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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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290 WUNDER<br />

Kommen zwei Substanzen A und B unter bestimmten Bedingungen C zusammen und<br />

verändert sich B daraufhin sichtbar, dann ist A ein Akteur und B ein Patient. A hat die<br />

natural power eine Veränderung von B zu be<strong>wir</strong>ken. Die Ausübung dieser natural<br />

power von A unter C ist agency.<br />

Wie überzeugend ist dieses Kriterium für agency? Vor allem wie verhält es sich zur<br />

aktiv/passiv-Unterscheidung? Schauen <strong>wir</strong> uns die Beispiele noch einmal genauer an. Bei<br />

allen Beispielen findet eine chemische Reaktion statt, die sich <strong>bei</strong> den letzten <strong>bei</strong>den<br />

Beispielen so darstellen lässt:<br />

Ist man jetzt immer noch geneigt zu sagen, dass der Sauerstoff und die Säure aktiv sind,<br />

während das Eisen und das Zink passiv seien? Würde man nicht viel eher sagen, dass<br />

Sauerstoff, Eisen und <strong>Was</strong>ser bzw. Zink und Salzsäure miteinander reagieren und da<strong>bei</strong><br />

Reaktionsprodukte (Eisenrost bzw. Zinkchlorid und <strong>Was</strong>serstoff) entstehen? Unter der<br />

Annahme, dass die tatsächlichen Vorgänge durch die chemischen Reaktionsformeln<br />

angemessener wiedergegeben werden als durch eine alltagssprachliche Beschreibung unserer<br />

Beobach<strong>tun</strong>g, neige ich sehr zu letzterer Auffassung. Es ist eben, m.E., auch nicht so, wie<br />

Kenny meint, dass <strong>wir</strong> <strong>bei</strong> genauerer Untersuchung der Phänomene festgestellt hätten, dass<br />

<strong>wir</strong> falsch liegen, dass, sagen <strong>wir</strong>, <strong>bei</strong> der Eisenkorrosion Eisen den aktiven Part hat und<br />

Sauerstoff passiv ist. Vielmehr erscheint die Aktiv-Passiv-Unterscheidung <strong>bei</strong> miteinander<br />

reagierenden Substanzen unangemessen. Insgesamt scheint die Auffassung von Kenny und<br />

Alvarez/Hyman 2 auf einer an Aristoteles orientierten animistischen Konzeption von Natur zu<br />

basieren, die nicht mehr haltbar ist.<br />

3.2 Dretske<br />

Welches Kriterium hat nun Dretske für agency? 3 Zunächst ist festzuhalten, dass Dretske<br />

nicht von agency, sondern von Verhalten spricht. Verhalten ist das, was ein Organismus tut,<br />

im Gegensatz zu dem, was mit ihm geschieht, was er erleidet. Dretskes Auffassung von<br />

Verhalten liegt also die vertraute Unterscheidung zwischen aktiv und passiv zu Grunde. Und<br />

wie die oben angeführten Zitate zeigen, ist willentliches Verhalten für ihn nur eine Subspezies<br />

von Verhalten.<br />

Der Unterschied zwischen dem Verhalten eines Organismus (die Ratte bewegt ihren<br />

Schwanz) und dem, was einem Organismus geschieht (ich bewege den Schwanz der Ratte) ist<br />

für Dretske durch die Lokalisierung der Bewegungsursache charakterisiert. Beim Verhalten<br />

liegt die Ursache im Organismus (internal cause), <strong>bei</strong> dem, was dem Organismus geschieht,<br />

außerhalb (external cause) 4 .<br />

2<br />

Alvarez/Hyman betonen ausdrücklich, dass dies nicht der Fall sei (Vgl. Alvarez/Hyman 1998: 245).<br />

3<br />

Ich beschränke mich hier auf eine Darstellung von Dretskes Kriterium, da dessen Auffassung in<br />

Explaining Behavior sehr detailliert ausgear<strong>bei</strong>tet ist.<br />

4<br />

Ein möglicher Schwachpunkt von Dretskes Auffassung, auf den ich hier nicht weiter eingehen will,<br />

könnte darin bestehen, dass die Bestimmung von Verhalten davon abhängt, dass man das System vom<br />

Nicht-System (Umwelt) abgrenzen kann. Als Systemgrenze könnte zunächst einfach die Membran<br />

gelten, die den Organismus umgibt. Dretske weist aber in einer Fußnote daraufhin, dass „internal“ nicht<br />

einfach nur „innen drinnen (inside)“ oder „unter der Haut (beneath the skin)“ heißen soll, ohne jedoch<br />

ein anderes Kriterium zu liefern, wodurch sich Systemzugehörigkeit bestimmen ließe (Vgl. Dretske<br />

1988: 3).

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