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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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Relevanz anstatt Wahrheit?<br />

Theresa Marx<br />

In diesem Paper werde ich entgegen der Auffassung der Relevanztheoretiker dafür<br />

argumentieren, dass die Gricesche Maxime der Qualität nicht durch das allgemeine<br />

Relevanzprinzip ersetzt werden kann. Die Relevanztheorie kann keine befriedigenden<br />

Erklärungen für sprachliche Phänomene wie metaphorische oder ironische Verwendung von<br />

Äußerungen liefern, die dem strikten Wahrhaftigkeitsanspruch widersprechen. Wenngleich<br />

die Kritik am griceschen Programm partiell gerechtfertigt sein mag, stellt sie die<br />

Relevanztheorie vor weit größere explanatorische Schwierigkeiten hinsichtlich des<br />

Verhältnisses von kognitivem Aufwand und positivem kognitiven Effekt. Ebenso wenig kann<br />

man weiterhin von geglückter Kommunikation sprechen, wenn die Relevanzintention den<br />

Wahrhaftigkeitsanspruch verletzt, den <strong>wir</strong> als Adressaten an die Äußerung eines Sprechers<br />

stellen, und damit zu unerwünschten Resultaten führt. Ich plädiere daher für eine Revision<br />

der Relevanztheorie unter Berücksichtigung der wesentlichen Rolle des<br />

Wahrhaftigkeitsanspruchs in der normalsprachlichen Konversation.<br />

1. Ausgangspunkt: Die Griceschen Maximen<br />

Die Relevanztheorie, begründet 1986 von Dan Sperber und Deirdre Wilson 1 , präsentiert sich<br />

als Alternative zu den Griceschen Konversationsmaximen. Paul Grice hatte mit den vier<br />

Maximen, die ich kurz erläutern werde, zu beschreiben versucht, welchen unausgesprochenen<br />

Regeln rationale und kooperative Gesprächsteilnehmer folgen, um den Erfolg der<br />

Kommunikation zu gewährleisten: Ein Sprecher soll sich darum bemühen, genau so viel wie<br />

nötig zu sagen, also nicht mehr und nicht weniger als zum Vermitteln der Information im<br />

gegebenen Kontext erforderlich ist (Maxime der Quantität). Das Gesagte soll in einem<br />

angemessenen Bezug zum Kontext der Kommunikation stehen, sich also <strong>bei</strong>spielsweise nicht<br />

auf etwas beziehen, von dem der Adressat keine Ahnung haben kann, das keinen Bezug zu<br />

einer gestellten Frage hat etc. (Maxime der Relevanz). Des Weiteren muss eine gewisse<br />

Klarheit des Ausdrucks gewährleistet sein, um einen erfolgreichen Beitrag zur<br />

Kommunikation leisten zu können, das heißt, es werden überflüssige Mehrdeutigkeiten oder<br />

Ungeordnetheit des Gesagten vermieden (Maxime der Modalität). Meines Erachtens fällt<br />

unter diese Maxime auch das Bemühen, eine Sprache zu verwenden, die der<br />

Gesprächspartner verstehen kann (also nicht nur das Vermeiden unverständlicher<br />

Fremdwörter, sondern auch bspw. die Verwendung von easy English im Gespräch mit Nicht-<br />

Muttersprachlern).<br />

Die drei bisher genannten Maximen lassen sich recht problemlos unter dem Relevanzprinzip<br />

zusammenfassen. Um es in der Sprache der Relevanztheoretiker auszudrücken: Ein Sprecher,<br />

der einen Akt ostensiver Kommunikation vollführt, hat die Absicht, dem Hörer ein Set von<br />

Annahmen zu vermitteln, das ihm relevant genug erscheint, um dem Hörer den für seine<br />

Verar<strong>bei</strong><strong>tun</strong>g notwendigen kognitiven Aufwand zuzumuten. Um das Optimum an Relevanz zu<br />

erreichen, muss ein ideales Verhältnis zwischen kognitivem Aufwand und positivem<br />

kontextuellen Effekt bestehen, der wiederum von der relativ leichten Zugänglichkeit der vom<br />

Sprecher im gegebenen Kontext vermittelten Annahmen abhängt. Solch ein Prinzip schließt<br />

1<br />

Sperber und Wilson (1986): Relevance: Communication and Cognition, Blackwell, Oxford.

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