Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

NICHTWILLENTLICHE AKTIVITÄT 291
[...] the suggestion is that behavior is endogenously produced movement, movement
that has its causal origin within the system whose parts are moving. (Dretske 1988: 2)
Dretskes Auffassung scheint auch van Inwagen zu befürworten und er grenzt sie deutlich
gegen die Auffassung von Kenny und Alvarez/Hyman ab:
The concept of causal power or capacity would seem to be the concept of invariable
disposition to react to certain determinate changes in the environment in certain
determinte ways, whereas the concept of an agent’s power to act would seem not to be
the concept of a power that is dispositional or reactive, but rather the concept of a
power to originate changes in the environemt. (van Inwagen 1983: 11)
Die Idee einer Produktion von Bewegung oder Veränderung allein aus dem System heraus ist
jedoch problematisch. Hyman demonstriert dies am Beispiel von John Locke 5 . Dessen
Vorstellung zufolge produziert eine Billardkugel, die eine andere anstößt, keine Bewegung,
sondern sie überträgt diese lediglich, denn sie verliert genauso viel Bewegung, wie sie
weitergibt.
For when bodies interact, motion is communicated, but it is not produced; and action,
Locke insists, is the production of motion, or some other kind of changes. (Hyman
2011: 301)
Wenn wir nun etwas allgemeiner formulieren, können wir sagen, dass die erste Billardkugel
keine Veränderung produziert, weil sie nur genauso viel Energie weitergibt, wie sie ihrerseits
verliert. Jetzt wird das Problem deutlich, denn eine echte Produktion von Bewegung müsste
dem Energieerhaltungssatz der Physik widersprechen.
This is the crux of the matter. Locke denies that the first ball produces motion in the
second ball because it ‚loses in itself so much, as other received’, in other words,
because the interaction between the balls conserves the total quantity of motion. But it
follows that he can only acknowledge that the production of motion – in other words,
action – has occured if the total quantity of motion is not conserved, but increased. An
action must therefore be a breach or an exeption to the law of nature. In other words, it
must be a miracle, an interference in the natural course of events by a being with
strictly supernatural abilitiy to inject motion into the natural world, rather than
transferring it to something else. (Hyman 2011: 302)
Zumindest Dretske erkennt, dass „internally produced“ nicht heißen kann, dass Organismen
einfach Kausalketten starten können und somit Energie erzeugen anstatt sie lediglich
umzuwandeln.
Even if every event has, for any given time, some unique cause, internal (and external)
causes themselves have causes. Hence, by tracing the causal sequence far enough back
in time, one can, sooner or later, find external causes for every change or bodily
movement. (Dretske 1988: 22)
Daraus folgt aber, dass ich nun kein Kriterium mehr habe um festzustellen, ob einem
Organismus gerade etwas geschieht oder ob er etwas tut. Angenommen ich beobachte wie
sich ein Hase beim Auftauchen eines Raubvogels an den Boden drückt. Je nachdem, ob ich
nun als Ursache der Drückbewegung das Auftauchen des Raubvogels oder aber z.B.
bestimmte neuronale Aktivitäten ansehe, klassifiziere ich das Beobachtete entweder als
etwas, das dem Hasen geschieht oder aber als Hasenverhalten, etwas, das der Hase tut. Dem
stimmt Dretske in vollem Umfang zu:
5
Hyman geht es hierbei vor allem um eine philosophiegeschichtliche Erklärung, warum Aktivität fast
immer mit willentlicher Aktivität gleichgesetzt wurde.