Clancy, Tom - Op Center 04 - Sprengsatz.pdf

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schulte.josefine23
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genug sein. Sie sind nicht der einzige, der auf einem heißen Stuhl sitzt, Paul. Gestern abend war ich mit Donn Worby vom Bundesrechnungshof beim Essen. Er hat mir erzählt, daß im vergangenen Jahr über 65 Prozent der geschätzten 250000 Hackerangriffe auf das Verteidigungsministerium erfolgreich waren. Können Sie sich vorstellen, wie viele streng geheimen Daten da draußen herumschwirren? Das ROC ist nur eine Front in einer riesigen Schlacht.« »Zufällig ist es diejenige, die in meinen Verantwortungsbereich fällt. Und sagen Sie mir nicht, daß geteiltes Leid halbes Leid ist. Nicht in diesem Fall.« »Na schön. Allerdings habe ich schon einige solcher Situationen, in denen es um das Leben von Geiseln ging, miterlebt. Sie stehen unter emotionalem Druck, Boß - das ist schlimm genug. Darüber hinaus müssen Sie sich vollständig neu orientieren. Sie sind gezwungen, außerhalb unserer strukturierten Umgebung zu arbeiten. Es gibt keine Checklisten, keine festgelegten Verfahren. Während der nächsten Tage, Wochen oder Monate - oder wie lang das Ganze dauern wird - werden Sie ebenso eine Geisel sein wie Mike. In solchen Krisensituationen ist man den Launen der Terroristen ausgeliefert.« »Ich verstehe. Das heißt jedoch nicht, daß ich davon begeistert sein muß.« »Nein. Aber Sie müssen den Prozeß und die Rolle, die Sie darin spielen, akzeptieren. Dasselbe gilt für Mike. Er weiß, was er zu tun hat, und wenn er seine Leute da irgendwie rausbringen kann, dann wird er es tun. Andernfalls wird er sie dazu bringen, Wortspiele zu machen, Limericks über Gott und die Welt zu dichten oder über ihre Familien zu sprechen. Er bringt sie da durch. Das ist die schwere Verantwortung, die auf ihm lastet. Sie müssen sich um alles übrige kümmern. Sie sind mit der richtigen Einstellung gestartet, Paul. Jetzt müssen Sie dafür sorgen, daß Sie selbst und alle anderen auf dieser Seite einen kühlen Kopf bewahren. Und das kann ziemlich hart werden. Wir könnten Informationen erhalten, daß unsere Leute mißhandelt werden: kein Essen, kein Wasser, Folter. Es sind zwei Frauen dabei. Sie könnten 173

mißbraucht werden. Wenn Sie dabei nicht unverkrampft und flexibel bleiben, dann zerbrechen Sie. Falls Sie beginnen, Rachegefühle, Wut oder Selbstvorwürfe zu entwickeln, lenkt Sie das ab. Und dann begehen Sie Fehler.« Hood nahm die Disketten aus dem Computer. Herbert hatte recht. Er war schon auf dem besten Wege, auf Martha, auf sich selbst und sogar auf Mike loszugehen. Wem, außer den Terroristen, würde das nützen? »Fahren Sie fort, Bob. Was soll ich tun? Wie haben Sie sich in solchen Situationen verhalten?« »Zum Teufel, Paul, ich hatte nie ein Team zu leiten. Ich war ein Einzelkämpfer. Meine Aufgabe war es zu beraten, und das war verhältnismäßig einfach. Ich hatte nie eine engere Beziehung zu den Menschen, mit denen ich arbeitete. Das war etwas ganz anderes als das Verhältnis, das wir zu Mike haben. Aber eines weiß ich genau: Wer eine solche Operation erfolgreich leiten will, muß sich von gefühlsmäßigen Regungen befreien - sowohl von Mitleid als auch von Wut. Ich meine ... angenommen, Sie fänden heraus, daß einer der Terroristen irgendwo eine Schwester oder ein Kind hat. Stellen Sie sich vor, daß Sie an sie herankommen könnten ... Wären Sie bereit, dasselbe verdammte Spiel mit ihnen zu spielen, wie sie mit uns?« »Wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es nicht. Ich möchte mich nicht auf ihr niedriges Niveau begeben ...« »Genau damit rechnet diese Art von Leuten. Erinnern Sie sich an das Unternehmen Eagle Claw im Jahre 1980, als die Delta Force versuchte, unsere Geiseln aus Teheran herauszuholen?« »Ja.« »Durch strategische Umstände waren unsere Soldaten gezwungen, die Tankstation Desert I in einer relativ verkehrsreichen Gegend aufzubauen. Ein paar Minuten nach der Landung nahmen unsere Jungs einen Bus mit 44 iranischen Zivilisten gefangen. Damit das gesamte Unternehmen nicht platzte, sollten sie die Iraner einen Tag lang festhalten, bis unser Kommando drin war, und sie dann vom Stützpunkt Manzariyeh aus, den wir einzunehmen gedach­ 174

