführt. Aber in dem Fall kann ich<br />
genauso gut ins Casino gehen und beim Roulette alles auf Rot setzen.<br />
Nein, ich will das Geld durch Expertenwissen mehren.<br />
SYRIANSKA GEGEN VÄRNAMO<br />
Genauso vielfältig wie die Wettoptionen sind auch die Partien, aus<br />
denen ich wählen kann. Mir begegnen Teams und Ligen, von denen<br />
ich noch nie zuvor gehört habe. In der Liga Superettan (die zweite<br />
schwedische Liga, danke Google!) setze ich 2,50 Euro auf einen Sieg<br />
von Syrianska FC gegen IF Värnamo, mit der anderen Hälfte meines<br />
Gutschein-Guthabens unterstütze ich Inter Turku gegen MyPa Kouvola<br />
in der finnischen Veikkausliiga. Beide Wetten gewinne ich – und bin<br />
am Haken.<br />
In den kommenden Tagen habe ich immer die Wettseite im Hintergrund<br />
offen, um die Spielverläufe verfolgen zu können. Selbst in der<br />
Mittagspause starre ich auf den Bildschirm und fixiere zwei durch einen<br />
Doppelpunkt getrennte Zahlen. Dann werde ich übermütig und<br />
setze mein gesamtes Guthaben auf ein einziges Spiel. Ich liege falsch<br />
und verliere meine Kohle. Doch ich habe längst nicht genug, ich will<br />
weitermachen. Ich zahle 20 Euro ein, wäre doch gelacht, wenn ich die<br />
nicht verdoppeln kann.<br />
FÜHLT SICH SO LEICHT AN<br />
Mittlerweile stehe ich sogar nachts auf, um zu schauen, wie ein Damen-<br />
Basketballspiel in den USA ausgegangen ist, auf das ich gesetzt habe.<br />
Und auch sonst erkenne ich eindeutige Zeichen einer Sucht an mir: Ich<br />
bin nervös, wenn ich nicht auf dem Laufenden bin, bin wütend, wenn<br />
„meine“ Mannschaft verliert, und euphorisch, wenn ich ein Ereignis<br />
richtig vorausgesagt habe. Es fühlt sich so leicht an, auf diese Weise<br />
Geld zu verdienen. Zumal ich mir klugerweise immer eine eiserne Reserve<br />
aufspare. Aber schon wieder bin ich mir zu sicher und setze einen<br />
Großteil meines Geldes, immerhin über 30 Euro, auf irgendein Spiel in<br />
Spanien. Als mein Team in Rückstand gerät, werde ich nervös und setze<br />
den Rest meines Guthabens auf den Gegner. Das Spiel endet 1:1, ich<br />
habe nichts mehr. Im Gegensatz zum biber-Herausgeber Simon Kravagna.<br />
Er hat als absolute Fußball-Null mit 5 Euro seine Kohle verachtfacht.<br />
Jetzt kann er mir zumindest mehr Geld für diesen Text zahlen.<br />
Marko Mestrović
KARRIERE<br />
45<br />
Fotos: MVOTAVA/PID, bereitgestellt<br />
KARRIERE<br />
&Kohle<br />
Hochlesen statt<br />
hochschlafen. Von<br />
Marina Delcheva<br />
Meinung:<br />
Herkunft zählt, nicht Leistung!<br />
Eine Studie der Uni Linz zeigt, dass Gülsah und Zoran<br />
seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden<br />
als Anna und Jakob – auch wenn alle österreichische<br />
Staatsbürger sind und Ausbildung und Berufserfahrung<br />
ident sind. Forscher haben dabei über 2.000 Fake-Bewerbungen<br />
an österreichische Unternehmen ausgesandt<br />
und dabei lediglich Name und Foto variiert. Das Ergebnis:<br />
Bewerber mit ausländisch klingenden Namen hatten<br />
eine um 25 bis 30 Prozent geringere Chance zu einem<br />
Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Die Studie<br />
zeigt, dass die Integrationsbemühungen, die in den<br />
letzten Jahren auf politischer Eben durchgesetzt werden,<br />
nicht beim gemeinen Bürger bzw. beim Arbeitgeber angekommen<br />
sind. Eine andere Studie der Arbeiterkammer<br />
zeigt auch, dass ausländische Bildungsabschlüsse, trotz<br />
der mittlerweile einfacheren Nostrifizierung, am Arbeitsmarkt<br />
noch immer weniger Wert sind. Und das ist das<br />
schlechteste Signal, das man Menschen, die zufällig woanders<br />
geboren wurden, senden kann. Der eigene Name<br />
zählt also mindestens so viel wie Ausbildung und Fähigkeiten.<br />
Wozu dann die Liebesmühe? Alle Integrationsbemühungen<br />
und Zugeständnisse sind nämlich umsonst,<br />
wenn sie nicht zum beruflichen Erfolg führen. Denn es<br />
ist wahnsinnig frustrierend für Menschen, nicht für ihre<br />
Mühen belohnt zu werden und ständig beweisen zu müssen,<br />
dass man „eh zu den guten Ausländern gehört“.<br />
delcheva@das biber.at<br />
Ganz schön erfolgreich<br />
Ercan Nik Nafs ist seit<br />
Juni neuer Kinder- und<br />
Jugendanwalt in Wien.<br />
Der studierte Politikwissenschaftler<br />
arbeitete jahrelang<br />
als Jugendbetreuer<br />
und leitete die Jugendeinrichtung<br />
„Back on Stage<br />
10“ in Favoriten.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
18,6%<br />
3 Fragen an Johann Sollgruber<br />
Leiter der Vertretung der Europäischen<br />
Kommission in Österreich<br />
Warum braucht es einen Sitz der<br />
Europäischen Kommission in Österreich?<br />
Wir sind der Link zwischen Wien<br />
und Brüssel. Die Vertretung der<br />
Kommission ist notwendig, um<br />
Vorhaben und Initiativen der EU<br />
dem österreichischen<br />
Publikum verständlicher<br />
zu machen.<br />
Wie kommt man zu<br />
einem Job in der EU?<br />
Was sollte man mitbringen?<br />
Das Interesse an<br />
Sprachen und Reisen<br />
ist wichtig. Ich habe<br />
Jus und BWL studiert,<br />
Damit kann man Geld verdienen?<br />
Das Pizza Mobile tourt als mobiler Steinofen durch<br />
Wien und die Bundesländer und verkauft frische<br />
Pizza auf Rädern. Die Unternehmer Omar Shoukry<br />
und Thomas Kuhn haben zwei alte Lastwägen zu<br />
einer Pizzaküche umgebaut.<br />
der migrantischen Unternehmer in<br />
Wien stammen aus der Slowakei.<br />
Das ist die größte migrantische<br />
Unternehmergruppe.<br />
Italienisch, Französisch und Englisch<br />
gelernt und mich sehr früh<br />
schon mit europäischer Integration<br />
beschäftigt, in meinem Studium vor<br />
allem mit internationalem Handel.<br />
Was sind die Ziele der Europäischen<br />
Kommission in Österreich?<br />
Neue Menschen für Europa zu<br />
begeistern und den Dialog mit<br />
MigrantInnen, aber<br />
auch Lehrlingen<br />
über die sozialen<br />
Medien verstärken.<br />
Die duale Lehrlingsausbildung<br />
ist ein<br />
Vorbild. Ähnliche<br />
Modelle könnten<br />
helfen, die Jugendarbeitslosigkeit<br />
in Süd-europa zu<br />
bekämpfen.
