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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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Primitive Normativität als Antwort auf den<br />

Regelfolgen-Skeptiker<br />

Nadja El Kassar<br />

Ursprünglich auf ihre Theorie der Wahrnehmung beschränkt, bildet primitive Normativität<br />

in Hannah Ginsborgs jüngstem Aufsatz das Fundament für ihre teil-reduktionistische,<br />

naturalistische Antwort auf Saul Kripkes Regelfolgen-Skeptiker. Der vorliegende Beitrag<br />

diskutiert und ver<strong>wir</strong>ft diese alternative Antwort auf den Regelfolgen-Skeptiker. Die<br />

Argumentation erfolgt in drei Schritten. Im ersten Schritt werden die Herausforderung<br />

durch den Kripke’schen Skeptiker sowie zwei Standardreaktionen, Dispositionalismus und<br />

Anti-Reduktionismus, dargestellt. Der zweite Schritt stellt Hannah Ginsborgs Antwort,<br />

insbesondere ihren Begriff der primitiven Normativität, vor. Im abschließenden dritten<br />

Schritt werden drei Argumente präsentiert, die nahelegen, dass Ginsborgs Antwort<br />

abzulehnen ist. Weder gelingt es ihr eine systematisch kohärente Position zu entwickeln,<br />

noch vermag sie, die von Saul Kripke diskutierten Bedingungen für eine akzeptable Replik<br />

auf den Regelfolgen-Skeptiker zu erfüllen. Das Modell der primitiven Normativität scheitert<br />

sowohl als eigenständige Theorie als auch als Antwort auf Kripkes Regelfolgen-Skeptiker.<br />

1. Einlei<strong>tun</strong>g<br />

Hannah Ginsborg führt in ihren Beiträgen zur Philosophie der Wahrnehmung den Begriff<br />

primitive Normativität [primitive normativity] ein, der dazu dienen soll eine stabile<br />

Mittelposition zwischen entgegenstehenden Theorien aufzustellen: Primitive Normativität ist<br />

der Schlüssel zur Vermittlung zwischen Empiristen und Konzeptualisten (Ginsborg 2006b)<br />

sowie zwischen Repräsentationalisten und Relationisten (Ginsborg 2011a). In ihren jüngsten<br />

Veröffentlichungen erweitert Ginsborg den Anwendungsbereich auf Saul Kripkes<br />

‚Regelfolgen-Skeptiker‘ und die Frage nach der Normativität von Bedeu<strong>tun</strong>g (Ginsborg 2011b;<br />

Ginsborg 2012). Dieser Artikel <strong>wir</strong>d sich jedoch ausschließlich mit Ginsborgs Antwort auf den<br />

Regelfolgen-Skeptiker auseinandersetzen. 1 Das Ziel ist es, zu zeigen, dass Ginsborgs<br />

Konzeption keine zufriedenstellende Antwort auf den Skeptiker bietet. Die Argumentation<br />

erfolgt in drei Schritten. Im ersten Schritt <strong>wir</strong>d die Herausforderung durch den Kripke’schen<br />

Skeptiker sowie zwei Standardreaktionen auf die Herausforderung dargestellt. Anschließend<br />

<strong>wir</strong>d Ginsborgs Antwort, insbesondere ihr Konzept der primitiven Normativität, vorgestellt.<br />

Im dritten Schritt präsentiere ich drei Argumente, die nahelegen, dass Ginsborgs Antwort<br />

abzulehnen ist: Der Begriff primitive Normativität kann nicht widerspruchsfrei expliziert<br />

werden und ermöglicht ferner keine akzeptable Replik auf den Regelfolgen-Skeptiker. Der<br />

Artikel nimmt also keinen Vergleich vor zwischen Ginsborgs Antwort auf den Regelfolgen-<br />

Skeptiker und anderen Antworten auf den Regelfolgen-Skeptiker. Die hier entwickelte Kritik<br />

ist Ginsborg-intern und beschränkt sich auf Einwände gegen ihre Konzeption, sowie auf die<br />

sich anschließende Frage, ob ihre Antwort dem Regelfolgen-Skeptiker überhaupt angemessen<br />

ist.<br />

1<br />

Da das Regelfolgen-Problem und die Normativität von Bedeu<strong>tun</strong>g eng verbunden sind, ist es natürlich<br />

unumgänglich, dass die Thematik der Normativität von Bedeu<strong>tun</strong>g auch behandelt <strong>wir</strong>d. Für eine<br />

ausführliche Diskussion von Ginsborgs Ausführungen zur Normativität von Bedeu<strong>tun</strong>g siehe jedoch<br />

(Haddock 2012).

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