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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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308 BAUMBERGER<br />

verstehen kann, warum etwas der Fall ist, ohne zu wissen, warum es der Fall ist. Während<br />

gelegentlich bezweifelt <strong>wir</strong>d, dass Wissen tatsächlich unvereinbar ist mit environmental<br />

epistemic luck (z.B. <strong>bei</strong> Grimm 2006: 527–529 und Roberts/Wood 2007: 57), ist weitgehend<br />

unbestritten, dass es unvereinbar ist mit standard Gettier-style epistemic luck.<br />

Eine Überlegung von Kvanvig liefert einen weiteren Grund für die Annahme, dass Verstehen<br />

mit <strong>bei</strong>den Typen von epistemischem Glück verträglich ist. Ihr zufolge unterscheiden sich<br />

Verstehen und Wissen bezüglich ihrer Verträglichkeit mit epistemischem Glück, weil <strong>wir</strong> <strong>bei</strong><br />

ihnen Unterschiedliches im Fokus haben. Beim Verstehen fokussieren <strong>wir</strong> auf das Erfassen<br />

explanatorischer Verbindungen und damit, kann man ergänzen, auf das Haben bestimmter<br />

Fähigkeiten. Beim Wissen fokussieren <strong>wir</strong> auf das Überzeugtsein von einer Aussage, die nicht<br />

leicht hätte falsch sein können, und damit auf die Nicht-Zufälligkeit. Dass man die<br />

Überzeugung aufgrund eines glücklichen Zufalls erworben hat, unterminiert deshalb das<br />

explanatorische Wissen; dass man die fraglichen Fähigkeiten aufgrund eines glücklichen<br />

Zufalls erworben hat, unterminiert aber nicht das explanatorische Verstehen. In dieser<br />

Hinsicht gleicht Verstehen-warum-etwas-der-Fall-ist dem Wissen-wie-etwas-zu-<strong>tun</strong>-ist, das<br />

ebenfalls mit epistemischem Glück kompatibel ist. Wenn <strong>wir</strong> beurteilen, ob jemand weiß, wie<br />

etwas zu <strong>tun</strong> ist, fragen <strong>wir</strong> auch ausschließlich, ob er die fragliche Fähigkeit besitzt, nicht<br />

aber wie er sie erworben hat (vgl. Grimm 2011: 92–93). Ich gestehe einem Freund auch dann<br />

gerne zu, dass er weiß, wie mein Computer wieder zum Laufen gebracht werden kann, wenn<br />

ich später erfahre, dass er sein Know-how aufgrund glücklicher Zufälle erworben hat.<br />

Wenn epistemisches Glück, wie es in Gettier-Beispielen im Spiel ist, explanatorisches<br />

Verstehen nicht unterminiert, dann verlangt eine Definition explanatorischen Verstehens<br />

über die Rechtfertigungsbedingung hinaus keine zusätzliche Anti-Glück-Bedingung.<br />

4. Definition explanatorischen Verstehens<br />

Aufgrund meiner Überlegungen schlage ich die folgende Definition vor: S versteht (in einem<br />

gewissen Ausmaß), warum p gdw.<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

(d)<br />

S legt sich (in einem gewissen Ausmaß) auf eine Erklärung E fest, die aus dem<br />

Explanandum p und einem Explanans besteht, das zeigt, wie p von q abhängt;<br />

S erfasst E (in einem gewissen Ausmaß); das heißt: S ist (in einem gewissen<br />

Ausmaß) fähig, indem S von den relevanten Elementen von E Gebraucht macht,<br />

(i) zu schließen, dass p (oder dass wahrscheinlich p), gegeben, dass q,<br />

(ii)<br />

(iii)<br />

(iv)<br />

gegeben, dass p, p anhand von q zu erklären,<br />

für p* und q*, die ähnlich aber nicht identisch sind mit p und q, zu schließen,<br />

dass p* (oder dass wahrscheinlich p*), kontrafaktisch angenommen, dass q*,<br />

kontrafaktisch angenommen, dass p*, p* anhand von q* zu erklären;<br />

S ist (in einem gewissen Ausmaß) fähig, E zu rechtfertigen; das heißt: S ist (in einem<br />

gewissen Ausmaß) fähig zu zeigen, dass E<br />

(i) kohärent ist mit den Hintergrundüberzeugungen von S,<br />

(ii)<br />

(iii)<br />

den verfügbaren Belegen entspricht und<br />

explanatorische Desiderata (wie Reichweite, Einfachheit, Präzision und<br />

Mechanismus) optimiert; und<br />

E <strong>wir</strong>d (in einem gewissen Ausmaß) den Tatsachen gerecht.

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