Nr. 141-Oktober 2009 - RotFuchs
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Seite 8 <strong>RotFuchs</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
Adenauer gierte nach Atomwaffen<br />
Unter der Überschrift „Mythos Adenauer“<br />
versuchte kürzlich eine in Ostdeutschland<br />
weit verbreitete Illustrierte den Lesern ein<br />
Bild vom ersten BRD-Kanzler zu zeichnen.<br />
In etlichen Zuschriften wurde daraufhin<br />
heftiger Widerspruch erhoben. Vor allem<br />
ging es um den angeblichen Einsatz des<br />
CDU-Politikers und Altseparatisten für die<br />
deutsche Einheit.<br />
Ich möchte hier einen anderen Aspekt der<br />
Politik Adenauers beleuchten, zu dem zwei<br />
Fernsehsender (HR und 3sat) eine mehrteilige<br />
Dokumentation ausstrahlten. Deren<br />
bemerkenswerter Titel lautete: „Planspiel<br />
Atomkrieg: Adenauers Kampf um die Bombe“.<br />
Um es vorwegzunehmen: Der Altkanzler<br />
machte dabei keine gute Figur. Oder anders<br />
ausgedrückt: Adenauer war erwiesenermaßen<br />
bereits seit 1952/53 ein atomarer<br />
Scharfmacher.<br />
Zuerst bedrängte der Kanzler die Washingtoner<br />
Administration, so schnell wie<br />
möglich US-Atomwaffen in der BRD zu<br />
stationieren. Dann wollte er in der zweiten<br />
Hälfte der 50er Jahre unbedingt taktische<br />
Kernwaffen für die Bundeswehr, obwohl die<br />
überwiegende Mehrheit der westdeutschen<br />
Bevölkerung einen solchen Schritt unter der<br />
populären Losung „Kampf dem Atomtod!“<br />
strikt ablehnte. Ausgeblendet wurde in der<br />
TV-Dokumentation leider, daß im Frühjahr<br />
1958 die sogenannte Atomdebatte im Bundestag<br />
stattgefunden hat. In ihrem Verlauf<br />
forderte der damalige BRD-Verteidigungsminister<br />
F. J. Strauß unverblümt Nuklearwaffen.<br />
Wörtlich erklärte er: „Es gibt nurmehr<br />
einen einzigen Fall auf der ganzen<br />
Welt. Und das ist der Fall ,Rot’.“ Seinerzeit<br />
antwortete ihm einer der FDP-Spitzenpolitiker:<br />
„Ihnen würde ich kein Feldgeschütz<br />
anvertrauen, geschweige denn eine Atom-<br />
kanone. Denn wer so spricht, wie Sie, Herr<br />
Strauß, der schießt auch!“ Helmut Schmidt<br />
berichtete, wie er während des NATO-Kommandostabsspiels<br />
„Blauer Löwe“ deutsche<br />
Offiziere habe weinen sehen, weil sie mit<br />
„MEGA-Toten“ operieren mußten.<br />
Doch weiter im Text der von den beiden TV-<br />
Sendern verbreiteten Adenauer-Dokumentation.<br />
Noch 1958 erhielt die Bundeswehr<br />
Trägersysteme, die auch für den Verschuß<br />
von Atomraketen geeignet waren. O-Ton<br />
der Sendung: „Adenauer will mitreden im<br />
atomaren Kräftespiel.“ Und: 1962 wird während<br />
der „Kubakrise“ erstmals in den USA<br />
ein Atomalarm der höchsten Stufe ausgelöst.<br />
Die Doku-Leute verwiesen darauf, Adenauer<br />
habe den damaligen US-Präsidenten<br />
J. F. Kennedy zum Krieg gegen die Sowjet-<br />
union gedrängt. Nicht auszudenken, was<br />
aus unserer Welt geworden wäre, wenn<br />
sich „Ratgeber“ dieses Schlages durchgesetzt<br />
hätten.<br />
1963 wurde Adenauer als Bundeskanzler<br />
verabschiedet. Aber die von ihm verfolgte<br />
verhängnisvolle Atompolitik fand unter seinen<br />
CDU-Nachfolgern ihre unverminderte<br />
Fortsetzung. 1966 wurde das damals streng<br />
geheime NATO-Kommandostabsspiel „Fallex“<br />
veranstaltet. Es ging darum, die Regierbarkeit<br />
der BRD nach einem Atomschlag durch<br />
ein Notparlament im Regierungsbunker<br />
Ahrweiler aufrechtzuerhalten. Der Einsatz<br />
von Atomwaffen wurde schließlich auch im<br />
Rahmen der nachfolgenden NATO-Kommandostabsspiele<br />
„Wintex/Cimex“ bis 1989 (!)<br />
