18.02.2013 Aufrufe

ERNST-JANDL-PREIS FÜR LYRIK - Bundeskanzleramt Österreich

ERNST-JANDL-PREIS FÜR LYRIK - Bundeskanzleramt Österreich

ERNST-JANDL-PREIS FÜR LYRIK - Bundeskanzleramt Österreich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>ERNST</strong>-<strong>JANDL</strong>-<strong>PREIS</strong><br />

<strong>FÜR</strong> <strong>LYRIK</strong><br />

17. BIS 19. JUNI<br />

NEUBERG AN DER MÜRZ<br />

2005


EDITORIAL<br />

In Erinnerung und in Anerkennung des lyrischen Werks von Ernst Jandl, der am 9. Juni 2000 kurz<br />

vor seinem 75. Geburtstag in Wien verstorben ist, initiierte Kunststaatssekretär Franz Morak im Jahr 2001<br />

einen Lyrikpreis. Dieser, nach Ernst Jandl benannte Preis wird seither alle zwei Jahre für herausragende<br />

Leistungen auf dem Gebiet der Lyrik an einen deutschsprachigen Autor vergeben und ist mit 14.600 Euro<br />

dotiert. Heuer wird der Ernst-Jandl-Preis für Lyrik zum dritten Mal in Neuberg an der Mürz überreicht wer-<br />

den. Nach dem Deutschen Thomas Kling (2001) und dem Schweizer Felix Philipp Ingold (2003) wurde dieses<br />

Jahr der österreichische Lyriker Michael Donhauser von einer fünfköpfigen Jury nominiert. In ihr wirkten<br />

Friederike Mayröcker, die langjährige Lebensgefährtin Ernst Jandls, Jörg Drews, Alfred Kolleritsch, Klaus<br />

Reichert und Heinz Schafroth mit.<br />

Dieses Heft soll Sie durch die Lyriktage vom 17. bis 19. Juni in Neuberg an der Mürz führen. Es ent-<br />

hält das komplette Programm verbunden mit nützlichen Hinweisen. Michael Donhauser, der Preisträger<br />

von 2005, wird von Heinz Schafroth gewürdigt. Ein Interview und Beispiele für seine Dichtkunst ergänzen<br />

seine Vorstellung. Über Ernst Jandls Wirkung heute und die Aktualität der Avantgarde hat Jörg Drews,<br />

Literaturprofessor in Bielefeld, nachgedacht. Friederike Mayröcker erzählt vom neu erwachten Interesse<br />

junger Leute an der Poesie und von ihrem Verhältnis zur belebten Natur. Thomas Eder, ein junger Wiener<br />

Germanist, zeigt extreme Freiheitspole im Schaffen von Ernst Jandl auf. Ein im Nachlass des Dichters ge-<br />

fundener Text ist hier erstmals veröffentlicht.<br />

Gewürdigt werden in diesem Heft auch die bisherigen Preisträger Thomas Kling und Felix Philipp<br />

Ingold. Die Frage „Warum Neuberg an der Mürz?“ beantwortet Kunststaatssekretär Franz Morak am Ende<br />

dieses Heftes.


Welche drei Gedichte sollte ein heute Zwanzigjähriger<br />

auswendig kennen oder wenigstens griffbereit wissen?<br />

Jörg Drews:<br />

Ernst Jandl: wien: heldenplatz<br />

Gerhard Rühm: marianne, deine kunst in ehren<br />

Paul Celan: Ein Knirschen von eisernen Schuhn ist im Kirschbaum<br />

Was einem passieren kann: Ich werde<br />

„angemailt“ vom (kenntnisreichen, belesenen)<br />

Redakteur einer angesehenen Zeitung: Ob ich<br />

ihm nicht einen kleinen Essay schreiben könnte,<br />

ungefähr des Sinnes: Das Altern (oder Verschwin-<br />

den) der Avantgarde; Umfang etwa 260 Zeilen à<br />

37 Anschläge?<br />

Das ist in sich selbst ein Signal für eine neue<br />

Lage, und es steht auch nicht allein. Wer in Jurys<br />

für Literaturpreise bisweilen mitvotiert, bemerkt<br />

eine zunehmende Allergie vieler literarischer Ju-<br />

roren gegen Literatur bzw. Autorinnen und Auto-<br />

ren, die man „experimentell“ nennen kann oder<br />

„avantgardistisch“, gegen Dichter, die jedenfalls<br />

eindeutig jener Tradition angehören, die – wie im-<br />

mer die konkreten Details und Verfahrensweisen<br />

auch aussehen – Sprache als Material betrachtet<br />

und Dichtung aus solcher Sprachgebundenheit<br />

versteht, in dieser „materialen“ Weise fortge-<br />

schrieben sehen möchte. Und Autoren und Kriti-<br />

ker also, die eine solche Konzeption von Literatur<br />

für legitim halten und fortgesetzt und prämiert<br />

sehen wollen – neben anderen Vorstellungen von<br />

Literatur –, die haben häufig schlechte Karten.<br />

Anders formuliert (und dies Gedankenspiel<br />

wird man einmal anstellen dürfen): Träte heute<br />

ein Ernst Jandl vor die Welt, er würde wohl von<br />

einem schweren Ressentiment gegen „experimen-<br />

telle“ Literatur getroffen werden, à la: Solche for-<br />

cierten „avantgardistischen“ Schreibweisen seien<br />

doch passé und überholt und in ihrer Einseitigkeit<br />

revidiert…<br />

<strong>ERNST</strong> <strong>JANDL</strong>: KOMPROMISSLOS UND POPULÄR<br />

Jörg Drews<br />

Nun habe ich Autoren wie Ernst Jandl – um<br />

nur von ihm zu reden – nie unter dem Gesichts-<br />

punkt einer außenseiterischen Experimentallitera-<br />

tur gesehen, sondern seine Gedichte (oder nenne<br />

man sie auch „Texte“…) immer als etwas zwar<br />

Neues, aber durchaus „Normales“, Notwendiges,<br />

unserer Welt Adäquates aufgefasst. Helmut Heis-<br />

senbüttel hat schon in den sechziger Jahren auf<br />

die Frage eines verstörten Publikums – Leser wie<br />

Kritiker –, ob denn die Texte in „Laut und Luise“<br />

überhaupt noch Gedichte seien, geantwortet, wie<br />

anders sollten denn Gedichte heute aussehen?<br />

Und das war keine dogmatische, sondern eine of-<br />

fene Antwort, die zur Erörterung und zum Über-<br />

denken poetischer Konzepte und Alternativen<br />

einlud. Ernst Jandl und andere haben übrigens<br />

nicht sich selbst den Stempel „Avantgarde“ aufge-<br />

druckt. Das Adjektiv „experimentell“ ist ja ohne-<br />

hin nur ein journalistisches Verlegenheitswort,<br />

und mit dem Adjektiv „konkret“ steht es noch<br />

schlimmer – es wird gänzlich beliebig gebraucht;<br />

mit Konkreter Poesie hat Ernst Jandl fast nichts zu:<br />

„i´m not / a concrete pot“, hat er hierzu schnar-<br />

rend und mit Recht gesagt.<br />

Wo also stehen wir, wie steht es um Ernst<br />

Jandl und seine Dauer als Poet, wenige Jahre<br />

nach seinem Tod? Nicht zu verkennen ist jeden-<br />

falls erstens eine neue Konventionalisierung des<br />

Dichtungsverständnisses, eine Art Regression der<br />

Vorstellungen von Literatur (auch bei Teilen der<br />

Kritik): Man möchte gerne von Anstrengungen<br />

entlastet werden; und zweitens, und vor allem,<br />

gibt es eine Ungeduld beim genaueren Hinsehen<br />

auf Texte, die der Erwartung an Literatur nicht<br />

entsprechen; es gibt eine Bereitschaft, mit unge-<br />

fähren Begriffen zu operieren (auch in Teilen der<br />

Kritik) und sich im Zweifelsfall eher an Zeitgeist<br />

und Publikum als an genauerem, eigenständigem<br />

Nachdenken zu orientieren. Das war es auch, was<br />

den Jandl-Preisträger Thomas Kling vor zwei Jah-<br />

ren dazu bewog, einen längeren Essay gegen das<br />

billige Avantgarde-Bashing zu schreiben. Zugleich<br />

aber wurde und wird Ernst Jandl gefeiert und fast<br />

lautlos in den Rang eines modernen Klassikers<br />

erhoben. Allerdings vermute ich, dass da nur ei-<br />

nige Texte von ihm kanonisiert wurden, während<br />

der größere Teil seiner Texte kaum zur Kenntnis<br />

genommen und auch kaum bedacht wurde, was<br />

sein Werk verpflichtend bedeutet für unsere Vor-<br />

stellungen von den Möglichkeiten der Literatur.


