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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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232 GUTSCHE<br />

Oppenheim and Putnam recommended reduction as a working hypothesis for building<br />

the unity of science. To support this thesis, they appeal to historical evidence of<br />

reductive trends in science. But their argument is flawed because they overlook<br />

evidence of upward-looking trends. (Craver 2007: 246)<br />

Zweitens, Formen der Vereinheitlichung auf einer Ebene (intralevel) würden ignoriert. Da die<br />

Mikroreduktion nur auf Reduktion zwischen den Ebenen als vereinheitlichend fokussiert,<br />

kann sie die ebenfalls stattfindende „intralevel integration“ nicht erklären. Ein Beispiel von<br />

Craver:<br />

hippocampal synaptic plasticity was not discovered in a top-down, reductive search for<br />

the neural correlate of memory; rather, it was noticed during an intralevel research<br />

project in which anatomical and electrophysiological perspectives were integrated.<br />

(Craver 2007: 240)<br />

Drittens, im Beispiel zur Erforschung des Phänomens der Langzeitpotenzierung (LTP),<br />

welches mit Prozessen des Lernens und des Gedächtnisses in Zusammenhang gebracht <strong>wir</strong>d,<br />

wurde Reduktion laut Craver als Ziel aufgegeben (entgegen der empirischen These, dass die<br />

Wissenschaft nach dem reduktiven Ansatz verfahre, vgl. Craver 2007: 237, 245). Mit der<br />

darauf folgenden Suche nach Mechanismen gelangte man zu fruchtbareren Thesen und<br />

Erkenntnissen. LTP wurde im Verlauf der Forschung nicht mehr als identisch mit Lernen und<br />

Gedächtnis angesehen, sondern eher als Komponente des Mechanismus für Lernen und<br />

Gedächtnis. Insgesamt lässt sich mit Craver auch sagen, dass Reduktionen in der<br />

Neurowissenschaft selten zu finden sind.<br />

Die drei Kritikpunkte von Craver gegen die „reduktive Sicht der Vereinheitlichung“ seien<br />

nochmals zusammengefasst:<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

Reduktion könne nicht mit „aufwärts-schauenden“ Aspekten umgehen.<br />

Formen der Vereinheitlichung auf einer Ebene (intralevel) würden ignoriert.<br />

Anhand des Beispiels der Langzeitpotenzierung lasse sich zeigen, dass Reduktion<br />

als Ziel aufgegeben wurde.<br />

Als abschließende Bemerkung zum „vereinheitlichenden Fundamentalismus“ – bevor ich zum<br />

nächsten Abschnitt komme – noch folgendes Zitat:<br />

What seems right about this view of the unity of science is that higher-level (and<br />

higher-order) phenomena can often be explained in terms of lower-order phenomena.<br />

But this is not an argument for the thesis that the unity of science is achieved by<br />

reduction to a common lowest level. (Craver 2007: 268, Hervorhebung B.G.)<br />

5. Klassische Reduktion ist mit vielen Ideen der mechanistischen<br />

Erklärung kompatibel<br />

Im letzten Teil dieses Aufsatzes möchte ich einige Ideen von Nagel (1961) einbringen, dem<br />

locus classicus der Theorienreduktion. Da<strong>bei</strong> möchte ich gegen die obigen zwei Kritikpunkte<br />

(a) und (b) aus 4.2 argumentieren.<br />

Zuerst zu (b), der Kritik, dass „intralevel“ Formen der Vereinheitlichung ignoriert würden:<br />

Zwar sagen Oppenheim und Putnam (1958), dass nur reduktive Beziehungen zwischen den<br />

Ebenen der Vereinheitlichung dienen. Sieht man sich jedoch entsprechende Textstellen in<br />

Nagel (1961) an, so muss man feststellen, dass es keine Beschränkung des Modells<br />

diesbezüglich gibt, d.h. Reduktion ist unspezifisch und zunächst nicht auf Ebenen bezogen. Es<br />

muss erwähnt werden, dass Nagel keine metaphysischen Aussagen machen wollte und kein<br />

so generell vereinheitlichendes Modell wie Oppenheim und Putnam aufgestellt hat. Jedoch

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