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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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INTERROGATIVE FORMEN DES WISSENS 385<br />

5. Ausblick – Verstehen als eine normative Quelle der<br />

Zuschreibung von Wissen-wh<br />

Im Folgenden gehe ich von drei zentralen Annahmen aus: Erstens scheint es mir aufgrund<br />

der vorgebrachten Einwände angebracht zu sein, einen nicht-reduktionistischen<br />

Erklärungsansatz der Bedeu<strong>tun</strong>g von Sätzen der Form „S weiß-wh“ zu favorisieren. Zweitens<br />

plädiere ich im Anschluss an Bach für die Trennung zweier Aspekte der Analyse von Wissenwh:<br />

einerseits die (semantische) Erklärung der logischen Form der Wissens-Relation und<br />

andererseits die Erklärung der normativen Bedingungen, unter denen jemand in einer<br />

solchen „Wissen-wh“-Relation steht. Drittens behaupte ich, dass im Rahmen einer Erklärung<br />

des zweiten (normativen) Aspekts nicht nur die Variabilität kongruenter Antworten (im<br />

Hinblick auf die Ziele unserer Erkenntnisbemühungen), sondern auch die spezifische<br />

Perspektive der zuschreibenden Person berücksichtigt werden muss.<br />

Aufbauend auf diesen drei Grundannahmen lässt sich der von mir favorisierte Ansatz nun<br />

etwas genauer präzisieren. Die erste Präzisierung betrifft die Form der Wissensrelation.<br />

Meiner Ansicht nach können <strong>wir</strong> es da<strong>bei</strong> belassen, Wissen als eine binäre Relation zu<br />

betrachten. Diese Relation ist jedoch nicht – wie von Reduktionisten behauptet – rein<br />

propositionaler Natur. Vielmehr handelt es sich um eine objektbezogene Relation der<br />

Bekanntschaft, die zwischen einem Subjekt S, nämlich dem Wissenden, und dem jeweiligen<br />

Objekt des Wissens besteht. Im Fall der Zuschreibung von Wissen-dass sind Propositionen<br />

diejenigen Objekte, mit denen S bekannt sein muss, wohingegen es sich <strong>bei</strong> Wissen-wh <strong>bei</strong><br />

den betreffenden Objekten um eingebettete Fragen handelt. Die (binäre) Wissens-Relation<br />

besitzt hier die allgemeine (logische) Form [S-Q].<br />

Diese Überlegung deckt sich mit der eingangs erläuterten Beobach<strong>tun</strong>g, dass Wissen als ein<br />

prototypisches responsives Prädikat (im Gegensatz zu rogativen „question embedders“)<br />

sowohl mit der Verwendung von deklarativen als auch interrogativen SKen vereinbar ist.<br />

Dennoch fallen <strong>bei</strong>de Arten der Zuschreibung von Wissen nicht einfach zusammen. Vielmehr<br />

unterscheiden sie sich in zweierlei Hinsicht: im Hinblick auf die Art der Objekte, mit denen<br />

der Wissende bekannt sein muss, und im Hinblick auf die Art der normativen Bedingungen,<br />

gemäß denen es angemessen ist, eine Zuschreibung mit der entsprechenden (logischen) Form<br />

zum Ausdruck zu bringen.<br />

Nach dem vorliegenden Ansatz ist Wissen nicht (lexikalisch) ambig. Da der Unterschied von<br />

Wissen-dass und Wissen-wh nicht an der (logischen) Form der Wissens-Relation<br />

festgemacht <strong>wir</strong>d, sondern lediglich die Art der Objekte betrifft (d.h. ihre kategoriale<br />

Beschaffenheit), handelt es sich in <strong>bei</strong>den Fällen um ein und dieselbe binäre Relation,<br />

nämlich um die Bekanntschaft von S mit dem jeweiligen Objekt des Wissens (Propositionen<br />

bzw. Fragen). Darüber hinaus besteht keine grundlegende Asymmetrie im semantischen<br />

Gebrauch interrogativer Prädikate: Responsive und (rein) rogative „questions embedders“<br />

bringen dieselbe Relation [S-Q] zum Ausdruck. Verschieden sind jedoch die normativen<br />

Umstände, unter denen es angemessen ist, S zu unterstellen, dass S in der jeweiligen Relation<br />

des Wissens steht. Im Gegensatz zu (rein) rogativen Prädikaten haben responsive<br />

Interrogative so etwas wie ein erkenntnistheoretisches Design: Bei ihnen basiert die Relation<br />

[S-Q] auf einer Bekanntschaft mit Tatsachen in der Welt, die als Antwort auf die<br />

(eingebettete) Frage den rogativen Impuls (notwendig) zum Stillstand bringen.<br />

Die zweite wichtige Präzisierung betrifft den normativen Aspekt der Zuschreibung von<br />

Wissen. Wann sind <strong>wir</strong> berechtigt, anzunehmen, dass jemand in einer Relation des Wissenswh<br />

steht? Nach der vorangegangenen Diskussion muss diese Erklärung zwei Dinge leisten:<br />

Sie muss einerseits mit einem nicht-reduktionistischen Programm der semantischen<br />

Erklärung der (logischen) Form der Zuschreibung Wissen-wh vereinbar sein. Und sie muss<br />

andererseits die Variabilität der Antwortbedingungen auf eine Weise berücksichtigen, dass

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