Ethylglucuronid Info - Labor Enders & Partner
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LABOR ENDERS<br />
Abstinenzkontrolle<br />
<strong>Ethylglucuronid</strong> schließt die diagnostische Lücke<br />
Alkoholismus stellt eine der verbreitetsten Suchtkrankheiten<br />
in unserer Gesellschaft dar. Seit<br />
langem wird nach einem sensitiven und zugleich<br />
spezifischen Marker gesucht, der auch mäßigen<br />
Alkoholkonsum verlässlich anzeigt. Die Bestimmung<br />
des Ethanolgehaltes im Blut reflektiert nur<br />
einen sehr kurzen Zeitraum des Alkoholkonsums.<br />
Andere laborchemische Parameter, wie z.B. die<br />
Aktivität der Gamma-Glutamyltransferase (GGT),<br />
können durch eine Vielzahl von Einflüssen (z.B.<br />
Hepatopathie) verändert sein und zur Fehlinterpretation<br />
führen.<br />
Die Bestimmung von CDT ermöglicht relativ<br />
spezifisch die Abschätzung der in den letzten<br />
3 Wochen konsumierten Alkoholmenge. Ein<br />
Nachteil ist jedoch das fehlende Ansprechen auf<br />
geringe konsumierte Alkoholmengen.<br />
<strong>Ethylglucuronid</strong> (EtG) stellt einen neuen spezifischen<br />
Marker dar; es handelt sich hierbei um<br />
einen Phase II - Metabolit des Alkohols (Ethanol),<br />
welcher durch hepatische Glucuronidierung<br />
gebildet und renal eliminiert wird. EtG kann somit<br />
als direkter Nachweis auf vorangegangenen<br />
Alkoholkonsum verwendet werden. Da es sich bei<br />
der Substanz um ein sehr stabiles Stoffwechselprodukt<br />
handelt, konnte <strong>Ethylglucuronid</strong> außer in<br />
Urin bzw. Serum [1] auch in Haaren [2] und post<br />
mortem [3] nachgewiesen werden. <strong>Ethylglucuronid</strong><br />
wird im Gegensatz zum Blutalkohol vom<br />
Körper langsamer abgebaut und daher mit<br />
zeitlicher Verzögerung über den Urin ausgeschieden.<br />
Da <strong>Ethylglucuronid</strong> eine längere Halbwertszeit<br />
(t½ = 2–3h) [4] als Alkohol (25 Minuten)<br />
aufweist, konnte bei Patienten mit regelmäßigem<br />
Alkoholkonsum eine Kumulation der Substanz im<br />
Körper nachgewiesen werden.<br />
Auch bei einmaligem Alkoholkonsum konnte bei<br />
Patienten mit 0,2–2,0 0 /00 Blutalkoholkonzentration<br />
<strong>Ethylglucuronid</strong> im Urin mindestens 1 ½<br />
Tage (39 Stunden) bis zu 3 Tagen nachgewiesen<br />
werden.<br />
Die Bestimmung des <strong>Ethylglucuronid</strong>s schließt<br />
somit die diagnostische Lücke zwischen der<br />
Alkoholbestimmung (meist vor Ort) und der<br />
November 2004<br />
bisher verwendeten Langzeitmarker CDT (ca. 3<br />
Wochen), der Gammaglutamyltransferase (GGT,<br />
1 Monat) und dem mittleren korpuskulären<br />
Erythrozytenvolumen (MCV). Letztere zeigen<br />
Alkoholmissbrauch nur indirekt an (ausgenommen<br />
CDT), während es sich bei EtG um das<br />
direkte Stoffwechselprodukt des Alkohols handelt.<br />
Abb.: Zeitlicher Indikationsbereich verschiedener<br />
Alkoholismus-Marker<br />
In der Praxis lässt sich EtG bereits nach dem<br />
Genuss von 10 Gramm reinen Alkohols (dies<br />
entspricht etwa einer halben Flasche Bier) gut<br />
nachweisen [5, 6]. Nach erfolgtem Alkoholgenuss<br />
werden die maximalen EtG-Konzentrationen erst<br />
mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa 2 bis<br />
3,5 Stunden in bezug auf das Maximum der<br />
Blutalkoholkonzentration gemessen [7]. Im Blut<br />
fallen die Alkoholspiegel nach 5-7 Stunden<br />
bereits unter die Nachweisgrenze herkömmlicher<br />
Tests ab, während die EtG-Konzentration im<br />
Serum deutlich später ihr Maximum erreicht.<br />
Im Urin ist eine Nachweisbarkeit von EtG nach<br />
exzessivem Alkoholgenuss bis zu 80 Stunden<br />
gegeben [8, 9]. Eine Studie befasste sich mit der<br />
Aufnahme relativ kleiner Mengen Alkohol, wie<br />
dies von Alkoholikern oft während der Entzugstherapie<br />
versucht wird [10]. In diesem Experiment<br />
konnte gezeigt werden, dass bei einmaligem<br />
Konsum von nur 9 Gramm Alkohol <strong>Ethylglucuronid</strong><br />
noch 19 bis 27 Stunden später im Urin nachweisbar<br />
war. Die maximale Konzentration wurde<br />
nach 3 bis 10 Stunden erreicht.
