NIELSEN THE SYMPHONIES - eClassical
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Und das Wichtigste: von Anfang bis Ende authentisch und bar jeder Form von<br />
Verstellung, ein präziser und glaubwürdiger Ausdruck dieses eher individuellen,<br />
ungewöhnlichen jungen Künstlers.“<br />
Mit der druckfrischen, seiner Frau Anne Marie gewidmeten Symphonie<br />
unter dem Arm machte sich Nielsen auf den Weg in den Süden, nach Deutsch -<br />
land und Österreich, wo er sie ebenfalls aufführen lassen wollte. Die Reise war<br />
nicht gänzlich erfolglos. Im März 1896 dirigierte Nielsen die Symphonie in<br />
Dresden; wenig später leitete der deutsche Dirigent Max Pohle eine Aufführung<br />
in Chemnitz. Nielsen schrieb an Anne Marie: „Ich glaube, dass die karge Form<br />
und die präzisen Ausdrucksmittel die Leute hier zugleich überraschten und er -<br />
freuten, und ich bin sicher, dass Stücke wie diese etwas Gutes erreichen kön -<br />
nen, indem sie Augen und Ohren schützen gegen die deutsche Soße und den<br />
Schmalz nach Art der Imitatoren Vagners [sic!].“<br />
In einem seiner letzten Briefe, geschrieben kurz vor seinem Tod am 3. Okto -<br />
ber 1931, beschreibt der Komponist den Hintergrund seines nächsten Werkes in<br />
dem Genre:<br />
„Die Kunst der Musik vermag wirklich überhaupt nichts Be griff liches auszu -<br />
drücken, und die folgenden Kommentare dürfen deshalb nur als Privatsache<br />
zwischen mir und den Tönen verstanden werden. – Die Idee zu der Symphonie<br />
Die Vier Temperamente bekam ich vor vielen Jahren in einem Landgasthof auf<br />
Seeland [Dänemark]. Dort hing in dem Zimmer, wo ich mit meiner Frau und<br />
einigen Freunden bei einem Glas Bier saß, ein äußerst komisches Bild, welches<br />
die ‚Temperamente‘ darstellend in vier Felder eingeteilt und mit den Titeln ,Der<br />
Choleriker‘, ,Der Sanguiniker‘, ,Der Melancholiker‘ und ,Der Phlegmatiker‘<br />
versehen war. Der Choleriker saß zu Pferde; er hatte ein langes Schwert in der<br />
Hand, womit er wild in der Luft herumfuchtelte, die Augen quollen ihm aus<br />
dem Kopf, das Haar war zerzaust. Sein Gesicht war in solchem Maße von Zorn<br />
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