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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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26 REDE ÜBER FIKTIVE KONTEXTE<br />

vielversprechenden Ansatz auf eine Art und Weise auszubuchstabieren, die die für Russell<br />

charakteristischen Probleme vermeidet.<br />

Zunächst einmal gilt es zu fragen, auf welcher Menge diejenigen Teilmengen definiert werden<br />

<strong>sollen</strong>, die schließlich als Referenz von AFKs fungieren. Ich wähle für diese grundlegende<br />

Menge einfach die Menge aller fiktionalen Medien – um einen Namen zu haben, nenne ich<br />

diese Menge M. Da<strong>bei</strong> ist wichtig, dass ich den Begriff der fiktionalen Medien so verwende,<br />

dass es sich <strong>bei</strong> diesen um Tokens und nicht um Types handelt. Nun ist es prima facie<br />

natürlich alles andere als klar, welche Medien als fiktional und welche als nicht-fiktional<br />

gelten. Aber diese Frage zu beantworten – und damit die Extension von M zu bestimmen – ist<br />

Aufgabe einer Theorie fiktionaler Medien und nicht Gegenstand dieser Ar<strong>bei</strong>t. Ich setzte die<br />

Extension von M daher als gegeben voraus.<br />

Nun führe man auf M die Relation xRy ein, sodass xRy genau dann, wenn x zum gleichen<br />

Werk gehört wie y. Wie schon <strong>bei</strong> der Bestimmung der Extension von M, gilt auch hier, dass<br />

eine Ausbuchstabierung dessen, was es heißt, dass zwei fiktionale Medien zum gleichen Werk<br />

gehören, weitestgehend Aufgabe einer Theorie fiktionaler Medien ist. Dennoch kann die<br />

Konstruktion von R im Gegensatz zur Bestimmung der Extension von M nicht vollständig der<br />

Theoretikerin fiktionaler Medien überlassen werden. Aus Gründen, die im letzten<br />

Paragraphen dieses Abschnitts klar werden, muss R vielmehr so bestimmt werden, dass sie<br />

der Forderung genügt, dass zwei fiktionale Medien x und y nur dann zum gleichen Werk<br />

gehören, wenn x und y das Gleiche sagen.<br />

Wichtig ist, dass die Relation R, wie auch immer sie genau bestimmt <strong>wir</strong>d, symmetrisch,<br />

reflexiv und transitiv ist und somit eine Äquivalenzrelation auf M darstellt. Folglich liefert R<br />

eine Partition auf M, d.h. sie teilt M disjunkt in Äquivalenzklassen auf, die aus fiktionalen<br />

Medien bestehen, die alle zum gleichen Werk gehören. Diese Äquivalenzklassen werde ich<br />

„Werke“ nennen. Sei nun a eine von s geäußerte AFK, p die oberflächlichen Erscheinung der<br />

von a gemachten Aussage, x 0 ein bestimmtes fiktionales Medium und [x 0] R die zu x 0 gehörige<br />

Äquivalenzklasse, d.i. dasjenige Werk, welches aus genau denjenigen fiktionalen Medien<br />

besteht, die zum gleichen Werk gehören wie x 0. Dann schlage ich Folgendes als eine erste<br />

Annäherung an eine Theorie der Semantik von AFKs vor:<br />

Vorläufige Theorie der Semantik von AFKs<br />

Mit a legt sich s darauf fest, dass für alle x aus [x 0] R gilt: gemäß x p.<br />

Diese vorläufige Theorie ist insofern ein erster Schritt, als nun klar ist, wovon AFKs handeln:<br />

Sie handeln von genau denjenigen fiktionalen Medien, die Element eines bestimmten Werkes<br />

sind. 9 Oder anders ausgedrückt: Sie handeln von genau denjenigen fiktionalen Medien, die<br />

zum selben Werke gehören wie ein bestimmtes fiktionales Medium. Um umständliche<br />

Formulierungen zu vermeiden, werde ich mich in der Folge auf dieses Ergebnis beziehen,<br />

indem ich sagen werde: AFKs handeln von bestimmten Werken.<br />

Um welches Werk es sich da<strong>bei</strong> handelt, hängt vom Kontext ab. Wenn ein Kind zum ersten<br />

Mal einen Asterix-und-Obelix-Comic in die Hände bekommt und dann verkündet: „Asterix ist<br />

ein Gallier“, dann redet das Kind von dem zu seinem Exemplar des Asterix-und-Obelix-<br />

Comics gehörigen Werk. Manchmal ist die Lage freilich etwas komplizierter. Wenn ich<br />

<strong>bei</strong>spielsweise ganz aus dem Blauen heraus sage, dass Innstetten Crampas zum Duell fordert,<br />

dann ist zunächst wohl nicht ganz klar, ob ich von dem zu meinem Exemplar von Fontanes<br />

9<br />

An dieser Stelle könnte es so scheinen, als sei es mir gelungen, komplett ohne einen auf der Type-<br />

Ebene angesiedelten Werkbegriff auszukommen. Dieser Eindruck täuscht jedoch, da das Verfügen über<br />

einen solchen Begriff insofern eine Bedingung der Möglichkeit der genauen Bestimmung von R ist, als<br />

eine Diskussion darüber, wann zwei fiktionale Medien zum gleichen Werk gehören, nicht geführt<br />

werden kann, wenn keine die einzelnen Medien transzendierende Kategorie zur Verfügung steht. Zwar<br />

überlasse ich in der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t die genaue Bestimmung von R der Theoretikerin fiktionaler<br />

Medien, ihre Verpflich<strong>tun</strong>g auf die Sinnhaftigkeit einer solchen Kategorie erbe ich jedoch.

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