Clancy, Tom - Op Center 04 - Sprengsatz.pdf

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her erteilt wird, dann explodiert nur der Flugkörper, nicht der Gefechtskopf. Dem Team dürfte dann nichts passieren.« Herbert versetzte es einen Schlag. »Das stimmt nicht. Was ist, wenn der Flugkörper in der Höhle explodiert?« »Warum sollte er?« fragte Martha. »Warum sollte er überhaupt in die Höhle fliegen?« »Weil die neue Flugkörpergeneration mit dem LOS-System arbeitet.« Herbert dachte laut. Er mußte herausfinden, ob seine Überlegungen richtig waren. »Wenn der Toma ­ hawk über keine geografischen Daten verfügt, identifiziert er sein Ziel durch eine Kombination aus audiovisuellen und elektronischen Daten in Verbindung mit Satelliteninformationen. Visuellen Kontakt dürfte der Marschflugkörper kaum haben, da sich das ROC hinter einem Berg befindet, und der Satellit ist ausgeschaltet. Also wird er sich an der abgestrahlten elektronischen Aktivität orientieren, die er vermutlich durch die Höhle hindurch erreicht, weil es der kürzeste Weg ist. Und genau dem wird der Flugkörper folgen. Mit Hilfe der Sensoren an seiner Spitze wird er Hinder ­ nissen wie den Höhlenwänden ausweichen.« »Aber er registriert keine Menschen.« Selbst Martha war nachdenklich geworden. »Menschen sind zu klein«, gab Herbert zurück. »Aber ich mache mir weniger Sorgen wegen des Aufschlags als wegen des Abbruchs. Selbst wenn der Befehl rechtzeitig ankommt, wird der Flugkörper bereits in der Höhle sein. Die Explo ­ sion wird alle erwischen, die sich darin aufhalten.« Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sah Herbert auf die Uhr. Er griff nach dem Telefon, über das er mit Ishi Honda verbunden war. »Private, hören Sie mich?« »Ja, Sir.« »Gehen Sie alle in Deckung!« schrie Herbert. »Suchen Sie irgendwo Schutz! Der Marschflugkörper wird wahrscheinlich direkt in Ihrem Schoß explodieren!« 425

59 Dienstag, 16 Uhr 01 - Bekaa-Tal/Libanon Mike Rodgers hatte kein Interesse daran mitanzusehen, wie die Strikers von Team B den Kurden halfen. Die Männer zogen brennende Körper aus dem flammenden Inferno der Kommandozentrale. Mit Erde vom Boden der Höhle und mit ihren eigenen Körpern löschten sie die Flammen, die Kleidung, Haare und Glieder der Kurden erfaßt hatten. Dann trugen sie die Verletzten nach draußen ans Tageslicht, wo sie Erste Hilfe erhalten würden. Rodgers' Brandwunden schmerzten, als er sich abwandte. Ihm gefiel nicht, was in ihm vorging: Sie sollten leiden; jedem einzelnen von ihnen wünschte er, dasselbe durchmachen zu müssen, das ihm widerfahren war. Er rollte den Kopf zurück. Noch immer brannte der Schmerz an seinen Armen und Seiten unerträglich. Schmerz, der von der willkürlichen Mißachtung jeglichen Rechts und aller Moral herrührte. Schmerz, den ein Mann angeordnet hatte, der dadurch seine eigenen Ziele und die seines Volkes bedeutungslos hatte werden lassen. Der General kehrte in die Höhle zurück. Seden würde er später holen, jetzt wollte er sehen, ob er bei der Rückeroberung des ROC helfen konnte. Schließlich hatte es unter seinem Kommando gestanden, auch wenn es ihm gewaltsam abgenommen worden war. Als er sich dem Kampfschauplatz näherte, lauschte er aufmerksam. Schüsse fielen, dann folgte Colonel Augusts Countdown. Rodgers traf genau in dem Augenblick ein, als Ishi Honda die Meldung an das OP-Center durchgab, daß das ROC zurückerobert worden sei. Er trat in den Schatten der Wand. Dies war Augusts Triumph, an dem er keinen Anteil hatte. Mit gesenktem Blick lauschte er den erleichterten Stimmen der Strikers, die das Wohnmobil sicherten. Er fühlte sich einsam, aber er wußte, daß viel Wahrheit in den Worten des italienischen Dichters Cesare Pavese lag: >Ein Mensch ist auf dieser Welt niemals ganz allein. Im schlimm­ 426

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Dienstag, 16 Uhr 01 - Bekaa-Tal/Libanon<br />

Mike Rodgers hatte kein Interesse daran mitanzusehen, wie<br />

die Strikers von Team B den Kurden halfen. Die Männer zogen<br />

brennende Körper aus dem flammenden Inferno der<br />

Kommandozentrale. Mit Erde vom Boden der Höhle und<br />

mit ihren eigenen Körpern löschten sie die Flammen, die<br />

Kleidung, Haare und Glieder der Kurden erfaßt hatten.<br />

Dann trugen sie die Verletzten nach draußen ans Tageslicht,<br />

wo sie Erste Hilfe erhalten würden.<br />

Rodgers' Brandwunden schmerzten, als er sich abwandte.<br />

Ihm gefiel nicht, was in ihm vorging: Sie sollten leiden;<br />

jedem einzelnen von ihnen wünschte er, dasselbe durchmachen<br />

zu müssen, das ihm widerfahren war.<br />

Er rollte den Kopf zurück. Noch immer brannte der<br />

Schmerz an seinen Armen und Seiten unerträglich. Schmerz,<br />

der von der willkürlichen Mißachtung jeglichen Rechts und<br />

aller Moral herrührte. Schmerz, den ein Mann angeordnet<br />

hatte, der dadurch seine eigenen Ziele und die seines Volkes<br />

bedeutungslos hatte werden lassen.<br />

Der General kehrte in die Höhle zurück. Seden würde er<br />

später holen, jetzt wollte er sehen, ob er bei der Rückeroberung<br />

des ROC helfen konnte. Schließlich hatte es unter seinem<br />

Kommando gestanden, auch wenn es ihm gewaltsam<br />

abgenommen worden war.<br />

Als er sich dem Kampfschauplatz näherte, lauschte er<br />

aufmerksam. Schüsse fielen, dann folgte Colonel Augusts<br />

Countdown. Rodgers traf genau in dem Augenblick ein, als<br />

Ishi Honda die Meldung an das OP-<strong>Center</strong> durchgab, daß<br />

das ROC zurückerobert worden sei. Er trat in den Schatten<br />

der Wand. Dies war Augusts Triumph, an dem er keinen<br />

Anteil hatte. Mit gesenktem Blick lauschte er den erleichterten<br />

Stimmen der Strikers, die das Wohnmobil sicherten. Er<br />

fühlte sich einsam, aber er wußte, daß viel Wahrheit in den<br />

Worten des italienischen Dichters Cesare Pavese lag: >Ein<br />

Mensch ist auf dieser Welt niemals ganz allein. Im schlimm­<br />

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