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Energieplan_Sachsen-Anhalt.pdf [1.4 MByte] - Mittelpunkte

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<br />

<strong>Energieplan</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Beschäftigung und Klimaschutz mit neuer Energie<br />

Untersuchung der Potentiale einer nachhaltigen Energieversorgung im<br />

Strom- und Wärmebereich basierend auf erneuerbaren Energien, hoher<br />

Effizienz und dezentralen Erzeugungsstrukturen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Im Auftrag der Fraktion DIE LINKE im Landtag von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Autor: Björn Schering<br />

Berlin im April 2010


Auftraggeber<br />

DIE LINKE Fraktion im Landtag von <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Vertreten durch Angelika Hunger<br />

Stellv. Fraktionsvorsitzende, verbraucherschutz- und energiepolitische Sprecherin<br />

Domplatz 6-9<br />

39104 Magdeburg<br />

Erarbeitet durch<br />

Björn Schering<br />

Seelingstraße 38<br />

14059 Berlin<br />

Telefon: 030-30364909<br />

bjoern.schering@enerpolis.de<br />

www.enerpolis.de<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Verwendung der Inhalte auch in Auszügen<br />

nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.<br />

Berlin, 12. April 2010<br />

2



3



Inhalt<br />

0. Zusammenfassung 6<br />

1. Energiestruktur in Deutschland 9<br />

1.1 Strom- und Wärmeversorgung in Deutschland 9<br />

1.1.1 Stromerzeugung 9<br />

1.1.2 Wärmebereich 13<br />

1.2 Beschäftigungsentwicklung 16<br />

1.3 Klimagas-Emissionen 17<br />

2. Energiestruktur in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 20<br />

2.1 Energiewirtschaftliche Rahmendaten 20<br />

2.1.1 Flächennutzung und Bevölkerung 20<br />

2.1.2 Wirtschaftskraft 21<br />

2.2 Strom- und Wärmeversorgung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 23<br />

2.2.1 Stromerzeugung 23<br />

2.2.2 Wärmebereitstellung 29<br />

2.3 Beschäftigungsentwicklung 31<br />

2.4 Klimagas-Emissionen 32<br />

3. Nachhaltige Energieversorgung für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 34<br />

3.1 Windenergie – konfliktarmer Ausbau durch Repowering 36<br />

3.2 Bioenergie stärkt den ländlichen Raum 40<br />

3.2.1 Biogas 41<br />

3.2.2 Reststoffe und Abfälle 42<br />

3.2.3 Holz 43<br />

3.2.4 Getreidestroh 44<br />

3.3 Solarenergie – Dezentraler Energiebaustein 45<br />

3.3.1 Photovoltaik 45<br />

3.3.2 Solarthermie 46<br />

3.4 Geothermie – Strom und Wärme aus der Tiefe 47<br />

3.5 Fossile Energieträger – Klimagaseffizienz als Maßstab 49<br />

3.5.1 Erdgas-Kraftwerke 49<br />

3.5.2 Exkurs: Die Abhängigkeit vom privatwirtschaftlichen Erdgasmarkt 50<br />

3.5.3 Braunkohle-Kraftwerke 51<br />

3.6 Stromverfügbarkeit und Energiespeicher 53<br />

3.7 Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklung 55<br />

3.8 Klimaschutz durch nachhaltige Energiepolitik 58<br />

4



4. Folgen des Ausbaus der Kohlenstoff-Energiewirtschaft 60<br />

4.1 Geplantes Steinkohlekraftwerk Arneburg 60<br />

4.2 Netzunverträglichkeit von großen Grundlastkraftwerken 62<br />

4.3 Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt 63<br />

4.4 Exkurs: Abscheidung und unterirdische Verbringung von CO2 (CCS) 66<br />

5. Handlungsempfehlungen 70<br />

6. Verzeichnisse und Anhänge 77<br />

6.1 Abkürzungsverzeichnis 77<br />

6.2 Verzeichnis der Grafiken und Tabellen 79<br />

6.3 Quellenverzeichnis 80<br />

6.4 Anhänge 86<br />

5



0. Zusammenfassung<br />

Die Energieerzeugung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hat eine dezentrale Ausprägung. Es ist landesweit<br />

nur ein thermisches Großkraftwerk in Betrieb. Braunkohle liefert 43 Prozent der Strommen-<br />

ge. Erdgas befeuerte Anlagen stellen rund 20 Prozent des Stroms bereit. Die regenerative<br />

Erzeugung beträgt bereits mehr als ein Drittel und schließt zum bisher wichtigsten Brennstoff<br />

Braunkohle auf.<br />

Die Wärmenutzung ist wenig energieeffizient. Vor allem bei privaten Haushalten ist die<br />

Fernwärmenutzung trotz guter Infrastruktur rückläufig. Die Erdgasnutzung nimmt mit dem<br />

anhaltenden Trend zu Einzelheizungen zu. In der Industrie steigt der Erdgasverbrauch deut-<br />

lich. Die Fernwärmeauskopplung nimmt bei stark gesteigerter Erdgasverstromung erheblich<br />

ab. Der Anteil erneuerbarer Energien ist im Wärmebereich nach wie vor gering.<br />

Die klassische Energiewirtschaft beschäftigt heute noch 6.320 Menschen. Gut die Hälfte da-<br />

von arbeitet in der Elektrizitätsversorgung. In den letzten zehn Jahren war die Beschäftigung<br />

um 28 Prozent rückläufig. Die erneuerbaren Energien bieten in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bereits über<br />

20.000 Menschen Arbeit, etwa die Hälfte davon in der Windbranche.<br />

Durch den wendebedingten Strukturwandel halbierte sich der energiebedingte CO2-Ausstoß<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> schlagartig. Nach 1993 waren dann jedoch keine wesentlichen Verringe-<br />

rungen bei den Emissionen mehr zu verzeichnen. Ab der Jahrtausendwende stieg der CO2-<br />

Ausstoß bis 2006 wieder um sechs Prozent an. Heute beträgt der CO2-Ausstoß bezogen auf<br />

den Primärenergieverbrauch insgesamt 26,5 Mio. Tonnen. Allein die Braunkohleverfeuerung<br />

macht daran 36 Prozent aus.<br />

Im Mittelpunkt einer nachhaltigen Energieversorgung für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> steht ein effizienter<br />

und sparsamer Umgang mit Energie. Der Ausbau erneuerbarer Energien soll in Verbindung<br />

mit neuer Beschäftigung und hoher regionaler Wertschöpfung konfliktarm erfolgen. Erdgas<br />

soll wirksamer eingesetzt und die Nutzung der Braunkohle auf ein vertretbares Maß zurück<br />

genommen werden, ohne bestehende Arbeitsplätze zu gefährden. Der Zugang zu Strom und<br />

Wärme muss für alle Verbraucherinnen und Verbraucher hindernisfrei und bezahlbar sein.<br />

Unter diesen Maßgaben steigt im <strong>Energieplan</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> der Anteil erneuerbarer Ener-<br />

gien an der Stromerzeugung bis 2030 auf über zwei Drittel. Die installierte Leistung aus<br />

Windkraft, Biomasse, Solarenergie und Erdwärme wächst dabei um das Zweieinhalbfache.<br />

Einen Bedarf für neue Braun- oder Steinkohlekraftwerke ist nicht vorhanden.<br />

6



Grafik 1: Entwicklung der installierten Leistung nach Energieträgern in MW<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

0<br />

Während die Lieferung elektrischer Energie aus Braunkohle bis 2030 um knapp ein Drittel<br />

zurückgeht, steigt die Bereitstellung aus Erdgas um ein Drittel an. Insgesamt nimmt die<br />

Strommenge aus fossilen Anlagen über den betrachteten Gesamtzeitraum ab, wobei die in-<br />

stallierte Leistung bei niedrigeren Volllaststundenzahlen leicht ansteigt.<br />

Die erneuerbaren Energien können bereits 2020 mehr Strom mit Grundlast-Charakter bereit-<br />

stellen als das geplante Kraftwerk Profen liefern würde. Um die Kapazität von Stromspei-<br />

chern zu erhöhen, ist die Nutzung ausgekohlter Braunkohletagebaubereiche als Pumpspei-<br />

cherwerke sinnvoll. Damit würde der MIBRAG eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung zufallen.<br />

Die dezentralere und breitere Aufstellung der Energieversorgung führt zu einem deutlich<br />

besseren Angebot nutzbarer Wärmeenergie. Neben dem vermehrten Einsatz von Solarther-<br />

mie und Wärmepumpen bieten vor allem Biomasse-Kraftwerke ein großes Wärmepotential.<br />

Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sollten durchgängig dort errichtet werden, wo die<br />

Wärmenachfrage entsteht.<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Braunkohle Erdgas Windenergie Biomasse Solarenergie Wasserkraft Geothermie<br />

Die erneuerbaren Energien können in den kommenden zehn Jahren 18.400 neue Arbeits-<br />

plätze in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> schaffen. Bis 2030 wächst die Zahl der Stellen gegenüber 2009<br />

sogar um 23.200. Die klassische Energiewirtschaft kann in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> auch langfristig<br />

nur wenige hundert Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig würde ein Zubau von fossilen Groß-<br />

7



kraftwerken den Aufwuchs erneuerbarer Energien blockieren und damit an anderer Stelle die<br />

Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze verhindern.<br />

Die vorgeschlagene Entwicklung führt im Energieerzeugungssektor bis 2030 zu einer Sen-<br />

kung des Treibhausgas-Ausstoßes um elf Prozent. Während die Emissionen aus dem Mehr-<br />

einsatz von Erdgas und Biomasse ansteigen, sinkt der braunkohlebedingte CO2-Ausstoß für<br />

sich betrachtet um nahezu ein Drittel. Das Braunkohlekraftwerk Profen hingegen würde zu<br />

einem Anstieg der Emissionen in der Energieerzeugung um 36 Prozent führen. Ginge das<br />

Steinkohlekraftwerk Arneburg ans Netz stiege der CO2-Ausstoß sogar um 80 Prozent.<br />

Es wird empfohlen, im Strom- und Wärmebereich konkrete Mindestziele für den Klimagas-<br />

ausstoß, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz für<br />

das Jahr 2020 festzulegen: Senkung der CO2-Emissionen im Strom- und Wärmesektor um<br />

10 Prozent gegenüber 2010, Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien im Strombe-<br />

reich auf 60 Prozent, im Wärmesektor auf 40 Prozent und Verbesserung der Energieeffizienz<br />

gegenüber 2010 um 20 Prozent.<br />

Weitere Handlungsempfehlungen sind die Schaffung einer Landesenergieagentur mit dem<br />

Ziel, verbindliche Klimaschutz- und Energieeffizienzziele sowie den geregelten Ausbau er-<br />

neuerbarer Energien voran zu treiben sowie die Einrichtung einer ständigen Arbeitsgruppe<br />

Netze und Erzeugung bei der Landesregierung. Insbesondere unter Einbeziehung ausge-<br />

kohlter Braunkohletagebaue der MIBRAG sollen bis 2020 Stromspeicher mit einer Leistung<br />

von 250 MW aufgebaut werden.<br />

Als „Flächenziel Windenergienutzung“ werden ein Prozent der Landesfläche bzw. 20.450 ha<br />

festgeschrieben. Für Photovoltaik auf vorgenutzten Freiflächen ist ein landesweites Flächen-<br />

nutzungskataster zu erstellen. Ausweisungsziel: 5.000 Hektar. Zur Unterstützung einer mög-<br />

lichst effizienten Verwendung der Biomasse werden die Schwerpunkte auf Biogas, Reststof-<br />

fe und Abfälle, Wald- und Gebrauchtholz sowie Getreidestroh gelegt. Die tiefe Geothermie<br />

soll durch die Förderung von einzelnen Pilotvorhaben unterstützt werden. Im Landesentwick-<br />

lungsplan muss der Technik uneingeschränkt Vorrang vor der möglichen CO2-Speicherung<br />

(CCS) eingeräumt werden.<br />

Darüber hinaus sind die Ausgestaltung einer solaren Bauordnung und die Einführung eines<br />

Landeswärmegesetzes zur Förderung erneuerbarer Energien im Wärmebereich zu empfeh-<br />

len, welche den Gebäudebestand ausdrücklich mit einbeziehen.<br />

Zur Durchsetzung der genannten Ziele und Maßnahmen stellt die Landesregierung bis zum<br />

Jahr 2020 insgesamt 200 Mio. Euro bzw. pro Jahr bis zu 30 Mio. Euro im Landeshaushalt<br />

zur Verfügung.<br />

8



1. Energiestruktur in Deutschland<br />

1.1 Strom- und Wärmeversorgung in Deutschland<br />

1.1.1 Stromerzeugung<br />

Die in Deutschland verfügbaren Kraftwerke haben derzeit eine elektrische Bruttoleistung von<br />

138 GW und stellten im Jahr 2008 insgesamt 639 TWh Strom bereit [BMWi 2009]. Gegen-<br />

über dem Basisjahr 2000 1 ist das ein Anstieg um elf Prozent. Die Strombereitstellung ist<br />

nach wie vor von einer fossilen und atomaren Erzeugung geprägt. Aus Braun- und Steinkoh-<br />

le kommen 46 Prozent der elektrischen Energie. Die 17 deutschen Atomkraftwerke liefern<br />

derzeit 23 Prozent des Stroms. Der vergleichsweise klimafreundliche fossile Energieträger<br />

Erdgas macht 13 Prozent der Erzeugung aus. Mineralöl spielt im Gegensatz zum Verkehrs-<br />

und Wärmebereich bei der Stromerzeugung mit zwei Prozent kaum eine Rolle. Einfuß haben<br />

jedoch die indirekten Auswirkungen des Ölmarktes auf die Brennstoffkosten beim Erdgas.<br />

Der Gaspreis ist an den Handelswert des Öls gekoppelt und wird mit einigen Monaten Ver-<br />

zögerung an dessen Preisentwicklung angeglichen. Die erneuerbaren Energien machen be-<br />

reits 15 Prozent an der Stromgewinnung aus, wovon Windenergie 45 Prozent bereitstellt<br />

[BMU 2009a]. Müll als Brennstoff trägt zu zwei Prozent zum Strommix bei. Er wird hälftig den<br />

erneuerbaren Energien zugeschlagen, da es sich zu dieser Menge um Abfälle aus Biomasse<br />

handelt. Unter den sonstigen Energieträgern befinden sich die Abflüsse aus Pumpspeicher-<br />

werken sowie die Verstromung von Gicht- und Grubengas.<br />

Während die Strommenge aus Kohle gegenüber dem Jahr 2000 nahezu unverändert blieb,<br />

nahm die Erzeugung aus Erdgas im gleichen Zeitraum um 69 Prozent zu. Atomstrom ist seit<br />

der Jahrtausendwende um zwölf Prozent rückläufig. Erneuerbare Energien haben um fast<br />

das Dreifache zugelegt. Bemerkenswert ist der zunehmende Stromexport. Gegenüber dem<br />

Jahr 2000, als Deutschland noch geringe Mengen importierte, stieg die Nettoabgabe ins<br />

Ausland im Jahr 2008 auf den Rekordwert von 23 TWh [AGEB 2009]. Das entspricht der<br />

durchschnittlich erzeugten Strommenge von drei Atomkraftwerken.<br />

























































<br />

1 Das häufig von der Energiewirtschaft herangezogene Vergleichsjahr 1998 ist bei einer neutralen Betrachtung<br />

von Energiedaten ungeeignet. Die Folgen der im April 1998 eingeleiteten Liberalisierung des Strommarktes in<br />

Deutschland werden dabei noch nicht erfasst. Der Öffnung des Strommarktes folgte zunächst eine massive Kon-<br />

solidierung und Monopolisierung im Bereich der Erzeugung und der Netze. Erst Ende 2000 stellte sich eine nach-<br />

vollziehbare Entwicklung unter den neuen Marktmechanismen ein [Erdmann 2008].<br />

9



Grafik 2: Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland 2008<br />

Uran 23,3%<br />

Steinkohle 20,1%<br />

Quelle: BMWi 2009, BMU 2009a; * 50% des Abfalls sind als biogene Reststoffe den erneuerbaren Energien zuzurechnen<br />

Die Verstromung von Braunkohle findet unmittelbar an den Tagebaugebieten im Rheinischen<br />

Revier, in der Lausitz und an den Abbaufeldern der MIBRAG in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> und Sach-<br />

sen statt. Die zur Förderung genehmigten Rohstoffmengen reichen aus, um die vorhandenen<br />

Kraftwerke über ihre vorgesehene Betriebsdauer, und damit teilweise noch bis 2050, zu<br />

betreiben [FFU 2008]. Der Abbau und die Verstromung von noch insgesamt rund 6,3 Mrd.<br />

Tonnen Braunkohle in Deutschland bedeutet jedoch auch, dass in dem Zeitraum etwa die<br />

gleiche Menge klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangt. Das ent-<br />

spricht dem jährlichen Klimagas-Ausstoß aller 27 EU-Staaten.<br />

Aufgrund hoher Klimabelastungen und massiver Eingriffe in Siedlungs- und Naturräume ist<br />

eine Ausweitung der Braunkohleverstromung umstritten. Neue Kraftwerke sind deshalb nur<br />

dort konkret geplant oder in Bau, wo Tagebaugenehmigungen vorliegen oder die Erkundung<br />

von neu zu erschließenden Vorkommen weit fortgeschritten ist. Die größte Anlage wird der-<br />

zeit von RWE im nordrheinwestfälischen Neurath gebaut. Sie wird eine Leistung von 2.100<br />

MW haben und jährlich 14 Mio. Tonnen CO2 ausstoßen [BDEW 2009a]. Am sächsischen<br />

Kraftwerksstandort Boxberg entsteht derzeit ein zusätzlicher Block zur Braunkohleverstro-<br />

mung mit einer Bruttoleistung von 675 MW. Ob eine von der MIBRAG am sachsen-<br />

anhaltinischen Standort Profen geplante Anlage mit 660 MW brutto gebaut wird, ist derzeit<br />

offen. Insgesamt hält sich der Zuwachs an Braunkohlestrom in Grenzen, zumal im Bestand<br />

ein Kraftwerksanteil von rund 4.000 MW 40 Jahre oder älter ist und in absehbarer Zeit außer<br />

Betrieb geht.<br />

Erdgas 13,0%<br />

Mineralöl 1,6%<br />

Abfall 1,5%*<br />

Sonstige 3,2%<br />

Erneuerbare<br />

Energien<br />

13,8%*<br />

Braunkohle 23,5%<br />

10
<br />

Windenergie 6,3%<br />

Wasserkraft 3,3%<br />

Biomasse 3,5%<br />

Solarenergie 0,7%


Steinkohle wird als Brennstoff weltweit gehandelt. Der Importanteil in Deutschland beträgt<br />

bereits drei Viertel. Durch den von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus dem<br />

subventionierten heimischen Steinkohlebergbau wird der Rohstoff in spätestens acht Jahren<br />

vollständig aus anderen Ländern kommen [SteinkohleFinG]. Alle geplanten Steinkohlekraft-<br />

werke sind bereits auf Importe ausgelegt. Neue Anlagen sind oft groß dimensioniert und<br />

meist auf den Grundlastbetrieb zugeschnitten. Neben technischen und betriebswirtschaftli-<br />

chen Überlegungen sind steigende Kosten durch die hohe Weltmarktnachfrage bei Steinkoh-<br />

le und zunehmende Klimaschutzauflagen Gründe für diese Entwicklung. Auch ein begrenz-<br />

tes Flächenangebot zum Bau neuer Anlagen und zunehmende Proteste der betroffenen Be-<br />

völkerung vor Ort spielen eine Rolle. Darüber hinaus veranlasste der Beschluss zum Aus-<br />

stieg aus der Atomenergienutzung die Energiekonzerne zum ersatzweisen Bau großer<br />

Steinkohlekraftwerke. Derzeit gibt es Planungen für bis zu 25 Kohleblöcke mit zusammen<br />

rund 22.000 MW installierter Bruttoleistung [BDEW 2009a]. Das entspricht drei Viertel der<br />

heutigen Kapazität an Steinkohlekraftwerken und stellt einen erheblichen Zubau dar. Selbst<br />

wenn unterstellt wird, dass im Zeitraum bis zum Jahr 2020 alle bestehenden Anlagen nach<br />

40 Betriebsjahren abgeschaltet werden, überwiegt der Zubau den Abgang leistungsbezogen<br />

um das Doppelte. Eine der größten Anlagen will der RWE-Konzern in Arneburg bei Stendal<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> errichten [Arneburg 2008]. Die Anlage soll brutto 1.600 MW leisten und<br />

wird nahezu neun Mio. Tonnen CO2 ausstoßen 2 .<br />

Atomenergie hatte nach bisheriger Gesetzeslage eine abnehmende Bedeutung [AtG]. Nach<br />

derzeit noch gültigem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomenergienutzung wird im Jahr<br />

2022 die letzte Atomanlage abgeschaltet [BMU 2009b]. Derzeit unterliegt die Stromprodukti-<br />

on aus den uranbefeuerten Anlagen teilweise starken Schwankungen [Atomforum 2009].<br />

Hintergrund ist, dass sich die sichere Beherrschbarkeit der alten Kraftwerke als zunehmend<br />

problematisch herausstellt. Störfälle und Sicherheitsmängel führten zeitweise zum gleichzei-<br />

tigen Herunterfahren mehrerer Anlagen. Es ist jedoch auch anzunehmen, dass die Stillstän-<br />

de einzelner Reaktorblöcke von der Atomwirtschaft gezielt in Kauf genommen wurden. Ziel<br />

wäre es, in der 17. Legislaturperiode des Bundestags unter der neuen Regierungszusam-<br />

mensetzung auch für die ältesten Anlagen Laufzeitverlängerungen durchzusetzen. Dennoch<br />

hat Atomstrom insgesamt eine abnehmende Bedeutung, da die technischen Probleme weiter<br />

zunehmen und ein Zubau von Reaktoren in Deutschland auf absehbare Zeit auszuschließen<br />

ist.<br />

























































<br />

2 Nähere Daten und Informationen zum Kraftwerk Arneburg können der Studie „Energieausblick Altmark“, die im<br />

März 2009 in Berlin veröffentlicht wurde, unter www.enerpolis.de entnommen werden.<br />

11



Gaskraftwerke haben den Vorteil, dass sie im Vergleich zu Kohleblöcken deutlich niedrigere<br />

Investitionskosten verbuchen und im Betrieb schnell regelbar sind. Sie werden in allen Grö-<br />

ßen, oft aber für die dezentrale und gleichzeitige Strom- und Wärmeversorgung eingesetzt.<br />

Nachteilig sind die höheren Brennstoffkosten. Durch die Klimaschutzregelungen im europäi-<br />

schen Emissionshandel, die vor allem die Kohleverstromung verteuern, sowie durch weiter<br />

steigende Steinkohlepreise im Welthandel hebt sich der Preisunterschied zwischen Kohle<br />

und Gas aber zunehmend auf [BMU 2008]. Darüber hinaus bestehen beim Erdgas langfristi-<br />

ge Liefervereinbarungen zwischen Deutschland und den Lieferländern, die teilweise Laufzei-<br />

ten von mehr als 20 Jahren haben [BMWi 2007]. Auch während der zurückliegenden Gaskri-<br />

sen, bei denen die Ukraine als Durchleitungsland für russisches Gas im Mittelpunkt stand,<br />

war die Stabilität der Versorgung in Deutschland nicht gefährdet. Entscheidende Mängel wa-<br />

ren das Fehlen eines modernen Röhrennetzes und eines abgestimmten Vorgehens inner-<br />

halb der europäischen Gemeinschaft [SWP 2009]. Unter der Maßgabe einer effizienteren<br />

Nutzung kann Erdgas auch künftig als ein verlässlicher Brennstoff betrachtet werden.<br />

Derzeit sind 18 Erdgasanlagen in einer Größenordnung von 100 bis über 1.000 MW instal-<br />

lierter Leistung mit einer Gesamtkapazität von mindestens 12.000 MW geplant oder in Bau.<br />

Da die Erdgasverstromung in Deutschland im Wesentlichen erst Ende der 1970er Jahre ein-<br />

setzte und erst nach der Wende an Bedeutung gewann, können die Kraftwerksvorhaben der<br />

nächsten Jahre dem Bestand von rund 22.000 MW Bruttoleistung hinzu gerechnet werden.<br />

Das größte Vorhaben mit 1.200 MW brutto plant der Energieversorger Eon gemeinsam mit<br />

dem russischen Gaskonzern Gazprom in Mecklenburg-Vorpommern am Standort Lubmin bei<br />

Greifswald [BDEW 2009a]. Neben den großen Stromkraftwerken, deren Wärmeauskopplung<br />

oft gering ist, leistet das KWK-Gesetz auch dem Ausbau hoch effizienter Erdgaskraftwerke<br />

und Kleinstanlagen zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung Vorschub [KWKG]. Ins-<br />

gesamt kann in den kommenden zehn Jahre mit einer Verdoppelung der Stromerzeugung<br />

aus Erdgas gerechnet werden.<br />

Der schnell wachsende Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wird bis 2020<br />

noch einmal deutlich zunehmen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das die Einspei-<br />

sung von Strom aus regenerativen Quellen regelt, sieht bis 2020 einen Anteil von minde-<br />

stens 30 Prozent vor [EEG]. Sofern die Förderbedingungen nicht verschlechtert und Wider-<br />

stände bei der herkömmlichen Stromwirtschaft abgebaut werden, sind die erneuerbaren<br />

Energien sogar in der Lage, in zehn Jahren bis zu 47 Prozent des Stroms zu liefern [BEE<br />

2009]. Das entspräche einer Fortschreibung der bisherigen Entwicklung.<br />

Während sich der Windenergieausbau an Land aufgrund zunehmender Raumkonflikte ver-<br />

langsamt, ist für die Offshore-Windkraft bis 2020 ein Leistungszubau von bis zu 12.000 MW<br />

12



zu erwarten [Bundesregierung 2009]. Wind wird auch künftig den größten Teil der regenera-<br />

tiven Energiequellen ausmachen. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Zahl der jährli-<br />

chen Volllaststunden von derzeit unter 2.000 langfristig auf bis zu 3.500 steigen wird. Gründe<br />

sind die höhere seeseitige Windausbeute sowie landseitig das gesetzlich geförderte Austau-<br />

schen von Altanlagen durch moderne, leistungsfähigere Windräder.<br />

An die Nutzung der Biomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung werden zunehmend ökolo-<br />

gische und soziale Anforderungen gestellt. Flächenkonflikte sowie konkurrierende Biomas-<br />

senutzungen stehen hier im Vordergrund. Energiepflanzen und Reststoffe sollen deshalb<br />

besser eingesetzt werden [EEG]. Der künftige Zuwachs von Strom aus Biomasse hängt<br />

maßgeblich davon ab, welche Nutzungspfade sich durchsetzen, wie effizient biogene Abfälle<br />

genutzt werden und wie praxisnah die Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz geregelt<br />

wird.<br />

Solarstrom liefert zwar mit nur vier Prozent die geringste Strommenge aus erneuerbaren<br />

Energien, wächst aber mit über 40 Prozent im Jahr am schnellsten [BSW 2009a]. Gleichwohl<br />

sind entscheidende Neuregelungen zur Förderung der Photovoltaik absehbar. Die hohe Ver-<br />

gütung der Halbleitertechnik steht zunehmend in der Kritik, weshalb mit einer deutlichen Ab-<br />

senkung der Fördersätze zu rechnen ist. Der Ausbau von Solarstrom wird sich deshalb auf<br />

hohem Niveau verlangsamen.<br />

Die Geothermie spielt bei der Stromerzeugung bisher kaum eine Rolle. Haupthemmnisse<br />

waren bisher die hohen Bohrkosten sowie Risiken bei der Aufsuchung und Erschließung tie-<br />

fer Erdwärme. Der Vorteil der Nutzbarmachung von Geothermie liegt in der Grundlastfähig-<br />

keit, da sie durchgängig zur Verfügung steht. Aufgrund einer Anschub-Regelung im EEG<br />

2009 wird es in den kommenden Jahren zu einem deutlichen Wachstum und damit zu einem<br />

spürbaren Markteintritt kommen [BMU 2009c].<br />

1.1.2 Wärmenutzung<br />

Für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme wurden im Jahr 2007 bundesweit rund<br />

1.335 TWh Energie verbraucht [BMWi 2009] 3 . Beim Endenergieverbrauch in den betrachte-<br />

ten Bereichen Industrie, Gewerbe und Privathaushalte überwiegt die Erdgasnutzung mit 45<br />

Prozent. Mineralöl liefert rund 20 Prozent der Wärme, Strom und Kohle liefern jeweils elf<br />

Prozent. Erneuerbare Energien machen sieben Prozent aus, Fernwärme wird lediglich zu<br />

fünf Prozent genutzt. Die größten Anteile haben die Heizungen in den privaten Haushalten<br />

und die Prozesswärme in der Industrie mit jeweils 34 Prozent. Die Warmwasserbereitung<br />

macht am Endenergieverbrauch insgesamt nur neun Prozent aus.<br />

























































<br />

3 Ohne Berücksichtigung des Verkehrssektors und einschließlich der Wärmeenergie aus Strom.<br />

13



Grafik 3: Wärme-Endenergieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland 2007<br />

Erdgas 45,2%<br />

Quelle: BMWi 2009, BMU 2009a<br />

Erneuerbare Energien im Wärmebereich wachsen derzeit nur langsam. Im Jahr 2008 lieferte<br />

regenerative Wärme 104 TWh [BMU 2009a]. Gegenüber dem Vorjahr ist das lediglich ein<br />

Zuwachs um zwei Prozent. Mit einer Verdoppelung in den letzten zehn Jahren ist langfristig<br />

jedoch eine deutliche Zunahme der Wärmemenge aus Biomasse, Solarenergie und Erdwär-<br />

me zu beobachten. Die Märkte für Solarkollektoren und Wärmepumpen wuchsen dabei am<br />

schnellsten. Ein besseres Fördergerüst für regenerative Wärmenutzung auf Bundesebene,<br />

gesetzliche Neuregelungen, die Pflichtanteile bei der Nutzung erneuerbarer Energien im<br />

Wärmebereich vorgeben [EEWärmeG], sowie eine Wärmeauskopplungspflicht beim Einsatz<br />

von Biomasse und eine Anschubförderung für die tiefe Geothermie [EEG] sprechen hier für<br />

die kommenden Jahre für einen raschen Zuwachs.<br />

Gegenüber dem Vergleichsjahr 1996 4 ist die Wärmenachfrage bundesweit um 20 Prozent<br />

gesunken. Auffällig ist die deutliche Abnahme des Wärmeverbrauchs bei Gewerbe, Handel<br />

und Dienstleistungen um 30 Prozent sowie in den Privathaushalten um 26 Prozent. Der<br />

Energiebedarf in der Industrie stagnierte hingegen. Hier ist über die Jahre ein Wechsel von<br />

Mineralöl hin zu Strom zu beobachten. Der Ölverbrauch bei industrieller Prozesswärme ging<br />

um 44 Prozent zurück, während Strom um fast ein Viertel zulegte. Der gleichzeitige Rück-<br />

gang der Fernwärmenutzung um 36 Prozent weist auf eine ungenügende Effizienzentwick-<br />

lung hin. Im Gewerbe ist der Energieträgerwechsel vom Mineralöl hin zu Erdgas deutlich<br />

ausgeprägt. Trug Öl 1996 noch zu 43 Prozent zur Wärmeversorgung im gewerblichen Be-<br />

reich bei, sank der Anteil 2007 auf 25 Prozent. Die Erdgasnutzung stieg im gleichen Zeit-<br />

























