46 KARRIERE<br />
KARRIERE NEWS<br />
HOL’ DIR DEN ZWEITAUSENDER!<br />
Ab 1. Juli können alle beschäftigten Menschen in Wien<br />
bis zu 2.000 Euro für ihre berufliche Weiterbildung beantragen.<br />
Voraussetzung: Du darfst nicht mehr als 1.800<br />
Euro netto verdienen. Das heißt, egal, ob du einen Personalverrechnungskurs,<br />
eine Zusatzausbildung als Fitnesstrainierin<br />
oder ein Einführung in Social-Media brauchst<br />
– Check dir die Kohle und los geht’s, „denn berufliche<br />
Aus- und Weiterbildung sind eine Versicherung gegen<br />
Arbeitslosigkeit und die Voraussetzung für bessere Berufsperspektiven.“,<br />
so Wirtschaftstadträtin Renate Brauner.<br />
Mehr Info auf www.waff.at<br />
ERSTE TÜRKISCH- UND<br />
BKS-ABSOLVENTEN AM BFI<br />
Auf Türkisch kann man in Österreich noch nicht maturieren.<br />
Das bfi bietet allerdings BKS- und Türkisch-<br />
Kurse auf Maturaniveau an. Die ersten 18 Teilnehmer<br />
haben diese im Juni abgeschlossen. „Ich möchte den Absolventinnen<br />
und Absolventen herzlich zu dieser hervorragenden<br />
Leistung gratulieren“, sagt Valerie Höllinger,<br />
Geschäftsführerin des BFI Wien.<br />
ISO 29990 certified<br />
Englisch für Ihren Erfolg<br />
www.cambridge.at<br />
Terminvereinbarung zur<br />
kostenlosen Einstufung: 01/5956111<br />
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THE CAMBRIDGE INSTITUTE<br />
E n g l i s h f o r L i f e<br />
Gut ausgebildet und schlecht bezahlt: Migrantische Unternehmer<br />
verdienen wesentlich weniger als österreichische.<br />
TOP AUSGEBILDET,<br />
ABER NIEDRIGES EINKOMMEN<br />
Jeder dritte Wiener Selbstständige wurde nicht in<br />
Österreich geboren, zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie<br />
der Arbeiterkammer (AK) Wien. 44 Prozent der migrantischen<br />
Unternehmer stammen aus den neuen EU-Staaten, 16 Prozent<br />
aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und Albanien<br />
und jeder zehnte Selbstständige ist Türke. Die Studie zeigt<br />
auch, dass migrantische Selbstständige überdurchschnittlich gut<br />
ausgebildet sind – mehr als ein Drittel hat einen Uni-Abschluss.<br />
Das schlägt sich allerdings nicht im Einkommen nieder – fast die<br />
Hälfte der in der Studie befragten Unternehmer gab an, weniger<br />
als 1.000 Euro netto monatlich zu verdienen. Viele Unternehmer<br />
hätten zudem ihre im Ausland erworbenen Bildungsabschlüsse<br />
hier nostrifiziert, aber das würde am Arbeitsmarkt noch nicht<br />
so angenommen. Viele würden deshalb in die Selbstständigkeit<br />
gehen, weil es trotz Nostrifizierung schwierig sei, entsprechend<br />
seiner Qualifikation einen Job zu finden, schlussfolgert<br />
AK-Präsident Rudi Kaske. Außerdem liegt die Wertschöpfung<br />
von migrantischen Betrieben mit 33.000 Euro pro Betrieb weit<br />
unter jener von österreichischen Firmen, die vier Mal höher ist.<br />
Das liege aber daran, dass zwei Drittel der Betriebe Klein- und<br />
Kleinstunternehmen sind. Während türkische Unternehmer<br />
und jene aus den neuen EU-Staaten vorwiegend im Handel tätig<br />
sind, arbeiten Unternehmer aus Ex-Jugoslawien vor allem als<br />
Freiberufler.<br />
Fotos: Christoph Liebentritt, VWFI/Magdalena Possert, David Bohmann, Caro / picturedesk.com
KARRIERE<br />
47<br />
Türkische<br />
Unternehmer dürfen<br />
bei WK-Wahl antreten<br />
Künftig dürfen auch Unternehmer<br />
mit türkischer Staatsbürgerschaft zu<br />
Wahlen der Wirtschaftskammer antreten.<br />
Neben Österreichern und EU-Bürgern<br />
dürfen auch Unternehmer aus Serbien, der<br />
Schweiz, Albanien, Montenegro, Mazedonien<br />
und Chile zur WK-Wahl antreten.<br />
Derzeit haben 33 Prozent der Wiener<br />
Unternehmer keine österreichische<br />
Staatsbürgerschaft und stammen<br />
aus 120 Ländern.<br />
Marianna Risetto und Paula Gomez-Mara Lopez<br />
MENTORING FÜR MIGRANTEN<br />
Im Rahmen eines Mentorings der<br />
Wirtschaftskammer Österreich helfen<br />
Mentoren Migranten beim Job-Einstieg.<br />
Von Frederika Ferkova<br />
Marianna Risetto verließ Argentinien vor fast zwei<br />
Jahren, um nach Wien zu kommen. Sie absolvierte als<br />
studierte Juristin ein paar Praktika, jedoch fehlten ihr<br />
Kontakte und das nötige Wissen über die Arbeitswelt,<br />
um in Österreich einen guten Job zu finden. Durch einen<br />
Bekannten erfuhr sie vom Mentoring-Projekt. Ein<br />
Gespräch später wurde sie mit ihrer Mentorin, Paula<br />
Gomez-Mora Lopez, bekannt gemacht. Ein halbes<br />
Jahr trafen die beiden einander in Kaffeehäusern und<br />
auf Skype, um Marianna auf Bewerbungsgespräche<br />
vorzubereiten, sie mit potenziellen Arbeitgebern bekannt<br />
zu machen oder beim Lebenslauf schreiben zu<br />
helfen. „Das Programm verspricht keinen Job, auf die<br />
Suche musste ich selbst. Die Infos und Hilfe, die ich<br />
von Paula bekam, haben mich dabei aber sehr unterstützt“,<br />
sagt Marianna. Heute ist sie im Vertrieb einer<br />
Firma angestellt und trifft weiterhin Paula. Aus ihnen<br />
sind gute Freundinnen geworden.<br />
„Ich mag es, wie Mentees vom Programm gestärkt<br />
werden. Es wird ihnen gezeigt, dass es keine Schwäche<br />
ist, Ausländer zu sein, sondern eine Stärke“, erzählt<br />
Paula, die selbst einmal Mentee war. Heute ist sie ehrenamtliche<br />
Mentorin. Fünf Stunden im Monat wird<br />
sie auch dieses Jahr ihrem Mentee widmen, ein halbes<br />
Jahr lang. „Das ist einfach ein schönes und vor allem<br />
sehr hilfreiches Konzept - für Mentoren sowie auch für<br />
Mentees“, sagt Paula.<br />
WIEN ALS<br />
„SOCIAL CITY“<br />
„Die Plattform wurde entwickelt, um Ideen und Innovationen<br />
zu realisieren – entweder durch das nötige Know-how<br />
oder durch entscheidende Kontakte“, sagt SPÖ–Gemeinderätin<br />
Tanja Wehsely. Aktuell entwickelt das Projekt „Social<br />
City Wien“ (SCW) gemeinsam mit dem Unternehmensgründungsprogramm<br />
des Arbeitsmarktservice (AMS) und dem<br />
„Impact Hub Wien“ ein Gründungsprogramm für Social<br />
Business und Entrepreneurship in Wien. Dabei werden Startups<br />
in den Phasen ihrer Unternehmungsgründung begleitet<br />
und unterstützt. Die Kosten für die Unternehmensberatung<br />
und die Weiterqualifizierung trägt das AMS. Durch den<br />
großen Pool an Experten, Partnern und Unterstützern will<br />
die SCW vorhandenes Wissen und Erfahrung vernetzen<br />
und somit nachhaltige Projekte garantieren. Wenn du mehr<br />
darüber erfahren möchtest, klicke auf www.socialcity.at.<br />
Jetzt gratis<br />
LESETRAINING<br />
am WIFI Wien<br />
buchen.<br />
www.wifiwien.at/lesen<br />
Tel. 01 476 77-5555
