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Was sollen wir tun? Was dürfen wir glauben? - bei DuEPublico ...

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142 HAUSWALD<br />

(importance). <strong>Was</strong> aber wichtig ist, welche Hinsichten relevant sind, hängt vom Kontext und<br />

von unseren Interessen ab. Diesen Punkt betont Putnam viel stärker als Kripke und weist<br />

darauf auch selbst explizit hin:<br />

Are they samples of different substances? Well, it may depend on our interests. (This is<br />

the sort of talk Kripke hates!) But the fact that there is some component of interest<br />

relativity here, and, perhaps, some drawing of arbitrary lines, does not change the fact<br />

that the degree of arbitrariness is infinitesimal compared to the arbitrariness in the<br />

‚almost the same matter at the time of origin‘ criterion for identity of tables. (Putnam<br />

1990: 68)<br />

Ich hoffe, soweit Folgendes gezeigt zu haben: Der vom semantischen Externalismus bzw. der<br />

kausalen Referenztheorie angenommene „Taufakt“ funktioniert selbstverständlich nicht rein<br />

ostensiv, sondern ist immer über Beschreibungen, sortale Individuierungen und Intentionen<br />

vermittelt. Die Notwendigkeit dieser Vermittlung ist von Kripke und Putnam bereits<br />

weitgehend selbst gesehen worden, und insofern dies nicht oder nicht ausreichend geschehen<br />

ist, lässt sich ihre semantische Theorie leicht um entsprechende Elemente erweitern. Boyds<br />

Vorbehalte erweisen sich vor diesem Hintergrund als unbegründet. Die Annahme, ein Begriff<br />

referiere semantisch direkt, ist mit der Annahme kompatibel, dass die Einführung dieses<br />

Begriffs deskriptiv und sortal vermittelt geschehen ist. Angesichts der Vorteile, die der<br />

Externalismus grundsätzlich gegenüber alternativen semantischen Theorien hat, spricht<br />

nichts dagegen – vieles aber dafür –, ihn als geeignete Semantik für die HPC-Konzeption zu<br />

übernehmen. Ein natürliche-Art-Begriff referiert demnach einfach direkt auf das HP-Cluster<br />

– und nicht wie in der mikroessentialistischen Version auf eine durch Mikroessenzen<br />

charakterisierte Art. Das bedeutet aber auch, dass der Begriff keine Intension im<br />

herkömmlichen Sinn hat (weder eine analytische Definition noch eine Cluster-artige) und<br />

demzufolge nicht intensional vage sein kann. Bei der Vagheit, die HPC-Art-Begriffe aufweisen<br />

können, kann es sich nicht um semantische „combinatory vagueness“ handeln.<br />

Nichtsdestoweniger ist eine Form von Kombinatorik für die Vagheit <strong>bei</strong> HPC-Arten<br />

einschlägig. Das Cluster, um das es geht, ist kein Bündel von Merkmalen, die als Intension<br />

eines Begriffes semantisch zusammengefasst werden, sondern eine von unseren Prädikaten<br />

unabhängige reale Struktur in der Welt, die aufgrund kausaler Mechanismen besteht. Eine<br />

der Vagheitsformen, die in diesem Zusammenhang auftreten können, nennt Boyd „imperfect<br />

homeostasis“ (Boyd 1991: 142). Sie besteht darin, dass einige der für die Art typischen<br />

Eigenschaften in einigen Exemplaren nicht realisiert sind. Wie genau diese Vagheitsform<br />

modelliert werden kann und welche anderen Vagheitsphänomene <strong>bei</strong> HPC-Arten vorkommen<br />

können, soll im folgenden Abschnitt untersucht werden.<br />

5. Zur Modellierung verschiedener Vagheitsformen<br />

Im folgenden Diagramm soll das Zustandekommen von Arten durch Eigenschaftsclustering<br />

veranschaulicht werden. Ich möchte deutlich machen, dass sich der vagheitstheoretische<br />

Begriff der Realisierungslücke generell für eine Bestimmung des Begriffs von HPC-Arten<br />

fruchtbar machen lässt. Im Rahmen dieses Modells ist es dann möglich, verschiedene<br />

Vagheitsformen zu modellieren. Ich werde im Folgenden argumentieren, dass HPC-Arten<br />

ihre Signifikanz dem Vorhandensein zum einen von hinreichend großen kausalen<br />

Eigenschaftsclustern, zum anderen dem Vorkommen von Realisierungslücken verdanken. Es<br />

<strong>wir</strong>d sich zeigen, dass ein HPC-Art-Begriff durch ein gewisses Maß an extensionaler Präzision<br />

charakterisiert ist (wo<strong>bei</strong> dieses Maß sich aus der Größe und Klarheit der Realisierungslücke<br />

ergibt) und zugleich verschiedene Formen von Unbestimmtheit möglich sind.<br />

Im folgenden Diagramm sind 13 Individuen (A 1 bis D 3) in einem 19-dimensionalen<br />

Eigenschaftsraum eingetragen. Die Individuen gehören 4 Spezies an (A, B, C, D), die

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