theoretisch weiter geübt. Bezeichnenderweise<br />
entschied man sich für eine Einsatzsimulation<br />
gegen die Stadt Dresden.<br />
In der Zeit des NATO-Doppelbeschlusses, als<br />
der Sozialdemokrat Helmut Schmidt Verteidigungsminister<br />
bzw. Bundeskanzler der BRD<br />
war, nannte Erich Honecker Atomwaffen ohne<br />
Umschweife „Teufelszeug“, wodurch er sich<br />
auch mit seiner Schutzmacht UdSSR anlegte,<br />
indem er dessen Entfernung von deutschem<br />
Boden forderte. Kein Bundeskanzler hat ein<br />
solches Verlangen je zum Ausdruck gebracht.<br />
Mitte 2008 wurde öffentlich darüber diskutiert,<br />
warum 20 Jahre nach dem Ende der<br />
Blockkonfrontation noch immer Atomraketen<br />
in Deutschland lagern. US-Präsident<br />
Barack Obama hat also noch viel zu tun,<br />
um die „Restbestände“ des Kalten Krieges<br />
in Europa zu beseitigen. Von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel ist nicht bekannt, daß sie<br />
dieses Thema beim jüngsten Besuch Obamas<br />
zur Sprache gebracht hätte.<br />
Oberst a. D. Dr. Dieter Lange,<br />
Königs Wusterhausen<br />
Ist die FDP-Stiftung eine BND-Filiale?<br />
Gummersbach:<br />
Mit einer eigens eingerichteten „Akademie“<br />
steuert die FDP-nahe Friedrich-<br />
Naumann-Stiftung den weltweiten Aufbau<br />
ihrer Einflußnetzwerke. Neben Politikern<br />
der honduranischen Putschistenpartei PLH<br />
gehören hochrangige Amtsträger und Multiplikatoren<br />
aus Mexiko, Pakistan, Malaysia<br />
und zahlreichen weiteren Staaten zu den<br />
„Alumni“ der „Internationalen Akademie<br />
für Führungskräfte“, welche die Stiftung<br />
in Gummersbach (Nordrhein-Westfalen)<br />
betreibt. Die Alumni sind an der Akademie<br />
unter anderem in Entwicklung und Umsetzung<br />
strategischer Konzepte geschult worden<br />
und werden ermutigt, auch im Anschluß an<br />
die Fortbildung Kontakt zu der deutschen<br />
Stiftung zu unterhalten – unter anderem<br />
via Internet. Dabei steht die Akademie in<br />
stetigem Austausch mit den Stiftungsfilia-<br />
len im Ausland, die die Einflußarbeit der<br />
deutschen Liberalen vor Ort bündeln. Die<br />
Naumann-Netzwerke reichen inzwischen<br />
über sämtliche Kontinente und umfassen<br />
mehrere tausend Führungskräfte in aller<br />
Welt, darunter Regierungsmitglieder.<br />
Newsletter german-foreign-policy (13. 7.)<br />
Tegucigalpa/Berlin:<br />
FDP-nahe Kreise haben bis unmittelbar vor<br />
dem Staatsstreich gegen den honduranischen<br />
Präsidenten Manuel Zelaya dessen liberale<br />
Gegner unterstützt. Zu diesen gehört der<br />
Zelaya-Rivale und derzeitige Präsidentschaftskandidat<br />
Elvin Santos.<br />
Kontakte gab es außerdem zu Roberto<br />
Micheletti, der nach Zelayas gewaltsamer<br />
Entführung das Präsidentenamt an sich<br />
gerissen hat. Zelaya, der noch vor wenigen<br />
Jahren selbst von der FDP-nahen Friedrich-<br />
Naumann-Stiftung unterstützt worden war,<br />
hatte sich im Laufe seiner Präsidentschaft<br />
von deren Politik abgesetzt und sich stattdessen<br />
dem Staatenbund ALBA (Alternativa<br />
Bolivariana para las Américas) um<br />
Venezuela, Bolivien und Kuba angenähert.<br />
Heftige Machtkämpfe mit innerparteilichen<br />
Gegnern, die der Naumann-Stiftung eng<br />
verbunden sind und unlängst von einem<br />
FDP-nahen Strategen beraten wurden, waren<br />
die Folge. Mit dem Staatsstreich wurde der<br />
Konflikt zugunsten der Naumann-Partner<br />
gelöst. Wie der Repräsentant der Stiftung<br />
in Tegucigalpa schreibt, trage Zelaya Mitschuld<br />
am Militärputsch und sei „mehr<br />
Täter als Opfer“.<br />
Newsletter german-foreign-policy (30. 6.)