48 KARRIERE<br />
2.000 EURO FÜR MUTIGE PROJEKTE<br />
Bewirb dich selbst oder nominiere eine andere Person für den Preis „Wiener Mut“.<br />
TIPPS<br />
Ausschreibung<br />
Die Preisverleiher von v.l.n.r.: Meri Disoski (VWFI-Geschäftsführerin, „Wiener Mut“-Jurysprecherin),<br />
Georg Kraft-Kinz (VWFI-Obmann), Franz Wohlfahrt (Generaldirektor Novomatic AG),<br />
Brigitte Wolf (Direktorin ORF Landesstudio Wien), Ali Rahimi (stv. VWFI-Obmann), Paulus<br />
Stuller (Vizepräsident Wirtschaftskammer Wien) und Elisabeth Vogel (ORF-Journalistin,<br />
„Wiener Mut“-Jurysprecherin).<br />
Unter dem Motto „Vielfalt findet Stadt“ werden<br />
dieses Jahr mutige Wiener und Wienerinnen<br />
für ihr Tun und Engagement in der<br />
Stadt ausgezeichnet. Der Verein „Wirtschaft<br />
für Integration“ und der ORF-Wien initiieren<br />
den Preis „Wiener Mut“ und laden zur<br />
Bewerbung ein – in den Kategorien Wirtschaft,<br />
Küche & Kulinarik, Sport, Bühne,<br />
Wissenschaft und Bildung. Wer in einer der<br />
Kategorien gewinnt, wird bei einer feierlichen<br />
Preisverleihung am 21. Oktober 20<strong>14</strong><br />
ausgezeichnet, erhält 2000€ Preisgeld, sowie<br />
eine weitere professionelle Begleitung in seinem<br />
Bereich. Der ORF stellt alle Sieger im<br />
Portrait vor.<br />
Bewerben soll und darf sich jeder, ob mit<br />
oder ohne internationalem Background.<br />
Oder man nominiert seine Schwester, seinen<br />
besten Freund oder den Friseur von nebenan.<br />
Bewerbungen und Nominierungen<br />
sind ab sofort bis 21. September 20<strong>14</strong> unter<br />
www.wienermut.at möglich!<br />
Fotos: VWFI/Magdalena Possert
Annerkennung erleichtern<br />
Qualifikationen nutzen!<br />
MigrantInnen sind oft sehr gut ausgebildet.<br />
Die berufliche Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen<br />
Qualifikationen ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für eine ausbildungs- und leistungsgerechte<br />
Teilnahme am Erwerbsleben.<br />
Neue zentrale Anlaufstellen bieten MigrantInnen<br />
mehrsprachige Information und eine umfassende<br />
Beratung an und unterstützen sie im Verfahren zur<br />
Anerkennung ihrer Qualifikationen.<br />
Die Anlaufstellen begleiten kostenlos bei allen notwendigen<br />
Schritten des Anerkennungsverfahrens.<br />
Die Adressen der Beratungszentren in ganz Österreich<br />
und umfassende Informationen zur Berufsanerkennung<br />
finden Sie im Internet:<br />
www.berufsanerkennung.at
Das neue Pensionskonto<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
IHRE KONTOERSTGUTSCHRIFT KOMMT MIT DER POST!<br />
Es geht los!<br />
Jetzt beginnt die Zusendung von täglich ca. 30.000 Kontoerstgutschriften. Damit bekommen Sie Ihre erste persönliche Information über<br />
den aktuellen Stand Ihres Pensionskontos. Die Kontomitteilung wird ab sofort bis Ende des Jahres an alle Versicherten, die 1955 oder<br />
danach geboren wurden, verschickt; beginnend mit Jahrgang 1955. Für alle bis 1954 Geborenen ändert sich in der Pensionsberechnung<br />
nichts – deshalb ist auch keine Zusendung erforderlich. All jene, die nach 2005 ins Berufsleben eingestiegen sind, bekommen voraussichtlich<br />
erst zu Jahreswechsel eine Mitteilung über Ihre Ansprüche.<br />
DAS NEUE PENSIONSKONTO<br />
Das Pensionskonto ist keine Reform, sondern lediglich eine andere, nämlich vereinfachte Berechnung der Pension und eine andere<br />
Darstellungsform. Damit wird die Pensionsberechnung verständlich und transparent.<br />
Das neue Pensionskonto Juni 20<strong>14</strong><br />
Sehr geehrte/r Herr/Frau!<br />
Die österreichische Pensionsversicherung führt für alle Versicherten, die ab 1. Jänner 1955 geboren sind,<br />
ein Pensionskonto. Damit wird die Pensionsberechnung verständlich und transparent.<br />
Die Kontoerstgutschrift stellt Ihr bisheriges Pensionsguthaben dar. Dabei sind alle von Ihnen bis<br />
31. Dezember 2013 erworbenen und von uns registrierten Versicherungszeiten berücksichtigt.<br />
Zum 1. Jänner 20<strong>14</strong> wurde auf Ihr Pensionskonto Ihre Kontoerstgutschrift verbucht. Der folgende Betrag<br />
ist ein Bruttowert. Krankenversicherungsbeiträge und Steuern sind davon noch nicht abgezogen.<br />
Wenn Sie bis zum Regelpensionsalter* keine weiteren<br />
Pensionszeiten mehr erwerben, würden Sie als<br />
Bruttopension <strong>14</strong> × jährlich diesen Betrag erhalten:<br />
Ihre Kontoerstgutschrift zum 1. Jänner 20<strong>14</strong> beträgt:<br />
€ 2.000,--<br />
€ 28.000,--<br />
So lesen Sie Ihre Kontoerstgutschrift!<br />
Ihre bisher erworbene monatliche Bruttopension. Dies wäre<br />
der Betrag, wenn Sie keine weiteren Pensionszeiten mehr<br />
erwerben. Ab 20<strong>14</strong> werden jährlich die neu erworbenen<br />
Ansprüche dazugerechnet.<br />
Mit Ihrer Kontoerstgutschrift ist Ihr Pensionskonto am aktuellen Stand.<br />
Mit dem Pensionskontorechner können Sie die weitere Entwicklung<br />
Ihres Pensionskontos und Ihre künftige Pension berechnen.<br />
Diesen finden Sie unter www.pensionskontorechner.at.<br />
WEITER ARBEITEN LOHNT SICH<br />
Je später der Pensionsantritt, desto höher die Pension.<br />
Wer vor dem Regelpensionsalter in Pension geht, den erwarten Abschläge.<br />
Später in Pension zu gehen lohnt sich dagegen auf jeden Fall: Jedes<br />
Monat länger im Erwerbsleben erhöht die Pension.<br />
€ 2.500,--<br />
€ 2.000,--<br />
€ 1.500,--<br />
WEITERE AUSKÜNFTE<br />
www.neuespensionskonto.at<br />
Nach Erhalt der Kontoerstgutschrift können Sie Ihr Konto<br />
online unter www.pension.gv.at mit<br />
Handysignatur oder Bürgerkarte einsehen.<br />
€ 1.000,--<br />
62 J. 63 J. 64 J. 65 J.<br />
Alter Bruttopension Zuwachs<br />
62 Jahre € 1.560,--<br />
63 Jahre € 1.694,-- + 8,6 %<br />
64 Jahre € 1.833,-- + 17,5 %<br />
65 Jahre € 1.978,-- + 26,8 %<br />
BITTE UM VERSTÄNDNIS<br />
In den kommenden Monaten werden wir insgesamt 3,6 Mio. Schreiben in ganz Österreich versenden. Bei dieser Menge kann es leider<br />
auch zu fehlerhaften Zusendungen kommen, etwa wenn sich Wohnadressen oder Personenstände geändert haben. Falls ein Schreiben<br />
falsch zugestellt wird, bitten wir um Verständnis und eine formlose Rücksendung. Wir korrigieren dann die Daten und stellen die Kontoerstgutschrift<br />
erneut aus. Das Pensionskonto bleibt davon unbeeinflusst und voll funktionsfähig.
KARRIERE<br />
51<br />
„LIEBER EIN PAAR<br />
KUGELN EIS WENIGER“<br />
Kaufst du nur oder sparst du schon? Ali Eralp, Vorstand von FINUM.Private.Finance über<br />
unnötigen Konsum, teure iPhones und die wahren Prioritäten bei der Finanzplanung.<br />