<br />

4 Das Vergleichsjahr 1996 basiert auf Daten des BDEW und stellt lediglich einen nicht temperaturbereinigten<br />

Langfristtrend dar.<br />

Strom 10,9%<br />

Kohle 10,6%<br />

Fernwärme 5,3%<br />

Sonstige 1,0%<br />

Mineralöl 19,6%<br />

Erneuerbare<br />

Energien 7,5%<br />

14
<br />

Biomasse 7,0%<br />

Solarthermie 0,3%<br />

Geothermie 0,2%


aum von 35 auf 49 Prozent. Bei Privathaushalten ist die Entwicklung nicht so stark ausge-<br />

prägt. Hier ging Mineralöl im Wärmemix um sieben Prozentpunkte auf 31 Prozent zurück.<br />

Erdgas lieferte 2007 zu 45 Prozent Raumwärme, was einem Zuwachs von zwei Prozent-<br />

punkten entspricht. Der Anschlussgrad von Fernwärme blieb in den vergangenen elf Jahren<br />

sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich annähernd gleich.<br />

Tabelle 1: Endenergieverbrauch des Wärmesektors in Deutschland nach Anwendungsbereichen<br />

Verwendung<br />

15
<br />

Wärmemenge (TWh)<br />

in 1996 in 2007<br />

Veränderung (%)<br />

Raumwärme 994,7 788,1 - 21<br />

davon Industrie 79,0 61,1 - 23<br />

Private Haushalte 657,8 547,1 - 17<br />

Warmwasser 140,8 132,5 - 6<br />

davon Industrie 4,9 6,5 + 32<br />

Private Haushalte 89,6 87,7 - 2<br />

Prozesswärme 532,5 595,0 + 12<br />

davon Industrie 443,7 495,0 + 12<br />

Endenergieverbrauch insgesamt 1668,0 1515,6 - 9<br />

Quelle: BMWi 2009<br />

Drei Viertel aller Privathaushalte in Deutschland verfügen über eine Zentral- oder Etagenhei-<br />

zung. 16 Prozent der erfassten Wohnungen werden mit Fernwärme versorgt. Dabei ergibt<br />

sich in Ostdeutschland im Vergleich zum früheren Bundesgebiet aufgrund einer anderen<br />

Entwicklung der Energiestruktur ein abweichendes Bild. In den neuen Bundesländern und<br />

Berlin sind die Fernwärmenetze mit einem Anschlussgrad von 37 Prozent deutlich besser<br />

entwickelt als im Westen der Bundesrepublik, wo nur elf Prozent aller Wohnungen über<br />

Fernwärme verfügen [destatis 2009]. In Ostdeutschland bieten sich daher gute Vorausset-<br />

zungen für eine effiziente Energiewirtschaft.<br />

Der Heizwärmebedarf bei den privaten Haushalten betrug 2007 deutschlandweit 165 kWh je<br />

Quadratmeter. Auch hier weichen die ostdeutschen Bundesländer zum Vorteil hin ab. Mit<br />

124 kWh je Quadratmeter im Jahr liegt der Verbrauch ein Viertel niedriger als im Bundes-<br />

durchschnitt [Techem 2007]. Als Grund lässt sich ein wendebedingter Sanierungsvorsprung<br />

ausmachen. Beim Ausblick für den zukünftigen Wärmeverbrauch in Wohnungen ist zwar ein<br />

Rückgang der Bevölkerung um gut vier Prozent bis 2025 zu berücksichtigen [destatis 2007].<br />

Wesentlich ausschlaggebender ist aber der Wandel im Zusammenleben der Menschen. Die<br />

Zahl der Personen, die gemeinsam in einer Wohnung leben, ist rückläufig. Die Ein- und<br />

Zweipersonenhaushalte werden daher zu Lasten der Haushalte mit drei oder mehr Mitglie-


dern bis 2025 um voraussichtlich elf Prozent zulegen. Mit dem Anwachsen der Zahl der<br />

Haushalte nimmt die zu beheizende Wohnfläche pro Person und somit der Wärmebedarf zu.<br />

In Ostdeutschland tritt diese Entwicklung auf andere Weise zutage. Im betrachteten Zeitraum<br />

ist ein Bevölkerungsrückgang um bis zu 13 Prozent anzunehmen. Während die Zahl der<br />

Haushalte mit ein bis zwei Personen dabei nahezu unverändert bleibt, gehen die Wohnun-<br />

gen, in denen drei und mehr Menschen leben, um über 30 Prozent zurück. Dennoch nimmt<br />

auch im Osten die Wohnfläche insgesamt weiter zu.<br />

1.2 Beschäftigungsentwicklung<br />

Die Beschäftigungssituation in der deutschen Energiewirtschaft ist von Umbrüchen gekenn-<br />

zeichnet. Die deutlichste Veränderung ist mit dem Ausstieg aus der heimischen Steinkohle<br />

zu verzeichnen. Ende 2008 beschäftigte der Bergbausektor noch 30.400 Menschen. Das ist<br />

gegenüber dem Jahr 2000 ein Rückgang um 27.700 Beschäftigte [Kohlenstatistik 2009a].<br />

Nach dem Beschluss der Bundesregierung zum Steinkohleausstieg wird es nach 2018 in<br />

Deutschland keinen Bergbau mehr geben. In der Braunkohle ging die Zahl der Arbeitsplätze<br />

insgesamt nur leicht zurück und liegt derzeit bei rund 22.500 Beschäftigten. Im rheinischen<br />

Revier ist aufgrund des Neuaufbruchs von Garzweiler II und des dadurch ermöglichten<br />

Kraftwerkszubaus in Neurath ein leichter Zuwachs zu verzeichnen. Dem steht in den ost-<br />

deutschen Revieren ein leichter aber durchgängiger Rückgang der Arbeitsplätze gegen-<br />

über 5 .<br />

In der Elektrizitätswirtschaft arbeiteten 2008 noch 121.200 Menschen. Das sind 16.000 Be-<br />

schäftigte weniger als noch 2000. Gegenüber 1998, dem Jahr der Strommarktliberalisierung,<br />

sind sogar fast 40.000 Stellen abgebaut worden, obwohl die Stromproduktion deutlich zu-<br />

nahm [BMWi 2009]. Setzt sich der Trend fort, werden bis 2020 weitere 18.000 Arbeitsplätze<br />

abgebaut. Verstärkt wird die Abnahme durch den Bau neuer Kohlekraftwerke. Die geplanten<br />

Stromerzeugungsanlagen laufen mit einem hohen Automatisierungsgrad. Arbeiten in Alt-<br />

kraftwerken je 100 MW installierter Kraftwerkleistung noch 52 Menschen, reichen bei neue-<br />

sten Anlagen sieben Kraftwerksbeschäftigte je 100 MW aus [DIE LINKE 2007]. Die RWE-<br />

Betriebsräte gehen davon aus, dass mit der Erneuerung des Kraftwerksparks vier von fünf<br />

Arbeitsplätzen in der Elektrizitätserzeugung verloren gehen.<br />

Im Fernwärmebereich arbeiten derzeit rund 14.400 Energie-Beschäftigte und damit 1.800<br />

weniger als noch im Jahr 2000. Dies ist der insgesamt leicht rückläufigen Fernwärmenach-<br />

























































<br />

5 Bei der Entwicklung der Braunkohlewirtschaft wird 2002 als Vergleichsjahr herangezogen, da die Kohlenstatistik<br />

seit diesem Jahr folgerichtig Beschäftigte in den Kraftwerken den Tagebaubeschäftigten hinzurechnet.<br />

16



frage geschuldet. Bei den Beschäftigten der Gasversorgung ist für den gleichen Zeitraum ein<br />

Rückgang von 4.300 Stellen zu verzeichnen, wobei 2008 in diesem Sektor noch rund 33.500<br />

Menschen arbeiteten. Der Rückgang im Gassektor ist auch den monopolartigen Strukturen<br />

geschuldet, die in den letzten Jahren deutlich herausgebildet wurden. Bei fortlaufendem<br />

Trend wird die Entwicklung in den nächsten zehn Jahren weitere 4.700 Stellen kosten.<br />

Zusammen genommen sind in der klassischen Energiewirtschaft im betrachteten Zeitraum<br />

fast 60.000 Stellen verlorengegangen. Bis 2020 werden voraussichtlich noch einmal etwa<br />

60.000 Arbeitsplätze abgebaut.<br />

In der Branche der erneuerbaren Energien ist hingegen ein rasanter Beschäftigungszuwachs<br />

zu verzeichnen. Ende 2008 arbeiteten bereits 278.000 Menschen in diesem Bereich. Das ist<br />

eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2000. Allein seit 2004 sind 118.000 Stellen hinzu-<br />

gekommen [BMU 2009a]. Bis zum Jahr 2020 wird erwartet, dass mehr als eine halbe Mio.<br />

Menschen durch den Ausbau erneuerbarer Energien Arbeit finden, was den Beschäftigungs-<br />

niedergang in der herkömmlichen Energiewirtschaft mehr als wettmacht: Auf jede wegfallen-<br />

de Stelle bei der fossilen Strom- und Wärmebereitstellung kommen derzeit fünf neue Ar-<br />

beitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien. Die einzelnen Sparten in der neuen<br />

Energiebranche sind unterschiedlich beschäftigungsintensiv. Bezogen auf ein MW installierte<br />

elektrische Leistung stellt sich das Stellenpotential, das direkt mit Herstellung, Installation<br />

und Betrieb der Anlagen in Beziehung steht, wie folgt dar: Strom aus Wasserkraft schafft<br />

zwei und Windenergie rund vier Arbeitsplätze je MW. In der Biomasse entstehen 30 Arbeits-<br />

plätze, wobei bezogen auf die erzeugte Energiemenge vier von fünf Stellen im Wärmebe-<br />

reich liegen. Solarenergie erzeugt je MW installierter Leistung 13 unmittelbare Beschäfti-<br />

gungsverhältnisse, wovon ein Drittel der Stellen auf den Bereich der Solarthermie entfällt<br />

[BSW 2009b]. Für Geothermie können aufgrund der bisher noch geringen Anlagenzahl keine<br />

verlässlichen Zahlen abgeleitet werden.<br />

1.3 Energiebedingte Treibhausgas-Emissionen<br />

Treibhausgase beeinflussen die globale Erdtemperatur. CO2 ist dabei mengenmäßig das<br />

Gas mit dem stärksten Einfluss. Aufgrund menschlicher Aktivitäten ist sein Anteil in der At-<br />

mosphäre gegenüber der vorindustriellen Zeit bereits um 75 Prozent gestiegen. Der Wert<br />

liegt heute höher als in den vergangenen 650.000 Jahren der Erdgeschichte und verursacht<br />

nachweislich Umweltveränderungen, die weltweit die Stabilität von Ökosystemen und Ge-<br />

sellschaften gefährden. Hauptursache für den unnatürlichen Klimawandel ist die massenhaf-<br />

te Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle und Erdöl. Derzeit nimmt die Klimagasmenge in<br />

17



der Atmosphäre immer schneller zu. Eines der sichtbarsten Zeichen für die gefährliche Ent-<br />

wicklung ist das Abschmelzen der Gletscher in den Gebirgsregionen und an den Polkappen<br />

[IPCC 2007].<br />

Die Entwicklung bedroht bereits jetzt die Lebensgrundlagen von Menschen in vielen Regio-<br />

nen der Welt. Unter den Folgen des Klimawandels leiden aber zuallererst die Armen. Ihnen<br />

fehlt die Kraft, sich den veränderten Verhältnissen anzupassen. Die Folgen sind auch in<br />

Deutschland sichtbar: Hitzesommer und Versteppung, Zunahme von Starkregen und Über-<br />

schwemmungen, Rückgang heimischer Arten und verschlechterte Anbaubedingungen tradi-<br />

tioneller Obstsorten. Eine zentrale Erkenntnis ist auch, dass uns die Folgen des Klimawan-<br />

dels teurer zu stehen kommen, als dessen wirksame Bekämpfung. Gleichwohl müssen die<br />

Staaten bereits jetzt Anpassungsmaßnahmen vorbereiten. Dies muss als ein Indiz für Hand-<br />

lungsversäumnisse zur wirksamen Bekämpfung der Erderwärmung gewertet werden.<br />

Um deutlich zu machen, welche Staaten eine hohe Verantwortung beim Klimaschutz tragen<br />

muss der Treibhausgasbeitrag jedes Landes pro Kopf bemessen werden. Schließlich hat je-<br />

der Mensch das gleiche Recht auf Nutzung der Atmosphäre. Weltweites Ziel ist ein Pro-<br />

Kopf-Ausstoß von höchstens zwei Tonnen CO2. Deutschland gehört mit jährlich 9,7 Tonnen<br />

je Einwohner zu den weltweit größten Verursachern von Treibhausgasen und muss einen<br />

entsprechenden Beitrag zu deren Minderung leisten [IEA 2009]. Dazu ist es erforderlich den<br />

CO2-Ausstoß hierzulande gegenüber 1990 bis 2020 um mindestens 40 Prozent und bis 2050<br />

um mindestens 80 Prozent zu senken. Da der Energiesektor größter Verursacher der gefähr-<br />

lichen Entwicklung ist, sind hier entscheidende Veränderungen erforderlich. Deutliche Ver-<br />

brauchssenkungen, die wirksame Steigerung der Energieeffizienz und der konsequente<br />

Ausbau erneuerbarer Energien gehören zu den anerkannt wirksamsten Maßnahmen zur Er-<br />

reichung der Klimaschutzziele [BMU 2008a].<br />

Die CO2-Emissionen in Deutschland sind zwischen 1990 6 und 2007 um 18 Prozent zurück-<br />

gegangen. In der Energiewirtschaft ist jedoch trotz des Zubaus erneuerbarer Energien seit<br />

der Jahrtausendwende wieder ein Anstieg des Klimagas-Ausstoßes um elf Prozent zu ver-<br />

zeichnen [BMWi 2009]. Gründe sind der Zubau fossiler Kraftwerke im Zusammenhang mit<br />

einer ungenügend strengen Ausgestaltung des europäischen Emissionshandels. Dennoch ist<br />

der Anteil der erneuerbaren Energien zur Minderung von Treibhausgasen bereits heute<br />

enorm, da ohne ihren Beitrag die Energiebereitstellung fossil erfolgen würde. Ende 2008<br />

vermieden erneuerbare Energien bereits 109 Mio. Tonnen CO2. Zum Vergleich: Der Ausstoß<br />

aller Privathaushalte in Deutschland betrug 2007 86 Mio. Tonnen.<br />

























































<br />

6 Das Jahr 1990 ist derzeit das international anerkannte Basisjahr zur Beurteilung der Entwicklung von Treib-<br />

hausgasemissionen und wurde auch im Kyoto-Protokoll verankert.<br />

18



Tabelle 2: CO2-Emissionen in Deutschland nach ausgewählten Bereichen 1990 bis 2006<br />

Jahr 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Energiebedingt (Mio. t) 948 800 823 808 822 819 799 799<br />

davon Energiewirtschaft (Mio. t) 415 347 356 358 373 370 362 366<br />

Quelle: IEA 2009<br />

Privathaushalte (Mio. t) 129 118 131 121 123 117 115 117<br />

Bei einer Verdoppelung des Anteils der erneuerbaren Energien auf 30 Prozent bis 2020<br />

[EEG] könnte gegenüber dem Ausgangsjahr 1990 die erforderliche CO2-Minderung von 40<br />

Prozent erreicht werden. Voraussetzung ist dabei, dass auch die Treibhausgase aus der fos-<br />

silen Strom- und Wärmeerzeugung zurückgehen, indem hier die Effizienz gesteigert wird.<br />

Die Zahlen zur machbaren Vermeidung von CO2-Emissionen verdeutlichen die Bedeutung<br />

der Auseinandersetzung um den Bau neuer Kohlekraftwerke in Deutschland. Sollten hierzu-<br />

lande alle von der Energiewirtschaft derzeit angedachten Stein- und Braunkohlekraftwerke<br />

bis 2020 in Betrieb gehen, würde der CO2-Ausstoß in diesem Sektor wieder über den Wert<br />

von 1990 ansteigen [BDEW 2009a]. Der europäische Emissionshandel, der den Gesamtaus-<br />

stoß im Energiebereich begrenzen soll, stellt in diesem Zusammenhang keine wirksame<br />

Sperre dar. Das Instrument wird von der Energiewirtschaft mit Unterstützung einzelner Mit-<br />

gliedsstaaten erfolgreich abgeschwächt [EU-Gericht 2009]. Deutschland läuft dann Gefahr,<br />

im Klimaschutz deutlich zurück zu fallen. Dabei muss im Blick behalten werden, dass mit je-<br />

der neuen fossil befeuerten Anlage eine energie- und klimapolitische Festlegung über eine<br />

Betriebsdauer von mindestens 40 Jahren getroffen wird. Sollte die Bundesrepublik anderer-<br />

seits aufgrund der Planungen der Energiekonzerne seine Verpflichtungen gegenüber Europa<br />

im Emissionshandel nicht einhalten können, müssten von den Verursachern zusätzliche Ver-<br />

schmutzungsrechte teuer hinzugekauft werden. Die Folge wäre auch eine deutliche Energie-<br />

preisteuerung [BMU 2008a].<br />

19



2 Energiestruktur in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

2.1 Energiewirtschaftliche Rahmendaten<br />

2.1.1 Flächennutzung und Bevölkerung<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verfügt über eine Fläche von gut zwei Mio. Hektar. Das sind 5,7 Prozent des<br />

Bundesgebiets. [StaLa 2008]. Insgesamt ist das Bundesland durch ländliche Strukturen ge-<br />

prägt. Mit 117 Einwohnern je Quadratkilometer ist das Land nur halb so dicht besiedelt wie<br />

Gesamtdeutschland. <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> umfasst die drei kreisfreien Städte Dessau-Roßlau,<br />

Halle (Saale) und die Hauptstadt Magdeburg, in denen 23 Prozent der Bevölkerung leben,<br />

sowie elf Landkreise mit 848 Städten und Gemeinden [StaLA 2009a]. Die landwirtschaftli-<br />

chen Flächen nehmen mit rund 1.270.000 Hektar 62 Prozent des Landes ein. 92 Prozent<br />

dieser Böden unterliegen einer aktiven landwirtschaftlichen Nutzung, wobei Ackerland mit<br />

fast einer Mio. Hektar dominiert. Dauergrünland umfasst rund 170.000 Hektar und die Wald-<br />

fläche belegt mit 490.000 Hektar knapp ein Viertel des Landes. Der größte Fluss, die Elbe,<br />

fließt auf einer Länge von 302 Kilometern durch <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Die Saale weist eine Länge<br />

von 179 Kilometern auf.<br />

Tabelle 3: Bodennutzung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007<br />

Nutzungsart Fläche (ha) Anteil (%)<br />

Landwirtschaftsfläche 1.271.766 62,2<br />

davon landwirtschaftlich genutzte Fläche 1.169.800 57,2<br />

davon Ackerland 997.500 48,8<br />

Dauergrünland 169.400 8,3<br />

Waldfläche 490.715 24,0<br />

Gebäude- und Freifläche 9<strong>1.4</strong>24 4,5<br />

Verkehrsfläche 76.767 3,8<br />

Sonstige 114.042 5,5<br />

Bodenfläche insgesamt 2.044.714 100,0<br />

Quelle: StaLa 2008<br />

Für die energiepolitische Betrachtung sind vor allem die Agrar- und Waldflächen von Bedeu-<br />

tung. Aus deren Größe und Zusammensetzung lassen sich Schlüsse auf die Biomassepo-<br />

tentiale zur energetischen Verwendung ziehen. Auch die Windenergienutzung findet in der<br />

20



Regel auf landwirtschaftlichen Böden statt. Angaben zu versiegelten oder vorbelasteten aber<br />

ungenutzten Freiflächen, die für große Solarstromanlagen interessant sind, lagen nicht vor.<br />

Von Belang für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung, den Naturschutz und den Erhalt der<br />

Kulturlandschaft sind das Dauergrünland, sechs Naturparke, 80 Landschaftsschutzgebiete,<br />

196 Naturschutzgebiete sowie der Nationalpark Hochharz und die beiden Biosphärenreser-<br />

vate Flusslandschaft Mittelelbe und Karstlandschaft Südharz. Die meisten geschützten Flä-<br />

chen weisen je nach Schutzstatus Überlappungen zueinander und Überschneidungen mit<br />

anderen Nutzungsformen auf. Zweck ihrer Einrichtung ist der Schutz der Artenvielfalt als Le-<br />

bensgrundlage des Menschen sowie unter anderem die Förderung ökologisch verträglicherer<br />

Boden- und Gewässernutzungen. Bei der flächenbezogenen Potentialabbildung der erneu-<br />

erbarer Energien müssen diese Schutzerfordernisse Berücksichtigung finden.<br />

In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> leben derzeit rund 2.370.000 Menschen [StaLa 2009b]. Gegenüber dem<br />

Jahr 2000 ist das ein Rückgang um neun Prozent. Der Anteil der weiblichen Bevölkerung be-<br />

trägt 51,1 Prozent. Für die Zukunft erwartet das statistische Landesamt einen weiteren<br />

Rückgang der Bevölkerungszahl. Bereits in 15 Jahren kann der Wert unter die Zwei-<br />

Millionen-Grenze sinken. Aus dieser Entwicklung darf jedoch kein Rückgang des Energie-<br />

verbrauchs abgeleitet werden. Aufgrund sich verändernder Lebensstile und der damit ein-<br />

hergehenden deutlichen Abnahme von Haushalten mit drei oder mehr Personen sowie der<br />

Zunahme der Ein- und Zweipersonenhaushalte nehmen die Wohnfläche und damit auch der<br />

Verbrauch von Strom und Wärme pro Haushalt insgesamt zu [destatis 2009].<br />

2.1.2 Wirtschaftskraft<br />

Für eine energiepolitische Weichenstellung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist die wirtschaftliche Entwick-<br />

lung von Bedeutung. Die aktuelle Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise verdeutlicht auf an-<br />

schauliche Weise den Zusammenhang zwischen Wirtschaftskraft und Energienachfrage in<br />

den Industriestaaten [BDEW 2009b]. Als Maßstab für die wirtschaftliche Entwicklung wird im<br />

Allgemeinen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) herangezogen. Es umfasst den Wert aller er-<br />

zeugten Waren und Dienstleistungen einer Region über einen bestimmten Zeitraum und gibt<br />

damit indirekt auch Hinweise auf den Strom- und Wärmeverbrauch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>.<br />

Es ist anzumerken, dass das BIP für die Beurteilung einer nachhaltigen Entwicklung, um die<br />

es im Rahmen dieser Untersuchung letztendlich geht, nur von geringer Aussagekraft ist, da<br />

es die Gemeinwohlinteressen kaum erfasst. So gibt die Erzeugungsleistung keinen Einblick<br />

in die sozialen Bedingungen bei der Produktion, die dabei entstehenden Umweltbelastungen<br />

und die Verlagerung von energie- und klimaintensiven Prozessbestandteilen ins Ausland<br />

[Diefenbacher 2008]. Dennoch lassen sich aus dem BIP grundlegende Aussagen für die zu<br />

erwartende Energienachfrage ableiten. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie effizient<br />

21



mit der zur Verfügung stehenden Energie in der Wirtschaft umgegangen wird. Dazu wird das<br />

BIP zum Primärenergieverbrauch des gleichen Wirtschaftsraumes ins Verhältnis gesetzt. Die<br />

daraus ermittelte Energieproduktivität zeigt die Erzeugungsleistung je Einheit verbrauchter<br />

Energie an.<br />

Energieproduktivität =<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

Primärenergieverbrauch (PEV)<br />

Bis zum Jahr 2007 stieg das BIP <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s gegenüber 2000 um 17,4 Prozent. Der<br />

Primärenergieverbrauch erhöhte sich im selben Zeitraum nahezu parallel um 17,1 Prozent.<br />

Daraus lässt sich erkennen, dass die Energieproduktivität seit der Jahrtausendwende nicht<br />

gesteigert wurde. Bei einer preisbereinigten BIP-Betrachtung ist sogar eine Verschlechterung<br />

der energiebezogenen Erzeugungsleistung erkennbar. Diese Beobachtung stimmt weitge-<br />

hend mit den deutschlandweiten Untersuchungen des Umweltbundesamtes überein. Dort<br />

heißt es: „In den letzten Jahren (2000 bis 2006) hat sich der Anstieg der Energieproduktivität<br />

verlangsamt. Eine Fortsetzung des bisherigen durchschnittlichen Entwicklungstempos würde<br />

nicht ausreichen, um das Ziel einer Verdopplung der Energieproduktivität bis zum Jahr 2020<br />

zu erreichen“ [UBA 2007]. Gleichwohl ist darauf hinzuweisen, dass sich die Energieprodukti-<br />

vität über einen längeren Zeitraum betrachtet auch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> verbessert hat. Seit<br />

1998 – dem Jahr der Strommarktliberalisierung – stagniert die Entwicklung jedoch weitge-<br />

hend. Deshalb kann die Einschätzung in der Energiestudie 2007 für das Land <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong>, dass es hierzulande der Wirtschaft ständig gelänge, „die benötigte Energie effizienter<br />

einzusetzen“, auf der Grundlage der BIP-Bewertung nicht geteilt werden [IE 2007]. Ein deut-<br />

lich effizienterer Umgang mit Energie ist für die Zielstellung einer nachhaltigen Energiever-<br />

sorgung jedoch unerlässlich, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern<br />

und die Klimagasemissionen im erforderlichen Maße zu senken.<br />

Tabelle 4: Bevölkerung, Bruttoinlandsprodukt und Primärenergieverbrauch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Einwohner (Mio.) 2,615 2,581 2,549 2,523 2,494 2,470 2,442 2,413<br />

Veränderung (%) -1,3 -1,3 -1,3 -1,0 -1,1 -1,0 -1,1 -1,2<br />

BIP (Mrd. EUR) 43,28 44,01 45,78 46,06 47,06 47,38 48,71 50,97<br />

Veränderung (%) 1,3 1,7 4,0 0,6 2,2 0,7 2,8 4,6<br />

PEV (TJ) 442.793 445.724 446.836 458.502 453.529 490.839 506.777 518.433*<br />

Veränderung (%) 0,6 0,7 0,2 2,6 -1,1 8,2 3,2 2,3*<br />

Quelle: StaLa 2008/2009; Veränderung gegenüber dem Vorjahr; * prognostiziert<br />

22



2.2 Strom- und Wärmeversorgung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

2.2.1 Stromerzeugung<br />

Die Stromerzeugung für die allgemeine, industrielle und gewerbliche Versorgung in Sach-<br />

sen-<strong>Anhalt</strong> lag 2007 bei 20.600 GWh brutto und unter Berücksichtigung der Eigenverluste<br />

bei rund 19.300 GWh netto [StaLa 2009c]. Unternehmen der allgemeinen Versorgung leisten<br />

dabei rund 60 Prozent der Erzeugung. Darüber hinaus gibt es einen hohen Anteil industriel-<br />

ler Selbstversorgung. Allein die MIBRAG erzeugte 2008 gut <strong>1.4</strong>00 GWh Strom, der zum Teil<br />

als Überschuss ins öffentliche Netz gespeist wurde [MIBRAG 2009]. Auch die Chemieindu-<br />

strie-Standorte Leuna und Bitterfeld verfügen über mehrere moderne Kraftwerke, um elektri-<br />

sche Energie und Wärme für eigene Industrieprozesse und die allgemeine Versorgung be-<br />

reitzustellen.<br />

Trotz deutlicher Veränderungen seit der Wende erfolgt ein Großteil der Stromproduktion in<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach wie vor mittels fossiler Energieträger. Braunkohle hat dabei mit rund<br />

8.360 GWh Nettoerzeugung bzw. 43 Prozent den größten Anteil [StaLa 2009d]. Die Nutzung<br />

des Brennstoffs ist aus der historischen Entwicklung des Tagebaus in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> abzu-<br />

leiten, welcher bereits seit den 1940er Jahren in industriellem Maßstab stattfindet. Die Be-<br />

deutung hat nach der Wende erheblich abgenommen und ist seit Mitte der 1990er Jahre<br />

weitgehend gleichbleibend. Die Stromerzeugung aus Erdgas bekam hingegen erst ab 1994<br />

im Rahmen der Kraftwerkserneuerung Gewicht. Derzeit liefern Erdgas befeuerte Anlagen<br />

rund 20 Prozent des Stroms. Heizöl und Abfall spielen bei der elektrischen Erzeugung nur<br />

eine unbedeutende, Steinkohle bisher gar keine Rolle. Hatten die erneuerbaren Energien vor<br />

15 Jahren noch einen verschwindend geringen Anteil, erreicht die Stromproduktion in diesem<br />

Bereich aktuell fast 7.000 GWh [DEWI 2009]. Die regenerative Erzeugung schließt damit<br />

zum bisher wichtigsten Brennstoff Braunkohle auf.<br />

Bei den 160 fossil befeuerten Anlagen der allgemeinen Versorgungsunternehmen 7 und den<br />

zahlreichen industriellen Kraftwerken dominiert eine deutlich dezentrale Erzeugungsstruktur.<br />

Es ist landesweit nur ein thermisches Großkraftwerk in Betrieb. Nur wenige Kraftwerke ha-<br />

ben eine Leistung von mehr als 100 MW. Die meisten Anlagen sind deutlich kleiner und ori-<br />

entieren sich am örtlichen Bedarf. Erneuerbare Energien spielen bei den klassischen Unter-<br />

nehmen der öffentlichen und industriellen Versorgung trotz des erheblichen Zuwachses eine<br />

untergeordnete Rolle. Der regenerative Erzeugungsbeitrag kann deshalb einer neu entstan-<br />

denen Branche zugeordnet werden. Der Verknüpfung der beiden Bereiche kommt im Inter-<br />

esse einer stabilen und planbaren Energieversorgung eine zentrale Bedeutung zu.<br />

























































<br />

7 Ohne Pumpspeicher- und Laufwasseranlagen.<br />

23



Das einzige große Kraftwerk stellt die Braunkohle-Anlage Schkopau dar, die mit Braunkohle<br />

der MIBRAG aus dem Tagebau Profen beliefert wird. Das Kraftwerk mit einer Gesamtbrutto-<br />

leistung von 980 MW besteht aus zwei Blöcken und ging 1995 bzw. 1996 ans Netz. Der<br />

elektrische Wirkungsgrad ist mit 40 Prozent vergleichsweise hoch. Der erzeugte Strom wird<br />

für die allgemeine Versorgung, aber auch für die Deutsche Bahn (rund 100 MW) und die be-<br />

nachbarte chemische Industrie bereitgestellt [FFU 2008]. Letztere erhält auch Prozesswärme<br />

aus dem Kraftwerk. Anzumerken ist, dass die Anlage in Schkopau mit einem Investitionszu-<br />

schuss des Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> in Höhe von 307 Mio. Euro gefördert wurde. Das stellt<br />

eine direkte Subvention der Braunkohlewirtschaft dar [WI 2004].<br />

Weitere kleinere Anlagen sind die Braunkohle-Kraftwerke Deuben und Mumsdorf, welche die<br />

