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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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PRAEMOTIO PHYSICA UND MOLINISMUS 437<br />

bringt (sich vom actus primus [Akt des Daseins] in den actus secundus [hier: Akt der<br />

operatio] überführt). 8<br />

Die Lehre von concursus simultaneus und praemotio physica setzt als argumentativen<br />

Hintergrund die thomistische Lehre von Akt und Potenz voraus. Das Akt-Potenz-Schema<br />

steht im Zentrum der thomistischen Seinstheorie und Metaphysik und besitzt eine ungeheure<br />

Explikationskraft. Sie kann im vorliegenden Rahmen nicht eingehend dargestellt werden –<br />

daher <strong>sollen</strong> nur einige grundlegende architektonische Merkmale dieser Theorie<br />

wiedergegeben werden, soweit sie für den Fortgang vonnöten sind:<br />

(1.5) Akt und Potenz: 9<br />

1° Akt und Potenz stellen modi des Seins dar.<br />

2° Im geschaffenen Bereich sind Akt und Potenz keine monadischen Qualifikationen,<br />

sondern bezeichnen relationale bzw. korrelative Verhältnisse: A n ist ein Akt (oder „im Akt“)<br />

relativ zu einem P n, wo<strong>bei</strong> P n sodann eine Potenz (oder „in Potenz“) relativ zu A n ist. P n selbst<br />

jedoch kann wiederum ein Akt A n-1 sein, relativ zu einem Dritten, P n-1, welches relativ zu A n-1<br />

Potenz (oder „in Potenz“) ist, usw. (Cf. ScG, II, c. 77.) Analoges gilt vom Begriffspaar „Form“<br />

und „Materie“.<br />

3° Man erhält damit eine lineare, irreflexive und asymmetrische Ordnung aus Akt-Potenz-<br />

Korrelationen: Ein P 1 steht in Potenz zu einem korrelierten Akt A 1, das Paar (P 1,A 1) wiederum<br />

kann eine Potenz P 2 in Bezug auf einen höheren Akt A 2 darstellen, was selbst in Potenz P 3<br />

relativ zu einem höheren Akt A 3 stehen kann, usw. (Cf. ScG, II, c. 54.) Jeder Akt komplettiert<br />

da<strong>bei</strong> nur die in dieser Ordnung direkt unter ihm stehende Potenz (cf. ScG, II, c. 73). Der<br />

untere Abschluß dieser Hierarchie ist die materia prima und der obere Abschluß der actus<br />

purus.<br />

4° Ein Akt oder „im Akt“ zu sein bedeutet, von höherem ontologischem Rang zu sein als die<br />

korrelative Potenz: Ein Akt ist ontologisch reichhaltiger als die zugehörige Potenz, er hat eine<br />

gewisse ontologische Saturiertheit erreicht. In der in 3° genannten Hierarchie sind damit<br />

jeweils höhere Aktstufen reichhaltiger/saturierter als niedrigere. Der actus purus besitzt die<br />

höchste Saturiertheit (Vollkommenheit aller Vollkommenheiten).<br />

5° Für jede Potenz P i gilt: Ihr korrelativer Akt A i ist extrinsisch zu ihr (Realdistinktion<br />

zwischen Akt und Potenz).<br />

6° Die Potenz ist das „Prinzip der Limitation“: Im Allgemeinen kann eine Potenz nicht den<br />

vollen zugehörigen Akt aufnehmen (dies ist lediglich <strong>bei</strong> den „materiellen Formen“ möglich).<br />

1.2 Der concursus simultaneus<br />

(2.1) Satz. Gott als Erstursache bringt im concursus simultaneus <strong>wir</strong>kursächlich und<br />

unmittelbar das Sein der zweitursächlichen Tätigkeit und ihrer Wirkungen hervor.<br />

Begründung. 10 Es gilt die vollständige Disjunktion: Entweder <strong>wir</strong>d das Sein der<br />

zweitursächlichen Tätigkeit (a) durch die Zweitursache selbst, oder (b) durch eine durch<br />

Zweitursachen vermittelte Tätigkeit Gottes oder (c) durch eine unmittelbare Tätigkeit Gottes<br />

hervorgebracht.<br />

Ad (a): Das Sein der zweitursächlichen Tätigkeit <strong>wir</strong>d nicht durch die Zweitursache selbst<br />

hervorgebracht. Sei x eine geschaffene Zweitursache (Zx). 11 Dann gilt:<br />

8<br />

Cf. Gredt (1953), 251.<br />

9<br />

Cf. zum Folgenden Schneider (2007), 222–235.<br />

10<br />

Cf. Gredt (1953), 247f.; Feldner (1890), 62–84.<br />

11<br />

Hier<strong>bei</strong> sei x auf die Menge der materiellen Substanzen beschränkt. Die in der thomistischen Theorie<br />

auch auftretenden substantiae creatae spirituales, die substanziell unveränderlich, aber akzidentell

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