Von Dudu Gencel<br />
Ali Eralp plädiert für fi nanzielle<br />
Unabhängigkeit – auf Kosten von<br />
einigen Jeans weniger im Schrank.<br />
Wird deine Pension nur 800 Euro betragen?<br />
Oder doch 1800 Euro? Antworten auf diese<br />
Fragen kommen derzeit von der Pensionsversicherung.<br />
Diese informiert in den kommenden<br />
Monaten auch biber-Leser darüber, mit welcher<br />
Pension sie rechnen können. Gerade bei jungen<br />
Menschen wird die ausgewiesene Summe sehr<br />
bescheiden ausfallen. In Panik muss deshalb niemand<br />
ausbrechen, sagt Ali Eralp, Vorstand des<br />
Finanzplanungsunternehmens FINUM.Private.<br />
Finance.<br />
biber: Herr Eralp, auch viele biber-Leser werden darüber<br />
informiert, wie viel Pension sie erwartet. Das<br />
wird wohl ein Schock werden.<br />
Eralp: biber wird überwiegend von jüngeren<br />
Menschen gelesen, daher können die bisher erworbenen<br />
Pensionsansprüche nicht sehr hoch<br />
sein. Es wird also für viele eine böse Überraschung<br />
sein. Aber: Je früher man anfängt, sich<br />
über seine Altersvorsorge Gedanken zu machen,<br />
umso besser.<br />
Fotos: MVOTAVA/PID<br />
biber: Also schnell in die nächste Bank und eine Pensionsvorsorge<br />
abschließen?<br />
Eralp: Genau das würde ich nicht empfehlen.<br />
Viele Banken oder Versicherungen verkaufen<br />
Produkte, bei denen 20 Euro pro Monat eingezahlt<br />
werden. Das ist nett. Aber ob das am Ende<br />
reichen wird? Das bezweifle ich sehr. Da werden<br />
viele sehr arm sein. Vor allem aber fehlt eine<br />
Sparstrategie.<br />
biber: Gut, aber gerade junge Menschen können nicht<br />
hunderte Euro zur Seite legen.<br />
Eralp: Viele Leute geben hohe Summen für Konsumgüter<br />
aus, kaufen sich wöchentlich eine neue<br />
Jeans und müssen immer das neueste iPhone<br />
haben. Da spielt Geld interessanterweise keine<br />
Rolle.<br />
biber: Ist sparen wirklich so wichtig?<br />
Eralp: Es geht nicht ums Sparen. Es geht darum,<br />
wie finanziell unabhängig jeder von uns sein will.<br />
Wenn ich einen Rat geben darf: Zuerst sollte sich<br />
jeder einmal gegen eine Berufsunfähigkeit absichern.<br />
Lieber ein paar Kugeln Eis pro Monat weniger<br />
essen, als das Risiko durch einen Unfall oder<br />
einer Erkrankung in völlige Armut abzurutschen.<br />
Auch auf einen Notgroschen in der Höhe einiger<br />
Monatsgehälter sollte niemand verzichten, um<br />
kurzfristig Geld zu haben, wenn man es braucht.<br />
Dann kann man anfangen über Einkommensaufbau,<br />
Vermögensverwaltung und die Pension<br />
nachzudenken. Welchen finanziellen Spielraum<br />
habe ich? Auf wie viel Konsum kann ich verzichten?<br />
Und generell: Wie wirtschaftlich unabhängig<br />
und zahlungsfähig möchte ich sein?<br />
Zur Person:<br />
Ali Eralp leitet FINUM.<br />
Private.Finance, ein<br />
Finanzplanungsunternehmen.<br />
Der 47-Jährige<br />
absolvierte das österreichische<br />
St. Georgs Kolleg<br />
in Istanbul, studierte im<br />
Anschluss an der WU in<br />
Wien und arbeitet seit<br />
19 Jahren im Finanzdienstleistungsbereich.
52 TECHNIK<br />
Abhörsicheres Handy<br />
Silent Circle, ein auf sichere Kommunikation spezialisiertes<br />
Unternehmen, bringt ein angeblich abhörsicheres<br />
Handy auf den Markt, das selbst der NSA<br />
standhalten soll. Das „Blackphone“ getaufte Gerät ist<br />
voll verschlüsselt und ermöglicht sicheres Surfen und<br />
Telefonieren. Kostenpunkt 629 Dollar.<br />
TECHNIK<br />
&Mobil<br />
Alt+F4 und der<br />
Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
ZAHL DES MONATS<br />
35 Jahre<br />
hat der Walkman nun auf<br />
dem Buckel. Mit ihm begann<br />
die tragbare Musikrevolution.<br />
Meinung:<br />
Achtung, fertig, track!<br />
Jahrzehntelang waren Nerds das Gespött der fitnessbegeisterten<br />
Menschen. „Die interessieren sich doch nur für<br />
ihre Mikrochips und nicht für Muckis“, hieß es. Mit der<br />
Welle an Fitness-Gadgets und Apps, die unter anderem<br />
von Apple (Healthbook), Samsung (Gear Live) und Google<br />
(Google Fit) vorgestellt und angekündigt worden sind,<br />
werden jetzt diese Sportler zu Nerds – jede Aktivität muss<br />
aufgezeichnet, analysiert und geshared werden. Und die<br />
Nerds kommen auch hinter den Monitoren hervor, weil sie<br />
die Gadgets ja irgendwie ausprobieren müssen – am besten<br />
beim Workout. So kommen Menschen aus zwei Gruppen<br />
zusammen, die eigentlich wenig gemeinsam haben – da<br />
soll noch einer sagen, Technik trenne die Menschen und<br />
lasse sie sozial verkümmern! bezeczky@dasbiber.at<br />
BlackBerry Passport<br />
John Chen, Chef von Blackberry<br />
(BB), hat für 2015<br />
drei neue Modelle angekündigt.<br />
Das spannendste<br />
ist dabei sicherlich das<br />
Blackberry Passport:<br />
ein fast quadratisches<br />
Smartphone mit einer<br />
echten Tastatur. Das Gerät<br />
ist ein Mittelding zwischen<br />
Tablet, Handy und Laptop<br />
und könnte durchaus<br />
eine ungenutzte Nische<br />
besetzen.<br />
OO0ldschool<br />
Google I/O<br />
Viel zu sehen gabs auf der<br />
heurigen Entwicklerkonferenz<br />
von Google. Eine neue Android<br />
Version (Android L getauft)<br />
wurde vorgestellt (verbesserte<br />
Benachrichtigungen und neues<br />
Design), Android Wear (werkelt<br />
in den Smartwatches von LG,<br />
Samsung und Motorola), Android<br />
TV mit Unterstützung für Spiele<br />
(Google möchte in Konkurrenz<br />
zu Sony, Microsoft und Nintendo<br />
treten) und Android Auto (Apps<br />
bedienbar über das Lenkrad und<br />
LCD ). Gefehlt haben nur Google<br />
Glass und Produkte aus der<br />
frisch gekauften Roboterschmiede<br />
Boston Dynamics.<br />
3 Fragen an Karin<br />
Kosina, Computerspezialistin<br />
und Attachée der<br />
Österreichischen<br />
Botschaft in der<br />
Islamischen Republik<br />
Iran.Welches<br />
Handy verwenden<br />
Sie?<br />
iPhone 5 – und<br />
ein Nokia 7500 Prism (manchmal sind<br />
Smartphones zu smart!)<br />
Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr<br />
Handy geladen und warum?<br />
oPenGP – damit ich auch mobil verschlüsselte<br />
Emails lesen und senden<br />
kann<br />
Welches Gadget haben Sie gekauft aber<br />
nie verwendet?<br />
Mikrocomputer „Raspberry Pi“<br />
Fotos: watchdogs, Sony, Blackberry, bereitgestellt
COMPUTER KNACKEN<br />
DURCH HACKEN<br />
TECHNIK<br />
53<br />
Das Chicago der nahen Zukunft ist<br />
digital. CtOS, ein mächtiges Computernetzwerk,<br />
steuert das ganze<br />
Leben der Stadt. Hacker Aiden<br />
Pearce nimmt als Ein-Mann-Armee<br />
den Kampf gegen das Verbrechen<br />
auf. Der Action-Kracher „Watch_<br />
Dogs“ von Ubisoft im Review.<br />
LEBENDIGE WELT<br />
Die offene Welt von Watch_Dogs ist glaubwürdig.<br />
Nichtspieler-Charaktere gehen ihrem<br />
digitalen Alltag nach, sie machen Selfies vor<br />
Sehenswürdigkeiten oder knutschen in dunklen<br />
Ecken. Der Spieler treibt mit den Hauptmissionen<br />
die Story weiter oder kann mit<br />
Nebenaufträgen Erfahrungspunkte sammeln.<br />
So werden Fertigkeiten erlernt, die Aidens Arsenal<br />
vergrößern: Durch „Fokus“ – wie in<br />
Max Payne – läuft die Zeit langsamer ab,<br />
mit dem Skill „Überladen von Transformatoren“<br />
werden gleich mehrere Gegner<br />
auf einmal erledigt. Durch das Einklinken<br />
in Überwachungskameras können wir<br />
Feinde ablenken, verhindern dass sie<br />
Verstärkung rufen oder ihre Granaten<br />
fernzünden.<br />
SMARTE KI<br />
Das Gameplay ist unterhaltsam, allerdings<br />
ist die Fahrdynamik leider etwas schwammig<br />
geworden. Die Gegner sind smart:<br />
gehen wir in Deckung, werfen sie mit<br />
Granaten und versuchen uns in die Zange<br />
zu nehmen. Das Auto-Speichersystem<br />
ist nützlich, sorgt aber bei Schleichmissionen<br />
manchmal für Frust. Grafisch zieht<br />
Watch_Dogs alle Register: spektakuläre<br />
Explosionen zerreißen Fahrzeuge und<br />
die Umgebung und auch die Charaktere<br />
sehen fotorealistisch aus. Watch_Dogs<br />
bricht die Dominanz der GTA-Serie und<br />
bringt durch das Hacken taktische Elemente<br />
wie in „Splinter Cell“ ins Spiel.<br />
www.wgkk.at<br />
Du wirst im Urlaub krank? Keine Panik!<br />
Mit der blauen Seite deiner e-card bist du in den meisten<br />
europäischen Ländern krankenversichert.<br />
Aber Achtung, für einige Staaten Europas gilt die<br />
e-card nicht! Dazu gehören: die Türkei,<br />
Montenegro und Bosnien-Herzegowina.<br />
Wenn du in eines dieser Länder reist, brauchst du<br />
einen Auslandsbetreuungsschein.<br />
Nähere Informationen unter www.wgkk.at <br />
Leistungen Versicherungsschutz <br />
Auslandsbetreuungsschein
54 LIFESTYLE<br />
LIFE &<br />
AntiaStyle<br />
Shoppen senkt den<br />
Blutdruck.<br />
Von Delna<br />
Gesund!!!!<br />
Ayurveda Tipp<br />
MEHR MELONE<br />