Welche drei Gedichte…<br />

Klaus Reichert:<br />

Ich habe keine Ahnung, was ein heute Zwanzigjähriger kennen und vielleicht sogar auswendig wissen sollte (und was heißt<br />

sollte?). Deshalb schreibe ich Ihnen einfach her, was ich als Zwanzigjähriger liebte, auswendig konnte und bis heute liebe und<br />

kann: Brecht „Die Liebenden“ (oder „Erinnerung an die Marie A.“), Benn „Reisen“ (oder „Astern“), Christian Knorr von Rosenroth<br />

„Morgenglanz der Ewigkeit“ (aus dem protestantischen Gesangbuch).<br />

Ernest Wichner:<br />

Zu Ihrer Bitte: Da legte ich Wert auf Goethes „Prometheus“, Paul Celan „Ein Knirschen von eisernen Schuhn ist im Kirschbaum“<br />

und Konrad Bayer „das fahrrad“. Ich könnte aber auch sagen: „Die Odyssee“, den gesamten „Faust“ und den „Sommernachtstraum“,<br />

aber dies sage ich nicht. Oder doch: erstere auswendig, zweite griffbereit.<br />

Ernst Jandl als ein wundersam tragikomischer,<br />

vertrackter Sprachspieler – dies Bild ist Gemeinbe-<br />

sitz wie das „ottos mops“-Gedicht, die „lichtung“,<br />

das Weihnachtslied vom Hund vor der Pforte und<br />

die Geschichte vom lispelnden sechzehnjährigen<br />

Bursch’ am Südostbahnhof, aber schon die Wucht<br />

des Hörspiels „Fünf Mann Menschen“ und gene-<br />

rell die Herausforderung, von dem Gedicht „wien:<br />

heldenplatz“ bis zu den anderen Hörspielen die<br />

„Handlung“ und Bedeutung als Hörer selbst zu-<br />

sammensetzen zu müssen, ist offenbar zu groß,<br />

widerspricht den konventionalisierten Erwartun-<br />

gen vieler Leser und Hörer.<br />

Aber deshalb ist die Höhe des Erfolges von<br />

Ernst Jandl zwar vielleicht vorbei, auch deshalb,<br />

weil er nicht mehr durch seine physisch-rezi-<br />

tatorische Präsenz mitreißen kann; jedoch die<br />

Wirkung der Poesie, ihre Durchsetzungs- und<br />

Überlebensfähigkeit hat selbst Geschichte und in<br />

den besten Fällen so etwas wie Langzeitgeschich-<br />

te mit Aufs und Abs. Man wünscht sich natürlich,<br />

dass das Bleibende von Ernst Jandl nicht allein der<br />

Sprachclown ist, sondern dass das Abgründig-<br />

Existenzielle, das Pathos, die Lakonie häufiger<br />

und dauernder erkannt und gekannt würden, die<br />

künstlerische Sprengkraft und Strenge gerade der<br />

kürzeren Texte und – sozusagen – die Jandl´sche<br />

expressive lyrische Anthropologie etwa in dem<br />

Gedicht „eulen“: Jandl als der in allen Formen<br />

Heulende, die „Eule“, der „Alleine“, der Elende.<br />

Bis jetzt aber war das An-den-Tag-Treten<br />

des Werkes von Ernst Jandl insgesamt schon eine<br />

ungeheure Erfolgsgeschichte, die Geschichte ei-<br />

nes kompromisslosen Autors, der – zumindest mit<br />

Teilen seines Werkes – geradezu populär wurde,<br />

und das ist ja sonst keinem der „experimentellen“<br />

Autoren gelungen.<br />

Niemand unter uns ist ein Prophet, und<br />

was die Zukunft (bei Lesern und den Künstlerkol-<br />

legen) des hochgradig gebrochenen, im weiteren<br />

Sinn ironischen Sprechens in der Dichtung ganz<br />

2 | 3<br />

generell sein wird, das wissen wir nicht. Kurzat-<br />

mig aber ist auf jeden Fall die untergründige oder<br />

offene Häme, mit der ein angeblicher Abgang<br />

der „avantgardistischen“ oder „experimentellen“<br />

Dichtung begleitet wird. Die Kraft und Vielfalt<br />

des Werkes von Ernst Jandl hat enormes Potential<br />

auch für die Zukunft und braucht sich vor kei-<br />

nem veränderten oder gar regressiven Zeitgeist<br />

zu fürchten. „Uns ist vor gar nichts bang, in dir<br />

lebendig, / dein Leben währe lang, dein Reich<br />

beständig.“<br />

Ernst Jandl<br />

siehst du, würde ich sagen<br />

jetzt sind wir am ende<br />

und du würdest sagen, ja<br />

jetzt sind wir am ende<br />

und wir würden einander umarmen<br />

und wir würden uns küssen<br />

und wir würden am ende sein<br />

aber so kann es leider nicht sein<br />

und warum eigentlich nicht?<br />

Aus dem Nachlass von Ernst Jandl im <strong>Österreich</strong>ischen Literaturarchiv<br />

der <strong>Österreich</strong>ischen Nationalbibliothek. Erstveröffentlichung mit<br />

freundlicher Genehmigung von Friederike Mayröcker


Welche drei Gedichte…<br />

Friederike Mayröcker:<br />

Bertolt Brecht: Radwechsel<br />

Friedrich Hölderlin: Hälfte des Lebens<br />

Ernst Jandl: liegen bei dir<br />

„VOR ALLEM DIE JUNGEN LEUTE“<br />

Die Dichterin Friederike Mayröcker im Gespräch<br />

Seit 2001 gibt es in Neuberg alle zwei Jahre dem Gedenken an Ernst Jandl gewidmete Lyriktage. Sie sind<br />

dort ein geliebter Ehrengast. Worauf freuen Sie sich in Neuberg? Auf die Natur- oder auf die Architektur-<br />

kulisse? Oder sind es die Freunde aus der literarischen Familie?<br />

Mayröcker: Für mich sind das vor allem die Freunde, die ich gerne treffe, wie Heinz Schafroth, Jörg<br />

Drews und einige andere. Aber es ist natürlich auch das ganze Drum und Dran. Die Umgebung ist<br />

sehr schön. Ich finde es gut, dass es dort gemacht wird, und nun wurde daraus schon eine Tradition.<br />

Es gab in Neuberg und in Mürzzuschlag Dichterfeste mit Gerhard Rühm, H.C. Artmann, Ernst Jandl und mit<br />

Ihnen als Mittelpunkt. Werden Sie heuer wieder lesen?<br />

Mayröcker: Ja, ich wurde gebeten, und ich werde vor allem aus dem Suhrkamp-Band meiner „Ge-<br />

sammelten Gedichte“ lesen, der im letzten Herbst erschienen ist.<br />

Woran arbeiten Sie im Augenblick?<br />

Mayröcker: Ich muss das Textbuch einer Oper über Mozart für das Festival „Carinthischer Sommer“<br />

schreiben. Ich bin jetzt daran, alle möglichen Unterlagen durchzuschauen. Die Briefe Mozarts habe<br />

ich zum Teil schon gelesen und lese sie weiter.<br />

Eine Oper über Mozart folgt gewiss der Lebensgeschichte, oder Teilen daraus. Gibt es einen Punkt in Mo-<br />

zarts Biographie, der Sie besonders fasziniert, oder etwas, das Sie vielleicht erschreckt?<br />

Mayröcker (lacht): Seit ich das lese, und das ist schon seit einigen Wochen, fällt mir auf, dass Mozart<br />

sehr gerne in eher obszönen Redewendungen mit seinen Eltern und mit seiner Schwester, und vor<br />

allem mit der Cousine, umgeht. Zuerst hat es mich erheitert – aber jetzt geht es mir auf die Nerven.<br />

In der Jury des Ernst-Jandl-Lyrikpreises, der Sie angehören, wirken Mitglieder aus <strong>Österreich</strong>, Deutschland<br />

und der Schweiz mit. Diese Jury hat im ersten Anlauf einen Dichter gekürt, von dem es in den Nachrufen<br />

Anfang April 2005 hieß, er sei der bedeutendste der mittleren Generation im deutschen Sprachraum ge-<br />

wesen. Sie haben mit Thomas Kling einen Bewunderer verloren, und die Literatur vielleicht den vorzüg-<br />

lichsten Nachfolger Ernst Jandls.<br />

Mayröcker: Ich bin natürlich sehr betrübt über den Tod von Thomas Kling, weil ich ihn sehr ge-<br />

schätzt habe, auch als Mensch.<br />

Er war wie Ernst Jandl auch ein Sprechsteller mit einer ungeheuren Vitalität bis hin zum Schreien! Sie sind<br />

das genaue Gegenteil. Fühlen Sie sich als leise Poetin an den Rand gedrängt? Hat die Poesie, was immer<br />

wieder behauptet wird, sich zurückgezogen in Liebhaberkreise?<br />

Mayröcker: Nein, gar nicht. Ich finde: So viel Lyrik, so viel Poesie wurde schon lange nicht gelesen<br />

und wurde auch schon lange nicht auch wirklich von den Rezensenten besprochen. Ich bin da sehr<br />

hoffnungsfroh. Denn eine Zeit lang hat man ja gedacht, dass die Poesie, im Besonderen die Lyrik,<br />

niemanden mehr wirklich reizt, niemanden noch besonders interessiert. Aber nun hat sich das ir-<br />

gendwie umgedreht. Vor allem die jungen Leute sind sehr auf Poesie eingestellt. Man kann wirklich<br />

hoffen, dass das gut weitergeht und noch viele jüngere Autoren aus dieser Begeisterung heraus<br />

ihren Weg finden.<br />

Nach Neuberg lädt das Kunststaatssekretariat mit Unterstützung der renommierten Autoren nun schon<br />

zum dritten Mal junge und noch wenig bekannte Lyriker zum Lesen.<br />

Mayröcker: Ja, das finde ich auch sehr gut. Das ist auch notwendig. Ich finde auch gut, dass man<br />

Michael Donhauser gewählt hat, der ein ausgezeichneter Dichter ist. Ich habe Einiges von ihm ge-<br />

lesen, das mir sehr gut gefällt – auch auf dem Gebiet der Prosa. Er ist sehr gut.


