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Junge Bühne #6 - Mwk-koeln.de

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22<br />

übernehmen. Dazu, wie solch ein interaktives Theater aussehen<br />

könnte, mangelt es nicht an konkreten Vorschlägen in <strong>de</strong>r Form<br />

von Zeichnungen o<strong>de</strong>r Beschreibungen eines neuartigen <strong>Bühne</strong>nraumes,<br />

<strong>de</strong>r die Teilhabe <strong>de</strong>s Publikums ermöglicht. Es wird<br />

überlegt, dass <strong>de</strong>r Zuschauer etwa am Eingang eine Nebenrolle<br />

auswählt und diese kurz einstudiert o<strong>de</strong>r dass er teilnimmt,<br />

in<strong>de</strong>m er ganz einfach einen Teil <strong>de</strong>s <strong>Bühne</strong>nbilds, etwa einen<br />

Hügel o<strong>de</strong>r Kühlschrank, verkörpert.<br />

Nun hatten wir angekündigt aus <strong>de</strong>n einfallsreichen Einsendungen<br />

einen Gewinner auszuwählen und haben uns für Madita<br />

Kretschmers Geschichte »Wille und Hoffnung« entschie<strong>de</strong>n (siehe<br />

unten). Trotz<strong>de</strong>m möchten wir euch auch an<strong>de</strong>re beson<strong>de</strong>rs<br />

bemerkenswerte Antworten nicht vorenthalten. Auf <strong>de</strong>n fol-<br />

gen<strong>de</strong>n Seiten sind noch ein Gedicht von Paul Bullinger (nächste<br />

Seite), das einen längeren Text einleitet und eine Illustration von<br />

VON MADITA M MMADITA<br />

ADITA K KKRETSCHMER<br />

KRETSCHMER<br />

RETSCHMER<br />

------------------------------<br />

WILLE ILLE UND HO HOFFNUNG<br />

Zwei Menschen in langen, bunten Mänteln, die über und über<br />

mit Bil<strong>de</strong>rn und Geschichten be<strong>de</strong>ckt sind, durchwühlen riesige,<br />

graue Schuttberge. Neben <strong>de</strong>n Trümmern bauen sich Monster <strong>de</strong>s<br />

Kapitalismus und <strong>de</strong>r Verwahrlosung auf. Sie werfen so einen<br />

großen Schatten auf <strong>de</strong>n traurigen Schutthaufen, dass niemand<br />

mehr auf ihn achtet.<br />

»Schon wie<strong>de</strong>r eins. Dass niemand etwas merkt glaube ich<br />

nicht!« Der eine Mensch hat sich verzweifelt auf so etwas wie<br />

einem Gelän<strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rgelassen. »Aber wenn wir jetzt etwas<br />

fin<strong>de</strong>n, können wir vielleicht verhin<strong>de</strong>rn, dass noch mehr Städte<br />

verblassen.« Die Hoffnung geht auf <strong>de</strong>n sitzen<strong>de</strong>n Willen zu.<br />

»Was sollen wir <strong>de</strong>nn hier fin<strong>de</strong>n? Und selbst wenn, die Geier<br />

wer<strong>de</strong>n immer über uns kreisen. Es ist schon die fünfte Stadt in<br />

diesem Monat. Sie zerstören etwas, wo alle Generationen vereint<br />

wer<strong>de</strong>n, wo gelebt wird. Aber was zählt für diese Leute schon,<br />

dass man lebt?« Die Hoffnung sieht sich um. »Sieh dir unsere<br />

Kleidung an, es gibt keine Geschichte dieser Welt, die ich nicht<br />

zeige! Steh mal auf!« Der Wille steht schwerfällig auf, die Hoffnung<br />

beginnt das Gelän<strong>de</strong>r, auf <strong>de</strong>m er eben noch saß, zu polieren.<br />

»Was tust du?« »Ich erinnere dich an <strong>de</strong>inen Namen!« Von<br />

ferne ist das leise brummen von Bulldozern zu hören, die Luft<br />

vibriert ganz schwach. »Los komm! Hilf mir, wir müssen uns<br />

beeilen.« Auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong>r kommen ganz zart Buchstaben zum<br />