MIBRAG weitgehend für den Eigenbetrieb der Tagebaue nutzt. Deuben wurde bereits 1936<br />

gebaut. Es hat eine elektrische Bruttoleistung von 86 MW und erzeugte 2008 591 GWh<br />

Elektrizität. Daneben wird Prozesswärme für den Eigenbedarf und für die Ortschaft Deuben<br />

ausgekoppelt. Das Kraftwerk Mumsdorf ging 1968 in Betrieb und leistet brutto 85 MW. Die<br />

Stromproduktion betrug 2008 550 GWh. Fernwärme wird seit Anfang der 1990er Jahre für<br />

Mumsdorf, Staschwitz, Proßdorf, Falkenhain, Meuselwitz und Lukau ausgekoppelt und Pro-<br />

zessdampf für den Industriepark Zeitz bereitgestellt. Die Wärmeleistung beträgt 178 GWh.<br />

Bei beiden Anlagen erfolgte 1996 die Nachrüstung einer Rauchgasentschwefelung. Auch<br />

wird Klärschlamm aus der papierverarbeitenden Industrie mit verbrannt.<br />

Das Kraftwerk Amsdorf wird von dem Unternehmen ROMONTA vorrangig zur Erzeugung<br />

von Prozesswärme für die Montanwachsherstellung aus dem Braunkohletagebau Amsdorf<br />

betrieben. Die elektrische Bruttoleistung beträgt 45 MW. Die Jahresstromproduktion beträgt<br />

rund 320 GWh, wovon 250 GWh ins öffentliche Netz abgegeben werden. Daneben betreibt<br />

die MIBRAG eine braunkohlebefeuerte Anlage in Wählitz mit einer elektrischen Bruttolei-<br />

stung von 37 MW. Das Kraftwerk ging 1994 in Betrieb und lieferte 2008 262 GWh elektrische<br />

Energie, die vorrangig für den Tagebaubetrieb benötigt wird. Die Wärmeabgabe betrug 89<br />

GWh und wird an die Fernwärme GmbH Hohenmölsen sowie die Mitteldeutsche Bitumen-<br />

werk GmbH in Webau geliefert.<br />

Am Standort der Südzucker AG in Zeitz werden zwei weitere industrielle Braunkohlekraft-<br />

werke mit jeweils 20 MW installierter Bruttoleistung betrieben. Die eine Anlage erzeugt rund<br />

90 GWh Strom, der jeweils hälftig dem Industriebetrieb dient und ins öffentliche Netz ge-<br />

speist wird. Die erzeugte Wärmemenge beträgt etwa 320 GWh. Die zweite Anlage dient der<br />

Energieversorgung einer Bioethanol-Fabrik, die jährlich rund 360.000 Kubikmeter Biokraft-<br />

stoff erzeugen kann [crop energies 2009]. Sie liefert 115 GWh Strom und 790 GWh Wärme-<br />

energie. Rund 40 Prozent der elektrischen Energie werden ins Netz abgegeben.<br />

24



Daneben ist noch das Kraftwerk Könnern zu erwähnen, das mit Braunkohlebriketts aus der<br />

Lausitz befeuert und von der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen betrieben wird. Die elektrische<br />

Bruttoleistung beträgt 29 MW.<br />

Nach dem Mehrheitskauf der MIBRAG durch den tschechischen Energieversorger ČEZ und<br />

den Finanzdienstleister J&T Anfang 2009 verhandeln die neuen Eigentümer mit dem Land<br />

und der Bundesregierung über den Neubau eines Braunkohlekraftwerks mit 660 MW brutto<br />

am Standort Profen [Bundestag 2009]. Die Anlage soll die bisherigen Betriebskraftwerke<br />

Deuben und Mumsdorf ersetzen. Aufgrund der deutlich höheren Leistung und einer anzu-<br />

nehmenden Laufzeit von 40 Jahren wäre für den wirtschaftlichen Betrieb des Kraftwerks der<br />

Aufbruch neuer Tagebaue in Lützen bei Weißenfels erforderlich [FFU 2008]. Der Einsatz von<br />

Technologien zur CO2-Abscheidung ist dabei bisher nicht im Gespräch. Die Bundesregie-<br />

rung könnte das Vorhaben EU-konform mit rund 110 Mio. Euro in Form von Investitionszu-<br />

schüssen subventionieren [BMU 2009d].<br />

Mitte der 1990er Jahre ging in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> eine Reihe von kleineren Erdgaskraftwerken<br />

in Betrieb. Sie werden von Stadtwerken, Regionalversorgern oder von Industrieunternehmen<br />

betrieben. Hervorzuheben ist, dass damit eine dezentrale Kraftwerksstruktur entstanden ist,<br />

die sich an der Strom- und Wärmenachfrage vor Ort orientiert und zudem gut geeignet ist,<br />

die naturgegebenen Schwankungen bei der Windstromerzeugung auszugleichen. Es handelt<br />

sich meist um kombinierte Anlagen mit Gas- und Dampfturbinen (GuD), die einen hohen<br />

Wirkungsgrad aufweisen.<br />

Ein Beispiel, das die durchschnittliche Leistung dieses Kraftwerkparks widerspiegelt ist die<br />

Anlage in Dessau. Das Kraftwerk verfügt über eine Bruttoleistung von 57 MW elektrisch und<br />

200 MW thermisch. Es wird von den Stadtwerken Dessau als GuD-Anlage hauptsächlich mit<br />

Erdgas betrieben. In den Wintermonaten wird teilweise auch Braunkohle mitverfeuert. Die<br />

Stromproduktion erreichte 2007 219 GWh. An Fernwärme für Dessau wurden 323 GWh be-<br />

reitgestellt. Die Stadtwerke verblieben nach einem Bürgerentscheid im Jahr 2004 zu 100<br />

Prozent in der öffentlichen Hand [DVV 2008].<br />

Eine Besonderheit stellt das Raffineriegas-Kraftwerk am Industriestandort Leuna dar. Es soll<br />

an dieser Stelle genannt werden, auch wenn es sich nicht um eine Erdgas-Anlage handelt.<br />

Das Nebenprodukt der Erdölraffinerie wird eingesetzt, um am Standort Strom und Wärme<br />

bereitzustellen. Die GuD-Anlage ging 1996 in Betrieb und hat eine elektrische Leistung von<br />

160 MW und eine Fernwärmeleistung von 208 MW.<br />

25



Tabelle 5: Ausgewählte konventionelle Kraftwerke in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2006/2007<br />

Anlagen-<br />

Standort<br />

Betreiber Leistung el.<br />

(MW)<br />

Strommenge<br />

(GWh)<br />

26
<br />

Wärmemenge<br />

(GWh)<br />

Brennstoff Inbetriebnahme<br />

Schkopau EON/SW Saale 980 k. A. k. A. Braunkohle 1995/1996<br />

Deuben MIBRAG 86 479 k. A. Braunkohle 1936/1996<br />

Mumsdorf MIBRAG 85 545 181 Braunkohle 1968/1996<br />

Amsdorf ROMONTA 45 320 k. A. Braunkohle 1960/1995<br />

Wählitz MIBRAG 37 260 93 Braunkohle 1994<br />

Könnern Pfeifer&Langen 29 48 k. A. Braunkohle k. A.<br />

Zeitz I Südzucker 20 87 315 Braunkohle k. A.<br />

Zeitz II Südzucker 20 115 790 Braunkohle 2005<br />

Dessau SW Dessau 57 207 356 Erdgas/Braunk. 1996<br />

Staßfurt KW Ges. Staßfurt 134 k. A. k. A. Erdgas 1995<br />

Leuna Leuna/Evonik 115 k. A. k. A. Erdgas 1994<br />

Bitterfeld enviaM 114 k. A. k. A. Erdgas 1974/2000<br />

Halle SW Halle/enviaM 83 355 237 Erdgas 1994<br />

Stendal EON 23 120 140 Erdgas 1994<br />

Großkayna enviaM 129 k. A. k. A. Heizöl. leicht 1994<br />

Leuna Evonik/MIDER 158 609 294 Raffineriegas 1996<br />

Quelle: FFU 2008, IE 2007, EEX 2009; k.A.: keine Angaben<br />

Der Anteil erneuerbarer Energien in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> hat mittlerweile eine bundesweite Spit-<br />

zenposition erreicht. Bezogen auf die Nettostromerzeugung betrug der Anteil aus Wasser,<br />

Wind, Sonne und Biomasse sowie Deponie- und Klärgas 2008 rund ein Drittel. Damit hat<br />

sich die Erzeugungsleistung in diesem Bereich gegenüber dem Jahr 2000 verneunfacht. Be-<br />

deutendster erneuerbarer Stromlieferant ist mit einem Anteil von fast drei Vierteln die Wind-<br />

energie. Mitte 2009 drehten sich 2.143 Windräder im Land [DEWI 2009]. Die installierte Lei-<br />

stung betrug 3.153 MW. Dabei nimmt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> Platz drei im bundesweiten Vergleich<br />

ein. Der jährliche Zubau liegt derzeit bei 278 MW. Nach Angaben der Energiestudie 2007 für<br />

das Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> lastet der jetzige Ausbaustand die Eignungsgebiete für Windener-<br />

gie größtenteils aus. Dabei wurde gegenüber Ende 2006 ein noch möglicher Zubau von rund<br />

1.300 MW installierter Leistung angenommen. Bis Mitte 2009 waren bereits 620 MW hinzu-<br />

gekommen. Bei etwa gleichbleibender Entwicklung wäre der prognostizierte Grenzwert Ende<br />

2011 bei einer Installationsleistung von etwa 4.000 MW erreicht. Die Windbranche hält einen<br />

Ausbau auf knapp 8.000 MW für machbar, wofür die flächenbezogene Leistungsdichte er-<br />

höht werden soll, ohne dass die erforderliche Landesfläche wesentlich zunimmt [Enercon<br />

2009]. Dabei wird vor allem auf das Repowering, größere Einzelanlagen und den Abbau von<br />

Genehmigungshemmnissen gesetzt. Tatsächlich sind die ausgewiesenen Eignungsgebiete


für Windenergie in den Gemeinden gegenüber dem Jahr 2000 durch behördliche Eingren-<br />

zungen wie Abstandsregelungen zur Wohnbebauung um 8.900 auf 17.400 Hektar ge-<br />

schrumpft, was derzeit rund 0,8 Prozent der Landesfläche entspricht. Insgesamt ist festzu-<br />

stellen, dass die derzeit restriktiven Vorgaben der regionalen Planungsverbände dem weite-<br />

ren Ausbau der Windenergie ab 2012 trotz Repowering deutliche Grenzen setzen.<br />

Wasserkraft liefert zwei Prozent des erneuerbaren Stroms. Er kommt aus 34 Laufwasser-<br />

und drei Speicherkraftwerken. Derzeit liegen weitere Anträge für den Bau von kleinen Was-<br />

serkraftanlagen vor. Dennoch kann generell davon ausgegangen werden, dass das Potential<br />

weitgehend erschlossen ist. Hauptgründe sind das insgesamt vergleichsweise geringe Was-<br />

serkraftangebot in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> und die zunehmend hohen Anforderungen, die an die<br />

Gewässerökologie gestellt werden.<br />

Strom aus Sonnenlicht, der mittels Photovoltaik gewonnen wird, macht mit derzeit weniger<br />

als einem Prozent an der Nettostromerzeugung nur einen geringen Anteil unter den erneuer-<br />

baren Energien aus. Langfristig hat die moderne Halbleiter-Technik aber ein hohes Potential<br />

und sichert in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> schon heute eine bedeutende Zahl von Arbeitsplätzen. Im<br />

Vergleich zum Bundesdurchschnitt gehört das Land zwar zu den Spitzenreitern bei der Pro-<br />

duktion. Die installierte Leistung ist aber sowohl im Bezug auf die Landesfläche als auch auf<br />

die Nettostromerzeugung im Vergleich zu anderen Bundesländern gering [DIW/ZSW 2008].<br />

Der jährliche Zubau beträgt bundesweit derzeit 2.000 MW pro Jahr. Diese Entwicklung kann<br />

aufgrund deutlicher Kostensenkungseffekte bei der Herstellung und verbesserter Leistungs-<br />

merkmale auch für die kommenden Jahre fortgeschrieben werden. Aufgrund der zäsurhaften<br />

Krise in der deutschen Photovoltaik-Industrie und zu erwartenden Neuregelungen im EEG<br />

zum Jahr 2011, die eine drastische Absenkung der Vergütung mit sich bringen wird, ist je-<br />

doch nicht mit einer weiter zunehmenden Wachstumsrate zu rechnen [CDU/CSU/FDP 2009].<br />

Die Energieerzeugung aus Biomasse nimmt im Flächenland <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> eine hohe Be-<br />

deutung ein. Bereits jetzt kommt ein Viertel des regenerativen Stroms aus den nachwach-<br />

senden Rohstoffen. Energielieferanten zur Verstromung sind hauptsächlich Agroöle, wie<br />

Rapsöl bzw. Biodiesel, Holz und Holzreststoffen sowie Biogas, insbesondere aus Silomais,<br />

Gülle und Grünlandschnitt. Bei den Biogasanlagen ist der deutlichste Zuwachs zu beobach-<br />

ten. Gegenüber 2007 ist bis Ende 2010 eine Zunahme der Stromerzeugung aus Biogas um<br />

das Zweieinhalbfache zu erwarten [MLU 2007]. Die energetische Nutzung von Holz unter-<br />

liegt ebenfalls einer zunehmenden Bedeutung. Altholz, Biomasse der holzverarbeitenden<br />

Unternehmen sowie Wald- und Waldrestholz werden dabei gleichermaßen zur Strom- und<br />

Wärmeerzeugung eingesetzt. Die größte dieser Anlagen ist das Biomasse-Kraftwerk des<br />

Zellstoffwerks Arneburg bei Stendal. Das Kraftwerk hat eine installierte Leistung von 100 MW<br />

und liefert bis zu 650 GWh Strom im Jahr [Thiel 2008]. Davon werden abzüglich der Eigen-<br />

27



versorgung des Industriebetriebs mit Strom und Wärme 45 Prozent ins Netz gespeist. 20<br />

MW der Anlage werden über das EEG gefördert.<br />

Die Erzeugung von Agrokraftstoffen, wie Biodiesel und Bioethanol, aus Raps, Getreide und<br />

Zuckerrüben ist in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nicht unerheblich. Das ist bei der Betrachtung der energe-<br />

tischen Biomassepotentiale insgesamt, die maßgeblich von den zur Verfügung stehenden<br />

Land- und Forstwirtschaftsflächen abhängen, zu berücksichtigen. Die weitere Entwicklung<br />

bei der Energie-Biomasse muss dabei viel deutlicher als bisher an die Bedingungen einer<br />

nachhaltigen Entwicklung gekoppelt werden. Im Vordergrund stehen dabei Flächenkonkur-<br />

renzen zur Nahrungsmittelerzeugung, ein ökologisch verträglicher Anbau von Energiepflan-<br />

zen sowie die Erfordernis nach einer möglichst energieeffizienten und klimaschonenden<br />

Verwendung der nachwachsenden Rohstoffe. Der gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeu-<br />

gung sollte dabei künftig eine höhere Bedeutung zukommen als dem vergleichsweise ineffi-<br />

zienten Einsatz flüssiger Agrokraftstoffe zur Verbrennung in Fahrzeugmotoren.<br />

Erdwärme zur Stromgewinnung wird derzeit in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nicht eingesetzt. Gleichwohl<br />

liegen vor allem im Norden des Landes hohe Potentiale für die Nutzung der tiefen Geother-<br />

mie. Dabei bieten sich petrothermale Systeme, auch Hot-Dry-Rock-Verfahren (HDR) ge-<br />

nannt, an, die heißes Gestein in mehreren tausend Metern Tiefe mittels Wassererhitzung<br />

nutzbar machen. Durch Neuregelungen im EEG sowie eine geeignete Landesförderung kann<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> künftig in hohem Maße von tiefen Geothermie profitieren.<br />

Tabelle 6: Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007<br />

Energieträger Strommenge (GWh) Anteil (%)<br />

Nettostromerzeugung insgesamt 19.295 100,0<br />

davon Erneuerbare Energien 6.200 32,1<br />

davon Wasser (ohne Pumpspeicher) 120 0,6<br />

Quelle: StaLa 2008<br />

Windenergie 4.425 22,9<br />

Photovoltaik 32 0,2<br />

Biomasse 1.551 8,0<br />

davon Biogas 273<br />

Feste Biomasse 566<br />

Flüssige Biomasse 712<br />

Deponiegas 52 0,3<br />

Klärgas 20 0,1<br />

Geothermie 0 0,0<br />

28



Nicht unerwähnt bleiben soll das Pumpspeicher-Kraftwerk Wendefurth. Es hat eine installier-<br />

te Leistung von zweimal 40 MW und wurde 1967 gebaut. Betreiber ist der Stromkonzern Vat-<br />

tenfall Europe. Wasserspeicher werden genutzt, um kurzfristig entstehende Lastspitzen im<br />

Elektrizitätsnetz auszugleichen. Sie können aber auch an windreichen Tagen Strom aufneh-<br />

men, indem sie den Wasserspeicher vollpumpen.<br />

2.2.2 Wärmebereitstellung<br />

Die erforderliche Wärmemenge für Heizung, Warmwasser und industrielle Prozesse hängt<br />

an zwei wesentlichen Strukturelementen: Zum einen an den Kraftwerken, die meist auch<br />

Strom erzeugen und die Energie über Fernwärmenetze verteilen. Zum anderen liefern de-<br />

zentrale Einzelheizanlagen, gespeist aus fossilen und zunehmend auch erneuerbaren Ener-<br />

gieträgern, die benötigte Wärme.<br />

Die Fernwärmeerzeugung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> geht seit Jahren zurück. Während im Jahr<br />

2000 noch 10.400 GWh Fernwärme erzeugt wurden, sank die Menge bis 2006 um 17 Pro-<br />

zent auf 8.700 GWh. Auffällig ist, dass die industrielle Prozesswärme meist gut genutzt wird,<br />

indem wärmeintensive Betriebe sich in unmittelbarer Nähe von Kraftwerken angesiedelt ha-<br />

ben (Schkopau) oder selbst Energie erzeugen und Überschüsse ins öffentliche Netz abge-<br />

ben (MIBRAG, Leuna, Mercier). Daher bleibt hier die Nachfrage weitgehend stabil. Bei priva-<br />

ten Haushalten aber ist die für eine effiziente Energienutzung vorteilhafte Fernwärmenutzung<br />

unverhältnismäßig stark rückläufig [IE 2007]. Die Haushalte verbrauchten 2006 elf Prozent<br />

weniger Fernwärme als noch im Jahr 2000, obwohl gute Voraussetzungen für eine dezentra-<br />

le Energiestruktur mit zahlreichen kleineren Energieerzeugungsanlagen, die gleichzeitig<br />

Strom und Wärme erzeugen können, vorhanden sind. Gründe für die abnehmende Entwick-<br />

lung der Fernwärmestruktur sind eine niedrige Besiedelungsdichte und der Trend insbeson-<br />

dere zu ergasbefeuerten Einzelheizungen.<br />

Tabelle 7: Fernwärmeerzeugung und Verwendung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2006<br />

Verwendung<br />

29
<br />

Wärmemenge (GWh)<br />

in 2000 in 2006<br />

Veränderung (%)<br />

Fernwärmeerzeugung insgesamt 10.417 8.653 - 17<br />

davon Industrie einschl. Bergbau 3.444 3.478 + 1<br />

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 1.528 <strong>1.4</strong>42 - 7<br />

Private Haushalte 2.528 2.252 - 11<br />

Quelle: StaLa 2008, IE 2007


Das einzige Großkraftwerk in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Schkopau, erzeugt nur geringe Wärmemen-<br />

gen für die benachbarte Industrie. Etwa die Hälfte der eingesetzten Braunkohle-Energie wird<br />

über zwei Kühltürme ungenutzt in die Umgebung abgegeben.<br />

Ein Schwerpunkt bei der Betrachtung des Wärmebereichs ist Erdgas, da fast jede zweite<br />

Einzelheizung mit diesem Brennstoff betrieben wird und das vergleichsweise klimafreundli-<br />

che Gas für die zukünftige Bewertung der Strom- und Wärmestruktur von besonderem Inter-<br />

esse ist. Im Jahr 2007 wurden insgesamt 32.800 GWh Erdgas verbraucht. Unter Berücksich-<br />

tigung witterungsbedingter Schwankungen, stellt das gegenüber 2000 einen Zuwachs von<br />

fast einem Drittel dar. Der industrielle Einsatz von Erdgas macht 30 Prozent der Entnahme<br />

aus und hat sich fast verdoppelt. Der Verbrauch in den Privathaushalten stieg nur leicht und<br />

nimmt – wie die Stromerzeugung auch – rund ein Viertel des Erdgases in Anspruch. Dem<br />

deutlichen Zuwachs bei der Erdgasverstromung um zwei Drittel steht ein Rückgang bei der<br />

Fernwärmeabgabe aus Erdgas um ein Drittel gegenüber. Diese Entwicklung deutet auf feh-<br />

lende Anreize für eine effiziente Nutzung des teuren Importrohstoffs hin.<br />

In der Industrie kann der Verbrauchszuwachs bei Erdgas meist durch eine bessere Energie-<br />

produktivität gebremst werden, indem Prozesse und Herstellungsverfahren energieeffizienter<br />

gestaltet werden. In den Haushalten können hingegen noch erhebliche Energieeinsparpoten-<br />

tiale gehoben werden. Der Erdgasverbrauch privater Haushalte in ostdeutschen Städten<br />

(außer Berlin) liegt derzeit bei rund 120 kWh pro Quadratmeter im Jahr [techem 2007]. Bis<br />

2030 kann der Wärmebedarf mittels Gebäudedämmung, moderner Heiztechnik und durch<br />

den Einsatz erneuerbarer Energien auf 70 kWh pro Quadratmeter im Jahr gesenkt werden.<br />

Das entspricht gegenüber heute einer eingesparten Heizleistung in den Haushalten von<br />

3.250 GWh pro Jahr.<br />

Tabelle 8: Erdgasverbrauch nach Sektoren in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007<br />

Endabnehmer<br />

30
<br />

Erdgasmenge (GWh)<br />

2000 2005 2006 2007<br />

Veränderung<br />

zu 2000 (%)<br />

Erdgasentnahme insgesamt 24.813 34.220 34.256 32.799 + 32<br />

davon Elektrizitätserzeugung 5.101 8.113 8.449 8.618 + 69<br />

Quelle: StaLa 2008<br />

Fernwärmeversorgung 4.705 4.513 4.018 3.272 - 31<br />

Industrie einschl. Bergbau 5.196 9.174 9.908 10.013 + 93<br />

Private Haushalte 7.479 9.278 8.945 7.826 + 5


Erneuerbare Energien im Wärmebereich kommen vor allem durch Solarthermie, bodennahe<br />

Erdwärme und Biomasse zu Anwendung. Die Solarkollektoren finden derzeit im Gebäudebe-<br />

reich eine schnelle Verbreitung. Die Anlagen sind sowohl bei Neubauten als auch beim Alt-<br />

bau vergleichsweise einfach zu installieren und können konventionelle Heizungen ergänzen.<br />

Dabei sparen sie, je nach Gebäudeauslegung, zehn bis 20 Prozent der fossiler Energie ein.<br />

Größere Anlagen können für Siedlungen in den Sommermonaten einen Saisonspeicher mit<br />

Wärme aufladen, der die Heizenergie dann im Winter zur Verfügung stellt.<br />

Bodennahe Erdwärme wird durch Sonden oder Flächenkollektoren dem Boden entnommen<br />

und mittels einer Wärmepumpe nutzbar gemacht. Das Prinzip ist landesweit anwendbar,<br />

setzt aber zur effizienten Anwendung aufgrund des vergleichsweise großen Strombedarfs<br />

beim Betrieb hohe Wirkungsgrade bei den Wärmepumpen voraus. Derzeit werden jährlich<br />

mehrere hundert Erdwärme-Heizungen installiert [IE 2007]. Bei richtiger Gebäudeauslegung<br />

können sie rund 80 Prozent des Wärmebedarfs eines Hauses decken.<br />

Im ländlichen Raum wird traditionell Holz zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Durch die Pro-<br />

duktion von Holzpellets gewann die Holzheizung in den letzten Jahren auch in Ortskernen<br />

und Städten an Bedeutung. Biogas wurde bisher oft nur für die elektrische Energieerzeugung<br />

verwendet. Durch eine Neuregelung im EEG sind die Anlagenbetreiber künftig aber zur<br />

KWK-Nutzung verpflichtet, was die dezentrale Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Ener-<br />

gien deutlich verbessert.<br />

2.3 Beschäftigungsentwicklung<br />

Das Bundesland <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zählte Ende 2007 rund 1,1 Mio. Erwerbstätige. Von den<br />

815.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gingen 734.000 Menschen innerhalb<br />

des Landes einer Tätigkeit nach. Der Frauenanteil daran beträgt 47,3 bzw. 49,5 Prozent.<br />

Gleichwohl leidet das Land unter einer hohen Arbeitslosigkeit. Die Quote beträgt 17,4 Pro-<br />

zent, ist aber gegenüber den Vorjahren gesunken. Mehr als 200.000 Menschen haben der-<br />

zeit keine Arbeit. 51,2 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Hinzu kommen 11.350 Men-<br />

schen, die in Kurzarbeit bzw. in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Weiterbildungen un-<br />

tergebracht sind. [StaLa 2008]<br />

Der Energiesektor spielt bei der Entwicklung der Beschäftigungssituation in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

eine wichtige Rolle. Der Wandel, in dem sich die Energiewirtschaft befindet, entscheidet zu-<br />

künftig auch maßgeblich über die Chancen vieler Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Deutlich<br />

wird die Situation an der Braunkohle im Vergleich zur Windenergiebranche.<br />

31



Die Braunkohleverstromung im Land wird von der MIBRAG durchgeführt, die nur noch dem<br />

Namen nach ein heimisches Unternehmen ist. Es wurde 1994 von der Treuhandanstalt an<br />

zwei US-amerikanische Konzerne verkauft, welche es im Februar 2009 an das tschechische<br />

Unternehmen ČEZ weiterveräußerten. Das Unternehmen besitzt kleinere Kraftwerke zur<br />

Energieerzeugung für den Eigenbetrieb, liefert aber Braunkohle vorrangig für nichteigene<br />

Kraftwerke [FFU 2008]. Für die MIBRAG arbeiten heute 2.525 Menschen. Das ist ein Rück-<br />

gang um 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 [Kohlenstatistik 2009b]. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 1.600 Menschen in der Braunkohleförderung und<br />

170 in den betriebseigenen Kraftwerken Wählitz, Deuben und Mumsdorf [IE 2007].<br />

Der Hersteller für Windenergieanlagen ENERCON beteiligte sich 1998 an der SKET Maschi-<br />

nen- und Anlagenbau GmbH in Magdeburg und baute den Standort für die Anlagenprodukti-<br />

on aus. Heute beschäftigt ENERCON in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 4.000 Menschen, die alle Bereiche<br />

der Anlagenproduktion abdecken. Das Unternehmen erzeugte dabei im Jahr 2007 ein Zulie-<br />

fervolumen von rund 330 Mio. Euro aus dem Wirtschaftsraum <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. Jede im<br />

Land aufgebaute Windkraftanlage führt darüber hinaus zu einer Gewerbesteuereinnahme<br />

von rund 115.000 Euro über eine Betriebszeit von 20 Jahren. [Brand-Schock 2009]<br />

Weitere 3.000 neue Arbeitsplätze entstanden in den letzten Jahren in der Solarstrom-<br />

Industrie in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> [DIW/ZSW 2008]: Beispiele sind die Unternehmen Q-Cells mit<br />

mehr als 2.000 [Q-Cells 2009] und First Solar mit 500 Beschäftigten [First Solar 2007]. Hinzu<br />

kommen zahlreiche weitere Unternehmen zur Herstellung und zum Betrieb von Erneuerba-<br />

ren-Energien-Anlagen sowie zahlreiche Handwerksbetriebe, die vom Zubau Erneuerbarer-<br />

Energien-Anlagen profitieren. Insgesamt bieten die erneuerbaren Energien in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> über 20.000 Menschen Arbeit, etwa die Hälfte davon in der Windbranche.<br />

Die klassische Energiewirtschaft beschäftigt demgegenüber heute noch 6.320 Menschen.<br />

Gut die Hälfte davon arbeitet in der Elektrizitätsversorgung sowie je rund ein Viertel in der<br />

Gas- und in der Fernwärmeversorgung. In den letzten zehn Jahren war die Beschäftigung in<br />

dem Sektor um 28 Prozent rückläufig.<br />

2.4 Klimagas-Emissionen<br />

Der energiebedingte CO2-Ausstoß am Primärenergieverbrauch in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> betrug<br />

2007 insgesamt 26,5 Mio. Tonnen. Allein die Braunkohleverbrennung macht daran mit 9,6<br />

Mio. Tonnen 36 Prozent aus. Der Zubau des geplanten Braunkohlekraftwerks Profen und<br />

eines geplanten Steinkohlekraftwerks am Standort Arneburg mit einer jährlichen Klimagas-<br />

emission von zusammen 13,6 Mio. Tonnen würde den landesweiten CO2-Ausstoß im Ener-<br />

32



giesektor um fast 50 Prozent erhöhen. Damit würde <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> den wendebedingten<br />

Vorsprung in der CO2-Minderung wieder weitgehend verspielen und auf das Niveau von<br />

1991 zurückfallen.<br />

Durch den Strukturwandel sank der Klimagasausstoß von 50,9 Mio. Tonnen im Jahr 1990<br />

schlagartig auf 38,1 Mio. Tonnen im Folgejahr. Nach 1993 waren dann jedoch keine wesent-<br />

lichen Verringerungen bei den Emissionen mehr zu verzeichnen. Ab der Jahrtausendwende<br />

stieg der CO2-Ausstoß bis 2006 wieder um sechs Prozent an. Dem gegenüber stehen die<br />

internationalen Verpflichtungen zur Bekämpfung der Erderwärmung sowie die Anforderun-<br />

gen aus dem EU-Emissionshandel, den CO2-Ausstoß weiter zu senken. Das ist in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> im Wesentlichen nur zu erreichen, indem weniger Energie verbraucht wird, die Ener-<br />

gieträger so effizient wie möglich genutzt werden und der Anteil erneuerbarer Energie weiter<br />

steigt. Die Verwendung der CO2-intensiven Braunkohle muss dabei langfristig zurück ge-<br />

drängt werden.<br />

Tabelle 9: Energiebedingte CO2-Emissionen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach ausgewählten Bereichen<br />

