NIELSEN THE SYMPHONIES - eClassical
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Kräfte/erwachende Kräfte“. In einem Interview am eigentlichen Auf füh rungs -<br />
tag erklärte Nielsen in der dänischen Zeitung Politiken seine Beweg gründe für<br />
die unkonventionelle Form des Werkes und erklärte das nicht mit aufgeführte<br />
Motto: „Meine erste Symphonie war ebenfalls namenlos. Aber dann kamen Die<br />
Vier Temperamente, Espansiva und Das Unaus lösch liche, eigentlich nur ver -<br />
schiedene Namen derselben Sache, die Musik letztlich ausdrücken kann: die<br />
ruhenden Kräfte im Gegensatz zu den ak tiven … Ich habe also dieses Mal ge -<br />
wählt, die Symphonie in zwei große, breite Sätze zu teilen – den ersten, welcher<br />
langsam und ruhig beginnt, und den zweiten mehr aktiven.“<br />
Die Rezensionen waren durchweg positiv, auch Nielsen selbst schien mit der<br />
Uraufführung zufrieden. Bereits am 8. März des gleichen Jahres dirigierte er die<br />
neue Symphonie in Göteborg, und am 1. Dezember er klang sie im Beethoven -<br />
saal in Berlin, wieder unter Nielsens Leitung, aber diesmal mit den Berliner<br />
Philharmonikern. Sie stand auch auf dem Pro gramm seines Konzertes in Paris<br />
im Oktober 1926, bei dem Ravel anwe send war. Man kann nur darüber speku -<br />
lieren, ob dieser hier vielleicht die Inspiration für die dominierende Rolle der<br />
kleinen Trommel in seinem Boléro erhielt.<br />
„Eine neue Symphonie von ausgesprochen idyllischem Charakter. Das heißt:<br />
vollkommen unabhängig von allen flüchtigen Moden und Vorlieben zeugt ihre<br />
Klangwelt von einer zarten und tief empfundenen musikalischen Gesinnung,<br />
ähnlich wie sie die a-cappella-Musiker der Vergangenheit hegten, doch mit den<br />
Mitteln unserer Zeit.“ Auf diese Weise beschrieb Carl Nielsen seine Sechste<br />
Symphonie im August 1924 in einem Brief, als er gerade mit ihrer Komposition<br />
begonnen hatte. Einige Monate später schrieb er: „Mit meiner neuen Sympho -<br />
nie komme ich gut voran; nach Lage der Dinge wird sie von insgesamt anderem<br />
Charakter sein als die anderen. Doch das ist schwer zu sagen, weil ich nicht<br />
weiß, welchen Verlauf meine Reise nehmen wird.“<br />
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