Fazit:<br />
<strong>Ethylglucuronid</strong> eignet sich besonders für die<br />
Überwachung von Patienten im stationären<br />
Alkoholentzug oder in Alkoholentgiftung sowie für<br />
Fragestellungen, bei denen ein Alkoholkonsum<br />
Stunden bis wenige Tage vorangegangen war,<br />
der aber auf Basis der Blutalkoholmessung nicht<br />
mehr erfassbar ist (z.B. Arbeitsmedizin, MPU).<br />
Eine retrospektive Extrapolation auf die exakte<br />
Blutalkoholkonzentration ist über die <strong>Ethylglucuronid</strong>-Bestimmung<br />
nicht möglich.<br />
Auf Grund der langen Eliminationszeit von EtG<br />
stellt Spontanurin das Probenmaterial der Wahl<br />
dar. Die Stabilität von EtG im Urin beträgt bei<br />
Raumtemperatur 140 Stunden [11], daher kann<br />
die Spontanurin-Probe ungekühlt an uns verschickt<br />
werden.<br />
Neben der Bestimmung von EtG wird die Messung<br />
der etablierten Verfahren zum Nachweis<br />
eines chronischen Alkoholkonsums (CDT, Leberwerte,<br />
MCV) weiter Bestandteil der Diagnostik<br />
bleiben.<br />
Interpretation:<br />
< 0,1 mg/l: Ausschluss eines Alkoholkonsums<br />
> 0,1 mg/l: sicherer Nachweis eines Alkoholkonsums<br />
Material:<br />
Mindestens 2 ml Spontanurin,<br />
Transport bei Raumtemperatur möglich.<br />
Methode:<br />
LC-MSMS<br />
Kosten der EtG-Bestimmung: € 52,46 (1,0 x<br />
GOÄ). Die Untersuchung ist keine Kassenleistung.<br />
Kontakt:<br />
Dr. V. Dangel Tel.: 0711 / 6357-110<br />
Dr. K. Lüthgens Tel.: 0711 / 6357-210.<br />
Literatur:<br />
[1] Schmitt G, Aderjan R, Keller T, Wu M. <strong>Ethylglucuronid</strong>e:<br />
an anusual ethanol metabolite in humans. Synthesis,<br />
analytical data and determination in serum and urine; J Anal<br />
Toxicol. 1995; 19: 91-94.<br />
[2] Alt A, Janda I, Seidl S, Wurst FM. Determination of<br />
<strong>Ethylglucuronid</strong>e in human hair by SPE and LC-MS/MS;<br />
Forensic Sci Int. 2002; 128(1-2), 59-65.<br />
[3] Wurst F, Schüttler R, Kempter Ch, Seidl S, Gilg Th,<br />
Jachau K, Alt A. Can <strong>Ethylglucuronid</strong>e be determined in post<br />
mortem body fluids and tissues? Alcohol and Alcoholism<br />
1999; 34, 262-263.<br />
[4] Schmitt G, Droenner P, Skopp G, Aderjan R, <strong>Ethylglucuronid</strong>e<br />
in serum of human volunteers, teetotalers and<br />
suspected drivers. J. Forensic Sci. 1997; 42, 1099-1112.<br />
[5] Kintz P, Villain M, Cirimele V, Goulle JP, Ludes P. Usage<br />
criminel de substances psychoactives: le probléme de la<br />
durée de detection. Acta Clin. Belg 2002; Suppl-1, 24-30.<br />
[6] Stephanson N, Dahl H, Helander A, Beck O. Direct<br />
quantification of ethylglucuronide in clinical urine samples by<br />
liquid-chromatography-mass-spectrometry. Ther Drug Monit.<br />
2002; 24, 645-651.<br />
[7] Schmitt G, Aderjan R, Keller T, Wu M. <strong>Ethylglucuronid</strong>e:<br />
an unusual ethanol metabolite in humans. Synthesis analytical<br />
data and determination in serum and urine. J. Anal.<br />
Toxicol 1995; 19, 91-94.<br />
[8] Nishikawa M, Tsuchihashi H, Miki A, Katagi M, Schmitt G,<br />
Zimmer H, Keller T, Aderjan R. Determination of ethylglucuronide,<br />
a minor metabolite of ethanol, in human serum by<br />
liquid chromatography electrospray ionization mass spectrometry.<br />
J Chromatogr B 1999; 726, 105-110.<br />
[9] Alt A, Wurst FM, Seidl S, Evaluation of the ethylglucuronide<br />
in urine samples with the internal standard d5ethylglucuronide.<br />
Blutalkohol 1997; 34, 360-365.<br />
[10] Maralìkovà B, Schaefer P, Thierauf A, Stumptner D,<br />
Wurst FM, Weinmann W. Determination of ethylglucuronide<br />
in urine after drinking small amounts (9g) of ethanol.<br />
[11] Wurst FM, Kempter C, Seidl S, Alt A, Ethyglucuronide –<br />
a marker of alcohol comsumption and a relapse marker with<br />
clinical and forensic implications. Alcohol & Alcoholism, 1999;<br />
34/1, 71-77.<br />
Verantwortlich für den Text: Dr. V. Dangel