Jahr 1990 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Gesamtausstoß (Mio. t) 50,9 26,3 28,8 27,5 28,2 27,1 27,8 27,8<br />

davon Stromerzeugung (Mio. t) 9,3 9,2 9,5 10,6 11,2 10,2 10,8 11,0<br />

Quelle: StaLa 2008<br />

Fernwärme (Mio. t) 4,7 2,6 2,7 2,7 2,3 2,2 2,0 2,0<br />

Industrie (Mio. t) 17,9 3,5 3,3 3,6 3,6 3,7 4,1 4,3<br />

Haushalte & GHD (Mio. t) 13,3 4,9 5,5 5,0 4,9 4,7 4,9 4,9<br />

33



3 Nachhaltige Energieversorgung für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Die Ausrichtung der Energieversorgung auf eine nachhaltige Entwicklung in dem Sinne, dass<br />

die heutige Gesellschaft ihre Bedürfnisse nicht auf Kosten kommender Generationen befrie-<br />

digt, orientiert sich an den vier Leitlinien der Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands [Bundes-<br />

regierung 2002]:<br />

� Generationengerechtigkeit,<br />

� Lebensqualität,<br />

� sozialer Zusammenhalt und<br />

� internationale Verantwortung.<br />

Diese Rahmenbedingungen umfassen mit Blick auf den Energiesektor einen schonenden<br />

Umgang mit dem Naturhaushalt und den Ressourcen, ein größtmögliches Maß an Klimagas-<br />

und Schadstoffminderung, aber auch den unbeschränkten und bezahlbaren Zugang zu<br />

Energie sowie Versorgungssicherheit und die Aussicht auf gute Beschäftigung.<br />

Ein effizienter und sparsamer Umgang mit Energie sowie der Ausbau erneuerbarer Energien<br />

in Verbindung mit hoher regionaler Wertschöpfung stehen daher im Mittelpunkt dieser Be-<br />

trachtung. Die Nutzung des fossilen Brennstoffs Braunkohle soll auf ein vertretbares Maß<br />

zurück genommen werden. Die Auskohlung bestehender bzw. genehmigter Tagebaue wird<br />

zugebilligt. Aufschlüsse neuer Braunkohlefelder bleiben unberücksichtigt. Besonders ineffi-<br />

ziente und emissionsstarke Energieerzeugungsanlagen sollen zügig außer Betrieb gehen,<br />

sofern dies wirtschaftlich vertretbar ist. Die Nutzung von Erdgas soll insgesamt abnehmen,<br />

die vorhandenen Mengen sollen effizienter eingesetzt werden. Der Einsatz erneuerbarer<br />

Energien muss konfliktarm erfolgen, auch indem die Bodennutzung nicht verschlechtert wird.<br />

Das erfordert, auch erneuerbare Ressourcen möglichst energie- und klimaeffizient einzuset-<br />

zen.<br />

Unter diesen Maßgaben ist es in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> möglich, eine Strom- und Wärmebereitstel-<br />

lung zu entwickeln, die einen deutlichen Zuwachs der Energiemengen ermöglicht und dabei<br />

eine weitere Minderung des Klimagas-Ausstoßes mit sich bringt. Gleichzeitig kann ein hohes<br />

Maß an Beschäftigung und wirtschaftlicher Wertschöpfung innerhalb des Bundeslandes er-<br />

zeugt werden. Nach der vorliegen Betrachtungen steigt der Anteil erneuerbarer Energien an<br />

der Stromerzeugung von derzeit 40 bis 2020 auf über 60 Prozent und bis 2030 auf fast 70<br />

Prozent. Dabei steigt die regenerativ erzeugte Strommenge im Jahr 2020 um das Zweiein-<br />

halbfache, bzw. in 2030 um das Dreifache. Während die Lieferung elektrischer Energie aus<br />

Braunkohle um ein Viertel bzw. um knapp ein Drittel zurückgeht, steigt die Bereitstellung aus<br />

34



Erdgas bis 2020 um ein Fünftel und bis 2030 um ein Drittel. Insgesamt nimmt die Strom-<br />

menge aus fossilen Anlagen über den betrachteten Gesamtzeitraum um 12 Prozent ab, wo-<br />

bei die installierte Leistung bei niedrigeren Volllaststundenzahlen um fünf Prozent ansteigt.<br />

Die installierte Leistung aus den erneuerbaren Energien nimmt um das 2,7fache zu.<br />

Grafik 4: Entwicklung der Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in GWh<br />

45000<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

0<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Braunkohle Erdgas Windenergie Biomasse Photovoltaik Wasserkraft Geothermie<br />

Die dezentralere und breitere Aufstellung der Energieversorgung führt zu einem deutlich<br />

besseren Angebot nutzbarer Wärmeenergie. Neben dem vermehrten Einsatz von Solarther-<br />

mie und oberflächennaher Geothermie bzw. Wärmepumpen zur Speisung von Einzelheizun-<br />

gen bieten vor allem Biomasse-Kraftwerke ein zunehmendes Wärmenutzungspotential. Der-<br />

zeit liefern Braunkohle und Erdgas mit 8.200 GWh 70 Prozent der kraftwerksabhängigen<br />

Wärmeenergie, Biomasse kann bereits ein Viertel des Heizangebots stellen.<br />

Im Jahr 2020 kann gegenüber 2009 rund 36 Prozent mehr Wärme abgegeben werden, 2030<br />

fast doppelt so viel. Dabei verschiebt sich die Energieerzeugung hin zu dezentralen Kraft-<br />

werken. Das verbessert eine wirksame Wärmenutzung, da die Anlagen bedarfsgerecht aus-<br />

gelegt und dort errichtet werden können, wo die Wärmenachfrage entsteht. Voraussetzung<br />

für eine effiziente Wärmenutzung ist der Ausbau der Fernwärmenetze und die Entwicklung<br />

einer guten Nahwärmeverteilung. In den kommenden zehn Jahren geht der kraftwerksge-<br />

koppelte Wärmeanteil aus Braunkohle und Erdgas auf 46 Prozent zurück, während der Anteil<br />

erneuerbarer Energien deutlich steigt. Allein Biomasse kann dann über 40 Prozent der Wär-<br />

meenergie liefern. Bis 2030 geht die Wärmebereitstellung aus fossilen Brennstoffen der<br />

35



Kraftwerke auf 36 Prozent zurück, wobei eine Verschiebung hin zu Erdgas zu verzeichnen<br />

ist. Biomasse liefert dann noch 37 Prozent, da die Bedeutung von Solarthermie und tiefer<br />

Geothermie mit jeweils rund zehn Prozent der Heizenergie zunimmt. Das enorme Wärmepo-<br />

tential bei einer auf Energieeffizienz und erneuerbaren Energien ausgerichteten Versorgung<br />

weist darauf hin, in welch hohem Maße fossile Brennstoffe, wie Mineralöl und Erdgas, im<br />

Wärmebereich insbesondere bei Einzelheizungen eingespart werden können.<br />

Grafik 5: Entwicklung der bereitgestellten Wärmemenge nach Energieträgern in GWh<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

0<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Braunkohle Erdgas Biomasse Solarthermie Wärmepumpen Geothermie<br />

3.1 Windenergie – konfliktarmer Ausbau durch Repowering<br />

Die Nutzung der Windenergie unterliegt in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nicht nur einem rasanten Ausbau:<br />

In den letzten Jahren kamen pro Jahr knapp 280 MW installierte Leistung oder etwa 150 An-<br />

lagen hinzu. Auch nehmen die raumordnerischen Konflikte um die Windräder deutlich zu.<br />

Ohne Frage stehen die weithin erkennbaren Türme mit zum Teil deutlich über 100 Metern<br />

Höhe und Rotordurchmesser im Mittelpunkt der Diskussion. Kritik macht sich an der Sicht-<br />

veränderung der Kulturlandschaft, möglichen Beeinträchtigen von ökologischen Schutzge-<br />

bieten und deren Arten sowie optischen und akustischen Belästigungen fest. In der Praxis<br />

führt das zu Einschränken bei der Vorhabensplanung. Die Planungsverbände der regionalen<br />

Raumordnungsregionen beschließen dazu oft pauschale Abstandsregelungen und Höhen-<br />

begrenzungen, um der konkreten Auseinandersetzung vor Ort aus dem Weg zu gehen.<br />

36



Am Beispiel der Planungsregion der Altmark ist der Widerspruch zwischen dem erforderli-<br />

chen Ausbau erneuerbarer Energien und der Raumordnungspraxis deutlich erkennbar. Im<br />

Norden <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s sind 17 Eignungsräume für Windenergie ausgewiesen, die 20 Pro-<br />

zent der landesweiten Windflächen ausmachen. Das Ausmaß der Eignungsräume liegt damit<br />

leicht unter dem Durchschnitt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. Die Ausbauzahlen zeigen gegenüber den<br />

anderen windertragsreichen Regionen Deutschlands auch keine überdurchschnittliche Bela-<br />

stung der Altmark durch Windräder auf. Auffällig ist lediglich die Bündelung von Anlagen in<br />

großen Windparks, was insgesamt zu einer Entlastung der Schutzgüter und der Landschaft<br />

führt und deshalb landesplanerisch ausdrücklich gewollt ist.<br />

Der Regionale Entwicklungsplan Altmark zählt rund 40 einschränkende Kriterien für die<br />

Windenergienutzung auf und macht eine auffällig kritische Haltung deutlich, die nicht immer<br />

sachgerecht ist [RPA 2005]. So wird gleich zu Anfang auf die „Vermeidung der potentiellen<br />

negativen Auswirkungen von Windkraftanlagen“ abgezielt, jedoch im Zusammenhang mit<br />

dem möglichen Zubau fossiler Kraftwerke dem landschaftszerschneidenden Ausbau von<br />

Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen Vorrang gegeben. Gleichwohl wird als Hauptar-<br />

gument zur Eingrenzung der Windenergienutzung der Landschaftsschutz angeführt. Es wird<br />

unterstellt, dass Windenergie dem Erhalt der Kulturlandschaft entgegensteht. Die bis Ende<br />

2008 vom Planungsverband beschlossenen umfassenden Beschränkungen für die Wind-<br />

energienutzung stellen gegenüber dem Jahr 2000 faktisch eine Halbierung der ausgewiese-<br />

nen Eignungsräume dar [RPA 2008]. Die Abstands- und Begriffsfestlegungen weisen dabei<br />

auf eine zum Teil nicht nachvollziehbare und rechtlich fragwürdige Vorgehensweise hin:<br />

� Abstände zur Wohnbebauung: bis zu 1.500 Meter,<br />

� Pufferzone zu Kurgebieten und Luftkurorten: 5.000 Meter,<br />

� Abstände zu Verkehrstraßen: 300 Meter,<br />

� Abstände zu Hochspannungsfreileitungen: 400 Meter,<br />

� Pufferbereich zu Waldflächen: 200 Meter,<br />

� Abstände zwischen einzelnen Windeignungsräumen: 5.000 Meter,<br />

� Mindestgröße für Windflächen: 20 Hektar,<br />

� Keine Windenergienutzung auf Erholungsflächen,<br />

� Keine Windenergienutzung auf Landwirtschaftsböden mittlerer und höherer Güte,<br />

� Ausschluss von Windenergienutzung auf Flächen unter denen die Verbringung von<br />

CO2 aus fossilen Großkraftwerken möglich ist.<br />

Dieser Tenor setzt sich im ersten Entwurf für den neuen Landesentwicklungsplan weitge-<br />

hend fort [MLV 2008]. Hier wird darüber hinaus eine eindeutige energiepolitische Richtungs-<br />

bestimmung vorgenommen: Langfristige Nutzung der Braunkohle, raumordnerische Siche-<br />

rung von Standorten für neue fossile Kraftwerke und weiterer Ausbau der großen Stromtras-<br />

sen. Bleibt es bei diesen Vorraussetzungen, sind der Windkraft die Ausbaupotentiale weitge-<br />

37



hend verstellt. Selbst das Ersetzen mehrerer älterer Anlagen durch moderne Anlagen in ge-<br />

ringerer Stückzahl, das so genannte „Repowering“, gestaltet sich unter diesen Rahmenbe-<br />

dingungen schwierig.<br />

Eine besondere Rolle kommt auch der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landes-<br />

verwaltungsamt, zu [Brand-Schock 2009b]. Sie greift auch außerhalb raumplanerischer Er-<br />

fordernisse in die Windparkauslegung ein. So wurde der Mindestabstand zwischen einzelnen<br />

Windenergieanlagen innerhalb eines Eignungsraumes pauschal vergrößert, obwohl die Ab-<br />

stände ausschließlich von technischen und windanalytischen Bedingungen abhängen. Die<br />

Folge ist eine „Ausdünnung“ des Windparks durch unnötig große Abstände. Auch legt die<br />

Behörde Anträge derzeit grundsätzlich zum Nachteil der Windenergie aus, wenn Eigentümer<br />

von umliegenden Grundflächen nicht zu ermitteln sind. Dadurch können mehrere Vorhaben<br />

nicht verwirklicht werden. In der aktuellen Bauordnung des Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s ist die<br />

Einbeziehung öffentlicher Straßen in die erforderlichen Abstandsflächen ausgeschlossen<br />

[BauO LSA]. Jede Annäherung einer Windkraftanlage zu einem öffentlich gewidmeten Weg<br />

einschließlich der darauf bezogenen Abstandsvorschriften stellt damit ein Hindernis dar. In-<br />

nerhalb von Eignungsflächen, die Ausdrücklich für die Nutzung der Windenergie ausgewie-<br />

sen wurden, sind derartige Regelungen jedoch wenig sachgerecht. Die Landesregierung<br />

könnte diese Blockaden jederzeit aufheben.<br />

Unter den genannten Bedingungen ist eine Flächenausweitung zugunsten der Windenergie<br />

wenig realistisch. Für die weitere Entwicklung der Windenergie werden daher die bestehen-<br />

den Eignungsräume unter Berücksichtigung verbesserter Genehmigungsbedingungen be-<br />

trachtet. Nicht sachgerechte Hemmnisse sollen Schritt für Schritt abgebaut und konfliktmin-<br />

dernde Maßnahmen, wie das Repowering, gezielt unterstützt werden. Dazu ist es erforder-<br />

lich, der Raumordnung bzw. Bebauungsplanung den technischen und planerischen Fort-<br />

schritt bei der Windenergienutzung zugrunde zu legen. Innerhalb von Windeignungsgebieten<br />

sind Hemmnisse durch Klarstellungen gegenüber dem Landesverwaltungsamt und in der<br />

Landesbauordnung zu beseitigen. Bezüglich begründeter Störungen und Belästigungen ge-<br />

genüber anwohnenden Menschen und betroffenen Schutzgütern sind pauschale Eingren-<br />

zungen durch Einzelfallprüfungen zu ersetzen.<br />

Mit Blick auf die hohe Bedeutung der Windenergie für den Klimaschutz, das Wirtschafts-<br />

wachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sollte grundsätzlich ein flächenbezogenes<br />

Landesausbauziel für die Windenergie im Landesentwicklungsplan formuliert werden. Es<br />

wird empfohlen, ein Prozent der Landesfläche oder 20.450 ha als „Flächenziel Windenergie-<br />

nutzung“ festzulegen. Damit bleibt die Entwicklung der Windkraft im Rahmen der bereits<br />

ausgewiesenen Flächen. Innerhalb dieser Bereiche sollte der behördliche Einfluss auf eine<br />

sachgerechte Abwägung der Belange beschränkt sein.<br />

38



Grafik 6: Entwicklung der Windenergie nach installierter Leistung und jährlichem Zubau in MW<br />


<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030<br />

Leistung (MW) Zubau (MW)<br />

Quellen: DEWI 2009, BWE 2009, EI 2007, eigene Berechnungen<br />

Auf dieser Grundlage ist ein geregelter und konfliktarmer Windenergieausbau möglich. Dabei<br />

kann die erzeugte Windstrommenge gegenüber dem derzeitigen Ausbaustand bis 2020 na-<br />

hezu verdoppelt und bis 2030 auf das Zweieinhalbfache gesteigert werden. Die installierte<br />

Leistung verdoppelt sich dabei im Laufe der nächsten 20 Jahre. Daraus lässt sich ablesen,<br />

dass die durchschnittliche jährliche Volllaststundenzahl von derzeit 1.900 bis 2030 auf 2.450<br />

zunimmt. Zunächst ist von einer Fertigstellung geplanter Vorhaben unter den bestehenden<br />

Genehmigungsbedingungen auszugehen. Nach 2011 wird zum einen durch eine Verbesse-<br />

rung der raumordnerischen Regelungen ein weiterer aber abnehmender Zubau bis 2020 er-<br />

möglicht. Zum anderen greift ab 2012 die gesetzliche Regelung des Repowerings. Das Er-<br />

setzen von Windenergieanlagen, die mindestens 10 Jahre in Betrieb waren, durch Windräder<br />

neuesten Typs bedeutet im Durchschnitt eine Verringerung der Anlagenzahl an einem kon-<br />

kreten Standort auf ein Viertel, wobei sich die Leistung mindestens verdoppelt. Dabei werden<br />

auch optische und akustische Störwirkungen erheblich gemindert. Der jährliche Repowering-<br />

Anteil bleibt aber in der Praxis gering. Aufgrund örtlicher, raumordnerischer bzw. wirtschaftli-<br />

cher Gegebenheiten wird nur ein Zehntel aller Windenergieanlagen, die länger als zehn Jah-<br />

re in Betrieb sind, ersetzt werden. Spätestens nach 2020 ist aufgrund der zunehmenden<br />

Rentabilität des Windstroms von einer Abschaffung der Repowering-Regelung im EEG aus-<br />

zugehen. Der Leistungszuwachs durch den Anlagentausch nimmt daher in den kommenden<br />

zehn Jahren auf 130 MW pro Jahr zu und geht bis 2030 langsam auf 100 MW zurück. Ein<br />

Drittel der bis dahin installierten Leistung unterliegt dann dem Repowering.<br />

39



Es ist anzumerken, dass mit dem EEG auf Bundesebene überaus positive Rahmenbedin-<br />

gungen zum weiteren Ausbau der Windenergie geschaffen wurden. Ein deutlicher Zubau von<br />

Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind ist in Deutschland absehbar. Ob die Investitionen der<br />

Branche in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zu mehr Klimaschutz, Wirtschaftskraft und Beschäftigung führen,<br />

liegt allein in der Hand der Landesregierung und der Landkreise.<br />

3.2 Bioenergie – Stärkung des ländlichen Raums<br />

Die ländlich geprägten Strukturen Sachen-<strong>Anhalt</strong>s weisen auf ein hohes Potential zur ener-<br />

getischen Nutzung von Biomasse hin. Die Beschaffenheit der Kulturlandschaft ist durchweg<br />

von der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung geprägt. Die Hälfte der Bodenfläche des<br />

Bundeslandes ist Ackerland, ein Viertel von Wald bedeckt. Im Wesentlichen dienen die<br />

Agrar- und Forstflächen der Nahrungs- und Futtermittelerzeugung, der Viehhaltung sowie<br />

der stofflichen Nutzung. Auch die Energieerzeugung aus Biomasse nimmt einen immer grö-<br />

ßeren Raum ein.<br />

Um Nutzungs- und Versorgungskonflikte sowie eine Überforderung des Naturhaushaltes zu<br />

vermeiden, kann die Bioenergienutzung nur aus frei verfügbaren oder frei werdenden Flä-<br />

chen bzw. Masseströmen entwickelt werden. Auch muss über die im EEG festgelegten<br />

Nachhaltigkeitskriterien hinaus ein besonderes Augenmerk auf die möglichst effiziente Ver-<br />

wendung der Biomasse gerichtet werden, da die Ressourcen und Flächen begrenzt sind. Im<br />

Mittelpunkt der Betrachtung stehen deshalb:<br />

� die Erzeugung von Biogas aus Anbaupflanzen, Mahd und Gülle,<br />

� Reststoffe und Abfälle im engeren Sinne,<br />

� die Nutzung von Wald-, Rest-, Alt- und Industrieholz sowie<br />

� Getreidestroh.<br />

Dabei zeigt sich, dass Biogas und Abfälle das größte Nutzungspotential für die Strom- und<br />

Wärmeerzeugung haben und Stroh bisher zu wenig in den Energiekreislauf eingeflossen ist.<br />

Die nachhaltig verwendbaren Holzmengen sind hingegen weitgehend ausgeschöpft, werden<br />

aber ineffizient genutzt. Insgesamt kann Bioenergie in zehn Jahren mehr als doppelt so viel<br />

Strom bereitstellen wie derzeit. Nach 2020 sind die Potentiale zu einem großen Teil ausge-<br />

schöpft, so dass sich der weitere Zuwachs bis 2030 verlangsamt und nur noch um knapp ein<br />

Viertel zunimmt.<br />

40



Grafik 7: Entwicklung der Strombereitstellung aus Biomasse nach installierter Leistung in MW<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

0<br />

3.2.1 Biogas<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Biogas Wald- / Altholz Reststoffe / Abfall Zellstoffwerk Stendal Getreidestroh<br />

Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen fokussiert sich derzeit im Wesentlichen<br />

auf die Biogas- und Agrokraftstofferzeugung. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben,<br />

dass je Hektar Anbaufläche der Energieertrag aus Biogas um das Dreifache höher liegt als<br />

bei den Biokraftstoffen [SRU 2007]. Schon jetzt werden jedoch für die Herstellung von Bio-<br />

ethanol und Biodiesel mehr Flächen gebunden als zur Biogaserzeugung [MLU 2007]. Insbe-<br />

sondere die Bioethanol-Herstellung orientiert sich dabei nicht an regionalen Wertschöp-<br />

fungsketten, sondern am bundesweiten Markt zur Deckung der Biokraftstoffquote [BioKraft-<br />

QuG] und am europaweiten E85-Markt. Lediglich die Rohstofferzeugung (Getreide, Zucker-<br />

rübe) und ortsnah dazu die Herstellung von Bioethanol, sind die Teile der Wertschöpfungs-<br />

kette, die an <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gebunden sind. Das Produkt, die daran gebundenen Energie-<br />

und Rohstoffmengen sowie ein wesentlicher Teil des Ertrags fließen in andere Regionen ab.<br />

Ein aus der Nachhaltigkeitsbetrachtung heraus besonders nachteiliges Beispiel ist die Bio-<br />

ethanol-Anlage der Südzucker AG in Zeitz. Zur Herstellung des biogenen Kraftstoffs wird<br />

CO2-intensive Braunkohle eingesetzt, was zu einer negativen Klimabilanz des mit Umwelt-<br />

vorteilen etikettierten Produktes führt.<br />

Das ungünstige Flächen-Energie-Verhältnis sowie die ineffiziente Verbrennung in Fahr-<br />

zeugmotoren sind der Grund für die schlechte CO2-Bilanz von Biosprit insgesamt. Es wird<br />

empfohlen, sich zukünftig auf eine Biokraftstofferzeugung für die land- und forstwirtschaftli-<br />

che Eigennutzung zu beschränken. Energiepflanzen für Agrokraftstoffe sollten künftig nicht<br />

41



mehr als ein Viertel der für Bioenergie vorgesehenen landwirtschaftlichen Fläche belegen.<br />

Auch sind sieben Prozent dieser Landwirtschaftsfläche für den Schutz des Naturhaushaltes<br />

und der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft zu sichern, um europäischen Verpflichtungen im<br />

Naturschutz nachzukommen [SRU 2007].<br />

Im Mittelpunkt der flächenbezogenen Betrachtung liegt die Erzeugung von Biogas. Es kann<br />

dezentral zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt oder in das Erdgasnetz eingespeist<br />

werden, um ortsfernere KWK-Kraftwerke zu befeuern. Für die Abgabe ins Netz müssen noch<br />

die erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich die<br />

technische Aufbereitung und Einspeisung ins Netz für die Biogasanlagenbetreiber lohnt.<br />

Derzeit ist ein Biogaseinspeisegesetz in Vorbereitung.<br />

Von der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland mit 15,8 Mio. Hektar könnten nach Un-<br />

tersuchungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) unter Berücksichtigung so-<br />

zialer und ökologischer Belange langfristig 19 Prozent oder drei Mio. Hektar für die Bioener-<br />

gienutzung bereitgestellt werden. Bezogen auf <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> stehen für die Biogaserzeu-<br />

gung damit 132.600 Hektar zur Verfügung. Dabei sind die Flächen des Dauergrünlandes und<br />

des Naturschutzes ausgenommen und der Anteil für die Agrokraftstoff-Herstellung ist be-<br />

rücksichtigt. Für die Vorausschau bis zum Jahr 2030 sind verschiedene Entwicklungen bei<br />

den Haupteingangsstoffen der Methangewinnung zu beachten. Der Viehbestand und damit<br />

der Gülleanteil werden langfristig zurückgehen. Damit steht für nachwachsende Rohstoffe<br />

mehr Fläche zur Verfügung. Auch der Grünlandschnitt wird zunehmen. Dieser Flächenzu-<br />

sammenhang hebt sich im summarischen Energiegehalt des Biogases jedoch weitgehend<br />

wieder auf. Deshalb wird statisch mit einer erzeugbaren Strommenge von 15,8 MWh pro<br />

Jahr und Hektar Anbaufläche gerechnet [FNR 2003]. Biogas kann damit rund 2.100 GWh<br />

Strom bereitstellen.<br />

3.2.2 Reststoffe und Abfälle<br />

Ein Großteil des biogenen Abfalls bleibt derzeit energetisch ungenutzt. Der SRU verweist in<br />

seinem Sondergutachten „Klimaschutz durch Biomasse“ darauf, dass Reststoffe und Abfälle<br />

zusammengenommen die Hälfte des Bioenergie-Potentials ausmachen. Für die vorliegende<br />

Untersuchung wird der Rahmen deutlich enger gefasst. So wird Gülle und Grünlandmahd<br />

dem Biogas zugerechnet. Industrie- und Altholz sowie Pflegeschnitt der Holzverfeuerung zu-<br />

geordnet und die energetische Nutzung von Stroh für sich betrachtet. Reststoffe und Abfälle<br />

im hier betrachteten Sinne sind Stoffe der Siedlungsabfälle und aus der Lebensmittelproduk-<br />

tion, die getrennt gesammelt werden, sowie Schwarzlauge, Klärschlämme und Deponie- und<br />

Klärgase [MLU 2007]. Bei durchgängiger Erfassung und Sammlung können diese Reststoffe<br />

42



und Abfälle im Jahr 2030 bis zu 1.900 GWh Strom liefern. Das entspricht dem Zweieinhalb-<br />

fachen gegenüber heute.<br />

Das eingangs erwähnte Biomasse-Kraftwerk des Zellstoffwerks Stendal bei Arneburg soll an<br />

dieser Stelle berücksichtigt werden. Es nutzt die biogenen Neben- und Abfallprodukte der<br />

Zellstoffherstellung zur Strom- und Wärmeerzeugung. Der Großteil des Holzrohstoffes<br />

kommt jedoch nicht aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. Allerdings stellt die Anlage mit 300 GWh pro Jahr<br />

relevante Strommengen aus Biomasse für die allgemeine Versorgung zur Verfügung.<br />

3.2.3 Holz<br />

Geht man im Energiebereich von einer nachhaltigen Holznutzung aus, sind die Mengen be-<br />

reits heute weitgehend gebunden. Holz wird vor allem der stofflichen Verwertung zugeführt,<br />

aber auch umfänglich zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt. Dabei ist der Anteil der<br />

Holzentnahme aus den zahlreichen Privatwaldbereichen kaum erfasst. Eine möglichst ener-<br />

gieeffiziente Nutzung ist aber auch hier wünschenswert. Die zunehmend stringenten Immis-<br />

sionsschutzauflagen bei Kleinfeuerungsanlagen [1. BImSchV] lassen künftig aber eine Ein-<br />

schätzung der zur Einzelfeuerung genutzten Mengen für den Heizbedarf zu. Von zunehmen-<br />

der Bedeutung ist die Verwendung von Holzpellets zur Verwendung in Einzelheizungen.<br />

Deutschlandweit wurden 2009 rund 1,6 Mio. Tonnen Pellets produziert und 1,1 Mio. Tonnen<br />

in 125.000 Anlagen verheizt [DEPV 2009]. Allein 2009 gingen 20.000 neue Pellets-<br />

Heizungen in Betrieb. Bis 2020 sollen es nach Branchenvorstellungen eine Millionen Anla-<br />

gen sein. Bezogen auf die Anzahl der Haushalte in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> beträgt der Verbrauch<br />

landesweit derzeit etwa 33.220 Tonnen oder 67.800 Festmeter Waldholz. Bei einer ange-<br />

strebten Vervierfachung der Pellets-Anlagen bis 2020 würde die Entwicklung eine erhebliche<br />

Holzentnahme bedeuten. Bei dieser Verwendungsweise stünde der Rohstoff für eine effi-<br />

ziente gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung nicht zur Verfügung. Es wird daher emp-<br />

fohlen, diesen Pfad nicht durch Landesmitteln oder Öffentlichkeitsarbeit zu fördern. Hersteller<br />

und Besitzer von Pelletsheizungen sollten alternativ mittels eines Marktanreizprogramms auf<br />

Landesebene bei der Verwendung von Strohpellets unterstützt werden. Bei gleichem Heiz-<br />

wert gibt es hier noch erhebliche ungenutzte Potentiale.<br />

Die Ermittlung der energetisch nutzbaren Waldholzmengen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zeigt die be-<br />

grenzten Potentiale und erfordert eine Lenkung hin zur effizienten Verwendung des Roh-<br />

stoffs. Auf Grundlage der Waldzusammensetzung und der Entnahme zur energetischen<br />

Verwendung nach Holzarten ergibt sich im Landesdurchschnitt ein mittlerer Heizwert von<br />

2.400 kWh je Festmeter.<br />

43



Tabelle 10: Heizwert je Festmeter Waldholz nach Baumarten und Feuchtegrad<br />

Baumart Nutzungsanteil (%) Heizwert bei 15% Feuchte (kWh) Heizwert bei 30% Feuchte (kWh)<br />

Fichte 23 1.925 1.860<br />

Kiefer 20 2.189 2.116<br />

Buche 23 2.723 2.627<br />

Eiche 34 2.786 2.689<br />

Durchschnitt 100 2.454 2.369<br />

Quelle: LWF 2003, MLU 2007<br />

Unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Waldwirtschaft stehen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> je<br />

Hektar Waldfläche im Jahr 6,65 Festmeter zur stofflichen und energetischen Verwertung zur<br />

Verfügung [MLU 2007]. Von der Gesamtwaldfläche sind 54.200 Hektar geschützte oder<br />

schutzwürdige Flächen auszuklammern. Künftig wird es darüber hinaus erforderlich sein, ei-<br />

ne „Klimaschutzbevorratung“ von einem Festmeter je Hektar zu berücksichtigen, um trotz<br />

bereits eintretender Folgen des Klimawandels eine ausreichende Stabilität der Waldökologie<br />

zu gewährleisten. Die nachhaltig nutzbare Holzmenge beträgt damit 5,65 Festmeter je Hek-<br />

tar im Jahr. Davon werden derzeit 1,18 Festmeter je Hektar oder 515.000 Festmeter insge-<br />

samt zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt, wobei die Zufuhr aus anderen Bundeslän-<br />

dern bzw. dem Ausland nicht berücksichtigt sind. Langfristig sollten zwei Ziele festgelegt<br />

werden: Zum einen soll die maximale Holzentnahme zur Energieerzeugung 1,65 Festmeter<br />

je Hektar oder absolut 718.000 Festmeter nicht übertreffen. Zum anderen soll die Versor-<br />

gung weitgehend aus landeseigener Waldbewirtschaftung erfolgen. Wird bezogen auf den<br />

Heizwert ein Zufluss von Industrie-, Alt und Schnittholz von 50 Prozent angenommen, kön-<br />

nen Holzkraftwerke derzeit im Jahr gut 700 GWh Strom bereitstellen. Bis 2030 kann die<br />