Welche drei Gedichte…<br />

Armin Senser:<br />

W.H. Auden: Old People’s Home<br />

Konstantin Kavafis: Eine Nacht<br />

Joseph Brodsky: A Song<br />

Alfred Kolleritsch:<br />

Johann Wolfgang von Goethe: Sehnsucht (Was zieht das Herz so?)<br />

Gottfried Benn: Teils-teils<br />

Friedrich Hölderlin: Hälfte des Lebens<br />

Die grüne Natur durchzieht wie ein Gestrüpp Michael Donhausers poetische Texte. Sie selbst haben zur<br />

Natur dann und wann ein zwiespältiges Verhältnis. Es gibt in einem Gedicht eine Stelle, in der Sie verraten,<br />

dass Sie Schnittblumen hassen.<br />

Mayröcker (lacht): Im Gegenteil! Ich habe innerhalb dessen, was ich schreibe und was ich veröffent-<br />

liche, ein sehr inniges Verhältnis zur Natur.<br />

Zur roh belassenen oder künstlich veränderten Natur?<br />

Mayröcker: Sowohl als auch! Das mit den Schnittblumen ist zum Teil auch ein Spaß. Das ist nicht so<br />

ernst zu nehmen.<br />

Was ist Ihr Lieblingstier?<br />

Mayröcker: Hund und Zebra.<br />

Die Fragen stellte Hans Haider<br />

Friederike Mayröcker<br />

Wissenschaft und Nächstenliebe<br />

vom Dachfenster aus schweifend über die dunkelgrün be-<br />

waldeten Hügel der Stadt, ganz nah dran : Wange an Wange mit<br />

dem Gedicht. Während sein Mund an meinen rührt - Schwalben-<br />

kopf der Wirtin kommt auf mich zu breitester Dialekt, an-<br />

gefacht Primeln voralpiner Lieder. Wie sie wehten die<br />

Fahnen lila Fahnen lilafarbene Landschaften : Rosenambiente Vogel<br />

im Busch - ach rackerten uns ab. Ihn im Rollstuhl in die<br />

Imbisz Stube zu fahren : rauchte Pfeife trank Bier, ich<br />

ihn antupfte. Ginsterfarbe leuchtend flieszend die Hänge hinab während<br />

die Pelargonien in den Blumenkästen verwehten während<br />

er auf einlullenden Kräutern Klatschrosen Rosmarin ruhete, den tollen<br />

Fusz versunken im verwaldeten Erdreich nämlich Föhre am<br />

Ende des Parks so regungslos mächtig und wie das Laub alle<br />

Register. Und es nach Herbst RASCHELTE ROCH, im<br />

Lichtgefunkel mir plötzlich einfiel Patty Smith ihre Frisur während<br />

die Schatten der Vögel berührten mich an der Schläfe und<br />

ich Briefe tippen wollte an Leo N.<br />

13.-19.9.04<br />

für Ernst Jandl<br />

4 | 5<br />

Erstveröffentlichung


Welche drei Gedichte…<br />

Michael Donhauser:<br />

Georg Trakl: Ein Winterabend<br />

Friedrich Hölderlin: Wie wenn am Feiertage<br />

Conrad Ferdinand Meyer: Der römische Brunnen<br />

Als Leser Ihrer Gedichte fühle ich mich entführt in eine Welt ohne Menschen, ohne Geschichte und Ge-<br />

schichten.<br />

Donhauser: Naja, da würde ich widersprechen. Für meine Anfänge stimmt das bedingt, das heißt<br />

nur für die Prosagedichte, doch sehr wahrscheinlich prägt der Anfang das Bild, das dann bestehen<br />

bleibt, denn ich bekomme diesen Eindruck der Menschenleere öfter mitgeteilt. Aber es gibt einen<br />

Liebesroman, „Livia oder Die Reise“, dann die „Dyptichen“, wo Menschen in einer Vielzahl den Text<br />

gleichsam bevölkern, Mädchen, Matrosen, ein Käseverkäufer usf.<br />

Man meint beim Lesen, die Zeit stehe still.<br />

Donhauser: Die Zeit steht still? Sie wird sicher nicht explizit im Sinne einer Bezugnahme auf das<br />

Zeitgeschehen, sondern vergeht eher mit den Jahreszeiten. Die Ambivalenz von Bleiben und Ver-<br />

gehen ist wohl immer wieder spürbar, und vielleicht vermittelt diese Ambivalenz den Eindruck des<br />

Stillstands.<br />

Eine beinahe paradiesische Ruhe strömt aus den Texten heraus, in denen sich ja sehr viel lebende Natur<br />

abbildet.<br />

BRÜCHE SCHAFFEN UND WIEDER HEILEN<br />

Der Dichter und Jandl-Preis-Gewinner Michael Donhauser im Gespräch<br />

Donhauser: Das ist ein Ansatz meiner Arbeit gewesen, die Sprachlosigkeit durch die Bewegung<br />

aufzubrechen, welche von der lebenden Natur ausgeht, das hat mit Abbildung nur begrenzt zu tun:<br />

Damit habe ich versucht, etwas zu machen, was kaum gemacht wurde, nämlich die Natur nicht nur<br />

als Metapher zu lesen, sondern sich von ihr bewegen zu lassen, zum Schreiben, gleichsam wie von<br />

einem Generator. Dass dies auch paradiesisch wirken mag, kann sein. Spätestens mit dem Untertitel<br />

„Liebes- und Lobgedichte“, den ich für das 1991 erschienene Buch „Dich noch und“ gewählt habe,<br />

ist dann auch deutlich geworden, dass da eine ganz andere Richtung eingeschlagen wird, nämlich<br />

eine, welche im Vornherein dem Kitsch anvertraut wird. Wenn einer ein Lobgedicht schreibt, wird<br />

er nicht ernstgenommen oder ist suspekt. Bezieht sich das Lobgedicht auf die Natur, wie jene Sache<br />

nun einmal genannt wird, welche der Erholung dient, so wird das Gedicht als harmlos oder apo-<br />

litisch abgelegt, was so viel heißt wie irrelevant. Doch es ist gerade jener irrelevante Bereich, den<br />

ich zu gewinnen versuchte und welcher meist zu leichthin abgegeben wird, an die Frömmler und<br />

Schwärmer. Und es ist dann sicher so, dass meine Sprachwelt eine Welt ist, die auf ihre Weise eine<br />

sehr künstliche ist.<br />

Es gibt eine Zeile von Ihnen, die ich als ein Bekenntnis zur Aktivität lese: „Die Kirschbäume werde ich…in<br />

die Sprache tragen“, doch an anderen Stellen ist es eher die Sprache, der Sie die Allmacht zubilligen. Darf<br />

man aus Widersprüchen ein poetisches Programm ablesen?<br />

Donhauser: Sicher daraus ableitbar ist, dass es einerseits den Moment des Willens gibt. Und ande-<br />

rerseits das kontrapunktische Element: die Absichtslosigkeit, dass das Gewollte nicht sein kann. In<br />

diesem Dilemma lebt und arbeitet Kunst.<br />

Mitte der achtziger Jahre, als sie in den Grazer „manuskripten“ zu veröffentlichen anfingen, waren noch<br />

Dichternamen wie Ernst Meister und Nicolas Born in aller Munde. Alle tot. Welchen der damaligen Meister<br />

haben Sie verehrt?<br />

Donhauser: Ja, den gibt es, der kommt allerdings aus einer anderen Sprache: Das ist Francis Ponge.<br />

Das zu bekennen, ist immer schwierig, weil das offensichtlich zu Missverständnissen einlädt. Das<br />

heißt: Ich bin kein deutscher Ponge, ich will es nicht sein, ich kann es auch nicht sein. Ponge reali-<br />

siert auf eine ganz andere Art seine Texte. Aber der Anstoß, der von dieser Art der Beschäftigung


Welche drei Gedichte…<br />

Friedrich Achleitner:<br />

Ich bin ein Lyrik-Muffel und gar nicht der Meinung, dass Zwanzigjährige Gedichte auswendig können sollen. Vermutlich bin<br />

ich als Kind zu sehr gequält worden Schillers „Glocke“ auswendig zu lernen, was ich natürlich nie schaffte. Wenn ich manchmal<br />

selbst ein Gedicht geschrieben habe, dann war das vielleicht eine geheime Rache an jenen, die einem ungefragt Gedichte<br />

zitieren. Ich lese wirklich keine Gedichte, schon gar nicht könnte ich welche empfehlen. Das Auswendiglernen ist eine Praxis<br />

betont nachahmender Kulturen, für die ich nie eine besondere Sympathie hatte.<br />

Marion Poschmann:<br />

Ich würde keine Empfehlungen geben, welche Gedichte andere auswendig kennen sollten. Gedichte sind für mich eine sehr<br />

persönliche Angelegenheit, und sie auswendig zu lernen empfinde ich als eine Form von Intimität. Schön, wenn Menschen mit<br />

(immerhin) zwanzig sich hier an keine Normen halten.<br />

mit der Dingwelt ausgeht, der hat mich stark geprägt. Es ist wohl wirklich nur der Anstoß gewesen,<br />

aber der war sehr wichtig. Und von Ponge kam er auch, weil es keinen Dichter gibt, der sich jene<br />

