download catalogue high resolution pdf (22.3 mb) - Jens Haaning
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HFB<br />
P.160<br />
auf dem Gelände errichten. Im Januar 1998 wurde in einem landschaftsplanerischen<br />
Wettbewerb die zukünftige Gestaltung von Ravensbrück entschieden. Nun sollen<br />
drei Architekten das rund 200 Hektar große Areal als Gedenkstätte neu entwerfen:<br />
Für die Hauptlager ist vorgesehen, die Standorte bereits verschwundener<br />
Häftlingsbaracken mit schwarzer Schlacke sichtbar zu machen; wo früher die<br />
Siemens-Werkstätten waren, sollen die erhalten gebliebenen Bodenplatten an<br />
Zwangsarbeit erinnern. Für das Gelände des sogenannten Jugend-KZ haben die<br />
Architekten ein blaues Blumenfeld vorgesehen; und das Areal des 1944 errichteten<br />
Vernichtungslagers soll ausgespart bleiben.<br />
Während das KZ-Gelände als Gedenkstätte erhalten wird, ist die Zukunft eines<br />
zweiten Areals ungewiß: Das ebenfalls am Rande von Fürstenberg gelegene<br />
Faserstoffgelände verfällt. Ursprünglich als Fabrik für synthetische Fasern wie<br />
Petroleumdochte und Kammgarn 1911 konzipiert, wurde dort schon vor 1933<br />
Munition produziert - ein Verstoß gegen die Entmilitarisierung Deutschlands als<br />
Ergebnis des Ersten Weltkriegs. In der Nazizeit wurde hier eine gewaltige<br />
Rüstungsproduktion mit der Montan AG als dem Hauptunternehmen aufgebaut, für<br />
die hauptsächlich Zwangsarbeiterinnen aus Ravensbrück benutzt wurden. Nach<br />
dem Krieg richtete die Sowjetarmee sich auf dem Gelände eine Reperaturwerkstatt<br />
für Militärfahrzeuge ein.<br />
Was soll mit dem Faserstoffgelände geschehen? Im Rahmen eines von dem<br />
Berliner Kurator Christoph Tannert organisierten Projekts hat sich der<br />
Kopenhagener Künstler <strong>Jens</strong> <strong>Haaning</strong> mit der Möglichkeit beschäftigt, das Areal<br />
neu zu gestalten. Anders als in Ravensbrück versucht <strong>Haaning</strong>, den Ort nicht allein<br />
als Mahnmal oder als Stätte der Erinnerung an die NS-Herrschaft anzulegen. Für<br />
ihn geht es auch um die Möglichkeit, die Identität von Fürstenberg eigenständig zu<br />
betrachten und der Stadt eine Funktion über die Repräsentation des Schreckens<br />
hinaus wiederzugeben. Kann das gelingen? Oder läßt die enorm belastete<br />
Geschichte keine andere Interpretation zu?<br />
<strong>Haaning</strong>s Entwurf, den er gemeinsam mit der in Aarhus ansässigen VERTEX-<br />
Architektengruppe konzipiert hat, sieht vor, auf dem Gelände ein „Time-Share-<br />
Estate" einzurichten. Aus aller Welt sollen Menschen hier arbeiten, wohnen und<br />
leben können. Dafür sind 400 Appartments, Swimming-Pools, ein halbes<br />
Duzend Restaurants, sowie Diskotheken, Tennisplätze und ein Segelhafen<br />
unten am See geplant. Der Übergang ist zugegebenermaßen brutal: Von der<br />
Fabrik für Zwangsarbeiter zum globalisierten Aufenthaltsort - ein Camp für<br />
global player ...