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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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BLUMENTHAL 27<br />

„Effi Briest“ gehörigen Werk spreche oder von demjenigen Werk, welches von Fassbinders<br />

Film induziert <strong>wir</strong>d, den ich irgendwann einmal gesehen habe. Aber diese Unklarheit lässt<br />

sich durch Nachfragen beseitigen.<br />

Dennoch ist die vorläufige Theorie nur ein erster Schritt, denn noch ist ganz unklar, was der<br />

Ausdruck „gemäß x p“ überhaupt besagt. Noch ist die Frage unbeantwortet, was es heißt, dass<br />

eine Aussage gemäß eines fiktionalen Mediums wahr ist. Diese Frage werde ich im nächsten<br />

Paragraphen zu beantwortet versuchen, indem ich die These vertreten werde, dass AFKs nach<br />

dem Modell von De-dicto-Zuschreibungen zu verstehen sind.<br />

4.2 Die logische Feinstruktur von AFKs<br />

Unter De-dicto-Zuschreibungen verstehe ich Äußerungen wie die folgende:<br />

(7) Lisa: „Georg Ratzinger sagt, dass homosexuelle Beziehungen gegen den Willen<br />

Gottes verstoßen.“<br />

Die charakteristische Eigenschaft von Äußerungen wie (7) besteht darin, dass innerhalb der<br />

Reichweite des Sagt-dass-Operators koreferenzielle Ausdrücke nicht ohne Weiteres<br />

gegeneinander ausgetauscht werden können, ohne dass sich dadurch der Wahrheitswert der<br />

Äußerungen ändern würde. Der Sagt-dass-Operator erzeugt einen opaken Kontext.<br />

Spätestens seit Gottlob Frege steht die Aufgabe, eine angemessene Analyse derartiger<br />

Äußerungen bzw. der zugehörigen Aussagen zu liefern, auf der philosophischen Agenda.<br />

(Frege 1962, 1966) Auf diese reichhaltige Diskussion hier auch nur ansatzweise einzugehen,<br />

würde den Rahmen des Aufsatzes sprengen. Stattdessen werde ich mich darauf beschränken<br />

zu erläutern, wie De-dicto-Zuschreibungen im Rahmen des in dieser Ar<strong>bei</strong>t favorisierten<br />

semantischen Inferentialismus gefasst werden.<br />

Nach dem in Abschnitt 2 Gesagten ist klar, was eine inferentialistische Theorie von De-dicto-<br />

Zuschreibungen leisten muss: Sie muss verständlich machen, in welchen praktisch<br />

konstituierten inferentiellen Beziehungen die von De-dicto-Zuschreibungen gemachten<br />

Aussagen stehen. Der Ansatz Robert Brandoms schlägt in diesem Sinne vor, De-dicto-<br />

Zuschreibungen als Äußerungen über den Überzeugungshaushalt des Interpretierten zu<br />

analysieren, die auf die folgende Art und Weise inferentiell eingebettet sind: (Brandom 1994:<br />

8.1.2–3)<br />

(vi) Wir verpflichten uns durch De-dicto-Zuschreibungen darauf, dass ein<br />

Interpretierter auf die-und-die Aussagen verpflichtet ist.<br />

(vii)<br />

Wir erwerben durch eine De-dicto-Zuschreibung die Berechtigung zu weiteren Dedicto-Zuschreibungen<br />

derart, dass der Interpretierte die Inferenz von der ersten zur<br />

zweiten zugeschriebenen Aussage billigt.<br />

(viii) Wir verpflichten uns durch eine De-dicto-Zuschreibung ontologisch auf die Existenz<br />

des Interpretierten, nicht aber auf die Existenz derjenigen Dinge, auf die uns eine<br />

eigenständige Äußerung der zugeschriebenen Aussagen verpflichten würde.<br />

Diese Auskünfte kann ich am Beispiel von (7) verdeutlichen. Ontologisch verpflichtet sich<br />

Lisa einzig und allein darauf, dass Georg Ratzinger existiert. Die Sinnhaftigkeit von (7) leidet<br />

keineswegs darunter, dass sie Atheistin ist. Die Frage, auf welche Aussage sich Lisa<br />

verpflichtet, ist ebenso leicht beantwortbar: Sie verpflichtet sich darauf, dass sich Georg<br />

Ratzinger darauf verpflichtet, dass homosexuelle Beziehungen gegen den Willen Gottes<br />

verstoßen. Interessanter ist die Frage, zu welchen weiteren Aussagen Lisa durch ihre<br />

Behaup<strong>tun</strong>g berechtigt ist. Man betrachte dazu folgende Aussagen:<br />

(8) Georg Ratzinger sagt, dass Klaus Wowereits Beziehungsform gegen den Willen<br />

Gottes verstößt.

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