Energiemenge auf 1.100 GWh gesteigert werden.<br />

3.2.4 Getreidestroh<br />

Die Nutzung von Getreidestroh zur Erzeugung von Wärme und elektrischer Energie ist ein<br />

bisher zu wenig berücksichtigter Bereich. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> fallen nach dem Verband Deut-<br />

scher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (FDLUFA), der eine<br />

ökologisch sensible Humusbilanz berücksichtigt, 1,3 Mio. Tonnen frei verfügbares Stroh an.<br />

Selbst unter der Annahme, dass für den Viehbestand bis zu 5.000 Tonnen zurück gehalten<br />

werden, ist das Potential erheblich. Wird davon ausgegangen, dass bis 2030 ein Viertel des<br />

verfügbaren Strohs in KWK-Anlagen zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung ein-<br />

setzbar ist, kann der Ernte-Reststoff dann rund 1.300 GWh elektrische Energie pro Jahr lie-<br />

fern.<br />

44



3.3 Solarenergie – Dezentraler Energiebaustein<br />

3.3.1 Photovoltaik<br />

Photovoltaik zur Stromerzeugung aus Sonnenlicht ist in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> vorrangig durch<br />

Produktionsstätten der Zellen- und Modulfertigung bekannt. Bei der installierten Leistung<br />

liegt das Land im Bundesvergleich zurück [DIW/ZSW 2008]. Der Zubau von Solarstrom<br />

hängt im Wesentlichen an der weiteren Ausgestaltung der Förderung und an der Preisent-<br />

wicklung der Module. Das EEG vergütet die Einspeisung von Solarstrom ins Netz und nicht<br />

die Herstellung der Anlagen. Die Krise bei einzelnen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ansässigen Solarun-<br />

ternehmen ist daher für die Entwicklung der Strombereitstellung zunächst ohne Belang.<br />

Im Zusammenhang mit der Beschäftigungsentwicklung ist eine Betrachtung der gesamten<br />

Wertschöpfungskette jedoch unerlässlich. Im Photovoltaik-Bereich binden der Bereich Her-<br />

stellung und Zulieferung 56 Prozent der Arbeitskräfte. Auf das für die Montage und War-<br />

tungsarbeiten zuständige Handwerk entfallen 35 Prozent der Beschäftigten. Knapp zehn<br />

Prozent liegen beim Großhandel [BSW 2009a]. Derzeit kommen Solarstrommodule zuneh-<br />

mend aus Asien. Deren Kosten liegen um bis zu 30 Prozent unter dem Herstellungsaufwand<br />

der ostdeutschen Hersteller. Bei näherer Betrachtung sind die Probleme, die vor allem das<br />

Thalheimer Unternehmen Q-Cells betreffen, jedoch hausgemacht. Die heimische Branche<br />

verweist zwar auf die höheren Arbeitsplatzkosten und eine bessere Standortförderung, bei-<br />

spielsweise in Malaysia oder China. Die Ursache für teure Solaranlagen „Made in Germany“<br />

liegt jedoch nachweislich in einer verfehlten Rohstoffstrategie der Unternehmen. Noch vor<br />

zwei Jahren war Silizium aufgrund der hohen Nachfrage knapp. Zellenhersteller wie Q-Cells<br />

deckten sich damals aus Sorge vor Engpässen mit langfristigen Lieferverträgen ab [Q-Cells<br />

2008]. Dabei gingen sie Verpflichtungen über eine Dauer von bis zu zehn Jahren ein. Am<br />

Spotmarkt kostete polykristalines Silizium 2008 noch bis zu 500 US-Dollar je Kilogramm. Seit<br />

2009 wird der Markt mit Rohstoff überflutet und der Preis hat sich etwa halbiert. Das rasante<br />

Wachstum der Solarindustrie in Asien fiel mit dieser Entwicklung zusammen. Während chi-<br />

nesische Hersteller derzeit billig einkaufen, muss Q-Cells teure Abnahmeverträge erfüllen<br />

und Modulbauer wie Aleo Solar, die wiederum Verträge zur Abnahme der in Thalheim gefer-<br />

tigten Zellen eingegangen sind, setzen hochpreisige Produkte zusammen. In der Folge fallen<br />

die betroffenen deutschen Anbieter im internationalen Vergleich zurück. Q-Cells konnte die<br />

Belegschaft jedoch bisher weitgehend durch Kurzarbeit halten. Der Silizium-Modulhersteller<br />

Solarworld in Bonn oder das Unternehmen First Solar, das in Frankfurt (Oder) Dünnschicht-<br />

Module ohne Silizium herstellt, können auch deshalb dem Kostendruck standhalten, weil sie<br />

einen größeren Teil der Wertschöpfungskette kontrollieren und zunehmend in Malaysia, Chi-<br />

na oder USA produzieren, wo sich auch die neuen Absatzmärkte befinden. Ob es in<br />

45



Deutschland künftig wieder zu einem deutlichen Zuwachs der Beschäftigung im Bereich der<br />

Herstellung kommt, ist fraglich, zumal derzeit mit einer Anpassung der EEG-Förderung an<br />

die sinkenden Preise der Solarstromanlagen zu rechnen ist.<br />

In dieser Untersuchung wird unter Berücksichtigung der zu beobachtenden Entwicklungen<br />

ein gleichbleibender Zuwachs von Strom aus Photovoltaik angenommen. Bundesweit nimmt<br />

die installierte Leistung um rund 2.000 MW im Jahr zu. Unter Bezugnahme auf die Flächen-<br />

größe kann damit ein jährlicher Zubau von 114 MW in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> als gesichert betrach-<br />

tet werden. Die Sonnenstundenzahl lässt in dem Bundesland 900 Volllaststunden im Jahr zu.<br />

Bis 2020 kann die Stromerzeugung aus Photovoltaik gegenüber heute auf 1.200 GWh ver-<br />

zehnfacht werden. Unter gleichbleibenden Rahmenbedingungen ist danach bis 2030 eine<br />

Verdoppelung der Solarstrommenge machbar. Photovoltaik macht dann fast 20 Prozent an<br />

der installierten Leistung und sechs Prozent an der Strombereitstellung aus. Es ist davon<br />

auszugehen, dass Photovoltaik noch vor 2020 elektrische Energie günstiger zur Verfügung<br />

stellen kann, als Haushaltsstrom dann voraussichtlich kostet. Für private Haushalte, insbe-<br />

sondere mit Wohneigentum, wird die Anschaffung einer dezentralen Solaranlage zur Eigen-<br />

versorgung dadurch zunehmend wirtschaftlicher. Kleinanlagen und Großprojekte werden<br />

sich bei der installierten Leistung etwa die Waage halten. Wird die Hälfte des Solarstromzu-<br />

wachses durch Freiflächenanlagen verwirklicht, muss dafür eine Fläche von bis zu 3.700<br />

Hektar zur Verfügung gestellt werden. Da nur vorversiegelte Böden zum Aufbau großer Pho-<br />

tovoltaik-Kraftwerke genutzt werden sollen, ist es sinnvoll, verwendbare Flächen landesweit<br />

frühzeitig in einem Kataster zu erfassen und raumordnerisch zu sichern.<br />

3.3.2 Solarthermie<br />

Die Wärmebereitstellung aus Sonnenenergie erlebt deutschlandweit ein durchgehendes<br />

Wachstum von durchschnittlich 14 Prozent im Jahr. Hauptsächlich kommt Solarthermie in<br />

dezentraler Anwendung zur Unterstützung von Einzelheizungen in Gebäuden vor. Wesentli-<br />

che Rahmenbedingungen waren bisher die Teuerung fossiler Heizbrennstoffe, sowie das<br />

Marktanreizprogramm der Bundesregierung, das den Bau solarthermischer Anlagen über die<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit Zuschüssen fördert. Hinzu kommen nun das EE-<br />

WärmeG auf Bundesebene sowie konkreter ausgestaltete Landesgesetze, welche künftig die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich zu einem Mindestanteil am Wärmebedarf<br />

vorschreiben. Die Nutzung der Solarthermie für die Erwärmung von Brauchwarmwasser bzw.<br />

zur Unterstützung der Gebäudeheizung ist dabei in vielen Fällen eine vergleichsweise ein-<br />

fach umzusetzende Maßnahme. Von zunehmendem Interesse ist die Möglichkeit, größere<br />

Saisonspeicher zur Abfrage im Winter solarthermisch über die sonnenreichen Monate aufzu-<br />

laden, um Nahwärmenetze zu betreiben.<br />

46



Insgesamt kann die bisherige Entwicklung aufgrund guter Rahmenbedingungen fortge-<br />

schrieben werden. In den nächsten zehn Jahren ist demnach eine Vervierfachung der solar-<br />

thermischen Wärmemenge zu erwarten, wobei dann 600 GWh bereitgestellt werden. Ge-<br />

genüber 2020 kann die Wärmeleistung bis 2030 dann noch einmal um den Faktor 3,7 ge-<br />

steigert werden. Die nutzbare Wärmemenge beträgt dann mehr als 2.200 GWh.<br />

3.4 Geothermie – Strom und Wärme aus der Tiefe<br />

Von besonderer Bedeutung für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> kann die Nutzung der natürlichen Erdwärme<br />

zur Strom- und Heizwärmeerzeugung sein. Die Altmark weist nach Veröffentlichungen des<br />

Landesamtes für Geologie und Bergwesen besonders gute Geothermiepotentiale auf [LAGB<br />

2009]. Grund ist der Übergang der geologischen Großstruktur in den Senkungsraum des<br />

Norddeutschen Beckens. Dabei stehen petrothermale Verfahren, die tief liegende, trockene<br />

Gesteinsschichten nutzen, im Vordergrund. Sie haben den Vorteil, dass im Untergrund kein<br />

Thermalwasser vorhanden sein muss. Stattdessen wird kaltes Wasser über eine Injektions-<br />

bohrung zugeführt, das erhitzt über eine Förderbohrung wieder an die Oberfläche gelangt.<br />

Die Stromausbeute ist dabei stark von der Temperatur des erhitzten Wassers abhängig. In-<br />

teressant ist der Bereich oberhalb von 150 Grad Celsius. Dazu sind Bohrtiefen von minde-<br />

stens 4.000 Metern erforderlich.<br />

Tabelle 11: Nutzbare Strom- und Wärmeleistung verschiedener Geothermie-Anlagen<br />

Anlage Prozesstemperatur (°C) el. Leistung (MW) Wärmeleistung (MW) Stromanteil (%)<br />

Neustadt-Glewe 98 0,23 7,0 3,2<br />

Unterhaching 122 3,36 38,0 8,1<br />

Landau 155 3,80 6,0 38,8<br />

Quelle: BMU 2009c<br />

Die Bedeutung der tiefen Geothermie im Energiemix mit einem hohen Anteil erneuerbarer<br />

Energien liegt darin begründet, dass sie Strom und Wärme durchgängig als Grundlast lie-<br />

fert. Darüber hinaus kann im Winter die Stromgestehung zugunsten einer höheren Heizwär-<br />

mebereitstellung heruntergeregelt werden. Das ist auch dann von Interesse, wenn an kalten<br />

Tagen eine hohe Windlast im Stromnetz anliegt.<br />

Unter Berücksichtigung der langen Umsetzungszeiträume können in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> die er-<br />

sten petrothermalen Anlagen in fünf Jahren in Betrieb gehen. Bei gezielter Förderung von<br />

Pilotvorhaben durch die Landesregierung ist bis 2020 eine installierte elektrische Leistung<br />

47



von 30 MW zu erwarten. Wird danach die gleiche Entwicklungsgeschwindigkeit wie bei der<br />

Windenergie angenommen, kann der Beitrag der tiefen Geothermie auf 186 MW elektrisch<br />

ansteigen. Die erzeugte Strommenge beträgt 2020 unter Bezug auf vorhandene Lastdaten<br />

knapp 200 GWh und steigt bis 2030 auf rund 1.200 GWh. Für die Wärmebereitstellung wird<br />

im Verhältnis zur Stromgewinnung der Faktor zwei angenommen.<br />

Die Realisierungsbedingungen für Geothermiekraftwerke sind aufgrund verbesserter Förder-<br />

bedingungen gut [BMU 2009c]. Mit dem EEG 2009 erhöhte sich die Einspeisevergütung für<br />

Strom aus Geothermie. Auch wurden ein Wärmenutzungs- sowie ein Technologiebonus ein-<br />

geführt. Das Marktanreizprogramm des Bundes fördert Geothermie gezielt, um die Bohr- und<br />

Fündigkeitsrisiken zu senken. Das ist von hoher Bedeutung, da über die Hälfte der Projekt-<br />

kosten für die Bohrungen aufgebracht werden müssen. Auch das im Rahmen des Konjunk-<br />

turpaketes geschaffene KfW-Sonderkreditprogramm fördert Geothermieprojekte noch bis<br />

Ende 2010. Um die Anwendung der Technik besser zu unterstützen, müssen jedoch die<br />

bergrechtlichen Bedingungen vereinheitlicht und vereinfacht werden. Vor allem sollten Geo-<br />

thermievorhaben von der Betriebsplanpflicht befreit sein. Auch müssen vorhandene Daten<br />

zur Beschaffenheit des Untergrundes schnell und hindernisfrei zur Verfügung gestellt wer-<br />

den.<br />

Ein bisher unterschätztes Risiko sind erdbebenähnliche Erschütterungen, die während der<br />

Projektrealisierung im Umfeld von petrothermalen Geothermieanlagen auftreten können. Ei-<br />

ne Ursache sind die sogenannten Stimulationsverfahren. Mittels hohem Drucks werden da-<br />

bei in der Tiefe Risse und Klüfte erzeugt, die das Gestein für den Wasserdurchfluss porös<br />

machen. Die so auftretenden Spannungen können zu Erschütterungen führen. Beim Geo-<br />

thermieprojekt Landau in Rheinland-Pfalz kam es am 15. August 2009 zu einem Erdbeben<br />

der Stärke 2,8. Grund war offenbar das Abschalten der Injektionspumpen, woraufhin der<br />

aufgebaute Druck nachließ und das Gestein sich entspannte [Pfälzischer Merkur 2009]. Es<br />

kam zwar nicht zu Schäden in der Umgebung. Gleichwohl geriet die Geothermie in die Kritik.<br />

Das Projekt verzögerte und verteuerte sich erheblich: Die Betreiberfirma musste den Injekti-<br />

onsdruck der Anlage senken, womit die Förderleistung und damit die Energieausbeute sin-<br />

ken. Auch mussten ein Messnetz zur Erfassung seismischer Aktivitäten aufgebaut und die<br />

Haftungssumme deutlich erhöht werden [GEOX 2009]. Eine sorgfältige Projektplanung und<br />

gute Datengrundlage sowie nachvollziehbare Informationen für die Öffentlichkeit sind daher<br />

für den Ausbau der Geothermie in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> unabdingbar.<br />

48



3.5 Fossile Energieträger – Klimagaseffizienz als Maßstab<br />

Fossile Energieträger bleiben in dem betrachteten Zeitraum von hoher, aber insgesamt ab-<br />

nehmender Bedeutung. Aufgrund des zu erwartenden Aufwuchses bei den erneuerbaren<br />

Energien geht der prozentuale Anteil fossiler Energieträger zurück. Der Regelbedarf im Netz<br />

wird darüber hinaus zu einem weiteren Rückgang des Braunkohlestroms führen. Ein Bedarf<br />

für neue Braun- oder Steinkohlekraftwerke ist nicht vorhanden. Lediglich der Zubau kleinerer,<br />

schnell regelbarer Erdgaskraftwerke, die gleichzeitig Strom und Wärme liefern, wird beför-<br />

dert. Hinzu kommt, dass die klimagasbezogenen Kosten der Energieerzeugung in den näch-<br />

sten zehn Jahren deutlich steigen werden. In der Folge verschieben sich die Kosten der<br />

Stromgestehung zugunsten des Brennstoffs Erdgas, da hier der CO2-Ausstoß gegenüber<br />

Braunkohle nur ein Drittel beträgt.<br />

3.5.1 Erdgas-Kraftwerke<br />

Bereits in den vergangenen Jahren fand ein bedarfsgerechter Zubau von effizienten Erdgas-<br />

Kraftwerken statt. Sie dienen meist der gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung. Sach-<br />

sen-<strong>Anhalt</strong> verfügt dadurch über gute Voraussetzungen für die Gestaltung einer dezentralen<br />

und klimafreundlichen Energiewirtschaft. Nachteilig ist der Rückgang der Fernwärmeversor-<br />

gung. Diese Fehlentwicklung hat seine Ursachen in der privatwirtschaftlichen, oligopolen<br />

Struktur der Gaswirtschaft. Die Erhöhung des Anschlussgrades von Einzelheizungen an das<br />

Erdgasnetz ist dabei lohnender als die Belieferung von Kraftwerken. In der Folge wird Erd-<br />

gas zunehmend ineffizient genutzt, da es nur zur Erzeugung von Heizwärme dient. Um den<br />

Trend umzukehren, ist es erforderlich den Ausbau des Fernwärmenetzes raumordnerisch<br />

und durch Annreize zu fördern. Auch sollte ein Anschlussvorrang für Fernwärmenetze gel-<br />

ten. Darüber hinaus können kommunale Energieversorgungsunternehmen, die sich in öffent-<br />

lichem Eigentum befinden, Entscheidungen zur besseren Eigenversorgung mittels effizienter<br />

Kraft-Wärme-Kopplung und des Ausbaus von Netzen zur Wärmeversorgung treffen.<br />

Die bessere Ausnutzung von Erdgas zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung liegt<br />

zunächst auf der Hand. Erdgas befeuerte Kraftwerke sind schnell regelbar, um Wind- und<br />

Solarstromschwankungen jederzeit auszugleichen. Erdgas erreicht bei gleichzeitiger Strom-<br />

und Wärmeerzeugung Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent und kann im Gegensatz zu<br />

Kohlekraftwerken auch in kleinen Anlagen wirtschaftlich genutzt werden, was kommunale<br />

Stadtwerke stärkt.<br />

Dem gegenüber steht die Befürchtung, dass mit einem vermehrten Einsatz von Erdgas die<br />

Abhängigkeit von großen Lieferstaaten wie Russland steigt und die Versorgungssicherheit<br />

gefährdet wird. Die Erdgasteuerung der letzten Jahre und der wiederholte Streit zwischen<br />

49



Russland und Ukraine über die Durchleitung von Erdgas nach Westeuropa haben die Unsi-<br />

cherheiten verstärkt. Bei näherer Betrachtung sind die Befürchtungen gegenüber dem russi-<br />

schen Energieriesen Gazprom jedoch unbegründet. Ziel muss es vielmehr sein, eine Ver-<br />

brauchssteigerung zu vermeiden und den Brennstoff möglichst effizient zu nutzen. Auf der<br />

Grundlage bestehender gesetzlicher Rahmenbedingungen ist es möglich, den Gasverbrauch<br />

in den Haushalten bis 2030 nahezu zu halbieren und so die Verstromung bei gleichzeitiger<br />

Wärmeauskopplung deutlich zu steigern. Durch den zusätzlichen Ausbau der Fernwärme<br />

können dabei weitere Öl- und Gasheizungen ersetzt werden. Das führt zu sinkenden Kosten<br />

bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern und der Erdgasbedarf insgesamt geht zurück.<br />

Die installierte Leistung von Erdgas-Kraftwerken steigt im betrachteten Szenario bis 2030 um<br />

340 MW. Das entspricht dem Zubau von fünf Anlagen der derzeit durchschnittlichen Größe.<br />

Die Strommenge steigt bei 4.200 Volllaststunden demnach um <strong>1.4</strong>00 GWh. In etwa dem<br />

gleichen Maße kann zusätzliche Wärmeenergie bereitgestellt werden. Damit ersetzt das kli-<br />

mafreundliche Erdgas kleinere Braunkohlekraftwerke, die alterungs- oder betriebsbedingt<br />

außer Betrieb gehen, strommengenbezogen vollständig.<br />

3.5.2 Exkurs: Die Abhängigkeit vom privatwirtschaftlichen Erdgasmarkt<br />

Der wachsenden europäischen Abhängigkeit von russischem Gas steht eine wachsende<br />

russische Abhängigkeit von europäischen Geschäftspartnern gegenüber. Anzunehmen, dass<br />

sich diese deswegen gegenseitig ausgleichen, ist aber falsch. Da der europäische Gaspreis<br />

an den Ölpreis gekoppelt ist, kann das Abhängigkeitsverhältnis von Produzent und Verbrau-<br />

cher je nach Wirtschaftslage zur einen oder anderen Seite ausschlagen. So ist durch die<br />

Wirtschaftskrise die Nachfrage nach fossilen Energieträgern deutlich zurückgegangen und<br />

die Öl- und Gaspreise sanken.<br />

Das Modell, wonach in der Situation mangelnder Gewinnmöglichkeiten Produzenten Investi-<br />

tionen nicht tätigen und eine stagnierende Förderung dann wiederum erhöhte Preise nach<br />

sich ziehen, funktioniert beim Gasmarkt nicht, da es keinen effektiven Wettbewerb gibt.<br />

Durch langfristige Lieferverträge verpflichten sich beide Seiten bestimmte Mengen zu liefern<br />

bzw. abzunehmen. Das heißt, der Produzent ist mehr oder weniger gezwungen unabhängig<br />

von der Wirtschaftslage Investitionen zu tätigen, um die festgelegte Gasmenge liefern zu<br />

können. Der Abnehmer ist im Gegenzug zur Abnahme des Gases verpflichtet, um dem Pro-<br />

duzenten das Einkommen zu garantieren. Während der 20 bis 30 Jahre dauernden Liefer-<br />

verträge kann auch kaum Verhandlungsdruck ausgeübt werden.<br />

Der russisch-ukrainische Gasstreit Anfang 2007 und Anfang 2009 sorgte für eine kritische<br />

Haltung gegenüber Russlands Zuverlässigkeit als Gaslieferant. Weitgehend unerwähnt bleibt<br />

50



jedoch die Tatsache, dass zu diesen Zeitpunkten jederzeit ausreichende Erdgasmengen Eu-<br />

ropa erreichten. Aufgrund einer teilweise rückständigen und wenig vernetzten Gasinfrastruk-<br />

tur konnte es innerhalb der EU 27 jedoch nicht bedarfsgerecht verteilt werden. Gazprom<br />

machte durch die Lieferausfälle innerhalb von 18 Tagen rund 1,5 Mrd. Dollar Verlust. Das<br />

Unternehmen hat also ein hohes Interesse an der Einhaltung der Verträge. Vor diesem Hin-<br />

tergrund ist die einseitige Sorge Deutschlands vor einer hohen Importabhängigkeit und vor<br />

politischer Erpressbarkeit nicht nachvollziehbar. Entscheidend ist vielmehr die starke wirt-<br />

schaftliche Verflechtung Gazproms mit deutschen Energiekonzernen. So beteiligen sich bei-<br />

spielsweise die deutschen Firmen EON und BASF mit Kapital und Wissenstransfer an För-<br />

derprojekten in Russland. Im Gegenzug erhält Gazprom Zugang zum Endkundengeschäft<br />

und damit Anteile am Vertrieb. Ziel ist es, mehrere Bereiche der Prozesskette zu kontrollie-<br />

ren, um die eigene Marktmacht auszubauen. Es stellt sich nicht die Frage, ob Erdgas nach<br />

Europa geliefert wird. Vielmehr stehen die Preisbildung und die fehlende staatliche Einfluss-<br />

nahme darauf im Mittelpunkt. Eine deutlich effizientere Nutzung des Energieträgers Gas und<br />

gleichzeitige Verbrauchsminderungen sind deshalb unerlässlich, um den auf Nachfragezu-<br />

wachs ausgerichteten privatwirtschaftlichen Erdgasmarkt in Grenzen zu halten und ein Ge-<br />

gengewicht zur Konzentration in dem Sektor zu schaffen.<br />

Deutsche Konzerne sind an der jetzigen Situation auf dem europäisch-russischen Gasmarkt<br />

nicht unbeteiligt. Bei einem näheren Vergleich von Gasimport- und Endkundenpreisen fällt<br />

auf, dass die Entwicklung seit dem Jahr 2000 weitgehend parallel verlief. Damit sind die<br />

Preiserhöhungen vor allem auf höhere Importpreise zurückzuführen. Dennoch wird bereits<br />

vor dem Import ein großer Teil des Geschäfts durch hohe Transitgebühren gemacht. Diese<br />

werden sowohl von staatlichen Unternehmen, wie der Naftogaz in der Ukraine, als auch von<br />

privaten international aktiven Konzernen, wie RWE Transgas in Tschechien, erhoben. Bei<br />

Letzteren ist verstärkt die Tendenz zu erkennen, neben dem Kerngeschäft des Vertriebs die<br />

Bereiche Transit und Förderung stärker auszubauen. Das sich in Umsetzung befindliche<br />

Nord-Stream-Projekt (Ostsee-Pipeline), an dem die deutschen Unternehmen BASF-<br />

Wintershall und EON-Ruhrgas beteiligt sind, ist ein gutes Beispiel dafür. Es ist hervorzuhe-<br />

ben, dass die hohen Gebühren vor der deutschen Grenze vom Endkunden bezahlt werden.<br />

3.5.3 Braunkohle-Kraftwerke<br />

Die weitere Entwicklung der Braunkohleverstromung ist von verschiedenen Faktoren abhän-<br />

gig. Die hier gewählte Herangehensweise orientiert sich am Klimaschutz und an technisch-<br />

wirtschaftlichen Bedingungen. Insgesamt geht die Stromerzeugung gegenüber 2009 bis<br />

2020 um 2.300 GWh und bis 2030 um 3.000 GWh zurück. Dabei gehen 200 MW installierte<br />

Leistung vom Netz und der Volllastbetrieb nimmt ab.<br />

51



Das große Braukohlekraftwerk Schkopau ging Mitte der 1990er Jahre in Betrieb und wird für<br />

mindestens 40 Jahre am Netz bleiben. Einziger wesentlicher Einflussfaktor im betrachteten<br />

Zeitraum ist die Zunahme von Strom aus fluktuierenden Quellen, insbesondere also der<br />

Windenergie. Bereits jetzt führt eine hohe Windlast im Übertragungsnetz an einzelnen Tagen<br />

zu einer Minderung der Volllaststundenzahl bei dem Kraftwerk. Da der Windstromanteil künf-<br />

tig weiter zunehmen wird, muss auch Schkopau zunehmend Regelaufgaben übernehmen<br />

und sich in der Betriebsführung auf eine abnehmende Volllaststundenzahl einstellen. Danach<br />

geht der Jahresvollbetrieb von derzeit rund 7.700 auf fast 6.000 Stunden im Jahr 2030 zu-<br />

rück. Die Strommenge sinkt dabei von 7.600 auf rund 5.900 GWh.<br />

Der Neubau eines weiteren Braunkohlekraftwerks Profen und der damit zwingend verbunde-<br />

ne Aufbruch weiterer Kohlefelder über die bestehenden Betriebspläne hinaus werden hier<br />

nicht berücksichtigt. Neben den sozialen und ökologischen Konflikten, den neue Tagebaue<br />

mit sich bringen, wird angenommen, dass künftige Anforderungen an den Klimaschutz sowie<br />

die steigende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien den wirtschaftlichen Be-<br />

trieb eines zusätzlichen Braunkohlekraftwerks in der geplanten Dimensionierung nicht dar-<br />

stellbar machen.<br />

Zwar hat das Unternehmen MIBRAG angekündigt, für die Anlage in Profen die alten Be-<br />

triebskraftwerke Deuben und Mummsdorf stillzulegen. Da sich der geplante Neubau aber<br />

nicht unmittelbar auf dem Tagebaugelände der MIBRAG befindet, fallen für die Stromüber-<br />

tragung zu den Betriebsanlagen in den Braunkohlefeldern über das Hochspannungsnetz der<br />

allgemeinen Versorgung Netzgebühren an. Auch ist davon auszugehen, dass die beiden<br />

Kraftwerke ohnehin abgeschaltet werden, da sie aufgrund ihres Alters hohe Betriebskosten<br />

mit sich bringen. Auch im Emissionshandel könnte die MIBRAG Vorteile aus der Stilllegung<br />

der Anlagen Deuben und Mummsdorf ziehen, da die Emissionen im Verhältnis zur erzeugten<br />

Strommenge hoch sind. Es wird hier deshalb davon ausgegangen, dass die beiden Kraft-<br />

werke unabhängig von Neubauplänen nach 2012 vom Netz gehen. Die von der MIBRAG er-<br />

zeugte Strommenge sinkt dadurch von <strong>1.4</strong>00 GWh auf 250 GWh pro Jahr. Aufgrund der Un-<br />

sicherheiten bei der Nutzbarmachung weiterer Braunkohletagebaue sowie bei der Entwick-<br />

lung der Kosten im Emissionshandel und bei technischen Lösungen zur Klimagasminderung<br />

(CCS) stellt sich für die MIBRAG der zunehmende Strombezug von Außen nicht generell als<br />

nachteilig dar.<br />

Die weiteren Braunkohleanlagen betreffen zum einen das Kraftwerk Amsdorf, das an die<br />

Montanwachsherstellung gebunden ist. Das Betriebsende durch vollständige Auskohlung<br />

des zugehörigen Tagebaus wird für Ende 2016 erwartet. Ein Neuaufbruch der Oberröblinger<br />

Braunkohlenmulde könnte einen Weiterbetrieb bis Ende 2025 ermöglichen, ist aber mit Blick<br />

auf die politischen Rahmenbedingungen eher unwahrscheinlich. Es wird davon ausgegan-<br />

gen, dass Amsdorf nach 2016 vom Netz geht. Zum anderen versorgen die drei Kraftwerke in<br />

52



Zeitz und in Könnern die zuckerverarbeitende Industrie. Unsicherheiten ergeben sich maß-<br />

geblich aus der staatlich geförderten Bioethanol-Herstellung. Es wird jedoch von einem kon-<br />

tinuierlichen Weiterbetrieb über den betrachteten Zeitraum ausgegangen.<br />

3.6 Stromverfügbarkeit und Energiespeicher<br />

Aufgrund des Auseinanderspreizens der Volllaststundenzahlen in dem dann breit angelegen<br />

Erzeugungsmix ist die Frage der Verfügbarkeit von elektrischer Energie von entscheidender<br />

Bedeutung. Derzeit stehen 11.600 GWh oder 50 Prozent der Bruttostromerzeugung deutlich<br />

oberhalb von jährlich 5.000 Volllaststunden im Grundlastbereich zur Verfügung. Windstrom,<br />

der etwa 2.000 Volllaststunden im Jahr aufweist, macht 28 Prozent am Strommix aus. Dieser<br />

Anteil wird künftig deutlich wachsen, weshalb der Anteil der Regelenergie im Mittellastbe-<br />

reich deutlich zunehmen und der Anteil des Grundlaststromes zurückgehen muss.<br />

In diesem Zusammenhang ist es erforderlich, die Strombereitstellung künftig an der fluktuie-<br />

renden Windenergie zu orientieren. Hier wird davon ausgegangen, dass im Jahr 2020 neben<br />

den verbleibenden fossilen Grundlastkraftwerken eine weitere Strommenge stabil bereitge-<br />

stellt werden soll, die das geplanten Kraftwerk Profen liefern würde. Das entspricht rund 80<br />

