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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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KUNST UND MORAL 425<br />

Aspekten abstrahieren. Somit ist der ästhetische Wert, minimalistisch definiert, unabhängig<br />

von dem moralischen Wert eines Werkes.<br />

Erneut drängt sich die Frage auf, ob und warum allein der ästhetische Wert eines Werkes<br />

relevant für die Kunstkritik sein sollte. Zunächst einmal wurde die formalistische<br />

Einschränkung einfach festgelegt. Dies kann man verteidigen, geht es darum, den<br />

ästhetischen Wert im engeren Sinne zu definieren. Problematisch <strong>wir</strong>d es, wenn man den<br />

ästhetischen Wert im engeren Sinne mit dem im weiteren Sinne, also der Gesamtwert eines<br />

Kunstwerkes, gleichsetzt. Dies kann man auch nicht mit Verweis auf Sibleys Auflis<strong>tun</strong>g von<br />

ästhetischen Eigenschaften begründen. Vielmehr umfasst Sibleys Liste gerade auch<br />

ästhetische Eigenschaften, die sich auf den Inhalt oder die Wirkung eines Werkes beziehen,<br />

wie „rührend“, „banal“ oder „tiefgründig“. 42 Gerade in unserer alltäglichen Kritik von<br />

Kunstwerken beschränken <strong>wir</strong> uns nicht nur auf die Kritik der Form und Struktur eines<br />

Werkes.<br />

3.3 Kritik an monistischen Theorien<br />

Der radikale Ästhetizismus ist in abgeschwächter Form mit dem gleichen Problem<br />

konfrontiert wie der radikale Moralismus. Beide Werttheorien zeichnen eine Art, Kunstwerke<br />

zu bewerten, als einzig richtige aus und betrachten alle anderen als unangemessen für die<br />

Kunstkritik. Beide sind somit stark normativ aufgeladen. Es ist zu erwarten, dass diese starke<br />

Normativität alle monistischen Werttheorien eint. Damit kommt man zur grundlegenden<br />

Frage, ob man die Grundidee hinter einer monistischen Werttheorie verteidigen möchte.<br />

Eine Möglichkeit, die monistische Strategie zu verteidigen, wäre auf ein Kriterium der<br />

allgemeinen Anwendbarkeit zu verweisen. 43 Ein solches fordert, dass man Kunstwerke nur<br />

anhand eines Maßstabes bewerten soll, der auf alle Kunstwerke anwendbar ist. Hieraus folgt<br />

nicht zwangsläufig eine monistische Werttheorie. Da es aber so schwierig ist ein Kriterium zu<br />

finden, dass auf alle Kunstwerke anwendbar ist, folgt meist eine monistische Theorie.<br />

Jedoch <strong>wir</strong>d das Kriterium der allgemeinen Anwendbarkeit erst dann plausibel, wenn man<br />

bereits eine monistische Werttheorie akzeptiert hat. Wenn es nur ein angemessenes<br />

Bewer<strong>tun</strong>gskriterium gibt, ist es wünschenswert, dass alle Kunstwerke anhand dieses<br />

bewertbar sind. Sobald man zulässt, dass es mehrere Bewer<strong>tun</strong>gskriterien gibt, mag ein Werk<br />

auf Basis eines Kriteriums nicht bewertbar sein und dennoch auf Basis der anderen Kriterien<br />

beurteilbar sein.<br />

Eine andere Verteidigung der monistischen Strategie könnte auf der Forderung aufbauen,<br />

man solle Kunstwerke nur anhand der Eigenschaft bewerten, die sie zu Kunstwerken werden<br />

lässt. Viele Vertreter einer monistischen Werttheorie knüpfen diese Verbindung zwischen<br />

Werttheorie und Kunstdefinition. 44<br />

Mit diesem Vorschlag ist die Problematik verbunden, eine essentielle Eigenschaft für<br />

Kunstwerke zu finden. Aber selbst wenn es eine solche essentielle Eigenschaft gibt, folgt<br />

daraus nicht, dass Kunstwerke nicht auch anhand weiterer Kriterien bewertbar sind. Ein<br />

Roman mag Eigenschaften aufweisen, die er mit Gemälden nicht teilt und die somit nicht<br />

essentiell für Kunst sind, und dennoch mögen diese relevant für die angemessene Bewer<strong>tun</strong>g<br />

des Romans sein. Man denke <strong>bei</strong>spielsweise an die Wortwahl und die Komposition der<br />

einzelnen Kapitel.<br />

42<br />

Siehe Sibley (1959: 421 ff.).<br />

43<br />

Siehe hierzu Carroll (1985: 330).<br />

44<br />

Siehe bsp. Bell (1914); Tolstoi (1998: 75); Beardsley (1958: xix).

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