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Seelig HP - Autoantikörper

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802<br />

H.-P. <strong>Seelig</strong>: Autoantikörper<br />

Tab. 1 Übersicht der sympathischen, parasympathischen (cholinergen) und enteralen Störungen bei<br />

Dysautonomien<br />

Sympathikus Parasympatikus Enterale Nerven<br />

Orthostatische<br />

Hypotonie<br />

Anhidrose<br />

Sicca-Syndrom<br />

● Xeropthalmie<br />

● Xerostomie<br />

sexuelle Dysfunktionen<br />

● Impotenz<br />

Blasenatonie<br />

● Harnverhalten<br />

Pupillotonie<br />

fixierte Herzrate<br />

agnostische Differenzierung zwischen autoimmunen<br />

und degenerativen autonomen<br />

Störungen, was aus therapeutischen Gründen<br />

von Bedeutung sein kann.<br />

Ganglionäre Azetylcholinrezeptoren<br />

Im peripheren autonomen Nervensystem<br />

sind an der Erregungsleitung vom Vorderhorn<br />

des Rückenmarks zu den Endorganen<br />

zwei Neuronen beteiligt, deren Schaltstelle in<br />

den peripheren sympathischen und parasympathischen<br />

Ganglien liegt (�Abb. 1). Das<br />

ganglionäre Neuron kann Impulse von mehreren<br />

präganglionären Fasern erhalten (Konvergenz),<br />

das präganglionäre Neuron Impulse<br />

auf mehrere ganglionäre Neuronen weiterleiten<br />

(Divergenz). Die schnelle synaptische<br />

Dys-/Hypomotilität<br />

● Anorexie<br />

● vorzeitiges Sättigungsgefühl<br />

● postprandialer Abdominalschmerz<br />

● Diarrhöen/Erbrechen<br />

● Obstipation<br />

● Gastroparese<br />

intestinale Pseudoobstruktion<br />

Transmission der Erregung von den präganglionären<br />

auf die (post)ganglionären Neuronen<br />

erfolgt durch Azetylcholin (ACh) in ganglionären<br />

nikotinischen Azetylcholinrezeptoren.<br />

Die parasympathische Erregung wird<br />

durch ACh in muskarinischen Azetylcholinrezeptoren<br />

(mAChR) auf die Endorgane weitergeleitet,<br />

die sympathische, mit Ausnahme<br />

der Schweißdrüsen, durch Noradrenalin in<br />

α- oder β-adrenergen Rezeptoren.<br />

Neuronale und G-nAChR sind analog zu<br />

den muskulären nAChR der motorischen<br />

Endplatte aus je fünf Proteinuntereinheiten<br />

(α- und β-Untereinheiten) aufgebaut, die um<br />

einen zentralen Ionenkanal angeordnet sind<br />

(43). Im zentralen und peripheren Nervensystem<br />

wurden acht α- (α 2-7; α 9,10) und drei<br />

β-Untereinheiten (β 2-4) identifiziert, die multiple<br />

homo- und heteromere nAChR mit unterschiedlichen<br />

pharmakologischen und<br />

Abb. 1 Prä- und postganglionäre Neuronen des Parasympathikus und Sympathikus. Die Signalübertragung<br />

von prä- auf postganglionäre Neuronen wird durch Azetylcholin an ionotropen, nikotinischen<br />

Azetylcholinrezeptoren (nAChR) in den peripheren autonomen Ganglien vermittelt. Die parasympathische<br />

Signalübertragung an den Endorganen geschieht durch Azetylcholin an metabotropen, muskarinischen<br />

Azetylcholinrezeptoren (mAChR), die sympathische durch Noradrenalin an α- und β-adrenergen<br />

Rezeptoren (α-AR, β-AR) mit Ausnahme der Schweißdrüsen.<br />

funktionellen Eigenschaften bilden. Die ganglionären<br />

Neuronen exprimieren α 3-, α-, α 5-,<br />

α 7-, β 2- und β 4-Untereinheiten (25), die monomere<br />

α 7-Typ oder heteromere α 3-Typ Rezeptoren<br />

formen. Rezeptoren vom α 3-Typ<br />

können außer α 3- auch α 5-, β 2- und/oder<br />

β 4-Untereinheiten enthalten. Die ganglionären<br />

α 3-Typ-Rezeptoren der Mammalia sind<br />

vorwiegend aus zwei α 3- und drei β 4-Untereinheiten<br />

(α 3β 4) aufgebaut (39). Die α 3-Untereinheiten<br />

besitzen eine hohe Affinität gegenüber<br />

Epibatidin, einem aus den Hautdrüsen<br />

des Pfeilgiftfrosches Epipedobates tricolor<br />

stammenden Alkaloid (28, 30).<br />

Transgene Mäuse mit Null-Mutanten des<br />

α 3-Gens bilden keine ganglionären Azetylcholinrezeptoren.<br />

Sie entwickeln ausgeprägte<br />

autonome Defizite (gastrointestinale Dysmotilität,<br />

Harnblasendistension, Ausfall der<br />

Pupillenlichtreflexe), ein Hinweis auf die<br />

Notwendigkeit der α 3-Untereinheit für die<br />

ganglionäre Neurotransmission (64). Bei<br />

Kindern mit dem Megazystis-Mikrokolon intestinalem<br />

hypoperistaltischem Syndrom ist<br />

die Expression der α 3-Untereinheiten nAChR<br />

in den Ganglienzellen, der Muskulatur und<br />

den Epithelien der von den Läsionen betroffenen<br />

Organe (Intestinum, Ureter) unterdrückt<br />

(34).<br />

Autoantikörper gegen<br />

ganglionäre nikotinische<br />

Azetylcholinrezeptoren<br />

Antikörper gegen die extrazelluläre Domäne<br />

der α 3-Untereinheit von G-nAChR wurden<br />

erstmals bei Patienten mit subakuten autonomen<br />

Neuropathien nachgewiesen (44, 45, 48,<br />

55). Als Antigen dienen mit 125 I-markierte<br />

α 3β 4-Rezeptoren aus Membranen von Neuroblastomzellen<br />

(IMR-32-Zellen), die in<br />

athymischen Mäusen (nude mouse) als solide<br />

Tumoren vermehrt wurden. Methodisch<br />

ähnliche Untersuchungen wurden mit<br />

3 H-Epibatidin markierten Rezeptoren aus<br />

SY5Y-Neuroblastomzellen beschrieben (3).<br />

IMR-32-Zellen (42) exprimieren α 3-, α 5-,<br />

α 7-, β 2- und β 4-Rezeptoruntereinheiten und<br />

bilden hauptsächlich funktionell aktive<br />

α 3β 4-Typ nAChR (9, 29, 30). Da aus Zellkulturen<br />

nur geringe und inkonstante Mengen<br />

an Rezeptoren erhalten werden (< 100 fmol<br />

Rezeptor/mg Protein), werden solide Tumo-<br />

Nervenheilkunde 11/2009 © Schattauer 2009

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