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INTERVIEWS ZUM FILM<br />
Dominic Raacke zum „Tatort: Blinder Glaube“<br />
Dominic Raacke, Szene mit Gesine Cukrowski<br />
Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass in „Blinder Glaube“<br />
gesellschaftskritische Themen wie Veruntreuung von Fördergeldern,<br />
Lobbyismus und die Profitgier der Gesundheitsindustrie angesprochen<br />
werden?<br />
Im Tatort geht es immer um gesellschaftsrelevante Themen. Berlin ist<br />
Hauptstadt und in der Hauptstadt sind nun mal eine Menge Politiker und<br />
Lobbyisten unterwegs. Die Gesundheit ist ein hohes Gut und wir alle verlangen<br />
von Ärzten die besten Chancen auf Heilung, wenn es um uns selber geht. Kein<br />
Wunder, dass sich da auch ein paar Gauner herumtreiben und versuchen, sich<br />
im Namen der Gesundheit zu bereichern. Aber der gesellschaftspolitische Teil<br />
des Tatorts ist immer nur ein Hintergrund, ein Umfeld. Die eigentliche<br />
Geschichte, das Drama spielt sich immer zwischen den Menschen ab. Und hier<br />
sind die Themen seit Jahrhunderten gleich: Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Neid<br />
und Gier.<br />
Heilung um welchen Preis? Was würden Sie für Ihr Augenlicht tun oder<br />
geben?<br />
Wer krank ist, möchte gesund werden. Das ist nun mal ein menschliches<br />
Bedürfnis. Das Streben nach einem guten, gesunden Leben. Nicht mehr sehen<br />
zu können wäre für mich ganz furchtbar. Zum Glück ist das Sehen mir mein<br />
bisheriges Leben lang vergönnt gewesen. Vielleicht würde ich es schaffen, mich<br />
an all das Gesehene erinnern und mir auch in einer nicht sichtbaren Welt ein<br />
Bild machen zu können. Kürzlich las ich aber über eine blinde Frau, die eines<br />
Tages wieder sehen konnte. Sie wurde damit nicht fertig, die Menge der neuen<br />
Sinneseindrücke war zuviel für sie.<br />
Inwieweit war Ihre Genesung bzw. die von jemandem aus Ihrem Umfeld<br />
schon einmal abhängig vom medizinischen Fortschritt?<br />
Wer wirklich einmal schwer krank war, weiß die Fortschritte medizinischer<br />
Wissenschaft und Therapie zu schätzen. Es gibt Krankheiten, die früher<br />
unweigerlich tödlich verliefen, den Patienten nach heutigem Stand der Medizin<br />
aber überleben lassen. Die mikroinvasive Chirurgie zum Beispiel leistet<br />
Erstaunliches. Auch die Entwicklung der Stammzellenforschung wird die<br />
Medizin noch einmal revolutionieren. Aber bei allem Fortschritt werden wir<br />
eines nicht verhindern können: den Tod.<br />
Auch wenn das jetzt ein bisschen pathetisch klingt, der Tatort ist auch deshalb<br />
so erfolgreich, weil der Tod immer mitspielt. Gerade weil der Tod ein<br />
Tabuthema ist, erweckt er eine heimliche Faszination in uns allen. Der<br />
Kriminalfilm verarbeitet das auf „unterhaltsame“ Weise.<br />
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