Clancy, Tom - Op Center 04 - Sprengsatz.pdf
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dient und Schutz vor der Kälte geboten hatten. Im Westen die Berge des Libanon, im Osten die Ausläufer des Antilibanon, hatte sich Falah vergewissert, daß die aufgehende Sonne zwischen zwei Gipfeln auf ihn fallen würde. So würde ihr Kuß ihn wecken, bevor sie über den Bergen aufging und das Tal zum Leben erweckte. Nahezu jedes Dorf in Syrien und im Libanon besitzt seinen eigenen Kleidungsstil und seine eigenen Stoffe. Tücher, Gewänder, Hosen und Röcke weisen hier eine größere Vielfalt an Mustern, Farben, unterschiedlichen Quasten und Besätzen auf als irgendwo sonst auf der Welt. Manchmal bestimmt die Tradition die Kleidung, manchmal ist die Funktion ausschlaggebend. Das einzige traditionelle Kleidungsstück der Kurden im südlichen Bekaa-Tal ist die Kopfbedekkung. Vor seinem Aufbruch aus Tel Nef hatte Falah den >Wandschrank< aufgesucht, einen gut bestückten Garderobenraum, in dem er sich für seine Rolle als herumziehender Landarbeiter gekleidet hatte. Er hatte ein abgetragenes schwarzes Gewand, schwarze Sandalen und die typische quastenbesetzte Kopfbedeckung aus steifem schwarzen Stoff gewählt. Diese Ausrüstung wurde durch eine dunkle Sonnenbrille mit schwarzem Gestell ergänzt. Unter dem wallenden Gewand um die Taille trug Falah einen enganliegenden Gummigürtel, an dem zwei wasserdichte Beutel befestigt waren. Der Beutel an seiner rechten Hüfte enthielt außer einem kleinen Funkgerät einen gefälschten türkischen Paß, ausgestellt auf einen kurdischen Namen und eine Adresse in einem kurdischen Dorf. Er war Aram Tunas aus Semdinli. In dem anderen Beutel befand sich eine 44er Magnum, die man einem kurdischen Gefangenen abgenommen hatte. Zusätzlich steckte in dem Beutel mit dem Funkgerät eine codierte Landkarte, die mit Lebensmittelfarbe auf getrocknetes Lammleder gezeichnet worden war. Sollte man ihn gefangennehmen, würde Falah die Karte aufessen. Außerdem war ein Paßwort vereinbart worden, mit dem er sich gegenüber der amerikanischen Rettungstruppe zu identifizieren hätte. Es handelte sich um die Worte, die Moses bei der Ver 319
kündung der Zehn Gebote gesprochen hatte: »Ich will in diesem Lande wohnen.« Bob Herbert war der Ansicht gewesen, daß das Paßwort für die ROC-Mission im Mittleren Osten an etwas Heiliges erinnern mußte, doch durfte es kein Koran- oder Bibelwort sein, das möglicherweise zufällig zitiert wurde. Nachdem er den Vers aufgesagt hatte, sollte Falah auf die Frage nach seinem Namen erklären, er sei der Scheich von Midian. Falls man ihn faßte und er unter Folter oder Drogen das Paßwort verriet, standen die Chancen gut, daß er nicht nach dem zweiten Teil des Codes gefragt würde. Wenn ein Hochstapler dann auf die Bestätigungsfrage mit dem Namen in Falahs Paß antwortete, wäre er überführt. Über der linken Schulter trug der Israeli eine große, mit Wasser gefüllte Kuhhaut. Über seiner rechten Schulter hing ein Seesack mit Ersatzkleidung, Lebensmitteln und einem EAR - einem Echelon-Audio-Receiver. Das Gerät bestand aus einer kleinen, faltbaren Parabolantenne, einem Sender/ Empfänger und einem Minicomputer. Der Computer enthielt einen digitalen Recorder sowie ein Filterprogramm, das auf den Prinzipien des Dopplereffektes basierte und es dem Anwender ermöglichte, Geräusche nach Echelons, also gestaffelt, zu sondieren. Durch einen Tastendruck wurden die Geräusche, die den Anwender zuerst erreichten, ge löscht, um der nächsten Stufe Platz zu machen. War die Akustik gut, konnte man mit dem EAR sogar um Ecken herum horchen. Zusätzlich war es möglich, die Audiodaten für eine spätere Übertragung zu speichern. Knapp fünf Minuten, nachdem er aufgewacht war, beugte sich Falah über einen Bach und sog Wasser durch ein nach Minze schmeckendes Schilfrohr. Während er den Geschmack des kühlen Wassers genoß, vibrierte sein Funkgerät. Das Gerät ließ sich per Knopfdruck auf Signalton umstellen, worauf Falah aber gerne verzichtete, wenn er in geheimer Mission unterwegs war und der Feind überall lauern konnte. Hockend und auf dem Schilfhalm kauend, nahm Falah den Anruf entgegen. Im Freien setzte er sich nie hin, weil 320
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Nahezu jedes Dorf in Syrien und im Libanon besitzt seinen<br />
eigenen Kleidungsstil und seine eigenen Stoffe. Tücher,<br />
Gewänder, Hosen und Röcke weisen hier eine größere Vielfalt<br />
an Mustern, Farben, unterschiedlichen Quasten und Besätzen<br />
auf als irgendwo sonst auf der Welt. Manchmal bestimmt<br />
die Tradition die Kleidung, manchmal ist die Funktion<br />
ausschlaggebend. Das einzige traditionelle Kleidungsstück<br />
der Kurden im südlichen Bekaa-Tal ist die Kopfbedekkung.<br />
Vor seinem Aufbruch aus Tel Nef hatte Falah den<br />
>Wandschrank< aufgesucht, einen gut bestückten Garderobenraum,<br />
in dem er sich für seine Rolle als herumziehender<br />
Landarbeiter gekleidet hatte. Er hatte ein abgetragenes<br />
schwarzes Gewand, schwarze Sandalen und die typische<br />
quastenbesetzte Kopfbedeckung aus steifem schwarzen<br />
Stoff gewählt. Diese Ausrüstung wurde durch eine dunkle<br />
Sonnenbrille mit schwarzem Gestell ergänzt. Unter dem<br />
wallenden Gewand um die Taille trug Falah einen enganliegenden<br />
Gummigürtel, an dem zwei wasserdichte Beutel befestigt<br />
waren. Der Beutel an seiner rechten Hüfte enthielt<br />
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In dem anderen Beutel befand sich eine 44er Magnum,<br />
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Zusätzlich steckte in dem Beutel mit dem Funkgerät eine codierte<br />
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Lammleder gezeichnet worden war. Sollte man ihn gefangennehmen,<br />
würde Falah die Karte aufessen. Außerdem<br />
war ein Paßwort vereinbart worden, mit dem er sich gegenüber<br />
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