Dingwelt in einer vergleichbaren Weise zur Aufgabe gemacht hat.<br />

Auch Peter Handke hat oft für Ponge geworben.<br />

Donhauser: Ja, er hat ihn auch übersetzt. Ponge-Spuren findet man auch bei Handke – obwohl er<br />

impressionistischer vorgeht. Er lässt es dann auch immer wieder – während Ponge die Substanz will,<br />

da ist etwas episch Drängenderes drin, also auch Scheiternderes. Doch wie gesagt, die Sache mit<br />

dem Vorbild ist immer eine schiefe, und das hat vor allem mit der Unfähigkeit zu lesen zu tun, mit<br />

Erwartungen, die ich gar nie erfüllen wollte, die aber von meist schlechten Ponge-Lesern an mich<br />

herangetragen wurden. Aber ich sage trotzdem Francis Ponge. Aber ich könnte auch einen Namen<br />

aus der Architektur nennen, etwa Borromini.<br />

In Ihren Texten finden sich ja wirklich Erwähnungen barocker, auch sakraler Musik. In Ihrer neuen großen<br />

Texte-Sammlung „Ich habe lange nicht doch nur an dich gedacht“ finde ich lakonisch-kurze Gedichte, in<br />

denen das Metrum wie von manchen Barockdichtern durchpermutiert wird. Ihr Verhältnis zum Barock in<br />

der Musik und in der Literatur?<br />

Donhauser: Das ist zuerst sicher ein intuitives. Ich habe erst spät versucht, diesen Bezug auch be-<br />

wusster zu gestalten, indem ich auch Fachliteratur gelesen habe. Was mich beschäftigt, ist das In-<br />

einanderwirken von Statischem und Dynamischem, dass es also eine Doppelung der Lesbarkeit gibt.<br />

Dass man diese Gebäude als sehr statische lesen kann und gleichzeitig völlig in sich bewegt. Wie ein<br />

Vexierbild: Man sieht beides und kommt zu keinem Ende damit. Das ist ähnlich wie das Problem von<br />

Teilchen und Welle: Beides stimmt. Von da kann man auch zu Stifter kommen, der in dem Ineins von<br />

Ruhe und Bewegung das Ideal der Schönheit erkannt hat.<br />

Sie haben 1985 im Sonderheft der „manuskripte” zu Ernst Jandls 60. Geburtstag zwei Prosatexte beigetra-<br />

gen. Ihr Verhältnis zu diesem Dichter?<br />

Donhauser: Als Student in Wien habe ich ihn sowohl gehört wie gelesen. Was gefährlich, aber auch<br />

wunderbar war: der Vortrag! Seine Lyrik hat zum Teil sehr vom Vortrag gelebt, das war eine Initia-<br />

tion, diese Überraschung! Die habe ich nicht vergessen. Es hat sich inzwischen alles ein wenig ver-<br />

schoben, in meiner Wahrnehmungsweise, aber Jandls Art war für mich phänomenal. Da haben sich<br />

Sprachmöglichkeiten eröffnet, die man zwar analysieren und thematisieren kann, die aber selten<br />

in solcher Wucht erlebbar sind wie bei Jandl. Die Sprechoper „Aus der Fremde“ und die Sammlung<br />

„Der gelbe Hund“ habe ich besonders geliebt. Aber als Vorlesenden habe ich Jandl dann länger<br />

nicht mehr gehört.<br />

Haben Sie den innerlichen Mut, als ein Dichter laut aufzutreten?<br />

Donhauser: Ja, das ist vernehmbar, was ich lese. Aber ich handhabe oder mundhabe das Problem<br />

anders. Wenn man sich Finger in den Mund steckt und ein Gedicht sagt, hat das einen besonderen<br />

Charakter. Meine Texte haben vielleicht eher durch ihre Rhythmik etwas in sich Performatives,<br />

außerdem ziele ich mehr und mehr auf eine Künstlichkeit, suche also eine Art künstlicher Stimme<br />

in meiner Stimme.<br />

Den Lesenden der Texte tut sich immer wieder eine Fußangel auf, und die heißt „und“. Können Sie zur<br />

Verwendung dieses Wörtchens „und“ etwas sagen? Eines Ihrer Bücher, 1991 erschienen und in den neuen<br />

Sammelband aufgenommen, heißt „Dich noch und“. Ich meine, es hat etwas mit einem Tonsatz zu tun.<br />

6 | 7


Welche drei Gedichte…<br />

Dorothea Grünzweig:<br />

Ingeborg Bachmann: Das Spiel ist aus<br />

Friederike Mayröcker: »ihr sicher gebauten Alpen«, Hölderlin<br />

Dylan Thomas: Do not go gentle into that good night<br />

Raphael Urweider:<br />

Ernst Jandl: ottos mops<br />

H.C. Artmann: wenn ich, ein mann ohne stern<br />

Gottfried Benn: Einsamer nie<br />

Michael Donhauser, 2005<br />

Donhauser: Vielleicht bin ich in keinem Band dem so nahe gewesen, was für Jandl, so wie ich ihn<br />

verstanden habe, wichtig ist: dem Stottern – dass die Sprache unfähig ist und dadurch erst wieder<br />

fähig wird, etwas zu sagen. Bei diesen „Dich noch und“-Gedichten ist das „und“ ein rhythmisches<br />

Element, wie ein Klopfen. Und es wird dort gesetzt, wo der Sprachfluss stockt, also wo ein sprach-<br />

licher Bruch die Syntax zerstört. Das ist etwas Doppelsinniges, dass gerade eine Konjunktion, also<br />

ein Wort, das verbindet, einen Bruch schafft und diesen gleichzeitig immer wieder heilt. Das ist<br />

auch wieder schon meine Sache: Dass ich die harten Brüche vermeide, dass ich die Sprache nicht<br />

zerschlage, das hat auch mit meiner Herkunft zu tun, denn die Schriftsprache war für mich eine<br />

auch mühsam erlernte Sprache und also primär nicht die Sprache der Züchtigung und Gewalt, also<br />

fast eine Fremdsprache. Und Fremdsprachen liebt man ja auch, weil man sie erlernen musste und<br />

weil in ihnen Erinnertes und Erinnerungsfreies ineinanderwirken. Und ich heile ja immer wieder,<br />

ich kann nicht anders. Dieses „und“ ist genauso ein Moment, es erzeugt das Stottern und hilft über<br />

das Stottern hinweg.<br />

Wie stellen Sie sich Ihren idealen Leser vor?<br />

Donhauser: Sicher ist er einer, der auch Musik hört.<br />

Die Fragen stellte Hans Haider


Welche drei Gedichte…<br />

Heinz Schafroth:<br />

Muss ein Zwanzigjähriger Gedichte „auswendig kennen oder wenigstens griffbereit wissen?“ Wenn er es wirklich muss, dann:<br />

1 von Hölderlin (z.B. „Hälfte des Lebens“), 1 von Mörike (z.B. „An eine Äolsharfe“), 1 von Heine („Das Sklavenschiff“ oder<br />

„Wenn du gute Augen hast…“), sowie (und nicht etwa höflicherweise!) „Nachruf“ von Aichinger und „Tonarten des Weisz“<br />

von Mayröcker. Als längst nicht mehr Zwanzigjähriger (ach, wär ich doch wieder einer!) darf man weiter als bis drei zählen<br />

können, also kommt jetzt noch ein Gedicht dazu und will gleich mitgeliefert werden. Emily Dickinson (1830–1886) hat es<br />

geschrieben und Lola Gruenthal es übersetzt:<br />

Ich bin ein Niemand! Wer bist du?/ Noch ein Niemand mehr dazu?/ Schon sind wir ein Paar im Land!/ Still, sonst werden wir<br />

verbrannt.// Wie öde-Irgendwer-zu sein!/ Gemein-dem Frosch gleich-stumpf/ den eignen Namen auszuschrein-/ Für den<br />

