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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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MECHANISTISCHE ERKLÄRUNG: REDUKTIV ODER NICHT? 225<br />

Im Folgenden möchte ich anhand der angeführten Texte zunächst zeigen, inwiefern (ME) als<br />

reduktionistischer Ansatz verstanden werden kann (Abschnitt 3), danach beschreibe ich,<br />

inwieweit (ME) dem Reduktionismus entgegengesetzt ist (d.h. die Kritik am Reduktionismus,<br />

Abschnitt 4), um am Ende jedoch mit Ernest Nagel, dem Begründer der klassischen<br />

Reduktion, wieder die verbleibenden reduktiven Komponenten von (ME) zu beleuchten<br />

(Abschnitt 5). Genauer heißt das: die „reduktive Sicht der Vereinheitlichung“, die Craver<br />

(2007) angreift und der er für die Neurowissenschaften eine alternative Form von<br />

Vereinheitlichung („intralevel/interlevel integration“) entgegensetzt, kann im Sinne von<br />

Nagel (1961) rehabilitiert werden. Im Fazit <strong>wir</strong>d die Nagel-Reduktion in Teilen als mit dem<br />

mechanistischen Ansatz kompatibel erachtet.<br />

Zuvor soll jedoch eine kurze Charakterisierung des Ansatzes der mechanistischen Erklärung<br />

gegeben werden und anhand des Beispiels der Weiterlei<strong>tun</strong>g eines Aktionspotentials<br />

veranschaulicht werden, wie mechanistische Erklärung funktioniert (Abschnitt 2).<br />

2. Mechanistische Erklärung<br />

<strong>Was</strong> macht den mechanistischen Erklärungsansatz (möglicherweise im Gegensatz zur<br />

klassischen Reduktion) aus? Darin, d.h. in einer ersten kurzen Definition, unterscheiden sich<br />

Bechtel und Craver und jeweilige Kollegen kaum. Schauen <strong>wir</strong> uns drei entsprechende Zitate<br />

an, die auf die Frage antworten, was ein Mechanismus ist. Ein Mechanismus ist „a set of<br />

entities and activities organized such that they exhibit the phenomenon to be explained.“<br />

(Craver 2007: 5) Mechanismen sind<br />

collections of entities and activities organized in the production of regular changes<br />

from start or setup conditions to finish or termination conditions (Craver 2002: S84,<br />

ähnlich in Machamer, Darden & Craver 2000).<br />

Ein Mechanismus ist<br />

a structure performing a function in virtue of its component parts, component<br />

operations, and their organization. The orchestrated functioning of the mechanism is<br />

responsible for one or more phenomena (Bechtel & Hamilton 2007: 405; aus Bechtel &<br />

Abrahamsen 2005: 423).<br />

Die wichtigsten Bestandteile eines Mechanismus sind also seine (relevanten) Teile bzw.<br />

Entitäten, entsprechende Operationen/Aktivitäten und eine entsprechende Organisation.<br />

Entitäten sind Komponenten (d.h. relevante Teile) im Mechanismus mit bestimmten<br />

Eigenschaften: sie sind lokalisierbar, haben eine bestimmte Größe, Struktur und können auch<br />

eine bestimmte Ausrich<strong>tun</strong>g haben. Aktivitäten sind die kausalen Bestandteile des<br />

Mechanismus (vgl. Craver 2007: 6). Aktivitäten sind produktiv in dem Sinne, dass sie einen<br />

(kausalen) Unterschied machen (gehen also über Korrelationen, pure zeitliche Sequenzen<br />

hinaus und können für „Manipulation und Kontrolle“ genutzt werden). Die Entitäten und<br />

Aktivitäten sind zudem zeitlich, räumlich, kausal und hierarchisch organisiert und mit einem<br />

Mechanismus <strong>wir</strong>d ein zu erklärendes Phänomen beschrieben.<br />

Es geht also augenscheinlich im mechanistischen Erklärungsansatz darum, ein Phänomen<br />

dadurch zu erklären, dass ein „zugrunde liegender“ Mechanismus angegeben <strong>wir</strong>d, <strong>bei</strong> dem<br />

auf die Teile des Phänomens sowie auf deren Zusammenspiel rekurriert <strong>wir</strong>d. Anders<br />

scheinbar als <strong>bei</strong> der klassischen Reduktion (siehe auch Unterabschnitt 3.1) geht es nicht<br />

darum, die Beschreibung des Phänomens aus der Beschreibung der Prozesse auf einer<br />

niedrigeren Ebene logisch abzuleiten.<br />

Beispiele für Mechanismen finden sich zahlreich in den Bio- und Neurowissenschaften, z.B.<br />

die Entstehung eines Aktionspotentials (und deren Weiterlei<strong>tun</strong>g, das heißt elektrische<br />

Signalweiterlei<strong>tun</strong>g am Axon bzw. chemische Signalübertragung an der Synapse), DNA-

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