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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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436 SCHNEIDER<br />

unvollkommene) Versuch unternommen, die Lehre der physischen Vorherbewegung, wie sie<br />

von Domingo Bañez (1528–1604) und seinen Schülern verfochten wurde, in systematischer<br />

Weise zu rekonstruieren und damit der analytischen Debatte zugänglich zu machen. Auf<br />

dieser Basis soll sodann ein thomistischer Einwand gegen die molinistische Lehre vom reinen<br />

concursus simultaneus et indifferens dargestellt werden – und aufgezeigt werden, wie eine<br />

molinistische Antwort auf diesen spezifischen kausaltheoretischen Einwand zugleich eine<br />

Form der „Essence solution“ der berüchtigten „Grounding objection“ gegen den Molinismus 4<br />

mit sich führt.<br />

1. Concursus simultaneus und concursus praevius<br />

1.1 Definitionen und Vorklärungen<br />

Als Basis einer strukturalen Rekonstruktion der Lehre von der praemotio physica seien<br />

zunächst einige wesentliche Definitionen und Bemerkungen gegeben.<br />

(1.1) Definition. Der Term concursus simultaneus bzw. concomitans denotiert das<br />

<strong>wir</strong>kursächliche Verhältnis der Erstursache (causa prima) zu Tätigkeit (actio) und Wirkung<br />

(effectus) der Zweitursachen (causae secundae), durch welches die Erstursache der<br />

Zweitursache das Sein ihrer Tätigkeit und das Sein der Wirkung ihrer Tätigkeit mitteilt.<br />

Dieser concursus <strong>wir</strong>d „simultan“ bzw. „konkomitant“ genannt, weil er mit der Ausübung der<br />

Tätigkeit der Zweitursache und der Hervorbringung ihrer Wirkung parallel einhergeht bzw.<br />

sie „begleitet“. 5<br />

(1.2) Bemerkung. Der concursus simultaneus muss unter zwei Rücksichten betrachtet<br />

werden:<br />

1° Aus der Perspektive Gottes stellt der simultane Concursus nichts anderes dar als das<br />

göttliche Wirken, durch das die Erstursache <strong>wir</strong>kursächlich das Sein der zweitursächlichen<br />

Tätigkeit und ihrer Wirkung hervorbringt.<br />

2° Aus der Perspektive des Geschöpfs ist der simultane Concursus die Tätigkeit und ihre<br />

Wirkung selbst, sub ratione entis. 6<br />

(1.3) Definition. Der Term concursus praevius bzw. praemotio physica (Vorherbewegung)<br />

denotiert das <strong>wir</strong>kursächliche Verhältnis der Erstursache zur Zweitursache selbst, durch<br />

welches die Erstursache die Zweitursache zum Wirken, d.h. zur ursächlichen Hervorbringung<br />

ihrer Tätigkeit bringt. Die praemotio <strong>wir</strong>d „prae-“ genannt im Sinne einer a-temporalen<br />

Ordnungsrelation und „physica“, um anzuzeigen, dass es sich nicht um einen<br />

finalursächlichen Einfluss handelt. 7<br />

(1.4) Bemerkung. Auch bezüglich der praemotio physica muss zwischen zwei Rücksichten<br />

unterschieden werden:<br />

1° Aus der Perspektive Gottes ist die physische Vorherbewegung nichts anderes als das<br />

göttliche Wirken selbst, durch das die Erstursache <strong>wir</strong>kursächlich die Zweitursache (als<br />

Instrumentalursache) zur Tätigkeit bringt.<br />

2° Aus der Perspektive des Geschöpfs ist die physische Vorherbewegung eine transeunte<br />

Partizipation an der göttlichen Allmacht, kraft derer die Zweitursache sich selbst zum Wirken<br />

4<br />

Cf. Flint (1998), 123-126; Hasker (1989); Adams (1977), 30.<br />

5<br />

Cf. Gredt (1953), 247; Dummermuth (1886), 17-19.<br />

6<br />

Cf. Gredt (1953), 247.<br />

7<br />

Cf. S.th. I, q. 82, a. 2, 4; I-IIae, q. 9, a. 1; q. 10, a. 2; cf. O’Brien (1981), 671.

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