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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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374 SCHMECHTIG<br />

Doch um welche Art von Antworten handelt es sich <strong>bei</strong> responsiven Interrogativen? In der<br />

Regel <strong>wir</strong>d die Bedeu<strong>tun</strong>g responsiver Interrogative in Relation zur Bedeu<strong>tun</strong>g kongruenter<br />

Antworten bestimmt: 2<br />

Frage:<br />

Antwort:<br />

(F) Wo studiert Barbara?<br />

(A 1) Sie studiert in Berlin.<br />

(A 2) Sag Du es mir.<br />

Im Vergleich zu (A 1) stellt (A 2) keine kongruente Antwort auf (F) dar. Obgleich natürlich (A 2)<br />

eine völlig legitime kommunikative Reaktion ist.<br />

Wie genau kongruente Antworten zu bestimmen sind, ist in der Semantik für responsive<br />

Interrogative umstritten. Im Wesentlichen werden drei unterschiedliche Kandidaten<br />

diskutiert (vgl. Beck und Rullmann 1999):<br />

– strenge vollständige Antworten (strongly exhaustive)<br />

– weite vollständige Antworten (weakly exhaustive)<br />

– das Anführen irgendeiner Antwort (mention-some)<br />

Betrachten <strong>wir</strong> zur Erläuterung dieser Varianten ein kurzes Beispiel: Peter hält einen Vortrag<br />

vor genau drei Personen, nämlich A, B und C. Unsere Frage lautet anschließend: Wer hat<br />

Peters Vortrag gehört? Folgende Antwortmöglichkeiten stehen offen:<br />

Strenge vollständige Antwort<br />

A, B und C waren die einzigen Personen, die den Vortrag gehört haben. Jedes Element<br />

der Antwortmenge <strong>wir</strong>d angeführt.<br />

Weite vollständige Antwort<br />

A, B und C haben den Vortrag gehört. Jedes Element der aktualen Antwortmenge <strong>wir</strong>d<br />

angeführt, aber es könnte noch mehr Elemente geben.<br />

Anführen irgendeiner Antwort<br />

A hat den Vortrag gehört. Irgendein Element der Antwortmenge <strong>wir</strong>d angeführt.<br />

Wenn man das „Anführen irgendeiner Antwort“ als echte Möglichkeit zulässt, dann liegt es<br />

nahe, den Begriff der weiten vollständigen Antwort als eine Art Kombination aller „mentionsome<br />

answers“ aufzufassen.<br />

Intellektualisten wie Stanley haben ihre reduktionistische Sichtweise auf eine semantische<br />

Konzeption gestützt, die vor allem von Groenendijk & Stockhof (1982, 1984) verteidigt<br />

wurde. 3 Diese besagt, dass die Bedeu<strong>tun</strong>g responsiver Interrogative ausschließlich auf der<br />

Basis strenger Vollständigkeit zu bestimmen sei. Warum diese Festlegung auf vollständige<br />

Antwortmengen? <strong>Was</strong> spricht für eine solche Akzentuierung? Zwei Überlegungen sind an<br />

dieser Stelle zu nennen. Es scheint Fälle wie (7) zu geben, in denen das Anführen irgendeiner<br />

Antwort nicht hinreichend ist:<br />

(7) Peter weiß, welche Tagungsteilnehmer in seinem Vortrag waren.<br />

(8) Peter weiß, dass A ein Tagungsteilnehmer ist, der in seinem Vortrag war.<br />

Aus der Wahrheit von (8) folgt nicht die Wahrheit von (7). Dies legt den Gedanken nahe, in<br />

Fällen wie diesen strenge Vollständigkeit zu fordern.<br />

Die zweite Überlegung beruht auf der Beobach<strong>tun</strong>g, dass insbesondere <strong>bei</strong> epistemischen<br />

Prädikaten ein Problem mit dem Begriff der weiten Vollständigkeit auftritt. Weite<br />

2<br />

Vgl. hierzu Krifka (2001).<br />

3<br />

Vgl. Stanley (2011, 60).

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