Meine Leber ist ja ein Sensibelchen.<br />
Wer wie ich also ein<br />
bisschen Schadensbegrenzung<br />
hinsichtlich der Afterwork-Spritzer<br />
und den Caipirinhas im Urlaub<br />
betreiben will, dem sei geraten zur<br />
Wassermelone zu greifen. Ihr Wassergehalt<br />
und ihr roter Farbstoff<br />
machen sie zur Entgiftungsbombe.<br />
Dreimal vorm Essen ein großes<br />
Stück verschlingen und damit<br />
Galle, Leber und Nieren reinigen.<br />
3 FRAGEN AN<br />
Sibel Sibi,<br />
Wimpernstylistin<br />
in Wien.<br />
Eis-Tipp<br />
LECKAAA<br />
Einmal eine Badewanne<br />
voll Piccini, bitte!<br />
Amarettini-Geschmack<br />
wohl gemerkt. Ist Italien-<br />
Gaumenschmaus pur.<br />
DieEissorten der Wiener<br />
Naschmarkt-Legende<br />
„Piccini“ gibt es jetzt<br />
nämlich beim Spar um<br />
die Ecke.<br />
MEINUNG<br />
She can do better!<br />
Amal Alamuddin ist die Frau meines kleinen Ichs meiner<br />
Träume. Orientalische Schönheit, britische Top-Anwältin,<br />
eine Frau, die mirnichtsdirnichts George Clooneys Ring am<br />
Finger hat und dabei das Gefühl hinterlässt, dass er sich glücklich<br />
schätzen kann – nicht umgekehrt. „She can do better“,<br />
befand immerhin ihre Mutter, die sich einen Schwiegersohn<br />
aus der muslimischen „Druze“-Gemeinschaft gewünscht<br />
hätte, nicht so einen „Clooney“. Für George ist Amal<br />
ein neues Kaliber: Weder Unterwäschenmodel, noch<br />
Stripperin oder sexy Moderatorin. Amal kommt aus<br />
einflussreichem libanesischem Haus und ist Menschenrechtsanwältin<br />
in London. Sie wurde von<br />
Kofi Annan als Beraterin engagiert und hat<br />
Julia Timoschenko und Julien Assange vertreten.<br />
Daher hat die 37-Jährige normalerweise<br />
keine Zeit sich zum Business-Meeting<br />
in Sachen „Hollywood engagiert sich für<br />
die Welt“ zu treffen. George wurde zweimal<br />
abgeblitzt, erst beim dritten Mal sagte<br />
sie zu. Dass ein Mann, der buchstäblich<br />
jede Frau haben kann – inkl. drei biber-<br />
Redakteurinnen – nicht wie Fußballstars<br />
oder Kollege di Caprio zum immer<br />
gleich-perfekten Supermodel im<br />
Giselle Bündchen-Format greift, zeigt,<br />
dass die Welt noch nicht verloren ist.<br />
Also Amal, bist du sicher, dass du<br />
George Clooney und nicht besser<br />
Ryan Gosling heiraten willst?<br />
antia@dasbiber.at<br />
Modetipp<br />
FÜR WÖLFINNEN<br />
Durch Stadt und Steppe in<br />
„Shades of grey“, Cut-Out und<br />
Leder streunen. Das lässige<br />
Wiener Jung-Label YLVA liebt<br />
Wölfe. Pro verkauftem Teil<br />
wird 1€ an das Wolf Science<br />
Center in Niederösterreich<br />
gespendet. Nicht umsonst<br />
heißt der nordische Name<br />
YLVA übersetzt „Wölfin“.<br />
Kleid: 89,90 EUR, Bandeau:<br />
21,90 EUR, Armband: 26,90<br />
EUR, Kette: 24,90 EUR.<br />
Erhältlich im Online-Shop:<br />
www.ylva.cc<br />
Wow-Frau<br />
Amal<br />
Wie verschönerst<br />
du Wimpern?<br />
Ich verlängere<br />
oder verdichte Wimpern, indem ich<br />
auf die Naturwimper, 1 Millimeter<br />
weg von der Haut, eine synthetische<br />
oder Seidenwimper aufklebe. Über<br />
Form, Farbe oder Länge kann die<br />
Kundin entscheiden. Lila ist heuer<br />
sehr gefragt.<br />
Wie lang werden die Wimpern?<br />
Es kommt darauf an, was die eigene<br />
Wimper an Gewicht aushält. Um<br />
das Doppelte der eigenen Länge ist<br />
möglich, aber mehr meist nicht. Weil<br />
die eigenen Wimpern nicht in ihrem<br />
Wachstum gestört werden, muss man<br />
nach 3-5 Wochen zum „Refill“. Pro<br />
Auge klebe ich 80-100 Wimpern.<br />
Warum ist das Wimpernverlängern so<br />
im Trend?<br />
17-60-jährige Frauen kommen zu<br />
mir, von der Angestellten bis zur<br />
Ärztin und Polizistin. Durch das<br />
Wimpernstyling ersparen sie sich<br />
die Tusche und bekommen einen<br />
schöneren Augenaufschlag. Es ist eine<br />
Alltagserleichterung und wer einmal<br />
anfängt, mag nicht mehr ohne.<br />
Kosten: 1. Sitzung 60-90min 120€/<br />
Refill nach 3-5 Wochen 40-50min für<br />
50€ www.sibelle.at<br />
Fotos: FACUNDO ARRIZABALAGA / EPA / picturedesk.com, Piccini, Julie Brass, bereitgestellt
56 LIFESTYLE<br />
Nnamdi, 25<br />
Badehosen-Typ: „Ich will doch<br />
nur spielen“<br />
Style-Facts: Poolblau, beinfrei<br />
aber nicht kurz, sexy Kordelbund<br />
„Eigentlich wollte ich eine<br />
Rosane, aber die gab es nicht<br />
mehr in meiner Größe!“ Gut,<br />
dass Nnamdi so ein Witzbold ist,<br />
das Posen am Beckenrand nimmt<br />
er sichtlich gelassen. „Speedos<br />
gehen gar nicht! Wenn die Badehose<br />
praktisch ist, ist das gut –<br />
aber eigentlich soll sie nur super<br />
aussehen!“ Preis? „Maximal 30€.<br />
Die hab ich im Sale vor zwei<br />
Jahren um 15€ ergattert!“ Toll,<br />
sieht aus wie neu. Meint auch<br />
seine Freundin, die gerade die<br />
Beinlänge „Mitte Oberschenkel“<br />
optimal findet.
LIFESTYLE<br />
57<br />
PACK DIE<br />
BADEHOSE AUS<br />
Freibad-Saison ist Showtime.<br />
Gerade für Männer. Endlich<br />
zeigen, wofür man im Fitnessstudio<br />
monatelang geschwitzt<br />
hat. Weil nur ein einziges Kleidungsstück<br />
die Gesamtwirkung<br />
untermalt, ist die richtige Wahl<br />
das A und O: Die Badehose.<br />
Von Delna Antia und Julie Brass (Fotos)<br />
Nicht zu kurz! Alles ab Mitte Oberschenkel<br />
runter ist okay. Aber auch<br />
nicht zu lang! Ich will ja nicht das halbe<br />
Becken mit mir aus dem Pool ziehen und<br />
nass an meinen Beinen klatschen haben.<br />
„Features“ für Schlüsselanhänger sind<br />
einsame spitze, Taschen natürlich immer<br />
praktisch. Klar, das Netz innen soll auch<br />
gut sitzen und das Bauchbündchen schön<br />
eng sein, damit beim Köpfler hinterher<br />
auch alles noch am alten Platz sitzt. Aber<br />
ehrlich, der ganze Schnickschnack ist eigentlich<br />
Nebensache, denn Hauptsache:<br />
Sie sieht gut aus! Nein, warte, ICH sehe in<br />
ihr gut aus. In meiner Badehose!<br />
„Gut aussehen“ – das ist die Quintessenz,<br />
fragt man Männer nach der Wahl<br />
ihrer Badehose. Sobald sie das auf den<br />
Punkt gebracht haben, gibt es dann auch<br />
nichts mehr hinzuzufügen, außer eventuell,<br />
dass sie Blau gerne mögen. Kein ausgeprägter<br />
Analysebedarf wie in der weiblichen<br />
Bademodewelt. Schön und fertig,<br />
so einfach ist das!<br />
BIBER war im Kongressbad auf der<br />
Pirsch und hat die schönsten Exemplare<br />
für euch eingefangen. Dass endlich mal<br />
Badehosen und nicht Bikinis vors Objektiv<br />
genommen wurden, kam allseits gut an.<br />
Jusuf, 30<br />
Badehosentyp: „Ich bin Mitch, Babe!“<br />
Style-Facts: Baywatch-Look, normale<br />
Länge, praktische Taschen<br />
„Meine Freundin wollte heute spontan<br />
schwimmen gehen. Also bin ich<br />
schnell zum Hervis und habe mir diese<br />
gekauft. Warum? Sie hat mir gefallen<br />
und ich mag das Rot! Hat auch nur 20€<br />
gekostet“, lacht Jusuf und muss schnell<br />
weiter, die Freundin wartet am Becken.<br />
Daher hatte er auch keine Zeit zum<br />
Schuhe ausziehen vorm Posieren.
58 LIFESTYLE<br />
Patrik, 16<br />
Badehosen-Typ: „Stolz und schön“<br />
Stylefacts: Guter Mix aus Look und<br />
Heimatliebe, kürzere Länge<br />
Dreimal raten? Exakt, Patrick ist Kroate!<br />
„Ich habe mir die Badehose vor einem<br />
Monat gekauft. Weil sie gut aussieht!<br />
Dass Badehosen nicht rutschen ist<br />
mir schon wichtig. Welche mir nicht<br />
gefallen sind die langen, die übers Knie<br />
gehen.“ Hier ist aber alles wie angegossen.<br />
Das fanden auch die Alt-Wiener auf<br />
den Liegen rund herum, die beim Posen<br />
kräftig angefeuert haben. (Dann aber<br />
selbst nicht aufs Foto wollten. Typisch!)
MIT LIFESTYLE SCHARF 59<br />
Nemanja, 21 (links)<br />
Badehosen-Typ: „Eine für immer“<br />
Style-Facts: Älteres Modell, lenkt nicht vom Oberkörper<br />
ab, bisserl weit<br />
„Eine Badehose muss gut aussehen. Nein eher, sie muss<br />
mir gut stehen! Und auffällig sein.“ findet Nemanja, der<br />
seit Jahren ins Kongressbad geht, aber noch nie für ein<br />
Shooting angesprochen wurde. „Wurde aber auch Zeit,<br />
wofür geh’ ich sonst trainieren?!“ lacht er schelmisch,<br />
schmiert seinen Prachtkörper mit Öl ein und zieht an<br />
der Zigarette. „Aber zu kurz darf die Badehose auch<br />
nicht sein!“ grinst er noch und deutet auf die von seinem<br />
serbischen Freund Nikola.<br />
Nikola, 20 (rechts)<br />
Badehosen-Typ: „Weniger ist mehr“<br />
Style-Facts: tiefes Blau, schlicht,<br />
verlangt knackigen Untergrund<br />
„Meine Badehose habe ich vor 3<br />
Monaten gekauft. Sie muss gut zum<br />
Schwimmen sein. Warum die? Weil<br />
sie mir gefallen hat und ich das Blau<br />
mag! Kurz?“ Nikola schaut irritiert<br />
und signalisiert: In Sachen Badehose<br />
gibt es hier nichts mehr zu sagen.<br />
Dann lacht er und kickt weiter mit<br />
dem Ball.