Prozent der in den kommenden zehn Jahren zugebauten Windleistung. Theoretisch müssten<br />

demnach vier Fünftel des dann erzeugbaren Windstroms an 7.500 Stunden im Netz verfüg-<br />

bar sein. Durch den gleichzeitigen Aufwuchs anderer erneuerbarer Energien kann dies auch<br />

tatsächlich geleistet werden, indem die einzelnen Stromlieferanten als Kombikraftwerk zu-<br />

sammengeschaltet bzw. geregelt werden. 2020 beträgt die Volllaststundenzahl der installier-<br />

ten Windenergieanlagen mindestens 2.200. Durch den Zubau an Erdgasanlagen mit 4.200<br />

mittleren Volllaststunden, Biomasse- und Geothermie-Kraftwerken, die an rund 6.500 Stun-<br />

den im Jahr voll laufen, sowie in geringerem Maße den Zuwachs an Solarstrom kann die er-<br />

forderliche Strommenge jederzeit bereitgestellt werden.<br />

Bis zum Jahr 2030 kann unter den selben Rahmenbedigungen sogar eine zusätzliche<br />

Strommenge von über 8.000 GWh mit Grundlastcharakter zur Verfügung gestellt werden.<br />

Voraussetzung ist, dass die Netzinfrastruktur nicht durch den Zubau fossiler Grundlastkraft-<br />

werke blockiert wird. Durch die Zuhilfenahme moderner Speichertechnologien kann die<br />

Strombereitstellung weiter verbessert werden.<br />

53



Grafik 8: Entwicklung der Gewichtung von Volllaststunden in GWh<br />

unter 1.000<br />

bis 3.000<br />

bis 5.000<br />

bis 6.500<br />

über 6.500<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

Stromspeicher gewinnen beim vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien zunehmend an<br />

Bedeutung. Sie dienen der Aufnahme von Lastspitzen im Netz bedingt durch den schwan-<br />

kenden Erzeugungsanteil aus Wind- und Solarenergie und können kurzfristig Strom zur Ver-<br />

fügung stellen, um Netzengpässe zu vermeiden. Derzeit werden vorrangig Pumpspeicher-<br />

kraftwerke genutzt, da sie bei Wirkungsgraden von bis zu 80 Prozent hohe Kapazitäten er-<br />

reichen. Aufgrund des erheblichen Eingriffes in die Landschaft sind die Ausbaumöglichkeiten<br />

jedoch begrenzt. Als Alternative bieten sich unterirdische Druckluftspeicher an. Dabei wird<br />

Luft mit überschüssiger Energie in poröses Gestein oder künstlich geschaffene Hohlräume<br />

gepresst und bei Bedarf über eine Turbine wieder entspannt. Konzepte mit Wirkungsgraden<br />

bis 75 Prozent sind derzeit in der Erprobung, jedoch noch recht teuer. Auch können Batterie-<br />

systeme genutzt werden. Diese eigenen sich jedoch meist nur als Kurzzeitspeicher da sie<br />

deutlich geringere Kapazitäten aufweisen und die Kosten derzeit noch sehr hoch sind. Be-<br />

sonders teuer mit bis zu 6.000 Euro je kWh ist auch mittelfristig noch die Realisierung von<br />

Wasserstoffspeichern. Pumpspeicher lassen sich hingegen bereits für 600 Euro je kWh um-<br />

setzen [ifeu 2009].<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000<br />

2008 2020 2030<br />

In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> steht derzeit mit dem Pumpspeicher-Kraftwerk Wendefurth ein maximales<br />

Arbeitsvermögen von 523 MWh zur Verfügung. Um die Kapazität von Stromspeichern zu er-<br />

höhen, sollten die vorhandenen Braunkohletagebaue sowie einzelne Restseen in die Be-<br />

trachtung einbezogen werden. Die MIBRAG verfügt mit ihren Tagebauen über große Felder,<br />

die nach der Auskohlung im Rahmen der Rekultivierung auch als Pumpspeicherkraftwerke<br />

genutzt werden könnten. Damit würde dem Braunkohleunternehmen trotz nachlassender<br />

54



Bedeutung des Rohstoffs, eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung einer nachhaltigen Ener-<br />

gieversorgung zufallen. Die Realisierung großer Pumpwasserspeicher in ehemaligen Tage-<br />

bauen hat gegenüber anderen Standorten auch einen betriebswirtschaftlichen Vorteil. Die<br />

Kosten zum Bau der Anlagen können sich aufgrund der vorhandenen Auskohlung und der<br />

Rekultivierungspflicht halbieren [Schulz 2009].<br />

3.7 Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklung<br />

Mit Blick auf die Beschäftigungsentwicklung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist eine nachhaltige Energie-<br />

politik, die auf Energieeffizienz und erneuerbaren Energien basiert von außerordentlich ho-<br />

her Bedeutung. In kaum einem Sektor ist der technologische Wandel deutlicher an der Zahl<br />

der Arbeitsplätze abzulesen. Bleibt die Landesregierung bei der Auffassung, den Schwer-<br />

punkt weiter auf die kohlenstoffbasierte Energiewirtschaft zu legen, wird es kaum Zuwächse<br />

bei der Beschäftigung geben. Selbst der Neubau von Kohlekraftwerken wird keine zusätzli-<br />

chen Arbeitsplätze mit sich bringen. Sollte das geplante Kraftwerk Profen tatsächlich gebaut<br />

werden, kann es für den Betrieb höchstens 50 Arbeitsplätze schaffen. In der Bauphase fin-<br />

den höchstens 130 Menschen aus <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> arbeit, da bei Großprojekten in der Regel<br />

nur zehn Prozent der Aufträge in der Region verbleiben. Dem gegenüber steht die Abschal-<br />

tung der Betriebskraftwerke Deuben und Mummsdorf, für deren Betrieb aufgrund des Alters<br />

der Anlagen ebenfalls etwa 50 Beschäftigte eingesetzt sind. Kraftwerksseitig sind durch die<br />

Anlage in Profen deshalb keine positiven Beschäftigungseffekte zu erwarten. Selbst durch<br />

den Neuaufbruch im Braunkohletagebau kann nicht mit einem Stellenzuwachs gerechnet<br />

werden, da die geförderte Kohlemenge insgesamt kaum gesteigert wird. Der Leistungserhö-<br />

hung durch eine Neuanlage in Profen steht ein sinkender Volllastbetrieb beim Kraftwerk<br />

Schkopau gegenüber. Käme auch das Steinkohlekraftwerk Arneburg hinzu, wäre insgesamt<br />

mit einem Beschäftigungszuwachs von 120 Stellen in dieser Anlage zu rechnen. Durch lau-<br />

fende Auftragsvergaben könnten nach Angaben von RWE deutschlandweit noch einmal 600<br />

indirekte Arbeitsplätze hinzukommen [RWE 2009a]. Während der fünfjährigen Bauphase ist<br />

mit 300 zusätzlichen Stellen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> zu rechnen. Bestenfalls kann die klassische<br />

Energiewirtschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> also auch langfristig nur wenige hundert Arbeitsplätze<br />

schaffen. Gleichzeitig würde ein derart massiver Zubau von fossilen Großkraftwerken den<br />

machbaren Ausbau der erneuerbaren Energien blockieren und damit an anderer Stelle die<br />

Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze verhindern.<br />

In Bezug auf die Beschäftigung ist der Ausbau der Kohlewirtschaft daher nicht sinnvoll. Ziel<br />

sollte es sein, die bestehenden Arbeitsplätze, insbesondere bei der MIBRAG, zu sichern und<br />

gleichzeitig den Wandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung einzuleiten. Nach dem<br />

55



vorliegenden Konzept bleibt die Beschäftigung in der Braunkohlewirtschaft annähernd gleich.<br />

Insbesondere durch die Außerbetriebnahme der Altkraftwerke Deuben und Mummsdorf sinkt<br />

die Zahl der Beschäftigten bis 2020 um sieben Prozent und bleibt danach unverändert. Im<br />

Bereich der Stadtwerke hingegen ist mit dem Zubau von dezentralen Erdgaskraftwerken ein<br />

leichter Stellenzuwachs zu erwarten.<br />

Die positiven Beschäftigungseffekte ergeben sich aus dem Zubau der erneuerbaren Energi-<br />

en. Bereits jetzt hat diese Branche in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> in den Bereichen Herstellung, Installa-<br />

tion, Betrieb und Wartung rund 22.400 Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert. Allein die<br />

Windenergie macht dabei die Hälfte aller Stellen aus. Die rund 8.500 Arbeitsplätze im Be-<br />

reich der Bioenergie zeigen die hohe Bedeutung zur Sicherung der Beschäftigung in den<br />

Agrarbetrieben und im ländlichen Raum an. Trotz der krisenhaften Situation in der Photovo-<br />

taik-Industrie sind in der Solarenergie heute mehr als 3.300 Menschen beschäftigt, davon ein<br />

großer Teil im regionalen Handwerk.<br />

In den kommenden zehn Jahren kann eine nachhaltige Energieversorgung im Bereich der<br />

erneuerbaren Energien 18.400 neue Arbeitsplätze in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> schaffen. Das ent-<br />

spricht im deutschlandweiten Vergleich den Prognosen der Bundesregierung. Bis 2030<br />

wächst die Zahl der Stellen gegenüber 2009 um 23.200. Die langsamere Zunahme in der<br />

zweiten Dekade ist den erheblichen Skaleneffekten geschuldet, die nach 2020 deutlich zu<br />

Tage treten. Durch zunehmend bessere Produktionsmethoden, Massenfertigung und den<br />

effizienteren Betrieb nimmt die Beschäftigung bezogen auf eine hergestellte Leistungseinheit<br />

Jahr für Jahr ab. Bei der Windenergie beträgt der jährliche Skaleneffekt ein Prozent, in der<br />

Bioenergiebranche zwei Prozent und bei der Solarenergie sogar vier Prozent. Gleichwohl ist<br />

auch nach 2030 noch langfristig ein Beschäftigungsaufwuchs zu prognostizieren.<br />

Die Vorausschau auf die Arbeitsplatzeffekte bei den erneuerbaren Energien orientiert sich an<br />

der installierten Leistung. Demnach schafft die Windenergie je Megawatt aufgerundet vier<br />

Stellen. Im Bereich der Bioenergie wurde der Beschäftigungsanteil, der an die Erzeugung<br />

von Biokraftstoffen gebunden ist, nicht berücksichtigt. Gleichwohl bindet ein Megawatt Anla-<br />

genleistung im Biomassebereich 21 Arbeitsplätze. In der Solarenergie ist ein Arbeitsplatzef-<br />

fekt von zwölf Stellen je Megawatt angegeben. Die tiefe Geothermie orientiert sich aufgrund<br />

einer ungenügenden Datengrundlage am Bereich der Windenergie. Die Beschäftigungseffek-<br />

te in der Branche der erneuerbaren Energien fangen damit den fortgeschriebenen Stellen-<br />

rückgang in der herkömmlichen Energiewirtschaft auf, sichern darüber hinaus eine Vielzahl<br />

an Arbeitsplätzen im Handwerk und in der Landwirtschaft und können die Gesamtzahl der<br />

Beschäftigten in der Energiewirtschaft verdoppeln.<br />

56



Grafik 9: Entwicklung der Arbeitsplätze in der Energieerzeugung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

0<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Bergbau Braunkohle Erdgas Windenergie Biomasse Solarenergie Wasserkraft Geothermie<br />

Beeindruckend ist auch die zu erwartende Wirtschaftsleistung, die der konsequente Zubau<br />

der erneuerbaren Energien mit sich bringt. Der Umsatzausblick aus dem Betrieb und den In-<br />

vestitionen der erneuerbaren Energien lässt sich bezogen auf den Geldwert von 2008 gut<br />

aus den Daten der Bundesregierung zur deutschlandweiten Brancheentwicklung abschätzen<br />

[BMU 2009a]. Mit über 1,6 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2009 leistet die Branche in den Berei-<br />

chen Strom- und Wärmebereitstellung bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zum Bruttoin-<br />

landsprodukt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s. Bis 2020 kann der jährliche Branchenumsatz um 86 Prozent<br />

auf 3,0 Mrd. Euro und bis 2030 um das Zweieinhalbfache auf 4,1 Mrd. Euro steigen. Allein<br />

die Investitionen der kommenden zehn Jahre zur Errichtung von Anlagen der erneuerbaren<br />

Energien betragen jährlich im Durchschnitt 930 Mio. Euro. Zum Vergleich: Das Unternehmen<br />

MIBRAG investierte 2008 rund 42 Mio. Euro bei einem Umsatz von 360 Mio. Euro. Es zeigt<br />

sich, dass die Branche der erneuerbaren Energien zur wichtigsten Triebfeder der Wirtschaft<br />

in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> werden kann.<br />

Tabelle 12: Umsatz aus Betrieb und Neuerrichtung von Anlagen der erneuerbaren Energien<br />

Umsatz 2010 (Mio. EUR) 2015 (Mio. EUR) 2020 (Mio. EUR) 2025 (Mio. EUR) 2030 (Mio. EUR)<br />

Anlagenbetrieb 1.005 1.609 2.144 2.564 2.979<br />

Neuerrichtung 835 954 897 945 1.117<br />

Summe 1.840 2.563 3.041 3.509 4.096<br />

Quellen: BMU 2009a, BSW 2009b<br />

57



3.8 Klimaschutz durch nachhaltige Energiepolitik<br />

Bei der Entwicklung der energiebedingten Klimagas-Emissionen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> müssen<br />

entscheidende Rahmenbedingungen berücksichtigt werden: Zum einen ist der überwiegende<br />

Beitrag zur CO2-Minderung wendebedingt dem massiven Rückgang der Braunkohleverfeue-<br />

rung geschuldet. Zum anderen ist der größte Teil des heutigen CO2-Ausstoßes an das<br />

Braunkohlekraftwerk Schkopau und die Betriebsanlagen der MIBRAG zur Aufrechterhaltung<br />

des Tagebaus gebunden. Sowohl das Großkraftwerk als auch der Braunkohleabbau werden<br />

über den Betrachtungszeitrum weiterbetrieben. Weitere Klimagas-Minderungen ergeben sich<br />

deshalb nur aus einer Reduzierung der Volllaststunden von Schkopau und der Abschaltung<br />

von zwei kleineren Betriebskraftwerken der MIBRAG. Gleichzeitig muss eine leichte Zunah-<br />

me der CO2-Minderung durch den Zubau dezentraler Erdgaskraftwerke berücksichtigt wer-<br />

den. Auch der Einsatz von Biomasse zur Strom- und Wärmeerzeugung ist nicht vollständig<br />

klimaneutral. Hier wird angenommen, dass die CO2-Minderung gegenüber dem klimafreund-<br />

lichsten fossilen Energieträger Erdgas 50 Prozent beträgt. Insgesamt führt die vorgeschlage-<br />

ne Entwicklung im Energieerzeugungssektor bis 2020 zu einer Senkung des Treibhausgas-<br />

Ausstoßes um zehn Prozent auf 11 Mio. Tonnen gegenüber dem Jahr 2009. Danach ist<br />

durch den Zuwachs von Biomasse- und Erdgas-Anlagen zunächst nur noch ein geringer<br />

Rückgang auf 10,8 Mio. Tonnen im Jahr 2030 zu verzeichnen. Die braunkohlebedingten<br />

CO2-Emissionen für sich betrachtet liegen 2020 gegenüber heute um fast ein Viertel und bis<br />

2030 um nahezu ein Drittel niedriger.<br />

Grafik 10: Entwicklung der CO2-Emissionen in der Energieerzeugung in Mo. Tonnen<br />

14,00<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Braunkohle Erdgas Biomasse<br />

58



Die vorhandene Struktur der Strom- und Wärmeerzeugung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> weist im Be-<br />

reich der Klimagase darauf hin von welcher Tragweite die Entscheidung über den Zubau von<br />

Kohlekraftwerken ist. Ein hoher CO2-Ausstoß über eine Betriebsdauer von mindestens 40<br />

Jahren wäre nicht zu vermeiden. Bei einer Inbetriebnahme im Jahr 2015 würde das Braun-<br />

kohlekraftwerk Profen zu einem Anstieg der Emissionen in der Energieerzeugung um 36<br />

Prozent bedeuten. Ginge das Steinkohlekraftwerk Arneburg ans Netz, stiege der CO2-<br />

Ausstoß sogar um 80 Prozent. Zusammen hätten die beiden Anlagen einen jährlichen CO2-<br />

Ausstoß von 13,6 Mio. Tonnen. Nur ein Verzicht auf neue Kohlekraftwerke schafft in Sach-<br />

sen-<strong>Anhalt</strong> also den erforderlichen Spielraum für eine nachhaltige am Klimaschutz orientierte<br />

Energieversorgung.<br />

59



4. Folgen des Ausbaus der Kohlenstoff-Energiewirtschaft<br />

Neben der Entwicklung einer dezentralen Energieversorgung, die auf erneuerbaren Energien<br />

und effizienten KWK-Anlagen gründet, ist auch der Ausbau der kohlenstoffbasierten Strom-<br />

wirtschaft vorstellbar. Der MIBRAG-Eigentümer ČEZ prüft den Bau eines Braunkohlekraft-<br />

werks mit einer Bruttoleistung von 660 MW am Standort Profen. Die abgegebene Strom-<br />

menge würde bei 7.500 Volllaststunden 4.500 GWh betragen. Abzüglich der Abschaltung<br />

älterer Betriebskraftwerke stiege die Grundlaststrommenge um 3.350 GWh. Die von der MI-<br />

BRAG erzeugte Strommenge würde um annähernd das Zweieinhalbfache zunehmen. Der zu<br />

erwartende CO2-Ausstoß wird mit 4,7 Mio. Tonnen pro Jahr angegeben.<br />

Des Weiteren plant der Energieversorger RWE ein Steinkohlekraftwerk mit einer Bruttolei-<br />

stung von 1.600 MW am Standort Arneburg bei Stendal. Die bereitstellbaren Strommengen<br />

betragen 11.500 GWh im Grundlastbereich, die zu erwartenden CO2-Emissionen bis zu 8,9<br />

Mio. Tonnen jährlich. Gemeinsam würden die beiden geplanten fossilen Kraftwerke die<br />

Strommenge und auch die Klimagas-Emissionen aller vorhandenen fossilen Anlagen in<br />

<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> übertreffen. Eine Integration der Anlagen in eine nachhaltige Energieversor-<br />

gung ist damit kaum vorstellbar.<br />

4.1 Geplantes Steinkohlekraftwerk Arneburg<br />

Mitte 2008 stellte der Energiekonzern RWE im Stadtrat der Stadt Arneburg im Landkreis<br />

Stendal während einer nicht öffentlichen Sitzung das Konzept zum Bau eines Steinkohle-<br />

kraftwerks mit einer installierten Bruttoleistung von 1.600 MW auf dem Industriegelände am<br />

Standort Arneburg vor [Arneburg 2008]. Es handelt sich dabei offensichtlich um die Anlage,<br />

die ursprünglich im saarländischen Ensdorf gebaut werden sollte, dort aber am Widerstand<br />

der Bürgerinnen und Bürger scheiterte [Ensdorf 2007]. Den technischen Daten nach ist die<br />

Anlage baugleich mit den bereits in Errichtung befindlichen Kraftwerksblöcken D und E am<br />

Standort Westfalen in Nordrhein-Westfalen, die 2012 ans Netz gehen werden [RWE 2009a].<br />

Die möglichen Auswirkungen der Anlage auf die betroffene Region in der Altmark können<br />

daher sehr gut nachvollzogen werden.<br />

Zur Absicherung der Pläne hat sich der Essener Konzern bereits die vollständigen Eigen-<br />

tumsrechte des Grundstück in Arneburg gesichert [Dow Jones 2009]. Für die Umsetzung des<br />

Vorhabens waren wesentliche Änderungen des Bebauungsplans erforderlich, womit die Ent-<br />

scheidung über die Verwirklichung des Kraftwerks prinzipiell in der Hand des Stadtrates von<br />

Arneburg lag. Obwohl es sich bei dem Kraftwerksvorhaben um eine für die Stadt und die<br />

60



Altmark weitreichende Entscheidung handelt, fand hier zunächst keine Beschlussfassung<br />

statt. Die notwendigen Änderungen am Bebauungsplan wurden nur von einem untergeord-<br />

neten Gremium, dem Planungsverband Industrie und Gewerbepark Altmark, beschlossen [BI<br />

Arneburg]. Das führte zu erheblichen Rechtsunsicherheiten, weshalb die erforderlichen Vor-<br />

aussetzungen zugunsten des Kohlekraftwerks mittels Neufassung des Flächennutzungs-<br />

plans geschaffen werden sollten. Tatsächlich wurde in dem Planentwurf den Vorgaben von<br />

RWE entsprochen. Eine Beschlussfassung kam 2009 aufgrund von Formfehlern bei der öf-<br />

fentlichen Auslegung nicht mehr zustande. Aufgrund der Gemeindeneuordnung, bei der Ar-<br />

neburg mit anderen Gemeinden zusammengefasst wird, ist erst Ende 2010 mit einem neuen<br />

Flächennutzungsplan für Arneburg zu rechnen. Die anfängliche Ausklammerung der Öffent-<br />

lichkeit und die einseitige Ausrichtung des Entwurfs für die Neufassung des Flächennut-<br />

zungsplans Arneburg zugunsten des Großvorhabens führen in der Altmark zu einer intensi-<br />

ven Auseinandersetzung um den Bau eines Steinkohlekraftwerks. Bisher hält RWE jedoch<br />

an dem Vorhaben fest und wird auch vom Bürgermeister der Stadt unterstützt.<br />

Als Gründe für das Kraftwerk werden die durch Bau und Betrieb entstehenden Arbeitsplätze,<br />

eine Aufwertung des Industrie- und Gewerbeparks Altmark Arneburg sowie damit verbunde-<br />

ne Gewerbesteuereinnahmen angeführt. Ein wesentlicher Grund für den Bau des Großkraft-<br />

werks in der Altmark ist auch die Option, das bei der Verstromung anfallende CO2 durch spä-<br />

tere Nachrüstungen zum Teil abzuscheiden und in der Region unterirdisch in ehemalige<br />

Erdgasfelder zu verbringen. Von Bedeutung ist auch, dass die Schienenanbindung zum Ge-<br />

lände von der Stadt Arneburg gepachtet wurde, so dass eine Befahrung zur Steinkohleanlie-<br />

ferung einfacher erscheint als über den Elbeweg, zumal der Fluss durch ausgeprägte Som-<br />

merniedrigwasser gekennzeichnet ist. Um die Elbe an den Betrieb des Kraftwerks anzu-<br />

schließen, müssen dennoch die Kanäle zur Wasserentnahme und die Hafenanbindung er-<br />

weitert werden.<br />

Folgenden Daten sind zu dem geplanten Steinkohlekraftwerk bekannt:<br />

� Elektrische Bruttoleistung: 1.600 MW (2x 800 MW),<br />

� Elektrische Nettoleistung: 1.530 (2x 765 MW),<br />

� Volllastbetrieb: 7.000 bis 7.500 Stunden pro Jahr (Grundlast),<br />

� Wirkungsgrad: bis zu 46%,<br />

� Nettostromerzeugung: 10.700 bis 11.500 GWh pro Jahr,<br />

� Betriebsdauer: 40 Jahre,<br />

� Kohlebedarf: bis zu 3,6 Mio. Tonnen pro Jahr,<br />

� CO2-Ausstoß pro Jahr: 8,3 bis 8,9 Mio. Tonnen,<br />

� CO2-Ausstoß über 40 Betriebsjahre: 332 bis 356 Mio. Tonnen,<br />

� Höhe der zwei Kühltürme: 165 Meter,<br />

� Wasserentnahme aus der Elbe: 15 Mio. Kubikmeter pro Jahr,<br />

61



� Arbeitsplätze: 120, während der Bauarbeiten bis zu 3.000 Arbeitskräfte,<br />

� Baubeginn: 2011, Bauzeit: 4 bis 5 Jahre,<br />

� Auftragsvolumen: 1,2 Mrd. Euro, anteiliger Verbleib in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>: 10%,<br />

� An- und Abtransport über die Bahn: 13 Zugpaare pro Tag für Kohle, Kalksteinmehl,<br />

Flugasche, Gips und Ammoniak,<br />

� Stromeinspeisung ins Höchstspannungsnetz der Vattenfall Europe AG,<br />

� Regelbrennstoff: Import-Steinkohle, Petrokoks.<br />

Als nachteilig bezüglich des Kraftwerksprojektes werden gesundheitliche und ökologische<br />

Beeinträchtigungen in der Umgebung, insbesondere durch den Ausstoß großer Mengen von<br />

Luftschadstoffen und die erhebliche Wasserentnahme aus der Elbe genannt. Auch ist das<br />

Vorhaben kaum in die bestehende und sich derzeit dezentral entwickelnde Versorgungs-<br />

struktur für Strom und Wärme einzugliedern. Die Verwirklichung des Kraftwerks in Arneburg<br />

würde daher die Einspeisung erneuerbarer Energien erheblich beeinträchtigt und deren Aus-<br />

bau bremsen. Das führt zu erheblichen Einnahmeausfällen und Beschäftigungshemmnissen<br />

in der Region, da die Wertschöpfung bei Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in der<br />

Regel vor Ort stattfindet.<br />

Auch wird aus dem Bau des RWE-Doppelblocks kein klimapolitischer Vorteil erkennbar. Für<br />

das neue Kraftwerk werden keine alten CO2-intensiveren Anlagen vom Netz gehen, da RWE<br />

eigene Anlagen nicht vorzeitig abschaltet und auch Marktkonkurrenten nicht zwingen kann,<br />

alte Kohleblöcke herunter zu fahren. Das einzige fossile Großkraftwerk in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>,<br />

Schkopau, ist erst Mitte der 1990er Jahre in Betrieb gegangen und wird noch für mindestens<br />

25 Jahre Strom aus Braunkohle liefern und dabei jährlich rund sieben Mio. Tonnen CO2 aus-<br />

stoßen [Dehst 2008]. Der Klimagas-Ausstoß wird deshalb insgesamt deutlich steigen. In der<br />

Folge des für die Energiestruktur des Landes ungünstigen Kraftwerksvorhabens steigen<br />

auch die Strompreise für private und gewerbliche Kunden in Ostdeutschland [BNA 2007] und<br />

der monopolartige Charakter der Energiewirtschaft mit wenigen dominierenden Marktteil-<br />

nehmern verfestigt sich. Insgesamt ist festzustellen, dass die konkreten Planungen für das<br />

fossile Großkraftwerk und raumordnerische Ausrichtungen zugunsten der Anlage einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung im Wege stehen.<br />

4.2 Netzunverträglichkeit von großen Grundlastkraftwerken<br />

Zu diskutieren ist im Zusammenhang mit den Steinkohlekraftwerk Arneburg die offensichtli-<br />

che Erfordernis, für das geplante RWE-Kraftwerk das Höchstspannungsnetz auf der 380-kV-<br />

Ebene auszubauen. Die Anlage würde als Grundlastkraftwerk soviel Strom ins Netz einspei-<br />

62



sen, wie derzeit alle Kraftwerke <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s für die allgemeine Versorgung bereitstellen<br />

[StaLa 2008]. Der Neubau ist nicht geeignet, den hohen Anteil schwankender Windlasten<br />

auszugleichen. Dazu sind dezentrale Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung auf Erdgas-<br />

oder Biomassebasis erforderlich. Bereits in der Vergangenheit meldete das Land <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> der Bundesnetzagentur starke Netzauslastungen, die sich zeitweise aus dem hohen<br />

Anteil erneuerbarer Energien ergeben [BNA 2006].<br />

Die zusätzliche Strommenge von bis zu 11.500 GWh entspricht fast dem bis 2030 realisier-<br />

baren Zuwachs an Wind- und Solarstrom von dann 12.300 GWh im Jahr. Eine langsame Zu-<br />

nahme der Strommenge in Netz aus erneuerbaren Energien kann zu einem großen Teil auf<br />

der 110-kV-Ebene mittels Erdkabelverlegung sowie durch eine last- und temperaturorientier-<br />

te Netzsteuerung aufgefangen werden. In Bezug auf das geplante Großkraftwerk in Arne-<br />

burg muss von der Durchsetzung einer zusätzlichen 380-kV-Freileitungstrasse ausgegangen<br />

werden. Mit Blick auf eine angestrebte Inbetriebnahme im Jahr 2015 ist dies nur unter der<br />

Zurücknahme von Beteiligungsrechten bei den betroffenen Gemeinden und Menschen<br />

durchsetzbar.<br />

Nach dem aktuellen Entwurf des Landesentwicklungsplans <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> sind in der Alt-<br />

mark lediglich der Ausbau einer 110-kV-Freileitung zwischen Güssefeld und Stendal West<br />

und die Ertüchtigung der 220-kV-Höchstspannungstrasse von Lubmin bei Greifswald in<br />

Mecklenburg-Vorpommern nach Magdeburg auf 380 kV vorgesehen [MLV 2008]. Selbst<br />

nach der Leistungserhöhung ist die Nord-Süd-Verbindung durch die Altmark jedoch bereits<br />

ausgelastet. Grund ist neben dem zu erwartenden Zuwachs der landseitigen Windenergie<br />

und der Offshore-Windplanung in der Ostsee der Zubau mehrerer fossiler Großkraftwerke<br />

am Standort Lubmin bei Greifswald. Die Betrachtung der konkreten Netzplanungen durch die<br />

Vattenfall Europe und der Daten zur Netzauslastung in der Region lässt nur den Schluss zu,<br />

dass ein 1.600-MW-Steinkohlekraftwerk bei Stendal lediglich wirtschaftlich betrieben werden<br />

kann, wenn der Anteil der erneuerbaren Energien nicht weiter wächst bzw. sogar zurück geht<br />

oder eine zusätzliche Höchstspannungstrasse Richtung Magdeburg, Hannover oder Berlin<br />

gebaut wird.<br />

4.3 Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt<br />

Der Neubau eines fossilen Großkraftwerks kann erhebliche gesundheitliche und ökologische<br />

Beeinträchtigungen in der Umgebung mit sich bringen. Hauptgründe sind der durchgehende<br />

Schadstoffausstoß und die erhebliche Wasserentnahme über einen Zeitraum von minde-<br />

stens 40 Jahren. Langfristig ist auch mit einer Verschlechterung der Lebensbedingungen in<br />

63



der Region aufgrund der Folgen des Klimawandels zu rechnen, wenn die kohlenstoffintensi-<br />

ve Energieerzeugung fortgeführt wird.<br />

Im Mittelpunkt der Betrachtung müssen die zusätzlichen Luftschadstoffe liegen, die von ei-<br />

nem neu zu errichtenden Kohlekraftwerk ausgehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass am<br />

Standort Arneburg keine Altanlage ersetzt wird. Es kommt in der Umgebung also zu deutli-<br />

chen Mehrbelastungen durch Luftschadstoffe. Auch würde eine theoretische Erweiterung der<br />

Anlage zur Abtrennung und unterirdischen Verbringung von CO2 aufgrund des technologie-<br />

bedingten Mehrbedarfs an Energie den Kohleeinsatz und damit auch die Luftschadstoff-<br />

Emissionen noch einmal um etwa 50 Prozent erhöhen. Die Auswirkungen des Großkraft-<br />

werks widersprechen somit generellen Zielen der Luftreinhaltung und des Klimaschutzes.<br />

