Clancy, Tom - Op Center 04 - Sprengsatz.pdf

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erhält seine Marschbefehle vom syrischen Staatspräsidenten höchstpersönlich. Falls die syrische Regierung Feindseligkeiten mit der Türkei vom Zaun brechen wollte, würde sie es nicht auf diese Art tun.« »Was würde sie statt dessen tun?« fragte Hood. »Sie würde in der bei Aggressoren üblichen Art vorgehen. Man hielte Manöver nahe der Grenze ab, würde Truppen dort konzentrieren und versuchen, einen Zwischenfall zu provozieren, der die Türkei zum Eingreifen zwänge. Die Syrer würden niemals zuerst einen Fuß auf türkischen Boden setzen. In der Armee sagten wir dazu: >Sie empfangen die anderen lieber auf ihrer Seite.< Denken Sie an 1967, als kurz vor dem Sechstagekrieg israelische Panzer einrollten. Wenn Syrer ihre Heimaterde verteidigen, sehen und fühlen sie sich eher als Freiheitskämpfer denn als Aggressoren. So gelingt es ihnen auch besser, andere arabische Nationen um sich zu scharen.« »Dazu kommt, daß die Syrer - mit Ausnahme von 1967 ­ grundsätzlich gern Stellvertreterkriege führen«, fügte Mc- Caskey hinzu. »In den 80er Jahren lieferten sie Waffen an den Iran, der damit gegen den Irak kämpfte, und 15 Jahre lang schürten sie den Bürgerkrieg im Libanon, um dann hineinzugehen und ein Marionettenregi me einzusetzen ­ wir kennen diese Methoden.« Herbert sah McCaskey an. »Sie sind also meiner Meinung?« »Nein.« McCaskey grinste. »Sie sind meiner Meinung.« »Angenommen, Bob hat recht. Warum sollten syrische Kurden die Türkei angreifen?« fragte Hood. »Woher wissen wir, daß sie nicht für Damaskus arbeiten? Sie könnten in die Türkei geschickt worden sein, um einen Streit anzuzetteln.« »Die syrischen Kurden würden eher Damaskus als die Türkei angreifen«, entgegnete Herbert. »Sie hassen die gegenwärtige Regierung.« »Die Kurden werden außerdem durch das Beispiel der Palästinenser dazu ermutigt, immer lautere Forderungen zu erheben«, sagte McCaskey. »Sie wollen ihren eigenen Staat, wie sie ihn vor dem Ersten Weltkrieg hatten.« 93

»Aber selbst wenn sie ihn bekämen, würde ihnen das keinen Frieden bringen«, meinte Herbert. »Erstens sind sie Sunniten und wollen nicht mit Schiiten und der restlichen Bevölkerung vermischt werden, worin der eigentliche Grund für den Krieg liegt, den sie in der Türkei, im Irak und in Syrien führen. Aber selbst wenn alle Sunniten in einem neuen Kurdistan vereinigt würden, müßte man nicht lange darauf warten, bis ihre vier internen Strömungen - die Hanafiten, Malikiten, Schafiten und Hanbaliten - anfingen, sich gegenseitig zu bekämpfen.« »Vielleicht auch nicht«, gab McCaskey zurück. »Auch unter den israelischen Juden gibt es große Meinungsverschiedenheiten, und sie leben trotzdem zusammen.« »Das liegt daran, daß die Israelis in puncto Religion mehr oder weniger an dasselbe glauben«, sagte Herbert. »Ihre Ansichten unterscheiden sich im politischen Bereich. Aber bei den Sunniten bestehen grundlegende, sehr ernste religiöse Meinungsunterschiede.« Hood beugte sich vor. »Würden die syrischen Kurden allein oder mit anderen kurdischen Nationalisten operieren?« »Das ist eine gute Frage«, erwiderte McCaskey. »Wenn hinter dem Anschlag auf den Staudamm Kurden stecken, dann ist das ein wesentlich ehrgeizigeres Projekt als alles, was sie in der Vergangenheit unternommen haben - Sie wissen schon, die Angriffe auf Waffenlager, Militärpatrouillen und ähnliches. Ich habe das Gefühl, daß sie für ein Vorhaben in dieser Größenordnung die Hilfe der türkischen Kurden in Anspruch nähmen, denn die bekämpfen die Regierung von ihren Hochburgen im Osten aus schon seit etwa 15 Jahren.« »Was könnten syrische Kurden mit einem solchen Zusammenschluß bezwecken?« fragte Hood. »Sie wollen die gesamte Region destabilisieren«, antwortete Herbert. »Wenn sich syrische und türkische Kurden vereinigen, während Syrien und die Türkei aufeinander einschlagen, dann werden sie automatisch zu einer ernstzunehmenden Macht in der Region.« »Nicht nur automatisch«, sagte McCaskey. »Angenom­ 94

erhält seine Marschbefehle vom syrischen Staatspräsidenten<br />

höchstpersönlich. Falls die syrische Regierung Feindseligkeiten<br />

mit der Türkei vom Zaun brechen wollte, würde<br />

sie es nicht auf diese Art tun.«<br />

»Was würde sie statt dessen tun?« fragte Hood.<br />

»Sie würde in der bei Aggressoren üblichen Art vorgehen.<br />

Man hielte Manöver nahe der Grenze ab, würde Truppen<br />

dort konzentrieren und versuchen, einen Zwischenfall<br />

zu provozieren, der die Türkei zum Eingreifen zwänge. Die<br />

Syrer würden niemals zuerst einen Fuß auf türkischen Boden<br />

setzen. In der Armee sagten wir dazu: >Sie empfangen<br />

die anderen lieber auf ihrer Seite.< Denken Sie an 1967, als<br />

kurz vor dem Sechstagekrieg israelische Panzer einrollten.<br />

Wenn Syrer ihre Heimaterde verteidigen, sehen und fühlen<br />

sie sich eher als Freiheitskämpfer denn als Aggressoren. So<br />

gelingt es ihnen auch besser, andere arabische Nationen um<br />

sich zu scharen.«<br />

»Dazu kommt, daß die Syrer - mit Ausnahme von 1967 ­<br />

grundsätzlich gern Stellvertreterkriege führen«, fügte Mc-<br />

Caskey hinzu. »In den 80er Jahren lieferten sie Waffen an<br />

den Iran, der damit gegen den Irak kämpfte, und 15 Jahre<br />

lang schürten sie den Bürgerkrieg im Libanon, um dann<br />

hineinzugehen und ein Marionettenregi me einzusetzen ­<br />

wir kennen diese Methoden.«<br />

Herbert sah McCaskey an. »Sie sind also meiner Meinung?«<br />

»Nein.« McCaskey grinste. »Sie sind meiner Meinung.«<br />

»Angenommen, Bob hat recht. Warum sollten syrische<br />

Kurden die Türkei angreifen?« fragte Hood. »Woher wissen<br />

wir, daß sie nicht für Damaskus arbeiten? Sie könnten in die<br />

Türkei geschickt worden sein, um einen Streit anzuzetteln.«<br />

»Die syrischen Kurden würden eher Damaskus als die<br />

Türkei angreifen«, entgegnete Herbert. »Sie hassen die gegenwärtige<br />

Regierung.«<br />

»Die Kurden werden außerdem durch das Beispiel der<br />

Palästinenser dazu ermutigt, immer lautere Forderungen zu<br />

erheben«, sagte McCaskey. »Sie wollen ihren eigenen Staat,<br />

wie sie ihn vor dem Ersten Weltkrieg hatten.«<br />

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