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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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BLUMENTHAL 17<br />

Eine Auseinandersetzung mit AFKs ist deshalb relevant, weil zwischen unserer alltäglich<br />

vollkommenen unproblematischen Verwendung von AFKs und einer ersten, oberflächlichen<br />

Analyse derselben eine eigentümliche Spannung zu bestehen scheint. So ist zum einen unsere<br />

Praxis der Verwendung von AFKs davon geprägt, dass <strong>wir</strong> AFKs – wie andere affirmative<br />

Äußerungen auch – als wahrheitswertdifferente Äußerungen gebrauchen. Wir sagen, einige<br />

AFKs seien wahr, während andere falsch seien, und setzen uns <strong>bei</strong>zeiten darüber<br />

auseinander, ob in Bezug auf eine konkrete AFK der erste oder der zweite Fall vorliegt. Zum<br />

anderen erwecken AFKs jedoch prima facie den Anschein, als beziehe man sich mit ihnen auf<br />

fiktive Gegenstände und Ereignisse. Daher scheinen alle Partizipierenden an einer Praxis der<br />

Verwendung von AFKs wie der unseren, der zufolge AFKs wahr sein können, darauf festgelegt<br />

zu sein, die Existenz fiktiver Gegenstände anzuerkennen. Eine solche Anerkennung jedoch<br />

führt unmittelbar in große ontologische Probleme. Denn angenommen, fiktive Gegenstände<br />

existieren: Existieren sie dann auf die gleiche Art und Weise wie nicht-fiktive Gegenstände?<br />

Oder gibt es einen eigenen Seins-Modus des Als-fiktiver-Gegenstand-Existierens? Und falls<br />

Letzteres der Fall ist: Haben <strong>wir</strong> uns dann nicht einen Begriff der Existenz eingehandelt, der<br />

ganz und gar unverständlich ist?<br />

Mein Vorhaben in dieser Ar<strong>bei</strong>t ist es, eine Theorie der Semantik von AFKs zu entwickeln, die<br />

diese Spannungen auf nicht-reformistische und ontologisch sparsame Art und Weise auflöst.<br />

Dazu werde ich zunächst (Abschnitt 2) die bedeu<strong>tun</strong>gstheoretischen Voraussetzungen dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t offenlegen und aus ihnen zwei Forderungen an eine akzeptable Theorie der Semantik<br />

von AFKs ableiten. Als Nächstes (Abschnitt 3) werde ich zwei klassische Theorien vorstellen<br />

und dafür argumentieren, dass keine von ihnen <strong>bei</strong>den Forderungen gerecht <strong>wir</strong>d.<br />

Abschließend (Abschnitt 4) werde ich meinen eigenen Vorschlag entwickeln und geltend<br />

machen, dass dieser <strong>bei</strong>den Forderungen Rechnung trägt und somit den zuvor diskutierten<br />

Ansätzen überlegen ist.<br />

2. Bedeu<strong>tun</strong>gstheoretische Voraussetzungen und zwei<br />

Forderungen<br />

2.1 Bedeu<strong>tun</strong>gstheoretische Voraussetzungen<br />

Bevor ich den eigentlichen Gegenstand der Ar<strong>bei</strong>t in den Blick nehmen kann, gilt es, die Frage<br />

zu beantworten, wie eine Theorie der Semantik von AFKs überhaupt der Form nach aussehen<br />

müsste. Dies ist eine allgemeine sprachphilosophische Frage, denn sie fragt letztlich danach,<br />

was es überhaupt heißt, eine Bedeu<strong>tun</strong>gstheorie für irgendeine Klasse von Äußerungen zu<br />

liefern. Folglich verlangt sie nach einer durch allgemeine Sprachphilosophie informierten<br />

Antwort – nach einer Antwort also, die von einer These in Bezug darauf ausgeht, worin die<br />

Bedeutsamkeit sprachlicher Ausdrücke überhaupt besteht. Eine solche These zu entwickeln<br />

und zu verteidigen, geht über diese Ar<strong>bei</strong>t hinaus. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als<br />

von derjenigen Bedeu<strong>tun</strong>gstheorie auszugehen, die ich für angemessen halte. Hier<strong>bei</strong> handelt<br />

es sich um eine inferentialistische Semantik à la Robert Brandom, welche im folgenden<br />

Absatz ganz kurz vorgestellt werden soll.<br />

Die Grundthese inferentialistischer Bedeu<strong>tun</strong>gstheorien jedweder Couleur besagt, dass ein<br />

sprachlicher Ausdruck seine Bedeu<strong>tun</strong>g durch diejenigen inferentiellen Beziehungen gewinnt,<br />

in denen er zu anderen sprachlichen Ausdrücken steht. Innerhalb des Inferentialismus lassen<br />

sich weiterhin zwei Strömungen unterscheiden – eine formalistische und eine antiformalistische.<br />

(Bertram u.a. 2008: 77–80) Charakteristisch für einen formalistischen<br />

Inferentialismus ist, dass die Konstitution der bedeu<strong>tun</strong>gskonstitutiven, inferentiellen

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