Obwohl ein Kohlekraftwerk der geplanten Dimension nach derzeitiger Rechtslage eine Ge-<br />

nehmigung erhalten kann, trägt die Anlage über die Rauchgase aufgrund der Größe erhebli-<br />

che Schadstoffmengen in die Umgebung. Bereits im saarländischen Ensdorf wurde von<br />

RWE für eine baugleiche Anlage eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung eingeleitet. Auf<br />

dieser Grundlage muss davon ausgegangen werden, dass das Kraftwerk Arneburg pro Jahr<br />

mindestens 6.500 Tonnen Stickoxide, 5.900 Tonnen Schwefeldioxid und 330 Tonnen Fein-<br />

staub abgibt [Winkler 2009]. Daneben sind der Ausstoß von einer Tonne Quecksilber und bis<br />

zu 17,5 Tonnen Schwermetalle, wie Arsen, Blei, Chrom, Nickel, Vanadium und Zinn zulässig<br />

[TÜV Nord 2007]. Diese Stoffe sind, sofern sie über die Lungen oder das Trinkwasser bzw.<br />

die Nahrung aufgenommen werden, teilweise krebserregend, organschädigend und erbgut-<br />

verändernd. Ärzte warnen trotz der Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte vor Entwicklungsstö-<br />

rungen bei Kindern sowie einer Zunahme von Lungenkrankheiten und des Allergierisikos<br />

[Ärzteverband 2007].<br />

Tabelle 13: Voraussichtliche Emissionsmengen des KW Arneburg nach Grenzwerten der 13. BImSchV<br />

Schadstoff Tagesmittelwert pro Stunde 7.000 Volllaststunden<br />

Gesamtstaub 20 mg/m³ 100 kg 700.000 kg<br />

Schwefeldioxid 200 mg/m³ 1.000 kg 7.000.000 kg<br />

Stickoxide 200 mg/m³ 1.000 kg 7.000.000 kg<br />

Quecksilber 0,03 mg/m³ 150 g 1.050 kg<br />

Cadmium, Thallium 0,05 mg/m³ 250 g 1.750 kg<br />

Antimon, Arsen, Blei, Chrom,<br />

Cobalt, Kupfer, Mangan,<br />

Nickel, Vanadium, Zinn<br />

Quelle: Winkler, TÜV Nord, 5.000.000 m³ Abgas/h, 7.000 Volllaststunden<br />

0,50 mg/m³ 2.500 g 17.500 kg<br />

64



Ein besonderes Problem stellt Petrokoks dar, der zusammen mit der Steinkohle als „Regel-<br />

brennstoff“ verfeuert werden soll, jedoch ein Abfallprodukt der Erdölindustrie darstellt. Petro-<br />

koks enthält wesentlich mehr Schwermetalle als Kohle. Bei einzelnen dieser Schadstoffe ist<br />

der Wert im Vergleich zu Steinkohle um das zehnfache höher [Winkler 2009]. Die gefährli-<br />

chen Stoffe setzen sich auf Feinstaubpartikeln fest und sind dadurch auch lungengängig.<br />

Darüber hinaus werden die Schwermetalle mit den Feinstäuben weit in die Umgebung getra-<br />

gen und beeinflussen so über den Eintrag auf Böden und in Gewässer auch die Tier- und<br />

Pflanzenwelt.<br />

Das Ökosystem Elbe wird durch den Bau eines zusätzlichen Kondensationskraftwerks am<br />

Standort Arneburg weiter beeinträchtigt. Nach Angaben der Internationalen Kommission zum<br />

Schutz der Elbe (IKSE) handelt es sich um ein Fließgewässer mit ausgeprägten Niedrigwas-<br />

serständen in den Sommer- und Herbstmonaten [IKSE 2008]. Aufgrund der zahlreichen<br />

Stoffeinträge und Wasserentnahmen bzw. Einleitungen ist die Gewässerbelastung trotz der<br />

guten Gesamtbewertung in diesen Monaten erheblich. Es würden der Elbe durch das ge-<br />

plante Kohlekraftwerk pro Stunde zusätzlich 2.140 Kubikmeter Wasser entnommen. Das<br />

entspricht dem Tagesbedarf an Trinkwasser von rund 17.000 Einwohnern. Die Folgen sind<br />

eine Verlangsamung der Abfließgeschwindigkeit und damit einhergehend eine höhere Nähr-<br />

und Schadstoffansammlung sowie weitere Temperaturanstiege. Auch geht das Potsdam In-<br />

stitut für Klimafolgenforschung (PIK) davon aus, „dass die Niedrigwasserhäufigkeit in den<br />

kritischen Sommermonaten in Zukunft noch weiter zunimmt“ [PIK 2006]. Das Vorhaben in<br />

Arneburg steht damit dem Ziel entgegen, die Gewässergüte dauerhaft deutlich zu verbes-<br />

sern. Eine Abnahme der Gewässergüte und lokal das Ansaugen von Flusswasser gefährdet<br />

auch die sich derzeit erholenden Fischbestände. Mit Blick auf den Schutzstatus der Elbe als<br />

UNESCO-Biosphärenreservat ist derzeit anzuzweifeln, ob in den Monaten Juli bis Oktober<br />

eine durchgehende Wasserentnahme für den Volllastbetrieb des geplanten Kraftwerks ge-<br />

nehmigungsfähig ist.<br />

Gesundheitliche und ökologische Folgen hätte auch der Ausbau einer weiteren Höchstspan-<br />

nungstrasse, um die erzeugten Strommengen bei gleichzeitigem Ausbau erneuerbarer Ener-<br />

gien und weiterer Kraftwerke abzuleiten. Bei einer 380-kV-Freileitung werden je Kilometer<br />

Trasse 100 Hektar Kultur- bzw. Naturlandschaft beeinträchtigt oder in ihrer Funktion gestört.<br />

Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch gradlinige Landschaftszerschneidung bei<br />

Sichthöhen von 60 Metern ist erheblich. Nachteilig im Höchstspannungsbereich sind aber vor<br />

allem die starken elektrischen und magnetischen Felder. Bei Menschen, die in Trassennähe<br />

leben, können diese zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Die Auswirkung der<br />

Felder stellen sich dann als Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit und Konzentrati-<br />

onsstörungen dar. Die damit verbundene Stresszunahme kann auch Ursache für ernste kör-<br />

perliche Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Störungen, sein. Einige Studien schreiben ma-<br />

65



gnetischen Feldern auch ein erhöhtes Krebsrisiko zu. Das Bundesamt für Strahlenschutz<br />

fordert deshalb, „die niederfrequenten Felder, denen die Bevölkerung ausgesetzt sind, soll-<br />

ten so gering wie möglich sein“ [BfS 2008].<br />

4.4 Exkurs: Abscheidung und unterirdische Verbringung von CO2 (CCS)<br />

Der Energiekonzern RWE, der den Bau eines 1.600-MW-Steinkohlekraftwerks bei Arneburg<br />

erwägt, weist bei der Standortwahl auf die räumlich günstige Nähe zu einem weitgehend<br />

ausgebeuteten Erdgasfeld der Altmark hin. Dieses könnte für den Zeitraum nach 2020 prin-<br />

zipiell für die unterirdische Einlagerung von CO2, das im Kraftwerk anfällt, genutzt werden.<br />

Generell solle das Kraftwerk deshalb „Capture ready“ gemacht werden, das heißt, so ausge-<br />

legt sein, dass eine spätere Abscheidung des Klimagases möglich ist [Arneburg 2008]. Bis-<br />

herige Untersuchungen zu der Thematik zeigen jedoch, dass es sich dabei um ein derzeit<br />

nicht einlösbares Technologie-Versprechen handelt. Da die Abscheidung und unterirdische<br />

Einlagerung, auch CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) genannt, bei der Standort-<br />

wahl und für die Diskussion um die Erreichung erforderlicher Ziele im Klimaschutz eine hohe<br />

Bedeutung hat, soll dieser Sachverhalt näher betrachtet werden.<br />

Das Verfeuern fossiler Brennstoffe in Kraftwerken ist eine der Hauptursachen für den Klima-<br />

wandel. CCS wird derzeit in diesem Zusammenhang als eine Möglichkeit diskutiert, die<br />

energiebedingten CO2-Emissionen zu senken. Zur Regelung des Rechtsrahmens findet sich<br />

derzeit eine Richtlinie der EU-Kommission in der nationalen Umsetzung. Des Weiteren er-<br />

gründen mehrere Forschungsvorhaben die Machbarkeit bzw. Beherrschbarkeit der Techno-<br />

logie im Bereich der Abscheidung und der unterirdischen Einlagerung von Klimagasen. So<br />

untersucht das Unternehmen Vattenfall an einer Pilotanlage am Kraftwerksstandort Schwar-<br />

ze Pumpe ein Verfahren zur CO2-Abtrennung im Energieprozess [IE 2007]. Die Speicherung<br />

des Klimagases in wasserführenden Gesteinsschichten wird derzeit in Ketzin bei Potsdam im<br />

Auftrag der Bundesregierung untersucht [TAB 2007].<br />

Drei Verfahren zur Abscheidung von Kraftwerks-CO2 sind derzeit unter großtechnischen Be-<br />

dingungen vorstellbar: Das Herausfiltern aus den Abgasen (Post-Combustion), das Heraus-<br />

trennen des Kohlenstoffs aus dem Brennstoff bereits vor der Verfeuerung (Pre-Combustion)<br />

sowie die Verbrennung von Kohle oder Erdgas in einer reinen Sauerstoffumgebung, um<br />

möglichst reines CO2-Abgas zu erzeugen (Oxyfuel). Für Steinkohlekraftwerke, die nachgerü-<br />

stet werden sollen, kommt nur das Post-Combustion-Verfahren in Frage. Das bestätigt auch<br />

RWE auf der unternehmenseigenen Internetseite [RWE 2009b]. Die Technologie steht aber<br />

erst nach 2020 zur Verfügung.<br />

66



Lediglich die nachgeschaltete Rauchgasbehandlung ist bei bestehenden Anlagen mit ver-<br />

tretbarem Aufwand vorstellbar. Dabei wird das CO2 in einer flüssigen Lösung gebunden und<br />

so von anderen Abgasen, wie Stickoxiden, getrennt. Durch Erhitzen wird das CO2 dann wie-<br />

der herausgelöst, anschließend verdichtet, zu einer Lagerstätte transportiert und abschlie-<br />

ßend unterirdisch verklappt. Entscheidende Nachteile des Verfahrens sind der enorme Ener-<br />

gieaufwand und die hohen Kosten. Eine nachgeschaltete CO2-Abscheidung vermindert den<br />

Wirkungsgrad des Kraftwerks um bis zu 14 Prozentpunkte. Bezieht man die nachgeordnete<br />

Kette mit Gasaufbereitung, Transport und Einlagerung mit ein, kann der Wirkungsgrad um<br />

über 20 Prozent sinken. Der energetische Mehraufwand muss durch einen mindestens 50<br />

Prozent höheren Kohleeinsatz ausgeglichen werden. Die Stromerzeugungskosten können<br />

sich unter Einbeziehung der gesamten CCS-Kette mehr als verdoppeln. Auch sind derzeit<br />

noch keine Anlagen für den großtechnischen Einsatz erprobt oder verfügbar [TAB 2007].<br />

Unter dem Strich sinkt der Wirkungsgrad moderner Kohlekraftwerke auf das Niveau der<br />

1950er Jahre, wobei die Kosten der CO2-Vermeidung bei einer Verwirklichung des Verfah-<br />

rens nach 2020 höher liegen als bei der Nutzung erneuerbarer Energien [BMU 2008a]. Be-<br />

zogen auf das geplante Kraftwerk Arneburg würde eine nachgeschaltete CO2-Abtrennung<br />

und Einlagerung im 3.500 Meter tiefen Erdgasfeld der Altmark über einen Zeitraum von 30<br />

Jahren, also ab 2025, Zusatzkosten von 633 bis 679 Mio. Euro pro Jahr verursachen. Die<br />

Vermeidung einer Tonne CO2 würde nach derzeitigem Kenntnisstand 102 Euro kosten. Un-<br />

ter Einbeziehung der Weltmarktpreisentwicklung von Steinkohle stiege der Preis auf über 12<br />

Cent je Kilowattstunde. Im Vergleich zum Kraftwerksbetrieb ohne CCS über eine Betriebszeit<br />

von 40 Jahren würden der Atmosphäre auch nur höchstens 60 Prozent des kraftwerksbe-<br />

dingten CO2 entzogen. Die Stromerzeugungskosten liegen zum Zeitpunkt der Verwirklichung<br />

einer Klimagasabscheidung also deutlich höher als bei einem Mix aus Erdgaskraftwerken<br />

und erneuerbaren Energien – bei deutlich geringerer CO2-Minderung.<br />

Tabelle 14: Aufwand der Abscheidung und unterirdischen Verbringung von Kraftwerks-C02<br />

Prozess-Schritt CCS-Kosten (EUR/t CO2) Wirkungsgradrückgang (%-Punkte)<br />

CO2-Abscheidung 58,0 14,0<br />

Gaskonditionierung 5,0 5,0<br />

Transport (Pipeline) 12,0 2,0<br />

Einlagerung (Erdgasfeld) 6,1 2,0<br />

Lager-Monitoring 10,0 -<br />

Haftung 10,6 -<br />

Summe 101,7 23,0<br />

Quelle: TAB 2007, BMU 2008a, eigene Berechnungen<br />

67



Da heute weder die technische noch die wirtschaftliche Machbarkeit von CCS im Nach-<br />

schaltverfahren belegbar ist, werden die derzeit geplanten Steinkohlekraftwerke auch nicht<br />

im technischen Sinne „Capture ready“ gemacht. Vielmehr wird lediglich ein Bauplatz für mög-<br />

liche zusätzliche Komponenten einer CO2-Abscheidung vorgesehen. Tatsächliche Investitio-<br />

nen in CCS-Technologien sind bei den derzeit geplanten Kraftwerken auch nicht vorgesehen<br />

[Arneburg 2008]. Aktuelle Untersuchungen sagen übereinstimmend aus, dass die Möglich-<br />

keiten zur Nachrüstung einer CO2-Abscheidung äußerst begrenzt sind. Sofern das Verfahren<br />

künftig für den kommerziellen Einsatz angewandt wird, kann es aus wirtschaftlicher Sicht<br />

dann sogar günstiger sein, ein herkömmliches Kraftwerk abzuschalten und zurück zu bauen,<br />

um es durch einen Neubau mit vorgelagerter oder integrierter Klimagasabscheidung zu er-<br />

setzen [TAB 2007].<br />

Sollte CCS dennoch in Erwägung gezogen werden, müssen auch die erheblichen Risiken<br />

dieser Technologie erörtert werden. Bei der Abscheidung, der Verdichtung, dem Transport<br />

und der Einlagerung von CO2 wird mit großen Mengen des Klimagases hantiert. Allein beim<br />

Kraftwerk Arneburg ginge es insgesamt um bis zu 267 Mio. Tonnen CO2. Der Transport und<br />

die Einlagerung würde bei mindestens 73 bar stattfinden. Das Austreten größerer Gasmen-<br />

gen muss aber in jedem Fall verhindert werden. Da CO2 schwerer ist als Luft, sammelt es<br />

sich in Bodensenken. Breits ab einem Anteil von 10 Prozent in der Atmosphäre ist es tödlich.<br />

Im Bereich der Abscheidung am Kraftwerk müssen hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen<br />

werden, um das Kraftwerkspersonal und Menschen in unmittelbarer Umgebung nicht zu ge-<br />

fährden. Die Transportröhren müssen neben dem Pipelinebau selbst, der möglicherweise<br />

ökologische Schutzgebiete beeinträchtigen kann, einen hohen Korrosionsschutz aufweisen,<br />

um mögliche Leckagen zu vermeiden. Das höchste und bisher kaum bekannte Risiko be-<br />

steht aber bei der unterirdischen Einlagerung. Die Lager zur CO2-Verklappung müssen über<br />

einen Zeitraum von bis zu 10.000 Jahren gasdicht sein. Die jährliche Verlustrate darf 0,01<br />

Prozent nicht übersteigen. Gasaustritte an die Oberfläche dürfen nie punktuell auftreten.<br />

Entscheidend ist daher das Deckgestein über der Lagerstätte. Zwar haben Erdgasfelder im<br />

Prinzip eine erwiesene Dichtigkeit, da sie über lange Zeit natürliches Gas gespeichert hatten.<br />

Dennoch ist ihre Eignung derzeit nicht abschätzbar. Eine unmittelbare Gefahr geht von nicht<br />

bekannten oder unzureichend abgedichteten Bohrlöchern aus. Da das CO2-Wasser-<br />

Gemisch gegenüber Metallen sehr aggressiv ist, kann es bei ungeeigneter Versiegelung der<br />

Öffnungen zu plötzlichen Gasaustritten kommen. Ein weiteres Problem ist die Senkung des<br />

Deckgesteins eines Gasfeldes nach der Erdgasentnahme. Durch die Wiederbefüllung mit<br />

CO2 unter hohem Druck wird der Untergrund dann erneut verändert. Dadurch kann es zum<br />

Auftreten und zur Weitung von Rissen im Deckgestein kommen. Auch reagiert CO2 chemisch<br />

mit bestimmten Mineralien bis hin zu deren Auflösung. Derzeit kann deshalb nicht davon<br />

68



ausgegangen werden, dass bei einer Verklappung von Klimagasen über mehrere tausend<br />

Jahre eine Gefahr für Mensch und Umwelt auszuschließen ist.<br />

Ein weiteres Problem stellt die Konkurrenz zu anderen Nutzungen des Untergrundes dar. Mit<br />

Blick auf die Versorgungssicherheit der Bundesrepublik und angrenzender Staaten mit Erd-<br />

gas haben ausgebeutete Erdgasfelder eine hohe Bedeutung als Reservespeicher. Dabei gel-<br />

ten für die Eignung im Prinzip die gleichen Kriterien, wie für die CO2-Lagerung: Hohe Dich-<br />

tigkeit, gute Zugänglichkeit, ausreichende Aufnahmekapazität, gute Porösität. Derzeit wird<br />

eine Vergrößerung der Gasreserven in Deutschland, auch in Kooperation mit Nachbarstaa-<br />

ten wie Polen, angestrebt. Eine Vorrangnutzung für CCS ist deshalb mit Blick auf die Versor-<br />

gungsstabilität im Gassektor kritisch zu betrachten.<br />

Erhebliche Nachteile aus der unterirdischen Verbringung von CO2 unter dem Gebiet Sach-<br />

sen-<strong>Anhalt</strong>s ergeben sich auch für die Nutzung erneuerbarer Energien. Tatsächlich ist in der<br />

regionalen Raumordnung der Altmark der Ausschluss der Windenergienutzung auf Flächen<br />

vorgesehen, unter denen die Einbringung von CO2 aus fossilen Großkraftwerken möglich<br />

sein soll. Sollte diese Regelung fortbestehen, wird die Windenergienutzung in der Region<br />

eher zurückgehen. Es stellt sich diesbezüglich auch die Frage, ob diese Vorgehensweise auf<br />

Freiflächen-Solarstromkraftwerke und Biogasanlagen ausgeweitet wird. Rechtlich ist diese<br />

Regelung ohnehin angreifbar und erklärungsbedürftig.<br />

Starke Einschränkungen wären auch bei der Geothermienutzung hinzunehmen. Aufgrund<br />

der guten geothermischen Bedingungen im Untergrund könnten im Norden <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s<br />

hohe Potentiale zur Strom- und Wärmeerzeugung nicht erschlossen werden, sollte die Auf-<br />

suchung und Nutzbarmachung von CCS-Erdspeichern einen rechtlichen Vorrang bekom-<br />

men. Bei den anzuwendenden Verfahren zur Nutzbarmachung tiefer Geothermie werden in<br />

bis zu 4.000 Meter Tiefe mittels eines mechanischen Vorgangs Risse erzeugt, um die<br />

Durchgängigkeit des Gesteins für die Wassererhitzung zu erhöhen. Wo CO2-Verbringung<br />

Vorrang bekommen würde, ist im weiträumigen Umfeld die Geothermienutzung deshalb<br />

ausgeschlossen. Ein großer Teil der Altmark stünde dafür dann nicht zur Verfügung.<br />

Auch die Nutzung von Druckluftspeichern, die zur Pufferung des fluktuierenden Windstroms<br />

künftig von Bedeutung sein können, treten möglicherweise in Konkurrenz zu CCS. Eine Ein-<br />

seitige Bevorzugung der CO2-Einlagerung würde also insgesamt der angestrebten nachhal-<br />

tigen Entwicklung entgegensehen.<br />

69



5. Handlungsempfehlungen<br />

Die Energieversorgungsstruktur in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist in einem ungeordneten Zustand. Die<br />

zentral organisierte Stromversorgung mit Braunkohle ist weitgehend auf das Kraftwerk<br />

Schkopau beschränkt. Parallel entwickelt sich eine dezentrale und bedarfsgerechte Struktur<br />

von Erdgas-Kraftwerken. Durch den zügigen Aufwuchs der erneuerbaren Energien, insbe-<br />

sondere der Windkraft, wurde die Stromproduktion im Land nach dem Jahr 2000 erheblich<br />

gesteigert. Es sind dabei Versäumnisse bei der Entwicklung der Infrastruktur zu Tage getre-<br />

ten. Der Ausbau der Netze im Mittellast- sowie Hoch und Höchstspannungsbereich orientiert<br />

sich kaum am erheblichen Zuwachs erneuerbaren Stroms. Im privatwirtschaftlich organisier-<br />

ten Stromsektor stehen die verschiedenen Interessen der Akteure konkurrierend zueinander.<br />

Die Trennlinie läuft augenscheinlich zwischen den Energieversorgern, deren Angebot auf<br />

fossilen Brennstoffen basiert, sowie den Betreibern von Anlagen erneuerbarer Energien.<br />

Die derzeitige Entwicklung ist weitgehend durch Entscheidungen der Energieunternehmen<br />

auf der einen und das ungenügende Handeln der Landes- bzw. Bundesregierung auf der<br />

anderen Seite geprägt. Ein schlüssiges Energiekonzept fehlt. Politische Entscheidungen ori-<br />

entieren sich zumeist an Einzelfragen. Das Kraftwerk Schkopau wurde mit hohen öffentli-<br />

chen Subventionen des Bundes ermöglicht. Die Netzinfrastruktur, die größtenteils aus regio-<br />

nalen Privatmonopolen besteht, ist Folge der bundesweiten Strommarktliberalisierung aus<br />

dem Jahr 1998. Eine wirksame staatliche Aufsicht über die Netzbetreiber wurde erst 2005<br />

etabliert. Dem gegenüber steht aber die Abschaffung der staatlichen Strompreisaufsicht<br />

durch den damaligen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) Mitte 2007. Daneben<br />

hat das EEG, insbesondere in seiner Fassung von 2004, zu einem Boom der erneuerbaren<br />

Energien geführt. Das KWKG macht dezentrale Erdgas-Kraftwerke wirtschaftlicher. Die Fol-<br />

ge ist ein nebeneinander von klassischer und neuer Energiewirtschaft.<br />

Im weitgehend importorientierten Gassektor wurde mit EON Ruhrgas ein künstliches Mono-<br />

pol mit marktbeherrschendem Charakter geschaffen. In der Folge organisierte sich auch der<br />

ostdeutsche Gasmarkt neu. Derzeit findet hier eine weitere private Marktkonzentration statt,<br />

welche die Position öffentlicher Stadtwerke schwächt. Ein hoher Anschlussgrad von Gebäu-<br />

den ans Erdgasnetz bei gleichzeitigem Rückgang der Fernwärmenutzung weist darauf hin,<br />

dass ein effizienter Energieeinsatz betriebwirtschaftlichen Interessen der Gasversorger un-<br />

tergeordnet wird. Gleichzeitig aber bieten wirksame Förderprogramme des Bundes zur<br />

Wärmedämmung sowie die Verschärfung der Energieeinsparungsverordnung (EnEV) die<br />

Möglichkeit, erhebliche Brennstoffmengen beim Heizen einzusparen.<br />

70



Auf Landesebene wurde die Entwicklung weitgehend reaktiv begleitet. Eine politische Ge-<br />

wichtung zugunsten der zentralen und fossil befeuerten Versorgungsstruktur ist dabei un-<br />

übersehbar. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird zwar raumordnerisch gelenkt, bezieht<br />

sich in der Regel aber nur auf die Windkraft und macht hier meist Einschränkungen. Konkre-<br />

te Vorhaben und Planungen betreffen dadurch in der Regel die kommunale Ebene bzw.<br />

werden den regionalen Planungsverbänden überlassen. Die Genehmigungen von Anlagen<br />

sind daher häufig konfliktreich und nicht immer sachgerecht. Nach wie vor gibt es keine fest-<br />

geschriebenen Landesausbauziele für die einzelnen Bereiche der erneuerbaren Energien.<br />

Eine Harmonisierung zwischen den Interessen von Braunkohlewirtschaft, Stadtwerken, Indu-<br />

strieunternehmen und Betreibern Erneuerbarer-Energien-Anlagen mit dem Ziel einer guten<br />

allgemeinen Versorgung mit Strom und Wärme fand bisher kaum statt. Zunehmende Ineffi-<br />

zienzen in der Energiebereitstellung trotz moderner Anlagentechnik sowie steigende Kosten<br />

in allen Bereichen der Versorgungskette sind die Folge. So treten bei hohen Windlasten kriti-<br />

sche Lastsituationen im Netz auf und das Kraftwerk Schkopau verzeichnet einen zurück ge-<br />

henden Volllastbetrieb, was sich wiederum auf die Betriebssituation im Braunkohletagebau<br />

auswirkt.<br />

Das Potential, das sich zur Netzstabilisierung aus schnell regelbaren Erdgas-Kraftwerke, ge-<br />

regeltem Biomasse-Einsatz und Stromspeichern ergibt, wird nicht konsequent gefördert. Auf<br />

den zu erwartenden Zubau im Bereich der erneuerbarer Energien, insbesondere durch<br />

Windkraft und Biomasse, wird insbesondere im Netzbereich nicht angemessen reagiert. Die<br />

Entwicklung von Speichersystemen für den Strombereich ist völlig ungenügend. Positiv ist<br />

die Erprobung von Kombikraftwerken zum verbesserten Einsatz verschiedener erneuerbarer<br />

Energien unter Einbeziehung von Biogas- und Wasserstoffspeichern.<br />

Energiepolitik<br />

Festlegung konkreter Ziel für den Klimagasausstoß, den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien und die Steigerung der Energieeffizienz im Strom- und Wärmebereich für das<br />

Jahr 2020:<br />

� Senkung der kraftwerksseitigen CO2-Emissionen im Strom- und Wärmesektor<br />

um mind. 10 Prozent gegenüber 2010.<br />

� Steigerung des Anteils der Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energien im<br />

Strombereich auf mind. 60 Prozent, im Wärmesektor auf mind. 40 Prozent.<br />

� Verbesserung der Energieeffizienz gegenüber 2010 um 20 Prozent.<br />

Im Wesentlichen entstehen die kraftwerksbedingten Klimagasemissionen durch die Braun-<br />

kohleverstromung. Eine Minderung ist zunächst nur durch die Außerbetriebnahme der älte-<br />

71



sten Betriebskraftwerke sowie durch eine angemessene Absenkung der Betriebsstunden<br />

beim Kraftwerk Schkopau erreichbar. Entscheidend ist es jedoch, einen massiven Anstieg<br />

der CO2-Emissionen durch den möglichen Zubau des Braunkohlekraftwerks Profen sowie<br />

des Steinkohlekraftwerks Arneburg bei Stendal im Blick zu haben.<br />

Die Zunahme der Strommenge aus erneuerbaren Energien bis 2020 entspricht bei gezielter<br />

Weiterentwicklung etwa der Stromproduktion des geplanten Steinkohlekraftwerks Arneburg.<br />

Durch eine zum Teil dezentrale Einspeisung unterhalb der 380-kV-Ebene und einen schritt-<br />

weisen Ausbau innerhalb der nächsten zehn Jahre kann das Strom- und Wärmenetz gut an-<br />

gepasst werden.<br />

Die Verbesserung der Energieeffizienz sollte den anzunehmenden Verbrauchsanstieg über-<br />

treffen. Sie ist Voraussetzung für eine stabile, klimafreundliche und bezahlbare Versorgung<br />

mit Strom und Wärme. Fossile Brennstoffe, insbesondere Erdgas, sollten für eine hohe Effi-<br />

zienz weitestgehend zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden.<br />

Das gilt auch für die begrenzten Biomasse-Ressourcen.<br />

Schaffung einer arbeitsfähigen Landesenergieagentur mit dem Ziel, verbindliche Kli-<br />

maschutz- und Energieeffizienzziele sowie den geregelten Ausbau erneuerbarer Ener-<br />

gien voran zu treiben.<br />

Weitere Aufgaben sind die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Bereich erneuerbare<br />

Energien und Klimaschutz sowie die Erfassung erforderlicher statistischer Daten.<br />

Vorgeschlagener Haushaltsansatz: 5 Mio. EUR pro Jahr<br />

Stromnetze<br />

Einrichtung einer ständigen Arbeitsgruppe „Netze und Erzeugung“ der Landesregie-<br />

rung unter Mitwirkung der einzelnen Stadtwerke und Regionalversorger in öffentlicher<br />

Hand, der privaten Energiewirtschaft, der Industriebetreiber, Betreiber erneuerbarer<br />

Energien sowie der Verbraucherschutz- und Umweltverbände.<br />

Für eine stabile Netzinfrastruktur sollten auf Landesebene dezentrale Erzeugungsstrukturen<br />

und der Ausbau von Stromspeichern gezielt gefördert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei<br />

unterhalb der 380-kV-Ebene und im Ausbau der Fernwärme. Dabei ist insbesondere die Rol-<br />

le öffentlich geführter Stadtwerke hervorzuheben sowie die intensive Einbindung der Indu-<br />

striebetriebe erforderlich. Ziel muss es sein, den Ausbau der Erzeugung besser am regiona-<br />

len bzw. betrieblichen Strom- und Wärmebedarf auszurichten. Im Bereich der erneuerbaren<br />

72



Energien sollte das Konzept der Kombikraftwerke weiter unterstützt und auf den Bedarf von<br />

Stadtwerken und Unternehmen abgestimmt werden.<br />

Selbst die Ertüchtigung der 220-kV-Trasse auf 380 kV sowie ein Ausbau des 110 kV-Netzes<br />

führen nicht zu einer Entlastung des Übertragungsnetzes in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>. In den näch-<br />

sten zehn Jahren ist mit dem Zubau mehrer tausend Megawatt installierter Kraftwerkslei-<br />

stung durch fossile Anlagen und Offshore-Windenergie an der Ostseeküste zu rechnen. Die<br />

Abführung der elektrischen Energie erfolgt zu einem großen Teil über <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach<br />

Süden. Der Zubau eines Steinkohlekraftwerks in Arneburg bei Stendal würde nicht nur die<br />

kritische Netzsituation im Land verschärfen, sondern auch den Zubau einer weiteren 380-kV-<br />

Trasse bis tief in andere Bundesländer hinein erforderlich machen, was zeitnah kaum reali-<br />

sierbar ist. Ein wirtschaftlicher Betrieb des bestehenden Braunkohlekraftwerks, geschweige<br />

denn einer zusätzlichen Anlage, wäre kaum noch darstellbar. Die Einbindung hinzukommen-<br />

der erneuerbarer Energien gestaltet sich dann zunehmend schwierig.<br />

Keine zusätzlichen Haushaltsausgaben, Zuständigkeit im Titel Landesenergieagentur.<br />

