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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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254 MÜLLER<br />

Erkenntnis, und Einsicht in begriffliche Modalität kann diese prima facie nicht liefern.<br />

Chalmers bräuchte ein <strong>wir</strong>kliches Argument, um zu zeigen, dass seine 2-Modalität leisten,<br />

was metaphysische Modalität leistet, und dieses fehlt ihm. Er schreibt weiter:<br />

Furthermore, materialism is itself a modal thesis, or at least a modally constrained<br />

thesis, so the analysis of modality quite reasonably drives conclusions about<br />

materialism. (Chalmers 2010: 191).<br />

Doch diese These ist keineswegs unproblematisch. Richtig ist, dass der Materialismus als<br />

metaphysisch modale These verstanden werden kann bzw. <strong>bei</strong>nahe muss. Nur wenige<br />

Philosophen weichen hiervon ab. Doch die Frage ist, ob die Modalität, die für Materialisten<br />

relevant ist, überhaupt die Art von Modalität ist, die Chalmers „2-Modalität“ nennt. Während<br />

metaphysische Modalität realistisch verstanden werden muss und sich zumindest den<br />

meisten Interpretationen zufolge aus wesentlichen Eigenschaften ergibt, ist 2-Modalität<br />

komplett durch logisch-begriffliche Modalität und empirische Tatsachen konstituiert. In einer<br />

Diskussion darüber, ob diese 2-Modalität dieselbe ontologische Schlagkraft wie<br />

metaphysische Modalität hat, ist nun die Berufung auf die modale Natur des Materialismus<br />

nicht angemessen – da es gerade darum geht, welche Arten von Modalität für die Wahrheit<br />

des Materialismus relevant sind. Typische A posteriori-Materialisten werden sich auf den<br />

Standpunkt stellen, logisch-begriffliche Möglichkeiten seien völlig irrelevant dafür, ob ihre<br />

Form des Materialismus wahr ist. Wenn Chalmers 2-Modalität in so starker Abweichung von<br />

klassischer metaphysischer Modalität konstruiert, wie er es in seinem antimaterialistischen<br />

Argument tut, ändert sich die Beweislast entschieden. Wenn Prämisse iv überzeugen soll,<br />

muss Chalmers zeigen, dass logisch-begriffliche Modalität über den Bereich analytischer<br />

Wahrheiten hinaus informativ sein kann. Das tut er jedoch an keiner Stelle. Prima facie<br />

scheint dies jedoch äußerst unplausibel – was dadurch verborgen bleibt, dass Chalmers an<br />

vielen Stellen einen Spagat zwischen Realismus und Antirealismus versucht.<br />

3. Das Dilemma für modale Argumente gegen den Materialismus<br />

Wenn <strong>wir</strong> das bisher Gesagte auf das Schema anwenden,<br />

(1) Ein physisches Duplikat eines tatsächlichen Menschen, dessen phänomenale<br />

Zustände verschieden von diesem sind (ein DPZ), ist metaphysisch möglich.<br />

(2) Wenn ein DPZ metaphysisch möglich ist, ist der Materialismus falsch.<br />

(3) Der Materialismus ist falsch.<br />

ergibt sich folgendes:<br />

Wenn <strong>wir</strong> Kripkes Bild zugrunde legen, <strong>wir</strong>d 2 unproblematisch. Hier geht es dann <strong>wir</strong>klich<br />

um die modalen Eigenschaften von Dingen, so dass der Schluss auf Tatsachen erlaubt ist.<br />

Jedoch <strong>wir</strong>d es dann fraglich, wie <strong>wir</strong> 1 rechtfertigen <strong>sollen</strong>. Hierzu müssten <strong>wir</strong> sicherstellen,<br />

dass nicht die wesentlichen Eigenschaften von Menschen, physischen und phänomenalen<br />

Zuständen dafür sorgen, dass ein DPZ unmöglich <strong>wir</strong>d. Hierfür brauchen <strong>wir</strong> ein Vermögen,<br />

dass für wesentliche Eigenschaften sensitiv ist - welches Kripke nicht bietet.<br />

Chalmers umgeht dieses Problem, indem er metaphysische Möglichkeit durch 2-Möglichkeit<br />

ersetzt - Prämisse 1 <strong>wir</strong>d dadurch erkennbar wahr, 2 hingegen scheint falsch zu werden.<br />

Beide Argumente führen nicht zu einer erfolgreichen Widerlegung des Materialismus.<br />

Dies trifft nicht nur auf modale Argumente gegen den Materialismus, sondern auf alle<br />

modalen Argumente, die in die folgende Form passen, überhaupt, zu:<br />

(1) Es ist metaphysisch möglich, dass p.

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