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Zeit und Geschichte Time and History - Austrian Ludwig Wittgenstein ...

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4. Konkrete Geometrie<br />

48<br />

Konkrete Geometrie. Eine modale Raum-<strong>Zeit</strong>-Theorie vor einem ‚finitistischen‘ Hintergr<strong>und</strong> - Christian Damböck<br />

Ein konkreter Raum sei definiert als eine Menge R, die,<br />

gegeben eine f<strong>und</strong>amentale endliche Menge M von<br />

Monaden, deren Potenzmenge R : = ℘(<br />

M ) repräsentiert.<br />

Monaden sind die kleinsten Einheiten, von denen in dem<br />

konkreten Raum die Rede sein soll. Dies können, je nach<br />

intendierter Anwendung, Quarks sein, Atome, Moleküle,<br />

Häuser oder Galaxienhaufen.<br />

Ein Zust<strong>and</strong> eines Universums soll in einer<br />

konkreten Geometrie stets durch eine Teilmenge M der ∃<br />

Monadenmenge charakterisiert sein <strong>und</strong> die entsprechende<br />

Menge<br />

∃ ( ∃)<br />

℘ R = M . Mit < bezeichnen wir die als<br />

Teilmengenrelation definierte Verb<strong>and</strong>sordnung über R<br />

bzw. den einzelnen R . Diese Ordnung < spiegelt exakt<br />

∃<br />

die Ansprüche einer Mereologie wieder, da sie nicht nur<br />

eine partielle Ordnung darstellt, sondern auch solche<br />

Dinge wie mereologische Summe (=Supremum) <strong>und</strong><br />

Produkt (=Infimum), sowie Disjunktheit von Entitäten<br />

eindeutig definiert sind.<br />

Für die folgenden Überlegungen sei gegeben eine<br />

zeitliche Struktur Z = ( ζ , < ) . Wir nennen zwei z,z’<br />

benachbart <strong>und</strong> schreiben z p z'<br />

, wenn folgendes gilt:<br />

∀ z '': z < z''<br />

< z'→<br />

z''<br />

= z ∨ z''<br />

= z'<br />

.<br />

Als Graphen G (Z)<br />

bezeichnen wir den gerichteten<br />

Graphen über ζ , der genau dann einen Knoten ( z , z')<br />

enthält, wenn z p z'<br />

gilt.<br />

Für die Konstruktion einer konkreten Geometrie ist<br />

die Annahme gr<strong>und</strong>legend, dass die Elemente der<br />

Monadenmenge M bestimmte substanzielle Gr<strong>und</strong>merkmale<br />

besitzen. Dies hat zur Folge, dass, falls ein<br />

Objekt substanzielle Merkmale dieser Art verliert, dieses<br />

Objekt durch ein <strong>and</strong>eres Objekt, bestehend aus <strong>and</strong>eren<br />

Monaden ersetzt werden muss. Beispielsweise könnte ein<br />

Blatt Papier aus ‚Papier-Monaden’ bestehen. Verbrennen<br />

wir das Blatt, so verliert es die Papier-Eigenschaft <strong>und</strong> die<br />

Papier-Monaden müssten durch so etwas wie ‚Asche-<br />

Monaden’ ersetzt werden. Auf die so entstehende<br />

f<strong>und</strong>amentale Instabilität reagieren wir mit der folgenden<br />

formalen Konstruktion:<br />

Eine diskrete Raum-<strong>Zeit</strong>-Struktur RZ = ( ζ , < , M , ρ)<br />

ist<br />

definiert als zeitliche Struktur Z = ( ζ , < ) plus eine<br />

Monadenmenge M, die als Sorte der Gr<strong>und</strong>sprache FLATs<br />

definiert ist, ebenso wie der darüber definierte konkrete<br />

Raum R = ℘(M<br />

) mit der mereologischen Relation < .<br />

Für je zwei benachbarte z , z'∈ζ<br />

mit z p z'<br />

oder z' p z<br />

definiert ρ eine bijektive Abbildung zwischen den durch z<br />

<strong>und</strong> z’ definierten Mengen R∃(z ) <strong>und</strong> R∃(z ')<br />

