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Junge Bühne #6 - Mwk-koeln.de

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38<br />

MÄDCHEN IM THEATER<br />

Bianca Praetorius, Autorin dieses Artikels, ist Jahrgang 1984. Gefühltes Referenzsystem aus Fetzen eines Studiums<br />

<strong>de</strong>r Soziologie / Psychologie / Philosophie in Frankfurt am Main und einer Schauspielausbildung in Berlin.<br />

Seit 2011 schreibt sie für verschie<strong>de</strong>ne <strong>Bühne</strong>n, Kurzfilmprojekte, Magazine und ihr <strong>de</strong>utschsprachiges Popduo<br />

MILON. 2011 wur<strong>de</strong>n ein mo<strong>de</strong>rnes Märchen sowie ein bittersüßer Weihnachtsabend in Berlin und am Lan<strong>de</strong>stheater<br />

Coburg uraufgeführt. 2012 schreibt sie die Texte für »Maskenzeiten«, eine Produktion <strong>de</strong>s jungen DT<br />

am Deutschen Theater in Berlin unter <strong>de</strong>r Regie von Gudrun Herrbold. Bianca Praetorius lebt in Berlin.<br />

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Und so ein Leben muss ja auch nicht<br />

im Theater eingesperrt bleiben.<br />

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und was ausprobieren, aber ich fin<strong>de</strong> die Taste nicht. Auf <strong>de</strong>r<br />

<strong>Bühne</strong> ist das ewige Experiment. Nichts gilt für immer, ich kann<br />

alles kaputt machen, kann alles zerküssen o<strong>de</strong>r zerschreien. War<br />

ja nur im Spiel. Die <strong>Bühne</strong> ist ein Hola/Freio/Klippo/Wupp.*<br />

Es gibt viele Möglichkeiten ein Leben zu verbringen. Nicht<br />

nur viele, son<strong>de</strong>rn noch mehr. Und das Theater ist das, was alles<br />

vereint. Behauptet es. Ich glaube, ich fin<strong>de</strong>, zumin<strong>de</strong>st hoffe ich,<br />

dass das stimmt.<br />

Wenn Lisa auf die <strong>Bühne</strong> will, weil sie viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Leben ausprobieren möchte, dann ist das zwar unfassbar romantisch<br />

und ein bisschen naiv, aber nicht grundsätzlich falsch.<br />

Wenn Lisa ans Theater will, weil sie die Welt verstehen und<br />

fühlen möchte, dann ist das zwar ein bisschen »Reisen vom Platz<br />

aus«, aber auch nicht grundsätzlich falsch.<br />

*Die »Spielpause-Zone« beim Fangen.<br />

Grundsätzlich falsch ist das Theater auch schon mal überhaupt<br />

nicht, glaube, fin<strong>de</strong>, hoffe ich.<br />

Was wollen die ganzen Mädchen also am Theater? Mehr vom<br />

Leben abkriegen. Ist das falsch? Nein. Geht das gut? Hoffentlich.<br />

Warum sind es so viele Mädchen? Weil das Theater verspricht<br />

viele Leben vereinen zu können. Stimmt das? Hoffentlich. Geht’s<br />

beim »Schauspieler sein wollen« nicht einfach auch um Anerkennung<br />

und gesehen wer<strong>de</strong>n? Ja. Ist das schlimm? Glaub ich nicht.<br />

Lisa fährt also weiter zu Vorsprechen, liest Stücke, liest Zeitung,<br />

geht ins Theater und fragt sich, was sie mit ihrem Leben so<br />

anfangen kann.<br />

Und so ein Leben muss ja auch nicht im Theater eingesperrt<br />

bleiben. Sagt ja keiner zu seinem eigenen Leben »So, du bleibst jetzt<br />

schön hier drin.« Sein Leben kann man ja an die Hand nehmen, mit<br />

Nico Wojak und Fridolin Seele<br />

in »Maskenzeiten«.<br />

nach draußen tragen, mit all <strong>de</strong>n Sachen, die man gelernt hat<br />

und damit dann machen, was man will. Vorausgesetzt, man<br />

weiß, was man will. Man kann aber auch Dinge tun, bei<br />

<strong>de</strong>nen man überhaupt gar keine Ahnung hat, ob man die jetzt<br />

machen will, machen kann, o<strong>de</strong>r was das überhaupt soll.<br />

Aber so ist es vielleicht auch einfach: Laufen, stehen,<br />

gucken, laufen, stolpern, aufstehen, umdrehen, gucken,<br />

wun<strong>de</strong>rn, laufen.<br />

Ich setze mich aufrecht auf <strong>de</strong>n Samtsessel, Linoleumbo<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r Klappstuhl und warte darauf, dass das Licht<br />

gedimmt wird. Vielleicht bin ich nach <strong>de</strong>r Vorstellung<br />

schlauer. Es wird dunkel und die Zuschauer wer<strong>de</strong>n zu<br />

einer undifferenzierten, atmen<strong>de</strong>n Menge. Mit mir bleiben<br />

Lisa, mein Augenpaar, mein Blick auf die <strong>Bühne</strong>.<br />

Staatstheater Braunschweig<br />

Neu seit 1690!<br />

Premieren<br />

<strong>Junge</strong>s Staatstheater<br />

2012 / 2013<br />

23.09.2012<br />

Fliegen lernen 9+<br />

Uraufführung. Auftragswerk<br />

von Anne Rabe<br />

I: Sebastian Wirnitzer<br />

10.11.2012<br />

Dornröschen o<strong>de</strong>r<br />

Das Märchen vom Erwachen 6+<br />

von Katharina Schlen<strong>de</strong>r<br />

I: Jos van Kan<br />

19.11.2012<br />

Projekt Illegal! 12+<br />

Uraufführung. Stückentwicklung<br />

I: Ulrike Hatzer<br />

22.02.2013<br />

Frühlings Erwachen! 13+<br />

(LIVE FAST – DIE YOUNG!)<br />

nach Frank We<strong>de</strong>kind<br />

von Nuran David Calis<br />

I: Volker Schmidt<br />

03.04.2013<br />

Bunt und Weiß 2+<br />

Uraufführung. Stückentwicklung<br />

Theater für die Allerkleinsten<br />

I: Christoph Macha<br />

20.04.2013<br />

Der unglaubliche Spotz <strong>Junge</strong> Oper 6+<br />

von Mike Svoboda<br />

ML: Burkhard Bauche<br />

I: Rebekka Stanzel<br />

11.05.2013<br />

Die Verwandlung 14+<br />

nach Franz Kafka<br />

I: Mareike Mikat<br />

06. – 13.06.2013<br />

Kommt zusammen! 12+<br />

Uraufführung. Eine theatrale Installation<br />

Projektleitung Andreas Steudtner<br />

www.staatstheater-braunschweig.<strong>de</strong>

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