Applaus im Sumpf!<br />

DIE GRUNDLOSIGKEIT DER DINGE<br />

Anmerkung zu Michael Donhauser von Heinz Schafroth<br />

Da war, zu Beginn meines Vorhabens, so-<br />

gleich ein Gedicht aus dem Zyklus „Sarganserland“.<br />

Eine betörend, verstörend träumerische, wenn<br />

nicht schläfrige Sequenz von Kürzestversen, deren<br />

letzter und lapidarster nur noch aus dem Wort<br />

„Tod“ bestand. Aber bevor ich aufbegehren konn-<br />

te gegen die Diskriminierung des Donhauser´schen<br />

Todes durch dieses „nur“ und während ich nachzu-<br />

denken begann über das Geheimnis der in diesen<br />

Versen vergehenden Zeit, hatte sich schon, mit<br />

einem Male, ungerufen und unverstanden der Ti-<br />

tel meiner geplanten – wie soll man sie nennen? –<br />

Mini-Abhandlung in meinem Kopf festgesetzt.<br />

Und war nicht mehr zu vertreiben, gab sich<br />

geheimnistuerisch aus als einziger Schlüssel zu<br />

Donhausers poetischem Werk. Obwohl dieses sich<br />

unterdessen durch ein anderes, auch unauffällig<br />

andersgeartetes Gedicht vertreten wissen wollte.<br />

:<br />

Anverloren<br />

einem Sagen<br />

Schotterränder<br />

wir verwahren<br />

Los und leise<br />

Horizonte<br />

Bahnhofsbänke<br />

unter Wolken<br />

Fahrradständer<br />

Wäschestangen<br />

rothell glänzen<br />

Pferdeflanken<br />

Es war nicht schwer einzusehen, warum<br />

meine Aufmerksamkeit übergelaufen war zu die-<br />

sem neuen, womöglich noch versonneneren Ge-<br />

dicht. Der Grund war das Entzücken darüber, wie<br />

„los“ (überhaupt nicht kompakt also) und „leise“<br />

sich Pathos und Schönheit (Erlesenheit) hier in die<br />

poetische Rede vorwagen, wie sie sich in der Fol-<br />

8 | 9<br />

ge auflösen in einem Wechselspiel von Nähe und<br />

Weite, Nüchternheit und Glanz, Gegenständlich-<br />

keit und Überhöhung.<br />

Noch nicht geklärt schien, warum der Titel<br />

nicht aus meinem Kopf zu vertreiben war. Ein Don-<br />

hauser-Satzbeginn, aus dem letzten, dem Prosa-<br />

Zyklus des Bandes „Sarganserland“, half weiter.<br />

„Die bläulichen Bäume, keine These, kein Thema<br />

(...)“: das ließ sich weiterdenken, auf meinen hart-<br />

näckigen Titel zu. Keine These, kein Thema – keine<br />

Begründung, keine kausalen Zusammenhänge der<br />

Dinge, bei Donhauser. Alle haben sie ihre eigene<br />

Biographie und Epiphanie, sie zeigen und verlie-<br />

ren sich wie in eigener Regie, nicht inszeniert oder<br />

arrangiert von einem jederzeit über den Dingen<br />

stehenden Autor.<br />

Aber damit war erst die eine Bedeutung<br />

der Grundlosigkeit erschlossen. Die andere, viel-<br />

leicht konkretere bezeichnet den langen Weg in<br />

die Tiefe der Lautlosigkeit, der sich hinter den<br />

Dingen schier endlos erstreckt, ohne je auf festem<br />

Grund anzulangen, auch da nicht, wo die Wörter<br />

ihn zu bezeichnen scheinen.<br />

Die vier schweren Substantive z. B., Schot-<br />

terränder, Bahnhofsbänke, Fahrradständer und<br />

Wäschestangen, könnten einander nahe genug<br />

stehen, um ein tragfähiges, engmaschiges Netz<br />

für die Assoziation Bahnhof, Bahnhofsgelände zu<br />

knüpfen. Aber es gibt keine Zeugen, die sie bestä-<br />

tigen würden. So dass der Eindruck der Tragfähig-<br />

keit schon im Schlussbild sich wieder verflüchtigt<br />

und erneut, buchstäblich einzig und allein, ein<br />

bald schläfriger, bald hellwacher Flaneur von Wort<br />

zu Wort, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung in<br />

den Gedichten Donhausers unterwegs ist und sich<br />

nirgends endgültig festhalten und behaften lässt,<br />

ob Wahrnehmung und Wort nun „Pferdeflanken“<br />

oder „Tod“ heißen. Nicht umsonst verweigert der<br />

Autor den Gedichten in „Sarganserland“ neben<br />

allen sonstigen Satzzeichen auch noch den ab-<br />

schließenden Punkt.


Welche drei Gedichte…<br />

Aleš Šteger:<br />

Drei Gedichte, die man auswendig können sollte? Wie soll man bei einer solchen Wahl vorgehen? Für wessen Stimme, für wessen<br />

Welten soll man da den advocatus diaboli spielen? Fasst man nur den schimmernden Gipfel des Kristallberges – genannt<br />

Dichtung – ins Auge, das 20. Jahrhundert – wen, welche Gedichte soll man da nennen? Soll man ein europäisches Potpourri<br />

zusammenbasteln und etwa sagen: „Meine Zeit“ von Ossip Mandelstam, „Das sind doch Menschen“ von Gottfried Benn, „Der<br />

Wanderer“ von Dane Zajc? Oder soll man bei Ingeborg Bachmann nachgraben, bei Tomas Tranströmer, oder gar geographisch<br />

breiter gehen und den peruanischen Lyriker César Vallejo etwa mit dem Gedicht „Doch bevor dieses ganze Glück endet“ zu<br />

Rate ziehen oder gar Wallace Stevens’ „The Palm at the End of the Mind“? Früher oder später lehnt man sich im Sessel zurück,<br />

verwirrt, benommen, matt schweben einem Titel, Verse in verschiedenen Sprachen, verschiedene Übertragungen, ein Stimmenwirrwarr<br />

durch den Kopf. Ich kann kein Gedicht nennen, das jemand so sehr mögen sollte, dass er es auswendig lernt. Der<br />

Akzent bei der am Anfang gestellten Frage liegt viel mehr am Akt des Erlernens selbst: Jeder Leser stellt seine eigene Bibliothek,<br />

sein eigenes Lyrikpantheon im Kopf zusammen. Wichtig dabei ist, dass man sich für ein Gedicht überhaupt entschließt,<br />

dass man sich dem Gedicht eigener Wahl ausliefert, in das Gedicht eingeht, ein Teil des Gedichts wird – und zugleich, dass das<br />

Gedicht auch ein Teil unserer selbst wird. Es ist nicht nur wichtig, (wenigstens) drei Gedichte auswendig zu können, man muss<br />

selber zur Erinnerung von (wenigstens) drei Gedichten werden.<br />

Michael Donhauser<br />

geboren 1956 als österreichischer Staatsbürger in<br />

Vaduz (Fürstentum Liechtenstein), Studium der<br />

Germanistik und Romanistik, lebt als freier Schrift-<br />

steller in Wien und Maienfeld (Schweiz).<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Ich habe lange nicht doch nur an dich gedacht.<br />

Gedichte“, Urs Engeler Editor, 2005<br />

„Vom Sehen“, Urs Engeler Editor, 2004<br />

„Vom Schnee“, Urs Engeler Editor, 2003<br />

„Venedig: Oktober. Gedichte“, Wunderhorn, 2003<br />

„Die Hecke der Abend“, Ulrich Keicher, 2002<br />

„dix-sept diptyques en prose“, traduit de<br />

l’allemand par laurent cassagnau, meet, 2002<br />

„Die Elster“, Edition Korrespondenzen, 2002<br />

„Die Gärten. Paris“, Urs Engeler Editor, 2000<br />

„Land (ein Gedicht mit Bildern von Franz Wan-<br />

ner)“, Nyffeler & Wallimann, 1999<br />

„Sarganserland“, Urs Engeler Editor, 1999<br />

„Arthur Rimbaud: Die späten Verse“, übersetzt<br />

und mit einem Aufsatz von Michael Donhauser,<br />

Urs Engeler Editor, 1998<br />

„Livia oder Die Reise. Roman“, Residenz, 1996<br />

„Das neue Leben. 78 Dreizeiler“, Residenz, 1994<br />

„Von den Dingen. Prosagedichte“, Hanser, 1993<br />

„Dich noch und. Liebes- und Lobgedichte“, Resi-<br />

denz, 1991<br />

„Die Wörtlichkeit der Quitte“, Droschl, 1990<br />

„Der Holunder. Prosagedichte“, Droschl, 1986<br />

Preise<br />

Meraner Lyrikpreis 2004<br />

Christian-Wagner-Preis 2002<br />

Mondseer Lyrikpreis 2001<br />

Christine-Lavant-Lyrikpreis 1994<br />

Manuskripte-Preis 1990<br />

Maienfelder Elegie<br />

Und die Goldruten standen alsbald<br />

braungewelkt in den aufgelassenen<br />

Gleiszonen, wieder wie damals, nur<br />

sanfter vergänglich noch einmal –<br />

es flogen Elstern auf, in solch einer<br />

Vielzahl, wie ich sie kaum je noch<br />

gesehen hatte, so als wäre all das<br />

Welken und Fallen ihr Element, all<br />

die Kahlheit, die sich ankündigte als<br />

Ruten und Laub, als Tau, der nässte<br />

das Moos, welches dem gebrochenen<br />

Scheitel einer Weinbergmauer grün<br />

entwuchs und das ich berührte, also<br />

versunken, während ich dachte an<br />

die Niedertracht, wo träumend einst<br />

meine Gedanken waren wie jenes<br />

Laubtreiben über einen Abstellplatz<br />

mit Kabelrollen, mit Brettern und<br />

Paletten von Ziegeln – dies war am<br />

Anfang gewesen, eine Heimat als<br />

Dorfrand, wo silbern wie Schwärme<br />

von Fischen die Blätter der Weide<br />

flohen im Wind, fielen wie Schleier<br />

durch das Blau, des Abends, Rahel<br />

Aus: „Ich habe lange nicht doch nur an dich gedacht. Gedichte“,<br />

Urs Engeler Editor, Juni 2005


Ernst Jandl schließt einen seiner poetologischen Aufsätze mit dem vielzitierten Satz: „Dichtkunst<br />

kann als eine fortwährende Realisation von Freiheit interpretiert werden.“ Der Freiheit durch die Dich-<br />

tung, wie sie häufig aus diesem Satz gelesen wurde, könnte aber auch noch eine andere Bedeutung als für<br />

das Jandl´sche Werk entscheidend zur Seite gestellt werden: Freiheit in und mit der Dichtung. Diese alter-<br />

native Lesart hätte den Vorteil, weniger poesiegläubig und euphorisch sein zu müssen und damit stärker<br />

an der Jandl´schen Einschätzung des eigenen Werks und an seinem Zugang zur Welt in und mit Dichtung<br />

teilzuhaben. Denn Jandl hat in seiner Dichtung vor allem auch eine Freiheit gezeigt: immer wieder sich die<br />

Freiheit zu nehmen, einmal eingeschlagene ästhetische Pfade auch wieder zu verlassen, einmal Geglücktes<br />

sein zu lassen und neu anzusetzen. Kein Wechsel der Sujets, keine Änderung der Einstellung des Dichters<br />

zur Welt ist damit zunächst gemeint, sondern die Änderung der Art und Weise der Darstellung, oder wie<br />

