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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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20 REDE ÜBER FIKTIVE KONTEXTE<br />

Da der Begriff der Determinablen gerade so eingeführt wurde, dass es keine nichtvollständigen<br />

oder nicht-individuierbaren Gegenstände gibt, folgt OF direkt aus der<br />

unproblematischen Prämisse, dass eine akzeptable Theorie irgendeiner Klasse von Aussagen<br />

nicht auf Gegenstände zurückgreifen sollte, die es aus begrifflichen Gründen nicht geben<br />

kann. Gegeben die Prämisse, dass es tatsächlich Prädikate gibt, welche die inferentielle Rolle<br />

von Determinablen ausfüllen, ist OF außerdem nicht-trivial.<br />

3. Alternative Theorien der Semantik von Äußerungen über<br />

fiktive Kontexte<br />

In diesem Abschnitt möchte ich die <strong>bei</strong>den aus meiner Sicht wichtigsten Theorien der<br />

Semantik von AFKs vorstellen und dafür argumentieren, dass keine sowohl IF als auch OF<br />

gerecht <strong>wir</strong>d. Da<strong>bei</strong> beschränke ich mich auf knappe Darstellungen der grundlegendsten<br />

Aspekte der verschiedenen Positionen und verzichte im Wesentlichen auf eine Erläuterung<br />

der dahinter stehenden Motivationen. Dennoch bin ich der Ansicht, in diesen kurzen<br />

Zusammenfassungen genug Material präsentieren zu können, um verständlich zu machen,<br />

warum die diskutierten Ansätze im Lichte der Forderungen nicht haltbar sind.<br />

3.1 Bertrand Russell<br />

Die erste Auseinandersetzung mit von AFKs gemachten Aussagen findet sich in Bertrand<br />

Russells Theorie der Funktionsweise von Eigennamen – der sogenannten „Theorie der<br />

Kennzeichnungen“. (Russell 1905) Aus den gerade genannten Gründen werde ich auf diese<br />

jedoch nicht eingehen, um mich stattdessen direkt seiner Auseinandersetzung mit AFKs<br />

zuzuwenden. 6<br />

Zuvor führe ich noch etwas Terminologie ein, welche ich im Rest der Ar<strong>bei</strong>t verwenden<br />

werde. Sei a die von Sprecherin s geäußerte AFK, dass p. Dann erscheint es zunächst<br />

naheliegend, dass die von a gemachte Aussage, d.h. das, was s mit a sagt und worauf sie sich<br />

festlegt, einfach p ist. Dementsprechend nenne ich p die „oberflächliche Erscheinung der von<br />

a gemachten Aussage“. Ferner nenne ich eine Theorie der Semantik von AFKs genau dann<br />

„naiv“, wenn sie sich die Position zu eigen macht, die oberflächliche Erscheinung einer AFK<br />

sei ihr lokutionärer Bestandteil.<br />

Naiven Theorien der Semantik von AFKs zufolge legen <strong>wir</strong> uns, indem <strong>wir</strong> AFKs verwenden,<br />

somit auf Aussagen fest, die ganz analog zu der folgenden sind:<br />

(1) Asterix ist ein Gallier.<br />

Russells Theorie der Semantik von AFKs lässt sich nun als eine Kritik naiver Theorien der<br />

Semantik von AFKs verstehen. Denn nehmen <strong>wir</strong> einmal an, diese seien korrekt. Dann folgt<br />

aus der Tatsache, dass einige AFKs – wie <strong>bei</strong>spielsweise meine Äußerung, Asterix sei ein<br />

Gallier – wahr sind, dass Aussagen wie (1) wahr sind. Genau das aber bestreitet Russell, und<br />

zwar aus zwei Gründen. Erstens fasst er den Begriff der Existenz rein raum-zeitlich und ist<br />

daher der Ansicht, dass fiktive Gegenstände wie Asterix nicht existieren. Zweitens folgt aus<br />

Russells Theorie der Kennzeichnungen, dass Aussagen wie (1) anzuerkennen darauf<br />

verpflichtet, anzuerkennen, dass fiktive Gegenstände wie Asterix existieren. Somit kommt er<br />

dazu, einen naiven Ansatz zu verwerfen. Stattdessen schlägt er für die von a gemachte<br />

Aussage die folgende Analyse vor:<br />

6<br />

In meiner Interpretation von Russells Theorie der Semantik von AFKs folge ich weitestgehend der<br />

Darstellung von (Rorty 1983).

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