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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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NICHTWILLENTLICHE AKTIVITÄT 289<br />

3. Kriterien für agency<br />

Dass es nicht-menschliche Akteure gibt, darin sind sich die genannten Philosophen einig.<br />

Wer oder <strong>Was</strong> jedoch noch als Akteur in Frage kommt, darüber herrscht Uneinigkeit. Für<br />

Kenny und Hyman (Vgl. Alvarez/Hyman 1998: 243ff) sind es neben Tieren und Pflanzen<br />

sogar anorganische Substanzen, wie z.B. Salzsäure. Für Frankfurt hingegen sind im Club der<br />

Akteure nur Lebewesen zugelassen. Während Dretske neben Tieren und Pflanzen zumindest<br />

auch Maschinen als Akteure in Erwägung zieht. Steine sind aber für Dretske keine Akteure:<br />

Steine verhalten sich nicht, sie <strong>tun</strong> nichts.<br />

Auf der einen Seite haben <strong>wir</strong> also Kenny und Alvarez/Hyman für die agency ein universelles<br />

Phänomen ist und auf der anderen Seite haben <strong>wir</strong> Frankfurt und Dretske die agency<br />

weitestgehend auf Lebendes beschränken. Diese Uneinigkeit ist in der Anwendung<br />

unterschiedlicher Kriterien für die Zuschreibung von agency zu vermuten.<br />

3.1 Kenny und Alvarez/Hyman<br />

<strong>Was</strong> ist nun <strong>bei</strong> Kenny und Alvarez/Hyman das Kriterium für agency? Konzentrieren <strong>wir</strong> uns<br />

auf agency im unbelebten Bereich, da hier der Dissens zu Frankfurt und Dretske besteht.<br />

Kenny räumt ein, dass es in diesem Bereich oft sehr schwierig ist echte agency zu<br />

identifizieren und zu bestimmen, was hier ein Akteur ist und was nicht. Der wissenschaftliche<br />

Fortschritt mag auch gelegentlich unsere bisherige Bestimmung korrigieren, aber dass <strong>wir</strong><br />

falsch lagen und nicht etwa etwas Unsinniges gesagt haben, zeigt zumindest, so Kenny, dass<br />

die Begriffe agency und Akteur auch im unbelebten Bereich eine berechtigte Anwendung<br />

finden (Vgl. Kenny 1975: 46). Kennys Begriff von agency ist eng mit dem Begriff natural<br />

power verbunden.<br />

Wherever we can talk of substances in nature, wherever we can talk of natural kinds,<br />

we can talk also of natural agency and natural powers. The concepts of agency and<br />

power are obviously connected: the natural actions of an agent are exercises of its<br />

natural powers. (Kenny 1975: 46)<br />

Dasselbe gilt für Alvarez/Hyman: „inanimate things have causal powers whose exercise is<br />

agency.“ (Alvarez/Hyman 1998: 244) Natural powers sind so etwas wie Dispositionen, denn<br />

wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, dann <strong>wir</strong>d die natural power unfehlbar ausgeübt.<br />

Natural powers needed certain preconditions for their exercise: fire will burn wood<br />

only if wood is sufficiently dry. But if these conditions are met, then the power will<br />

infallibly exercised. (Kenny 1989: 66)<br />

Das Feuer wäre in diesem Beispiel ein Akteur und das Holz wahrscheinlich ein Patient. Aber<br />

warum? Weil das Feuer sich nicht verändert, das Holz hingegen schon, es verbrennt? Hat<br />

Feuer eine natural power, weil es eine Veränderung des Holzes be<strong>wir</strong>ken kann? Auch die<br />

Beispiele von Alvarez/Hyman legen eine solche Deu<strong>tun</strong>g nahe.<br />

oxygen rusts iron (Alvarez/Hyman 1998: 221)<br />

Sauerstoff macht etwas mit Eisen, er ist ein Akteur, denn der Sauerstoff bleibt unverändert,<br />

während sich das Eisen ändert, es rostet. Sauerstoff hat eine natural power, denn es be<strong>wir</strong>kt<br />

unter bestimmten Bedingungen eine Veränderung des Eisens.<br />

a volume of acid [...] dissolves a lump of zinc (Alvarez/Hyman 1998: 245)<br />

Die Säure macht etwas mit dem Zinkklumpen, die Säure ist ein Akteur, denn die Säure bleibt<br />

unverändert, während sich der Zinkklumpen ändert, er löst sich auf. Die Säure hat eine<br />

natural power, denn sie be<strong>wir</strong>kt unter bestimmten Bedingungen eine Veränderung des<br />

Zinkklumpens. Vielleicht könnte man das Kriterium allgemein so formulieren:

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