Jandl in dem Vorspruch zu „dingfest“ (wohl auch über sich selbst) schreibt: „er habe immer etwas zu sagen<br />

gehabt, und er habe immer gewußt, daß man es so und so und so sagen könne; und so habe er sich nie da-<br />

rum mühen müssen, etwas zu sagen, wohl aber um die art und weise dieses sagens. denn in dem, was man<br />

zu sagen hat, gibt es keine alternative; aber für die art und weise, es zu sagen, gibt es eine unbestimmte<br />

zahl von möglichkeiten. es gibt dichter, die alles mögliche sagen, und dies immer auf die gleiche weise.<br />

solches zu tun habe ihn nie gereizt; denn zu sagen gebe es schließlich nur eines; dieses aber immer wieder,<br />

und auf immer neue weise.“<br />

Aus dieser Perspektive scheint der häufig festgestellte Wandel innerhalb des Jandl´schen Werks,<br />

seine Entwicklung von einer vor allem von Brecht beeinflussten „traditionellen“ zu einer „experimentel-<br />

len“ Dichtung (markiert mit den konkreten Texten in „klare gerührt“, 1964) nur teilweise aufrecht zu er-<br />

halten. Denn die frühen und frühesten Gedichte mag – so könnte man in diese Richtung mutmaßen – von<br />

den späteren wohl die Schreibweise, nicht aber die Einstellung zur Dichtung trennen.<br />

So könne etwa „odyss auf den polsterstühlen“ (entstanden 1952, publiziert in dem Band „ding-<br />

fest“, 1973) als ein poetologisches Gedicht gelesen werden, das den notwendigen Bruch mit der Traditi-<br />

on in einem „Gestus des Herunterziehens“ andeutet („ihr auge will eine möwe werden. / aber nur eine<br />

dicke gelbe fliege / brummt mißvergnügt landeinwärts.“). Sind also die frühen Gedichte tatsächlich keine<br />

(später verworfenen) Fingerübungen auf dem Weg zum experimentellen Dichter, bevor die sogenannte<br />

„heruntergekommene sprache“ als das wohl gewichtigste Vermächtnis Jandls sich seiner (und er sich ihrer)<br />

bemächtigt?<br />

VON LEUCHTEN UND <strong>LYRIK</strong><br />

Thomas Eder<br />

Aber diese behauptete Kontinuität des zu Sagenden bei gleichzeitigem Wandel der Art, es zu sa-<br />

gen, setzte eine Möglichkeit der Unterscheidung zwischen Gegenstand und Darstellung in der Dichtung<br />

voraus. Was aber, wenn auch – und entgegen der Jandl´schen Aussage aus der Vorrede zu „dingfest“ – der<br />

Gegenstand des zu Sagenden von der Art der Darstellung erfasst würde und sich also dennoch ein Wandel<br />

hinsichtlich dieses Gegenstandes feststellen ließe? Folgende Beispiellinie durch das Jandl´sche Werk lässt<br />

auch diese Deutung plausibel werden:<br />

Die Hoffnung des einsamen Aschantinussessers in dem sehr frühen Gedicht „Eine Aschantinuß für<br />

dich“ (aus Jandls erstem Gedichtband „Andere Augen“, 1956) ist in einer Lebenswelt außerhalb des Ge-<br />

dichts angesiedelt, wenn die Nicht-Existenz eines Du melancholisch am Schluss des Gedichts beklagt wird:<br />

„wieviel Liebe ließe sich augenblicklich gewinnen, wenn sich jetzt / eine Aschantinuß für dich / aufbrechen<br />

ließe“. Ist aber diese Hoffnung nicht eine andere, vordergründig „humanere“, gar „humanistischere“ (ist<br />

man mit Jandls Schrecken vor diesem Begriff versucht zu fragen) als in „von leuchten“ (am 26.10.1977<br />

10 | 11


entstanden, publiziert in: „die bearbeitung der mütze“, 1978)? Denn in diesem für die Jandl´sche Poetik<br />

zentralen Gedicht ist die Hoffnung auf die Überwindung des zu Sagenden durch das Ende der dichteri-<br />

schen Ausdrucksweise, ja: der Sprachfähigkeit überhaupt gestaltet (mit all den Aporien, in die sich die<br />

Überwindung der Dichtung mit und durch Dichtung begibt), das dennoch als „fosforeszierenen aasen“<br />

„denen hyänenen“ „den pfaden“ zeigt:<br />

:<br />

von leuchten<br />

wenn du haben verloren den selbst dich vertrauenen als einen<br />

schreibenen; wenn du haben verloren den vertrauenen in den eigenen<br />

kreativitäten; wenn du haben verloren den methoden, den techniken<br />

zu richten den lebendigen und den toten; wenn du haben verloren<br />

den zusammensetzen von worten zu satzen; wenn du haben verloren<br />

den worten überhaupten, sämtlichen worten, du haben<br />

nicht einen einzigen worten mehr: dann du vielleicht<br />

werden anfangen leuchten, zeigen in nachten den pfaden<br />

denen hyänenen, du fosforeszierenen aasen!<br />

Und schließlich: Das durch Umkehrung der genera dicendi (der traditionellen Stilebenenunter-<br />

scheidung der Rhetorik) erwirkte Leuchten, das aus den „heruntergekommenen sprachen“ durch das<br />

Nach-oben-Kehren der üblicherweise unteren Stilebenen heraufdämmern könnte, wird in den späten<br />

Dialektdichtungen „stanzen“ (1992) noch einmal unterlaufen: Wenn sich die dem Gesagten und dem<br />

Sagen nach inferioren Gstanzln als ein „russ des reinen“ (Reinhard Priessnitz) den vergleichsweise immer<br />

noch leuchtenden Gedichten in „heruntergekommenen sprachen“ anlagern, die vom „geneigten leser“<br />

erwartete „poetische höhe“ in die „tiefe der poesie“ verschiebend:<br />

:<br />

aus aian orphischn oaschloch<br />

druckts es maunchmoe a batzal<br />

nemtsas glei auf de zungen<br />

olle lyrik gheat gsungen<br />

Ernst Jandl, 1992<br />

In diesem gegen die Poesie und die eigene Person schonungslosen Buch „erhebender und nie-<br />

derschmetternder sprachkunde“ entfaltet sich die genannte zweite Auffassung, der zufolge mit der<br />

„Entwicklung“ der Darstellung in Jandls Werk auch eine „Entwicklung“ der Gegenstände als Zerfall in<br />

üblicherweise nicht für poesiefähig gehaltene einhergeht. Sie läßt Jandl tragisch und komisch zugleich<br />

(ja: er ist „darrr kööönich vonn hummmmmmmmoooooooooooooooooarrrrr“) als einen im besten und<br />

nicht-trivialen Sinn „realistischen“ Dichter erscheinen.


Welche drei Gedichte…<br />

Oswald Egger:<br />

Wer weiß?, welche drei Gedichte 20-Jährige heute auswendig können sollen, doch ich glaube und vertraue darauf, dass auch<br />

sie – sollte ihnen „Lyrik“ als Wort und Sachverstand überhaupt einen Gebrauch nahelegen – sich selbst einen Begriff von<br />

dem machen werden, was ein Gedicht ist, und würden, darin inbegriffen, vielleicht selber dichten (was auch immer dies sei)?,<br />

aber ihresgleichen tun? Überlegt es euch gut, könnte ich einwenden, ob ihr, was ein Gedicht ist, auch wirklich wissen wollt,<br />

noch dazu auswendig (weil es einen innenwendig veränderte – irreversibel irgendwie, und weil es im richtigen Leben kein<br />

richtigeres gebe). Wer je ein Gedicht las, ist fürs Leben verloren oder – irreduzibel? Dann aber wird man, und in offener Folge,<br />

vielleicht Kling, Ingold und Donhauser loben, und Dichter (wie diese) nennen oder – lesen.<br />

HERKÜNFTE PFLEGEN STATT SIE DEMOLIEREN<br />

Ernst-Jandl-Preis 2001: Aus der Laudatio von Hubert Winkels auf Thomas Kling<br />

Thomas Kling liest in der Literaturwerkstatt Berlin, 1998<br />

Kaum ein dezidiert moderner Dichter versammelt in solchem Maße Stimmen anderer, zumal frühe-<br />

rer in seinen Texten wie Thomas Kling; kaum einer speist seinen Haushalt, seine Ökonomie, so weitgehend<br />

mit ergangenen Reden, die alle, so fremd die Sprachgestalt auch sein mag, wie aktuell eingesprochen wir-<br />

ken. Man könnte von Kling-Gedichten als Synchronisierungsräumen für heterogene Stimmen reden, wenn<br />

man begründen würde, wie hier räumliche und zeitliche Verhältnisse konjugiert werden.<br />

Kling hört Stimmen. Vor allem hört er solche aus <strong>Österreich</strong>. Er hat sie schon gehört, als er noch<br />

nicht „vor Ort“ war, wie man sagt. Deshalb konnte er auch, anstatt Geschichte in Düsseldorfer Hörsälen<br />

weiter zu studieren, Anfang der 80er Jahre in Wien „studieren und einen weiteren Begriff von Universität<br />

entwickeln“. Er reiste in eine gelebte Sprachform, die er in einem Maße aufnahm, dass er bei seiner Rück-<br />

kehr die rheinischen Melodiker aufschreckte mit harsch hingehauenen Austriazismen, ja sich verwandeln<br />

konnte in einen liebedienerischen Herrn Geheimrat, um dann plötzlich mit glorioser Gnadenlosigkeit ei-<br />

nen apodiktischen Nackenschlag anzusetzen.<br />

Wir loben einen Dichter, der seine Herkünfte pflegt, statt sie zu demolieren, der seine Väter evo-<br />

ziert, im oralen Sinne des Wortes, statt sie zu exorzieren, der sie heraushört aus und hineinhört in die<br />

