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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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KUNST UND MORAL 427<br />

wahrscheinlich nicht lustig finden. Hierfür kann man jedoch der Komödie keinen Vorwurf<br />

machen. Der Grund, warum sie nicht als lustig empfunden wurde, war ein werk-externer<br />

Grund. Wenn auf der anderen Seite ein Horrorfilm nicht furchterregend ist, weil die<br />

gezeigten Monster schlecht animiert wurden, handelt es sich um einen werk-internen Grund,<br />

wofür man das Werk kritisieren kann.<br />

Viertens ist ein kunsthistorisches Bewer<strong>tun</strong>gskriterium angemessen. Stellen <strong>wir</strong> uns zwei<br />

scheinbar identische Gemälde vor, die <strong>wir</strong> folglich ästhetisch, kognitiv und antwortabhängig<br />

gleich bewerten sollten. Jedoch handelt es sich <strong>bei</strong> einem Werk um eine perfekte Kopie des<br />

anderen. Dies scheint ein für die Bewer<strong>tun</strong>g der Kunstwerke relevanter Unterschied zu sein.<br />

Man möchte das Original besser bewerten als die Kopie. Hier<strong>bei</strong> hilft ein kunsthistorischer<br />

Bewer<strong>tun</strong>gsmaßstab. Mit diesem kann man einen Wert zusprechen, der sich aus der<br />

kunsthistorischen Stellung des Werkes ableitet. Beurteilungen, an die man hier denken kann,<br />

sind „originell“, „kreativ“ oder „plagiiert“.<br />

Gegen dieses Kriterium mag eingewandt werden, dass es kunsthistorische Aussagen keine<br />

Bewer<strong>tun</strong>gen <strong>bei</strong>nhalten, sondern rein deskriptiv sind. Zu sagen „Werk x ist ein Original“,<br />

besagt einfach, dass es sich da<strong>bei</strong> um keine Kopie handelt. Teilweise mag es so sein, dass eine<br />

kunsthistorische Aussage rein deskriptiv ist, aber dies gilt nicht für alle Aussagen. Ein Werk<br />

als originell zu bezeichnen impliziert eine Bewer<strong>tun</strong>g.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten: Eine pluralistische Werttheorie sollte zumindest vier<br />

Kriterien <strong>bei</strong>nhalten, einen ästhetischen, einen kognitiven, einen antwortabhängigen und ein<br />

kunsthistorischen Bewer<strong>tun</strong>gsmaßstab. Wie deutlich wurde, baut die hier vorgestellte<br />

Werttheorie auf Sibleys Liste von ästhetischen Ausdrücken auf. Diese Ausdrücke sind typisch<br />

für die Kunstkritik und die vier Bewer<strong>tun</strong>gskriterien versuchen eine Klassifizierung dieser<br />

Ausdrücke.<br />

Wichtig ist nochmals zu betonen, dass nicht gefordert <strong>wir</strong>d, jedes Kunstwerk müsse anhand<br />

eines jeden Maßstabes beurteilbar sein. Außerdem kann es vorkommen, dass die<br />

Bewer<strong>tun</strong>gen auf Basis der einzelnen Bewer<strong>tun</strong>gen unterschiedlich positiv bzw. negativ<br />

ausfallen. Ein Werk kann in einer Hinsicht lobenswert sein, während es sich in anderer<br />

Hinsicht nicht auszeichnet. Will man den Gesamtwert eines Werkes bestimmen, muss man<br />

die unterschiedlichen Bewer<strong>tun</strong>gen abwägen und gewichten.<br />

Der große Vorteil einer pluralistischen Werttheorie liegt darin, dass sie weniger normativ<br />

aufgeladen ist als eine monistische Theorie. Kunstwerke werden von unterschiedlichen<br />

Standpunkten aus betrachtet und bewertet. Diese Multidimensionalität der Kunstkritik kann<br />

eine pluralistische Werttheorie besser erfassen als eine monistische Werttheorie.<br />

5. Argumente für einen indirekten Kontextualismus<br />

Die für diesen Artikel entscheidende Frage ist, welche Rolle eine moralische Bewer<strong>tun</strong>g in der<br />

pluralistischen Werttheorie spielt. Zunächst sind zwei Möglichkeiten denkbar, wie der<br />

moralische Bewer<strong>tun</strong>gsmaßstab den Gesamtwert beeinflussen kann. Zum einen könnte man<br />

ein eigenständiges moralisches Bewer<strong>tun</strong>gskriterium in die pluralistische Theorie<br />

aufnehmen. In diesem Falle würde der moralische Wert eines Werkes dessen Gesamtwert<br />

direkt beeinflussen. Eine moralische Bewer<strong>tun</strong>g könnte den Gesamtwert auch indirekt<br />

tangieren. Hier würde dann eine Bewer<strong>tun</strong>g auf Basis der obigen vier Bewer<strong>tun</strong>gskriterien<br />

durch den moralischen Wert beeinflusst werden. Somit muss im Folgenden untersucht<br />

werden, ob der moralische Wert den Gesamtwert eines Kunstwerkes, direkt, indirekt oder<br />

vielleicht sogar direkt-indirekt beeinflusst.

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