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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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22 REDE ÜBER FIKTIVE KONTEXTE<br />

Russell’schen Ansatzes hinaus von Interesse. Er besteht darin, dass fiktionale Medien nicht<br />

an gültige Inferenzen gebunden sind. Im Gegenteil scheint es mir gerade ein<br />

charakteristisches Merkmal fiktionaler Medien zu sein, dass sie diese teilweise aufkündigen<br />

und somit unsere nicht-fiktive Welt verlassen: Selbst der Satz vom ausgeschlossenen<br />

Widerspruch ist im Kontext fiktiver Welten nicht heilig. (Everett 2005: 633–4) Bei der<br />

Formulierung einer zufriedenstellenden Theorie der Semantik von AFKs <strong>wir</strong>d also darauf zu<br />

achten sein, dieser Opazität fiktiver Kontexte gerecht zu werden.<br />

3.2 John Searle, Peter van Inwagen, Terence Parsons<br />

Im letzten Paragraphen habe ich dafür argumentiert, dass Russells Analyse deshalb nicht<br />

haltbar ist, weil sie AFKs eine andere inferentielle Rolle zuweist, als ihnen tatsächlich<br />

zukommt. Eine mögliche Strategie, diesen Befund zu erklären, besteht darin zu sagen, Russell<br />

habe sich durch die Verabschiedung einer naiven Theorie der Semantik von AFKs zu weit<br />

vom gesunden Menschenverstand entfernt. Statt wie er zu versuchen, umständliche<br />

Paraphrasen für die von AFKs gemachten Aussagen zu finden, gelte es vielmehr, an einer<br />

naiven Theorie der Semantik von AFKs festzuhalten und sie weiter auszubuchstabieren.<br />

In diesem Abschnitt <strong>wir</strong>d es mir darum gehen, einige Positionen in den Blick zu nehmen,<br />

denen genau diese These gemein ist. Die Bezeichnungen des vorherigen Abschnitts<br />

übernehmend, kann ich die Kernthese dieser Positionen dann so zusammenfassen:<br />

Naive Theorie der Semantik von AFKs<br />

Mit a legt sich s darauf fest, dass p.<br />

Naiven Theorien der Semantik von AFKs zufolge sagen AFKs einfach das, was sie zu sagen<br />

scheinen. Eine weitergehende Analyse von AFKs ist laut ihnen nicht notwendig. Die<br />

grundlegende Herausforderung und Aufgabe, die sich naiven Theorien der Semantik von<br />

AFKs stellt, besteht daher gerade nicht darin, eine Paraphrase für die von AFKs gemachten<br />

Aussagen zu liefern, sondern vielmehr darin, die folgenden Fragen zu beantworten: <strong>Was</strong> folgt<br />

daraus, dass <strong>wir</strong> uns mit AFKs auf Aussagen wie (1) festlegen? Wie können <strong>wir</strong> verständlich<br />

machen, dass einige AFKs wahr sind? Wovon handeln Aussagen wie (1)?<br />

Ein einflussreicher Versuch, Antworten auf diese Fragen zu liefern, ist derjenige John Searles.<br />

Sein argumentativer Ausgangspunkt ist da<strong>bei</strong> die Auseinandersetzung damit, ob die folgende<br />

Aussage wahr oder falsch ist oder vielleicht gar keinen Wahrheitswert hat:<br />

There never existed a Mrs. Sherlock Holmes because Holmes never got married, but<br />

there did exist a Mrs. Watson because Watson did get married, though Mrs. Watson<br />

died not long after their marriage. (Searle 1975: 329)<br />

Seine Antwort lautet wie folgt:<br />

But taken as a piece of discourse about fiction, the above statement is true because it<br />

accurately reports the marital histories of the two fictional characters Holmes and<br />

Watson. […] Holmes and Watson never existed at all, which is not of course to deny<br />

that they exist in fiction and can be talked about as such. […] Because the author has<br />

created these fictional characters, we on the other hand can make true statements<br />

about them as fictional characters. (Searle 1975: 329)<br />

Searle gibt auf die Fragen, wovon AFKs handeln und wie <strong>wir</strong> es verständlich machen können,<br />

dass einige AFKs wahr sind, also die folgenden Antworten:<br />

(i)<br />

(ii)<br />

(iii)<br />

AFKs handeln von fiktiven Gegenständen.<br />

Fiktive Gegenstände können Gegenstand wahrer Aussagen sein.<br />

AFKs sind insofern wahr, als sie die Beziehungen, in denen fiktive Gegenstände<br />

zueinander stehen, korrekt wiedergeben.

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