Literaturgeschichte, und zwar mit Liebe, deren Erklärung praktischerweise die Form der Poesie hat.<br />

Thomas Kling (1957–2005)<br />

lebte in Düsseldorf, Wien, Finnland und viele Jahre in Köln. Zuletzt wohnte er auf der Raketensta-<br />

tion Hombroich in der Nähe von Neuss<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Auswertung der Flugdaten“, DuMont, 2005<br />

„Sondagen. Gedichte“ (mit CD), DuMont, 2002<br />

„Botenstoffe. Essays“, DuMont, 2001<br />

„Fernhandel. Gedichte“ (mit CD), DuMont, 1999<br />

12 | 13


Welche drei Gedichte…<br />

Anja Utler:<br />

Welche drei Gedichte? Ich denke diejenigen, die so berührt, verblüfft, geärgert haben, dass sie einfach aus dem Kopf nicht<br />

mehr verschwinden wollen. Bei diesen Versen allerdings wäre es dann womöglich angezeigt, die Namen ihrer AutorInnen<br />

griffbereit zu halten – immerhin könnten diese und ihre WeggefährtInnen für weitere Aufregung gut sein.<br />

Barbara Köhler:<br />

Ich fände es eigentlich besser, wenn heute (05. 05. 05) Zwanzigjährige auch die Chance hätten junge Frauen zu sein und nicht<br />

nur einer, der… Gedichte können soll. Sie könnten dann auch viel mehr als drei können. Sie könnten alle Gedichte können.<br />

Und wenn es nur je zwei wären. Und nicht „bei fuß“ – by heart.<br />

SUPPE LEHM ANTIKES IM PELZ…<br />

Ernst-Jandl-Preis 2003: Aus der Laudatio von Benedikt Ledebur auf Felix Philipp Ingold<br />

Felix Philipp Ingold<br />

Mit dem organischen Wachsen des Textes aus dem Schriftbild (…) stellt sich ein poetologischer Be-<br />

zug zu einem Namen und zu einem weiten Feld in Felix Philipp Ingolds Schaffen her: Zu Michel Leiris und<br />

zum literarischen Übersetzen, das Ingold als paradigmatisch für das Schreiben überhaupt versteht. Leiris<br />

hat seine vom Wort ausgehenden, durch permutative und kombinatorische Techniken gewonnenen Texte<br />

zu Glossaren verarbeitet, die mit dem Texttyp der Worterklärung spielen. Zu dem letzten dieser Glossare<br />

Souple mantique et simple tics de glotte hat Ingold eine sich am Laut orientierende Übertragung vorge-<br />

legt: Suppe Lehm Antikes im Pelz tickte o Gott Lotte. In seinem Essay „Übersetzung als poetisches Verfah-<br />

ren“ schreibt Ingold über solche sogenannten Oberflächenübersetzungen und verbindet die Poetik Michel<br />

Leiris’ mit den Poetiken des Dichters, von dem der Preis, um den es heute geht, seinen Namen hat: „In der<br />

deutschsprachigen Gegenwartspoesie hat wohl nur Ernst Jandl das Prinzip der intralingualen Übersetzung<br />

mit vergleichbarer Konsequenz durchgehalten. Schon Jandls erste größere Einzelpublikation, Laut und<br />

Luise, enthält fast ausschließlich poetische Originalübertragungen nach vorgegebenen, meist sehr kurzen,<br />

oft dem „Volksmund“ entnommenen Texten.“<br />

Felix Philipp Ingold<br />

geboren 1942, lebt in Zürich und Romainmôtier (Canton du Vaud)<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Wortnahme“, Urs Engeler Editor, 2005<br />

„Jeder Zeit andere Gedichte“, Droschl, 2002<br />

„Auf den Tag genaue Gedichte“, Droschl, 2000<br />

„De Nature“, Ed. Empreintes, 2000<br />

„Nach der Stimme“, Legueil Verlag, 1997


Welche drei Gedichte…<br />

Franz Morak:<br />

Arthur Rimbaud: Das trunkene Schiff (in der Übersetzung von Paul Zech)<br />

Karl Kraus: Man frage nicht, was all die Zeit ich machte<br />

John Lennon: Imagine<br />

Waltraud Klasnic:<br />

Alois Hergouth: Daheim<br />

Ernst Jandl: zweierlei handzeichen<br />

Johann Wolfgang von Goethe: Über allen Gipfeln ist Ruh<br />

ZURÜCKLEHNEN UND ZUHÖREN<br />

Kunststaatssekretär Franz Morak im Gespräch<br />

Warum Neuberg an der Mürz?<br />

Morak: Das hat mehrere Gründe: Zunächst gibt es einen persönlichen Zugang. Ich bin immer wieder<br />

begeistert, wenn ich in Gegenden komme, wo man entweder nur Wald vermutet oder ehemalige<br />

Industrieanlagen, aber plötzlich altes Siedlungsgut vorfindet. Ein gotisches Münster, eine gotische<br />

Kapelle. Außerdem ist es ist eine Region, aus der bedeutende Schriftsteller kommen. Ich denke an<br />

Elfriede Jelinek, an Michael Scharang und den lange verstorbenen Walter Buchebner, ich denke an<br />

die vielen Literaturveranstaltungen mit H.C. Artmann, Gerhard Rühm, Ernst Jandl und Friederike<br />

Mayröcker, die dort stattgefunden haben. Nicht umsonst zieht es die Leute immer wieder dort hin.<br />

Großstadt heißt auch Lärm und Jagd nach dem Event. In Neuberg aber kann man sich zurückleh-<br />

nen, zuhören, sich ganz der Poesie widmen. Dieser geografische Punkt hat etwas mit Exerzitium zu<br />

tun, mit Kontemplation.<br />

Eines spielt natürlich auch noch eine Rolle: Dass es mir politisch immer wichtig war, nicht nur zen-<br />

tral in der Hauptstadt zu sein. Zentrum ist überall, und deswegen Neuberg an der Mürz in der<br />

Obersteiermark! Nicht zuletzt gibt es doch ein unglaublich schönes Gasthaus, in dem man gerne<br />

zusammensitzt.<br />

Sie haben bald nach dem Tod von Ernst Jandl diesen staatlichen und reich dotierten Preis eingerichtet – mit<br />

einer internationalen Widmung und einer internationalen Jury.<br />

Morak: Es ist der höchst dotierte Lyrikpreis im deutschen Sprachraum. Es soll honoriert werden, dass<br />

sich Menschen ganz auf sich selber konzentrieren, auf ihre Erfahrung und die Beschäftigung mit<br />

der Sprache. Das ist oft nur einem sehr kleinen Leserkreis mitzuteilen – und das sollte Aufmerksam-<br />

keit erfahren, auch vonseiten der Republik.<br />

Das ist für mich Ausdruck der großen Wertschätzung, die ich für Jandl habe. Er ist ein Dichter, der<br />

gerade für Schauspieler interessant ist, weil er die Sprache als Sprechender forciert, und es gibt<br />

ganz wenige Dichter, die laut gelesen werden wollen. Jandl hat das auch sehr komödiantisch ausge-<br />

lebt. Darum haben wir heuer zum exzellenten Sprecher Wolfram Berger auch zwei große Musiker,<br />

die mit Jandl aufgetreten sind, eingeladen, Wolfgang Puschnig und Christian Muthspiel. Damit<br />

gehen wir ganz zentral auf den Dichter ein – fragen aber dabei auch fünf Jahre nach seinem Tod:<br />

Wie geht man heute mit dem Thema Sprache, Lyrik, Wirklichkeit, Ich um?<br />

Die internationale Jury hat 2001 mit sehr guter Hand Thomas Kling mit dem ersten Jandl-Preis gewürdigt.<br />

Kling ist Anfang April einem Krebsleiden erlegen. In den Nachrufen war zu lesen, dass er der Bedeutendste<br />

der mittleren Generation gewesen ist.<br />

Morak: Sein Tod hat mich tief bestürzt. Er war einer der wenigen, der sich nicht nur mit seiner Ly-<br />

rik ins Leben eingebracht hat. Er war sehr engagiert, er war sehr leicht erregbar, er war einer der<br />

Nervösen, einer von denen, die laut waren. Ich denke heute noch mit Staunen daran, wie er in der<br />

kleinen Grünangerkirche bei seiner Lesung im Jahr 2003 sofort auf die Kanzel gestiegen ist und von<br />

dort herunter seine Gedichte vorgetragen hat. Er gab uns damit ein Deutungsmuster mit, wie ein<br />

Geistlicher, der dort zuhause ist, wie einer, der sagt: Ja, ich habe etwas zu sagen und ich sage es<br />

von oben herab, ich sage es von der Kanzel. Dieses Bild wird mir immer in Erinnerung bleiben, weil<br />

ich Solches so oft vermisse. Ich vermisse, dass man zu dem steht, was man tut. Dass man das nicht<br />

als einen Akt der Verletzung sieht, sondern als einen Akt seiner eigenen Präsentation. Und da war<br />

