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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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252 MÜLLER<br />

Dingen ist. Kripke hat jedoch nicht gezeigt, dass ein Anschein von Möglichkeit nur dann<br />

vorliegt, wenn Möglichkeit vorliegt - oder dass zumindest eine zwar fallible, aber starke<br />

Verbindung zwischen <strong>bei</strong>den besteht. Er zeigt nur, dass, wenn <strong>wir</strong> dies bereits annehmen,<br />

eine bestimmte Art von Wegerklärung des Anscheins von Möglichkeit im Falle phänomenaler<br />

Zustände nicht gelingen kann. Damit ist ein leichtes Problem modalen Wissens für einen<br />

Spezialfall eventuell beantwortet - das grundlegende Problem, ob <strong>wir</strong> überhaupt verlässlich<br />

darin sind, wahre Meinungen über metaphysische Modalität zu bilden, bleibt völlig ungelöst.<br />

Daher ist Kripkes Argument nicht erfolgreich: Die Prämisse, die den Anschein von<br />

Möglichkeit mit dem Vorliegen von Möglichkeit verbinden soll, ist nicht annähernd stark<br />

genug, um dies <strong>wir</strong>klich zu leisten. 2 Da<strong>bei</strong> geht es nicht nur darum, dass Kripke 2 nicht<br />

ausreichend begründet hat. Natürlich kann nicht jede Prämisse immer weiter begründet<br />

werden, und ein solcher Einwand wäre nichts weiter als eine Anwendung von Agrippas<br />

Trilemma. In diesem Fall geht jedoch mehr vor. Prämisse 2 ist dringend<br />

begründungsbedürftig. Möglichkeitsanscheine sind prima facie nicht wie<br />

Wahrnehmungsanscheine, die <strong>wir</strong> akzeptieren <strong>dürfen</strong>, solange sich kein Anzeichen für eine<br />

Täuschung auftut. Sie sind nicht durch unsere alltägliche Praxis oder die der Wissenschaften<br />

gestützt. Die meisten Menschen, einschließlich der meisten Wissenschaftler und Philosophen,<br />

haben keine Vormeinungen zugunsten von 2.3 Wer sich auf diese Prämisse stützen will und<br />

Anscheine oder Vorstellbarkeit als Zugang zu metaphysischer Modalität nutzen möchte, der<br />

muss zeigen, wie genau diese Anscheine und die unabhängig davon bestehenden<br />

metaphysischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten zusammenhängen. Solange dies nicht<br />

geleistet ist, sollten <strong>wir</strong> 2* nicht akzeptieren<br />

2.2 Chalmers. Zweidimensionalismus und das Problem der ontologischen Relevanz des<br />

Modalen<br />

Chalmers Argument findet sich, im Gegensatz zu Kripkes, vollständig und in eindeutiger<br />

Form in seinen Texten.<br />

i. P & ¬Q is conceivable.<br />

ii. If P & ¬Q is conceivable, then P & ¬Q is 1-possible.<br />

iii. If P & ¬Q is 1-possible, then P & ¬Q is 2-possible or Russellian monism is true.<br />

iv. If P & ¬Q is 2-possible, materialism is false.<br />

v. Materialism is false or Russellian monism is true. (Chalmers 2010, 152.)<br />

Vieles an diesem Argument ist erklärungsbedürftig. Ich werde hier aufgrund des knappen<br />

Raumes einige Vereinfachungen vornehmen, von denen ich glaube, dass sie nicht<br />

sinnenstellend sind. „P“ ist die Gesamtheit der Wahrheiten über das Mikrophysische, „Q“<br />

derer über das Phänomenale. „Conceivable“ bedeutet letztlich nicht viel mehr als „frei von<br />

logisch-begrifflichen Widersprüchen“ - zumindest genügt diese Bestimmung hier. 1-<br />

possibility ist weitgehend mit epistemischer Möglichkeit identisch, wo<strong>bei</strong> hiermit weite<br />

epistemische Möglichkeit gemeint ist - etwas ist epistemisch genau dann möglich, wenn es<br />

nicht a priori ausgeschlossen werden kann. Es ist also genau dann 1-möglich, dass p, wenn es<br />

2<br />

Analog lässt sich argumentieren, wenn Vorstellbarkeit oder eine Möglichkeits-Intuition die Grundlage<br />

des Arguments bilden. Ich kann dies hier aus Platzgründen nicht <strong>tun</strong>. Vgl. Roca-Royes 2011 zu einem<br />

verwandten Punkt.<br />

3<br />

Auch innerhalb der analytischen Philosophie gibt es keinen Konsens zugunsten von 2*, sondern eine<br />

Vielzahl von Ansätzen zum Erwerb modalen Wissens, wo<strong>bei</strong> die Anzahl von Theorien, die auf Anscheine<br />

oder Vorstellbarkeit setzt, sinkt.

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