60 LIFESTYLE<br />
Jürgen, 30<br />
Badehosen-Typ: „I am from Austria“<br />
Style-Facts: Hingucker, tolle Kombi zu Wald-<br />
Tattoos, hinterlässt weiße Knie<br />
„Das ist meine Lieblingsbadehose. Ich habe sie<br />
mir vor zwei Jahren bei Bluetomato gekauft, für<br />
ca. 70€.“ Stolzer Preis, aber der Lederhosenprint<br />
passt ja auch perfekt zu Look und Tattoos des<br />
gebürtigen Burgenländers. „Grundsätzlich sind<br />
bei Badehosen Taschen natürlich nett zu haben,<br />
muss aber nicht sein.“<br />
Didi, 31<br />
Badehosen-Typ: „Retro ist mein Style“<br />
Style-Facts: Gewagter Schnitt, schöne Marine-Farben,<br />
erinnert an „Magnum“ der 80er<br />
„Das ist meine erste weitere Badehose. Normalerweise habe<br />
ich sie eng anliegen.“ Weit?! Im ersten Moment sieht sie<br />
„kurz“ aus. „Ja,“ sagt Didi, „ich mag es gar nicht, wenn die so<br />
lang sind und ich das halbe Becken mit rausziehe.“ Die am<br />
Foto hat er sich vor zwei Jahren gekauft, um 40€. „Ich würde<br />
aber auch 60€ ausgeben, wenn sie mir gefällt. Hauptsache<br />
nicht einfärbig, das ist langweilig.“
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
AB INS WASSER:<br />
SPORT, SPASS UND<br />
EINFACH MAL ABTAUCHEN<br />
Ein wesentliches Erfolgsrezept der Wiener<br />
Bäder sind die vielfältigen Freizeitangebote,<br />
die neben dem Spaß im Becken angeboten<br />
werden: Ein umfangreiches Animationsprogramm<br />
sorgt auch heuer wieder für Spaß<br />
und Sport bei allen Altersgruppen.<br />
ENDLICH SOMMER, endlich im Freien<br />
schwimmen, am Bikiniabdruck arbeiten und<br />
sich mit Freunden im Freibad zum Abkühlen,<br />
Abhängen und Flirten treffen. Aber das ist<br />
längst nicht alles, wozu die Wiener Bäder auch<br />
diesen Sommer einladen. Unter dem Titel „Bäder-Sommerzauber“<br />
wird auch heuer wieder ein<br />
Animationsteam die Badegäste unterhalten und<br />
kräftig zu Sport und Spaß im Bad animieren.<br />
FUSSBALL & VOLLEYBALL<br />
In den Bädern Laaerbergbad, Simmering,<br />
Döbling, Strandbad Alte Donau, Höpflerbad<br />
und Strandbad Gänsehäufel (werden die Badegäste<br />
unterhalten. Schwerpunkt der heurigen<br />
Animation ist eine Veranstaltungsreihe mit<br />
Fußball- und Volleyballturnieren, die von 15.<br />
Juni bis 17. August in diesen Bädern stattfindet.<br />
SUN & FUN<br />
Im Kongreßbad wird vom 28. Juni bis 24. August<br />
die „Sun & Fun“-Bäderanimation durchgeführt<br />
und in einigen Familienbädern gibt es<br />
an abwechselnden Tagen einen Kinderclub.. In<br />
den Sommerbädern Höpflerbad, Ottakring und<br />
Großfeldsiedlung werden an den Ferienwochenenden<br />
bei Schönwetter Kindernachmittage<br />
mit Spielen und Wettbewerben angeboten.<br />
WASSERGYMNASTIK &<br />
BEACHVOLLEYBALL<br />
Im Ottakringerbad, Schafbergbad und im<br />
Höpflerbad finden vom 21. Juni bis 24. August<br />
täglich jeweils drei Wassergymnastikeinheiten<br />
um 11.30 Uhr, <strong>14</strong> und um 15.15 Uhr statt. Ein<br />
gesondertes Beachvolleyballprogramm wird<br />
in den Sommerferien in den Sommerbädern<br />
Hietzing, Kongreßbad, Schafbergbad, Krapfen-<br />
Fotos: MVOTAVA/PID
waldlbad, Döbling und Höpflerbad angeboten.<br />
Von Montag bis Freitag findet in der Zeit von<br />
15 bis 18 Uhr (abwechselnd neun Termine pro<br />
Woche) ein Training mit ausgebildeten Trainern<br />
statt. Und an sechs Sonntagen steigen Turniere<br />
in verschiedenen Klassen.<br />
„ENGLISH FOR KIDS“<br />
Spielend die Englischkenntnisse verbessern<br />
können Kinder jeden Donnerstag in den Schulferien<br />
in den Familienbädern Herderpark, Reinlgasse<br />
und Strebersdorf (nur bei Schönwetter).<br />
GYMNASTIKKURSE<br />
Während der Sperre des Hallenbades Floridsdorf<br />
von 30.Juni bis 27.Juli 20<strong>14</strong> verlegt der dort<br />
ansässige Fitnessverein TSA eine Reihe von<br />
Gymnastikkursen in das Strandbad Alte Donau<br />
und bietet den Badegästen die kostenlose Möglichkeit<br />
zur Teilnahme.<br />
Auch die Fans der Poolgymnastik in den Hallenbädern<br />
kommen in diesem Sommer nicht zu<br />
kurz. Die beliebte Aktion wird in den Hallenbädern<br />
Amalienbad, Jörgerbad und Floridsdorf<br />
auch von Mai bis September (ausgenommen an<br />
Feiertagen und während der Betriebssperren)<br />
zu den gewohnten Terminen durchgeführt.<br />
Alle Infos unter: www.wienerbaeder.at<br />
DIE WIENER<br />
BÄDER-GESCHICHTE:<br />
VOM KINDERSPASS BIS ZUM VERGNÜGEN FÜR DIE<br />
GANZE FAMILIE<br />
Bereits 1917 wurde im Hütteldorfer Staubecken des Wienflusses die<br />
erste kostenlose Bademöglichkeit für Kinder eröffnet. Es war das erste<br />
Kinderfreibad Wiens. Der Andrang der kleinen Badegäste war schon<br />
damals so groß, dass die Wiener Stadtverwaltung nach Ende des ersten<br />
Weltkrieges beschloss, vor allem innerhalb des verbauten Stadtgebietes<br />
weitere Kinderfreibäder zu errichten.<br />
Mit der Errichtung dieses neuen und bis dahin unbekannten Bädertyps<br />
setzte die Stadt Wien eine soziale Leistung, die internationale Anerkennung<br />
erreichte. Grundgedanke war, der Großstadtjugend im Alter von<br />
6-<strong>14</strong> Jahren eine unentgeltliche Bademöglichkeit ohne gesellschaftliche<br />
Unterschiede zu schaffen.<br />
Bis zu Beginn des 2. Weltkrieges gab es bereits 25 Bäder. Doch kaum<br />
eines davon überstand den Krieg unbeschädigt. In der Zeit danach<br />
wurde vor allem auf Wiederaufbau und Renovierung gesetzt. Im Jahr<br />
1972 betrieb die Stadt Wien schon insgesamt 40 Kinderfreibäder, bis<br />
zu 33 davon gleichzeitig im Jahr. Im Weiteren wurde ein Attraktivierungsprogramm<br />
ausgearbeitet und schrittweise umgesetzt. 2002 wurde<br />
die in einigen Bädern noch aufrechte Mittagssperre aufgehoben und ein<br />
Wochenendbetrieb eingeführt.<br />
Im Jahr 2003 waren dann auch Erwachsene willkommen: Das Kinderbad<br />
wurde zum Familienbad – die bereits in fünf Bädern bestehende<br />
Möglichkeit des Zutritts für erwachsene Begleitpersonen wurde auf alle<br />
Bäder ausgeweitet. Eine wesentliche Steigerung der Besucherfrequenz<br />
in beiden Jahren war die Folge und es hat sich gezeigt, AIHIT, OPTATUR dass die ACEPERF Beliebtheit<br />
der kleinen Naherholungsoasen nach ERITIOS wie vor NONET vorhanden VOLUPTATET, ist.<br />
Ab 2004 haben alle Familienbäder nicht nur von CONSEQUO Juni bis DOLORRUM August, sondern,<br />
wie die Sommerbäder, vom 2. Mai bis QUE Anfang SUNT ADITA September VOLOREHENIS geöff-<br />
QUE<br />
net. Und ab 20<strong>07</strong> wurde die Badebetriebszeit allgemein an jene der<br />
Sommerbäder von 18 auf 19 bzw. 20 Uhr angeglichen. Die generelle<br />
Öffnungszeit ist um 10 Uhr.
