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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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BLUMENTHAL 29<br />

4.3 Begründung der Theorie im Lichte der Forderungen<br />

In diesem abschließenden Paragraphen gilt es nun, dafür zu argumentieren, dass meine<br />

inferentialistische Theorie der Semantik von AFKs den zuvor präsentierten Ansätzen insofern<br />

überlegen ist, als sie IF und OF gerecht <strong>wir</strong>d. Der Nachweis, dass sie OF gerecht <strong>wir</strong>d, ist<br />

schnell erbracht, da <strong>wir</strong> uns – wie ich im letzten Abschnitt herausgestellt habe – durch die<br />

Verwendung von AFKs ontologisch lediglich auf die Existenz eines bestimmten fiktionalen<br />

Mediums verpflichten. Fiktionale Medien sind jedoch einfach Tokens wie <strong>bei</strong>spielsweise<br />

meine Ausgabe von Fontanes „Effi Briest“ und damit ontologisch genauso harmlos wie Tische<br />

und Stühle.<br />

Der Nachweis, dass meine Theorie auch IF gerecht <strong>wir</strong>d, ist deutlich schwieriger zu führen,<br />

und ich habe offen gestanden keine Ahnung, wie er in vollständiger Allgemeinheit aussehen<br />

könnte. Ich werde mich in meiner Argumentation daher darauf beschränken zu zeigen, dass<br />

diejenigen Argumente, die ich ausgehend von IF gegen die in Abschnitt 3 vorgestellten<br />

Positionen angeführt habe, <strong>bei</strong> meiner Theorie keinen Ansatzpunkt finden.<br />

Der erste Einwand, den ich ausgehend von IF mit (Searle 1979) gegen Russells Theorie der<br />

Semantik von AFKs erhoben habe, ist der, dass AFKs voraussetzen und nicht behaupten, dass<br />

bestimmte fiktionale Medien existieren. Offensichtlich kann dieser Einwand nicht gegen<br />

meine Theorie erhoben werden, da der Ausdruck „[x 0] R“ nur dann sinnvoll ist, wenn x 0<br />

existiert. So legt sich Lisa mit (4) <strong>bei</strong>spielsweise darauf fest, dass folgende Aussage wahr ist:<br />

(1o)<br />

Für alle fiktionalen Medien x, die zum gleichen Werk gehören wie Lisas Vaters<br />

Ausgabe von „Asterix <strong>bei</strong> den Briten“ gilt: x sagt, dass Asterix ein Gallier ist.<br />

Diese Aussage <strong>wir</strong>d jedoch, genau wie von IF gefordert, sinnlos und nicht falsch, wenn Lisas<br />

Vaters (oder – je nach Kontext – irgendeine andere) Ausgabe von „Asterix <strong>bei</strong> den Briten“<br />

nicht existiert.<br />

Der zweite auf IF basierende Einwand gegen Russells Theorie nahm Überlegungen von<br />

(Everett 2006) auf und bestand darin, dass diese der Tatsache, dass fiktionale Medien nicht<br />

an gültige Inferenzen gebunden sind, nicht Rechnung trägt, und folglich einigen AFKs<br />

eklatant falsche Wahrheitswerte zuweist. Auch dieser Einwand kann gegen meine Theorie<br />

nicht erhoben werden. Der Grund hierfür ist, dass diese durch die Verwendung des opaken<br />

Sagt-dass-Operators dem Umstand gerecht <strong>wir</strong>d, dass die Frage, ob eine AFK wahr oder<br />

falsch ist, über die Frage hinausgeht, ob eine Aussage aus einer Menge anderer Aussagen<br />

folgt. Sie zu beantworten verlangt vielmehr, ein fiktionales Medium zu interpretieren, und das<br />

ist ein subtileres und vielschichtigeres Unterfangen als das bloße Anwenden inferentieller<br />

Muster. Tatsächlich ist es nach meiner Theorie überhaupt nicht überraschend, dass es<br />

passieren kann, dass innerhalb fiktionaler Welten einige gültige Inferenzen scheitern. Dies<br />

liegt daran, dass <strong>wir</strong> auf Grundlage der AFK a immer nur zu denjenigen Aussagen der Form<br />

„Für alle x aus [x 0] R gilt: x sagt, dass q“ berechtigt sind, für die gilt, dass <strong>wir</strong> dazu berechtigt<br />

sind, den x aus [x 0] R „x sagt, dass wenn p, dann q“ zuzuschreiben.<br />

Es bleibt zu zeigen, dass es der inferentialistischen Theorie gelingt, auch denjenigen Einwand<br />

zu blockieren, den ich ausgehend von IF gegen naive Theorien der Semantik von AFKs<br />

vorgebracht habe. Dieser Einwand bestand darin, dass naive Theorien der Semantik von<br />

AFKs diejenigen inferentiellen Beziehungen nicht auf zufriedenstellende Art und Weise<br />

explizieren, die zwischen den von AFKs gemachten Aussagen und Aussagen über fiktionale<br />

Medien bestehen. So gelingt es naiven Theorien <strong>bei</strong>spielsweise nicht, verständlich zu machen,<br />

warum Lisa durch (4) auf den Inhalt von (5) verpflichtet ist und umgekehrt. Um zu sehen, wie<br />

meiner Theorie gerade dies gelingt, bemerke man, dass sich Lisa ihr zufolge mit (4) und (5)<br />

auf (10) bzw. die folgende Aussage (11) festlegt:<br />

(11) Peters Ausgabe von „Asterix <strong>bei</strong> den Briten“ sagt, dass Asterix ein Gallier ist.

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