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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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Bildung als Gegenstand der fairen<br />

Chancengleichheit <strong>bei</strong> Rawls<br />

Claudia Blöser<br />

Gegenstand dieses Beitrags ist eine der wichtigsten Gerechtigkeitsforderungen im<br />

Bildungsbereich, die Forderung nach Chancengleichheit. Zentrale Frage ist, welche Aussagen<br />

Rawls’ Gerechtigkeitstheorie in Bezug auf die Realisierung von Chancengleichheit machen<br />

kann. Zunächst <strong>wir</strong>d dargestellt, was faire Chancengleichheit in Bezug auf Ämter und<br />

Positionen in Rawls’ zweitem Gerechtigkeitsgrundsatz bedeutet, um in einem zweiten Schritt<br />

für die These zu argumentieren, dass die Realisierung von Chancengleichheit in Bezug auf<br />

Ämter und Positionen notwendig voraussetzt, dass Chancengleichheit in der Bildung<br />

ver<strong>wir</strong>klicht <strong>wir</strong>d, d.h. dass Bildung der primäre Gegenstand der Chancengleichheit sein<br />

muss. Im dritten Teil diskutiere ich als grundlegende Schwierigkeit <strong>bei</strong> der Realisierung von<br />

Chancengleichheit den Einfluss der Familie. Angesichts dieses Faktors scheint Rawls in<br />

seinem Werk Gerechtigkeit als Fairness zu resignieren, was die Realisierbarkeit des<br />

Chancenprinzips und damit dessen Vorrang vor dem Differenzprinzip angeht. Dieses<br />

Problem werde ich im Rahmen der Debatte um ideale und nicht-ideale Theorie <strong>bei</strong> Rawls<br />

diskutieren. Es ist idealen Theoretikern vorgeworfen worden, im besten Fall irrelevante, im<br />

schlimmsten Fall ideologisch verzerrende Beiträge zur Lösung von Gerechtigkeitsproblemen<br />

unter nicht-idealen Bedingungen zu liefern. In der Tat bietet das Problem der<br />

Chancengleichheit Anlass zu derartiger Kritik an Rawls’ idealer Theorie, die deshalb der<br />

Ergänzung durch Regeln einer nicht-idealen Theorie bedarf.<br />

In diesem Beitrag werde ich eine der wichtigsten Gerechtigkeitsforderungen im<br />

Bildungsbereich, die Forderung nach Chancengleichheit, auf der Grundlage von Rawls’<br />

Gerechtigkeitstheorie beleuchten. Meine zentrale Fragestellung ist, welche Aussagen die<br />

Rawls’ Theorie in Bezug auf die Realisierung von Chancengleichheit machen kann.<br />

Im ersten Teil stelle ich dar, was „faire Chancengleichheit in Bezug auf Ämter und Positionen“<br />

in Rawls’ zweitem Gerechtigkeitsgrundsatz bedeutet. In einem zweiten Schritt werde ich für<br />

die These argumentieren, dass die Realisierung von Chancengleichheit in Bezug auf Ämter<br />

und Positionen notwendig voraussetzt, dass Chancengleichheit in der Bildung ver<strong>wir</strong>klicht<br />

<strong>wir</strong>d. Das bedeutet, dass Bildung als primärer Gegenstand der Chancengleichheit gelten<br />

muss. Im dritten Teil diskutiere ich grundlegende Schwierigkeiten <strong>bei</strong> der Realisierung von<br />

Chancengleichheit und setze diese in Bezug zur Debatte um ideale und nicht-ideale Theorie<br />

<strong>bei</strong> Rawls. 1 Es ist idealen Theoretikern vorgeworfen worden, im besten Fall irrelevante, im<br />

schlimmsten Fall (ideologisch) verzerrende Beiträge zur Lösung von<br />

Gerechtigkeitsproblemen unter nicht-idealen Bedingungen zu liefern. 2 Das Problem der<br />

Chancengleichheit bietet in der Tat Anlass zu derartiger Kritik an der idealen Theorie. Auf der<br />

Grundlage dieser Kritik <strong>wir</strong>d deutlich, dass Rawls’ ideale Theorie der Ergänzung durch<br />

Regeln einer nicht-idealen Theorie bedarf.<br />

1<br />

Eine Rekonstruktion der methodologischen Unterscheidung zwischen idealer und nicht-idealer<br />

Theorie <strong>bei</strong> Rawls liefert z.B. Simmons 2010. Vgl. für einen Überblick über die Debatte auch Schaub<br />

2010.<br />

2<br />

Vgl. z.B. Boettcher (Boettcher 2009, 238).

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