Vorschein. Der Wille schaut erst etwas erstaunt, aber macht dann<br />

schnell seinem Namen ganze Ehre. Sie beginnen Fenster, Mauerstücke<br />

und an<strong>de</strong>re Trümmerteile zu scheuern. Es leuchtet, nein, es<br />

strahlt, hell, klar und bezaubernd. Die Menschen aus <strong>de</strong>n benachbarten<br />

Häusern schauen es sich an und sind wie gebannt von<br />

<strong>de</strong>m, was sie da sehen. Sie eilen herbei und helfen mit. Unter<strong>de</strong>s<br />

wird das Wummern <strong>de</strong>r Abtransportfahrzeuge immer lauter und<br />

hässliche, schwarze Wolken türmen sich am Horizont auf. Es<br />

stinkt nach Profitgier, nach Dummheit, nach Verstümmelung <strong>de</strong>s<br />

Menschenverstan<strong>de</strong>s! Das, was da naht, ist kalt und trist!<br />

Marie Schmitz (übernächste Seite) abgedruckt, alle weiteren I<strong>de</strong>en<br />

könnt ihr im Internet unter ± www.die-junge-buehne.<strong>de</strong> ansehen.<br />

Eins ist für alle Teilnehmer klar: Eine Zukunft ohne Theater ist<br />

nicht vorstellbar. Wie diese aussehen könnte, darauf darf man bei<br />

solch einem engagierten Nachwuchs gespannt sein, <strong>de</strong>nn, wie<br />

eine Teilnehmerin schreibt: »Grenzen gibt es nur im Schä<strong>de</strong>l«. Bleibt<br />

uns also nur noch, uns erwartungsvoll lächelnd zurückzulehnen<br />

und zu sagen: Vorhang auf für das Theater <strong>de</strong>r Zukunft!<br />

---------------------------------------------<br />

Wir danken allen Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />

Umfrage ganz herzlich! Die Redaktion<br />

---------------------------------------------<br />

Das zerstörte Bauwerk strahlt jetzt in <strong>de</strong>n allerschönsten Farben.<br />

Buchstaben, Wörter, ja sogar ganze Sätze sind jetzt auf <strong>de</strong>n Gebäu- Gebäu-<br />

<strong>de</strong>teilen zu lesen. Die schweren Bulldozer und Bagger halten vor<br />

<strong>de</strong>m Berg an. Sie haben zwar starke starke Fahrzeuge, doch es es sieht nach<br />

einem einem unüberwindbaren Hin<strong>de</strong>rnis Hin<strong>de</strong>rnis aus. Es ertönt ertönt eine Lautspre<br />

cheransage: »Wir for<strong>de</strong>rn sie auf, diesen diesen Schutthaufen sofort zu<br />

verlassen. Es liegt eine Räumungsklage vor. vor. Bei Bei Missachtung dieser<br />

Auffor<strong>de</strong>rung muss mit körperlicher körperlicher Gewalt Gewalt durch die Exekutive<br />

gerechnet wer<strong>de</strong>n. Sie haben jetzt fünf Minuten Zeit, ihren Standpunkt<br />

zu rechtfertigen.« Eine junge Frau tritt aus <strong>de</strong>r Menge, sie ist<br />

übersät übersät mit winzigen leuchten<strong>de</strong>n Buchstaben. »Lieber gäb ich<br />

mein Leben dafür, als ohne es weiter zu leben. leben. Sehen Sehen Sie das? Das<br />

ist unsere Geschichte, Ihre Geschichte Geschichte genauso wie meine meine Geschich<br />

te. Vielleicht wollen Sie ihre <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleich machen, aber ich<br />

will, dass meine wächst! Sie haben kein Recht, mein Leben zu<br />

bestimmen. Sehen Sie das? Das ist unsere Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft. Vielleicht wollen Sie vergessen, nicht leben und<br />

keine Zukunft haben, aber ich will das Haus, in <strong>de</strong>m alle Generationen<br />

arbeiten, ich will immer neues ent<strong>de</strong>cken, ich will die Kunst,<br />

ich will Freiheit, ich will leben, ich will das Theater und ihr braucht<br />

es! Und wer das noch will, <strong>de</strong>r helfe mir. Und wenn ihr es <strong>de</strong>nnoch<br />

vernichtet, verklage ich euch auf Massenmord und <strong>de</strong>n Zwang <strong>de</strong>r<br />