64 MIT SCHARF<br />
SPIEL MIR DAS<br />
LIED VON ZUHAUSE<br />
SACHA UND JACKY WURDEN ALS KINDER VON ZUHAUSE WEGGESCHICKT, UM IN WIEN GROSSE<br />
KLASSIK-STARS ZU WERDEN. SIE SIND IN PFLEGEFAMILIEN AUFGEWACHSEN UND HABEN TÄGLICH<br />
STUNDENLANG VIOLINE GEÜBT, UM DEN ERWARTUNGEN IHRER ELTERN GERECHT ZU WERDEN.<br />
TEXT: STEFAN POSCH<br />
FOTOS: CHRISTOPH LIEBENTRITT UND AMÉLIE CHAPELAIN<br />
or einiger Zeit hätte ich gar nicht<br />
„V darüber reden können, ohne in Tränen<br />
auszubrechen“, sagt die 29-jährige<br />
Musikerin Ja Kyoung Kim beim Treffen<br />
in einer Weinbar. Auch wenn sie gefasst<br />
redet, merkt man Jacky – so wird sie in<br />
Wien genannt – an, wie nahe das Thema<br />
der Südkoreanerin geht. „Warum setzt<br />
man ein Kind in die Welt, wenn man es<br />
mit sechs wieder wegschickt?“, diese Frage<br />
begleitet die freischaffende Musikerin<br />
schon seit ihrer Kindheit.<br />
Jacky mit ihrer Pflegemutter Ulla Schulz<br />
MÜTTERTRÄUME<br />
Ihre Mutter ist in Südkorea Pianistin.<br />
Den großen Durchbruch schaffte sie aber<br />
nie. Ihrem Kind solle es da besser gehen.<br />
Jacky wurde mit sechs Jahren zu ihrer<br />
Tante nach Wien geschickt. Damals galt<br />
ein Musikstudium in Österreich als besonders<br />
schick. Nach nur einem Jahr ging<br />
die Tante wieder zurück nach Korea, um<br />
zu heiraten. Um den Traum nicht platzen<br />
zu lassen, fanden die Eltern eine andere<br />
Lösung: Jackys Geigen-Lehrerin, Ulla<br />
Schulz, war bereit das damals siebenjährige<br />
Kind in Pflege zu nehmen. Jacky war<br />
das dritte Pflegekind der Familie und das<br />
fünfte neben ihren zwei leiblichen Kindern.<br />
Heute sind alle Musiker.<br />
Ob sie in eine andere Familie möchte,<br />
wurde die junge Südkoreanerin nie<br />
gefragt. „Ich sagte auch nie, dass ich das<br />
nicht will“, meint sie heute, „das war die<br />
Entscheidung meiner Eltern, die ich akzeptierte.“<br />
Das Heimweh war für sie anfangs<br />
fast nicht auszuhalten. „Die Mutter<br />
wollte unbedingt, dass ihre Tochter Solistin<br />
wird. Schon damals sagte ich ihr, dass<br />
Jacky nicht der Typ dafür ist“, sagt Ulla,<br />
Jackys Pflegemutter. Sie war eine bekannte<br />
Geigenpädagogin und unterrichtete<br />
auf der Musikuniversität. Der Pflegevater,<br />
Wolfgang Schulz, war der beste Flötist in<br />
Wien und Solist bei den Wiener Philharmonikern.<br />
Für Pflegemutter Ulla war Jacky sofort<br />
wie ihr eigenes Kind: „Wir hatten von<br />
Anfang an eine Mutter-Tochter-Beziehung.“<br />
Auch heute noch kann Jacky mit<br />
ihrer Pflegemutter alles besprechen. „Ich<br />
hatte sehr viel Glück. Ihr war es wichtig,
Jacky wurde mit sechs Jahren<br />
nach Wien geschickt.<br />
MIT SCHARF 65
66 MIT SCHARF<br />
Schöne Erinnerungen: Jacky, Ulla und die Violine.<br />
dass ich glücklich bin. Meine leibliche<br />
Mutter interessierte vor allem, dass sie<br />
mir einmal meinen Geigenkoffer bei den<br />
Tourneen nachtragen kann“, erklärt Jacky.<br />
Heute sei sie eigentlich froh, dass sie nach<br />
Wien geschickt wurde. In Südkorea hätte<br />
sie eine noch härtere Kindheit gehabt.<br />
„Eigentlich gehe ich gar nicht so gerne<br />
zurück nach Korea. Alle zu Hause wissen,<br />
dass ich früh nach Wien gegangen bin,<br />
um Geige zu lernen. Die Erwartungshaltung<br />
ist enorm“, erklärt Jacky den Druck.<br />
Dass die Familie viel für die Karriere der<br />
Tochter geopfert hat, bekommt sie oft zu<br />
hören.<br />
„<br />
ES GAB<br />
KINDER<br />
UNTER<br />
ZEHN, DIE<br />
SCHON<br />
WEITER<br />
WAREN<br />
ALS ICH.<br />
“<br />
WUNDERKINDER AUS DEM AUSLAND<br />
Mit elf besuchte Jacky einen Vorbereitungslehrgang<br />
der Musikuniversität. „Da<br />
fühlte ich mich schon alt“, erklärt sie den<br />
Leistungsdruck in der Klasse. „Es gab<br />
Kinder unter zehn, die schon weiter waren<br />
als ich.“ Vor allem Kinder aus Asien<br />
und Osteuropa waren unter diesen Wunderkindern.<br />
Einige von ihnen sind ganz<br />
jung nach Wien gekommen, um hier<br />
ein Instrument zu lernen. Viele sind mit<br />
ihren Familien nach Österreich gezogen.<br />
Andere waren in Internaten oder manchmal<br />
in Pflegefamilien, wie Jacky, untergebracht.<br />
Fast die Hälfte der Studenten auf der<br />
Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst sind Ausländer. Im Konservatorium<br />
ist die Quote noch höher. Auch die<br />
Wiener Spitzenorchestren können ihr<br />
Niveau längst nicht mehr allein mit österreichischen<br />
Musikern halten. Die Wiener<br />
Philharmoniker etwa haben Mitglieder<br />
aus 16 Nationen.<br />
BLOSS NIEMANDEN ENTTÄUSCHEN<br />
Nicht nur einmal wollte Jacky das Violinspiel<br />
schmeißen, denn die Violine sah sie<br />
als Grund für die Trennung von ihrer Familie.<br />
„Zu verkrampft war sie“, meint ihre<br />
Pflegemutter und ehemalige Lehrerin.<br />
Nach der Matura am Musikgymnasium<br />
inskribierte sie Medizin; nicht aus Interesse.<br />
„Eine Ärztin als Tochter. Das wäre<br />
das Einzige gewesen, was meine Mutter<br />
noch akzeptiert hätte, wenn ich nicht<br />
Musikerin geworden wäre“, erzählt Jacky.<br />
Nach nur zwei Wochen schmiss sie das<br />
Studium. „Ich habe mir gedacht, bevor<br />
ich das alles lerne, übe ich lieber Geige.“<br />
Vor ein paar Jahren spielte sie mit<br />
einem Ensemble auf einem Festival in<br />
Südfrankreich. Jacky war so stolz, dass sie<br />
ihre Mutter aus Südkorea einlud. Doch<br />
von Stolz war bei dieser nichts zu bemerken.<br />
Nach dem Konzert durfte Jacky nicht<br />
einmal ein Glas Wein mit ihren Kollegen<br />
trinken und wurde gleich ins Bett geschickt.<br />
Disziplin fehle ihr. Deswegen sei<br />
sie auch nicht Solistin geworden, sagte<br />
ihre Mutter damals. „Sie behandelt mich<br />
immer noch wie ein Kleinkind. Es ist so,<br />
als wäre ich immer noch sechs“, erklärt<br />
Jacky ihre schwierige Beziehung zu ihrer<br />
leiblichen Mutter. Vorwerfen will Jacky<br />
ihr trotzdem nichts. Sie hätte ja nur das<br />
Beste für sie gewollt.<br />
Stolz auf Jacky ist hingegen ihre Pflegemutter<br />
Ulla: „Sie ist eine ausgezeichnete<br />
Ensemble-Musikerin geworden und<br />
ist ein ganz toller Mensch“, freut sich die<br />
Pensionistin. „Mir war bei allen meinen<br />
Kindern wichtig, dass sie auch Interessen<br />
außerhalb der Musik entwickeln“, erklärt<br />
sie, „Ich bin keine, die die Kinder mit der<br />
Peitsche zum Üben bringt.“<br />
RUSSISCHER DRILL UND<br />
WIENER WOHLBEHAGEN<br />
Die russische Französin Alexandra<br />
Soumm hat den großen Durchbruch<br />
als Sologeigerin geschafft. Sacha – wie<br />
sie sich nennt – spielt etwa 50 Konzerte<br />
im Jahr in den renommiertesten Konzerthäusern<br />
weltweit. Ihr Vater und erster<br />
Lehrer, ein russischer Geiger, der in<br />
einem Orchester in Montpellier spielt,<br />
war hart und streng. Für ihn gab es auch<br />
nur einen Weg für Sacha: Sologeigerin.<br />
Um seiner hochtalentierten Tochter den<br />
richtigen Schliff zu geben, kam für ihn<br />
nur ein Lehrer in Frage: Professor Boris<br />
Kuschnir. Er unterrichtet am Wiener<br />
Konservatorium, gilt in der Musikwelt als<br />
Schmiede für Sologeiger und ist ein Vertreter<br />
der berüchtigten russischen Violinschule,<br />
bei der eine makellose Technik im<br />
Vordergrund steht.
MIT SCHARF<br />
67<br />
Sacha mit ihren Pflegeeltern in Wien.<br />
Bis sie zwölf war jettete Sacha zwischen<br />
Frankreich und Wien, um Stunden<br />
bei Kuschnir zu nehmen. Dann zog sie<br />
nach Wien. Die ersten zwei Jahre verbrachte<br />
Sacha im Haus des Professors.<br />
„Er war wie mein Vater“, sagt die heute<br />
25-Jährige, „Auch sehr streng. Manchmal<br />
weckte er mich mitten in der Nacht, um<br />
mich Geige spielen zu lassen.“ Methoden,<br />
die gerade in Russland nicht ungewöhnlich<br />
sind. Über längere Sicht wäre es aber<br />
nicht gut gewesen bei ihrem Lehrer zu leben,<br />
meint sie. Deswegen suchte sie nach<br />
Alternativen.<br />
Über einen Kollegen erfuhr der Hornist<br />
Volker Altmann, dass Sacha eine<br />
Familie suchte. Kurz davor hatte sie den<br />
Eurovision-Young-Musicians-Wettbewerb<br />
gewonnen, einer der bedeutendsten<br />
internationalen Musikwettbewerbe. Nach<br />
einer zweiwöchigen Probezeit nahm die<br />
Familie Altmann die junge Musikerin auf.<br />
„Ich war sofort hin und weg von der Sacha.<br />
Nicht nur von ihrem unglaublichen Geigenspiel,<br />
sondern auch von ihrer Persönlichkeit“,<br />
sagt der pensionierte Philharmoniker<br />
heute. Die drei eigenen Kinder<br />
waren schon ausgezogen und Platz hatten<br />
sie im mondänen Haus in Währing genug.<br />
Auch für Sasha war die Familie Altmann<br />
ein Glücksfall. „Meine Eltern haben<br />
mich nie gefragt, wie es mir geht. Von<br />
ihnen gab es natürlich viel Druck“, sagt<br />
die Geigerin, „Bei den Altmanns war das<br />
ganz anders. Sie interessieren sich für<br />
mich.“ Pflegemutter Marika erklärt die<br />
unterschiedliche Herangehensweise so:<br />
„Nach einem Konzert sagen wir ihr, wie<br />
toll es war. Von ihren leiblichen Eltern bekommt<br />
sie nur zu hören, was ihnen nicht<br />
gefallen hat. Das geht so weit, dass ihr Vater<br />
einmal sagte, dass sie zu dick sei.“<br />
EIN OFFENES HAUS DER MUSIK<br />
Marika war es auch, die Sacha zeigte,<br />
dass nicht nur Musik wichtig im Leben<br />
ist. „Marika ist eine Philanthropin“, sagt<br />
Sacha, „Als ich in ihr Haus zog, kam immer<br />
wieder ein Obdachloser vorbei, der<br />
Geld und was zu essen bekam.“ Daneben<br />
unterstützt die Familie Altmann zahllose<br />
Hilfsorganisationen. Diese Vorbildwirkung<br />
veranlasste Sacha auch Menschen<br />
helfen zu wollen. Zusammen mit zwei<br />
Freundinnen gründete sie 2012 die Charity<br />
Foundation „Esperanz‘Arts“. Mit ihren<br />
Kolleginnen veranstaltet sie Konzerte<br />
in Krankenhäusern, Gefängnissen und<br />
für Obdachlose. „So viele Menschen haben<br />
mir so viel gegeben. Meine Eltern, die<br />
Familie Altmann, mein Lehrer. Ich habe<br />
das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen“,<br />
erklärt sie.<br />
Heute lebt Sacha in Paris, kommt<br />
aber öfter nach Wien, um ihren Abschluss<br />
zu machen. „Danach werden wir<br />
die Sasha nicht mehr so oft sehen“, meint<br />
ihre Gastmutter Marika etwas wehmütig.<br />
Dem wiederspricht die junge Musikerin:<br />
„Natürlich werde ich sie immer in<br />
meinem Herzen haben und sie besuchen.<br />
Sie sind für mich meine zweiten Mama<br />
und Papa.“<br />
BIS SIE ZWÖLF WAR,<br />
JETTETE SACHA ZWI-<br />
SCHEN FRANKREICH UND<br />
WIEN, UM STUNDEN ZU<br />
NEHMEN.
