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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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Mechanistische Erklärung: Reduktiv oder nicht?<br />

Bettina Gutsche<br />

Ist der Ansatz der mechanistischen Erklärung (ME) ein ausschließlich reduktiver Ansatz?<br />

Hat er reduktive Komponenten oder muss er als völliger Gegenentwurf zum Reduktionismus<br />

aufgefasst werden? Die Antworten hängen davon ab, wie Reduktionismus und Reduktion<br />

verstanden werden und wie die Vertreter von (ME) ihren Ansatz beschreiben. Während in<br />

einigen Publikationen William Bechtels und seiner Kollegen (Bechtel 2001; Bechtel 2007;<br />

Bechtel & Hamilton 2007) der mechanistische Erklärungsansatz durchaus als ein<br />

reduktionistischer Ansatz verstanden <strong>wir</strong>d, so ist dies <strong>bei</strong> den Ar<strong>bei</strong>ten von Carl Craver und<br />

seinen Kollegen (v.a. Machamer, Darden & Craver 2000; Craver 2005; Craver 2007) und<br />

auch <strong>bei</strong> neueren Publikationen von William Bechtel und Kollegen (Bechtel & Abrahamsen<br />

2008; Bechtel 2009; Bechtel 2010) nicht der Fall. Im Folgenden <strong>wir</strong>d anhand der<br />

angeführten Texte gezeigt, inwiefern (ME) als reduktiver Ansatz aufgefasst werden kann.<br />

Danach <strong>wir</strong>d beschrieben, inwieweit (ME) dem Reduktionismus entgegengesetzt ist.<br />

Schließlich werden mit Ernest Nagel, dem Begründer der klassischen Reduktion, die<br />

verbleibenden reduktiven Komponenten von (ME) beleuchtet. Genauer: die „reduktive Sicht<br />

der Vereinheitlichung“, die Craver (2007) angreift und der er für die Neurowissenschaften<br />

eine alternative Form von Vereinheitlichung entgegensetzt, kann im Sinne von Nagel (1961)<br />

rehabilitiert werden. Damit <strong>wir</strong>d die Nagel-Reduktion in Teilen als mit (ME) kompatibel<br />

erachtet.<br />

1. Einlei<strong>tun</strong>g<br />

In diesem Aufsatz geht es darum, ob der Ansatz der mechanistischen Erklärung, <strong>bei</strong> dem<br />

kausale Mechanismen für bestimmte Phänomene v.a. in den Neurowissenschaften gefunden<br />

werden, ein reduktiver bzw. reduktionistischer Ansatz ist. Eine Hauptfrage da<strong>bei</strong> ist, ob der<br />

Ansatz reduktive Komponenten hat oder gar als völliger Gegenentwurf zum Reduktionismus<br />

aufgefasst werden muss. Dies hängt natürlich davon ab, wie Reduktionismus und Reduktion<br />

verstanden werden, jedoch auch, wie die Vertreter der mechanistischen Erklärung ihren<br />

Ansatz beschreiben.<br />

Während in einigen Publikationen William Bechtels und seiner Kollegen (Bechtel 2001;<br />

Bechtel 2007; Bechtel & Hamilton 2007) der mechanistische Erklärungsansatz durchaus als<br />

ein reduktionistischer Ansatz verstanden <strong>wir</strong>d, so ist dies <strong>bei</strong> den Ar<strong>bei</strong>ten von Carl Craver<br />

und seinen Kollegen (v.a. Machamer, Darden & Craver 2000; Craver 2005; Craver 2007) und<br />

auch <strong>bei</strong> neueren Publikationen von William Bechtel und Kollegen (Bechtel & Abrahamsen<br />

2008; Bechtel 2009; Bechtel 2010) nicht der Fall. Das heißt, hier <strong>wir</strong>d der mechanistische<br />

Erklärungsansatz als eine Alternative beschrieben, die die Vorzüge der Reduktion <strong>bei</strong>behält<br />

und die Nachteile ausmerzt. Mehr noch, ein Vergleich mit dem „alten“ Reduktionsmodell<br />

scheint nicht mehr angebracht, da der Ansatz der mechanistischen Erklärung (nachfolgend<br />

auch (ME) genannt) eine eigene Betrach<strong>tun</strong>gsweise bietet, die nicht mit einem<br />

Konkurrenzmodell verglichen werden muss, um sich dagegen abzuheben. Vielleicht markiert<br />

auch das Jahr 2007 mit dem Erscheinen von Cravers Explaining the Brain einen<br />

Wendepunkt in der Beschreibung des mechanistischen Erklärungsansatzes, da Craver (2007)<br />

so prägnant und scharfsinnig die Vorzüge des mechanistischen Ansatzes erklärt, z.B. seine<br />

empirische Plausibilität (d.h. dass in den Neurowissenschaften <strong>wir</strong>klich Forschung nach<br />

diesem Modell betrieben <strong>wir</strong>d und nicht nach dem Modell der Reduktion), sowie die<br />

Kritikpunkte am klassischen Reduktionsmodell herausstellt.

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