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• Donwood West opens new retirement option • - Canadian ...

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Mit dem Bus kreuz<br />

und quer durch den Balkan<br />

von Victor Peters<br />

Dr. Victor Peters ist unsern Lesern bekannt aJs Geschichtsprofessor und Geschichtenerzahler. Als Raconteur ladet er seine Leser<br />

nun ein, mit ihm eine Busreise zu unternehmen durch den unbekannteren Teil Europas. In der nachsten Nummer des MIRROR wird<br />

die Reise fortgefuhrt und abgeschlossen.<br />

Seit Jahren gebe ich im Winter eine<br />

Vortrugsreihe im Concordia College.<br />

Concordia, ein lutherisches Privatcollege<br />

in Minnesota, hat einen soliden Ruf. In<br />

den Vortragen soIl en moglichst provokative<br />

Themen behandelt werden. Die Offentlichkeit<br />

wird dazu eingeladen, und<br />

mir machen die Abende Freude.<br />

Ais ich im vorigen Herbst einen Anruf<br />

vom Concordia College erhielt, war es<br />

eine Einladung, uber das Thema "Das<br />

russische Millenium" zu sprechen, woruber<br />

ich nicht wenig erstaunt war. Meine<br />

Bibelkenntnisse habe ich von meiner<br />

bibelfesten GroBmutter mutterlicherseits<br />

her ubermittelt bekommen. Seit<br />

Kindheit wuBte ich, daB das Millenium<br />

Bezug hat auf Christi Wiederkunft, wo<br />

Christus sein tausendjahriges Friedensreich<br />

errichten wurde - das Millenium. In<br />

meiner kindlichen Phantasie hatte ich<br />

auch eine Vorstellung davon: ein kleines<br />

Kind spielt in seinem Sandkasten bei<br />

schone m Sonnenschein, mit einem<br />

Handchen hatschelt es ein Lammchen,<br />

ein bartiger Lowe, ausserhalb des Sandkastens,<br />

schaut gemachlich zu, wahrend<br />

ein stram mer Engel im wehenden<br />

Gewand die Wache halt, damit der Lowe<br />

sich auch nicht vergiBt. So sah mein<br />

selbstgebasteltes Millenium aus. An<br />

RuBland dachte ich nicht.<br />

Ich war mit meinen Gedanken noch<br />

Erster Teil: Jugoslawien und Griechenland<br />

halb beim Sandkasten, dachte aber mit<br />

Schrecken, ob da vielleicht ein Radikaler<br />

im Concordia College ist, der die<br />

leninsche Oktoberrevolution filr d en<br />

Anfang eines russischen Milleniums<br />

halt?! Damit aber fuhr die Stimme am<br />

Fernsprecher weiter: "Wie Sie wissen,<br />

begeht die Orthodoxe Kirche RuBlands<br />

im kommenden Jahr ihr tausendjahriges<br />

Bestehen, und da dachten wir, eine<br />

Vortragsreihe uber das russische Kirchen-Millenium<br />

ware angebracht." Ich<br />

war beruhigt.<br />

Richtig: Wladimir, Furst von Kiew, lieB<br />

sich 988 taufen. Nach der Nestor-Chronik<br />

war er ein verstockter Heide, wurde<br />

Christ, und auf seinem Befehl wurden<br />

daraufMassentaufen im Dnjepr durchgefuhrt.<br />

Das war vor tausend Jahren. Das ist<br />

ein Geschichtsthema, und ich nahm die<br />

Einladung an.<br />

Schon die Grossmutter Wladimirs, die<br />

Furst in Olga, war 955 nach Konstantinopel<br />

gereist und hatte sich taufen<br />

lassen. Seitdem schaute das Dnjepr­<br />

Reich nach Konstantinopel als Heilsbringerin.<br />

Wenn ich schon uber dieses<br />

Thema referieren sollte, dachte ich, so<br />

muBte ich schon mal Konstantinopell<br />

besuchen.<br />

Von Munchen aus machte ich weitere<br />

Vorbereitungen und hatte Gelegenheit,<br />

mich einer Gesellschaft anzuschliessen,<br />

die mittels Autobus nach Konstantinopel<br />

reisen wollte. Es war eine bunt-zusammengewurfelte<br />

Gruppe bestehend aus<br />

achtzehn Personen, meistens Amerikaner,<br />

aber auch andere, darunter vier<br />

Mexikaner. Ein Ehepaar waren in Mexiko<br />

geborene Japaner, die nur ihre Sprache<br />

und Spanisch sprachen. Zwei meiner<br />

neuen Freunde fand ich besonders<br />

lebhaft. Der eine, ein Rechtsanwalt aus<br />

Florida, hatte als sein oberstes Ziel, allen<br />

musikalischen Darbietungen, gleich ob<br />

Symphonieorchester, Ensembles oder<br />

Chore, so weit wie moglich aus dem Wege<br />

zu gehen. Ein anderer, er war ein Oberst<br />

der amerikanischen Leathernecks, der<br />

nicht gut zu sprechen war auf die<br />

Einrichtungen, die wir in den "Bruderlandern"<br />

vorfanden. In der rumanischen<br />

Hauptstadt, im "Hotel Bucaresti ", wo nur<br />

eine 60-Watt Gluhbirne die grosse<br />

EingangshaUe sparlich erleuchtete,<br />

wollte der Oberst vom Geschaftsfuhrer<br />

des Hotels wissen, wo man diese Gluhbirne<br />

erstanden hatte, und er bestand<br />

darauf. es muBte wohl die erste von<br />

Thomas Edisons erfundene elektrische<br />

Birne sein. Er wolle sie fur das Smithsonian<br />

Institute kaufen.<br />

mennonite mirror/april 1988/25

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