Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Die ontogenetische ...
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Diskussion<br />
unweigerlich zu einer Verschiebung des Körpermasseschwerpunktes nach kranial<br />
führt.<br />
Im Unterschied zu den Befunden an Primaten liegt bei Hunden der CoM immer<br />
relativ kranial, und diese Lage wird in der Ontogenese durch die Proportionsänderungen<br />
verstärkt. Für verschiedene Primaten hat man, passend zur negativen<br />
Allometrie des Kopfes, eine stärkere Änderung der Lage des Körpermasseschwerpunktes<br />
beobachtet (Schimpansen, Japanmakaken: KIMURA 1987, 2000;<br />
Rhesusaffen: TURNQUIST u. WELLS 1993; Totenkopfäffchen: YOUNG 2012). Hier<br />
tragen die Vorderbeine über 50% des Körpergewichtes während des ersten<br />
Lebensjahres, während der Körpermasseschwerpunkt bei adulten Tieren kaudal der<br />
Körpermitte liegt und mehr als die Hälfte des Körpergewichtes auf den Hinterextremitäten<br />
lastet. Bei den Jungbeaglen dagegen verlagert sich der Körpermasseschwerpunkt<br />
zum einen nicht über die Körpermitte hinweg, und die beobachtete<br />
Verschiebung erfolgt zum anderen in die entgegengesetzte Richtung. Ob sich ein<br />
allgemeingültiges Muster dahinter verbirgt und sich bei Tieren, die als Adulti mehr als<br />
50% des Körpergewichtes auf den Vorderbeinen tragen, der CoM während der<br />
Ontogenese durchgehend weiter nach kranial verschiebt, bleibt offen, da bisher<br />
<strong>ontogenetische</strong> Daten nur von Primaten und vom Beagle vorliegen. Darüber hinaus<br />
wäre es interessant, die <strong>ontogenetische</strong>n Veränderungen der Lage des CoM bei<br />
anderen Rassen mit deutlich abweichenden Körperbautypen zu untersuchen.<br />
Als Intermediärtyp zwischen Platzhockern und Laufjungen sind junge Hunde daran<br />
angepasst, relativ früh in der Entwicklung mit dem Rudel umher zu ziehen. Bezogen<br />
auf die Körpergröße ist die Umwelt für kleine Säugetiere und damit auch für<br />
Jungtiere stärker strukturiert. <strong>Die</strong>ses verlangt von kleinen Tieren eine größere<br />
Wendigkeit. Ein weiter kaudal liegender CoM wirkt sich biomechanisch vorteilhaft auf<br />
die Wendigkeit aus (AEARTS et al. 2003), und daher könnte die relativ weiter<br />
kaudale Lage des CoM bei Welpen einen Vorteil für deren Manövrierfähigkeit bieten.<br />
Um allerdings sogenannte ‚kick-starts’ (AERTS et al. 2003; WALTER u. CARRIER<br />
2011) zu vermeiden, ist eine insgesamt kraniale Lage des CoM von Vorteil, so wie er<br />
bei den Hunden dieser Arbeit von Beginn an zu beobachten war.<br />
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