GAMM Rundbrief 2002/Heft 2
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10 <strong>GAMM</strong> - Mitteilungen<br />
Briefwechsel des Präsidenten zur Thematik „Juniorprofessur“<br />
<strong>GAMM</strong><br />
Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik eV.<br />
International Association of Applied Mathematics and Mechanics<br />
Der Präsident<br />
Prof. Dr. G. Alefeld. Institut für Angewandte Mathematik. Universität Karlsruhe<br />
An die<br />
Ministerin für Bildung und Forschung<br />
Frau Edelgard Bulmahn<br />
Heinernannstraße 2<br />
53175 Bonn-Bad Godesberg<br />
Sehr geehrte Frau Ministerin,<br />
Prof. Dr. 0. Alefeld<br />
Institut für Angewandte Mathematik<br />
Universität Karlsruhe<br />
D - 76128 Karlsruhe<br />
Deutschland<br />
Telefon:+49 (0)721.608-2061<br />
Fax: +49 (0)721-608-3767<br />
E-mail: goetz.alefeld@mathuni.karlsruhe.de<br />
Juniorprofessur im Rahmen der Dienstrechtsreform<br />
1. März 2001<br />
die Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (<strong>GAMM</strong>) ist ein gemeinnütziger,<br />
eingetragener Verein, dem knapp 2500 Wissenschaftler angehören. Auf der diesjährigen<br />
Wissenschaftlichen Jahrestagung wurden neben einem umfangreichen wissenschaftlichen<br />
Programm mit mehr als 500 Vorträgen auch die Auswirkungen der von Ihnen vorgeschlagenen<br />
Dienstrechtsreform diskutiert. Dabei standen nicht die Besoldungsfragen, sondern die<br />
Nachwuchsförderung in der Mathematik und Mechanik im Mittelpunkt der Kritik. Erlauben<br />
Sie mir daher, Ihnen im Namen des Vorstandsrates unserer Gesellschaft die folgende<br />
Stellungnahme zukommen zu lassen.<br />
Die Einführung von Juniorprofessuren unter Wegfall der Habilitation erscheint gerade für die<br />
Mathematik und Mechanik als eine besonders gefährliche Maßnahme. Nach der Promotion,<br />
welche heute durch die Graduiertenkollegs in der Mathematik und Mechanik häufig innerhalb<br />
von drei Jahren abgeschlossen ist, stellt die Habilitation im Amt eines wissenschaftlichen<br />
Assistenten ein einzigartiges Qualifikationsverfahren dar.<br />
Für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs ist dies deshalb wichtig, weil die Promotion in der<br />
Regel die Tiefe, Habilitation dagegen die Breite unseres Wissenschaftsgebiets erschließt.<br />
Unsere Spitzenforschung ist so stark spezialisiert, dass die für die Breite der Universitätslehre<br />
erforderliche Erfahrung mit der Promotion alleine nicht gewonnen werden kann.<br />
Der Juniorprofessor mit einem zeitlich befristeten Arbeitsverhältnis ist durch die vorgesehenen<br />
Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung, der Einwerbung von Drittmitteln und der<br />
damit verbundenen Betreuung von Mitarbeitern zumindest in der Mathematik und Mechanik<br />
nicht in der Lage, die für ein Professorenamt erforderliche Qualifizierung in Forschung und<br />
Lehre zu erwerben. Der Juniorprofessor wird sich nach Lockerung des Hausberufungsverbotes<br />
vielmehr vermehrt um sein inneruniversitäres Fortkommen und nicht um seine<br />
wissenschaftliche Qualifikation kümmern müssen. Damit verliert die Mathematik und<br />
Mechanik die heute erreichte Spitzenstellung im weltweiten Wettbewerb.