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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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VAGE NATÜRLICHE ARTEN 145<br />

oder weniger klar sind. Bei der Frage, ob im Rahmen einer wissenschaftlichen Disziplin<br />

bestimmte Phänomene begrifflich unterschieden oder zusammengefasst werden<br />

(taxonomisches Splitting und Lumping, vgl. McKusick 1969, Craver 2009), spielen daher<br />

auch theoretische, forschungspragmatische und andere Interessen eine Rolle.<br />

Neben den durch die Kombinatorik von Eigenschaften zustande kommenden<br />

Vagheitsphänomenen existiert als weitere Vagheitsquelle die Möglichkeit, dass die<br />

Eigenschaften (1, 2, 3 usw.) selbst bestimmte Formen von Gradualität zulassen. Eigenschaft 1<br />

könnte z.B. mehr oder weniger realisiert sein. Man würde dann sagen, dass das die<br />

Eigenschaft 1 bezeichnende Prädikat sorites-unscharf ist.<br />

Wenn, wie oben argumentiert wurde, der semantische Externalismus auch <strong>bei</strong> HPC-Arten<br />

zutrifft, wenn also der die Art bezeichnende Terminus direkt auf die Art referiert, ähnlich wie<br />

ein Eigenname direkt auf ein Individuum referiert, dann liegt es nahe anzunehmen, dass die<br />

von natürlichen Arten aufgewiesene Vagheit eher der <strong>bei</strong> Individuen (Namen) auftretenden<br />

ähnelt und weniger der prädikativen Variante. So <strong>wir</strong>d verständlich, wie die von Hawley und<br />

Bird (2011) beobachtete Ähnlichkeit der <strong>bei</strong> HPC-Arten auftretenden kombinatorischen<br />

Vagheit mit der als problem of the many bekannten Schwierigkeit zustande kommt. Da D 2<br />

von den D-typischen Eigenschaften 16, 17, 18 und 19 nur zwei aufweist, könnte es etwa<br />

unbestimmt sein, ob es sich um ein Exemplar der Spezies D handelt. D 2 instanziiert<br />

klarerweise nicht die komplexe Universalie 16+17+18+19. Da es demgegenüber unbestimmt<br />

sein soll, ob D 2 D instanziiert, kann die Universalie D nicht mit der komplexen Universalie<br />

16+17+18+19 identifiziert werden.<br />

Die Parallele zum problem of the many ergibt sich aus folgender Überlegung. Das problem of<br />

the many betrifft bestimmte Einzeldinge, deren Grenzen unscharf zu sein scheinen (Unger<br />

1980). Bei einer Wolke gibt es <strong>bei</strong>spielsweise einige <strong>Was</strong>sermoleküle an oder in den<br />

Randbereichen der Wolke, <strong>bei</strong> denen unbestimmt ist, ob sie zur Wolke gehören oder nicht. Es<br />

gibt also mehr als eine jeweils exakt bestimmte Menge, bzw. ein mereologisches Aggregat von<br />

Molekülen, die man mit der Wolke identifizieren könnte. Diese Mengen oder Aggregate<br />

können als zulässige Präzisierungen des Wolkenbegriffs aufgefasst werden. Dem<br />

Supervaluationismus zufolge ist ein Satz wie „Molekül x ist Teil der Wolke“ genau dann wahr,<br />

wenn er in allen Präzisierungen des Begriffs „Wolke“ wahr ist (er ist dann „super-wahr“). Gibt<br />

es einige zulässige Präzisierungen, in denen der Satz wahr, einige, in denen er falsch ist, so<br />

gilt er als unbestimmt (ist er in allen Präzisierungen falsch, ist er definitiv falsch („superfalsch“)).<br />

Moleküle, die <strong>bei</strong> einigen Präzisierungen zur Wolke gehören, <strong>bei</strong> anderen nicht, sind<br />

keine definitiven Teile der Wolke, sondern stellen Grenzfälle dar. Ein analoges Bild ergibt sich<br />

<strong>bei</strong> der HPC-Art D. Es gibt mehrere exakt definierte Kandidaten-Universalien (16+17+18,<br />

16+17+18+19 usw.). Einige Objekte mögen klare (oder gar perfekte) Instanzen sein (so wie B4<br />

eine perfekte B-Instanz ist), andere Objekte sind Grenzfälle (wie D 2 <strong>bei</strong> D). Wiederum andere<br />

Objekte sind klarerweise keine Instanzen von D, z.B. A 1. Offenbar ist es, wie Hawley und Bird<br />

schlussfolgern, schlicht unbestimmt, welche der in Frage kommenden Eigenschaftsmengen<br />

der Universalie D entspricht.<br />

Ein weiterer für das Thema Vagheit relevanter Aspekt kommt durch die Möglichkeit<br />

historischer Veränderungen von Arten ins Spiel. Biologische Spezies – für Boyd<br />

paradigmatische HPC-Arten schlechthin – zeichnen sich insbesondere durch ihren<br />

historischen Charakter aus. Vermutlich ist es sinnvoll, sich historisch verändernde Arten als<br />

speziellen Subtyp natürlicher Arten generell anzusehen, wo<strong>bei</strong> aber zu bedenken ist, dass<br />

auch etwa chemische Elemente, die häufig als paradigmatische Fälle ewiger, unveränderlicher<br />

Arten angesehen werden, insofern historischen Charakter haben, als es sie noch nicht immer<br />

gab, sondern die verschiedenen Elemente im Laufe der kosmischen Entwicklung nach dem<br />

Urknall nach und nach entstanden sind. Anhand des Diagramms kann der Prozess der<br />

Evolution einer Art so veranschaulicht werden: Bislang typische Exemplare einer Art wie A<br />

(A 1, A 3) werden seltener (bis hin zu ihrem Verschwinden), stattdessen werden untypische

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