. Für das<br />

derart jedem b ∈ R∃(z<br />

) in R∃(z ')<br />

zugeordnete Element<br />

schreiben wir ρ ( b,<br />

z,<br />

z')<br />

, bzw. ρ ( b,<br />

z',<br />

z)<br />

.<br />

Durch die Abbildung ρ erhält jedes Element irgendeines<br />

R∃(z ) ein eindeutiges Gegenstück in jedem<br />

<strong>and</strong>eren z '∈ζ<br />

. Die Idee ist, dass Entitäten zwar ihre Erscheinungsform,<br />

ihre substanziellen Merkmale verändern<br />

können, aber stets gewissermaßen einen einheitlichen<br />

‚substanziellen Kanal’, bzw. eine Art von ‚Weltlinie’<br />

repräsentieren. Wir definieren:<br />

Gegeben sei der Graph ( Z ) R G mit der Knotenmenge<br />

V = R × ζ , der für je zwei benachbarte z,z’ <strong>und</strong> jedes<br />

b ∈ R∃(z<br />

) <strong>und</strong> das entsprechende b'= ρ(<br />

b,<br />

z,<br />

z')<br />

die<br />

Kante {( b , z),<br />

( b,<br />

z')}<br />

enthält. Wir definieren L ( RZ<br />

) als<br />

die Menge aller größtmöglichen zusammenhängenden<br />

Teilgraphen von G ( RZ<br />

) . Jedes l ∈ L nennen wir eine<br />

diskrete Weltlinie in RZ.<br />

Der Vorteil dieser formalen Konstruktion besteht<br />

darin, dass man diskrete Weltlinien sofort als Terme in die<br />

Gr<strong>und</strong>sprache einführen kann, da es für jeden Zust<strong>and</strong> z<br />

<strong>und</strong> jede Weltlinie l eine eindeutige Repräsentation dieses<br />

l in z gibt (von dem ‚R<strong>and</strong>problem’ jener Strukturen, die<br />

nicht in ζ enthalten sind, sehen wir hier ab).<br />

Folgendes sind plausible Konsistenz-Forderungen<br />

an diskrete Raum-<strong>Zeit</strong>-Strukturen: eine diskrete Raum-<br />

<strong>Zeit</strong>-Struktur heißt regulär, wenn folgendes gilt:<br />

(i) Eindeutigkeit: Jedes b ∈ R ist in genau einem<br />

l ∈ L in irgendeinem Knoten enthalten.<br />

(ii) Ordnungserhaltung: Für alle benachbarten z,z’ <strong>und</strong><br />

alle , b'∈<br />

R ( z)<br />

gilt:<br />

b ∃<br />

b < b'→<br />

ρ ( b,<br />

z,<br />

z')<br />

< ρ(<br />

b',<br />

z,<br />

z')<br />

.<br />

Gegeben die Definition der L-Relation ∝ als:<br />

l ∝ l'<br />

gdw ∃ z : z ∗l<br />

< l'<br />

( , ∝<br />

bildet L ) , wie man leicht sieht, einen vollständigen<br />

Verb<strong>and</strong>.<br />

Die skizzierte Konstruktion liefert ein Rahmenwerk<br />

für eine diskrete Raum-<strong>Zeit</strong>-Theorie. Der Vorteil dieses<br />

Ansatzes besteht darin, dass einzelne Objekte hier<br />

konkrete Dinge sein können, wie Moleküle, Sessel,<br />

Menschen oder Berge. (Solche Dinge müssen nicht<br />

indirekt als Punktmengen o.dgl. eingeführt werden.)<br />

Christian Damböck

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