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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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384 SCHMECHTIG<br />

Antwort auf die eingebettete Frage des SKs liefert. Nichtsdestotrotz würden <strong>wir</strong> im<br />

vorliegenden Fall sagen, dass Peters Äußerung wahr ist. Entsprechend muss der Grund für<br />

diese Annahme ein anderer sein. Darüber hinaus gibt es zweifelsohne Fälle, in denen eine<br />

derartige Äußerung in epistemischer Hinsicht rational erscheint, weil die zuschreibende<br />

Person glaubt, dass sie wahr ist. Wenn der vorliegende Fall ein solcher ist, Peter aber keine<br />

(wahre) Antwortproposition auf die eingebettete Frage kennt, dann lässt sich mit der<br />

Standardauffassung nicht erklären, warum <strong>wir</strong> im vorliegenden Fall die Intuition haben, dass<br />

Peters Zuschreibung von Wissen-wh kein Akt subjektiver Willkür ist, sondern selbst als<br />

rational zu betrachten ist.<br />

Wie lässt sich dieses Problem lösen? Ein wichtiger Schritt besteht darin, die <strong>bei</strong>den folgenden<br />

Aspekte voneinander zu trennen: 22<br />

(A)<br />

(B)<br />

Analyse der (logischen) Form der Wissens-Relation<br />

Charakterisierung der Umstände, unter denen jemand in dieser Wissens-Relation<br />

steht<br />

Für gewöhnlich werden diese <strong>bei</strong>den Aspekte nicht getrennt. Das scheint jedoch ein Fehler zu<br />

sein. Meines Wissens ist Kent Bach (Bach 2005) der Erste gewesen, der in einem bislang<br />

unveröffentlichten Aufsatz auf dieses Problem hingewiesen hat. Beispiele der eben<br />

angeführten Art zeigen nämlich Folgendes: Offenkundig ist es möglich, jemandem in einer<br />

angemessenen Form Wissen-wh zuzuschreiben, ohne dass diejenige Person, von der die<br />

Zuschreibung ausgeht, selbst in einer Relation des Wissens-wh stehen muss. Das heißt nun<br />

aber nicht, dass die Äußerung, in der die betreffende Zuschreibung zum Ausdruck gebracht<br />

<strong>wir</strong>d, nicht die (logische) Form einer Wissens-Relation hat. Vielmehr müssen an dieser Stelle<br />

zwei Aspekte der allgemeinen Analyse von Wissen-wh unterschieden werden: Der erste<br />

Aspekt betrifft die semantische Bedingung der Zuschreibung. Diese muss erfüllt sein, sofern<br />

das, was in der Zuschreibung ausgedrückt werden soll, die (logische) Form einer Wissens-<br />

Relation besitzt. Der zweite Aspekt betrifft hingegen die normativen Umstände der<br />

Zuschreibung von Wissen. Bedingungen dieser Art legen unter anderem fest, wann es<br />

gerechtfertigt ist anzunehmen, dass diejenige Person, der Wissen zugeschrieben <strong>wir</strong>d, „in<br />

einer Relation des Wissens-wh“ steht. Eine Trennung <strong>bei</strong>der Aspekte ist durch die Tatsache<br />

begründet, dass es Fälle der Zuschreibung von Wissen-wh gibt, in denen die erste Bedingung<br />

zwar erfüllt ist – d.h. es handelt sich <strong>bei</strong> der zum Ausdruck gebrachten Zuschreibung der<br />

Form nach um eine Relation des Wissens zwischen S und der im interrogativen SK<br />

eingebetteten Frage Q –, gleichwohl liefert die Erfüllung dieser semantischen Bedingung<br />

keine hinreichende Basis für die Erklärung, warum eine solche Zuschreibung in<br />

epistemischer Hinsicht korrekt ist. Denn das Stehen in einer Relation des Wissens-wh – d.h.<br />

die Bekanntheit mit der Menge von Tatsachen, die eine kongruente Antwort auf die im<br />

interrogativen SK eingebettete Frage Q liefern – ist keine Voraussetzung für diejenige Person,<br />

die Wissen zuschreibt. Sofern <strong>wir</strong> nicht unterstellen wollen, dass Wissens-Zuschreibungen,<br />

die von solchen Personen ausgehen, willkürlich erfolgen, bedarf es einer zusätzlichen<br />

(normativen) Erklärung jener Umstände, unter denen Zuschreibungen von Wissen aus der<br />

Perspektive der zuschreibenden Person angemessen sind. Oder anders gesagt: Es bedarf einer<br />

Erklärung, wann man unterstellen darf, dass derjenige, dem mithilfe von Äußerungen der<br />

(logischen) Form „S weiß-wh“ eine epistemische Einstellung zugeschrieben <strong>wir</strong>d, in der<br />

betreffenden Wissens-Relation steht.<br />

Aufbauend auf dieser Differenzierung werde ich im abschließenden Teil zu skizzieren<br />

versuchen, wie ein „setting“ der Zuschreibung von Wissen-wh – das in semantischer Hinsicht<br />

nicht reduktiv und in normativer Hinsicht geeignet erscheint – aus meiner Sicht zu<br />

entwickeln ist.<br />

22<br />

Vgl. Bach (2005), Masto (2010).

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