Stromspeicher<br />

Aufbau von Stromspeichern mit einer Leistung von 250 MW bis 2020, insbesondere<br />

unter Einbeziehung ausgekohlter Braunkohletagebaue der MIBRAG.<br />

Eine wichtige Aufgabe für eine nachhaltige Energieversorgung ist die Verwirklichung von<br />

Stromspeichern. Dabei kann der MIBRAG eine besondere Rolle zufallen. Im Rahmen der<br />

Rekultivierung sollen in den Tagebauen Pumpspeicher-Kraftwerke gebaut werden. Das Land<br />

muss dazu die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und Pilotvorhaben anstoßen.<br />

Daneben sollen weitere Speichersysteme auf Druckluft-, Batterie- und Wasserstoffbasis ge-<br />

fördert werden. Biomasse als gespeicherte Energie ist ebenfalls im Zusammenhang der<br />

Stromspeicherung zu betrachten und gezielt zu fördern.<br />

Zielgrößen: 100 MW Tagebau-Pumpspeicher, 100 MW andere innovative Stromspeicher, 50<br />

MW Biomasse-Speicher.<br />

Vorgeschlagener Haushaltsansatz: 80 Mio. EUR bis 2020 (max. 10 Mio. EUR pro Jahr)<br />

Braunkohle<br />

Der wirtschaftliche Betrieb des Kraftwerks Schkopau wird sichergestellt. Diese Ent-<br />

scheidung muss Vorrang vor dem Bau eines weiteren Braunkohlekraftwerks haben.<br />

73



Schkopau wird auch ohne weitere Kraftwerkskapazität künftig mit einem abnehmenden Voll-<br />

lastbetrieb auskommen müssen. Das ergibt sich aus dem faktischen Zubau erneuerbarer<br />

Energien und der Netzsituation auf der Höchstspannungsebene. Ziel sollte es sein, die Be-<br />

schickung Schkopaus aus bestehenden Tagebauen über einen Betriebszeitraum von 40<br />

Jahren zu organisieren.<br />

Verhandlungen und Vereinbarungen mit der MIBRAG erforderlich.<br />

Windenergie<br />

Festschreibung von einem Prozent der Landesfläche oder 20.450 ha als „Flächenziel<br />

Windenergienutzung“ innerhalb der bereits ausgewiesenen Flächen. In Windeig-<br />

nungsgebieten soll der behördliche Einfluss auf eine sachgerechte Abwägung der Be-<br />

lange beschränkt sein.<br />

In den bestehenden Eignungsräumen für Windenergienutzung sind die Genehmigungsbe-<br />

dingungen zu verbessern. Nicht sachgerechte Hemmnisse sollen Schritt für Schritt abgebaut<br />

und konfliktmindernde Maßnahmen, insbesondere das Repowering, gezielt unterstützt wer-<br />

den. Dazu ist es erforderlich, der Raumordnung bzw. Bebauungsplanung den technischen<br />

und planerischen Fortschritt bei der Windenergienutzung zugrunde zu legen. Innerhalb von<br />

Windeignungsgebieten sind Klarstellungen gegenüber dem Landesverwaltungsamt und in<br />

der BauO LSA erforderlich. Bezüglich begründeter Störungen und Belästigungen gegenüber<br />

anwohnenden Menschen und betroffenen Schutzgütern sind pauschale Eingrenzungen<br />

durch Einzelfallprüfungen zu ersetzen. Die Landesregierung sollte Bürgerwindparks, bei de-<br />

nen sich Anwohner und Gemeinden an Projekten beteiligen können, gezielt fördern.<br />

Keine zusätzlichen Haushaltsausgaben, Zuständigkeit im Titel Landesenergieagentur.<br />

Photovoltaik<br />

Erstellung einer öffentlich zugänglichen Datenbank über ein landesweites Flächennut-<br />

zungskataster für Photovoltaik auf Freiflächen. Ausweisungsziel 5.000 Hektar.<br />

Da nur vorversiegelte Böden zum Aufbau großer Photovoltaik-Kraftwerke genutzt werden<br />

sollen, ist es sinnvoll, nutzbare Flächen landesweit vollständig zu erfassen und raumordne-<br />

risch zu sichern. Die Daten sollen öffentlich zugänglich sein und die Flächen in öffentlichen<br />

Ausschreibungen vergeben werden.<br />

Keine zusätzlichen Haushaltsausgaben, Zuständigkeit im Titel Landesenergieagentur.<br />

74



Problemfall EEG<br />

Die Landesregierung muss sich für eine innovationsfördernde Ausgestaltung des EEG<br />

im Photovoltaikbereich einsetzen, um mehrere tausend Arbeitsplätzen in <strong>Sachsen</strong>-<br />

<strong>Anhalt</strong> zu sichern.<br />

Die Förderung eingespeisten Solarstroms im EEG wird derzeit überarbeitet. Dabei sollen die<br />

Vergütungssätze erheblich abgesenkt werden. Die Neuregelung könnte die Photovoltaik-<br />

Unternehmen und viele tausend Arbeitsplätze in Ostdeutschland gefährden. Eine Lösung<br />

des Problems kann die Verknüpfung der Einspeisevergütung in bisheriger Höhe an techno-<br />

logische Innovationen sein. Wird die Höhe der Förderung an einen anspruchsvollen Modul-<br />

wirkungsgrad gekoppelt, profitieren heimische Hersteller mit ihrem qualifizierten Personal<br />

und die PV-Innovation wird beschleunigt. Eine Beibehaltung des derzeitigen Fördergerüstes<br />

gilt dann nur für Module, die einen entsprechenden Wirkungsgrad erreichen. Das EEG würde<br />

damit vor allem neue Ideen unterstützen und die Masse in den Wettbewerb entlassen.<br />

Mitwirkung bzw. Initiative im Bundesrat erforderlich<br />

Bioenergie<br />

Unterstützung einer möglichst effizienten Verwendung der Biomasse mit den Schwer-<br />

punkten Biogas, Reststoffe und Abfälle, Wald- und Gebrauchtholz sowie Getreide-<br />

stroh.<br />

Die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz soll gezielt gefördert werden. Die Sammlung von<br />

Bioabfall zur energetischen Verwendung ist in Zusammenarbeit mit Kommunen zu unterstüt-<br />

zen. Die begrenzten Holzressourcen sollen landesweit gezielt erfasst werden. Die Strohnut-<br />

zung zur Strom- und Wärmeerzeugung ist durch die Förderung von Pilotprojekten zu unter-<br />

stützen.<br />

In der Landesplanung sollten Ausbauziele für die einzelnen Biomassebereiche formuliert<br />

werden. Dazu sind auch der raumordnerische Vorrang für die Errichtung von effizienten<br />

Biomasse-Anlagen, die Biomasselagerung sowie dazugehörige Wärmenetze und die Ein-<br />

speisung von Biogas ins Erdgasnetz zu sichern. Es wird darüber hinaus empfohlen, die Bio-<br />

dieselerzeugung auf die land- und forstwirtschaftliche Eigennutzung zu begrenzen. Energie-<br />

pflanzen für Agrokraftstoffe sollten künftig nicht mehr als ein Viertel der für Bioenergie vorge-<br />

sehenen landwirtschaftlichen Fläche belegen. Hersteller und Besitzer von Pelletsheizungen<br />

sollten mittels eines Marktanreizprogramms auf Landesebene bei der Verwendung von<br />

Strohpellets unterstützt werden. Im Vordergrund soll die gleichzeitige Strom- und Wärmeer-<br />

zeugung in KWK-Anlagen statt der Einzelfeuerung stehen. Die Landesregierung muss die<br />

75



schnelle Umsetzung eines Biogaseinspeisegesetzes auf Bundesebene befördern. Abnah-<br />

meverträge für Biogas durch Einrichtungen des Landes können diese Entwicklung unterstüt-<br />

zen.<br />

Haushaltstitel: 50 Mio. EUR bis 2020 (5 Mio. EUR pro Jahr)<br />

Geothermie<br />

Die tiefe Geothermie soll durch die Förderung von einzelnen Pilotvorhaben unterstützt<br />

werden. Die Landesregierung erstellt ein landesweites und öffentlich zugängliches<br />

Standort- und Nutzungskataster für die tiefe Erdwärme. Im Landesentwicklungsplan<br />

muss der Technik Vorrang vor anderen Nutzungen, insbesondere der möglichen CO2-<br />

Speicherung (CCS), gegeben werden.<br />

Schwerpunkt kann die Altmark sein, wo besonders günstige Bedingungen für die Nutzung<br />

der tiefen Geothermie mittels Anwendung petrothermaler Systeme vorliegen. Darüber hinaus<br />

sollen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben für Stimulationsverfahren unterstützt werden,<br />

die Erschütterungen im Untergrund vermindern bzw. vermeiden.<br />

Haushaltstitel: 20 Mio. EUR bis 2015 (max. 5 Mio. EUR pro Jahr)<br />

Erneuerbare Energien im Wärmebereich<br />

Einführung eines Landeswärmegesetzes zur Förderung erneuerbarer Energien im<br />

Wärmebereich, das den Gebäudebestand mit einbezieht.<br />

Vom Zubau bei Solarwärmeanlagen und effizienten Wärmepumpen profitieren in hohem<br />

Maße die Handwerksbetriebe vor Ort. Das gilt auch für die Nahwärmeversorgung aus Bio-<br />

energie sowie den Ausbau des Fernwärmenetzes. Klimaschutz stärkt hier die regionale<br />

Wertschöpfung und schafft neue Arbeitsplätze in den Kommunen bei bestehenden Unter-<br />

nehmen. Ziel muss es sein, den Gebäudebestand in die Nutzung erneuerbarer Wärme ein-<br />

zubinden. Ein Vorbild kann das Klimaschutzgesetzes des Landes Berlin sein. Darüber hin-<br />

aus sollte eine solare Bauordnung von Landesseite unterstützt werden.<br />

Keine zusätzlichen Haushaltsausgaben, Zuständigkeit im Titel Landesenergieagentur.<br />

76



6. Verzeichnisse und Anhänge<br />

6.1 Abkürzungsverzeichnis<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

AKW Atomkraftwerk<br />

BASF BASF SE, ehem. Badische Anilin- und Soda-Fabrik<br />

BImSchG Bundesimmissionsschutzgesetz<br />

BImSchV Bundesimmissionsschutzverordnung<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

B-Plan Bebauungsplan<br />

CCS Carbon Dioxide Capture and Storage (Kohlendioxid-Abscheidung und Einlagerung)<br />

ČEZ ČEZ A.S., tschechisches Energieunternehmen<br />

CO2<br />

Kohlendioxid<br />

Dehst Deutsche Emissionshandelsstelle<br />

E85 Kraftstoffgemisch, 85% biogenes Ethanol, 15% mineralisches Benzin<br />

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz<br />

Eon E.ON AG, Energiekonzern-Holding<br />

EU Europäische Union<br />

FDLUFA Verband Deutscher landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten<br />

FNR Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.<br />

GuD Gas- und Dampfdruck-Kraftwerk<br />

GW Gigawatt<br />

GWh Gigawattstunden (1 GWh = 1 Mio. kWh)<br />

ha Hektar (Fläche von 100 x 100 Metern)<br />

HDR Hot-Dry-Rock, Verfahren zur Gewinnung von Energie aus Erdwärme<br />

IKSE Internationale Kommission zum Schutz der Elbe<br />

J&T J&T Finance Group A.S., slowakisch-tschechische Finanzgruppe<br />

KfW Bankengruppe öffentlichen Rechts, ehem. Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

kWh Kilowattstunde<br />

KWK Kraft-Wärme-Kopplung<br />

KWKG Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz<br />

Mio. Millionen<br />

MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft mbH<br />

Mrd. Milliarden<br />

MW Megawatt<br />

77



MWh Megawattstunden (1 MWh = 1.000 kWh)<br />

PEV Primärenergieverbrauch<br />

PIK Potsdam Institut für Klimafolgenforschung<br />

RWE RWE AG, ehem. Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken AG<br />

SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen<br />

t Tonnen<br />

TWh Terrawattstunden (1 TWh = 1 Mrd. kWh)<br />

UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (Organisation der<br />

Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation)<br />

78



6.2 Verzeichnis der Grafiken und Tabellen<br />

Titel Bildernachweis: Schering/Hill/Enercon 1<br />

Grafik 1 Entwicklung der installierten Leistung nach Energieträgern in MW 7<br />

Grafik 2 Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland 2008 10<br />

Grafik 3 Wärme-Endenergieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland 2007 14<br />

Grafik 4 Entwicklung der Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in GWh 35<br />

Grafik 5 Entwicklung der bereitgestellten Wärmemenge nach Energieträgern in GWh 36<br />

Grafik 6 Entwicklung der Windenergie nach installierter Leistung und jährlichem Zu-<br />

bau in MW<br />

Grafik 7 Entwicklung der Strombereitstellung aus Biomasse nach installierter Lei-<br />

stung in MW<br />

Grafik 8 Entwicklung der Gewichtung von Volllaststunden in GWh 54<br />

Grafik 9 Entwicklung der Arbeitsplätze in der Energieerzeugung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 57<br />

Grafik 10 Entwicklung der CO2-Emissionen in der Energieerzeugung in Mio. Tonnen 58<br />

Tabelle 1 Endenergieverbrauch des Wärmesektors in Deutschland nach Anwen-<br />

dungsbereichen<br />

Tabelle 2 CO2-Emissionen in Deutschland nach ausgewählten Bereichen 1990 bis<br />

2006<br />

Tabelle 3 Bodennutzung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007 20<br />

Tabelle 4 Bevölkerung, Bruttoinlandsprodukt und Primärenergieverbrauch in Sach-<br />

sen-<strong>Anhalt</strong><br />

Tabelle 5 Ausgewählte konventionelle Kraftwerke in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2006/2007 26<br />

Tabelle 6 Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 2007 28<br />

Tabelle 7 Fernwärmeerzeugung und Verwendung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 29<br />

Tabelle 8 Erdgasverbrauch nach Sektoren in Sachen-<strong>Anhalt</strong> 2007 30<br />

Tabelle 9 Energiebedingte CO2-Emissionen in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach ausgewählten<br />

Bereichen<br />

Tabelle 10 Heizwert je Festmeter Waldholz nach Baumart und Feuchtegrad 44<br />

Tabelle 11 Nutzbare Strom- und Wärmeleistung verschiedener Geothermie-Anlagen 47<br />

Tabelle 12 Umsatz aus Betrieb und Neuerrichtung von Anlagen der erneuerbaren<br />

Energien<br />

Tabelle 13 Voraussichtliche Emissionsmengen des KW Arneburg nach Grenzwerten<br />

der 13. BImSchV<br />

Tabelle 14 Aufwand der Abscheidung und unterirdischen Verbringung von Kraftwerks-<br />

CO2<br />

79
<br />

39<br />

41<br />

15<br />

19<br />

22<br />

33<br />

57<br />

64<br />

67


6.3 Quellenverzeichnis<br />

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Oktober 2007.<br />

AGEB 2009: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.: Energieverbrauch in Deutschland im Jahr<br />

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BDEW 2009a: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: 60 Kraftwerke bis 2018 ge-<br />

plant, Anlagen ab 20 Megawatt Leistung, Anlage zur Presseinformation „Strom- und Gasverbrauch in<br />

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BDEW 2009b: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.: Erstes Halbjahr 2009: Gas-<br />

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BEE 2009: Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.: Strom-Ausbauprognose der Erneuerbare-<br />

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2009.<br />

BfS 2008: Bundesamt für Strahlenschutz: Biologische und gesundheitliche Wirkungen von niederfre-<br />

quenten elektrischen und magnetischen Feldern – Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen, März 2008.<br />

BI Arneburg: Bürgerinitiative gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg e.V.: Vier gemeinden klagen<br />

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BMU 2008: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Weiterentwicklung der<br />

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BMU 2009a: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Entwicklung der er-<br />

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BMU 2009b: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Restlaufzeiten der<br />

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BMU 2009c: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Bericht der Bundes-<br />

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80



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BMWi 2009: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Referat III C 3: Zahlen und Fakten,<br />

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BNA 2006: Beirat der Bundesnetzagentur, Niederschrift über die 47. Sitzung des Beirats der Bundes-<br />

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BNA 2007: Beirat der Bundesnetzagentur, Niederschrift über die 54. Sitzung des Beirats der Bundes-<br />

netzagentur, Protokollauszug, Februar 2006.<br />

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81



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(Abruf am 04.11.09), Halle, Oktober 2009.<br />

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werbe, Handwerk – Energie- und Wasserversorgung 2008; Halle, Juli 2009.<br />

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2009.<br />

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techem 2007: Techem: Heizenergie-Verbrauchsstudie für 12 ostdeutsche Städte, Presseerklärung,<br />

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Thiel 2008: Thiel: Größtes Biomassekraftwerk Deutschlands steht in Arneburg,<br />

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84



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des Kraftwerksstandorts Arneburg, Bexbach, Februar 2009.<br />

Gesetze und Verordnungen<br />

1. BImSchV: Erste Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (Verordnung<br />

über kleine und mittlere Feuerungsanlagen), Fassung vom 26. Januar 2010.<br />

AtG: Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren<br />

(Atomgesetz), Fassung vom 17. März 2009.<br />

BioKraftQuG: Gesetz zur Einführung einer Biokraftstoffquote durch Änderung des Bundesimmissi-<br />

onsschutzgesetzes und zur Änderung energie- und stromsteuerrechtlicher Vorschriften (Biokraftstoff-<br />

quotengesetz), Fassung vom18. Dezember 2006.<br />

BauO LSA: Bauordnung des Landes <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Fassung vom 16. Dezember 2009.<br />

EEG: Gesetz für den Vorrang Eneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz), Fassung vom<br />

29. Juli 2009.<br />

EEWärmeG: Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energien-<br />

Wärmegesetz), Fassung vom 15. Juli 2009.<br />

KWKG: Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung<br />

(Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz), Fassung vom 21. August 2009.<br />

SteinkohleFinG: Gesetz zur Finanzierung der Beendigung des subventionierten Steinkohlebergbaus<br />

zum Jahr 2018 (Steinkohlefinanzierungsgesetz), Fassung vom 20. Dezember 2007.<br />

85



6.4 Anhänge<br />

Anhang 1: Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach installierter<br />

elektrischer Leistung in Megawatt (MW)<br />

Energieträger / Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

Braunkohke KW Schkopau 980 980 980 980 980 980 980<br />

Braunkohle KW Mibrag 208 208 208 37 37 37 37<br />

Braunkohle KW sonstige 114 114 114 114 114 114 114<br />

Braunkohle 1302 1302 1302 1131 1131 1131 1131<br />

Erdgas 1007 1023 1039 1055 1071 1087 1103<br />

Windenergie 3570 3848 4052 4262 4472 4681 4877<br />

Biomasse 432 472 524 572 619 666 706<br />

Solarenergie 196 306 420 534 648 762 876<br />

Wasserkraft 22 22 22 22 22 22 22<br />

Geothermie 0 0 0 0 0 5 10<br />

Summe erneuerbare Energien 4220 4648 5018 5389 5761 6136 6491<br />

Summe fossile Anlagen 2309 2325 2341 2186 2202 2218 2234<br />

SUMME installierte Leistung 6529 6973 7359 7575 7963 8354 8725<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023<br />

Braunkohke KW Schkopau 980 980 980 980 980 980 980<br />

Braunkohle KW Mibrag 37 37 37 37 37 37 37<br />

Braunkohle KW sonstige 69 69 69 69 69 69 69<br />

Braunkohle 1086 1086 1086 1086 1086 1086 1086<br />

Erdgas 1119 1135 1151 1167 1183 1199 1215<br />

Windenergie 5056 5221 5375 5510 5642 5775 5909<br />

Biomasse 746 786 826 866 886 906 927<br />

Solarenergie 990 1104 1218 1332 1446 1560 1674<br />

Wasserkraft 22 22 22 22 22 22 22<br />

Geothermie 15 20 25 30 36 43 52<br />

Summe erneuerbare Energien 6829 7153 7466 7760 8032 8307 8584<br />

Summe fossile Anlagen 2205 2221 2237 2253 2269 2285 2301<br />

SUMME installierte Leistung 9034 9374 9703 10013 10301 10592 10885<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2004 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />

Braunkohke KW Schkopau 980 980 980 980 980 980 980<br />

Braunkohle KW Mibrag 37 37 37 37 37 37 37<br />

Braunkohle KW sonstige 69 69 69 69 69 69 69<br />

Braunkohle 1086 1086 1086 1086 1086 1086 1086<br />

Erdgas 1231 1247 1263 1279 1295 1311 1327<br />

Windenergie 6037 6160 6280 6397 6510 6618 6721<br />

Biomasse 947 967 987 1007 1028 1048 1065<br />

Solarenergie 1788 1902 2016 2130 2244 2358 2472<br />

Wasserkraft 22 22 22 22 22 22 22<br />

Geothermie 62 75 90 107 129 155 186<br />

Summe erneuerbare Energien 8856 9126 9395 9664 9932 10200 10466<br />

Summe fossile Anlagen 2317 2333 2349 2365 2381 2397 2413<br />

SUMME installierte Leistung 11173 11459 11744 12029 12313 12597 12879<br />

86



Anhang 2: Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach Bruttostrom-<br />

erzeugung in Gigawattstunden (GWh)<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

Braunkohke KW Schkopau 7546 7455 7366 7278 7190 7104 7019<br />

Braunkohle KW Mibrag 1394 1394 1394 248 248 248 248<br />

Braunkohle KW sonstige 570 570 570 570 570 570 570<br />

Braunkohle 9510 9419 9330 8095 8008 7922 7837<br />

Erdgas 4229 4297 4364 4431 4498 4565 4633<br />

Windenergie 6961 7599 8104 8630 9168 9712 10243<br />

Biomasse 2808 3069 3409 3715 4022 4329 4589<br />

Photovoltaik 176 275 378 481 583 686 788<br />

Wasserkraft 110 110 110 110 110 110 110<br />

Geothermie 0 0 0 0 0 32 64<br />

Summe erneuerbare Energien 10055 11054 12001 12936 13884 14869 15794<br />

Summe fossile Anlagen 13739 13716 13693 12526 12506 12487 12469<br />

SUMME erzeugte Strommenge 23794 24769 25694 25463 26390 27356 28263<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023<br />

Braunkohke KW Schkopau 6935 6851 6769 6688 6608 6528 6450<br />

Braunkohle KW Mibrag 248 248 248 248 248 248 248<br />

Braunkohle KW sonstige 345 345 345 345 345 345 345<br />

Braunkohle 7527 7444 7362 7281 7200 7121 7043<br />

Erdgas 4700 4767 4834 4901 4969 5036 5103<br />

Windenergie 10743 11226 11691 12122 12553 12994 13443<br />

Biomasse 4849 5109 5369 5629 5760 5892 6023<br />

Photovoltaik 891 994 1096 1199 1301 1404 1507<br />

Wasserkraft 110 110 110 110 110 110 110<br />

Geothermie 96 128 160 192 230 276 332<br />

Summe erneuerbare Energien 16689 17566 18426 19252 19955 20676 21415<br />

Summe fossile Anlagen 12227 12211 12196 12182 12169 12157 12146<br />

SUMME erzeugte Strommenge 28916 29778 30623 31434 32124 32833 33561<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />

Braunkohke KW Schkopau 6373 6296 6221 6146 6072 5999 5927<br />

Braunkohle KW Mibrag 248 248 248 248 248 248 248<br />

Braunkohle KW sonstige 345 345 345 345 345 345 345<br />

Braunkohle 6965 6889 6813 6739 6665 6592 6520<br />

Erdgas 5170 5237 5305 5372 5439 5506 5573<br />

Windenergie 13885 14323 14758 15192 15623 16048 16466<br />

Biomasse 6154 6286 6417 6548 6679 6811 6923<br />

Photovoltaik 1609 1712 1814 1917 2020 2122 2225<br />

Wasserkraft 110 110 110 110 110 110 110<br />

Geothermie 398 478 573 688 826 991 1189<br />

Summe erneuerbare Energien 22157 22908 23673 24455 25258 26082 26912<br />

Summe fossile Anlagen 12136 12126 12118 12111 12104 12098 12094<br />

SUMME erzeugte Strommenge 34293 35034 35791 36566 37362 38180 39006<br />

87



Anhang 3: Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> nach abgegebener<br />

Wärmemenge in Gigawattstunden (GWh)<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

Braunkohke KW Schkopau 755 746 737 728 719 710 702<br />

Braunkohle KW Mibrag 446 446 446 79 79 79 79<br />

Braunkohle KW sonstige 2850 2850 2850 2850 2850 2850 2850<br />

Braunkohle 4051 4041 4033 3657 3648 3640 3631<br />

Erdgas 4229 4297 4364 4431 4498 4565 4633<br />

Biomasse 3370 3683 4090 4458 4827 5195 5507<br />

Solarthermie 162 185 211 240 274 312 356<br />

Wärmepumpen 287 337 387 437 487 537 601<br />

Geothermie 0 0 0 0 0 64 128<br />

Summe erneuerbare Energien 3819 4205 4688 5136 5587 6108 6592<br />

Summe fossile Anlagen 8280 8338 8396 8088 8147 8205 8264<br />

SUMME abgegebene Wärme 12099 12543 13084 13224 13734 14313 14856<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023<br />

Braunkohke KW Schkopau 693 685 677 669 661 653 645<br />

Braunkohle KW Mibrag 79 79 79 79 79 79 79<br />

Braunkohle KW sonstige 1725 1725 1725 1725 1725 1725 1725<br />

Braunkohle 2498 2489 2481 2473 2465 2457 2449<br />

Erdgas 4700 4767 4834 4901 4969 5036 5103<br />

Biomasse 5819 6131 6443 6755 6912 7070 7227<br />

Solarthermie 406 463 527 601 685 781 891<br />

Wärmepumpen 665 730 794 858 917 975 1034<br />

Geothermie 192 256 320 384 461 553 664<br />

Summe erneuerbare Energien 7082 7579 8084 8598 8975 9379 9815<br />

Summe fossile Anlagen 7198 7256 7315 7375 7434 7493 7552<br />

SUMME abgegebene Wärme 14279 14835 15399 15972 16409 16872 17368<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2004 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />

Braunkohke KW Schkopau 637 630 622 615 607 600 593<br />

Braunkohle KW Mibrag 79 79 79 79 79 79 79<br />

Braunkohle KW sonstige 1725 1725 1725 1725 1725 1725 1725<br />

Braunkohle 2442 2434 2426 2419 2412 2404 2397<br />

Erdgas 5170 5237 5305 5372 5439 5506 5573<br />

Biomasse 7385 7543 7700 7858 8015 8173 8307<br />

Solarthermie 1015 1157 1319 1504 1715 1955 2228<br />

Wärmepumpen 1092 1151 1208 1265 1323 1380 1437<br />

Geothermie 796 956 1147 1376 1651 1981 2378<br />

Summe erneuerbare Energien 10289 10806 11374 12003 12704 13489 14350<br />

Summe fossile Anlagen 7612 7671 7731 7791 7851 7910 7970<br />

SUMME abgegebene Wärme 17901 18478 19105 19794 20554 21399 22320<br />

88



Anhang 4: Entwicklung der Kohlendioxid-Emissionen nach Bruttostromerzeugung in Tonnen (CO2/t)<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

Braunkohle 9,61 9,52 9,43 8,18 8,10 8,01 7,92<br />

Erdgas 1,99 2,02 2,06 2,09 2,12 2,15 2,18<br />

Biomasse 0,66 0,72 0,80 0,87 0,94 1,01 1,07<br />

SUMME CO2-Emissionen 12,26 12,26 12,29 11,14 11,16 11,17 11,18<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023<br />

Braunkohle 7,61 7,53 7,44 7,36 7,28 7,20 7,12<br />

Erdgas 2,21 2,25 2,28 2,31 2,34 2,37 2,40<br />

Biomasse 1,13 1,20 1,26 1,32 1,35 1,38 1,41<br />

SUMME CO2-Emissionen 10,96 10,97 10,98 10,99 10,97 10,95 10,93<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />

Braunkohle 7,04 6,96 6,89 6,81 6,74 6,66 6,59<br />

Erdgas 2,44 2,47 2,50 2,53 2,56 2,59 2,63<br />

Biomasse 1,44 1,47 1,50 1,53 1,56 1,59 1,62<br />

SUMME CO2-Emissionen 10,92 10,90 10,89 10,88 10,86 10,85 10,84<br />


<br />

89



Anhang 5: Entwicklung der Arbeitsplätze in der Energiebereitstellung in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />


<br />

Energieträger / Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

Bergbau 1617 1617 1617 1617 1617 1617 1617<br />

Braunkohle-Kraftwerke 276 276 276 139 139 139 139<br />

Erdgas-Kraftwerke 201 205 208 211 214 217 221<br />

Windenergie 12455 13291 13857 14428 14990 15531 16022<br />

Biomasse 8887 9520 10361 11067 11742 12384 12866<br />

Solarenergie 3159 3235 4263 5203 6061 6843 7552<br />

Wasserkraft 43 43 43 43 43 43 43<br />

Geothermie 0 0 0 0 0 20 40<br />

Summe Erneuerbare Energien 24544 26089 28523 30742 32836 34821 36523<br />

Summe fossile Anlagen 2094 2097 2101 1967 1970 1973 1977<br />

SUMME Beschäftigte 26638 28186 30624 32709 34806 36795 38499<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023<br />

Bergbau 1617 1617 1617 1617 1617 1617 1617<br />

Braunkohle-Kraftwerke 135 135 135 135 135 135 135<br />

Erdgas-Kraftwerke 224 227 230 233 237 240 243<br />

Windenergie 16441 16811 17133 17387 17625 17860 18093<br />

Biomasse 13323 13756 14167 14556 14598 14632 14659<br />

Solarenergie 8193 8771 9290 9753 10164 10527 10844<br />

Wasserkraft 43 43 43 43 43 43 43<br />

Geothermie 60 80 100 120 144 173 207<br />

Summe Erneuerbare Energien 38060 39461 40733 41859 42574 43235 43846<br />

Summe fossile Anlagen 1975 1979 1982 1985 1988 1991 1995<br />

SUMME Beschäftigte 40036 41440 42715 43844 44562 45226 45841<br />


<br />

Energieträger / Jahr 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030<br />

Bergbau 1617 1617 1617 1617 1617 1617 1617<br />

Braunkohle-Kraftwerke 135 135 135 135 135 135 135<br />

Erdgas-Kraftwerke 246 249 253 256 259 262 265<br />

Windenergie 18300 18487 18657 18814 18954 19077 19180<br />

Biomasse 14679 14692 14699 14700 14695 14684 14627<br />

Solarenergie 11119 11355 11554 11719 11853 11957 12033<br />

Wasserkraft 43 43 43 43 43 43 43<br />

Geothermie 249 299 358 430 516 619 743<br />

Summe Erneuerbare Energien 44390 44876 45312 45706 46061 46380 46626<br />

Summe fossile Anlagen 1998 2001 2004 2007 2011 2014 2017<br />

SUMME Beschäftigte 46387 46877 47316 47713 48071 48393 48643<br />

90



91




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