68 MIT SCHARF<br />
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Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />
Pinnwand<br />
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EA-Sports Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />
Lieber Herr Prohaska! Wir hätten Sie gerne bei Fifa 15 als<br />
Co-Kommentator. Wir würden uns freuen, wenn sie vor jedem<br />
Spiel Ihre Tipps abgeben, die dann vielleicht zutreffen oder<br />
eben auch nie zutreffen.<br />
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Informationen<br />
Beruf: Austrianer, Held,<br />
Hawara und Profiexperte<br />
Weitere Berufsfelder: Sänger,<br />
Comedian, Eigentümer<br />
des ORF<br />
Beziehung: On / Off Beziehung<br />
mit Hans Krankl<br />
Motto: Ein gerechtes<br />
Unentschieden geht immer<br />
in Ordnung und spucken<br />
ist eines der schlimmsten<br />
Dinge. Vor allem im Sport,<br />
aber auch im Leben.<br />
Freunde<br />
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<strong>08</strong>. Juli 20<strong>14</strong> um 12:21 Uhr<br />
Frank Buschmann, Schoko Schachner, Hans Krankl<br />
und 12 anderen<br />
gefällt das.<br />
Ivica Vastic Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />
Braaaateeee. Wie geht’s? Lange nix gehört! Habe dich im Tv<br />
gesehen, bei Sendung: Wir leben im Gemeindebau. Hattest du<br />
super schöne lila Krawatte gebunden!<br />
06. Juni 20<strong>14</strong> m 17:45 Uhr<br />
Herbert „Analysenprofi“ Prohaska: Ich ärgere mich, dass ich<br />
mich nach außen hin nicht so freuen kann, wie ich mich fühle.<br />
6. Juni 20<strong>14</strong> um 19:16 Uhr<br />
A poar Huankinder und 92 anderen gefällt das<br />
Marouane Fellaini Herbert „Analysenprofi“ Prohaska<br />
Herbert, ich bin dein größter Fan. Ich liebe dich.
Delna Antia,<br />
biber-Akademie 2012<br />
stv. Chefredakteurin<br />
„das biber“<br />
Marian Smetana,<br />
biber-Akademie 2011<br />
Innenpolitikredakteur<br />
„Salzburger Nachrichten“<br />
Amra Ducic,<br />
biber-Akademie 2012,<br />
Pressereferentin im<br />
Außenministerium<br />
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JOURNALISMUS MIT SCHARF<br />
Die biber-Akademie bringt das dritte<br />
Jahr in Folge junge, internationale und<br />
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einem zweimonatigen, journalistischen Grundkurs werden talentierte Jungredakteure<br />
mit internationalem Background zwischen 18 und 28 Jahren auf<br />
den Alltag in der Medienwelt vorbereitet. Innerhalb der biber-Redaktion<br />
bekommen die Stipendiaten und Stipendiatinnen ein intensives Text- und<br />
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eigene Geschichten im biber-Magazin und auf www.dasbiber.at zu<br />
veröffentlichen. Nach den zwei Monaten werden die Stipendiaten in ein größeres<br />
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Fotos: Marko Mestrović<br />
mit scharf
70 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
SCHWARZMEER-<br />
UTOPIE<br />
Irkaklibewohner<br />
Ich habe keine Ahnung, was ich diesen Sommer mache. Ich weiß<br />
aber, was ich letzten Sommer gemacht habe. Ich fuhr zu meinem<br />
Lieblingsstrand auf der bulgarischen Schwarzmeerküste – Irkali.<br />
Ich besuchte ihn zum ersten Mal vor acht Jahren. Ich verliebte<br />
mich sofort in diesen Ort wegen des kristallklaren Meers und wegen<br />
des Strands aus Samt. Es gab kein einziges festes Gebäude. Nur<br />
Zelte im Wald und am Strand. Viele der Leute hatten nicht mal<br />
Zelte. Sie schliefen auf dem weichen Sand und bedeckten sich mit<br />
dem Sternenhimmel. Es gab nur eine Kneipe, gebaut in den 70-er<br />
Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dort versammelten sich die<br />
Zeltmenschen, um Mastika mit Tarator zu trinken. Die Bulgaren<br />
können den Sommer ohne Tarator nicht aushalten. Das ist die berühmte<br />
bulgarische Sommersuppe aus Gurken, Knoblauch, Dill,<br />
Joghurt und Wasser. Eine Art flüssiger Tsatsiki. Und die Mastika ist<br />
der bulgarische Ouzo. Tätowierte Jugendliche, die nach Salz und<br />
Sand rochen, fuhren zur letzten Stelle auf der Schwarzmeerküste<br />
in Bulgarien, wo sie sich frei fühlen konnten. Das Kulturleben in<br />
Irakli fand ganz selbständig und unorganisiert statt. Strandbarden<br />
durchkreuzten die Lagerfeuer und verzauberten die Mädchen<br />
mit ihrem unendlichen Repertoire. Namenlose Bildhauer bauten<br />
ihre Skulpturen aus allem, was das Meer am Ufer hinausgeworfen<br />
hatte – Steine, Muscheln und seltsam aussehende Baumäste. Die<br />
verließen für ein paar Wochen die traditionelle<br />
Gesellschaft und bildeten eine eigene Utopie. Eine Utopie, wo alle<br />
gleich waren.<br />
DICKE RUSSEN<br />
Im letzten Sommer sah der Strand ganz anders aus. Die alte Kneipe<br />
gab es nicht mehr. Am Strand hatten sie eine neue leuchtende<br />
Bar gebaut. Aus den Boxen erklangen die neusten Sommerhits.<br />
Die Strandbarden waren verschwunden. Statt Mastika und Tarator<br />
verkauften sie nur Mojitos. Am Strand lagen dicke Russen<br />
und noch dickere Deutsche. Üblicherweise ist das Bebauen der<br />
Strandstreifen mit großen finanziellen Interessen verbunden. So<br />
wurde die bulgarische Schwarzmeerküste von Mafiosi und dubiosen<br />
Geschäftsmännern mit dicken Regierungsverbindungen bebaut.<br />
Dieses Mal wollen aber nicht nur sie den letzten freien Ort<br />
am Schwarzen Meer bebauen. Die Bewohner der benachbarten<br />
Stadt Bjala haben nichts dagegen, wenn der Pardiesstrand Irakli<br />
verschwindet und sich in eine Geldmaschine verwandelt. So wie<br />
der Rest der bulgarischen Schwarzmeerküste. Die Menschen, die<br />
sich mit dem Sternenhimmel bedecken, sind nicht wirtschaftlich<br />
nützlich. Freiheit kostet gar nichts. Die Menschheit macht alles,<br />
um von der Freiheit zu fliehen. Sie dürsten nach der Unfreiheit.<br />
Man sagt die Unfreiheit bringe ihnen Arbeitsplätze. Was sind das<br />
für Arbeitsplätze? Tellerwäscher und Stubenmädchen in den zukünftigen<br />
Hotels? Das ist eindeutig ein Riesengewinn.<br />
Те правят всичко възможно да си осигурят несвобода. Те<br />
жадуват несвободата. Казват, че ще им се осигурят работни<br />
места. А какво ще работат те в бъдещите хотели? Ще мият<br />
чинии и ще чистят стаите. Това ще е голямата им печалба.<br />
„Gott vergib ihnen. Sie wissen nicht was sie tun“.
DER SCHNELLSTE WEG ZU<br />
VOLLEM HAAR.<br />
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*Nicht kartellierter, unverbindlicher Richtpreis. Gilt nicht für Promotion- und McWrap-McMenüs sowie McMenü Small.<br />
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