mißbraucht werden. Wenn Sie dabei nicht unverkrampft<br />

und flexibel bleiben, dann zerbrechen Sie. Falls Sie beginnen,<br />

Rachegefühle, Wut oder Selbstvorwürfe zu entwickeln,<br />

lenkt Sie das ab. Und dann begehen Sie Fehler.«<br />

Hood nahm die Disketten aus dem Computer. Herbert<br />

hatte recht. Er war schon auf dem besten Wege, auf Martha,<br />

auf sich selbst und sogar auf Mike loszugehen. Wem, außer<br />

den Terroristen, würde das nützen? »Fahren Sie fort, Bob.<br />

Was soll ich tun? Wie haben Sie sich in solchen Situationen<br />

verhalten?«<br />

»Zum Teufel, Paul, ich hatte nie ein Team zu leiten. Ich<br />

war ein Einzelkämpfer. Meine Aufgabe war es zu beraten,<br />

und das war verhältnismäßig einfach. Ich hatte nie eine engere<br />

Beziehung zu den Menschen, mit denen ich arbeitete.<br />

Das war etwas ganz anderes als das Verhältnis, das wir zu<br />

Mike haben. Aber eines weiß ich genau: Wer eine solche<br />

<strong>Op</strong>eration erfolgreich leiten will, muß sich von gefühlsmäßigen<br />

Regungen befreien - sowohl von Mitleid als auch von<br />

Wut. Ich meine ... angenommen, Sie fänden heraus, daß einer<br />

der Terroristen irgendwo eine Schwester oder ein Kind<br />

hat. Stellen Sie sich vor, daß Sie an sie herankommen könnten<br />

... Wären Sie bereit, dasselbe verdammte Spiel mit ihnen<br />

zu spielen, wie sie mit uns?«<br />

»Wenn ich ehrlich bin: Ich weiß es nicht. Ich möchte mich<br />

nicht auf ihr niedriges Niveau begeben ...«<br />

»Genau damit rechnet diese Art von Leuten. Erinnern Sie<br />

sich an das Unternehmen Eagle Claw im Jahre 1980, als die<br />

Delta Force versuchte, unsere Geiseln aus Teheran herauszuholen?«<br />

»Ja.«<br />

»Durch strategische Umstände waren unsere Soldaten<br />

gezwungen, die Tankstation Desert I in einer relativ verkehrsreichen<br />

Gegend aufzubauen. Ein paar Minuten nach<br />

der Landung nahmen unsere Jungs einen Bus mit 44 iranischen<br />

Zivilisten gefangen. Damit das gesamte Unternehmen<br />

nicht platzte, sollten sie die Iraner einen Tag lang festhalten,<br />

bis unser Kommando drin war, und sie dann vom<br />

Stützpunkt Manzariyeh aus, den wir einzunehmen gedach­<br />

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