Kling einer von den „Heißen“.<br />

14 | 15


Dem Lyriker, dem Dichter hören im slawischen Raum oft Menschenmassen zu, ich erinnere an Jewtuschen-<br />

ko. Auch heutige Volkssänger, Folk-Sänger reißen Massen mit. Da gibt es doch ein Defizit bei uns. Sie<br />

selber haben ja zu diesem Fach einige eigene Liedtexte beigetragen.<br />

Morak: Ich vermisse oft eine solche Sprachzentriertheit bei Zuhörern, bei Lesern. Mir geht die<br />

Bewegung in der Sprache, die Heimat in der Sprache, das Wohnen in der Sprache ab. Sprache hat<br />

immer Melodie. Ich weiß noch vom Text-auswendig-Lernen: Wo große Autoren zugange waren,<br />

wie Thomas Bernhard, sind die Texte relativ einfach zu lernen. Nestroy ist sehr einfach zu lernen.<br />

Wenn sie die erste Seite intus haben, haben sie die Sprachmelodie intus. Sprache ist immer auch<br />

Musik. Das Gefühl dafür ist vielen Leuten abhanden gekommen. Das liegt auch an der Auseinander-<br />

setzung, die wir heute mit der Sprache haben. Wir werden zunehmend von Bildern überschwemmt,<br />

sie vermitteln die zentrale Botschaft. Was wir in Neuberg an der Mürz machen, dafür ist „sakral“<br />

gewiss das falsche Wort. Aber es hat etwas davon. In der Bibel steht nicht umsonst: „Am Anfang<br />

war das Wort“. Es ist der persönliche Ausdruck der Erfahrung von Welt. Lyrik ist immer eine sehr<br />

persönliche Sache, die im Kleinen zuhause ist. Sie wird bei uns nicht die großen Häuser füllen, aber<br />

wenn man sich darauf einlässt, kann sie ein großes Erlebnis sein. Die Lyrik erlaubt es in ihrem Inter-<br />

pretationsangebot, seinem Ich, seiner Vorstellungskraft Zeit und Raum zu geben.<br />

Die Fragen stellte Hans Haider<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic, Friederike Mayröcker und Staatssekretär Franz Morak, Neuberg 2003


AUTORENVERZEICHNIS<br />

Jörg Drews, geboren 1938, lebt in Bielefeld<br />

Professor für Literaturkritik und Literatur des 20. Jahrhunderts, Herausgeber der Zeitschrift „Bargfelder Bote. Materialien zum<br />

Werk Arno Schmidts“ und der Reihe „Frühe Texte der Moderne“<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Nach so viel Unsinn und Irrfahrt. Deutsche Liebesgedichte 1945 bis zur Gegenwart“, Hg. von Jörg Drews, Reclam, 2004<br />

„Seume: ‚Der Mann selbst’ und seine ‚Hyperkritiker’“, Vorträge der Colloquien zu Johann Gottfried Seume in Leipzig und<br />

Catania 2002, Hg. von Jörg Drews, Aisthesis, 2004<br />

„Das zynische Wörterbuch“, Hg. von Jörg Drews, Reclam, 2003<br />

„Luftgeister und Erdenschwere. Rezensionen zur deutschen Literatur 1967–1999“, Suhrkamp, 1999<br />

Thomas Eder, geboren 1968, lebt in Wien<br />

Studium der Deutschen Philologie und Philosophie in Wien, Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik der Universität<br />

Wien, Literaturwissenschaftler, Verlagslektor, seit 2003 Leitung der Sparte „Literatur“ im Kunsthaus Mürzzuschlag<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Unterschiedenes ist / gut.’ Reinhard Priessnitz und die Repoetisierung der Avantgarde“, Wilhelm Fink, 2003<br />

Im Frühjahr 2006 erscheint: „Zur Metapher“, Hg. gem. mit Franz Josef Czernin im Wilhelm Fink Verlag<br />

Benedikt Ledebur, geboren 1964, lebt in Wien<br />

Studium der Theologie in Fribourg, Datentechnik und Philosophie in Wien, Literaturkritiken und Beiträge in u.a. „Kolik“,<br />

„Wespennest“ und „neue deutsche literatur“<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„ÜBER/TRANS/LATE/SPÄT“, Onestarpress, 2002<br />

„Poetisches Opfer“, Ritter Verlag, 1998<br />

Heinz Schafroth, geboren 1932, lebt in Alfermée bei Biel<br />

Literaturkritiker, 1997 „Johann-Heinrich-Merck-Preis für Literaturkritik“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in<br />

Darmstadt, seit 2001 Mitglied der Deutschen Akademie<br />

Hubert Winkels, geboren 1955, arbeitet in Köln<br />

Studium der Germanistik und Philosophie, Literaturkritiker für „Die Zeit“, Kultur- und Literaturfilme für den WDR und Arte,<br />

Fernsehmoderator bei Premiere, im SWF und bei 3sat, Literaturredakteur des Deutschlandfunks in Köln, Gastprofessor an der<br />

Gesamthochschule Essen und an der Georg August Universität Göttingen<br />

Buchveröffentlichungen (Auswahl)<br />

„Gute Zeiten”, Kiepenheuer & Witsch, 2005<br />

„Leselust und Bildermacht. Über Literatur, Fernsehen und Neue Medien“, Kiepenheuer & Witsch, 1997<br />

„Freistil“, Essays, Suhrkamp, 1993<br />

„Einschnitte. Zur Literatur der Gegenwart“, Essays, Kiepenheuer & Witsch, 1988<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: <strong>Bundeskanzleramt</strong>, Sektion für Kunstangelegenheiten, A-1014 Wien, Schottengasse 1, Tel.: +43-1-53115-7564,<br />

Fax: +43-1-53109-7564, E-Mail: charlotte.sucher@bka.gv.at, www.art.austria.gv.at<br />

Redaktion: Dr. Hans Haider, Charlotte Sucher, Dr. Robert Stocker, Dr. Herbert Hofreither<br />

Copyright der Texte bei den Autoren<br />

Typografische Gestaltung: Peter Doppelreiter<br />

Druck: REMAprint<br />

Fotonachweis: Ernst Jandl (Umschlaginnenseite) © Peter Peitsch/ peitschphoto.com; Friederike Mayröcker (Seite 3), Michael<br />

Donhauser (Seite 7), Ernst Jandl (Seite 11) und Thomas Kling (Seite 12) © gezett.de; Felix Philipp Ingold (Seite 13) © Ayse Yavas;<br />

Landeshauptmann Klasnic, Friederike Mayröcker und Staatssekretär Morak (Seite 15) © HBF<br />

Die Veranstaltungen im Rahmen der Lyriktage sind öffentlich zugänglich und der Eintritt ist frei<br />

ZIMMERRESERVIERUNG<br />

Tourismusverband Neuberg<br />

Hauptstrasse 11<br />

A-8692 Neuberg an der Mürz<br />

Tel. und Fax: +43-3857-8321


<strong>ERNST</strong>-<strong>JANDL</strong>-<strong>PREIS</strong> <strong>FÜR</strong> <strong>LYRIK</strong> 2005<br />

Freitag, 17. Juni<br />

Vor dem Gasthof Holzer<br />

Grünanger Kirche<br />

Samstag, 18. Juni<br />

Innenhof des Kreuzganges<br />

im Stift Neuberg<br />

Innenhof des Kreuzganges<br />

im Stift Neuberg<br />

Wartesaal des<br />

Bahnhofs Neuberg<br />

Refektorium des<br />

Stiftes Neuberg<br />

Gasthof Holzer<br />

Sonntag, 19. Juni<br />

Neuberger Münster<br />

16:30 Begrüßung<br />

Albert Felser, Bürgermeister der Gemeinde Neuberg<br />

17:30<br />

14:30<br />

17:00<br />

19:00<br />

20:30 „…erinnert getafelt drei…“<br />

10:00<br />

17. bis 19. Juni 2005<br />

Neuberg an der Mürz<br />

Es lesen aus eigenen Werken sowie in memoriam Ernst<br />

Jandl und Thomas Kling: Friederike Mayröcker, Alfred<br />

Kolleritsch, Andrea Jonasson, Joachim Bißmeier<br />

Mozart 249<br />

Orgel: Karl-Gerhard Straßl<br />

Flöte: Andrea Wild<br />

10:00 Lesungen von Anja Utler, Fabjan Hafner, Barbara<br />

Köhler, Marion Poschmann, Ernest Wichner, Oswald Egger<br />

Moderation: Jörg Drews<br />

Lesungen von Raphael Urweider, Alesˇ Šteger, Armin Senser,<br />

Urosˇ Zupan, Dorothea Grünzweig, Daniel Bãnulescu<br />

Moderation: Heinz Schafroth<br />

Jandln – Jazz me if you can<br />

Sprecher: Wolfram Berger<br />

Saxophon, Querflöte: Wolfgang Puschnig<br />

Tuba: Jon Sass<br />

Überreichung des „Ernst-Jandl-Preises für Lyrik“ an<br />

Michael Donhauser durch Staatssekretär Franz<br />

Morak und Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />

Laudatio: Jörg Drews<br />

Lesung: Michael Donhauser<br />

Flöte: Angélica Castelló<br />

Für und mit Ernst<br />

Solo für Posaune, Klavier, Electronics und Jandl<br />

von Christian Muthspiel<br />

Messe in E-Dur für Chor und Orgel von Josef Gabriel<br />

Rheinberger und Orgelwerke von Franz Schmidt<br />

Ausführende: Webern Kammerchor<br />

Leitung: Alois Glaßner<br />

Orgel: Karl-Gerhard Straßl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!