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014<br />

066<br />

037<br />

HFB<br />

P.184<br />

Interessen ausdifferenzierten sozialen Systeme weiterhin existiert. Dort liegt auch<br />

die Grenze der Gesellschaftsfähigkeit, an der sich <strong>Haaning</strong> abarbeitet.<br />

Aber ist Gesellschaft denn tatsächlich so vollkommen, dass sie die Integration von<br />

allem und jedem überhaupt akzeptiert? Offenbar haben sich auch hier die<br />

Parameter verschoben. Das neoliberale, zur ökonomiegeleiteten Wirtschaftszone<br />

zusammengewachsene Europa verkümmert zur Festung, die für das Andere ohnehin<br />

keinen Platz vorsieht. Das Schengener Abkommen regelt, wer dazugehört und<br />

wer draußen bleiben muß. Längst ist Europa ein profitorientierter Trabant im<br />

globalen "Empire" (Toni Negri). Diesen Wandel hat der in Kopenhagen lebende<br />

<strong>Haaning</strong> besonders harsch mit der politischen Wende Dänemarks erfahren. Nach<br />

dem Rechtsrutsch vom Januar 2002 unter dem Populisten Anders Fogh<br />

Rasmussen wurde die Ausländer- und Asylpolitik des Landes drastisch verschärft,<br />

der Mindestaufenthalt für die Gewährung einer dauernden Aufenthalts-genehmigung<br />

wurde von drei auf sieben Jahre hochgesetzt; Dänen, die ausländische Ehepartner<br />

ins Land holen wollen, müssen eine Sicherheit von 50.000 DK beim Staat hinterlegen.<br />

Wer Wohlfahrtsleistungen in Anspruch nimmt oder bis zu einer bestimmten Frist<br />

erhalten hat, bekommt prinzipiell gar keine Zuzugsgenehmigung. Ohne auf diese<br />

konkreten Verschlechterungen einzugehen, hat <strong>Haaning</strong> in den vergangenen vier<br />

Jahren in mehreren Projekten die Anwesenheit von Migranten thematisiert, indem<br />

er sie im kulturellen Kontext sichtbar gemacht hat — als Menschen, die nicht nur<br />

an Kunst, sondern an der Wirklichkeit partizipieren. <strong>Haaning</strong> betreibt konkrete<br />

Dienstleistung: Foreigners Free stellte Ausländern in verschiedenen Städten<br />

zwischen 1997 und 2001 den Eintritt zu Institutionen frei — das war <strong>Haaning</strong>s Beitrag<br />

zu den jeweiligen Ausstellungen. Die Hervorhebung der Nicht-Zugehörigkeit als<br />

Kriterium für den freien Eintritt war zugleich das Kriterium, nach dem das restliche<br />

Publikum von der Aktion ausgeschlossen war. Die Verhältnisse standen Kopf,<br />

plötzlich war die Realisierung der Arbeit von bestehenden sozialen und gesellschaftlichen<br />

Regularien abhängig, anstatt sie durch eine sanfte Integration der einen<br />

in die andere Community zu überspielen.<br />

Mittlerweile hat <strong>Haaning</strong> weiter an dieser Sichtbarkeit gearbeitet: Für The<br />

employees of Taxa 4x35 wurden im Jahr 2000 in Kopenhagen Sticker für Taxis<br />

angefertigt, die die Fahnen des Landes zeigten, aus dem alle Angestellten des<br />

Transportbetriebs stammten; und Aisha zeigte 1999 das Portrait eines türkischen<br />

Mädchens als überdimensionales Fotobanner in der City. Weil aber jedes Logo und<br />

jeder Hinweis auf Werbung fehlte, wurde dem Bild die sonst übliche Funktion des<br />

Imagetransfers entzogen - durch die Hervorhebung galt plötzlich alle<br />

Aufmerksamkeit der Stellung von Ausländern in der dänischen Gesellschaft. Für

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