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Nr. 141-Oktober 2009 - RotFuchs

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<strong>RotFuchs</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong> Seite 27<br />

Plädoyer gegen das Duckmäusertum<br />

Hinter ihm liegen die längst vergangenen<br />

Kinderjahre, ein verlorenes<br />

Elternhaus, Krieg und Gefangenschaft,<br />

vor ihm der Beginn einer neuen Zeit. Doch<br />

diese ist alles andere als unbelastet vom<br />

faschistischen Ungeist im Denken vieler<br />

Menschen. Überall noch liegen die Trümmer,<br />

ist Leben ein täglicher Kampf mit den<br />

Folgen von Mangel und Entbehrung. Und<br />

so begegnet er dem Neuen im Zwiespalt<br />

von Hoffnung und Zweifel, Zuversicht und<br />

Skepsis. Doch er ist neugierig, wißbegierig<br />

und hat den Willen, dabeizusein. Es<br />

sind die Begegnungen mit Kommunisten,<br />

die ihn formen und entscheidenden Einfluß<br />

auf sein neues Weltbild nehmen. Die<br />

Gründung der DDR erlebt er bereits mit<br />

großer innerer Anteilnahme. Diesem Staat,<br />

dessen heiligste Pflicht in der Bewahrung<br />

des Friedens besteht, schwört er Treue,<br />

die er auch mit dessen Untergang nicht<br />

bricht. „Auf diese Festigkeit“, schreibt er,<br />

„halte ich mir – nun wieder umgeben von<br />

einer Welt des Trugs und der Lüge, des<br />

feigen Opportunismus und schändlichen<br />

Renegatentums, von Ausbeutern, deren<br />

Handlangern und braven Untertanen –<br />

viel zugute.“<br />

Wolfgang Clausner (82) – den Lesern des<br />

RF als dessen Autor aus vielen Veröffentlichungen<br />

bekannt – hat seinen Lebensweg<br />

in einer mehr als 630 Seiten umfassenden<br />

Autobiographie festgehalten. Sein Buch<br />

„Spuren lesen“ widmet er allen, die ihm<br />

nahe waren, und vertraut es jenen an, die<br />

nachfolgen werden. Er schreibt: „Nicht<br />

alle Saatkörner, die wir in den Boden<br />

Die „RotFüchse“ aus Saalfeld und<br />

Rudolstadt laden für den 14. <strong>Oktober</strong><br />

um 17 Uhr in die Gaststätte „Zur Hummel“<br />

in Saalfeld, Sonneberger Straße<br />

43, herzlich ein.<br />

Dr. Wolfgang Künzel<br />

spricht zum Thema<br />

Am 17. <strong>Oktober</strong> um 10 Uhr spricht<br />

Torsten Koplin, Bundestags-<br />

Direktkandidat der Partei Die Linke im<br />

Wahlkreis Neubrandenburg, auf einer<br />

Veranstaltung der dortigen RF-Regionalgruppe<br />

in der Gaststätte „REMA-<br />

Klause“, Speicherstraße 3. Sein Thema<br />

Worin könnte sich der<br />

neue Deutsche Bundestag<br />

am DDR-Erbe orientieren?<br />

Nicht alle Körner unserer Saat werden verdorren<br />

Grenzüberschreitender Verkehr<br />

zwischen DDR und BRD am<br />

Beispiel des GKP Probstzella<br />

brachten, werden verdorren oder sich als<br />

taub erweisen. Die nach uns die Felder<br />

menschlichen Zusammenlebens bestellen,<br />

werden – anders als wir – schließlich ernten<br />

können. Wenn sie nicht wiederholen,<br />

wo wir falsche Wege gingen.“ In seinem<br />

Buch wird die Größe des von Millionen<br />

Menschen in der DDR Geleisteten deutlich,<br />

nicht minder eindringlich auch das,<br />

was nicht gelang – durch eigene Schuld<br />

oder das Zutun anderer. Daraus zu lernen<br />

gehört vielleicht zur größten Herausforderung,<br />

der sich nicht nur neue Generationen,<br />

sondern auch wir, die damals dabei<br />

waren, zu stellen haben. Eine helfende<br />

Quelle, die in ihrer Klarheit, Tiefe und<br />

Dichte nahezu unerschöpflich scheint,<br />

ist der Lebensbericht des Autors.<br />

Wolfgang Clausner, 1927 in einer Chemnitzer<br />

Arbeiterfamilie geboren, lernt den täglichen<br />