Menschen auf Verwahrlosung.« Immer mehr Menschen sind jetzt<br />

dazu gekommen und beginnen das Gebäu<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r aufzubauen.<br />

So zieht sich ein glänzen<strong>de</strong>s Netz aus Menschen durch die Lan<strong>de</strong>,<br />

sie polieren alle Häuser, die ähnliches schaffen wie dieses. Die<br />

Hoffnung neigt <strong>de</strong>n Kopf leicht zum Willen und lächelt »Manchmal<br />

braucht es einfach jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Augen wie<strong>de</strong>r ein bisschen<br />

weiter öffnet. Und dafür sind wir doch Mensch, o<strong>de</strong>r?«<br />

Franziska Anz, die Autorin dieser Zusammenfassung, hat im<br />

April/Mai 2012 ein Praktikum in <strong>de</strong>r Redaktion <strong>de</strong>r Deutschen<br />

<strong>Bühne</strong> absolviert. Im vergangenen Jahr kehrte sie von einer<br />

knapp dreijährigen Weltreise zurück, arbeitet seit<strong>de</strong>m als<br />

selbstständige Übersetzerin und hospitierte u. a. in <strong>de</strong>r Requisite<br />

<strong>de</strong>r Komischen Oper Berlin. Im Herbst beginnt sie in<br />

Berlin ein Studium <strong>de</strong>r Dokumentarfilmregie.<br />

VON PAUL BULLINGER<br />

-------------------------<br />

-------------------------<br />

THEATER VERGEHT NICHT.<br />

Theater geht.<br />

Immer nach vorne,<br />

immer neue Wege,<br />

neue Abzweige<br />

neue Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Theater entwickelt sich weiter, weiter,<br />

sucht, prescht vorwärts,<br />

verläuft sich, kehrt zurück<br />

und fängt von Neuem an,<br />

drückt sich in je<strong>de</strong>n Winkel und guckt, ob es bleiben kann,<br />

ständig getrieben<br />

von <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s Möglichen.<br />

Im Anhang meine Vision <strong>de</strong>s Theaters <strong>de</strong>r Zukunft.<br />

Eine Maschinerie.<br />

Eine Hamlet-Maschinerie,<br />

die <strong>de</strong>n Zuschauer einsaugt und ihn als<br />

Hamlet wie<strong>de</strong>r ausspuckt. Allein, nackt, ängstlich.<br />

Ich, Hamlet – Installation in <strong>de</strong>n Tod.<br />

Und die die Frage bleibt. bleibt.<br />

WARTE NICHT<br />

AUF BESSERE ZEITEN!<br />

. . K INDER-<br />

KINDER- UND JUGENDTHEATER . UND JUGENDTHEATER .<br />

. KINDER- UND JUGENDTHEATER .<br />

CHATROOM<br />

ENDA WALSH<br />

AB 14 JAHRE<br />

INSZENIERUNG PEDRO MARTINS BEJA<br />

AB 19. O KTOBER 2012, D ECK 3<br />

ALADIN UND<br />

DIE WUNDERLAMPE<br />

IN EINER FASSUNG VON M ARCUS M ISLIN<br />

AB 5 J AHRE<br />

I NSZENIERUNG M ARCUS M ISLIN<br />

AB 22. N OVEMBER 2012, GROSSES H AUS<br />

IN EINEM TIEFEN,<br />

DUNKLEN WALD<br />

PAUL M AAR<br />

AB 5 J AHRE<br />

I NSZENIERUNG J OACHIM VON B URCHARD<br />

AB 28. FEBRUAR 2013, D ECK 3<br />

TO DO!<br />

JUGENDCLUBPRODUKTION<br />

LEITUNG M IRKO SCHOMBERT<br />

PREMIERENTERMIN IN PLANUNG<br />

WWW.STAATSTHEATER-MAINZ.DE<br />

Illustration: www.vonzubinski.<strong>de</strong>; Gestaltung: www.nordisk-buero.com

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