Überlebenskampf kennen, erfährt,<br />

was Willkür und Ausbeutung bedeuten,<br />

und kann sich – wie seine Eltern – doch<br />

nicht vorstellen, daß dieser Teufelskreis<br />

auch zu durchbrechen wäre. Erst als nach<br />

dem Ende des Zweiten Weltkrieges die<br />

große gesellschaftliche Umwälzung in<br />

der Sowjetischen Besatzungszone beginnt,<br />

eröffnen sich auch für ihn Wege in ein<br />

menschenwürdiges Dasein.<br />

In der Freien Deutschen Jugend findet er<br />

seinen Platz. Hier entwickelt er sich zu<br />

einem „Spezialisten“ für die Organisation<br />

großer Treffen. Auch später noch, als er<br />

selbst schon ein gediegenes Erwachsenenalter<br />

erreicht hat, ist er unverzichtbar<br />

bei deren Vorbereitung.<br />

Und stets begleitet ihn der unbezwingbare<br />

Drang, sich anderen mitzuteilen, die<br />

eigene Meinung über Erlebtes festzuhalten,<br />

zu schreiben. Für Wolfgang Clausner<br />

ist das die ihm gemäße Form, zur Debatte<br />

herauszufordern, auf Unzulänglichkeiten,<br />

Unrecht und Mißstände aufmerksam zu<br />

machen, immer aber auch über das „stille<br />

Heldentum“ der arbeitenden Menschen<br />

zu berichten.<br />

Seine Lehrjahre als Journalist bestreitet<br />

er in der „jungen Welt“. Das, was er<br />

hier erlebt, beschreibt er als Zeit des<br />

Aufbruchs, des Sich-Erprobens und<br />

Gefordert-Seins, natürlich stets in Konfrontation<br />

zum überaus facettenreichen<br />

Wirken gegnerischer Kräfte im In- und<br />

Ausland. Die Vorgänge am 17. Juni 1953<br />

zeigen ihm, daß vom persönlichen Mut<br />

des einzelnen viel abhängen kann. Zivilcourage<br />

sagt man heute dazu. Sie gehört,<br />

davon ist der Autor fest überzeugt, zu<br />

den wichtigsten Eigenschaften, die einen<br />

Kommunisten auszeichnen sollten. Zu<br />

gewaltig ist der Schaden, der aus Duckmäusertum,<br />

Selbstsucht und Anpasserei<br />

erwachsen ist.<br />

Wolfgang Clausner hat nicht klein beigegeben,<br />

wenn andere ihm seinen Standpunkt<br />

ausreden wollten. Er konnte kämpfen,<br />

doch nicht immer hatte er Erfolg. In seiner<br />

beruflichen Laufbahn als Journalist,<br />

Redakteur und Leiter der „Wochenpost“<br />

und später der außenpolitischen Zeitschrift<br />

„horizont“, deren Geburtshelfer<br />

er war, sind ihm so manche Praktiken<br />

begegnet, die zu den unrühmlichen Seiten<br />

der DDR-Pressegeschichte gehören.<br />

Vor allem aber schreibt Wolfgang Clausner<br />

über Menschen, die selbstlos und uneigennützig<br />

der Sache des Sozialismus<br />

dienten. Vielen von ihnen gibt er mit<br />

seinem Buch Gesicht und Stimme. Eine<br />

über das eigene Leben hinausgehende<br />

Gesellschafts-Chronik, atmet es Stolz<br />

auf 40 Jahre DDR und schmerzliche<br />

Trauer über deren Verlust. Es schließt<br />

mit Nachdenklichkeit und Besorgnis über<br />

den Zustand der heutigen Gesellschaft in<br />

Deutschland. Doch es vermittelt zugleich<br />

einen tiefen Einblick in eine große Periode<br />

der Geschichte und ein nicht minder<br />

großes Leben.<br />

Bruni Steiniger<br />

Die Autobiographie ist im Eigenverlag<br />

erschienen.<br />

Rote Fliege<br />

Da war mal eine Fliege,<br />

sehr groß – zugleich sehr rot.<br />

Auch andres rot zu färben<br />

hielt sie für ihr Gebot.<br />

Ein Topf voll weißer Milch war ’s,<br />

der zog sie mächtig an,<br />

ihn rötend zu verbessern<br />

entschloß sie sich sodann<br />

und landete sehr mutig<br />

mit Schwung und mit Gebrumm<br />

auf diesem weißen Teiche<br />

und rief: Dich rühr ich um!<br />

Text und Vignette: Wolfgang Clausner

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